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Test: Warm Audio WA76-D, WA76-D2, Kompressor

Ein würdiger Erbe?

10. Januar 2025
warm audio wa76-d aufmacher

Warm Audio WA76-D, Kompressor

Der Warm Audio WA76-D ist das neueste Modell in Sachen FET-Kompressor des texanischen Herstellers Warm Audio und soll sich in Sachen Ausstattung, Optik und natürlich dem Klang am UREI/Universal Audio 1176 Rev D Kompressor orientieren. Dazu hat Warm Audio einige Funktionen hinzugefügt, die im Tonstudioleben eine echte Erleichterung bringen. Wieder „nur“ ein Nachbau, ein Klon oder eine echte Alternative zu den heute unbezahlbaren Originalen? Wir werden und das im folgenden Testbericht genau ansehen.

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History-Time

Der erste originale Kompressor vom Typ 1176 wurde von Universal Audio Gründer Bill Putnam 1967 gefertigt, der sogenannte „Blue Stripe“. Das erste Modell, der Rev A, hatte noch FETs (Feldeffekt Transistoren) in der Vorstufe und den Line-Amps, während alle nachfolgenden Revisionen im Schaltkreis auf bipolare Transistoren setzen. Von Anfang verfügen alle Modelle FETs zur Kompression (Gain-Reduction). Sidefact: Man mag es kaum glauben, aber von der Revision A wurden tatsächlich nur 25 Stück hergestellt.

Warm Audio WA76-D UA Original

Danach folge die Version „AB“ mit ein paar Änderungen bei den Widerständen und andere kleinere Modifikationen. Vom AB und allen folgenden Versionen wurden nur je ca. 1.000 Stück hergestellt. Nur von der neuesten Version „F“ sind etwa 5.000 Stück im Umlauf.

Nach A und AB kommt … klar: LN, was für Low-Noise steht und einige relevante Optimierungen brachte. Diese Änderungen wurden in den Versionen C, D und E verbaut, die nur wenig Unterschiede aufweisen, so dass man davon ausgehen darf, dass diese drei Revisionen identisch klingen.

Ab Version F (und G) wurde dann der Universal Audio eigene UA-5002 Ausgangsübertrager durch einen Bournes (B11148) ersetzt und außerdem hat man ab diesen Baureihen integrierte Schaltkreise (ICs) verwendet.

Der Rev H ist faktisch baugleich mit den Versionen F und G, nur hier mit einer neu gestalteten silberfarbenen Frontplatte ausgestattet.

Der hier getestete Warm Audio WA76 basiert auf den Schaltkreisen und dem klanglichen Charakter der Version D, die heute noch als der „echteste“ aller 1176 Kompressoren gehandelt wird.

Warm Audio WA76-D Reverb

Quelle: www.reverb.com 12/2024

„Gehandelt“ ist übrigens das Stichwort: Bei der Gebrauchtgeräteplattform Reverb kann man aktuell (Stand 12/2024) einen 1176LN Rev D für schlanke 9.241,70 Euro kaufen. Dagegen scheinen die 749,- Euro für den Warm Audio geradezu als ein Schnäppchen.

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Die Ausstattung des Warm Audio WA76-D

Der ursprüngliche UREI 1176 hat im Wesentlichen sechs Bedienelemente, die wir so auch beim WA76-D finden: Input-Regler, Output-Regler, Attack, Release, die je vier Schalter für Ratio und die verschiedenen Metereinstellungen für das VU-Zeigerinstrument.

Warm Audio WA76-D output

Beim Texaner gibt es darüber hinaus noch einen Wet/Dry-Regler für parallele Kompression beziehungsweise ein variables Mix-Verhältnis aus komprimiertem und unkomprimiertem Signal.

Warm Audio WA76-D Mix

Dazu haben wir die Option (und die jeweiligen In- & Out-Buchsen) für externes Side-Chaining (optional mit einem regelbaren Hochpassfilter von 30 Hz bis 300 Hz), einem Kompressor-Bypass, einer wählbaren Eingangsimpedanz von 600 Ohm und 10 kOhm und die Möglichkeit, zwei bis maximal zehn WA76-D Kompressoren zu verbinden (Link).

Warm Audio WA76-D wMicro

Während das Original noch die Klemm/Schraubverschlüsse hatte, setzt man bei Warm Audio nun auf moderne Buchsen. Je ein XLR- und ein TRS-Anschluss stehen für Ein- und Ausgang bereit. Übrigens kann man den WA-76 auch als D2-Version in Stereo bestellen (für 1.299,- Euro).

warm audio wa76-d wa76-d2

Rein technisch setzt man beim WA76 auf Ein- und Ausgangsübertrager von CineMag USA, die für sehr gute Qualität stehen, sich aber technisch von den Universal Audio bzw. Bournes Übertragern unterscheiden.

