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Test: Yamaha Motif XS6, XS7, XS8 Music-Workstation

Motif XS statt XXL

12. November 2007

Wenn eine Workstationserie bereits in die dritte Auflage geht, so muss ja schon was dran sein. Die Urversion gab es 2001, zwei Jahre später folgte die Version ES, weitere vier Jahre später die Reihe mit dem Kürzel XS. Wie gehabt gibt’s die in den drei Versionen mit 61 Tasten (XS6), 76 Tasten (XS7) und 88 Tasten (XS8). Nur die Luxusausgabe hat auch eine gewichtete Hammertastatur bekommen, die beiden anderen Modelle müssen sich mit der einfacheren Klaviatur begnügen. Auch bei den Anschlüssen haben die „Kleinen“ den Kürzeren gezogen: Nur die XS8 wurde zusätzlich zu USB auch mit einem IEEE-1394er-FireWire-Anschluss ausgestattet.

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Der neue Motif mit 8 statt mit 4 Fadern

Äußerlichkeiten

„Nach dem Motif kam der ES, der die ohnehin schon hohe Leistungsfähigkeit des Motif verdoppelte. Nun ist es an der Zeit, den Motif ES zu verdoppeln“ – schwadroniert Yamaha und bezieht sich dabei aber zum Glück jedenfalls nicht auf die rein physischen Werte der Workstation; die ist mit ca. 145x47x17 Zentimetern und einem Gewicht von rund 29 Kilo auch ohne Verdopplung ein echter Trumm mit Rekordmaßen, der einen ebenso stabilen Keyboardständer wie kräftige Bandscheiben des Tastenmannes benötigt (sofern dieser mal in die missliche Lage gerät, das Teil mal von A nach B bewegen zu müssen). Verdoppelt hat sich aber die Zahl der Echtzeit-Controller: Eine Achter-Reihe an Drehreglern (die per Knopfdruck dreifach umschaltbar ist) plus acht Fader haben jetzt die linke Spielhälfte des Motif-Platzes im Griff.

Auch das Display ist gewachsen – das sorgt mit 320×240 Pixeln für die längst überfällige farbige Übersicht, die wir beim Vorgänger mit seinen grün-schwarzen 240×64 Pixeln ein wenig vermisst hatten. Dass hier nicht wie bei der Konkurrenz von Roland und Korg ein Touchscreen zum Einsatz kommt, muss nicht unbedingt ein Nachteil sein; in der ruhigen Arbeitsumgebung eines Studios mag der von Nutzen sein, auf der Bühne ist das Gefrickel auf einem kleinen Bildschirm aber weniger praktisch.

Die Hammertastatur des XS8

Klangarchitektur

Der Motor wurde komplett ausgetauscht, im Inneren werkelt jetzt ein neuer, schnellerer Chip. Alle übrigen Bauteile wie Filter und dergleichen wurden vom ES übernommen. Das Wave-ROM wurde von vormals 175 auf jetzt 350 MB aufgeblasen, also mehr als verdoppelt – und das hört man deutlich. Besonders im Orchester scheint man einige Entlassungen und Neueinstellungen vorgenommen zu haben: Blech- und Holzbläser haben zugelegt, ebenso die Streicher. Auch die Pianos klingen jetzt um einiges besser und nuancenreicher als im Vorgänger. Satte 2.670 Wellenformen (vorher: 1.859) dienen als Fundus für einen Sound, der hier „Voice“ genannt wird. Jede Voice wiederum setzt sich jetzt aus bis zu acht „Elements“ zusammen, die auch einzeln aktiviert und deaktiviert werden können – im „ES“ waren es noch deren vier.

Die werden vom XA-Controller (Abkürzung für „Expanded Articulation“, übernommen vom Tyros) dirigiert; der bestimmt, wann und unter welchen Bedingungen welches Element einer Voice zum Einsatz kommt. So kann für jede Spielweise eine andere Waveform erklingen: Die eine beim Legato, die andere im Zusammenhang mit den beiden Funktionstasten oder beim Loslassen einer Taste. Auch kann so bei Tastenwiederholung automatisch durch die Elemente gesteppt werden, was den gefürchteten „Maschinengewehr-Effekt“ verhindert – so lässt sich ein sehr lebendiges Spiel realisieren. Wer aber mehr will, sucht die vertrauten Einschübe für die PLG-Boards vergeblich – die hat Yamaha kurzerhand gestrichen. Andere Syntheseformen fallen damit flach, was ein echter (und auch der einzige) Rückschritt ist. Dafür lässt sich der große Motif jetzt immerhin mit einem Gigabyte an Sampling-RAM nachrüsten.

