Neuer Low-Budget-Mobilrecorder
Der Xvive XV1-R ist ein einfacher und handlicher Stereo-Recorder, der auch als Audiointerface genutzt werden kann. Mit einem günstigen Preis und 32 Bit Float-Aufnahmetechnologie tritt der noch recht junge chinesische Hersteller direkt in Konkurrenz mit namhaften Herstellern im Sektor der Handheld-Recorder. Ob der Xvive XV1-R sich mit diesen messen kann und welche Funktionen er genau bietet, wollen wir heute in unserem Test herausfinden.
Inhaltsverzeichnis
Zunächst mal die harten Fakten zum Xvive XV1-R:
- integriertes Stereo-Mikrofonpaar (X/Y, 90°, max. Schalldruck: 130 dB SPL)
- Samplerate bis zu 96 kHz
- Bittiefe bis zu 32-Bit-Float
- Formate: wav, AAC
- über USB-C als Interface verwendbar
- 3,5 mm Stereo-Line-Eingang mit 3,1 V Plug-in Power
- 3,5 mm Stereo-Line-Ausgang
- Mic Pad (-20 dB Absenkung)
- integrierte Lautsprecher
- interne Effekte (Tiefpassfilter, Gate, Kompressor, Limiter)
- Slate Tone, Auto-Level und Auto-Record-Funktion, Pre-Record-Funktion, Overdubbing und mehr
- 1,7“ LC-Display
- 1/4“-Gewinde für Stativbefestigung
- Stromversorgung über 2 AA-Batterien oder USB-C
Optik, Haptik und Verarbeitung des Xvive XV1-R
Der Xvive Xv1-R fühlt sich beim ersten Anfassen nicht sonderlich robust an, was eventuell auch an seinem geringen Gewicht von gerade mal 94 Gramm, vor allem aber an dem Kunststoffgehäuse liegen mag. Hier würde ich aber nicht zu voreilig urteilen wollen, denn er liegt sehr angenehm in der Hand und fühlt sich dabei wie eine Fernbedienung für den Fernseher an.
Die gummierte Abdeckung für die microSD-Karte ist an einem Gummizug befestigt. Mir persönlich bereitet das ehrlich gesagt etwas Sorge. An der Stelle sei jedoch erwähnt, dass der deutsche Vertrieb Warwick eine Garantie von vier Jahren anbietet und somit die Herstellergarantie deutlich verlängert. Die Tasten sind recht klein ausgefallen, für meine kleinen Händchen allerdings noch ausreichend groß genug. Es wurden keine gummierten Tasten benutzt, was zwar Geräusche hinterlässt, aber zukünftige klebrige Tasten sollten dafür nicht vorkommen.
Mittig ist eine daumendicke Abspieltaste positioniert, die im Menü auch als Bestätigungstaste dient. Um sie herum befindet sich eine ringförmige Taste für Vorlauf, Rücklauf, Plus und Minus. Noch weiter außen gibt es dann vier Tasten mit der Bezeichnung Menü, Home, Stop und Mark.
Unterhalb des Displays sitzen vier Multitasten, die je nach Menüseite eine andere Aufgabe übernehmen. Die darunterliegende „OPT“-Taste führt beim Gedrückthalten zu einer weiteren Menüleiste für die Multitasten. Zu guter Letzt sitzt rechts davon noch eine Aufnahmetaste.
Auf der Unterseite ist auch ein kleiner Ständer angebracht, damit die Mikrofone nicht direkt auf einem Untergrund landen. Die Mikrofone sind im Übrigen sehr schlicht gestaltet und ragen recht weit heraus. Zuletzt finden wir seitlich links noch einen 3,5 mm Stereo-Line-Ausgang für Kopfhörer mit Drucktasten für die Lautstärke und rechts einen 3,5 mm Stereo-Line-Eingang, eine Löschtaste und den An-/Ausschalter mit Hold-Funktion.
Das Zubehör des Xvive XV1-R
In der Verpackung des Recorders liegen, neben dem Recorder selbst, ein paar Batterien, eine kleine Produktbroschüre, ein Sticker, ein Faltblatt mit Sicherheitshinweisen und ein Flyer mit QR-Codes, über die man u. a. das Handbuch herunterladen kann. Aus Umweltgründen kein ausgedrucktes Handbuch beizulegen, finde ich ja prinzipiell gut, durch einen Flyer zu ersetzen, scheint mir jedoch irgendwie widersprüchlich.
Auch erwarte ich mittlerweile kein passendes USB-Kabel mehr, da nahezu jeder vermutlich mit allen Formaten und Adaptern ausgestattet ist. Zumindest eine Speicherkarte und eine Schutzfolie für das Display hätte ich mir aber schon gewünscht.
