4 Spuren und 32 Bit Float - mobile Recording-Lösung
Der Zoom R4 MultiTrak ist ein mobiler 4-Spur-Recorder mit zusätzlicher Bounce-Spur und mit integrierten Effekten für Gesang, Gitarre und Bass sowie einem Metronom mit Rhythm-Section.
Inhaltsverzeichnis
- Der Hersteller Zoom
- Fakten zum Recorder Zoom R4 MultiTrak
- Ausstattung des mobilen Recorders
- Zoom R4 MultiTrak – 32 Bit Float Recording
- Erste Schritte mit dem Zoom R4 MultiTrak Recorder
- Der Zoom R4 Recorder in der Praxis: erste Erfolge
- Weitere Aufnahmen mit dem Zoom R4 MultiTrak
- Der Zoom R4 MultiTrak Recorder als Audiointerface
Der Hersteller Zoom
Was gibt es nicht alles von der Firma Zoom? Was mobiles Recording angeht, ist kaum eine andere Firma so gut aufgestellt und so vielseitig im Geschäft. Ob einfaches Stereo-Recording, mehrspurige Aufnahmen oder Field-Recording mit und ohne Video, für relativ schmale Kurse bekommt man hochwertige Geräte, die bereits mit allen möglichen Gimmicks ausgestattet sind. Da man aber auch im Bereich der Gitarren und Bässe wildert, liegt es doch nahe, ein kompaktes Recording-Studio auch gleich mit Amps und Effekten auszustatten, oder? Der Zoom R4 MultiTrak geht diesen Weg.
Fakten zum Recorder Zoom R4 MultiTrak
Gleich beim Auspacken erwartet mich eine erste durch und durch positive Überraschung. Die Verpackung des Zoom R4 MultiTrak besteht komplett aus Pappe, sogar das Inlett, in dem der Recorder schlummert, ist aus Hartpappe. Hier hat jemand verstanden, wie das mit dem Umweltschutz funktioniert.
Kleiner Wermutstropfen: Die sechs Kurzanleitungen in verschiedenen Sprachen hätten nicht sein müssen, das geht doch heute einfacher per QR-Code. Immerhin weiß ich jetzt, dass „Kurzanleitung“ auf Italienisch „Guida Rapida“ heißt und dass das deutlich schöner klingt, als „Quick Tour“. Nun ja …
Der Zoom R4 MultiTrak Recorder selbst ist mit „handlich“ wohl am besten umschrieben. Er kann sich hinter meinem normal großen iPhone 12 komplett verstecken. Mit Abmessungen von 74 × 138 × 36 mm und einem Gewicht von 287 g passt der 4-Spur-Zwerg in jede Tasche. Da er über ein eingebautes Mikrofon verfügt, ist eigentlich auch gar nicht mehr nötig, um erste Recording-Versuche zu starten. Hat man 4 AA-Batterien in der Nähe, kann es eigentlich direkt losgehen. Aber Moment noch, wir möchten uns das kleine Gerät zunächst in Ruhe anschauen.
Ausstattung des mobilen Recorders
Das Gehäuse aus Kunststoff macht einen stabilen, wertigen Eindruck und dürfte auch versehentlichen Stürzen etwas entgegenzusetzen haben. Gummifüße auf der Rückseite garantieren einen rutschfreien Stand auch auf glatten Tischplatten. Wo wir gerade auf der Rückseite unterwegs sind: Hier gibt’s das Batteriefach und eine Gewindehülse für die Montage auf einem Stativ. Auf der rechten Gehäuseseite befinden sich der Power-Knopf, ein USB-C-Anschluss, der das Gerät ebenfalls mit Stromversorgen kann und ein Slot für eine microSD-Karte, die maximal 1 TB (SDXC) Kapazität haben darf. microSDHC werden bis 32 GB unterstützt. Die linke Seite des Gehäuses gehört allein dem Kopfhöreranschluss und zwei Volume-Tastern.
