Sound/Bespielbarkeit
Trocken angespielt bietet die Hydra II einen sehr kraftvollen, ausgewogenen Grundsound mit einer starken Bass- und Mitten-Betonung, was bei dem angepeilten Einsatzgebiet im Hard’n’Heavy-Bereich durchaus gern gehört ist und im verzerrten Betrieb ja auch Sinn macht. Lediglich das Obertonspektrum scheint begrenzt zu sein, die Abstrahlung der Höhen und der Presence-Bereiche wirken etwas unterbetont. Softes Balladenpicking im Singlecoil-Sound à la Mark Knopfler sollte man deshalb hier nicht erwarten, denn auch im cleanen Betrieb zeigt die Gitarre eindeutig, welchem Genre sie zuzuordnen ist, nämlich dem ganz harten!
Der mittenlastige, durchsetzungsfähige Grundsound der Hydra II setzt sich auch durch die elektrische Abnahme der sehr outputstarken Kammerstein-Pickups fort und bringt dabei selbst die schwachbrüstigsten Amps zum Zerren – und das auf Wunsch auch im Clean-Kanal.
Der Betrieb im Distortion-Sound ist erwartungsgemäß die Domäne der Hydra II. Hier glänzt das Instrument durch eine vielschichtige Soundvielfalt vom angezerrten Crunchsound bis hin zum ultrabrutalen Metal-Gewitter. Aber auch hier zeigen sich die fehlenden Höhen und der letzte Schuss „Frische“ im Klangspektrum, wenn gleich die Kammerstein-Pickups ihren Job ordentlich und weitestgehend ohne Matschen oder nerviges Feedback verrichten.
Wie bereits weiter oben erwähnt bietet der Hals durch sein gutes Shaping ideale Vorraussetzungen für ein flüssiges Spiel. Bedingt durch die Hochglanz-Lackierung dürfte die Gitarre aber für Naturfinish verwöhnte Hände ein Manko sein, Les Paul-Artisten werden davon vielleicht noch nicht mal Notiz nehmen.
Die Bedienung des Volume-Potis trübt das Bild ein wenig, da der Regelweg bis kurz vor dem Schließen zwar gut arbeitet, dann aber auf den letzten Millimetern das Signal urplötzlich verschluckt. Unter diesen Umständen gestalten sich Volume-Swells, Fade-Ins etc. etwas schwierig.
Erfreulich ist das geringe Gewicht der Zerberus Hydra II: Lediglich 3,6 kg bringt die pfälzische Konstruktion auf die Waage und hängt dabei ausgeglichen am Gurt. Wurde bei der Hydra I noch deren Kopflastigkeit kritisiert, so ist das beim Testmodell Hydra II nun kein Thema mehr.