Die Nachbildung einer analogen Chorus-Pedal-Legende
Das Warm Audio WA-C1 ist ein Chorus- und Vibrato-Effektgerät, das sich unverkennbar am Boss CE-1 orientiert. Das Boss ist nach wie vor eine Legende und gehört klanglich zu den beliebtesten Chorus-Effekten. Allerdings ist es selten, groß und mittlerweile sehr teuer. Glücklicherweise könnte das Warm Audio WA-C1 Pedal jetzt diese Rolle übernehmen.
Inhaltsverzeichnis
Versehen mit den wichtigsten Merkmalen des CE-1 und einigen zusätzlichen Verbesserungen, die sonst nur als Modifikation verfügbar waren, bringt es erst mal alle Voraussetzungen mit, um dieser Rolle gerecht zu werden. Mal schauen, was das gute Stück also wirklich kann.
Gehäuse, Schalter und Potis des WA-C1 Chorus Vibrato Pedals
Ja, diese Gehäuseform dürfte vielen Gitarristen bekannt vorkommen und das Musikerherz höherschlagen lassen. Die Anlehnung an das Boss CE-1 ist unverkennbar und hier hat man viel Liebe ins Detail gesteckt. Die Oberfläche des graugrünen Gehäuses hat eine schöne Struktur und das robuste Pedal bringt trotz seiner kompakteren Maße von 16,5 x 9,7 x 4 cm (L x B x H) mit 862 g ein ganz schönes Gewicht auf das Pedalboard. Auch wenn das Pedal damit um einiges kleiner ist als das Vintage-Schätzchen, ist es also nicht klein. Aber aufgrund der Potis und Buchsen und natürlich des klassischen Designs ist diese Größe optimal.
Zwei satt schaltende Fußschalter aktivieren das Effektgerät beziehungsweise wechseln zwischen dem Chorus- und dem Vibrato-Effekt. Im Gegensatz zum Original wurde beim Warm-Audio-Effektgerät das eingelassene Metallplättchen mit der Beschriftung über die ganze Breite des Pedals gewählt. Das passt optisch sehr gut und wirkt authentisch. Die Beschriftung wurde in grünlicher Schrift neben die jeweiligen Schalter gedruckt und ist gut ablesbar.
Etwas erhöht wurden zwischen den Schaltern und dem Potibereich drei LEDs in das Gehäuse eingelassen. Leicht versenkt und stoßsicher zeigen sie in roter oder blauer Farbe an, ob der Chorus oder das Vibrato aktiviert ist. Bei ausgeschaltetem Pedal leuchtet eine dieser beiden LEDs jeweils konstant. Aktiviert man das Modulationspedal, blinken sie in der jeweiligen Geschwindigkeit.
Die linke, rote LED zeigt nicht etwa den Status des Effektgeräts an, sondern dient der Anzeige der Übersteuerung des Eingangs. Das ist zwar vintage-korrekt, aber zunächst etwas ungewohnt. Man muss sich dementsprechend an den leuchtenden oder blinkenden LEDs auf der rechten Seite orientieren, das Pedal aber am linken Schalter aktivieren. Hier hätte man meiner Meinung nach vom ursprünglichen Konzept abweichen dürfen und beispielsweise das Übersteuern durch ein Überblenden von einer konstant leuchtenden roten LED in eine gelbe LED bei Level-Peaks darstellen können.
Geregelt wird der Chorus-Vibrato-Effekt mit insgesamt fünf Potis und einem kleinen Kippschalter. Die Potiknöpfe entsprechen den alten Originalen. Das finde ich absolut klasse, da sie einen großen Teil des Designs ausmachen. Ich vermute, dass sie speziell für dieses Pedal neu angefertigt wurden. Die Potiknöpfe sind aufgesteckt und die Potis laufen mit einem angenehmen Regelweg. Der obere Teil ist aus schwarzem, geriffelten Kunststoff und hat eine weiße Markierung. Am unteren Rand ziert eine silberne Krempe die Potikappe.
