Stereo-Looping in Grün!
Der Zoom MS-90LP+ Multistomp ist ein Stereo-Looper für E-Gitarre. Er besitzt zahlreiche Funktionen und Features für das Looping von Gitarrenspuren mit Audioeffekten und Overdubbing Optionen, die für ein Looper-Pedal typisch sind.
Inhaltsverzeichnis
Mit seinen zusätzlichen Tastern, die um den Fußtaster herum angeordnet sind, ist der Zoom MS-90LP+ sowohl als Pedal auf dem Pedalboard als auch als Desktop-Gerät gut geeignet. Eine mutige Farbe und ein Aufbau, der sich von vielen anderen Looper-Pedalen unterscheidet, macht dieses Gerät interessant. Also wollen wir mal testen, was dieses Pedal so kann.
Gehäuse, Taster und Poti des Zoom MS-90LP+
Die Farbe des Looper-Recorders sticht natürlich sofort ins Auge. Das giftige Grün, das sich bei längerer Betrachtung aber etwas gefälliger darstellt, ist Geschmackssache. Auf jeden Fall ist die Gehäuseoberseite, die aus Metall gefertigt wurde, sehr robust. Der Boden und die hinteren Seitenteile bestehen aus schwarzem, festem Kunststoff. Mit kompakten 13,3 x 7,9 x 6,1 cm (B x T x H) nimmt das Effektgerät nicht viel Platz ein.
Die Funktionen Play und Record beziehungsweise Overdub wird von einem Fußtaster aktiviert. Mit einem leichten Klick und einem guten Druckpunkt lässt sich dieser sehr gut bedienen. Um diesen Fußtaster herum sind vier große, schwarze Kunststofftaster angebracht. Nutzt man den Zoom-Looper als Boden-Effektgerät, sollte man darauf achten, immer gerade und mittig auf den Play/Record-Fußtaster zu treten, da man anderenfalls durchaus auch mal die anderen unteren beiden Taster erwischt. Jeweils mit der Fußspitze oder dem Hacken sind die vier Taster mit ein wenig Präzision gut zu erreichen. Aufgrund dieser Tatsache habe ich mir in der Tat zunächst das Produktvideo angeschaut, um sicherzugehen, dass es sich um ein Bodenpedal handelt.
Die vier schwarzen Taster sind für die Steuerung der Funktionen Stop/Clear, Undo/Redo, Loop FX und Rhythm zuständig. Die Funktionsbeschriftung ist jeweils in den Taster eingeprägt. Leider ist dadurch, dass die Taster schwarz sind und die Schrift nur eingeprägt, nicht aber farbig gefüllt wurde, ist das Ablesen der Funktionen insbesondere auf einer dunklen Bühne oder im schlecht beleuchteten Proberaum schon etwas kniffelig.
Glücklicherweise kann man sich die vier Belegungen aber gut merken. Die wichtigen in Form von Undo/Redo und Stop/Clear sind am unteren Rand auch besser zu erreichen. Ich persönlich würde mir, wenn ich das Pedal dauerhaft nutzen möchte, die Beschriftungen mit einem weißen Edding ausmalen.
Vier Push-Encoder sind etwas in das Gehäuse eingelassen, wodurch sie gut gegen Tritte geschützt sind. Sie haben geriffelte Knöpfe und lassen sich dadurch gut fassen und drehen. Sowohl vom Abstand zueinander als auch aufgrund der eingelassenen Position gehört aber reichlich Fingerspitzengefühl dazu, um sie zu justieren. Die Beschriftung dieser Encoder ist auf das Gehäuse aufgedruckt und dadurch besser zu lesen. Doch auch hier muss man leider auf den richtigen Winkel achten, so dass man sich über das Pedal beugen muss, um alles gut erkennen zu können. Aber wenn man die Encoder einstellt, muss man sich ja ohnehin zum Pedal herunterbeugen.
Durch Drücken der Encoder gelangt man in die Menüs Memory, Loop FX, Rhythm und Menü. Befindet man sich in einem der Menüs, ist die jeweilige Funktion der Encoder auf dem Display abzulesen.
Das Display stellt definitiv einen Pluspunkt für diesen kompakten Looper dar und es ist erstaunlich groß. Hier wird auf dem Home-Bildschirm die Loop-Nummer, die Verlaufsform des Loops sowie die Funktionen der Encoder angezeigt. Man kann die Loop-Länge, die Art des Starts und des Stopps sowie das Loop-Volume einstellen. Das Display ist hinter einem Kunststoffplättchen etwas eingelassen eingebaut und somit absolut sicher. Eine kleine, rote LED unterhalb von Display und Reglern blinkt im gewählten Tempo.
