Das kann ich auch – der EASY-Mode
Wie bereits erwähnt ergibt sich beim KikAxxe in der Summe mehr als die Einzelteile versprechen. Dieses Zusammenspiel der Kräfte analysieren wir nun im EASY-Mode.
Wenn ich als Verantwortlicher in der WayOutWare-Marketing-Abteilung etwas zu sagen hätte, würde dieser Mode des KikAxxe LIVE-Mode heißen. Und ich denke die Entwickler dieses PlugIns hatten bei der Gestaltung dieser Bedienoberfläche auch den Live-Betrieb im Auge. Hierzu muss zunächst die Preset / Programmstruktur des KikAxxe bekannt sein. Also, oberste Ebene der Soundverwaltung ist eine Session. WayOutWare liefert KikAxxe übrigens mit 41 Sessions – unterschiedlicher Couleur und leider auch unterschiedlicher Qualität – aus. In der Ebene darunter befindet sich die jeweils getrennte Verwaltung der Drum- und Sequenzerpatterns. Diese werden in vier verschiedenen Slots abgelegt. Auf der Synth-Emulationsoberfläche schließlich können und müssen noch die Synthesizersounds verwaltet werden.
Der Easy-Mode macht sich diese Dateistruktur zu Diensten und erlaubt eine patternorientierte Auswahl und Kombination der Presets. Dort begegnet man den vier Slots jeweils für Synth und Drum-Sequenz. Diese können nun im laufenden Sequenzerbetrieb direkt umgeschaltet werden oder folgen mittels der Cue-Tasten patterngenau dem Groove. Das macht den EASY-Mode zum LIVE-Mode. Einfach während ein Pattern läuft ein
bis drei neue Kombinationen zusammenstellen und über Cue syncgenau abfeuern. Ok, vorhören der neu erstellten Arrangements geht leider nicht. Das wäre jetzt noch ein fettes I-Tüpfelchen. Da heißt es vor dem Live-Einsatz Ordnung ist das halbe Leben und gut vorbereitet sollte der KikAxxer sein.
– Die LIVE … pardon EASY – Mode Oberfläche des KikAXXE –
Die Synth-Oberfläche im EASY-Mode bietet einige, nennen wir sie Makro-Regler zur Beeinflussung des Klanggeschehens. Hier ist die Belegung dieser Regler mit MIDI-Controller-Steuerung ein Muss. Erst dann schöpft man das LIVE-Potential dieser Oberfläche voll aus.
An dieser Stelle muss noch ein Wort zum ebenfalls integrierten Tape-Delay gesagt werden. Das hätte ich fast vergessen – weil man es leicht vergessen kann. Im Sound eher bescheiden und für mich nicht erkennbar tempo-synchronisierbar. Aus meiner Sicht nur für Effektsounds zu gebrauchen – ein Nice-to-have- Feature.
Sound
Die Softsynth-Simulation des KikAxxe produziert einen rohen ungeschliffenen Analog-Klang. Nicht weichgespült durch Effekte oder andere Weichzeichner. Auch wenn ein Ein-Oszillatorklang immer eher dünn und non-moogy klingt, ist diese Klangerzeugung meiner Meinung nach dennoch etwas für Analog-Puristen. Bass , Lead , FX-Sound und Sequenzer-Sounds sind ihre Stärken. Noch mal zur Erinnerung: Wie das Original ist auch das Plug-In monophon.
Für einen AB Vergleich lesen und hören Sie am besten den AMAZONA.de Test zum original ARP Axxe von Theo Bloderer. Siehe Link am Ende des Tests.
Praxis
Der KikAxxe kommt als PlugIn und auch als Standalone-Version für WinXP ins Haus. Gerade im StandAlone-Betrieb live-tauglich. Im Testbetrieb lief der KikAxxe stabil und absturzfrei. Auf meinem etwas betagten 1GHz-G4 Powerbook naschte KikAxxe rund die Hälfte der verfügbaren Prozessorleistung. Auf aktuellen Systemen liegt der Leistungsbedarf bei ca. 10%. Keine gute Figur machte die Handhabung der KikAxxe-Regler. Undefinierbar zwischen Schieben und Drehen werden die Bewegungen der Maus nur sehr ruckartig und grob umgesetzt. Auch die grafische Gestaltung der Bedienelemente ist weit von einer Designauszeichnung entfernt.