Anders als beim Boss CE-1 sind sowohl für das Vibrato als auch für den Chorus jeweils zwei Potis vorhanden. Sie regeln jeweils Depth und Speed.
Das letzte Poti regelt die Lautstärke des Preamps. Hierfür ist dann auch die Clipping-LED notwendig. Auf der hinterlegten Metallplatte sind alle Beschriftungen und Skalierungen in grüner Schrift gut lesbar aufgedruckt. Die Bedeutung der LEDs wird hier ebenfalls angezeigt.
Ein kleiner Kippschalter, der einen robusten Eindruck macht, regelt die Eingangsempfindlichkeit zwischen High und Low.
Im Gegensatz zum Boss-Chorus gibt es beim Warm Audio WA-C1 keinen An-/Ausschalter, da man zum Glück auf einen Netzstecker zugunsten einer 9 V Netzteilbuchse verzichtet hat. Diese befindet sich zusammen mit den Anschlüssen an der Stirnseite des Effektgeräts. Hier passt also ein Standard Boss Netzteil, und das Chorus/Vibrato-Pedal benötigt mindestens 90 mA. Intern werden diese mit einem Dual-DC-DC-Voltage-Converter entsprechend umgewandelt. Ein Betrieb per 9 V Blockbatterie ist ebenfalls möglich. Zum Einsetzen der Batterie müssen vier Schrauben der Bodenplatte gelöst werden.
Sämtliche Buchsen sind fest mit dem Gehäuse verschraubt. Das Modulationspedal verfügt über einen Input und zwei Outputs. Die Buchsen sind vorbildlich beschriftet. Wie das Boss CE-1, kann auch das Warm Audio WA-C1 in Stereo betrieben werden. Aufgrund des Monoeingangs ist es wahrscheinlich trotzdem eher für Gitarristen geeignet. Möglicherweise hätte man hier die Chance nutzen und ein komplettes Stereo-Pedal daraus machen können. Dann wäre es für die Nutzung mit Synthesizern noch etwas interessanter geworden. Allerdings wäre das Pedal aufgrund der geänderten Schaltung auch sicherlich deutlich teurer.
Zu guter Letzt ist noch ein kleiner, aber nicht zu verachtender Schiebeschalter mit der Aufschrift HI-Z vorhanden. Hierüber wird die Eingangsimpedanz geändert. Dies war eine beliebte Modifikation für den Boss CE-1 und dürfte das Pedal für Synthesizer doch wieder interessanter machen.
Auf der Unterseite sorgen vier aufgeklebte Gummifüße für einen sicheren Stand. Das Pedal ist auf der Unterseite komplett flach und könnte auch gut mit Klettband auf einem Pedalboard befestigt werden.
Ein Blick ins Innere des Pedals zeigt eine sauber verarbeitete Platine in SMD-Technik. Die Modulation wird mit Hilfe eines MN3007-BBDs von Xvive erzeugt.
Der Warm Audio WA-C1 Chorus Vibrato in der Praxis
Zwischen Gitarre und Verstärker platziert, geht es zum Praxisteil des Tests. Bereits im ausgeschalteten Zustand färbt der analoge Preamp des Pedals den Sound. Der Warm Audio Chorus Vibrato hat keinen True Bypass, sondern schaltet nur den Effektanteil hinzu. Der Preamp bleibt, wie beim historischen Vorbild, konstant aktiviert. Das macht sicherlich einen Teil des Klangcharakters des Effektpedals aus. Ich kann mir aber vorstellen, dass nicht jeder dauerhaft diesen Preamp im Signalweg haben möchte. Hier wäre eine Schaltoption zwischen True Bypass und dauerhaft aktiviertem Preamp meiner Meinung nach sinnvoll gewesen.
