Mischpult, Recorder und Audiointerface mit Effekten
Der Zoom LiveTrak L6 vereint Mischpult, Audiointerface und Mehrspur-Recorder mit Effekten in einem Gerät. Kompakte Mixer sind leider immer noch recht selten, dabei sind sie insbesondere im Homerecording und kompakten Live-Setup sehr beliebt. Der Zoom LiveTrak L6 soll genau diese Lücke schließen und hat ein paar raffinierte Extras an Bord.
Inhaltsverzeichnis
Gehäuse, Potis und Taster des Zoom LiveTrak L6
Der Zoom LiveTrak L6 ist wirklich kompakt und mit seinen Maßen von 223 x 114 x 46,5 mm (B x L x H) fügt er sich gut in ein bestehendes Setup ein. Das schwarze Gehäuse besteht aus Kunststoff und ist mit einem Gewicht von 526 g gut zu transportieren. Der Mixer steht stabil auf vier Gummifüßen und kann praktischerweise mit Batterien betrieben werden. Diese werden klassisch in einer Klappe auf der Bodenplatte eingelegt. Im Batteriebetrieb läuft der L6 drei bis sieben Stunden (je nach Batterie und ohne Phantom-Power bei der Aufnahme mit Kopfhörern ohne Master-Ausgang).
Mit dem LiveTrak L6 wird der Markt endlich um einen kompakten und transportablen Audio-Mischer erweitert. Etwas ausladender wird das Mischpult, wenn man das mitgelieferte USB-Netzteil nutzt. Der Anschluss ist seitlich angebracht und der Stecker steht daher relativ weit heraus. Ich persönlich hätte mir den Anschluss an der Stirnseite gewünscht, dort wäre er im Live-Betrieb besser geschützt und man könnte andere Geräte näher am L6 platzieren. Die USB-C-Buchse ist jedoch robust verschraubt und wird zusätzlich für das Audiosignal verwendet. Mit dem separat erhältlichen ERL-6-Adapter lässt sich der L6 in ein Eurorack-Case einbauen – daher wohl die Anordnung der Buchsen.
Die frontseitig angebrachte USB-C-Buchse kann ebenfalls für die Stromversorgung genutzt werden. Darüber wird der L6 dann auch zum Audiointerface.
Daneben befindet sich hinter einer Kunststofflasche ein MicroSD-Karten-Slot. Die Karte wird benötigt, wenn man die Aufnahmefunktion nutzen möchte. Eine SD-Karte wird nicht mitgeliefert. Es können Karten mit bis zu 1 TB genutzt werden. Gegenüberliegend befindet sich ein Kensington-Schloss, mit dem man den LiveTrak L6 im Live-Setup sichern kann.
Der Zoom LiveTrak L6 verfügt über sechs Kanäle. Während die ersten beiden Kanäle über XLR-Buchsen für Mikrofone mit integriertem TRS-Anschluss für Line-Level-Signale nutzbar sind, verfügen die anderen Kanäle über jeweils zwei 6,3-mm-Buchsen, um Mono- oder Stereo-Signale zu verarbeiten. Kanal 3 und 4 lassen sich auf jeweils zwei Mono-Kanäle umschalten.
Die Eingänge und Kanäle des LiveTrak L6
Bei den Eingangsbuchsen bin ich etwas überrascht, dass hier 6,3-mm-Buchsen gewählt wurden. Sinnvoll wäre dies eigentlich nur, wenn man aufgrund von TRS symmetrische Eingänge gewählt hätte. Da es sich jedoch ohnehin um unsymmetrische Eingänge handelt, hätte ich persönlich hier kompakte 3,5-mm-Buchsen bevorzugt. Viele kompakte Geräte verfügen über 3,5-mm-Anschlüsse und so würde man sich auf diese Weise Adapterkabel sparen. Die großen Klinkenstecker stehen relativ weit heraus und bei etwas Bewegung an den Kabeln könnte der vergleichsweise leichte Mixer wackeln. Außerdem sind dann die Taster des EQs etwas schwieriger zu erreichen.
Die beiden Mono-Kanäle 1 und 2 sowie die vier Stereo-Kanäle besitzen jeweils einen kleinen Endlos-Encoder ohne Rasterung mit umliegendem Lichtkranz. Dieser Encoder übernimmt, je nach gewählter Funktion der blau hinterlegten Taster, unterschiedliche Aufgaben. Die Encoder wirken eher günstig, sollten jedoch ihren Zweck erfüllen. Durchsichtige und beleuchtete Gummitaster können den jeweiligen Kanal stumm schalten.
