Streaming ohne PC
YoloLiv YoloBox Ultra ist das All-in-one-Studio für Content Creator auf YouTube, Instagram, TikTok und anderen Dienstleistern für Video-Streaming. Schon mit der YoloBox Pro hat der chinesische Hersteller aus Hangzhou gezeigt, dass er die Konkurrenz aus Japan, Australien und den USA nicht fürchtet. Wer bei der YoloBox Pro noch Wünsche offen hatte, sollte sich die YoloBox Ultra genauer anschauen.
Kurz & knapp
- All-in-one: Streaming ohne PC dank Display, Akku und vielseitiger Anschlüsse
- Mehr Power: schneller Prozessor, mehr RAM und 4K-Streaming
- Neue Features: ISO-Recording, HEVC, vertikales Streaming, Bonding
- Schwächen: unpraktische Anschlüsse und kleinere Software-Bugs
- Alternativen: teuer, aber fast konkurrenzlos – außer beim Audio


Inhaltsverzeichnis
YoloLiv YoloBox Ultra Streaming Studio
Was zeichnet YoloBox aus?
Generell empfehle ich vor dem Lesen dieses Artikels die Lektüre des Testberichts zur YoloLiv YoloBox Pro, da sich am grundlegenden Konzept nichts verändert hat. Für alle, die es eilig haben, hier eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Eigenschaften der YoloBox-Reihe:
Bei der YoloBox-Reihe handelt es sich um Produkte für das Live-Streaming, die komplett unabhängig von einem Computer und sogar einem Internetanschluss agieren (können). Die Reihe besteht aus den vier Produkten YoloBox, YoloBox Pro, YoloBox Ultra und Instream. Seit Kurzem ist nun zusätzlich die YoloBox Extreme erhältlich.
Allen Produkten gemeinsam ist, dass sie einen integrierten Akku besitzen, ein Touchdisplay, ein oder mehrere HDMI-Eingänge, direktes Streaming zu diversen Anbietern (Instream nur Instagram/TikTok) erlauben sowie die Installation von 3rd Party Apps zulassen. Im Wesentlichen haben wir es hier nämlich mit einem Android Tablet zu tun. Dieses wurde mit zusätzlichen Schnittstellen für Videoanwendungen versehen.
Alles in allem ist eine YoloBox auf maximale Portabilität und Flexibilität ausgelegt.
Ausstattung der YoloBox Ultra
Im Karton liegen neben der Hardware zwei USB-Kabel. Eines ist ein reines Ladekabel für das beiliegende Netzteil, das andere ein Datenkabel (USB C/USB A). Außerdem liegt ein Tool zum Öffnen des SIM-Kartenschachts mit bei, ein Inbusschlüssel und ein Adapter vom Stativgewinde auf einen Blitzschuh, um eine Kamera direkt zu befestigen (oder anderes Zubehör).
Die YoloLiv YoloBox Ultra ist das neue Flaggschiff der Serie und besitzt ein mit 650 nits sehr helles 8“ Touchdisplay. Die Akkukapazität wurde gegenüber der YoloBox Pro verdoppelt. Mit vier HDMI-Eingängen ist auch ein zusätzlicher HDMI-Eingang hinzugekommen.
Deutlich etwas getan hat sich auch beim Arbeitsspeicher, der von 3 GB auf 8 GB angewachsen ist. Statt 32 GB Datenspeicher stehen jetzt außerdem satte 128 GB zur Verfügung.
Angetrieben wird die YoloBox Ultra von einer Qualcomm Snapdragon 865 CPU. Diese CPU wurde ursprünglich für die Pro-Modelle diverser Tablets und Smartphones eingesetzt, ist heute aber bereits wieder deutlich überholt. Dennoch kommt es gegenüber der in der YoloBox Pro verbauten Qualcomm Snapdragon 660 CPU zu einem großen Performance-Schub.
Hierbei darf nämlich nicht vergessen werden, dass die YoloLiv YoloBox Ultra gleich mehrere Tasks gleichzeitig erfüllen muss:
- Video-Mixing
- Video-Switching
- Video-Encoding/Video-Decoding
- Video-Recording
- Keying und Overlays
Dies sind nur einige der Tasks, die bei der Arbeit mit der YoloLive YoloBox Ultra anfallen und von der CPU und GPU erledigt werden müssen. Der SoC muss außerdem noch die Ein- und Ausgabe über den Touchscreen verwalten. All diese Aufgaben sollen zudem mit 4K-Videos möglich sein. Die YoloBox Pro muss hingegen nur HD-Videos (1080p) stemmen, was auch schon eine hohe Anforderung darstellt.