Wer aber den Preamp als wichtigen Teil des Gesamterlebnisses sieht, wird mit dem Klang sicherlich zufrieden sein. Das Signal wird, je nach Level-Stellung, etwas komprimiert und färbt den Klang etwas. Der Sound wird lebendiger und bekommt einen Vintage-Charakter. So lässt es sich wohl am besten beschreiben. Es gibt ja auch Effektgeräte, die nur den Preamp des Boss CE-1 beinhalten, um ihn als Klangfärber und sogar als leichten Overdrive zu nutzen. Das bekommt man hier also ganz authentisch geboten.
Impedanz und Preamp
In Verbindung mit dem Impedanz-Schalter kann hier der Sound geformt werden. Die geänderte Impedanz verändert hörbar den Headroom und die Verzerrung. Der Preamp fügt eindeutig diesen markanten Vintage-Charme hinzu, für den der CE-1 so beliebt ist. Es lohnt sich also, mit dem HI-Z-Schalter zu experimentieren. Beide Schalterstellungen haben ihren Charme und lassen sich klanglich sinnvoll nutzen. Toll, dass es diese Schaltoption gibt.
Der Schalter wechselt zwischen einer Eingangsimpedanz von 50 kOhm, was dem alten CE-1 entspricht, und einer höheren Impedanz von 1,1 MOhm. Durch die höhere Impedanz klingt das Signal der Gitarre frischer und lebendiger, im Vintage-Modus etwas dunkler. Insbesonders, wenn vor dem Chorus keine anderen Effektpedale aktiv sind, ist die Einstellung der höheren Impedanz zu empfehlen. Außer man möchte es vintage-korrekt haben. Da im Bypass der Preamp ebenfalls aktiv ist, wirkt sich diese Schalterstellung natürlich auch im Bypass auf den Sound aus.
Der Chorus- und Vibrato-Effekt des Warm Audio WA-C1
Der Chorus-Effekt kann dieses legendäre „Eiern“ eines Boss CE-1 sehr gut nachbilden. Mit dem Depth-Poti lässt sich sehr gezielt die Modulationstiefe einstellen. Vom leichten Schimmern bis zum tiefen Wabern ist hier alles drin. Beim Boss CE-1 konnte der Chorus lediglich mit einem Intensity-Poti eingestellt werden. Daher war der Effekt oft zu intensiv oder zu dezent und der brauchbare Regelbereich war recht begrenzt. Mit den individuellen Depth- und Rate-Potis kann das klangliche Potenzial dieser Schaltung voll ausgenutzt werden. Die Modulation ist dabei immer etwas unrund, wie man es vom CE-1 kennt.
Der dicke Chorus-Sound ist sehr markant. Man denkt sofort an The Cure und John Frusciante. Mit der Kombination von Rate- und Depth-Poti können die unterschiedlichsten Chorus-Typen erzeugt werden. Flache und schnelle sind genauso möglich wie tiefe und langsame Chorus-Sweeps. Das klingt richtig gut.
Das Vibrato beginnt in seiner niedrigsten Rate-Stellung fast genau dort, wo der Chorus in seiner maximalen Stellung aufgehört hat. Es ist sogar etwas schneller. Der Regelbereich des Vibrato-Effekts ist aber optimal gewählt. Langsamere Pitch-Vibrati bis hin zu schnellen Vibrati sind hier möglich. Alle haben einen schönen Vintage-Charme und klingen nicht zu abgehackt.
Stereo- und Monoausgang des Effektpedals
Richtig voll wird der Klang natürlich, wenn man beide Ausgänge des Warm Audio WA-C1 nutzt und ihn in Stereo spielt. Mit zwei Verstärkern wird der Sound wunderbar breit und flächig. Dafür ist der Boss CE-1 bekannt. Schon mit dezenter Einstellung wird hier eine enorme Klangfülle erzeugt. Aber auch im Monobetrieb kann der Warm Audio Chorus natürlich überzeugen – mit einem Chorus-Sound, den man von unzähligen Alben bereits kennt. Im Vergleich zum alten CE-1 rauscht es übrigens merklich weniger, egal wie viel Gain man benutzt.
