Viele Sounds zum günstigen Preis!
Mit dem Zoom MS-60B+ Multistomp Bass-Pedal gibt es nun endlich einen Multi-Effekt-Bodentreter für Bassisten. Vertreter der hohen Saiten kennen und schätzen die MS-Serie schon lange, steht sie doch für qualitativ gute und bezahlbare Pedale. In diesem Testbericht wollen wir den diesen etwas genauer unter die Lupe nehmen und schauen, ob er sich in die Reihe einfügen kann.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte von Zoom
In der Welt der Musiktechnologie hat sich die japanische Firma Zoom als ein führender Akteur etabliert, insbesondere im Bereich der Effektpedale. Seit ihrer Gründung in den 1980er-Jahren hat sich Zoom einen Namen bei professionellen Musiker wie Hobbyisten gemacht. Von tragbaren Aufnahmegeräten bis hin zu hochmodernen Multieffektpedalen, Zoom hat die Art und Weise, wie Musiker ihre Klänge gestalten, revolutioniert.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Effektpedalen der G-Serie, die sich durch ihre Vielseitigkeit und Benutzerfreundlichkeit auszeichnen. Diese Multieffektpedale bieten eine beeindruckende Palette an Sounds, die von klassischen Verzerrungen und Overdrives bis hin zu modernen Effekten wie Delay, Reverb und Chorus reichen. Die Möglichkeit mehrere Effekte gleichzeitig zu kombinieren und individuell anzupassen, hat es vielen Musikern ermöglicht, neue und einzigartige Sounds zu kreieren.
Die Firma Zoom gehörte ebenso zu den ersten Herstellern, welche die Integration digitaler Technologien in ihren Produkte konsequent verfolgen. Viele Modelle sind mit USB-Anschlüssen ausgestattet, die eine direkte Verbindung zu Computern ermöglichen. Dies eröffnet eine Fülle von Möglichkeiten: Anwender können neue Presets laden, Firmware-Updates durchführen oder benutzerdefinierte Sounds erstellen. Diese digitale Flexibilität hat Zoom zu einem bevorzugten Partner für moderne Musiker gemacht, die in einer zunehmend digitalisierten Musiklandschaft arbeiten.
Ein weiterer entscheidender Faktor für den Erfolg von Zoom ist das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis ihrer Produkte. Im Vergleich zu anderen Herstellern bieten die Effektpedale von Zoom eine beeindruckende Klangqualität und Funktionalität, ohne dass Musiker tief in die Tasche greifen müssen. Diese Philosophie der Zugänglichkeit hat dazu beigetragen, dass viele aufstrebende Künstler und Bands Zugang zu professionellen Klangwerkzeugen haben, was in der heutigen Musikszene von unschätzbarem Wert ist.
Doch Zoom beschränkt sich nicht nur auf die Entwicklung von Produkten. Das Unternehmen hat auch aktiv die Musiker-Community unterstützt, indem es Workshops, Tutorials und Online-Ressourcen bereitstellt. Diese Initiativen fördern nicht nur das Verständnis für die Verwendung ihrer Produkte, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Nutzern. Musiker können sich austauschen, ihre Erfahrungen teilen und voneinander lernen, was die Kreativität und Innovation in der Musikszene weiter anregt.
Aufbau und Verarbeitung des Zoom MS-60B+
Äußerlich kommt der Zoom MS-60B+ wie ein klassisches Pedal daher, die Maße 133 mm (T) × 79 mm (B) × 61 mm (H) sind gängig. Er kann mit zwei AA-Batterien oder einem 9 Volt Gleichspannungsnetzteil betrieben werden. Die Batterien werden auf der Rückseite eingesetzt und sind dank eines Klappverschlusses schnell gewechselt. Der Eingang für das Netzteil befindet sich auf der Vorderseite, direkt neben dem USB-C-Anschluss. An den Seiten finden wir die Ein- und Ausgänge, links der Input und rechts zwei Outputs, da der Zoom MS-60B+ das Signal splitten kann.
Die Vorderseite des Zoom Multistomp MS-60B+ wirkt auf den ersten Blick übersichtlich und aufgeräumt und erinnert an andere Pedals von Zoom – hier bleibt man seinem Design treu. Der Fußschalter sitzt klassisch in der unteren Hälfte und wird umgeben von vier Drucktasten, zweimal Memory und zweimal Scroll. Direkt darüber, quasi auf der Mittelachse des Gerätes, wurden vier Drehregler angebracht, die gleichzeitig auch gedrückt werden können. In der Drehfunktion hängt die Bedeutung des Reglers vom jeweiligen Preset ab, als Push-Schalter funktionieren von links nach rechts wie folgt: Add, Delte, Library und Menu.


