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Test: Xils Lab, PolyKB II

(ID: 1629)

Modulationsmatrix

Der PolyKB hat eine recht umfassende Modulationsmatrix mit den festen Modulationsquellen LFO1, LFO2 oder Noise, Wheel, VCO2 und Velocity, die sich den Modulationszielen VCO1/2, Wave 1/2 und VCF übersichtlich über Tasten zuweisen lassen. Darüber hinaus verfügt der virtuelle Polykobol über zwei Slots, in denen sich über ein Popdown-Menü zwölf Quellen mit 31 Ziele, darunter auch interessante Parameter wie Sequencer-Velo oder Delay-Zeiten, verbinden können.

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Fröhliches Modulieren

Fröhliches Modulieren

Effekte

Apropos Delay-Zeiten: Der PolyKB verfügt unten rechts über eine Effektsektion mit den Effekten Delay, Chorus, Phaser und EQ. Die Parametrisierung ist hier auf das Allernötigste beschränkt. So fehlt dem Delay, das zwar immerhin zwei Stränge für Stereodelays hat, das nicht ganz unwichtige Filter, während der Chorus nur die Parameter „Rate“ und „Amount“ kennt. Auf sage und schreibe fünf Parameter kommt der Phaser, der mit Version II neu dazu gekommen ist. Ebenfalls neu ist ein Dual-Equalizer.

Die Effektsektion

Die Effektsektion

Stimmenarchitektur

Herausstellungsmerkmal des Polykobols ist unter anderem eine ausgesprochen komplexe Stimmenarchitektur. Bis zu 16 Voices lassen sich gleichzeitig erzeugen und anhand von bis zu vier frei wählbaren Parameter-Offsets klanglich voneinander absetzen. Oder in anderen Worten: Ich kann Voice 1 eine andere Filter-Cutoff-Stellung verpassen als Voice 2. Oder Voice 10 eine andere Envelope-2-Decay-Stellung als Voice 13. Darüber hinaus lassen sich die Voices einzeln im Panorama anordnen und sogar innerhalb einer räumlichen Tiefensimulation. Die Einstellungen für die Voice-Parameter-Offsets und die Positionierung im virtuellen Raum werden grafisch über XY-Panels umgesetzt. Bis zu sechs Stimmen lassen sich unisono spielen. Im Zusammenspiel mit der umfassenden Voice-Manipulation ergeben sich dabei natürlich hinreißende Stereo-Sounds. Die Parameter und Panorama-Anpassungen lassen sich seit Version II auch dynamisch nach vorgegebenen Mustern modulieren (Dynamik MYX). Die Ergebnisse hier sind durchaus witzig, aber auch ziemlich wüst.

Das Panel für die Positionierung: Jeder Punkt ist eine Stimme

Das Panel für die Positionierung: Jeder Punkt ist eine Stimme

Arpeggiator und Sequencer

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Der PolyKB verfügt über einen einfachen Arpeggiator mit den Modi UP/Down, Random und UP & Down kombiniert. Neu in Version II sind die Parameter „Gate“ und „Swing“. Der komplexere Sequencer erfordert reichlich Eingewöhnungszeit. Die Noteneingabe erfolgt über einen Pianorollen-Editor wahlweise mit der Maus oder einer Einspieltastatur („Record/Step“-Modus). Auf den ersten Blick erscheint er etwas überflüssig, denn die Editoren in Logic oder Ableton sind besser, komplexer und übersichtlicher. Allerdings lassen sich innerhalb des Kobol-Sequencers bis zu acht verschiedene stimmenbasierte Stepsequencen gleichzeitig abspielen. Führt man sich nun die zuvor erwähnten Manipulations-Möglichkeiten der einzelnen Voices vor Augen, ahnt man schon, dass sich hier recht abgedrehte Poly-Sequenzen erzeugen lassen, die in der Host-DAW so keinesfalls hätten entstehen können. Aber man braucht vor allem anfangs Geduld und recht gute Nerven. Mit etwas Übung geht es dann besser.

Bewertung

Der Poly KB hinterlässt beim Sound einen sehr guten, bei der Bedienung und Performance einen eher gemischten Eindruck. Der hohe Bedarf an Rechenleistung bricht wohl alle Rekorde. Beim beherzten Griff in die Tasten kann auch ein ganzer CPU-Kern (vom Core2Duo 2400) schnell mal die Segel streichen. Ebenfalls weniger erfreulich sind ein ziemlich hoher RAM-Bedarf, der Dongle-Kopierschutz und so ein leichtes Zipperleingefühl, verursacht durch ein paar wenige Notenhänger, ein eher mittelschnelles, manchmal hakendes Panel und ein paar weitere Kleinigkeiten, die hier nicht alle aufgezählt werden können. Vielleicht ein repräsentatives Beispiel: Beim Noten-Triggern des Stepsequencers wird die Triggernote mitgespielt. Das kann natürlich nicht der Sinn sein. Als Workaround empfiehlt Xils Lab, die Stimmenzahl genau so zu begrenzen, dass die Trigger-Note nicht mehr abgespielt werden kann. Kann man machen, das funktioniert tatsächlich, ist aber nervig.

