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Test: Waves Abbey Road Chambers, Hall Plugin

Effektsounds aus den Abbey Road Studios

10. Juni 2019
waves abbey road chambers plugin

Waves Abbey Road Chambers, Hall Plugin

Der Sound der geschichtsträchtigen Abbey Road Studios in London begeistert immer noch. So hat es sich Waves in Kooperation mit den Pionieren der modernen Aufnahmetechnik zur Aufgabe gemacht, die prägenden Gerätschaften und Spezialanfertigungen als Software für uns zur Verfügung zu stellen. Inzwischen ist die Sammlung auf 10 Plugins angewachsen, die zusammen in der Abbey Road Collection angeboten werden. Zur Rezension hatte ich schon den Channelstrip EMI TG12345  und den Doubler Reel ADT .

Heute wollen wir ein ganz besonderes Reverb näher beleuchten, Vorhang auf für die Abbey Road Chambers.

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Der Hallraum des Waves Abbey Road Chambers

Wie oft passiert es uns Technikern, dass wir einen Raum betreten, ein, zwei Mal in die Hände klatschen oder mit der Zunge schnalzen und feststellen: „Klingt gut hier“. Gratulation, wir haben eben einen brauchbaren Hallraum gefunden. Immer noch werden Gitarren in Treppenhäusern aufgenommen oder Chöre des Nachts in Tiefgaragen bestellt, weil es da eben gut und natürlich klingt.

Tatsächlich war der Hallraum über lange Zeit im Studio die einzige Möglichkeit, seine Recordings mit dem Effekt zu verschönern, folglich gehörte der entsprechende Raum früher zur Grundausstattung. 

Ein paar Nachteile gab es schon, es wurde der entsprechende Platz gebraucht und besonders flexibel war der Effekt eben auch nicht. Und hier greift Chambers ein. Das Plugin braucht auf dem Rechner überaus wenig Platz und für die Flexibilität hat Waves neben der Hallkammer des Studio Two noch den Abbey Road Mirror Room und den Stone Room aus den Olympic Studios mit drauf gepackt.

Aufbau des Hall Plugins

Das Plugin bildet zunächst den Raum nach. Input- und Output-Regler sind vorhanden. 

Charakteristisch an der Hallkammer des Studio Two sind die gekachelten Wände und die Säulen, die ein diffuseres Klangbild erlauben. Das Audiosignal wird über einen Lautsprecher eingespielt und mit bis zu drei Mikrofonen wieder aufgezeichnet.

Waves hat dabei auf einen originalen Altec 605 Speaker aus den Studios zurückgegriffen. Als moderne Alternative wurde noch ein Bowers & Wilkins 802 eingesetzt. Entsprechend wird das Signal geprägt. Der Altec klingt eher mittig und hell, der B&W bietet ein ausgeglichenes HiFi-Klangbild.

Auch bei den Mikrofonen wurde mit zwei Sets gearbeitet. Neben den alten Neumann KM-53s Röhrenmikros, die einen recht höhenlastigen Sound abliefern, wurde mit modernen, linearen Schoeps MKH-2s aufgezeichnet. Beide Mikrofontypen bieten eine Kugelcharakteristik.

Der Speaker ist variabel einsetzbar, er kann in den Raum oder gegen die Wand gerichtet werden. 

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Der fotorealistisch abgebildete Raum des Studio 2

Für die Mikrofone werden drei Positionen angeboten: „Classic“ platziert sie hinter den Säulen, die Kapsel zum Speaker gerichtet, „Room“ dreht die Position um 180° und bei „Wall“ sind die Mikros gegen die Wand gerichtet.

Mit dem Time X-Poti kann die Reverb-Länge beeinflusst werden. Der Wertebereich reicht von 50 – 150 % der Originallänge.

Weitere Klangbeeinflussungen sind durch die Auswahl der Einbindung möglich. So kann das Plugin mono-to-mono eingesetzt werden, hier wird dann nur mit einem zentralen Mikrofon aufgezeichnet. Die mono-to-stereo Variante nutzt drei Mikros und bei der Stereo-Konstellation wird das Signal in zwei mono-to-stereo Kanäle gesplittet, die dann wieder zu stereo summiert werden.