Zu den Formaten der Speicherkarte folgende Information: Mit einer microSD-Karte werden bis zu 2 GB unterstützt, mit SDHC-Karte bis zu 32 GB und mit SDXC-Karten bis zu 128 GB. Ebenso sollte man sich um einen Windschutz und eine geeignete Tasche Gedanken machen, da ich keine passenden Produkte auf der Herstellerseite finden konnte. Am Ende rechtfertigt aber natürlich der Preis irgendwie den mageren Lieferumfang.
Noch ein paar Worte zum Handbuch. Ein Inhaltsverzeichnis sucht man leider vergeblich, was bei 29 Seiten noch verkraftbar ist. Jedoch konnte ich inhaltlich einige Lücken feststellen. So wird bezüglich des „Factory Reset Modus“ beispielsweise auf ein weiteres Dokument verwiesen, das ich aber nirgends finden konnte. Auch wird man auf den Absatz „Microphone Calibration“ verwiesen, den es gar nicht im Handbuch gibt. Ansonsten wird aber alles gut und verständlich erklärt.
Menü und Bedienung des Xvive XV1-R
Die Bedienung und das Menü sind einfach und logisch aufgebaut und absolut intuitiv nutzbar. Die Menüstruktur ist auf das Nötigste beschränkt und jede Funktion ist mit wenigen Schritten erreichbar. Die schlichte Ansicht auf dem Display finde ich begrüßenswert und es ist alles wirklich sehr gut lesbar, auch bei einer Schrägansicht. Und das trotz der recht geringen Größe.
Mit schlichter Ansicht meine ich die grafische Darstellung, denn Informationen finden wir im Menü einige. Am oberen Rand ist immer der Status der Batterie und der Speicherkarte zu sehen. Am unteren Rand werden dagegen die internen Effekte angezeigt, auf die ich gleich näher eingehen werde.
Zentral ist während einer Aufnahme dann der Audiostatus (Stopped, Paused, Recording, Overdubbing), der Timecode, der freie und der verbrauchte Speicherplatz, die Dateinummer, Status der Plug-in-Stromversorgung, ein Audio-Input-Meter, ein sogenannter „Input Gain Slider“ (für die Auto-Level-Funktion) und das ausgewählte Aufnahmeprofil eingeblendet. Beim Gedrückthalten der „OPT“-Taste erscheint eine Auswahl für Pre-Record, Auto-Level, Auto-Record und Mic Pad.
Alle Bedienknöpfe lassen sich gut mit dem Daumen erreichen. Obwohl vor allem die oberen Bedienelemente unterhalb des Displays recht eng aneinander liegen, kamen versehentliche Betätigungen während des Tests nicht vor.
Weniger gut empfand ich die Lautstärkenregelung. Die Anzeige erfolgt in Prozent und die Eingabe ist in 5-Prozent-Schritten unterteilt. Das soll nicht das Problem sein, jedoch ist es nicht möglich, die Taste gedrückt zu halten, sondern muss für jeden Schritt neu betätigt werden, möchte man den Wert mehrmals anheben oder absenken.
Interne Effekte
Der Xvive XV1-R bietet vier einfache Effekte: Kompressor, Limiter, Gate und ein Tiefpassfilter. Für den Kompressor und den Limiter gibt es jeweils den Status An oder Aus. Feineinstellungen lassen sich hier nicht vornehmen. Beim Gate lässt sich ein Threshold-Pegel in folgenden Schritten auswählen: Off, -60 dB, -48 dB oder -36 dB. Das Filter bietet Werte von 80 Hz, 100 Hz und 120 Hz zum Einstellen der Grenzfrequenz.
Die Profilfunktion
Richtig toll finde ich die Profilfunktion. Hier lassen sich alle Einstellungen, bis auf die Zeitbegrenzung und die Plug-in-Stromversorgung, speichern und abrufen. Jedes Profil lässt sich natürlich nach Bedarf anpassen. Von Werk an sind folgende Profile installiert:
- Production: Stereo, WAV, 32-Bit Float, 48 kHz, keine Effekte
- General: Stereo, AAC-HBR, 48 kHz, 80 Hz Low-Cut
- Meeting: Stereo, HE-AAC, 48 kHz, 80 Hz Low-Cut, -60 dB Gate, Kompressor, Limiter
- Voice Memo: Mono, HE-AAC, 24 kHz, 100 Hz Low-Cut, -36 dB Gate, Kompressor, Limiter (Pre-Record aktiv
- Concert: Stereo, AAC-HBR, 48 kHz, keine Effekte (Auto Level aktiv)
Aufnahmemöglickeiten mit dem Xvive XV1-R
Das integrierte Stereomikrofon in der 90°-X/Y-Anordnung weist einen maximalen Schalldruckpegel von 130 dB auf. Möchte man ein Elektretmikrofon in Betrieb nehmen, steht hierfür eine 3,1 V Plug-in-Stromversorgung zur Verfügung.
