Weniger Kabel ohne Nachteile?
Der Hersteller Xvive hat mit dem MD1 Wireless MIDI System ein Produkt auf den Markt gebracht, das als Wireless-Bluetooth Schnittstelle genutzt werden kann.
Bereits im März letzten Jahres berichteten wir über den neuen Bluetooth Standard BLE 5.0. Diese fünfte Generation des vielgenutzten Bluetooth-Standards hält nach 25 Jahren des Blauzahn-Bestehens im Vergleich zur vorherigen Iteration die vierfache Übertragungsreichweite, die doppelte Schnelligkeit und gleich die achtfache Übertragunsreichweite im Vergleich zu Bluetooth 4.0 bereit. Diese deutliche Verbesserung der Zuverlässigkeit des Standards befähigt nun Anbieter wie CME oder Xvive dazu, Produkte anzubieten, die – laut Aussagen der Hersteller – ein stabiles MIDI-over-the-Air gewährleisten können.
Was bietet das XVive MD1 Wireless MIDI System?
Laut Aussage von XVive lässt sich, besitzt man eines der MD1 Wireless MIDI System Kits, ein MIDI-Device seiner Wahl über die 2,4 GHz Bluetooth 5 und Bluetooth Low Energy (BLE) Technologie mit Computern wie Mac-Laptops oder auch iOS-Geräten wie Handys oder iPads verbinden. Besitzt man zwei der Kits, lässt sich auch bei zwei ehemals nicht Bluetooth-fähigen Geräten eine drahtlose Verbindung herstellen – beispielsweise zwischen Audiointerface mit MIDI-Schnittstelle und einem Masterkeyboard.
Der Hauptadapter des zweiteiligen Kits bezieht Strom aus der jeweilig genutzten MIDI-Out-Buchse des verwendeten Gerätes, über eine Klinkenbuchse wird der Sub-Adapter mit dem Main-Adapter verbunden und bezieht fortan über diesen den benötigten Strom. Dieser wird mit der MIDI-In Buchse verbunden.
Der Bluetooth Low Energy Standard macht dies möglich und schafft es im übrigen auch mit Endgeräten, die nur über den Bluetooth 4.0 Standard verfügen, zu kommunizieren. Geräte, die über diese Hardware verfügen, sind bereits seit 2010 am Markt. „Zu schön, um wahr zu sein“ könnte man sich an dieser Stelle denken, zumal der Hersteller eine maximale Latenz von drei Millisekunden anpreist.
Etwas, das auch für den Stage-Bereich aufmerken lässt: Xvive verspricht dem Käufer eine Übertragungsreichweite von mindestens 20 m.
Setup und Workflow der MIDI-Drahtlos-Systems
Die Inbetriebnahme der Schnittstelle erfolgt so simpel, wie es auch angepriesen wird. Erst den großen Adapter in die MIDI-Out-Buchse stecken, danach den Sub-Adapter in die Out-Buchse und beides mit dem Klinkenkabel verbinden.
Fortan signalisiert der große Adapter durch blaues Blinken, dass dieser durch die MIDI-In Buchse Strom erhält. Am Beispiel eines MacBooks wird nun im Audio-MIDI Setup des Apple-Betriebssystems auf das Bluetooth-Menü geklickt, das ab sofort automatisch nach Geräten zum koppeln sucht. Dieses findet die Schnittstelle „XVive MD1“. Einmal auf „connect“ klicken und die Schnittstelle ist ab sofort aktiv und wird von jeglichen DAWs und anderen Empfängern auf seinem Betriebssystem erkannt.
Auf meinem iPhone gestaltet sich das ähnlich simpel. Bluetooth aktiviert, eine Support-App namens „midimittr“ installiert – diese stellt sozusagen eine iOS-Version des Audio-MIDI Setups dar, die MD1 Schnittstelle wird erkennt und das war es. Sämtliche iOS-Apps lassen sich fortan mit MIDI-Note-Informationen seines Keyboards füttern. Viele dieser Apps verfügen über einen „Settings“-Tab, über den man die Schnittstelle um ein weiteres Mal aktiviert, woraufhin sich sofort loslegen lässt.