Anschlüsse
Die YoloLiv YoloBox Ultra besitzt vier HDMI-Eingänge, einen HDMI-Ausgang, zweimal USB-A und einmal USB-C (auch zum Anschluss einer Webcam) sowie einen weiteren USB-C Anschluss zum Laden des Akkus.
Außerdem erblicke ich einen Ethernet-Anschluss, einen Line- und eine Mic-Eingang, einen Kopfhörerausgang sowie einen SIM- und SD-Karten-Slot. Ein Gewinde für ein Fotostativ gibt es obendrauf.
Die Anschlüsse sind allesamt an der Ober- und Unterseite der YoloLiv YoloBox Ultra angebracht. Eine voll belegte YoloBox Ultra muss bei Vollbelegung also viel aushalten, sofern sie auf einem Stativ montiert wird. Das bleibt bei solch einem All-in-one-Gerät aber leider nicht aus.
Neue Funktionen
Im Vergleich zur YoloBox Pro gibt es bei der YoloBox Ultra einige neue Funktionen. Die Wichtigsten sind:
- NDI HX3 & SRT Streams
- Vier HDMI-Quellen, drei USB-Quellen, drei simultane Live-IP-Quellen (SRT, RTMP, NDI HX)
- Simultane Ausgabe über Wi-Fi, 4G LTE, Ethernet zu bis zu sechs Quellen gleichzeitig wie YouTube, Twitch (RTMP, SRT), Facebook
- 4K Streaming und Recording
- Network Bonding für zusätzliche Bandbreite und Betriebssicherheit beim Streaming (bis zu fünf Netzwerke: 1 x Wi-Fi, 1 x 4G LTE, 1 x Ethernet, 2 x USB-Modem)
- ISO-Recording
- Horizontales und vertikales Streaming (wie bei YoloLiv Instream) für Instagram und TikTok
- Video Auto Switching für das „Selbstfahrer-Studio“ auf Basis von Audiosignalen
- HEVC (High Efficiency Video Coding) für eine Reduktion der Bandbreite um rund 50 Prozent bei gleichbleibend hoher Bildqualität
- Fernsteuerung per App/Web Control (Beta)
NDI Video Input und Network Bonding gegen Aufpreis
Einige der neuen Funktionen, die die Software betreffen, wurden für die YoloBox Pro zur Verfügung gestellt, darunter Network Bonding und NDI HX3. Beide Funktionen sind allerdings kostenpflichtig.
Für YoloBox Pro und YoloBox Ultra Besitzer bedeutet das im Falle der NDI HX3 Inputs einen Aufpreis von 99,- Euro (netto). Das Network-Bonding ist nur als Abo mit drei verschiedenen Abo-Plänen möglich.
YoloDeck
YoloLiv bietet für seine YoloBox-Modelle neuerdings auch das YoloDeck an, einen Controller, der dem Elgato StreamDeck sehr ähnlich sieht und auch funktional dem StreamDeck gleicht, nur mit dem Unterschied, dass das YoloDeck nicht mit anderen Geräten kompatibel ist.
Aus Sicht des Nutzers wäre es natürlich schön gewesen, wenn eine Elgato StreamDeck-Anbindung möglich gewesen wäre. Schließlich ist das StreamDeck in Content-Creator-Kreisen weit verbreitet und darüber hinaus auch rund 30,- Euro günstiger als das YoloDeck.
Ein Vorteil gibt es allerdings: Das YoloDeck ist Plug & Play und fix und fertig für YoloBoxen konfiguriert. Die Konfiguration lässt sich auf Wunsch an der YoloBox auch leicht ändern.
Praxis
Geändert hat sich hinsichtlich der Bedienung im Vergleich zur YoloBox Pro an der YoloLiv YoloBox Ultra nichts. Auch hier empfehle ich deshalb den o. g. ausführlichen Testbericht der YoloBox Pro und gehe nur noch kurz auf die wichtigsten Punkte ein:
Bei der ersten Konfiguration stellt der Anwender eine Internetverbindung per W-LAN oder Ethernet her. Dann gibt der Nutzer zunächst seine Zugangsdaten für den jeweils genutzten Streaming-Dienst wie YouTube, FaceBook, Instagram, TikTok ein, verbindet seine Kameras per HDMI oder USB, spielt Assets wie Grafiken auf die YoloLiv YoloBox Ultra auf und konfiguriert die Einblendungen, die YoloBox Ultra zur Verfügung stellt. Im nächsten Schritt reicht das Starten des Live-Streamings aus, um auf Sendung zu gehen.
