ANZEIGE
ANZEIGE

Test: XVive U2, 2,4 GHz Wireless System

Winzige Maße treffen hervorragenden Klang!

20. März 2018

XVive U2 title

Gitarrensender polarisieren. Dies war schon in der Vergangenheit so, zieht sich durch die Gegenwart und wird wahrscheinlich auch in Zukunft so bleiben. Aber warum eigentlich? Nun ja, neben den im Test noch weiter aufgeführten Punkten wie Zuverlässigkeit und natürlich Klang, ist es wohl auch dem schon archaisch anmutenden Prinzip der E-Gitarre zu verdanken, dass die entsprechenden Musiker einfach schon aus Tradition dem verdrillten Kupferkabel den Vorzug gegenüber dem Digitalfunk geben. Klampfe, Kabel, Amp, evtl. ein paar Tretminen dazwischen, fertig. Millionenfach bewährt und über Dekaden getestet, funktioniert immer, vorausgesetzt man hat die Kabel mit Respekt behandelt.

ANZEIGE

Spielt man auf übersichtlichen Clubbühnen und besitzt den Bewegungsdrangradius eines Bierdeckels mutet es wahrlich sehr merkwürdig an, mittels Sender zu spielen. Wer allerdings bei Bühnenabmessungen jenseits von 15 Meter Breite seinen Lebensunterhalt verdient, oder aber das Publikum mit allerlei Artistik, respektive Choreografie unterhalten möchte, kommt um einen Sender dieser Tage nicht mehr umhin. Ich selbst habe noch Brian May bei einer Queen Show im ehemaligen Müngersdorfer Stadion in Köln Mitte der Achtziger gesehen, wie er sich mit seinem mit Booster Gespicktem 30 Meter Kabel bei einem Spurt auf dem Catwalk über dem Schlagzeug an einer Treppenstufe verfangen hat und nur mit einem beherzten Griff zum Geländer den Sturz in die Kessel verhindern konnte.

Gitarrensender an sich sind heutzutage wahrlich keine Besonderheit mehr, allerdings kann man auch hier vermehrt einen starken Drang zur Miniaturisierung feststellen. Obwohl nicht die Nummer eins in Sachen Kleinstabmessungen, welche wohl nach wie vor vom AKGs Guitarbug belegt wird, schickt sich der chinesische Hersteller XVive mit seinem XVive U2 Wireless System an, an der Thronfolge zu rütteln.

XVive U2 set 1

— XVive U2 —

XVive U2 – Facts & Features

Auch wenn der Begriff wohl zu den strapaziertesten Begriffen der Neuzeit gehört, man kommt abermals nicht drum rum, im Fall des XVive U2 das Plug-and-play Prinzip zu bemühen. Während die meisten Sender auf dem Beltpack / Receiver Konzept aufbauen, setzt das XVive U2 auf zwei identisch aussehende Sender- und Empfangseinheiten, welche mich von der Formgebung stark an mutierte Riesenzecken erinnern. Lediglich der mittelgroße Aufdruck „Transmitter“ oder aber „Receiver“ lässt erkennen, welches Teil in der Gitarrenbuchse und welches am Amp, Pedalboard o. ä. platziert werden soll. Von daher, Brille nicht vergessen, oder farbig kennzeichnen.

In Sachen Handlichkeit hingegen liegen die beiden geschwungenen Kunststoffkörper weit vorne. Mit einem Gewicht von 37 bzw. 40 Gramm und den Abmessungen 44 mm x 68 mm x 21 mm (ohne Stecker) passen die beiden Einheiten in jede Hosentasche. Die beiden vergoldeten Klinkenstecker lassen sich um ca. 280 Grad schwenken und verfügen über den nötigen Reibungswiderstand, um sich nicht während der Show zu verstellen. Inwieweit dies noch nach Jahren der Fall sein wird, lässt sich aktuell nicht sagen, allerdings konnte ich keine Schraube o. ä. zur Nachjustierung finden.

XVive U2 Aufsicht set 2

— XVive U2 Aufsicht —

Das hübsche, aufgedruckte Carbonmuster vermittelt Stabilität, inwieweit das Kunststoffgehäuse allerdings dem harten Roadalltag trotzen kann, kann ich nicht sagen, zumal sich dies nicht ohne Schädigung des Innenlebens erörtern lies. Ich für meinen Teil würde immer die mitgelieferte Pappschachtel für den Transport verwenden, zumal sich hier zwei Formfräsungen aus Hartgummi für die beiden Einheiten befinden. Immerhin gibt es vom Hersteller bzw. Vertrieb vier Jahre Garantie, was für das Vertrauen in sein Produkt spricht!

