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Test: WES Audio Mimas, Titan, analoger API500 Kompressor/Rack

Hybridtechnik in Black & White Optik

18. Juli 2022
wes audio mimas titan test

WES Audio Mimas, Titan, analoger API500 Kompressor/Rack

Die Rack-Bauweise verfügt über einen großen psychologischen Fallstrick. Schon in der Blütezeit der Rack-Bauweise, den Achtzigern, gab es nichts Schlimmeres als einen unbelegten Slot in seinem Rack. Du konntest mit 20 HE Kühlschränken touren, das Rack musste bis oben voll sein oder als absolute Notlösung noch eine 19 Zoll Sichtblende verbaut haben. Ähnliches widerfährt uns jetzt erneut in der 500er Rack-Lösung, wo gleich zwei Rack-Formate gefüllt werden wollen …

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Die polnische Firma Wes Audio will gleich beide Bereiche bedienen und hat mit dem WES Audio Mimas und dem WES Audio Titan einen sehr interessanten Kompressor, respektive ein High-End 500er Rack im Angebot, was viele Studiobetreiber in Verzückung versetzen sollte. Aber alles schön der Reihe nach.

wes audio mimas test

Das Konzept des WES Audio Mimas

Wir alle wissen, dass bestimmte Zahlen im Tonstudio in der Regel für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen. Kein Tontechniker, der nicht zum Beispiel bei den Zahlen „1073“ oder „670“ aufhorchen würde. Mindestens ebenso legendär ist die Zahl „1176“, die als Bezeichnung des UREI Kompressors auf FET-Basis in die Geschichte einging. Eine Besonderheit dieses Kompressors war der Verzicht auf den Threshold-Regler, so dass der Einsatzpunkt nur über den Input-Regler getätigt werden kann.

Eben dieses Konzept wurde auch vom WES Audio Mimas übernommen, der mit sechs kleinen Druckknöpfen und nur vier Drehreglern ausgestattet ist, die die restlichen Klassiker Input, Output, Attack und Release verwalten. Für den Ratio-Bereich gibt es ebenfalls nur vier fest eingestellte Verhältnisse, die in die Bereiche 4:1, 8:1, 12:1 und 20:1 aufgeteilt wurden. Als Besonderheit kann auch der „All Button In“-Modus verwendet werden.

Zusätzlich verfügt der WES Audio Mimas über einen Bypass-Schalter, einen Link-Button, falls man einen zweiten Mimas für den Stereobetrieb verwenden möchte, einen analogen A/B-Vergleichsschalter und ein dreifaches Sidechain-Filter mit den Werten 60 Hz, 90 Hz und 150 Hz.

WES Audio Titan plus Titan Test

WES Audio Mimas Profil

Wes Audio verwendet hier gleich zwei der sehr geschätzten Carnhill Übertrager, die klanglich mit das Beste darstellen, was man zur Zeit auf dem Markt bekommt. Optisch passt sich der WES Audio Mimas mit seinem black/white Erscheinungsbild erwartungsgemäß sehr gut an die restliche Produktpalette des Herstellers an und bietet wie auch alle anderen Produkte der 500er Serie von Wes Audio eine zeitlose und geschmackvolle Optik.

Der analagen Einheit im Rack steht auch hier ein digitaler Editierungsklon als DAW-Plug-in zur Seite, bei dem sich diverse Presets abrufen, speichern und editieren lassen. Beide Module steuern sich gegenseitig, d. h. jede Aktion wird auf beiden Oberflächen gleichzeitig ausgeführt, unabhängig davon, welche Oberfläche man gerade editiert. Wie auch bei vielen anderen Wes Audio Produkten, hat der Hersteller bei dem WES Audio Mimas im Software-Bereich einen zusätzlichen Schalter platziert, der eine Zusatzfunktion gegenüber der Hardware bietet. Über den Schalter „Drive“ lässt sich im Bypass-Betrieb eine Sättigung hinzufügen, deren Intensität über den Input-Regler eingestellt wird.