„It’s as simple as that“ – wirklich. Die YoloLiv YoloBox Ultra ist in der Tat einfach zu bedienen und zu konfigurieren.
Möchte man einen Gast in einen Live-Stream einladen, geschieht dies einfach über das Versenden eines Links direkt aus der YoloBox Ultra heraus. Der Gast klickt auf diesen Link, das Browser-Fenster öffnet sich, der Browser fragt noch einige Einstellungen für Audio und Video ab und schon kann es losgehen. Der Gast wird dann als Quelle auf der YoloBox Ultra angezeigt und kann jederzeit in den Stream geschaltet werden.
- Der Guest Invite funktioniert einfach durch das Versenden einer Email
- Der Gast wählt sich per Browser ein
- Das sieht der Gast während des Streams
Seltsamerweise funktioniert das am Mac nur mit Google Chrome, während unter iOS oder iPadOS Safari problemlos unterstützt wird.
Neu ist das Streaming im vertikalen Modus für Instagram oder TikTok. Dafür muss die YoloLiv YoloBox Ultra aber auch entsprechend hochkant gedreht werden, unabhängig davon, ob man den Program Stream über die komplette Bildschirmgröße betrachtet oder nicht. Gerade bei Vollbelegung mit allen möglichen Anschlusskabeln ist das aber unpraktisch.
Eine andere Sache ist die Funktion der YoloBox, den Bildschirminhalt um 180° zu drehen. Eigentlich praktisch, würde sich diese Funktion nur automatisch wie bei jedem Tablet aktivieren, wenn ich das Tablet in der Hand halte und drehe. Nicht so bei der YoloBox Ultra. Hier muss man ins Setup-Menü und sie dort aktivieren.
Dafür muss die YoloBox noch richtig herum gehalten werden, ansonsten steht nämlich alles bereits auf dem Kopf. Aktiviert man diese Funktion, dreht sich der gesamte Bildschirminhalt um 180°. Aber: Das gilt nicht für alle Menüs. Einige Menüs ignorieren leider beharrlich diese Einstellung und ruft man diese auf, steht der Inhalt auf dem Kopf.
Hinsichtlich der NDI Inputs möchte ich anmerken: Hier funktioniert einfach alles. So konnte ich beispielsweise problemlos mein Apple iPhone 16 Pro als Kamera und Mikrofon nutzen. Auch meine Logitech Brio 500 Webcam war schnell per USB angeschlossen, sehr schön.
Es sind dann eher die kleinen Bugs, die stören. Hier und da läuft mal der Ton nicht synchron, der Kopfhörerton hat ein Delay oder das Bild steht, wie oben beschrieben, auf dem Kopf. YoloLiv begegnet solchen Bugs glücklicherweise immer schnell mit entsprechenden Updates, nervig sind sie bis zum nächsten Release aber dennoch.
- NDI Inputs sind kostenpflichtig möglich (hier mein iPhone 16 Pro mit NDI-Software)
- Webcams lassen sich auch einbinden
- Einblendungen von Grafiken sind ein Kinderspiel
- Wer die Qual hat…
Alternativen
Die Alternativen kommen zum Beispiel von Blackmagic Design mit der ATEM Mini-Serie, insbesondere ATEM Mini Pro ISO und Extreme ISO. Eine tolle Bildqualität und professionelle Video-Features stehen auf der Haben-Seite, allerdings muss man auf ein Touchdisplay, einen mobilen Betrieb mit Akku, den Anschluss von USB-Webcams, integriertes Recording auf SD-Card und so einige andere Dinge verzichten, insbesondere aber auf 4K Video. Dafür gibt es die ATEM Minis aber auch in einer Version mit professionellen SDI-Anschlüssen.




Wer auf 4K verzichten kann, findet im Rode RodeCaster Video einen idealen Partner, der als wesentlichen Vorteil gegenüber der YoloLiv YoloBox Ultra die beiden professionellen XLR/Line-Eingänge (Combo-Buchsen) plus die direkte Anbindung von Rode Wireless Sendern besitzt. Viele gute Audio-Effekte sind ein weiteres Plus des RodeCaster Video, der ebenfalls kinderleicht zu bedienen ist. Für das gesparte Geld könnte man einen kleinen Produktionsmonitor mit einplanen sowie eine Koffer für den Transport. Getestet haben wir den RodeCaster Video hier.