Um das U2 möglichst unauffällig an der Gitarre zu platzieren, wurde ein Münzstück großes Gummipad an der Unterseite des Gehäuses befestigt, welches zwar die gute Absicht zeigt, allerdings leider nicht immer am Korpus andockte, wo es hin sollte. Besser wäre es gewesen, die gesamte Unterseite des Gehäuses zu gummieren, um jegliche Form von kleinen Kratzern zu vermeiden. Verglichen hingegen mit dem, was auch nur der kleinste Knopf an einer Hose an Lackschäden verursacht, sind die Druckstellen, welche der U2 verursachen könnte, vernachlässigbar.

XVive U2 Rückseite

— XVive U2 Rückseite —

XVive U2 – Elektronik und Betriebsdauer

Um dem unsinnigen und nervtötenden weltweiten Frequenzgerangel aus dem Weg zu gehen, hat man sich bei dem XVive U2 für die 2.4 GHz Trägerfrequenz entschieden, wohl wissend, dass man sich je nach Einsatzgebiet zuweilen auf dünnem Eis bewegt. Bekanntermaßen tummeln sich in diesem Bereich ebenfalls alle gängigen Handys und Router, sodass man z. B. in einem Club, welcher den Gästen ein WLAN-Netz zur Verfügung stellt und den Router in unmittelbarer Nähe zur Bühne platziert, durchaus netten Besuch von einfallenden oder überlagernden Störsignalen erhalten kann.

ANZEIGE

Bei großen Open-Airs sind die Handys weniger ein Problem, allerdings hagelt es hier Störfeuer von den Sendemasten, welche insbesondere wegen der Funkstrecken seitlich der Bühnen verteilt werden, weshalb XVive auch explizit auf einen Mindestabstand von drei Metern zum nächsten Router oder Sendemast verweist. Das Schöne an der 2.4 GHz Lösung ist hingegen die weltweite, lizenzfreie Betriebserlaubnis. Hier muss jeder für sich selber entscheiden, welche Prioritäten er setzt.

Um einen möglichst schnellen Einsatz zu gewährleisten, wurden die Bedienelemente des U2 auf ein Minimum reduziert. Neben einem On / Off Schiebeschalter befindet sich lediglich noch ein Druckschalter seitlich am Gehäuse, mit dem man zwischen vier verschiedenen Kanälen wählen kann. Man kann also nach entsprechendem Abgleich vier unterschiedliche Sender gleichzeitig auf einer Bühne betreiben, oder aber auch ein Signal gleichzeitig an mehrere Empfänger schicken. Als Latenz gibt der Hersteller 6 ms an, was auch bei härtesten Shreddingattacken nicht mehr ins Gewicht fällt.

Geladen wird der intern fest verbaute Lithium Ionen Akku über einen Micro-USB-Stecker, wobei dem Produkt ein Y-Kabel für das parallele Aufladen beider Komponenten beiliegt. Ein Netzteil ist im Lieferumfang leider nicht enthalten, allerdings kann die benötigte 5V Spannung über nahezu jedes Handyladegerät abgerufen werden. Das Laden eines völlig entleerten Akkus beträgt ca. 1,5 Std., die Betriebsdauer wird mit 5 Std. angegeben. Inwieweit der fest verbaute Akku ein Problem werden könnte, wird die Zukunft zeigen. Erfahrungswerte über die Haltbarkeit des Akkus oder aber die Kulanz bei einem Tausch vonseiten des Herstellers liegen noch nicht vor. Wer jedoch vier Jahre Garantie gibt, wird wohl zumindest von dieser Zeitspanne in Sachen Haltbarkeit überzeugt sein.

XVive U2 Seitenansicht

— XVive U2 Seitenansicht —

XVive U2 – Klang

Kommen wir nun zum entscheidenden Punkt des ewigen Streits Kabel gegen Sender, dem Klang. Die Zeiten der höhenreichen und undynamischen Knüppelsounds zu Anfang der Wireless Systeme sind lange vorbei. Ob nun die zum Teil verwendeten Kabelsimulationen einiger Konkurrenzprodukte eine gute Sache sind, wage ich infrage zu stellen, allerdings stellt sich die Frage bei dem XVive U2 nicht, da auf ein solches Feature verzichtet wurde.