WES Audio Titan plus Titan Test

WES Audio Mimas Seitenansicht

Nach wie vor gefallen mir die berührungsempfindlichen Endlosdrehregler sehr gut, da sie unter anderem einen angemessenen Widerstand erzeugen und zudem hinaus bei Berührung über die jeweilige LED-Anzeige hell aufleuchten. Wen der Ladenpreis von knapp 1.000,- Euro zu einem Stirnrunzeln veranlasst, sollte sich immer vor Augen führen, dass das hybride Konzept des Systems höchsten Komfort zwischen den Bereichen analog und digital ermöglicht und es sich zudem um eine europäische Fertigung handelt, die wieder ein Stück mehr Unabhängigkeit vom mittlerweile sehr problematischen Geschäftspartner China gewährleistet.

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WES Audio Titan plus Titan Test

WES Audio Mimas Carnhill Übertrager

Das Konzept des WES Audio Titan

Um die jeweiligen Rack-Einschübe in optimaler Form zu präsentieren, hat der polnische Hersteller mit dem WES Audio Titan auch gleich das passende 3 HE Rack am Start. Bis zu 10 Monoeinschübe und entsprechende Stereoeinschübe kann das System verwalten und bietet auf der Rückseite die entsprechende Konnektivität an. Jeder Kanal bietet verriegelbare XLR-Buchsen für die Signalübertragung an, zudem wird ein USB und einen Ethernet-Port zwecks Einbindung der DAW in die Steuerung angeboten. Über das Rack lassen sich demnach alle Einschübe über nur eine Verbindung steuern und verwalten. Das Rack verfügt ebenfalls über eine Link-Funktion, mit der sich mehrere Racks in Reihe schalten lassen. Drei farbige LEDs, 2x grün, 1x rot, informieren über Datenstrom, Linkzustand und Betriebsspannung.

Das Rack an sich ist von hoher Qualität. Sehr sauber verarbeitet, absolut verwindungssteif und mit seiner schwarz/weißen Optik zudem passend zu der Optik der Wes Audio Einschübe. Allerdings hat diese Qualität auch ihren Preis, mit 1.099,- Euro muss man einen nicht unerheblichen Teil seines Budgets für die Verwaltung seiner Einschübe auf den Tisch legen. Im Gegenzug erhält man allerdings auch eine abgestimmte 19 Zoll Einheit, die speziell für den Wes Audio Einsatz hin konzipiert wurde.

WES Audio Titan plus Titan Test

WES Audio Titan Front

Ein besonderes Augenmerk ist auf das Netzteil des WES Audio Titan zu legen. Ich bin bekanntermaßen kein Freund von externen Netzteilen, wenn es aber wie in diesem Fall aufgrund der Platzverhältnisse nicht anders geht, ist das WES Audio Titan Netzteil die erste Wahl. Das mit einer Überwurfmutter am Rack gesicherte Kabel führt zu einem Netzteil, das man zur Not auch noch als Ziegelstein im Hausbau verwenden könnte. Hochwertiger kann man ein Netzteil nicht verarbeiten, das extrem massiv auf 4 kleinen Gummifüßen ruht und bei Bedarf bis zu 5 A an Stromstärke abgeben kann. Der On/Off-Schalter ist farbig unterlegt und könnte mit seiner Haptik auch in einem Atom-U-Boot seinen Dienst verrichten. Der Nachteil, wer dieses Netzteil nicht auf dem Fußboden, sondern irgendwo hängend platzieren möchte, wird seine liebe Mühe haben, entsprechende Halterungen zu konstruieren, die diesen Klotz fixieren können.

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WES Audio Mimas
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Kundenbewertung:
(4)

Des Weiteren ist das WES Audio Titan Teil einer offenen Spezifikation, in der die ordnungsgemäße Dokumentation zusammen mit dedizierten Software-Frameworks (einschließlich High-Level-AP, Firmware-Treibern und generischem _GConBlackBox-Plug-in) kostenlos mit anderen Anbietern geteilt werden kann. Das WES Audio Titan kann bei 115 V oder bei 230 V betrieben werden.