Im Großen und Ganzen ist der Aufbau und das Design des Zoom MS-60B+ recht klar und übersichtlich. Wer bereits Vorkenntnisse beim Thema Effektpedale mitbringt, wird sich hier schnell zurechtfinden, die eindeutige Beschriftung ermöglicht eine schnelle Orientierung. Die Verarbeitung des Gerätes erscheint ebenso solide, die Kombination aus Metall und Kunststoff wirkt wertig und stabil, der Zoom MS-60B+ sollte also auch im rauen Bühnenalltag überleben können.
Zoom MS-60B+ – die Funktionen und Bedienung
Ein Multieffektgerät zu testen, ist immer eine Herausforderung. Wo anfangen, wo aufhören? Der Zoom MS-60B+ bietet eine nahezu unbegrenzte Zahl an Möglichkeiten, was den Einstieg erst einmal nicht leicht macht. Was bringt das Pedal also alles für digitale Presets und Möglichkeiten mit?
- 11 Preamps + 11 Verstärker/Boxen Simulationen
- 95 Basseffekte, von denen bis zu 6 gleichzeitig genutzt werden können
- 100 Speicher-PEin Fazit atches, davon 85 voreingestellt und 15 selbst beleg bar
- Tuner und Metronom integriert
- Splitbarer Output, um mehrere Quellen zu bedienen
- USB-MIDI-Anschluss, um die Patches über einen zusätzlichen Controller anwählen zu können
Das alles wirkt recht durchdacht und gar nicht so kompliziert, der Zoom MS-60B+ hat ein klares Konzept und erinnert damit sehr stark an seinen großen Bruder, den B6. Ein entscheidender Faktor für Praxistauglichkeit und den Spielspaß ist die Bedienung. An dieser hängt es nämlich, ob man die Möglichkeiten auch wirklich ausnutzen kann oder eher damit kämpft, den Sound zu bekommen, den man sucht.
Fangen wir mit dem Menü an. Über das Drücken des rechten Drehreglers gelangen wir in dieses, mit den beiden Scroll Tasten ganz unten kann man sich darin dann bewegen. Dort gibt es Funktionen wie das Editieren der Patches (Name, Erstellen, Kopieren, Löschen, etc.), aber auch allgemeine Punkte wie die Intensität des Lichtes oder das Volume des Outputs.
Alles in allem übersichtlich und strukturiert, damit lässt sich beim Zoom Multistomp MS-60B+ vgut arbeiten. Über das Drücken des Memory-Schalters kommt man in das Menü mit den 100 Patches. Die erste 85 sind voreingestellt, haben entweder Eigennamen wie GOAT, Don’t Start Now und Hit Me oder sind einfach nach den Funktionen bezeichnet wie Super Low Preamp oder Bass Analog Octaver. Hat man eines angewählt, kann man dieses über die Drehregler modifizieren und nach seinen Wünschen anpassen.
Die Funktion des jeweiligen Reglers erscheint dann auf dem Bildschirm mit einem Zahlenwert, über das Drücken schließt sich dieses Menü wieder und der neue Wert ist gespeichert. Hat ein Preset mehrere Effekte, können diese über die Scroll-Schalter angewählt werden, um sie anschließend wieder zu editieren. Jedem Effekttyp wurde eine Farbe zugehört, was die Bedienung leichter machen soll, vorausgesetzt, man hat sich die Farben und ihre Bedeutung irgendwann gemerkt.
Das müsste man über einem längeren Zeitraum testen, so stelle ich fest, dass z. B. ein Compressor violett ist, ein Overdrive rot und ein EQ orange. Möchte man den Effekt eines Presets durch einen anderen austauschen, drückt man einfach den Drehregler mit der Beschriftung Library und gelangt dann ein Menü, wo man sich einen neuen aussuchen kann. Dieser wird dann über Add hinzugefügt.
Zusammengefasst kann man die einzelnen Schritte der Bedienung des Zoom Multistomp MS-60B+ wie folgt beschreiben:
1. Über Memory ein Patch auswählen,
2. mit Scroll auf den jeweiligen Effekt gehen,
3. ggf. über die Push-Funktion der Drehregler den Effekt austauschen,
4. mit dem Drehregler die Parameter des Effekts modifizieren.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, den Zoom MS-60B+ über den PC oder das Smartphone/Tablet zu bedienen. Für beide Varianten liefert Zoom eine passende Software und Treiber, das Gerät muss hierfür lediglich über den USB-Anschluss verbunden werden. Ich habe mir natürlich auch diese Möglichkeiten angeschaut und bin sofort gut mit dem Interface zurechtgekommen. Tüftler, die richtig tief in den Sound einsteigen wollen, werden diese Variante der Bedienung intensiv nutzen.
Ansonsten muss man Zoom noch für die wirklich guten Bedienungsanleitungen loben. Sowohl die allgemeine als auch die spezielle mit der Liste der Effekte samt aller Funktionen sind extrem praktisch und erleichtern vieles. Hier zeigt sich doch wirklich Qualität, denn der Zoom MS-60B+ kann sowohl intuitiv als auch mit Anleitung gut bedient werden.
