Sound-Flashbacks und moderne Vorzüge in einem
Woodman’s Immaculate Maple Syrup Studio WoodSynth ist ein polyphoner Soft-Synthesizer für iOS (iPhone und iPad) und macOS und bietet vier Layers, von denen jeder ein eigener kompletter Synthesizer ist. Jeder Layer bietet eine Klangerzeugung aus drei Oszillatoren sowie Wavetable- und Sample-Engine, deren Klangfutter aus einer Sample-Datei oder einer Audiospur kommen kann – es lassen sich bis zu 16 Stimmen pro Layer erzeugen. Ein Monster-Synthesizer, der es etwas verspätet, aber nicht weniger verdient, zum Review geschafft hat.
Inhaltsverzeichnis
Leistungshunger des WoodSynth
Woodman’s Immaculate Maple Syrup Studio hatten ihr Debut mit dem WoodStepper, einem oldschool Step-Sequener im Jahr 2019 und sind seither bei beim holzigen Namen geblieben. Ihre Plug-ins haben für mich alle einen Oldschool-Touch, auch in klanglicher Hinsicht, was aber keinesfalls negativ gewertet werden soll.
Die App ist für iOS oder macOS im Apple AppStore getrennt zu erwerben. 50,- Euro für die Mac- (AU, AAX, VST, VST3) und 18,- Euro iPad-Version (AUv3) sind zu entrichten.
Die Mac-Lizenz wird mit der Standalone-App über das Mac App-Store erworben. Die Plug-ins müssen von der Entwicklerseite geladen werden und autorisieren sich automatisch, solange die Standalone-App auf dem Rechner installiert ist. Die Mac-Version verfügt noch zusätzlich über einen 3D-Surround-Panner, den es in der iOS-Version nicht gibt.
Was den Leistungshunger angeht, so zieht die App auf einem M2 iPad Pro gerne Mal um die 30 % DSP in AUM. Mein iPad Pro 1st Gen mit A9X schafft das meistens, aber ab und an kratzt es halt schon arg, besonders wenn mehr als ein Layer im Spiel ist. WoodSynth kann aber auch standalone arbeiten. Dass der Synthesizer nicht ohne ist, verrät ein Blick in 100-seitige PDF-Handbuch.
Die Layers des iOS und Mac OS Synthesizers
Das Wichtigste, das man bei Woodman’s Immaculate Maple Syrup Studio WoodSynth verstehen muss, sind die vier LAYERS, die die vier Synthesizer repräsentieren und farblich kodiert sind. Sämtliche Bedienelemente der Panels SOURCE (Oszillator), AMP ENV (Hüllkurvengenerator) AUX ENV (generelle Hüllkurvengeneratoren) FILTER, DELAY, OUT/PAN (Ausgang und Panorama) SEQ (Sequencer) und LFO folgen dieser Farbkodierung.
Die Auswahl des LAYERS kann aber auch direkt in den Panels erfolgen, von denen maximal zwei auf einmal angezeigt werden können. Es kann aber immer nur ein LAYER bearbeitet werden. Welcher das ist, wird immer über die Farbe der Bedienelemente signalisiert, d. h. mit dem ALT-Taster kann derselbe Parameter in allen LAYERN geändert werden.
Für jeden LAYER lässt sich die Polyphonie (max. 16 Stimmen), Unison-MIDI-Kanal, Notenumfang, MIDI-Anschlagsstärke, Channel-Pressure, Aftertouch und noch einiges mehr separat einstellen.
SOURCE – Oszillatoren
Drei Oscs mit bieten alle Schwingungsformen zwischen Sinus und Rauschen sowie Sample oder Wavetable-Synthese. Dazu kommt ein eigener LFO, bis 100 Hz oder synchronisiert und diversen Modulationsmöglichkeiten, inklusive Phasenmodulation zwischen den Oszillatoren und Slew-Parameter (Anstiegsgeschwindigkeit).
Envelopes
Die Parameter der Lautstärkehüllkurvengeneratoren sind nichts, was man nicht schon mal gesehen hätte. Die Zusatzhüllkurvengeneratoren (0 bis 10 s) warten jedoch mit nicht-linearen Attack- und Release-Zeiten auf und bieten die Phasen-, Ring-, Cross- und Frequenzmodulationen der Oszillatoren als Ziele.
Zusätzlich kann die Tonhöhenmodulation noch einzeln auf die Oszillatoren und die Sample-Engine geschaltet werden.
Filter
Hier gibt es leider nur die vier Grundtypen Bandpass, Hochpass, Bandsperre und Moog-Ladder 4Pole-Tiefpass. Hier muss man allerdings aufpassen, denn wenn der Q-wert des Filters über 3 liegt, wird das Filter selbstoszillierend, was sich aber leider auch nicht zu toll anhört.
Effekteinheit Delay
Das Delay kann bis zu vier Takten lang sein und bietet neben diversen Modulationsmöglichkeiten auch noch einen Reverb-Effekt inklusive Send-Kanal (Effektanteil) und Delta-Delay-Parameter für unterschiedliche Verzögerungen auf dem linken und rechten Kanal.
Out-Pan
Sequencer
Der Sequencer bietet 16 Schritte und vier Variationen. Außerdem arbeitet er mit einem Noten-Offset von +/- 12 Halbtönen, anstatt mit einer fixen Notensequenz und diverse Wahrscheinlichkeitsparameter und Racheting (vorzeitiges Zurücksetzen der Sequenz) lockern das musikalische Geschehen auf, wobei Sequenzen eingespielt oder programmiert werden können und alles für jeden LAYER serparat.