Am unteren Ende des Gerätes befinden sich zwei Kombibuchsen für XLR und Klinke, bezeichnet mit Input A und B. Das integrierte Mikrofon versteckt sich genau dazwischen und kann mittels eines kleines Schiebeschalters alternativ zum Input A aktiviert werden. Und damit sind wir auch schon auf der Bedienoberfläche angekommen, die zu einem Drittel vom 2 Zoll (ca. 5 cm) großen Farbdisplay eingenommen wird. Ein weiteres Drittel benötigen die vier Fader, die jeweils einer Spur zugeordnet sind. Ein kleiner Softbutton oberhalb des Faders ermöglicht den Zugriff auf die Einstellungen der einzelnen Spuren.
Drei weitere Buttons neben den Fadern erlauben die Auswahl des Inputs, Zugriff auf die Effekte und Amp-Simulationen und die integrierte Rhythm-Section. Nach Betätigen des Input-Buttons hat man die Möglichkeit, einer der Spuren einen Input zuzuweisen, also entweder Input A bzw. das interne Mikro oder Input B. Benötigt man eine Phantomspeisung für ein Kondensatormikrofon, ist das auch kein Problem. Einfach den Spur-Button mehrfach drücken, bis die gewünschte Eingangskonfiguration erreicht ist.
Den Abschluss bilden die fünf Transport-Buttons sowie die Bounce-/Undo-Steuerung. Hält man die Stopptaste gedrückt, erreicht man über die vier Buttons über den Fadern Zugriff auf die allgemeinen Settings für das jeweilige Projekt, die Grundeinstellungen für Echo und Reverb, das Karten- und USB-Management und die Systemeinstellungen, man hat Zugang zu einem Stimmgerät und kann einzelne Projekte und Spurinhalte verwalten.
Der Zoom R4 MultiTrak Recorder kann sowohl standalone verwendet werden als auch als USB-Audiointerface dienen und wird von der DAW problemlos als externes Interface erkannt. Auch die Zusammenarbeit mit Apple Mobile Devices klappt, eine aktuelle Kompatibilitätsliste gibt es hier. Windows wird natürlich auch unterstützt, Android User haben leider das Nachsehen. Der Zoom R4 MultiTrak arbeitet mit einer Samplerate von 48 kHz und einer Bittiefe von 32 Bit Float. Was genau bedeutet das?
Zoom R4 MultiTrak – 32 Bit Float Recording
Wer die Fakten zu 32 Bit Float schon kennt, kann jetzt gern zum nächsten Punkt springen. Für alle anderen eine kurze Erklärung vom Erklärbär:
Zunächst müssen wir unterscheiden zwischen der Abtastrate und der Bittiefe, weil das oft durcheinander gerät. Die Abtastrate wird in kHz angegeben und beschreibt die Menge der zerstückelten Audiosamples pro Sekunde, die angefertigt werden, um ein Audiosignal zu digitalisieren. Arbeitet eine DAW mit 44,1 kHz, bedeutet dies, dass 44.100 Samples pro Sekunde in der DAW aufgezeichnet werden. Das entspricht der Standardqualität einer CD. Importiert man ein Projekt in einer falschen Abtastrate, stimmt die aufgenommen Tonhöhe nicht mehr, das hat sicherlich jeder schon mal verbockt und sogar Van Halen haben es fertiggebracht, das Keyboard von „Jump“ live mit der falschen Samplerate abzuspielen, was eine äußerst verstörende Performance zur Folge hatte. Hier ist nicht, wie die Beschreibung des Videos uns glauben machen will, die Gitarre verstimmt. Aber immerhin, sie haben es durchgezogen …
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Bislang arbeiten die meisten digitalen DAWs oder Recorder mit einer Bittiefe von 24 Bit, was in Zusammenhang mit einer hohen Samplerate sehr genaue Umwandlungen von Audio in Bits und Bytes ermöglicht. Liegt aber der Pegel des Audiosignals außerhalb des Bereichs, den der Dynamikumfang der Bittiefe verarbeiten kann, kommt es zu unschönen Verzerrungen, die aus der fehlerhaften Umrechnung resultieren. Diese Fehler sind dann im Audiomaterial fest eingebrannt und unwiderruflich. Genauso verhält es sich mit zu leisen Aufnahmen, die dann, wenn in der Nachbearbeitung der Pegel angehoben werden muss, Rauschen zur Folge haben können.