Phrasendrescher

Zugelegt hat auch der Arpeggiator, der jetzt vierfach multitimbral seinen Dienst versieht, zuvor konnte er nur auf eine Stimme einwirken – damit kann man jetzt richtig schön Alarm machen. Der Phrasen-Fuhrpark ist inzwischen auf 6000 Exemplare angewachsen. Da die aber in 17 Kategorien unterteilt sind, ist es kein Problem, recht schnell die richtige für jedes Instrument und jede Spielart zu finden. Pro Performance lassen sich jeweils fünf Muster ablegen und über ebenso viele Tasten schnell während des Spiels aufrufen. Das sorgt für Abwechslung in der Begleitung – auch, weil viele der Phrasen direkt auf eine Instrumentengruppe und ihre diversen Spielarten zugeschnitten sind. Andere wiederum lösen zufällige Effektklänge aus oder haben spezielle Betonungsphrasen, die per Velocity gestartet werden. Die grundlegenden Arpeggio-Funktionen lassen sich außerdem über acht der mehrfach belegten Drehregler bedienen, was für zusätzliche Variationsmöglichkeiten sorgt. Zusammen mit der Akkorderkennung und den Artikulationshilfen ergibt das jede Menge Spiel- und Experimentierspaß, den ich sonst nur von meinem Korg Karma her kenne (der eine ähnlich intelligente und komplexe „Begleitautomatik“ besitzt).

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Praktisch: Die Buttons für die DAW-Remote

Wohin damit?

Bei einem derartigen Reichtum an Zugriffsmöglichkeiten wollen die Ergebnisse des Schaffens am Ende auch irgendwo hin. Yamaha bietet da gleich mehrere praktische Möglichkeiten an: Zum einen können am USB-Port des Motifs ohne Probleme externe Festplatten oder Sticks angestöpselt werden, um den kreativen Restmüll aufzunehmen, zum anderen besitzt die Workstation auch einen LAN-Anschluss, über den sie auf die Laufwerke der im Netzwerk befindlichen Rechner zugreifen kann. Die Einrichtung ist allerdings nicht ganz einfach, aber es lohnt sich: Samples aus dem Audio-Editor hochladen oder Daten auf dem Rechner speichern ist dann ein Luxus, den man nicht mehr missen will. Wie hat man das nur vorher gemacht? Zweite Möglichkeit ist das direkte Aufnehmen eines Songs in den geräteeigenen Sequenzer. Die Unterschiede zu den Vorgängerversionen ist da nicht allzu groß, so dass man sich da schnell reinfindet. Außerdem kann der XS8 auch direkt mit dem Sequenzer auf dem PC oder Mac Kontakt aufnehmen und seine Pattern (über USB oder IEEE1394) oder Audio-Dateien (nur IEEE1394) ohne Umwege ins System einspielen.

Problem Nummer eins dabei: Die dafür notwendigen Treiber gehören nicht mit zum Lieferumfang, die im Manual angegebene Adresse stimmt nicht. Auch wird man auf der deutschen Seite nicht fündig – wohl dann aber auf der amerikanischen Website von Yamaha.

Alles unter Kontrolle

Problem Nummer zwei: Nicht alle Chipsätze von FireWire-Interfaces arbeiten mit dem XS8 zusammen: Nicht kompatibel sind einige von NEC (D72873GC, D72874GC, uPD72784). Ist die Hürde aber erst einmal genommen, geht es relativ rasch und einfach. Treiber runterladen, XS8 anschließen, einschalten, Treiber installieren, DAW starten, MIDI-/Audiokanäle mit der XS8-Kennung versehen, loslegen. Auch als Remote Control für den Sequenzer lässt sich der Motif XS via USB oder IEEE1394 einsetzen. Das funktioniert mit Cubase, Logic, Sonar und Digital-Performer; wer keinen davon hat, muss auch nicht verzweifeln: Yamaha hat „Cubase AI“ (ein abgespecktes Cubase 4 bzw. aufgebohrtes LE, AI steht für „Advanced Integration“) beigelegt. Die Transporttasten übernehmen die Grundfunktionen, Cursortasten und Jogwheel ersetzen die Maus.

