Was bietet das Update des Software-Drummers?
Nachdem Addictive Drums 2 nun seit über 10 Jahren auf dem Markt war, hat der Hersteller XLN Audio ein kostenloses Update der Drum-Software herausgebracht. Birgt das augenscheinlich ästhetische Update tatsächlich einen Nutzen für die Praxis? Was bietet XLN Audio Addictive Drums 2.6 Neues?
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Unseren Test zur aktuellen Version von XLN Audio Addictive Drums haben wir auf Basis der Version 2.5. erstellt. Kurz vor Veröffentlichung des Testberichts erschien Version 2.6, deren neuen Features wir euch am Ende dieses Artikels zusammengestellt haben.
Der neue Look – Die Drum-Software in neuem Gewand
Nachdem die ursprüngliche Addictive Drums 2 Software im Mai 2014 veröffentlicht wurde, hat sich im Software-Design viel verändert. Die meisten Hersteller sind im Laufe der Zeit von „dreidimensional“ dargestellten Bedienelementen zu minimalistischen Designs übergegangen. So präsentierte sich Addictive Drums 2 schon nach recht kurzer Zeit einwenig altmodisch, wobei dies den hervorragenden Sound-Bibliotheken natürlich keinen Abbruch getan hat.
Mit dem Update auf Addictive Drums 2.5 war also offensichtlich ein komplett überarbeitetes Design notwendig. Dieses orientiert sich nun an modernem Software-Design und wirkt dadurch wesentlich aufgeräumter.
Dabei ist erfreulich, dass XLN Audio einigen Designelementen treu geblieben ist. Zum Beispiel wurden die cremefarbene Basis und Teile des 3D-Designs beibehalten. Für mich ist so der Wiedererkennungswert erhalten geblieben und man fühlt sich als Nutzer sofort „zu Hause“.
Addictive Drums 2.5: Neuer Look = Veränderte UI
Mit der neuen Optik gehen mit dem Addictive Drum 2.5 Update ebenfalls leichte Veränderungen in der Bedienung bzw. dem User-Interface einher.
Eine wesentliche Änderung betrifft die Integration der vorherigen Ansichten „Gallery“ und „Explore“ zu einer einzigen „Explore“-Ansicht. In dieser neuen Ansicht wird auf der linken Seite das Drum-Kit ausgewählt, während das dazugehörige Preset direkt daneben geladen werden kann.
Das erspart bei der Suche nach dem richtigen Sound ein paar Mausklicks und kam mir während der Testphase um einiges intuitiver vor als die ursprünglich getrennte Ansicht.
Das gleiche Konzept wurde auch für die „Beats“-Ansicht übernommen. Die einzelnen MIDI-Packs sind nun ganz links angeordnet und sind dadurch präsenter als in Addictive Drums 2.0. Rechts daneben befinden sich die einzelnen Beats- und Beat-Gruppen.

Auch die „Kit“-Ansicht wurde ein wenig überarbeitet. Die Bedienelemente der jeweiligen Kit-Bestandteile sind jetzt nur noch sichtbar, wenn man mit der Maus drüber fährt.
Neue Funktionen: Mehr Kontrolle über den Sound
Addictive Drums 2 kam in seiner Ursprungsversion schon recht reichhaltig bestückt mit internem Mixer und vielen Bearbeitungsmöglichkeiten. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass diese Funktionspalette nicht in einem allzu hohen Maße aufgestockt wurde. Dennoch sind einige praktische und interessante Features hinzugekommen.
Trig-Gate Effect
Der Trig-Gate-Effekt ist die Simulation einer Editing-Technik, die auch bei realen Schlagzeugaufnahmen verwendet wird. Dabei werden Trigger an den Kesseln angebracht, die bei jedem Schlag auf den entsprechenden Kessel das Gate des jeweiligen Kanals öffnen.
Da es sich bei Addictive Drums 2.5 um einen Sampler handelt, ist dieser Schritt natürlich unnötig, da alle Kessel-Samples einzeln aufgenommen werden konnten.
Beim „Trig-Gate-Effekt“ wird in diesem Fall also nicht das Gate der Mikrofone, sondern das Gate der Send-Busse angesprochen. Das Delay beziehungsweise der Reverb ist also nur dann zu hören, wenn der jeweilige Kessel tatsächlich gespielt wird. Die Attack- und Release-Zeiten der Gates können für die beiden Send-Busse unabhängig voneinander eingestellt werden. Dabei kann die Attack-Zeit nicht nur in Millisekunden, sondern auch als Notenwert eingegeben werden.