Während sich die ersten beiden Kanäle einen Taster für die 48 V Phantomspeisung teilen, können Kanal 3 und 4 auf zwei Mono-Kanäle umgeschaltet werden. Kanal 5 und 6 besitzen einen Taster für das Routing eines USB-Audiokanals vom PC zum Mixer. Pro Kanal zeigt eine kleine grüne LED das eingehende Signal an. Je lauter das Signal, desto heller die LED. Übersteuert der Kanal, leuchtet die LED rot. Das ist kompakt und simpel, aber effektiv.
Der Channel Strip des Zoom LiveTrak L6
Mit neun weiteren gummierten Tastern im blau hinterlegten Bereich kann die jeweilige Funktion der Encoder gewählt werden. Zur Auswahl stehen High, Freq und Mid sowie Low des EQs, Aux 1 und Aux 2, EFX, Pan und Level. Die Anordnung der Level-, Pan-, und EFX-Taster ist sinnvoll gewählt und nach Wichtigkeit abgestuft. Die Lichtkränze der Encoder zeigen nach Auswahl des Parameters die aktuelle Einstellung an. Dreht man die Encoder schnell, kann man mit einer halben Drehung den gesamten Regelweg nutzen. Beim langsamen Drehen ist ein feineres Justieren möglich. Das finde ich sehr praxistauglich.
Die Soundpads des Audio-Mixers
Die nächste Spalte bietet Besonderheiten, die man bei wenigen Geräten findet. Mit vier Soundpads und einem zugehörigen Poti können Audio-Loops aufgenommen oder vom PC geladen und abgespielt werden. Overdubs sind leider nicht möglich. Damit integriert sich der L6 in ein bestehendes Setup und erweitert dieses um weitere Sample-Abspielmöglichkeiten.
Ein USB-C-Anschluss für Audio und MIDI verbindet den Zoom LiveTrak L6 mit dem PC. Darüber können Audiospuren aufgenommen, der L6 per App konfiguriert und MIDI-Befehle in beide Richtungen gesendet werden. Mit dem digitalen Audio-Mixer lässt sich also auch eine DAW ansteuern und umgekehrt kann die DAW auch die Steuerung des L6 übernehmen. Zusätzlich befinden sich hier zwei 3,5-mm-Buchsen für ein- und ausgehende MIDI-Signale. Alles funktioniert einwandfrei und intuitiv.
Die Effektsektion des LiveTrak L6
Rechts daneben ist der Effektblock angeordnet. Der LiveTrak L6 verfügt über zwei Aux-Send-Buchsen, die beide mono, jedoch per TRS-Kabel Impedanz-symmetrisch arbeiten. Hier liegt also auf Cold kein Nutzsignal, sondern nur die eingefangenen Störsignale. Wenn das an Cold anliegende Signal dann um 180° Grad gedreht und zu Hot addiert wird, werden Störsignale eliminiert.
Falls man sich wundert, dass Aux-Send-Buchsen, aber keine Return-Buchsen vorhanden sind: Ein Blick in die Gebrauchsanleitung zeigt, dass hierfür die Stereo-Eingänge von Kanal 5 und 6 empfohlen werden. Wer sich also für externe Effekte entscheidet, muss dafür auf Audiokanäle verzichten oder die Aux-Send-Buchsen nutzen, um das Signal in ein anderes Mischpult zu schicken.
Zum Glück sind beim Zoom LiveTrak L6 bereits Effekte integriert. Die Parameter der Effekte können im Software-Editor eingestellt werden, ebenso, ob die Sends pre oder post Fader geroutet werden sollen. Ein Tap-Taster steuert die Geschwindigkeit des Delays, wenn dies nicht per MIDI erfolgt. Mit Hall, Room, Spring, Delay und Echo hat man eine Basis an Effekten. Mithilfe des Select-Tasters wählt man den gewünschten Effekt. Über das EFX-RTN-Poti wird die Effektlautstärke eingestellt. Nach Auswahl des EFX-Tasters können die Kanäle zum Effekt zugemischt werden. Die Kunststoffpotis sind für den Preis in Ordnung, jedoch nicht die hochwertigsten.