Die Sounds des Zoom Multistomp MS-60B+
Die Grundlage eines guten Bass-Sounds ist immer der Preamp. Dieser verstärkt das Signal auf ein hörbares Level und färbt den Klang. Zoom listet folgende Preamps, teilweise mit ihren Vorbildern auf:
- Bass Driver Preamp: SansAmp Bass Driver DI
- D.I. Plus Preamp: MXR Bass D.I. +
- Dark Preamp: Darkglass Microtubes B7K
- Clear Driver Preamp: Eigenkreation die ein cleanes mit einem verzerrten Signal mischt
- 1073 Preamp: Neve 1073
- Solid Preamp: API
- DI-5 Preamp: Avalon Design U5
- SB Preamp: Eigenkreation mit 3-Band EQ
- BBB Preamp: Xotic Bass Preamp
- Super Low Preamp: Eigenkreation für tiefe Sounds
- Djent Preamp: Eigenkreation für Djent Sounds
Für die Sounds habe ich meinen Fender Precision Bass mit Flatwounds benutzt, ein klassischer passiver Bass, mit dem ich direkt in das Zoom Multistomp MS-60+ gegangen bin. Von dort aus kam dann eine Radial J48 DI, mit dem XLR-Out ging es dann zum Interface.
Mein erster Eindruck beim Ausprobieren und Aufnehmen der Sounds war: Weniger ist mehr! Viele Sounds klingen „ok“, also irgendwie brauchbar, aber nicht wirklich überzeugend. Ein paar machen auch einen sehr soliden und guten Eindruck, andere wiederum finde ich billig und musikalisch unbrauchbar. Natürlich ist alles irgendwo auch relativ und da jeder Sound auch noch intensiv zu bearbeiten ist (was ich nicht getan habe, ich habe das Preset genommen), wäre da noch mehr herauszuholen. Trotzdem glaube ich, dass es ein paar Sounds weniger, aber dafür besser ausgearbeitete Sounds, auch getan hätten.
Zu den Preamp gibt es noch Simulationen berühmter Bass-Stacks. Diese Sounds finde ich wiederum brauchbarer als die reinen Preamps, da sie in meinen Ohren mehr Charakter mitbringen. Für die folgenden drei Beispiele habe ich dann auch meinen Sadowsky Jazzbass mit Roundwounds genutzt, um einen anderen Klang ins Spiel zu bringen.
Natürlich habe ich ebenfalls die Effekte unter die Lupe genommen. Jede Art von Effekt ist einzeln in etlichen Varianten anzusteuern, teilweise sind diese auch wieder an bekannte Vorbilder angelehnt. Die große Anzahl von Effekten zu testen, würde den Rahmen dieses Testberichts sprengen, daher habe ich mich für ein paar Sounds entschieden, die mir gut gefallen und mich auf Anhieb inspiriert haben. Die Namen der Sounds sind so wie im Zoom Multistomp MS-60B+, teilweise wurden berühmte Songs als Idee verwendet, was schnell eine Vorstellung gibt, wie der Sounds klingen sollte.
Das Zoom Multistomp MS-60B+ – ein ehrlicher Blick auf das Gerät
Es ist schwer, ein Gerät mit solch umfassenden Möglichkeiten in kurzer Zeit vollends zu testen. Manche Sounds können überzeugen, andere wiederum weniger. Letzten Endes hängt es aber auch von der Erwartungshaltung gegenüber dem Gerät ab und diese sollte natürlich nicht so sein, dass jeder Preamp oder jeder Effekt nach absoluter Spitze klingt. Ich denke, mit ein wenig Zeit und Beschäftigung kann man sich eine gute Anzahl an praxistauglicher Presets beim Zoom Multistomp MS-60B+ basteln und diese dann für seine Bands benutzen.
Ich sehe den Zoom Multistomp MS-60B+ vor allem im Live-Einsatz in Kombination mit einem MIDI-Controller, hier kann er brauchbare Dienste leisten. Sound-Fetischisten und HiFi-Fans im Studio kann man damit aber wohl nicht überzeugen, die originalen analogen Vorbilder klingen am Ende doch eine Prise besser. Hier muss man aber wiederum den Preis berücksichtigen, denn mit aktuell runden 130,- Euro ist der Zoom Multistomp MS-60B+ unschlagbar günstig!
Also der Einleitungssatz „ Mit dem Zoom MS-60B+ Multistomp Bass-Pedal gibt es nun endlich einen Multi-Effekt-Bodentreter für Bassisten.“ klingt seltsam für mich. Denn den Vorgänger MS-60B (der im Prinzip nicht viel weniger kann) gibt es seit 2013.
Trotzdem vielen Dank für den Test! Das ist wahrlich nicht so einfach.
Ich nutze das Teil übrigens nicht als Bassist, sondern als Klang-gestaltendes Element zusammen mit Mono-Synthesizerern. Oder auch mal einer Drum Machine. Großartig, was man dort mit Reverbs, Chorus und Delays rauskitzeln kann.