Chorus, Reverb und Delay in einem
Mit dem Multi Stomp MS-70 CDR präsentieren die Japaner von Zoom eine Stompbox, die komplett auf eine „echte“ Vorstufensektion mit ihren unzähligen und zumeist eher dürftig klingenden Amp-Simulationen verzichtet. Die gesamte DSP-Power des stylishen Kistchens wird ausschließlich für Chorus-, Reverb- und Delay-Effekte genutzt, deren klangliche Vorbilder zum großen Teil aus Klassikern der Effektbranche bestehen. Klangvolle Namen wie Eventide, Strymon, TC Electronic und MXR geben den Presets des Pedals ihre Bezeichnungen, um so interessanter macht das die Sache natürlich für uns. Kann das Zoom Multi Stomp MS-70 CDR mit den berühmten Vorbildern mithalten? Machen wir den Test!
Zoom Multi Stomp MS-70 CDR – Facts & Features
Das robuste und metallic-blau lackierte Druckgussgehäuse des Zoom Multi Stomp MS-70 CDR präsentiert sich trotz des verbauten Displays im oberen Teil als sehr handlich. Dazu bei trägt auch das geringe Gewicht von gerade einmal 360 Gramm, somit kann das Pedal nahezu problemlos in jedem Gigbag verschwinden. Auf der linken und rechten Seite des Gehäuses befinden sich die Eingangs- bzw. Ausgangsbuchsen – als Pärchen wohlgemerkt. Das bedeutet, dass das MS-70 CDR über eine Stereo-Signalführung verfügt und die Modulationseffekte dementsprechend räumlich abbilden kann.
Der Anschluss für das Netzteil befindet sich an der Stirnseite des Pedals, genau so wie ein Mini-USB-Port, der aber nicht für die Kommunikation des Pedals mit einem Computer mit entsprechendem Editor oder ähnlichem zuständig ist. Er dient ausschließlich zur Aktualisierung der Firmware. Das Netzteil ist übrigens nicht im Lieferumfang enthalten, dafür aber immerhin ein Satz AA-Batterien, mit denen sich das Zoom Multi Stomp MS-70 CDR zumindest ein paar wenige Stunden betreiben lässt. Ein Netzteil sollte schon als Pflicht angesehen werden, da Modulationseffekte im Allgemeinen ja nicht gerade als Stromsparer gelten.
Das Netzteil muss kein Besonderes sein, eines aus der Ibanez/Boss Abteilung mit 9 Volt Spannung reicht hier völlig aus, womit sich das Pedal auch problemlos in ein bestehendes Pedal-Setup mit 9 Volt Multi-Netzteil integrieren lässt. Die Batterien sind ganz einfach mit einem Schnellverschluss auf der Unterseite zu wechseln – für alle, die es dennoch drauf ankommen lassen möchten.
Die drei Parameter-Regler unterhalb des grafikfähigen Displays sind als Push-Pull-Varianten ausgelegt und bedienen die unterschiedlichsten Funktionen. Angefangen mit der Anwahl der 50 Presets, über Speichervorgänge, editieren der Effekte, hinzufügen oder herausnehmen eines Effekts aus der Signalkette oder Änderung der Effekt-Reihenfolge – all das wird hier erledigt. Auch die Delay-Geschwindigkeit lässt sich hier beispielsweise durch rhythmisches Drücken eingeben, diesen Job kann aber bei Bedarf auch der Metallschalter übernehmen, der aber natürlich prinzipiell für die Aktivierung des MS-70 CDR verantwortlich ist. Die Regler kommunizieren grafisch mit dem beleuchteten Display, so ist man jederzeit über alles Wichtige informiert.
Rund um den Metallschalter existieren weitere Cursor-Tasten, die ebenfalls gleich mehrere Funktionen erfüllen. Neben der Aktivierung des integrierten Tuners gilt der Focus hier natürlich auf die Auswahl der drei Effekt-Kategorien für Chorus, Delay und Hall mit ihren zusammen 86 vorhandenen Grundsounds, von denen sechs dank des kräftigen DSPs im Innern gleichzeitig genutzt werden können. Und sollte der DSP-Chip mal wirklich an seine Grenzen gelangen, so schaltet das Gerät automatisch den leistungshungrigsten Effekt in der Kette ganz unbemerkt aus.
Der Großteil der vorhandenen Effekte versucht sich an den Emulationen von bekannten und weniger bekannten Kult-Maschinen, wie etwa dem Boss Chorus-Ensemble oder dem analogen Flanger-Sound der amerikanischen Kult-Firma ADA im Chorus-Menü. Im Delay-Menü werden die Sounds von Geräten wie beispielsweise dem legendären Maestro Echoplex (wohl das bekannteste Bandschleifen-Echogerät überhaupt) oder dem deutlich jüngeren TC Flashback reproduziert, wo hingegen sich im Reverb-Menü so klangvolle Namen wie Lexicon, Strymon oder Electro Harmonix in verschiedenen Variationen tummeln. Die Erwartungshaltung ist also dementsprechend groß, hören wir uns das Zoom Multi Stomp MS-70 CDR daher nun genau an.
Sound & Praxis
Licht und Schatten sollte man meinen. Nun ja, zumindest sollte man unvoreingenommen an das Zoom Multi Stomp MS-70 CDR rangehen und dabei die klangvollen Namen im Preset-Speicher des Pedals beim Durchhören mal außen vor lassen. Dann erwartet den Benutzer ein durchaus akzeptabel klingendes Modulationspedal, dessen Stärken eindeutig in der Erzeugung von Chorus-Sounds liegt. Besonders im Stereo-Modus wirken die erzeugten Klänge schon sehr fett und sauber aufgelöst, was man allerdings bei den Hallräumen nicht unbedingt sagen kann. Hier merkt man schon einen deutlichen Qualitätsunterschied zu den angestrebten Klängen der Vorbilder, was sich noch nicht mal in der Dichte der Hallfahne, sondern mehr durch ein verwaschenes Signal zeigt.
Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Für viele Einsatzgebiete, vor allem im Effektweg eines Gitarrenamps, kann das Gebotene für viele Musiker vollkommen ausreichend sein. Hall-Spezialisten werden sich aber sicher nach einem anderen Gerät umschauen (und dementsprechend auch mehr anlegen) müssen. Grund hierfür dürften vor allem die AD/DA-Wandler sein, die bei einem Gerät in dieser Preisklasse nun mal nicht State-of-the-Art sein können, auch wenn der angegebene Frequenzgang laut Datenblatt bis zu 20 kHz hinaufreicht.
Chorus, Delay, Reverb in einer Box
Die Delay-Abteilung bietet, analog zu den beiden anderen Effektgruppen, eine ebenso riesige Auswahl an Verzögerungs-Effekten, die allesamt einen guten Job verrichten. Die Stereo- und Ping-Pong-Delays lassen sich zudem prima über das Display editieren, was ein unschätzbarer Vorteil an diesem Pedal ist. Kein Blindflug, jede Reglerbewegung wird sofort auf dem Display in Sichtbares umgesetzt. Wie auch bei den Chorus- und Flanger-Effekten macht sich die eingeschränkte Dynamik hier nicht groß bemerkbar, sämtliche Vorstellungen von Echo-Sounds, vom gekachelten Badezimmer über Pitchshift- und Filter-modulierte Echos bis hin zum Leslie-Effekt, sollten sich hier ohne großen Aufwand realisieren lassen. Und auch dauerhaft sichern lassen, denn dafür stehen ja immerhin 50 Speicherplätze bereit.