Master und Monitor des Mischpults
Die Master- und Monitor-Sektion befindet sich ganz rechts und verfügt jeweils über ein Lautstärkepoti. Schön finde ich, dass die vier Potis für Soundpad, EFX-RTN, Master und Monitor unterschiedliche Farben haben und dass der Master in einem auffälligen Rot gestaltet ist. So findet man das Poti schnell, wenn man die Gesamtlautstärke anpassen muss. Die beiden Ausgänge des Masters sind symmetrisch im 6,3-mm-Format. Ein Master-Kompressor lässt sich per Taster aktivieren, und ein LED-Meter zeigt den Pegel.
Ein 6,3-mm-Kopfhörerausgang lässt sich mit dem Monitor-Poti in der Lautstärke justieren. Eine grüne LED zeigt an, dass der Mixer eingeschaltet ist. Darunter sind drei Scene-Taster mit den Bezeichnungen A, B und C platziert, mit denen sich drei unterschiedliche Mixereinstellungen abspeichern und abrufen lassen. Das ist für Performances extrem praktisch, entweder um verschiedene Settings für unterschiedliche Songs zu verwenden oder als Performance-Element.
Der Recorder des Zoom LiveTrak L6
Zwei weitere Taster sind für den internen Recorder vorgesehen und aktivieren die Aufnahme, starten oder stoppen sie. Aufgenommen wird mit 32 Bit Float, sowohl bei Verwendung als Audiointerface als auch auf der internen SD-Karte. Die Qualität des Audiosignals ist dementsprechend sehr gut. Interessanterweise wurden die Effekte, EQ, Pan und Level nach dem Multitrack angeordnet. Es wird also das Rohmaterial aufgenommen. Dies könnte möglicherweise in einem Update noch anwählbar werden. Auf der SD-Karte werden wahlweise das Stereosignal oder die einzelnen Spuren aufgenommen. Die jeweils letzte Spur kann auch wieder abgespielt werden.
Genialer kleiner Mischer. Habe den seit einigen Wochen im Einsatz für ein Live-Projekt mit elektronischen Instrumenten. Mir ist immer wichtig das Setup möglichst klein zu halten um nicht zu viel Krempel rumzuschleppen. 4 Instrumente Stereo, eines Mono plus Mikrofon, perfekt. 3 komplette Mixereinstellungen (Szenen) mit einem Tastendruck abrufbar, super. Dazu noch 4 fast beliebig lange Zuspieler auf Tastendruck um z.B. einen kompletten Song einzuspielen ohne dazu ein extra Gerät (und einen weiteren Eingangskanal) zu benötigen. Und ebenfalls ohne ein extra Gerät zu benötigen; ich kann das gesamte Projekt direkt mitschneiden, aufnehmen. Ein klein wenig Gemecker dann doch; für die Vocals bietet der EQ zu wenig Einstellmöglichkeiten, und etwas „aufhübschen“ mit etwas Delay PLUS Reverb ist leider nicht möglich. Es ist jeweils nur ein FX für alle Kanäle verfügbar. In dieser Disziplin ist zB das Flow8 weit überlegen. Auch bezüglich der Steuerung per Handy App. Aber alles in allem schon genial was in so geringer Größe alles untergebracht ist.
@mariemusic Genau das ist was mich an dem L6 reizt! Mein einziges Kontra ist das wckelig daherkommt, wenn das Gerät voll bestückt ist. (Davon verraten die Werbebilder bei ZOOM leider nix 😇) Jedoch wäre das auch leicht zu beheben, mit einem „Unterbau, der etwas mehr Standfläche oder Gegengewicht erzeugt…
Welche Erfahrung hast Du mit dem Wackeln bei Vollbestückung?
@CDRowell Ich führe alle Kabel seitlich und nicht nach hinten. Hatte aber auch schon daran gedacht das Teil auf der Unterseie mit 2 Flacheisen (Doppelseitklebeband) zu beschweren.
@mariemusic Danke für Deine Rückmeldung.
Der MIXER hat es weiklich in sich!
Deine Website aber auch
@CDRowell Dankeschön
Warum würde sowas von den meisten renommierten Herstellern fürs Eurorack eher Richtung 4-stellig kosten?
Wegen kleinerer Stückzahlen?
Die 1010Music Bluebox Eurorack kostet auch mehr als die normale Version.
Behringer Wing Eurorack bitte!