Erstkontakt & Praxis

Auch wenn die Kiste mit ihren Ausmaßen und all den Reglern schon ziemlich beeindruckend wirkt: Berührungsängste sind fehl am Platz. Wer mit dem alten Motif bereits vertraut ist, kann eh gleich loslegen, aber auch Neulinge finden sich schnell zurecht – in Punkto „Intuitive Bedienung“ hat Yamaha alles richtig gemacht. Die Auswahl der Sounds über die „Category Search“ ist einfach, die drei Ebenen der Suche hat man im Display voll im Blick, egal, ob man gerade einzelne Voices oder Performances sucht. Das funktioniert sogar im Edit-Modus: So lassen sich auf die Schnelle auch in einer Performance mal eben eine oder mehrere Voices austauschen. Überhaupt ist das Schrauben an den Klängen ein echtes Vergnügen, das gut 300 Seiten starke Handbuch muss nur bei Ausflügen in die unterste Ebene der Soundbearbeitung bemüht werden. Voice auswählen, Elemente bearbeiten, Effekte drauf, dazu die beiden Funktionstasten und die zwei Assign-Drehregler belegen und der Rucksack für einen langen Ausflug ins tonale Wunderland ist gepackt. Ebenso leicht geht das Spielen von der Hand: Die Regler sind deutlich gekennzeichnet, die Drehpotis rasten spürbar in der Mittelstellung ein, Spielhilfen wie Pitchbender, Modulationsrad, Gleitband oder Funktionstasten sind genau da, wo sie hingehören, die findet man auch blind auf der Bühne. Selbst komplexere Eingriffe in die Klanglandschaft während des Live-Spiels lassen sich einfach bewerkstelligen: Sounds aus Performances austauschen, Phrasenwechsel im Arpeggiator, Elemente stumm schalten oder Effekte auswechseln funktioniert wunderbar „on the fly“ – nach kurzer Zeit geht das blind von der Hand.

YouTube

Guter Überblick über die Highlights des neuen Yamaha Motif XS

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Mehr Informationen

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Fazit

Die neue Motif XS Music-Workstation ist fast ein rundum Sorglos-Paket für alle Gelegenheiten. Die neuen, wesentlich besseren Sounds, die Vielzahl an Spielhilfen, das lebendige, abwechslungsreiche Spiel, das durch den XA-Mode, den größeren Arpeggiator und die Klangschichtung aus acht Elementen erreicht wird und nicht zuletzt die praktische Integration ins Rechner-Netzwerk machen den neuen Motif zur ersten Wahl bei den Workstations – vorausgesetzt, man hat die notwendige Kohle, denn billig ist das Teil nicht unbedingt. Dass trotz der vielen Möglichkeiten die Bedienbarkeit nicht gelitten hat, ja durch das neue Display und den Zuwachs an Reglern sogar noch verbessert wurde, darf als weiterer Pluspunkt verbucht werden. Man muss kein begnadeter Soundschrauber oder Virtuose sein, um dem Motif gutklingende Sounds zu entlocken – damit lassen sich die staunende Verwandtschaft, das andere Geschlecht und Mitmusiker schwer beeindrucken. Einzig der Wegfall der Erweiterungsslots für die PLG-Boards registrieren wir mit etwas Wehmut, nimmt sich der Motif damit doch die Möglichkeit, das ohnehin schon große Klangspektrum um weitere Synthesen zu erweitern und schießt sich damit selbst ins Knie. Aber das verzeihen wir ihm – auch so steckt in der Kiste genug Spielspaß und Kreativpotential, um die nächsten Jahre staunend vor der Kiste zu hocken.