Trotz des riesengroßen Panels ist die Bedienung teils recht fummelig. Um alles in ein Fensterchen zu bekommen, müssen User ohne 27“-Cinema-Display bei der Voice-Manipulation schon sehr genau hinschauen. Hier wäre ein eigenes Fenster angebracht gewesen.

Der Sound hingegen ist schon verdammt gut. Vor allem in tieferen Lagen klingt der Synth fett, warm und wirklich unschlagbar analog. Das Filter macht großartig Sound, und auch die Hüllkurven und LFOs greifen extrem musikalisch zu. Mit dem Sequencer lassen sich sehr charakterstarke, retroesk klingende Sequencen à la Anne Clark erzeugen, und auch der Unisono-Modus ist super!

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Fazit

Der digitale Polykobol ist ohne Zweifel ein echtes Musikinstrument, das aufgrund seines Kultstatus‘ und extrem guten Grundsounds für viele interessant sein wird. Nun stehen aber Sound und Kult nicht bei jedem an erster Stelle. Vielleicht kann man es am besten so ausdrücken:
Beim Producertyp kommt es eher auf Eigenschaften wie Geschwindigkeit, Schlankheit, Übersicht, Mixintegration und Zuverlässigkeit an. Für ihn ist der PolyKBII bestimmt ein netter Synth mit einer freundlichen positiven Ausstrahlung, den er gern einmal als donglefreies Demo auf seinem alten Zweitrechner ausprobiert. Er freut sich über den fetten Analogsound, lächelt beim Blick auf die CPU-Anzeige milde und nimmt sich fest vor, den einen oder anderen Sound einmal einzubauen. Leider kommt er total in Stress und hat den schönen Synth eine Woche später wieder vergessen.

Bei richtigen Muckern und Vintage-Freaks wird der PolyKB sicher einen bleibenderen Eindruck hinterlassen. Und sie können auch besser mit den Ecken und Kanten des PolyKBs umgehen, denn sie kennen diese nur allzu gut von ihren eigenen Analog-Schätzchen. Patina macht schließlich erst den Charme eines Musikinstruments aus. Sound und Musikalität stehen bei ihnen an allererster Stelle. Sie werden ihren PolyKBII lieben!

Plus

  • sehr guter Analog-Sound
  • ansprechende Optik
  • interessante, sehr komplexe Stimmenarchitektur
  • guter Unisono-Modus

Minus

  • viel CPU- und RAM-Bedarf
  • kein 64-Bit-Support unter Windows
  • teils umständliche Bedienung
  • wirkt stellenweise nicht ganz ausgereift
  • Dongle-Kopierschutz

Preis

  • 149,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Klangzaun

    Noch ein Tipp für alle Interessierten:

    Es gibt derzeit eine abgespeckte Player Version von dem Poly KB II. Diese kostet derzeit noch € 25,-. Ein Upgrade auf die Vollversion kostet € 79,-.

    Also schnell ‚mal nachrechnen, da die Aktion mit dem player begrenzt ist. ;-)

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ja, der hat was an sich! Er macht es einem nicht ganz leicht, lädt aber zum Erforschen und Arbeiten ein. Bin von der Demo schlichtweg begeistert. Außer dem Ressourcenbedarf hätt‘ ich nichts auszusetzen. Das Rechenbeispiel von Superwaldi macht auch Freude.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Für mich ist der PolyKB II musikalisch mit weitem, weitem Abstand das beste Plugin, das es im Moment zu kaufen gibt. Doch das hat seinen Preis: in diesem Fall ist ein muskulöser Rechner gefragt, ein Notebook kann man getrost vergessen.
    Das Bedienfeld mag überladen und ein wenig kompliziert scheinen, aber selbst wenn man sich auf wenige Parameter beschränkt (OSC, LFO, Filter, Hüllkurven) kann man Ergebnisse erzielen, die einen total umhauen. Und das kann man nun wirklich nicht von vielen Plugins behaupten.
    Ich hoffe die Jungs trauen irgendwann einmal sich an den Synthex, das Zeug dazu haben sie allemal.

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