Warm Audio WA76-D f-b

Warm Audio WA76-D: Die Verarbeitung

Was bekommt man also für die aufgerufenen 749,- Euro? Die Antwort: gute Qualität. Der Kompressor ist sehr gut verarbeitet und alle Bedienelemente sind von guter bis sehr guter Machart. Insbesondere die Drehregler liegen gut in der Hand und haben einen sehr angenehmen Drehwiderstand.

Warm Audio WA76-D schalter

Die klassischen Schalter gehen auch in Ordnung, auch wenn man für dieses Geld schon schönere Elemente gesehen hat. Auch die Buchsen auf der Rückseite sind sehr stabil ausgeführt. Sicher mit der Rückwand verschraubt, geben sie dem Stecker sicheren Halt. Das VU-Meter leuchtet in “Vintage-Gelb“, was dem Gerät einen sehr schönen analogen Touch verleiht.

Warm Audio WA76-D rack1

Kloning: Nachmache oder eine Ehrung des Originals?

Nachdem der „einfache“ WA76 Limiting Amplifier nach Vorbild des 1176 Rev abgekündigt wurde, gibt es im Portfolio der Texaner nun folgende Kompressoren nach Vorbild der UREI bzw. Teletronix:

  • WA76-A und WA76-A2 nach Vorbild des UREI 1176 Rev A
  • WA76-D und WA76-D2 nach Vorbild des UREI 1176 Rev D
  • WA-2A nach Vorbild des Teletronix LA-2A
  • Und dazu noch den WA-1B nach Vorbild des Tube-Tech CL1B

Alle Geräte von Warm Audio werden (bis auf wenige Ausnahmen) in Fernost gefertigt, aber in Texas ausgepackt und auf Herz und Nieren getestet, bevor sie in den Verkauf gehen. So hat man sich in der Szene einen Ruf für anständig klingende und sauber verarbeitete Studiogeräte erarbeitet, die auch bei AMAZONA.de immer wieder gut bis sehr gut abschneiden.

Warm Audio WA76-D family

Dazu muss man sagen, dass das Thema „Kompressor“ weitgehend zu Ende „engineered“ ist: Echte Innovationen gibt es kaum noch, wenn man mal vom SSL The Bus+ absieht, der einige Funktionen eingebaut hat, die man so bisher noch nicht in einem Hardware-Kompressor gesehen hat – wie beispielsweise einen dynamischen Equalizer oder klangverändernde Kompressor-Filter.

Kurzum: Viel tut sich da nicht und so arbeiten einige Firmen daran, Klang und Technik der Studiolegenden bezahlbar zu machen. Behringer, Heritage Audio und Golden Age Audio gehören hier dazu, sowie Black Lion Audio und Warm Audio.

SSL_Bus_Plus_Front test

SSL The Bus+

Zur Kompression werden heutzutage im Wesentlichen Röhren, Opto-Elemente, Vari-Mu, VCA oder FETs eigesetzt. Zu den langsamen, tendenziell warm klingenden Vertretern gehören Opto-Kompressoren (LA-2A), Vari-Mu (Manley) und Röhren (Tube-Tech). Diese werden gerne bei Stimmen oder im Bassbereich eingesetzt, da hier die Transienten weniger ins Gewicht fallen.

Warm Audio WA76-D open

Wer Gitarren und Schlagzeug komprimieren möchte, der greift zum VCA-Kompressor (SSL The Bus+) oder zu den extrem schnellen FET Kompressoren, wie dem hier beschriebenen 1176 bzw. WA76-D.
Warm Audio findet hier eine sehr gute Balance zwischen dem klassischen Kloning und einer notwendigen Eigenständigkeit. Die Geräte sind den Originalen tonal immer sehr ähnlich, aber sie verfügen auch häufig über nützliche Erweiterungen, für ein einfacheres Studioleben. Durch die Fertigung in Fernost und die Kontrolle im Stammhaus in den USA findet man auch immer ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, so dass man sich auch in gehobenen Studios nicht schämen muss, die Warm Audio Geräte ins Rack zu schrauben.

Der Klang des Warm Audio WA76-D Kompressors

Ich habe den Warm Audio mit dem Universal Audio 1176LN Rev E Plug-in verglichen. Einen echten 1176 Rev D hätte ich gerne, aber ich befürchte, dass ich aufgrund des 5-stelligen Preisschilds weiterhin davon absehen werde, mir zeitnah einen zuzulegen. Als Studioequipment verwende ich das Universal Audio Apollo X6 (mit dem Plug-in) und das Lewitt LCT640 TS Kondensatormikrofon.