Um es dem Sender direkt richtig schwer zu machen, musste er im A/B Vergleich mit einem hochwertigen 6 Meter Kabel antreten. Getestet wurden Burstbucker auf einer Les Paul, Standard-Singlecoils auf einer American Standard-Strat und gegen (!) die Empfehlung des Herstellers, aktive Pickups von EMG auf einer Framus. Warum die Angst vor aktiven Pickups? Nun, neben dem Verweis im Manual bzgl der aktiven Tonabnehmer wird ebenfalls die Verwendung von Mikrofonsystemen nicht empfohlen.

Das Problem liegt in der Abschirmung. Da der Sender des U2 wohl nicht abgeschirmt ist, kann es zu der Einstreuung eines Störgeräuschs kommen, sofern die verstärkende Elektronik sich nahe an der Klinkenbuchse befindet. Dies ist jedoch z. B. bei EMG nicht der Fall, da die Elektronik im Pickupgehäuse mit vergossen ist. Auch Akustikgitarren machten keinerlei Probleme, von daher empfehle ich eine Überprüfung vor Ort, ob das persönliche Instrument evtl. eine entsprechende Konstruktion mit einer aktiven Elektronik ohne eine abgeschirmte Klinkenbuchse aufweist. Laut Hersteller wird aber bereits an der Behebung dieses Problems gearbeitet. Während des Testbetriebs konnten jedenfalls keine Nebengeräusche wahrgenommen werden.

Klanglich überzeugt das XVive U2 System auf ganzer Linie. Im direkten Vergleich zum Kabel sind nur sehr marginale Unterschiede in der Kompression wahrzunehmen, frequentiell wird er Bassbereich leicht geboostet, das war’s auch schon. Der Klang ist angenehm durchsichtig, wird nicht eingefärbt und bleibt vor allem sehr dynamisch! Dem Kabel gleich klebt auch der Sender am Regelweg des Potis und übermittelt selbst im Crunchbereich alle Nuancen, welche sonst dem Kabel vorbehalten bleiben. Auch die berüchtigten Dropouts, welche im Digitalfunk gerne mal aufkommen, konnten hier erst nach zwei dicken Wohnungswänden bzw. im freien Feld nach ca. vierzig Metern wahrgenommen werde

XVive U2 Zubehör set

— XVive U2 Zubehör —

ANZEIGE
Fazit

Bei dem XVive U2 handelt es sich um ein extrem kompaktes Wireless-System, das mit einem sehr guten, dynamischen und rauscharmen Klang aufwarten kann. Sofern das persönliche Set-up nicht durch die fehlende Abschirmung des Senders belastet wird und einen der fest verbaute Akku nicht stört, kann man den unkomplizierten und universellen Einsatz des Produktes (Gitarre, Bass, Keyboards etc.) in vollem Umfang genießen.

Plus

  • Klang
  • Dynamik
  • Abmessungen
  • Nebengeräusche

Minus

  • Abschirmung (wird behoben)
  • fest verbauter Akku

Preis

  • Ladenpreis: 129,- Euro
ANZEIGE
Forum
  1. Profilbild
    calvato

    mal ne frage: was passiert denn, wenn ich mich mit dem sender und zb mit einem behringer x-air18 auf die bühne stelle? das ding nutzt ja auch eine 2,4GHz w-lan verbindung …. da gibt es sicherlich probleme, oder?

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @calvato 100% Sicherheit bzgl. Einstrahlungen gibt es beim 2.4 GHz Netz nicht, aber auf der Bühne bzw. im Publikum laufen ja auch unzählige Handys parallel ohne dass man sich gegenseitig stört. Ich werde das System kom. Samstag auf dem „No Playback“ Festival in Karlsruhe einsetzen, sollte es da zu Einstreuungen kommen, melde ich mich noch mal.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @calvato Hallo calvato,

      die größere Gefahr ist eine Mikrowelle die mit einem Magnetron im 2,455Ghz strahlt und nicht geschirmt ist. Da kommt dann kein WLAN und der Xvive U2 nicht gegen an. Innerhalb der EU ist die Sendeleistung für WLAN 2.4ghz auf 100mw begrenzt und es sollen nur die Kanäle 1, 5, 9 und 13 verwendet werden, um dem überlappungsfreien 20-MHz-Kanalschema gerecht zu werden. Halten sich die Beteiligten daran, Funktioniert auch das Xvive einwandfrei. Selbst wenn da Smartphones mit aktivem WLAN Hotspot sind, stört das nicht. Denn auch diese und der Xvive sollten nur mit 100mW funken. Größte Gefahr ist also die Mikrowelle vom Catering.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X