Plus

  • Intuitive Bedienung
  • Verdoppeltes Wave-ROM
  • Verbesserte Sounds
  • Gute Integration ins Rechnernetzwerk
  • DAW-Fernsteuerung
  • Neues großes Farbdisplay
  • Solide Verarbeitung

Minus

  • Der Einbau von PLG-Boards ist nicht mehr möglich

Preis

  • Yamaha Motif XS8 3.200,- Euro
  • Yamaha Motif XS7 2.700,- Euro
  • Yamaha Motif XS6 2.400,- Euro
  • Yamaha MLAN Expansion 360 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Na eeendlich – das Motif XS Review ;-)

    Das Workstation-Konzept ist heute immer noch sehr aktuell. Ich hab mir einen Korg M3 gekauft, bin aber leider mit dem Klang überhaupt nicht zufrieden (klingt nach Plastik). Ende des Monats kommt mein Motif XS, von dem ich mir klanglich einiges mehr verspreche.

    VG aus Bangkok

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Was ich persönlich beim Motif XS 7 zu meckern habe, ist eine fehlende Harddiskfunktion, das Unvermögen mp 3-Formate zu importieren bzw. direkt vom Stick abzuspielen sowie das fehlen einer Crossfadingfunktion bei der Loopbearbeitung(Roland kann\'s schon lange)

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Die Motif XS-Workstation hat mit der Expanded Articulation klanglich gegenüber den Mitbewerbern KORG (M3) oder ROLAND (neu mit dem FANTOM G) meilenweit die Nase vorn!
    Was den Sequenzerbedienerführung und die Sampleeinbindung angeht, ist YAMAHA ein bisschen gewöhnungsbedürftig und orientiert sich leider noch zu sehr an seinen alten Systemen (O2R etc.). Aber es gibt ja Nachbesserungsmöglichkeiten via neuem OS…

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Nach einigen Roland und Korg- Workstations bin ich mit dem Motif XS Sound sehr zufrieden. Ausserordentlich enttäuschend hingegen die Möglichkeiten der mitgelieferten Software. Warum wird damit nicht die interne Architektur nachgebildet, damit man -im gewohnten Umfeld- an Sounds basteln kann?? Librarys erstellen oder Sounds von verschiedenen Librarys zusammenstellen? Fehlanzeige! Es liegt doch auf der Hand, umfangreiche Programmierungs- und Archivierungstätigkeiten auf den Computer zu verlagern, und den (Hardware)Synth dafür zu benutzen, wozu er unschlagbar ist: Sounds ohne Latenz zu spielen, und in Echtzeit verdrehen. Ohne Knackser und Optimierungsgefummel an Soundkarte und Systemeinstellungen.
    Beim Versuch, verschiedene Soundlibrarys zusammenzuführen, bin ich mit den internen Möglichkeiten fast wahnsinnig geworden. In Zeiten der "totalen Integration" von Hardware als Software-Plugin ist das ein Unding!

  5. Profilbild
    filterfunk

    Der unaufdringliche, aber dennoch edle Grundsound, und die Soundauswahl haben mich beim XS sehr überzeugt. Ich war eigentlich auf der Suche nach einem Stage-Piano mit amtlichen Basis-Sounds. Den XS fand ich wegen seiner Begleitautomatik features daher erst überhaupt nicht interessant. Nach einem ausgiebigen Test stand für mich aber fest, dass die Kiste eine gute „stand alone“ Live-Maschine ist. Das Basteln von eigenen Sounds macht richtig Spaß, vor allem weil die einzelnen Patches nicht zu dick auftragen, und man deshalb schön schichten kann. Als sehr nachteilig empfinde ich die oftmals unnötige, und unlogische Gesamt-Komplexität des Gerätes. Auch die Rechner-Integration ist unbefriedigend. Das geht bei anderen (Access, Korg) viel einfacher, durchgängiger und ohne zusätzliche, teure Hardware Optionen. Das sollte beim der nächsten MOTIF Generation bitte viel einfacher werden!

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    ich bin ein völlig ahnungsloses huhn. ich habe einen ensoniq ts 10. mir gefällt anderswo der eine oder andere sound umwerfend gut.

    was ich hier an sounds gefunden habe, ist für meine zwecke nicht wesentlich besser als das, was ich schon habe, mit einer ausnahme, dieses gitarrengeklimper- das hätte ich gerne, ich bin richtig scharf darauf. geht sowas, einen sound übernehmen, ohne gleich das ganze gerät kaufen zu müssen?

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