WES Audio Titan plus Titan Test

WES Audio Titan Rückseite

In der Tonstudio-Praxis

Wie auch der UREI 1176 verfügt der WES Audio Mimas über eine ganz spezielle Arbeitsweise. Aufgrund des fehlenden Threshold-Reglers muss man sich sehr stark auf sein Gehör verlassen, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Die üblichen YouTube Tutorial Sprüche im Sinne von „nimmst du einfach diesen Ratio, diesen Threshold und du hast voll den fetten Sound“ kann man (zum Glück) hier nicht anwenden. Der Verzicht auf den Einsatzpunktregler lässt dem Input-Regler eine deutlich stärkere Funktion zukommen, als nur den optimalen Aufholverstärkerwert zu treffen.

Es ist in der Tat sehr interessant zu hören, wie interaktiv sich alleine schon die Regler Input und Output gegenseitig beeinflussen und so auch massive Auswirkungen auf den Klang haben. Um hier den perfekten Klang zu treffen, muss man sich in der Tat ausschließlich auf sein Gehör und sein Gefühl verlassen, ein Fakt, der den einen oder anderen eventuell vor neue Herausforderungen stellen wird. Nichtsdestotrotz bietet der WES Audio Mimas einen sehr gelungenen Grundklang, der sich unter anderem wie auch viele andere Wes Audio Produkte durch einen sehr neutralen und geschmackvollen Klang auszeichnet. Hier wird nur sehr wenig gefärbt, weshalb sich der Kompressor auch in vielen Stilrichtungen und Instrumentengattungen wohlfühlt.

Aufgrund der Bauweise eignet sich der WES Audio Mimas jedoch ganz besonders für Solospuren im Bereich Gesang, Bass und natürlich für einzelne Instrumente im Drum-Bereich wie zum Beispiel Kick, Toms oder Snare. Die Verdichtung ist bei richtiger Einstellung extrem „druckvoll“ und bietet eine sehr gelungene Basis für die weiteren Mix-Schritte. Natürlich kann man den WES Audio Mimas auch bereits bei der Aufnahme ein wenig zu Hilfe ziehen, zum Beispiel um den Bass bereits während des Einspielens dezent zu komprimieren.

Alles in allem hinterlässt der WES Audio Mimas einen hervorragenden Eindruck. Klanglich überzeugend, von der Verarbeitung her herausragend und in Sachen hybride Steuerung wegweisend, kann man das Produkt einfach nur auf ganzer Linie empfehlen.

WES Audio Titan plus Titan Test

WES Audio Mimas und Titan im Einsatz

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Fazit

Mit dem WES Audio Mimas, eingebettet in den WES Audio Titan, führt das polnische Unternehmen zwei sehr gute Produkte in seinem Portfolio, die auf ganzer Linie überzeugen können. Klanglich weiß der Kompressor als eine sehr handliche Kopie des großen „1176“ zu überzeugen, inklusive der Besonderheiten wie des fehlenden Threshold-Reglers und der „All-In-Ratio“-Schaltung.

Wer noch einen Slot in seinem 500er Rack frei hat oder ggf. darüber nachdenkt, die platzsparende Bauweise in seinem Studio einzuführen, sollte sich auf jeden Fall mit Wes Audio Produkten im Allgemeinen und mit der Kombination Mimas/Titan im Besonderen einmal auseinandersetzen.

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • Konzept

Preis

  • WES Audio Mimas: 999,- Euro
  • WES Audio Titan: 1.099,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    An sich ja interessante Produkte. Aber ist das deutlich vernehmbare Rauschen in allen bearbeiteten Aufnahmen echt so normal oder ist da was schief gegangen ?

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      In der Tat ist der Rauschanteil vergleichsweise hoch, allerdings wurden die bearbeiteten Soundfiles allesamt mit der „All-Button-In“ Einstellung gefahren, um einen sehr starken Kompressionseffekt zu erreichen.
      „Schief gegangen“ ist bei den Aufnahmen nichts …

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