Amps, Amps und nochmal Amps
Zoom MS-80IR+ im Test – ein kompaktes Amp-Modeling-Pedal mit IR-Technologie. Ihr sucht ein vielseitiges Amp-Modeling-Pedal, das euren Röhrenamp ersetzen könnte? Dann lohnt sich ein Blick auf das Zoom MS-80IR+. Als Teil der beliebten Multistomp-Serie bietet dieses kompakte Effektpedal 23 klassische und moderne Amp-Modelle, die mit neuester IR- und Modeling-Technologie entwickelt wurden. Wir haben den Test gemacht!
Inhaltsverzeichnis
Facts & Features – das Zoom MS-80IR+ unter der Lupe
Fangen wir also mal mit den offensichtlichen Fakten an. Wir haben es hier mit einem Effektpedal im klassischen Stompbox-Format zu tun, das sich als Pedalboard-tauglicher Ersatz zu einem herkömmlichen Amp-Konzept versteht. Das erreicht es mit dem Einsatz von Impulse-Responses, kurz IRs.
Das Zoom MS-80IR+ vereint insgesamt 23 verschiedene Verstärkermodelle, 16 davon sind Emulationen der legendärsten Verstärker in der Musikgeschichte, die restlichen 7 Eigenkreationen von Zoom selbst. Zu den reinen Amp-Simulationen gesellen sich noch diverse Effekte, wie z. B. Studioräume, Delays, EQs und Noise-Gates. Abgerundet wird das Ganze durch einen chromatischen Tuner. Das Pedal wartet mit 80 Patches auf, um seine eigenen Sounds zu kreieren.
Wie bei allen Pedalen der Multistomp Serie, finden wir auch beim Zoom MS-80IR+ vier Endlosdrehregler an der Oberseite vor, die zur Einstellung von verschiedenen Parametern dienen, die dann im Display angezeigt werden. Darunter befindet sich die zweite Hälfte der Navigation, die mit vier Tastern konzipiert ist, die um den Fußschalter herum angeordnet dind. Diese dienen zur Auswahl der Presets oder zum Blättern zwischen den verschiedenen Menüseiten.
Die an den Seiten des Pedals angebrachte Input- und Output-Sektion ist jeweils in Stereo vorhanden. Außerdem fungiert die linke Output-Buchse gleichzeitig als Kopfhörerausgang. Auf der Rückseite befindet sich der Netzteilanschluss wie auch eine USB-C-Buchse, die als Audiointerface genutzt werden kann und auch als USB-MIDI-Schnittstelle verwendet werden kann. Gleichzeitig kann sie das Pedal aber auch mit Strom versorgen.
Hier nochmal die wichtigsten Features im Überblick:
- 23 Gitarrenverstärker-/Boxenmodelle
- entwickelt mit Multi-Layer-IR-Technologie
- 5 Studio-Sounds-Effekte, um dem Klang natürlichen Nachhall zu verleihen
- 12 zusätzliche Effekte, darunter Noise-Gates, EQs und Delays
- Erstellen und Speichern von 80 einzigartigen Patches
- 4 Kreuztastenschalter (MEMORY/SCROLL) für einfache Bedienung per Fuß
- Stereoeingang (sowohl aktive als auch passive Instrumente werden unterstützt)
- Stereoausgang zum Anschluss an Verstärker, Lautsprecher oder Kopfhörer
- Ausgangsaufteilung, um Signale mit und ohne IRs gleichzeitig zu senden
- chromatischer Tuner für alle gängigen Gitarrenstimmungen
- einschließlich Open- und Drop-Stimmungen
- 2 In-/2 Out-Audioschnittstellenfunktion (über integrierten USB-C-Anschluss)
- IR-Lastfunktion zur Lautsprecherbox-Simulation
- Betrieb mit 2 AA-Batterien oder Netzteil (nicht im Lieferumfang enthalten)
- inkl. Software Handy Guitar Lab für MS-80IR+ App (iOS)
Zoom Verzerrer-Pedal – Verstärker, Effekte & IRs
Die Verstärkertypen im Detail
Die 23 Verstärkertypen werden im Handbuch sogar ziemlich detailliert beschrieben, hier ein Auszug:
- UK 30A – Modelliert den Sound eines frühen britischen Class-A-Combo-Amps.
- BG MARK1 – Modelliert den Sound des Mesa Boogie Mark I Combo-Amps.
- BG MARK3 – Modelliert den Sound des Mesa Boogie Mark III Combo-Amps.
- RECTI DUAL – Modelliert den Sound des Mesa Boogie Dual Rectifier Orange Channels.
- XTACY BLUE – Modelliert den Sound des Bogner Ecstasy Blue Channels.
- HW 100 – Modelliert den Sound des Hiwatt Custom 100.
- ORG120 – Modelliert den Sound des Orange Graphic 120.
- DZ DRIVE – Modelliert den Sound des Diezel Herbert Channel 2.
- MATCH30 – Modelliert den Sound des Matchless DC-30.
- KRAMPUS – Kombiniert den soliden Bassbereich eines modernen High-Gain-Amps mit der Helligkeit eines britischen 80er-Jahre-Amps.
- REDLOOM – Verschmilzt den simplen Klang früher Gitarrenverstärker mit den Obertönen eines 60er-Jahre-Röhrenverstärkers. Ideal für Rhythmusspiel.
- VELVET – Bietet einen ausgewogenen Sound zwischen umwickelten und blanken Saiten, um Lead- und Begleitspiel ohne Tonwechsel zu ermöglichen.