Auch der Gate-Threshold für Kick, Snare und Toms kann einzelnen justiert werden. So kann ein einzelner Send-Bus für mehr als einen Kessel adäquat genutzt werden.
In diesem Audiobeispiel liegt der Trig-Gate-Effekt auf dem Reverb der Snare. Es ist deutlich zu hören, wie sich die Snare während der klingenden Zeit angenehm breit anhört, ohne dabei eine lange Hallfahne nachzuziehen.
Kompressor Boost Mode
Über der Gain-Reduction-Anzeige des Kompressors in der „Edit“-Ansicht befindet sich unscheinbar ein neuer kleiner Button mit einer Rakete als Symbol.
Dieser Button aktiviert laut XLN Audio einen Multiband-Kompressor, der speziell auf Drums abgestimmt ist. Ziel ist es, mehr „Punch“ und „Attack“ aus dem Drumkit herauszuholen. Mit einem Klick wird der Modus aktiviert und der Button leuchtet orange.
Sobald der Kompressor mit einem Signal gefüttert wird, zeigt die Gain-Reduction-Anzeige direkt, in welchen Frequenzbereichen der Multiband-Kompressor arbeitet und mit welcher Intensität jene komprimiert werden.
Der Boost-Modus von XLN Audio ist definitiv gelungen. Die zusätzliche Attack durch hörbares Verschieben bzw. Anpassen der Frequenzbetonungen, Abklingzeiten und Transienten ist klar wahrnehmbar. Gleichzeitig lässt sich das Ergebnis durch die üblichen Kompressor-Parameter gut steuern.
Beat-Transformer und Spektralanalyse für den EQ
Es scheint ein gängiges Phänomen zu sein, das Funktionen in der Update-Liste auftauchen, die schon in der vorherigen Version existiert haben. So verhält es sich auch mit dem Beat-Transformer, der auch schon in Addictive Drums 2 nutzbar war, auch wenn dieser nun grafisch überarbeitet wurde.
Und wo wir gerade bei Grafik sind: Der EQ in der „Edit“-Ansicht hat eine Spektralanalyse spendiert bekommen, die Post-EQ operiert und das Mischen im internen Mixer vereinfachen soll.

Natürlich sollte man sich beim Mischen in erster Linie auf seine Ohren verlassen, dennoch ist so eine Spektralanalyse eine praktische Sache
Addictive Drums 2.5 im Kontext mit E-Drums
Wenn ich mir die Feature-Liste anschaue, stelle ich fest, dass die neuen Funktionen für meine Arbeit als Produzent absolut keinen Mehrwert bieten. In der finalen Produktion werden die einzelnen Kanäle eines Drum-VSTs ohnehin per Direct-Out an den DAW-Mixer geleitet – sofern überhaupt mit einer Drum-Software gearbeitet wird. Ein Trigger-Gate an dieser Stelle zu installieren, war auch schon lange vor dem Update möglich.
Allerdings ist Addictive Drums nicht nur bei den Produzenten, sondern auch bei den Drummern beliebt, die meistens die Standalone-Version nutzen, um ihre E-Drums aufzuwerten.
Die MIDI-basierte Integration von E-Drum-Modulen ist nach wie vor super. In diesem Kontext ergibt das Update auch Sinn, da Funktionen wie das Trigger-Gate und der Spectrum-Analyzer den internen Mixer nun vollwertig machen. Zudem ermöglicht der Boost-Modus tontechnisch weniger versierten Drummern, schnell einen guten Sound zu erzielen.
Diese Audiobeispiele habe ich mit einem Roland TD-17 eingespielt und im Nachgang im internen Mixer bearbeitet. Genutzt habe ich für beide Beispiele das „Vintage Dead“-Kit.
Alternativen zu Addictive Drums 2.5
Der Markt für Drum-VSTs ist groß, doch es gibt einige vergleichbare Plug-ins, die auch in ihrer Bedienung ähnlich strukturiert sind.
Toontrack EZdrummer 3
Mittlerweile in der dritten Version ist EZdrummer eines der beliebtesten Drum-VSTs auf dem Markt. Auch hier basiert das Konzept auf einer Basisversion, die sich klanglich durch Expansions erweitern lässt.
Allerdings verfügt EZdrummer zwar über einen Mixer, erlaubt dort jedoch nur das Leveling und Panning. Detaillierte Einstellungen wie Kompression oder EQ sind nicht möglich.
Daher eignet sich EZdrummer vor allem für Nutzer, die ihr Sounddesign ohnehin in der DAW vornehmen und keinen internen Mixer im Plug-in benötigen.


Superior Drummer 3
Der große Bruder von EZdrummer bietet deutlich mehr Funktionen und übertrifft die Funktionspalette von Addictive Drums 2.5. Für einen Preis von 319,- Euro kann das Drumset wesentlich präziser gestaltet werden. Außerdem ist ein Mixer integriert.
Die Drum-Kits wurden mit elf zusätzliche Raum-Mikrofonen aufgenommen. Dadurch eröffnen sich auch Möglichkeiten für immersive Abmischungen.


Steven Slate Drums 5.5
Der dritte im Bunde ist Steven Slate Drums 5.5 (SSD5.5). Die Sample-Bibliothek von SSD5.5 ist übrigens auch im Pearl Mimic Pro enthalten, was die Software besonders für Nutzer dieses Drum-Computers interessant macht. Abgesehen davon erhält man hier eine große Sammlung von Kesseln und Cymbals zu einem vergleichsweise günstigen Preis.
Addictive Drums 2.6
Wie eingangs erwähnt, erschien kurz vor Veröffentlichung dieses Testberichts Version 2.6 von Addictive Drums. Dieses Update beinhaltet u.a. einen neuen Audio Recorder, mit dem One-Shot-Sounds oder Loops im Drag-and-Drop-Verfahren exportiert werden können.
Beim Browsen durch die Preset-Beats von Addictive Drums lässt sich mit Hilfe einer Shortlist eine Vorauswahl potenzieller Grooves und Beats erstellen und das Browsen durch die Presets gelingt durch die Navigation mit Hilfe der Cursor-Tasten der Tastatur nun noch schneller.
Darüber hinaus lassen sich Sound-Snapshots anlegen, die einen A/B-Vergleich von unterschiedlichen Settings ermöglichen. Bis zu fünf Snapshots können gespeichert werden.
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Seit 20.02. ist übrigens das Update zu Version 2.6.0 draußen.
@elblaut Danke für den Hinweis, das hat sich dann gerade überschnitten. Ich habe die neuen Features eingebaut und im Text darauf verwiesen.