Rechts und links sind jeweils zwei 6,3-mm-Klinkenbuchsen eingebaut. Der Looper kann, wie die Beschriftung ebenfalls verrät, Aufnahmen in Mono oder Stereo machen. Die Buchsen sind solide verschraubt und greifen die Stecker gut.
An der Stirnseite befinden sich zwei kleine 3,5-mm-Klinkenbuchsen für MIDI-In und MIDI-Out. Über einen USB-C-Anschluss kann das Pedal mit Strom versorgt werden. Eine übliche 9V-Buchse ist ebenfalls vorhanden. Sie ist so dermaßen tief in das Gehäuse eingelassen, dass gewinkelte Stecker leider nicht geeignet sind. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass nur das Zoom AD-16 Netzteil verwendet werden darf. Ich nehme an, dass dieses dann perfekt passt und die Buchse vor Belastungen durch Zug schützen kann.
Per Batterie kann das Effektgerät ebenfalls betrieben werden. In einem mit einer Kunststoffklappe verschlossenen Fach in der Bodenplatte können zwei AA-Batterien eingelegt werden.
Zwei bereits aufgeklebte Gummistreifen verhindern ein Rutschen des Pedals. Die flache Unterseite ist aber auch optimal für Klettband geeignet.
Geliefert wird das Pedal in einem kleinen Pappkarton. Eine Gebrauchsanleitung ist per QR-Code abrufbar.
Der Zoom MS-90LP+ Multistomp in der Praxis
Der Looper lässt sich gut auf dem Pedalboard integrieren und mit entsprechend kompakten Winkelklinkensteckern nimmt er wirklich wenig Platz ein. Und das gilt selbst dann noch, wenn er in einem Stereo-Setup verwendet wird.
Die Loops werden mit 32 Bit aufgenommen und diese Klangqualität merkt man beim Spielen. Das Signal klingt frisch, dynamisch und bleibt clean. Die maximale Aufnahmelänge ist mit 90 Minuten in Stereo wirklich beeindruckend. So lange Loops kann wahrscheinlich kein anderer Looper aufnehmen. Insgesamt können so bis zu 13 Stunden aufgenommen werden, was den Looper ideal für einen Prog-Rock-Song macht. Die Loops werden in 100 Phrasen gespeichert.
Während viele Looper auf SD-Karten setzen, können die Aufnahmen beim Zoom-Looper per USB-C übertragen werden. Das ist praktisch und erleichtert die Übertragung. Auf dem Pedalboard würde ich den Looper dementsprechend so platzieren, dass das USB-Kabel jederzeit angeschlossen werden kann, ohne den Looper abbauen zu müssen. Wenn man den Looper per USB-Akku betreibt, muss man beim Export natürlich den Looper einmal ausschalten.
Die kleinen Encoder sind wirklich sehr dicht beieinander platziert und daher drückt man beim Drehen auch schon mal versehentlich die Push-Funktion. Vor der ersten Aufnahme kann die Loop-Länge eingestellt werden. Es kann jedoch auch frei aufgenommen und das Ende des Loops durch erneutes Drücken der Aufnahmetaste festgelegt werden. Das ist alles sehr intuitiv.
Der Beginn und das Ende des Loops lassen sich ein- und ausblenden oder direkt starten und stoppen. Ein Stopp am Ende des Loops ist ebenfalls einstellbar. Darüber hinaus kann auch die Lautstärke direkt eingestellt werden, wobei die Skala bis 200 reicht. Als Standard ist der Wert 123 voreingestellt, so dass man also auch boosten kann.
Recording mit dem Zoom-Looper
Das Aufnehmen funktioniert problemlos. Ein einfaches, aber sinnvolles Feature gegenüber einigen anderen Loopern ist, dass man einen separaten Stopp-Taster nutzen kann. Einige Looper verfügen nur über Doppelbelegungen für den Play-Taster. Mit dem Zoom-Looper kann man jederzeit stoppen. Ebenso verhält es sich mit dem Undo/Redo-Taster. Bei der Betätigung gehört allerdings etwas Fußspitzengefühl dazu.
Die Undo- und Redo- sowie die Hold-Clear-Funktion arbeiten problemlos und logisch. Die Loops speichern automatisch in den 100 Slots und können mit dem Memory-Encoder angewählt werden. Sie werden zunächst als USER 001 bis USER 100 durchnummeriert, können aber im Menü auch einzeln beschriftet werden.