Mitbewerber
Die Anzahl der Analog-Synth Simulanten ist unüberschaubar. Sicherlich wird es irgendwo da draußen ein Soft-Synth geben, der den Sound des ARP Axxe in ähnlicher Weise trifft, wie es KiKAxxe beherrscht. Dieses PlugIn glänzt jedoch durch die Kombination seiner Elemente. Sicherlich muss man in diesem Zusammenhang good-old Rebirth nennen. Ebenfalls eine Kombination aus Synth + Step-Sequenzer und Drum-Machine(s) – wenn auch auf einem deutlich komplexeren Niveau und mit anderer Sound-Ästhetik. Konzeptionell lässt sich das KikAxxe Paket sicherlich auch mit den passenden Komponenten von Reason schnüren – da fehlt dann allerdings doch die virtuelle Patina des ARP AXXE.
Fazit
Es macht ohne Zweifel Spaß mit KiKAxxe zu jammen. Die übersichtliche Anzahl von Bedienelementen sorgt dafür, dass man sehr schnell ein musikalisches Ergebnis erzielt. Im Sound ist KikAxxe nicht sehr ergiebig – liegt damit aber nah am Original. Authentizität auf Kosten von Flexibilität. Der Reiz des Programms liegt in der Kombination seiner Elemente, die sehr gelungen Synthesizer, Sequenzer und Drummachine miteinander verknüpft. Sehr leicht und effektiv lassen sich abwechslungsreiche und musikalisch hörenswerte Ergebnisse erzielen.
PLUS
+++++ Konzept
+++++ Live-Tauglichkeit (EASY-Mode)
++++ Preset-Verwaltung – und Kombinationsmöglichkeiten
++++ Preis
MINUS
— Sequenzer-Regler zeigen keine Noten-Information
— Tape-Delay nicht MIDI-Clock synchron
— Learn-Funktion bei der MIDI Controller-Programierung reagiert nicht
– Wunschzeit: Einbindung eigener Drum-Samples
Systemanforderungen:
PC:
Windows XP (SP2) / Windows Vista (32 bit)*
1.5GHz
512 MB RAM (1 GB min. für Vista Home Premium, Business, & Ultimate Editions)
100MB freie Festplatten-Speicher
* nur Home und Professional – Windows Media Center Edition wird nicht unterstützt
MAC:
Mac OS X 10.3.9 oder höher
1GHz
512 MB RAM mind.
200MB freie Festplattenspeicher
Preis / Straßenpreis
69,00 € / 49,00 €
Hersteller / Vertrieb
http://www.m-audio.com
Im Test ist es ja indirekt schon recht schön umschrieben: Man muss sich langsam fragen, warum seit Jahren hauptsächlich Kopien bekannter und uralter Konzepte auf den Markt kommen. Die Antwort lautet wahrscheinlich: „Weil es geht“. Man könnte meinen, das letzte wirklich neue Instrument sei vor 30 Jahren erfunden worden. Besonders lustig finde ich immer, dass man sich beim User- Interface fast aller dieser Synthie- Zitate selten genug Gedanken zu den Eigenarten einer graphischen Benutzer- Oberfläche gemacht hat (geschweige denn dass man deren Vorteile nutzt!). Was WIRKLICH Neues zu schaffen, ist halt unglaublich viel schwerer, im Erfolgsfalle aber sicher umso durchschlagender. Denn dass auch der perfekteste Aufguss letztendlich nicht(s) weiter bringt, zeigt wie ich finde das Beispiel Creamware ASB…
Ich denke mal, dass du recht hast, aber wir leben nun mal in einem Wirtschaftssystem, wo man Produkte entwickelt die gekauft werden und nicht unbedingt auch gebraucht werden.
Dem Tester ist leider nicht aufgefallen, dass sich die VST-Automation bei manchen Parametern etwas seltsam verhält. Bei aufsteigender Automationskurve springen die Regler (z.B bei den Hüllkurven-Zeiten) abrupt nach oben, und plumpsen bei absteigender Kurve nach unten. Damit ist es leider nicht möglich, diese Parameter sinnvoll mit den Novation SL Controllern über Automap-Universal zu steuern, da diese ja auf der VST-Automation aufsetzt. Die Sequencer-Parameter tauchen gar nicht in der Automation auf. Grade die hätte ich aber gerne mit meiner Novation Remote Zero SL gesteuert. Ich hätte dann so etwas wie ein Hardware-Analogsequencer-Feeling gehabt. So ist das leider nicht möglich, was ich sehr schade finde.