Wieder in die Richtung „All-in-one-Production-Studio“ geht es mit dem Roland V-8HD HD Video Switcher. Auch hier ist ein 4,3″ Multiview-TFT-Display integriert, mit dem sich das Geschehen direkt überwachen lässt. Leider ist auch der Roland V-8HD Video Switcher auf HD-Video limitiert und besitzt kein 4K. Wirklich portabel ist er zudem auch nicht, liefert aber eine professionelle Sendequalität, leider jedoch kein USB-Streaming.


Das war’s dann auch schon mit den Alternativen in dieser Preisklasse. Wer etwas mehr Geld investiert, könnte noch die YoloBox Extreme in Erwägung ziehen, die auch modernste SoCs der Snapdragon-Reihe einsetzt. Darüber hinaus kommt dann sehr lange erst einmal nichts.


Danke für deinen Artikel. Interessant, was es mit diesem Gerät für Ergebnisse gibt.
Es ist superb, was dem User für erleichternde Hardware für ein technisch hochkomplexen Arbeitsbereich geboten werden.
Dabei – aus meiner Sicht – für einen ambitionierten Hobby-Streamer alles dabei.
Wer sich mit den umfangreichen Netzwerkanforderungen Streaming auseinandersetzt, weiss welche Arbeit und welcher Verstand hinter einer lauffähigen Umgebung im Broadcasting unerlässlich ist.
Netbonding eventuell, aber HX3 zur Lauffähigkeit mit einem Hobby-1GB-Netzwerk ist nicht zu unterschätzen. Da sind schnell mal 2,5GB oder gar 10GB gefragt.
Was mich ein wenig stutzig macht, ist wieso das Gerät für diesen Preis nicht auch die HX3 Lizenz embedded hat. Es gibt genügend Hardware als Beispiel, die zur Datenreduzierung und optimale Laufleistung ausgerichtet sind und alles mit einer Einmalzahlung bereitstellen. Wieso nicht hier?
Für den Preis und dann noch mit Wort „Ultra“ in der Namensgebung hätte ich mehr erwartet. Eine noch zu zahlende Lizenz für den eigentlichen Clou bei Nutzung mit NDI ist schon eine bittere Pille für den Kaufenden…
@CDRowell Hallo CDRowell,
Ich würde dir gerne die Frage beantworten warum Der NDI HX3 Codec nicht enthalten ist.
Es sind Lizenzkosten die für die einzelnen Codec.
Einige Lizenzen für Codes erfordern dass pro Gerät/Channel je nach Codec Anbieter eine Gebühr fällig wird.
Der Codec ist gut du Hersteller benutzt ihn mehr, also ist es Gerechtfertigt dass der Codec-Entwickler daran beteilgt ist. da ein Großteil der Qualität/Wertschöpfung auch im Codec steckt.
Die Codecs die enthalten sind sind häufig frei nurzbar oder als Entwickler/Vendor mit einer Bulk Lizenz Gebühr nutzbar.
Hier Erhöht ein Hersteller seinen Gewinnmarge, aber er ermöglicht es auch das Anwender die den Codec nicht benötigen weniger Ausgeben müssen.
Das mit den Codecs ist auch bei Profi Kino/Broadcast Kameras und co so. Dass z.B..AVCi. oder JPEG2000 zusätzlich als Option gebucht werden müssen.
Und das bei Geräten/Spftware die 20k Plus aif dem Schild haben.
@Kutscher Danke für deine Reaktionen.
Es ist vollkommen richtig, dass der Lizenzgeber für seine Produktentwicklung entlohnt wird.
Zum Beispiel zowietek, Marshall, Sony und AVSONO, sowie andere Geräte-Hersteller übernehmen augenscheinlich die Zahlungen und stellen dem Verbraucher einen mit dem Kaufpreis inkludierten HX3 Codec zur Verfügung. – Vielleicht ist das unseriös? Wenn ja, lasst es mich wissen.
Es wirkt auf mich mehr wie eine „its all in the Box“ Lösung, die anhand der Kosten im AV-Bereich auch seine Berechtigung haben darf.
Es gibt zum Glück mehrere Wege nach Rom.👍