Warm Audio WA76-D UA Original

Universal Audio 1176LN Plug-in

Wir vergleichen:

1. Eine akustische Gitarre
Aufnahme jeweils als unkomprimiertes Audiofile und dann mit folgenden Einstellungen:
Input auf 3, Output 30, Attack Fastest, Release 1,5, Ratio: 12:1

2. Meine Stimme
Aufnahme jeweils als unkomprimiertes Audiofile und dann mit folgenden Einstellungen:
Input auf 24, Output 24, Attack 3, Release 5, Ratio: 8:1

3. Eine Shekere (westafrikanische Rassel)
Aufnahme jeweils als unkomprimiertes Audiofile und dann mit folgenden Einstellungen:
Input auf 24, Output 24, Attack 6, Release 6, Ratio: 20:1

Ich habe bei meiner Recherche immer wieder gelesen, dass die von Warm Audio verwendeten CineMag Übertrager zwar grundsätzlich gut klingen, aber nicht wie die Universal Audio Originale. Das kann ich nur im Ansatz bestätigen. Verglichen mit dem Plug-in ist der Warm Audio in seiner Ansprache anders, aber nicht in seinem generellen Grundton. Die Charakteristik in der Tonalität ist definitiv vorhanden und man darf hier gerne von einem nahen Verwandten sprechen. Nicht identisch, aber dennoch sehr gehaltvoll und ebenso schnell und dynamisch.

Warm Audio WA76-D cinemag

Man kann die Transienten und den Release sehr feinfühlig auf das gewünschte Ergebnis abstimmen und insgesamt hat man mit dem WA76-D einen sehr angenehmen Studiokollegen, der nur sehr wenig zu unangenehmen Pumpen oder Verzerrungen neigt.

Natürlich habe ich auch den All-Button-In-Mode ausprobiert, wobei mir dieser weder beim Original noch beim Plug-in noch beim Warm Audio besonders zusagt. Das Ergebnis ist mir bei allen Systemen zu unvorhersehbar und zu heftig.

Warm Audio WA76-D VU

Bitte bei solchen Klangvergleichen immer beachten, dass ich (und viele andere Autoren) die Einstellungen in den Klangbeispielen immer drastischer vornehmen, als man es in einem „Real-Life-Szenario“ machen würde. So werden in den meist komprimierten Audiofiles die Effekte des jeweiligen Geräts deutlicher hörbar.

Die Mitbewerber des Warm Audio WA76-D

Es gibt, wie erwähnt, einige 1176 Klone am Markt. Zu erwähnen sind der Black Lion Audio Seventeen (849,- Euro), Klark Teknik 76-KT (165,- Euro), IGS Audio Volfram Limiter (1.999,- Euro) und der Lindell Audio LiN76 (399,- Euro). Dazu kommen noch einige Exoten. Man sieht: Wer einen 1176-Style Kompressor sucht, der findet Geräte in allen Preislagen.

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Mehr Informationen

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Fazit

Ja, der Warm Audio WA76-D ist definitiv ein würdiger Erbe des originalen Universal Audio 1176 Rev D. Gemessen am Preis sind die klanglichen Unterschiede nur sehr gering, während der Warm Audio einige sehr nützliche Features vorweisen kann, die man im Original nicht findet, wie einen Dry/Wet-Regler zur Parallelkompression oder eine Side-Chain Option. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig und die gesamte Anmutung des WA76-D fühlt sich ebenfalls sehr nach vintage an, so dass ich dem Gerät ein sehr gutes Zeugnis ausstellen kann.

Plus

  • sehr guter, dem Original sehr naher Klang
  • gute Verarbeitung
  • interessante zusätzliche Funktionen
  • günstiger Preis

Preis

  • 749,- Euro
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Kundenbewertung:
(2)
Warm Audio WA76-D2
Warm Audio WA76-D2 Bisher keine Kundenbewertung verfügbar
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    mofateam

    „habe bei meiner Recherche immer wieder gelesen, dass die von Warm Audio verwendeten CineMag Übertrager zwar grundsätzlich gut klingen, aber nicht wie die Universal Audio Originale. Das kann ich nur im Ansatz bestätigen. Verglichen mit dem Plug-in ist der Warm Audio in seiner Ansprache anders“

    Finde den Fehler.
    Ich habe neulich meinen Preci mit dem Plugin von Toontrack verglichen.
    Verglichen mit dem Plug-in ist der Precisionbass in seiner Ansprache anders“

  2. Mehr anzeigen
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