Das Plugin bildet aber nicht nur die Hallkammer nach. Mit S.T.E.E.D wird der originale Signalfluss nach gebildet. 

Der Signalfluss im Plugin

Hierbei wird das Signal über eine Bandmaschine und ein Delay geführt und damit ein Pre-Delay erzeugt. Die Bandsättigung kann mit dem Drive Regler eingestellt werden, auch eine Modulation ist im Signalweg implementiert. Das Delay ist bis 500 ms einstellbar und kann synchronisiert und gelinkt werden. 

Ein Feedback-Poti führt das Signal wieder in die Schleife zurück. Drei Klangregler beeinflussen dabei das Feedback-Signal. Ein High-Cut kann mit 24 dB Steilheit bis zu 3,5 kHz absenken, der Low-Cut reicht bis 6,4 kHz und ist mit 12 dB Steilheit ausgelegt. Ein Mittenfilter bei 3,5 kHz bietet eine Bearbeitung von -6 bis +6 dB.

Eine zweite Filtereinheit bearbeitet das Effektsignal, bevor es in die Hallkammer geschickt wird. High-Cut und Low-Cut haben die gleichen Werte wie im Feedback-Weg. Zusätzlich bietet ein Glockenfilter die Frequenzen 2,7 kHz, 3,5 kHz und 10 kHz mit einem Gain-Bereich von -10 bis +10 dB an.

In der Mix-Section finden wir den Wet/Dry-Regler und das Reverb-Poti. Mit diesem wird die Relation zwischen S.T.E.E.D und der Hallkammer eingestellt.

Bonus des Waves Abbey Road Chambers Reverb Plugins

Zusätzlich zum Chamber 2 hat Waves noch die IRs von zwei weiteren Räumen erstellt. 

Der Mirror Room wurde in den 80ern in den Abbey Road Studios aufgebaut und klingt sehr höhenlastig mit vielen Reflexionen. Mit dem Stone Room wurde die kleine, dunkel klingende Hallkammer aus dem Olympic Studio 3 mit aufgenommen. 

Leider sind bei beiden Zugaben die Variationsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Es wird nur der B&W Speaker angeboten, der mittig in den Raum strahlt. Auch bei den Mikros gibt es keine Auswahl, die beiden KM53 können nah oder weiter weg zum Speaker platziert werden. 

Die drei Räume des Raumgenerators

Die anderen Elemente sind aber auch hier verfügbar, so können auch diese beiden Räume mit S.T.E.E.D und den Filtern versehen werden.

An die Arbeit mit dem Abbey Road Chambers Reverb

Wie klingt es denn nun? Starten wir mit dem authentischen Setup mit Altec Speaker in den Raum gerichtet und den Neumann Mikrofonen in der Classic Position. Der Hall ist hierbei recht höhenreich und eher kurz gehalten. Schön ist der dichte, nie aufdringliche Grundklang.

Die Änderung der Speaker-Position zur Wand hin fügt diffuse Early Reflexions hinzu. Die alternativen Mikropositionen unterstützen die tieferen Frequenzen und gleichen so die höhenlastige Grundtendenz des Altec Speakers aus.

Das kann beim modernen B&W Lautsprecher, der linearer, mit mehr Bässen und geringerem Höhenanteil agiert, schon mal zuviel werden. 

Weniger Unterschiede im Klang produziert der Wechsel des Mikrofon Sets. Die Schoeps Mikros klingen neutraler mit strafferen Bässen und weniger Höhen. Meinen Lieblingshall habe ich persönlich mit dem B&W zur Wand gerichtet und den Schoeps ebenfalls gegen die Wand strahlend gefunden.

Meine persönliche Lieblingseinstellung

Da der Hallraum aus Impulsantworten besteht, ist der Time X-Regler, zusammen mit der Filtereinheit, die einzige Möglichkeit auf die Einflussnahme der vorgegebenen IRs. Hier kann die Hallfahne verkürzt oder verlängert werden, mit den Filtern wird der Effekt-Sound geformt. So können auf einfache Weise die starren Impulsantworten in zahlreiche Variationen verwandelt werden.