Die Loop FX
In der Effektsektion sind für Looper typische Effekte oder Spielarten anwählbar. Die beliebte Reverse-Funktion, Half-Speed, Double-Speed, Hold mit drei verschiedenen Notenlängen, Tape Stop, One-Shot und Restart können im Menü angewählt werden. Aktiviert wird der Effekt dann über den schwarzen Taster. Es ist jeweils leider nur ein Effekt aktivierbar, so dass beispielsweise ein Reverse-Loop in Half-Speed nicht möglich ist. Dafür gibt es eine Latch-Funktion für jeden Effekt, so dass man den Effekt kurzzeitig aktivieren kann, indem man den FX-Taster drückt.
Rhythmus-Pattern und Sync
Der Rhythmus wird über den oberen rechten Taster aktiviert und deaktiviert. Schaltet man in das Rhythmus-Menü, werden die Zählzeiten im Display dargestellt. Eine rote LED blinkt im Takt. Natürlich ist der Rhythmus auch zu hören und sowohl die Lautstärke als auch die BPM und natürlich die Rhythmus-Patterns können eingestellt werden. Von Letzteren stehen einige zur Auswahl. Unter anderem auch 5/4, 3/4 und zahlreiche Stile von Samba, Rock Bossa, Disco, Blues bis Reggae. Der Klang und Stil der Rhythmen ist ordentlich und ein Metronom kann ebenfalls angewählt werden. Der Sound der Kick und Snare ähneln sich bei vielen Rhythmen. Erst beim Samba, Cajon, Djembe und Techno kommen andere Sounds hinzu, aber die Auswahl an Rhythmen ist groß.
Möchte man die Zählzeiten beim Aufnehmen sehen, kann man in diesem Menü bleiben. Per grünem oder rotem Display wird dann weiterhin angezeigt, ob man den Loop gerade abspielt oder ein Overdub aufnimmt.
Per MIDI-Sync kann der Looper selbstverständlich auch synchronisiert werden und das sowohl per 3,5 mm TRS als auch per USB-C. Etwas umständlich ist, dass der Loop den Rhythmus nicht stoppt, beziehungsweise der Rhythmus den Loop nicht. Das ermöglicht zwar Breaks und Übergänge, aber wenn man den Song beenden möchte, muss man separat zunächst den Loop und dann zusätzlich den Rhythmus stoppen. Beide Taster, also Start und Rhythmus oder Stopp und Rhythmus gleichzeitig zu drücken, funktioniert in der Standardeinstellung leider nicht. Dies lässt umfangreichen Menü jedoch glücklicherweise umstellen.
Während der Loop läuft, kann der Rhythmus nicht gewechselt werden. Man muss den Loop also zunächst stoppen, dann einen anderen Rhythmus auswählen und den Loop dann wieder starten. Das nachträgliche Ausprobieren von Rhythmen ist daher eher mühsam.
Loop und Rhythmus lassen sich auch jeweils einem Ausgang zuweisen. Das ist ideal, um den Looper in einem Gitarren-Setup einzubinden und den Rhythmus über ein Mischpult laufen zu lassen. Der Looper kann eine MIDI-Clock an Delays senden.
Das Menü des Zoom MS-90LP+
Im Menü des Zoom MS-90LP+ können noch zahlreiche Optionen editiert werden. Bei einigen Unterpunkten wird man leider aus dem Menü geworfen, wenn man wieder zurück in das Hauptmenü möchte. Das ist insofern unpraktisch, weil man sich dann erneut durch sämtliche Optionen scrollen muss, um zu dem gewünschten Menüpunkt zu gelangen.
Zur Auswahl stehen im Menü: Autospeichern, eine Threshold Auto Record-Option, Beschriftung der Loops, Fade Time, Rec Mode, Einzähler für den Rhythmus, Routing, Volume, MIDI-Kanäle für den Eingang und Ausgang, MIDI-Clock Out, Program Change, MIDI Thru, Helligkeit und Kontrast des Displays, Energiesparmodus und Batterietyp.
Der Datentransfer wird hier ebenfalls aktiviert. Die Files werden als ZDT-Dateien ausgegeben. Dies ist ein Format von Zoom und, um die Loops in eine DAW einzufügen oder um externe Files in den Looper zu kopieren, bräuchte man vermutlich einen Converter. Hier wären WAVs natürlich sinnvoller.