Generell gefällt mir der Warm Audio WA-C1 mit einer Gitarre mit Singlecoils am besten. Hier wird die perlende Brillanz besonders im HI-Z-Modus am besten dargestellt. Über zwei Verstärker gespielt, ist der Sound ein Traum der 80er-Jahre. Aber auch mit einem Synthesizer kann der Chorus punkten. Allerdings bin ich wohl nicht der Erste, der den CE-1-Sound mit einem Synthesizer im Moog-Stil mag. Ich denke, dass das schon mal jemand ausprobiert hat.
Ein analoger Chorus gehört immer noch zu den schönsten Modulationseffekten. Der etwas schmutzigere Sound, wenn man das Level höher dreht, unterstützt den Vintage-Charme. Mir persönlich gefällt der Preamp auch sehr gut. Platziert man den Chorus recht weit vorne in der Signalkette, agiert er als Buffer und erfrischt je nach HI-Z-Setting das Signal. Alternativ müsste man einen True-Bypass-Looper dazwischenschalten. Dann geht aber ein Teil der Legende verloren.
Habe mich auch sehr gefreut über dieses neulich auf dem Markt erschienene Gerät, da das Original nur exorbitant teuer und deswegen unerschwinglich ist (ich hatte mehrere davon – gebraucht, benutzt und teilweise auch erkennbar ’nicht mehr ganz‘ in bestem Zustand, in den späten 90ern in meinem Besitz … die gingen damals für rund 100DM pro Stück weg … oh-ohhhh!).
Doch etwas enttäuscht bin ich schon, dass in der heutigen Zeit mit doch vielen Stereo-Geräten (nicht nur bei Synthesizern) eben keine Voll-Stereo-Version draus geworden ist – da sollten sich die WARMs doch nochmals an den Tisch setzen und eine zweite, mehr zeitgemäße Version dazu-entwickeln (die darf dann auch gerne 300 € kosten …).
Doch vorerst müssen wohl leider Stereo-Ausgänge z.B. eines Synthesizers auf Mono reduziert werden, um über dieses Gerätchen laufen zu können, schade. Ein zweites ist ja teuer – und im Stereobetrieb liefen sie ja nicht synchron, leider.
Ansonsten ein wirklich gelungenes Remake dieses Klassikers … einschließlich des (geschrumpften – das ist völlig ok!) Gehäuses; da macht schon das Hinsehen mächtig Lust auf einzigartige Sounds …
>> Die rote LED des Warm Audio WA-C1 zeigt die Übersteuerung des Signals an << - in dem zugehörigen Bild ist aber die 'Chorus'-LED aktiv (diese zeigt sicher die Modulationsfrequenz an ...) - während die Übersteuerung über die (auf dem Bild inaktive) LED unterhalb des 'Level'-Reglers liegt.
@Nvelope Das stimmt natürlich. Die linke LED zeigt die Übersteuerung an. Während des Fotografierens habe ich den Input nicht übersteuert, weil ich nur zwei Hände habe 😎Aber wie im Testbericht beschrieben zeigt die linke LED (also die über dem On/Off Schalter) die Übersteuerung an. 🎸
Ich habe ein sehr gut erhaltenes Original und seit kurzem den Nachbau: der Nachbau ist klanglich wirklich überzeugend gelungen-
Stereo-Ins wären in der Tat ein hilfreiches upgrade gewesen – sonst muss der Chorus immer als ersters hinter einem Mono-Instrument in einer Stereo-Signalkette sein: dieses Problem des Originals sollte man nicht verewigen. Vielleicht kommt das ja noch als Vollstereo Variante gegen Aufpreis.
Klingt in der Tat sehr überzeugend!
Schade ist nur, dass man auf den Stereo-In verzichtet hat, was für mich ein Ausschlusskriterium ist.
Aus meiner Sicht hält man sich auch bei diesem Nachbau zu sehr an die Konventionen des Originals, was die Verwendbarkeit in einem zeitgemäßen Kontext nur unnötig einschränkt.