Damit sind auch der Stone Room und der Mirror Room aufzuwerten, die jeweils nur die Alternative von zwei Positionen der beiden Mikrofone zum in den Raum strahlenden B&W Speaker bieten. Unverständlich, wieso Waves hier auf die Variationsmöglichkeiten von Chambers 2 verzichtet hat.

Glücklicherweise kommen alle drei Räume in den Genuss der S.T.E.E.D Einheit, die zusätzlich auch noch ganz ohne Reverb nutzbar ist. Hier lassen sich herrlich abgefahrene Echo Spielereien mit modulierter Bandsättigung, Klangbeeinflussung und Tonhöhenveränderungen durch Verstellen der Delay-Time erzielen. Für mich als Delay Fan das Highlight des Plugins.

Insgesamt macht das Plugin durch die übersichtliche und schön gestaltete Oberfläche mit klar gegliederten Abschnitten viel Spaß beim Ausprobieren der Sounds. Das hat mich auch dazu gebracht, die Möglichkeiten mit einem kleinen YouTube Video aufzuzeigen:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wer mehr über die Geschichte der Abbey Road Studios und der Arbeitsweise in den Entstehungstagen wissen möchte, dem sei die Dokumentation von Mirek Stiles ans Herz gelegt.

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Fazit

Abbey Road Chambers ist ein hübsches Hall Plugin, das den berühmten Hallraum des Studios 2 nachbildet. Der Hall klingt gut und natürlich und lässt sich sehr schön im Mix einfügen. Variationen der IR basierten Räume sind durch verschiedene Lautsprecher und Mikrofone in mehreren Positionen möglich. 

Noch größere Gestaltungsfreiheit ist durch die S.T.E.E.D Einheit und die Filter gegeben.

Leider hat Waves die zusätzlichen beiden Räumen nur recht stiefmütterlich mit zwei IRs ausgestattet, hier wäre mehr möglich gewesen.

Trotzdem bleibt das Abbey Road Chambers ein Plugin, das Spaß macht und durch einfache Bedienung schnell zu Ergebnissen führt.

Zum originalen Preis vielleicht nicht unbedingt ein Muss, bei den extrem reduzierten Sales bei Waves darf es aber gerne mal mitgenommen werden.

Plus

  • sehr guter Grundklang
  • einfache Bedienung
  • hübsche Oberfläche
  • originale Abbey Roads Komponenten
  • flexible S.T.E.E.D und Filter Einheit

Minus

  • Mirror Room und Stone Room nur eingeschränkt nutzbar
  • hoher regulärer Preis

Preis

  • Ladenpreis:
  • 29,- Euro (original: 199,- Euro)
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Forum
  1. Profilbild
    justme

    Erwähnen können hätte man, daß das PlugIn massiv (ist bei mir jedenfalls auf beiden Plattformen so und es wurde auch häufiger publiziert…) CPU-Power benötigt ! Habe nun inzwischen diverse VST´s diverser Hersteller bei mir drauf, dieses PlugIn schlägt in dieser Beziehung alles um Längen…

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Auch erwähnen sollte man, dass irgendwann der Waves Update Plan zuschlägt und man dann ordentlich für ein Update/Upgrade zahlen darf.

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      Das ist so nicht richtig.

      Niemand wird gezwungen den WUP in Anspruch zu nehmen. Die PlugIns laufen trotzdem weiter.
      Auf meinem System arbeiten V10 und V9 einträchtig nebeneinander.
      Oft werden die Bundles aber mit neuen PlugIns erweitert, da macht der WUP evtl. schon Sinn, da hier auch ein echter Mehrwert geboten wird.
      Habe mich auch lange Jahre über die Update Politik und auch über die Autorisierung bei Waves geärgert, aber das hat sich doch sehr zum Guten geändert, das darf man doch mal so fest halten.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Armin Bauer Ja die laufen weiter aber Updates bekommst du für genau dieses Plug-in dann halt auch nimmer. Das sollte man dann halt auch mal so festhalten, gell?

        • Profilbild
          Armin Bauer RED

          Verstehe dich da nicht ganz. Nenn mir einen Software Anbieter, der dir lebenslange Updates für lau bietet.

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