Noch simpler wird es, nutzt man zwei der XVive MD1 Adapter, also einen pro „Ende“. Betreibt man beispielsweise einen Rack-Synthesizer mit einem Masterkeyboard, so schließt man einfach nur beide Adapter wie oben beschrieben an, das Pairing erfolgt automatisch und man kann, ähnlich wie wenn man physische MIDI-Kabel anschließt, sofort loslegen.
Für mich zu diesem Zeitpunkt leider nicht testbar ist, wie es mit etwaigen Interferenzen beim Betrieb von mehr als zwei Adaptern auf einmal aussieht.
Verbesserungspotenzial Xvive MD1
Großartig wäre es meiner Meinung nach, könnte man in einer simplen Management-Software Sends und Receives festlegen, so dass man bei Bedarf, besitzt man eine Menge Synthesizer, diese mit einem einzigen Keyboard steuern oder gar live per MIDI-Program-Change den Receive on-the-fly ändern könnte, so dass je nach Arrangement-Position ein anderer Synthesizer mit demselben Keyboard spielbar ist. Ob eine solche Funktionalität ähnlich einer Dante- oder AVB-Verbindung im Audiobereich noch folgen wird, bleibt abzuwarten.
Schöner Artikel, danke! Hast du vielleicht eine Anleitung zur Hand, wie man sich so ein Teil selbstzusammenbauen kann? Wenn das wirklich so einfach geht, wäre es ein tolles Bastelprojekt für den Herbst oder den nächsten Lockdown…
@eggsperde Auch wenn die Anmerkung wohl ironisch gemeint war muss ich dem Autor hier zustimmen. Grundsätzliches Wissen über Arduino und co muss schon vorhanden sein, ansonsten ist es echt nur ICs zusammenbasteln.
@Thorbster Hmm, ich weiß gar nicht, ob das wirklich ironisch war. Dieselbe Frage hat auch mich umgetrieben. Außerdem muss der Arduino noch BLE 5.0 beigebracht bekommen.
Ich verstehe, wenn die Produktanmutung die 59,00 EUR „gefühlt“ nicht rechtfertigt, aber die Entwicklung eines solchen Produkts, noch dazu für eine so kleine Nische, ist schon ein wenig aufwändiger, als ein Teensy auf ein Breadboard zu stecken, oder?
Würde mich also echt interessieren… :)
@Trickle2007 Ihr seid cool!
Ich hab den Post ironisch angefangen, aber fände es tatsächlich spannend umzusetzen.
Von den 59€ sind ja 11,20€ schon Steuern, dann noch die Kosten für Logistik, Marketing, Entwicklung, Tests, Material und die Gewinnspanne von Thomann. Xvive ist jetzt auch nicht so der Premium-Anbieter…. aber die Wireless Midi-Adapter von Yamaha kosten 44€.
@eggsperde Google mal „ESP32 ble midi“. Da gibt es durchaus interessante Projekte. Der ESP32 hat Wifi und Bluetooth und ist spott billig zu bekommen. Es ist dann eher die Entwicklungszeit und die kompakte Integration die hier zum Tragen kommt.
@eggsperde So absurd ist der Ansatz nicht, da gibt gibts was von Franzis.
https://bit.ly/3phrL8k Man kann das auf die Spitze treiben, ich hab mir so eine Transport Steuerung für Logic via MIDi gebaut mit einem Fuss Schalter, Taster. Momentan mach ich diese grade kabellos.
Finde es extrem schade das nicht darauf eingegangen wurde, das die Verbindung z.b mit dem Mac in Cubase immer wieder nach Neustart des Systems mühsam verbunden werden muss. Für mich ein No Go…