LFO
Die zwei LFOs können eine Frequenz von bis zu 32 Takten haben oder frei schwingen und bietet ca. 30 Modulationsziele. Einige Modulationsquellen wie „Track“, „Sample“, oder „Side-Chain“ können nur ausgewählt werden, da WoodSynth als Effekt instanziiert ist und nicht als Generator (AU-Bezeichnung für Instrumtent).
Expanded View
Wenn das alles zu viel Umschalterei ist, lässt sich durch den Expand-Taster neben dem Woodsynth-Logo nicht etwa die Fenstergröße aufziehen, sondern öffnet die „erweitere Ansicht“, die sämtliche Parameter auf einmal anzeigt. Diese Ansicht gibt es allerdings nur für 11“ iPads und größer sowie Macs.
Advanced Mode
Auch das Advanced-Panel darf nicht vergessen werden, hier können alle globalen Eigenschaften konfiguriert werden. Darunter auch MPE und MIDI V2 und diverse MIDI-Schnellzuweisungen. Will man mehr als vier Parameter auf einmal per MIDI kontrollieren, gibt es den Taster ML (MIDI-Learn) und hier sind alle Grenzen aufgehoben.
Steuerspannung
WoodSynth bietet auch ein eigenes Setup für Control-Voltage, also die echten elektrischen Signale. Hier lassen sich Parameter über bis zu acht Kanälen auf dem Audiointerface ausgeben und die Signalwerte auch kalibrieren.
Normalerweise bedarf es hier eines gleichstromgekoppelten Interfaces (DC-Coupled) es wird aber auch die Ausgabe über AC-Coupled-Interface unterschützt. Details dazu im Handbuch.
On-Screen Keyboard
Das Besondere hier ist nicht nur die Darstellung der Noten, sondern auch deren Pitchbend-Werte und das direkte Spielen mit dem Pitchbend ohne Pitch-Wheel. Die gehaltenen Noten werden zum Bending einfach über das Keyboard gezogen- genial! Außerdem sind die Noten genauso farblich kodiert wie die LAYERS. Es gibt auch diverse Spielmodi, die bestimmen, ob die LAYERS über Keyboard-Zonen gespielt oder ob durchrotiert werden. Eigene MIDI-Känale sind natürlich auch eine Option.
Browser
Die Auswahl von Presets ist gewöhnungsbedürftig und wohl ein Erbe der Mausbedienung, denn der Finger muss den ganzen Pfad entlang bis zum Dateinamen auf dem Bildschirm bleiben. Das Menü bleibt nicht automatisch offen, wie man es von etlichen anderen Touch-Screen-Apps kennt. Zudem gibt es zwei Browser. Einen internen und einen über die Dateien-App und dann noch die AU-Browser im Host.
Habe die App seit einigen Wochen auf dem iPad. Verwende sie kaum. Hängt an zwei Dingen: dem vollgepackten GUI und vor allem der lausigen Preset-Anwahl. Der Gedanke dahinter ist gut
@Tai Hallo Tai,
hab grad Rückmeldung von Woodman erhalten und ein komplett überarbeiteter Browser steht als nächsten großes Update an.
Greetz,
M.
Die Preise sind jetzt wirklich fair. Obwohl ich nicht verstehe, wieso die gleiche App auf meinem Mac 3 mal so teuer ist. Weil’s geht? Das sollte sich ändern. Minimum: wer die App für den Computer kauft, bekommt sie kostenlos als MobilApp dazu. Ich setze die Apps durchaus auf beiden Plattformen ein und will sie nicht zwei mal kaufen. Vermutlich kann ich sie auf zwei Rechnern verwenden, aber nicht auf iOS und Mac. Das ist einfach nicht nachvollziehbar. Ich setze sie ja nicht gleichzeitig ein. Zuerst auf dem iPad, wird es was, wechsle ich auf Mac.
Ach so, die App in Logic für iPad, hier 13″, das ist mal ne Herausforderung:
https://www.taituts.de/screenshots-woodsynth-in-ipad/
Auf einem Mini möchte ich die App nicht bedienen
Kann man eine GUI noch voller packen?! WoodSynth: „Ja“
Auf meinem normal großen IPad Air habe ich ein FitzelGUI, wenn ich mir alles anzeigen lasse und ich glaube das wird auf dem größten iPadPro auch nicht viel besser. Und ich habe eh schon Schwierigkeiten mit dem Sehen, weil ich nicht die besten Augen habe. Aber selbst mit Adleraugen wäre mir das Interface zu vollgepackt. Ich mags gerne übersichtlich und intuitiv. Aber die Vorstellung die ich habe erreichen eh nur die wenigsten Softwaresynths und auch viele Hardware Geräte nicht. Da hat man da ja auch oft die verschachtelten Menüs des Todes oder du brauchst für Funktionen 5 Seiten Shortcut Befehle neben dem Gerät. Liebe Hersteller das ist nicht cool. Wir wollen einfach Musik machen und unser Kreativität freien Lauf lassen und uns nicht durch unübersichtliche GUIs, Menüs oder 3.000 Shortcuts hangeln.
@Emse Hallo Emse,
die Totalansicht ist ja nur alternativ, außerdem kann ich bestätigen, dass sie auf einem 12.9″ iPad recht gut zu bedienen ist.
Grüße,
Markus