XLR-Buchsen besitzt der Xvive XV1-R nicht, da er für kleine Budgets und kleine Projekte gedacht ist. Zur Aufnahme gibt es ein paar nützliche Werkzeuge, bestehend aus einem Tiefpassfilter (80 Hz, 100 Hz, 120 Hz), einem Gate (-60 dB, -48 dB, -36 dB), einem Kompressor und einem Limiter. Neben üblichen Funktionen wie Pre-Record und Auto-Record, bietet der Xvive XV1-R auch Overdubbing und eine Auto-Level-Funktion. Zur Synchronisationshilfe lässt sich bei jeder Aufnahme ein 1 kHz Sinuston, mit einer Dauer von 500 Millisekunden, an den Anfang und an das Ende platzieren. Es gibt sechs verschiedene Aufnahmeformate:
- WAVF32: verlustfrei, 32-Bit-Float WAV
- WAV24: verlustfrei, 24-Bit WAV
- AAC-HBR: komprimiert, MPEG-4 AAC-LC, hohe Wortbreite
- AAC-MBR: komprimiert, MPEG-4 AAC-LC, mittlere Wortbreite
- AAC-LBR: komprimiert, MPEG-4 AAC-LC, niedrige Wortbreite
- HE-AAC: stark komprimiert, MPEG-4 HE-AACv1 (Mono) / MPEG-4 HE-AACv2 (Stereo)
Der Xvive XV1-R als USB-Mikrofon & Audio Interface
Um den Xvive XV1-R auch als USB-Mikrofon und Interface nutzen zu können, reicht eine Verbindung mit dem USB-C-Eingang aus. Danach wird auf dem Display ein USB-Modus zum Auswählen angezeigt. Das Gerät wird direkt erkannt und kann ohne Treiber genutzt werden. Die Wortbreite und die Abtastrate sind hierbei immer fix auf 24-Bit und 48 kHz eingestellt. Die Lautsprecher sind in diesem Modus deaktiviert.
Wie klingt der Xvive XV1-R?
Möchte man sich ein Urteil über die Klangqualität des Xvive XV1-R erlauben, geschieht das immer auch mit einem Blick auf den Preis. Dennoch muss ich zunächst ein paar negative Punkte aufzählen. Zum einen ist das Grundrauschen leider etwas hoch, für meinen Geschmack zu hoch. Im Test war der Xvive XV1-R auch sehr anfällig für Windgeräusche, die durch die internen Filter aber in manchen Situationen auch vermieden werden konnten.
Ich hatte auch Aufnahmen erstellt, bei denen ich notbedürftig das Windfell des Zoom H4n Pro genutzt hatte, um Störgeräusche zu vermeiden. Dadurch hatte ich aber bedeutend mehr Frequenzverlust als bei dem eigentlich passenden Gerät. Bei kompletter Windstille lassen sich jedoch, trotz des Rauschens, ganz passable Aufnahmen erstellen. Leider sind die internen Mikrofone allerdings bei Sprache auch sehr anfällig. Die beiden Audiobeispiele hierzu wurden mit einem Abstand von ca. 20 – 30 cm aufgenommen.
Die integrierten Lautsprecher taugen wirklich nur zum kurzen Überprüfen auf Sprachverständlichkeit und weisen einen sehr schmalen Frequenzgang auf. Persönlich würde ich sie sowieso kaum nutzen und, im Falle des Xvive XV1-R, höchstens für Lo-Fi-Effekte zweckentfremden.
Alternativen zum Xvive XV1-R
Schaut man sich den Markt für mobile Aufnahmegeräte unter 100,- Euro an, wird einem die Entscheidung zum Glück nicht allzu schwer gemacht. Es lassen sich einfach nicht viele Geräte finden, die so günstig sind.
Ein Kandidat wäre der Tascam DR-05X, der sehr ähnliche Spezifikationen aufweist. Er kann aber leider keine 32 Bit Float-Aufnahmen, hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und ist wahrscheinlich deshalb auch mittlerweile preislich so nah am Xvive XV1-R.
Dann hätten wir da noch den Zoom H1 Essential, der ebenfalls beinahe identisch ist. Hier punktet der Xvive XV1-R mit seinem etwas günstigerem Preis und Funktionen, wie unter anderem Overdubbing und Auto-Level. Klanglich kann ich mir hier kein Urteil erlauben, da ich die Geräte nicht zum Vergleich hatte.