- MUDDY – Liefert einen Vintage-Amp-Sound mit natürlichem Crunch, perfekt für Blues und Rock.
- 7 HEAVEN – Konzipiert für 7- und 8-saitige Gitarren mit einer kraftvollen Metal-Klangcharakteristik.
- POLLEX – Entwickelt für extrem tiefe Drop-Tunings und Djent-Sounds, auch für Slap-Gitarrenspiel geeignet.
- WHITE CANVAS With an unassuming clear tone and just the right amount of compression, this original amp model can emphasize the appealing characteristics of connected stump boxes.
Studioeffekte des Zoom MS-80IR+
Das Zoom MS-80IR+ verfügt außerdem über diverse Hallsimulationen, um das Spielgefühl durch eine natürliche Räumlichkeit zu verbessern. Die fünf verschiedenen Typen sind:
- WOODY STUDIO – Reproduktion eines Studio-Setups für Aufnahmen mit sanftem Reverb
- URBAN STUDIO – simuliert ein Studio mit Steinwänden für einen hellen Reverb
- LIVE MUSIC CLUB – erzeugt den Klang eines Live-Clubs mit 1000 Personen Kapazität und tiefem Reverb
- CONCERT HALL – simuliert eine hölzerne Konzerthalle mit warmem Reverb
- LARGE CHAPEL – Nachbildung einer geräumigen Kapelle mit prächtigem Reverb
Weitere Effekte des Zoom Pedals
Das Effektgerät beinhaltet aber nicht nur Verstärker-IRs und Hallräume. Zusätzlich gibt es noch klassische Effekte, darunter Noise-Gates, verschiedene EQs, ein BPM-Tool und diverse Delay-Algorithmen.
Die Zoom Multi-Layer IR Technologie im Fokus
Beim Zoom MS-80IR+ haben wir es mit einem Pedal zu tun, das pro Amp nicht nur mit einer IR ausgestattet ist. Bei der innovativen Multi-Layer-IR*-Technologie von Zoom werden drei mit unterschiedlichen Pegeln aufgenommene Impulsantworten kombiniert, um den Klang und das Spielgefühl über klassische Verstärker und Lautsprecherboxen nachzubilden.
Zoom MS-80IR+ – der Praxistest
Wie im letzten Testbericht schon beschrieben, kann es eine Herausforderung sein, das Zoom MS-80IR+ mit Strom zu versorgen, denn der Eingang fürs Netzteil ist so ungünstig gestaltet, dass die meisten abgewinkelten Stecker hier wohl nicht passen werden. Deshalb solltet ihr hier ein Netzteil mit geradem Stecker am Start haben.
Einmal mit Strom versorgt, kann man aber relativ intuitiv loslegen, obwohl das Zoom MS-80IR+ mit seinen unzähligen Funktionen und Sounds einen ja doch erst einmal zu erschlagen versucht. Da es sich hier um ein Amp-Pedal handelt, sieht die Signalkette überschaubar aus. Strat ins MS-80IR+ und von da in Stereo in ein RME Fireface 802. Aufgenommen wird mit Ableton Live 12.
Wir fangen erst einmal mit einigen Factory-Presets an und spielen uns ein wenig durch. Dank des integrierten Tuners brauche ich kein Stimmgerät rauszukramen. Per langem Druck auf den Fußschalter lässt sich dieser aktivieren und ist so simpel wie effektiv.
Dennoch bietet er viele Funktionen, beispielsweise alternative Tunings, einstellbare Kalibrierung (430 – 450 Hz) und Bypass- oder Mute-Funktion. Beim Durchspielen der Presets wird schnell klar, dass das Zoom Gerät wirklich in der Lage ist, in Sekundenschnelle sehr viele unterschiedliche Sounds zu liefern. Die cleanen Varianten gefallen mir auch tatsächlich ganz gut.
Sobald Zerre mit im Spiel ist, wird es etwas harsch. Man hat aber mit den Amp-Reglern oder den verschiedenen EQs die Möglichkeit, hier einzugreifen. Das Drive-Pedal der Multistomp-Serie hat mir aber vom Sound besser gefallen. Vermutlich, weil der Amp (bzw. die Fractal FM9 Amp-Sim), den das Pedal gespeist hat, qualitativ besser ist.
Auch das Erstellen von eigenen Presets ist ziemlich simpel und dank der übersichtlichen Taster nach nur kurzer Eingewöhnung spielend leicht zu erledigen. Die Multistomp-Menüführung erinnert etwas an alte Game Boys, eigen, aber auch charmant zugleich. In Sekunden bastel ich mir einen aufgedrehten JCM 800 oder einen Blackface Amp mit Analog-Delay davor. Ob man das braucht oder ob man auf einem Pedalboard nicht eh noch Effekte wie ein Delay hat, sei dahingestellt. Dass es geht, ist dennoch ein schönes Feature.
Zum Schluss seien noch die sogenannten Studioeffekte erwähnt. Ein schönes Feature, um das Gefühl von Räumlichkeit zu vermitteln, was vor allem beim Spielen mit Kopfhörern durchaus hilfreich sein kann. Im Beispiel habe ich den Mix von „Woody Studio“ zuerst auf Minimalwert (10) und dann auf maximal (100) gestellt.
Die MS+ Serie lässt sich auch per USB-C mit Strom versorgen, oben das im Manual steht weiß ich nicht, aber es funktioniert.