Arbeitet man nun mit 32 Bit Float („Fließkomma“), kann der Pegel noch so hoch oder niedrig sein, diese Technik ist dynamisch genug, um das Signal unverzerrt bzw. ausreichend gepegelt aufnehmen zu können. Der unglaublich große Dynamikumfang der 32 Bit Recordings ermöglicht es auch, auf ein Einpegeln einzelner Input-Signale zu verzichten, weil Übersteuerungen de facto nicht möglich sind. Genau genommen könnte man wohl den Urknall aufnehmen und hinterher verzerrungsfrei wiedergeben. Der Nachteil ist, dass die resultierenden Dateien etwa 33 % größer sind, als herkömmliche 24 Bit Aufnahmen. Und die Geräte, die zur weiteren Verarbeitung genutzt werden, müssen den Import von 32 Bit Float Dateien unterstützen, was längst nicht alle beherrschen. Meine Version 10.6 von Logic Pro etwa kann nur 24 Bit verarbeiten, erst ab Version 10.8 ist da eine Zusammenarbeit möglich. Das auf meinen iMac bislang friedlich schlummernde Cubase 11 kann dagegen sogar in der LE-Version bereits 32 Bit Float importieren und bearbeiten. Hört man ein Projekt mit 32 Bit Float auf althergebrachte Weise zum Beispiel über eine DAW ab, kann es trotzdem zu Verzerrungen kommen, die dann aber beim Bearbeiten im 32 Bit Modus verschwinden.
Erste Schritte mit dem Zoom R4 MultiTrak Recorder
Nach Einlegen der vier AA-Batterien und dem Drücken des Power-Buttons erwacht der Zoom R4 zum Leben und verlangt die Einstellung des Batterie-Typs. Hier unterscheidet das Gerät zwischen Alkaline, Ni-MH und Lithium. Im Folgenden werden Datum und Uhrzeit eingestellt, was sich im weiteren Verlauf als recht sinnvoll erweisen soll, denn das Gerät benennt Spuren und Bounces immer mit Hilfe des Zeitstempels. Eine SD-Karte fordert das Gerät jetzt noch, wenn man eine Aufnahme erstellen will. Ist der Recorder per USB an einen Rechner angeschlossen, fungiert er als Audiointerface oder als Card-Reader, wobei Letzteres im Options-Menü explizit zugelassen werden muss. Aber dann können aufgenommen Spuren und Bounces per Drag’n’Drop auf den Rechner geladen werden.
Mein erster Versuch mit dem Zoom R4 ist direkt erfolgreich, was für ein übersichtliches Bedienkonzept spricht. Eine Bedienungsanleitung hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Hand. Die Benutzeroberfläche erklärt sich quasi von selbst und so habe ich eine Gitarre in Input A gesteckt, da hier die Amp-Simulationen und Effekte zur Verfügung stehen und habe ein wenig rumprobiert. Die Navigation erfolgt mit den vier Tastern über den Fadern, ich habe ein AutoWah gefunden und spiele es zusammen mit einem Vox AC30 Model. Eine Übersicht über alle enthaltenen Amps und Effekte gibt’s hier.
Der Zoom R4 Recorder in der Praxis: erste Erfolge
Reverb und Delay sind in jeder Spur einzeln regelbar, das Tempo des Delays ist zunächst immer dem Projekt angepasst und die Repeats können in Notenwerten eingestellt werden. Wer möchte, kann aber auch direkt die Millisekunden einstellen. Bis 1.000 ms sind möglich. Einen Feedback-Regler, der die Anzahl der Wiederholungen festlegt, gibt es natürlich auch. Der Reverb ist lediglich in der Länge einstellbar. Diese Grundeinstellungen gelten dann für alle Spuren, pro Spur kann jeweils noch der Effektanteil geregelt werden. Das ist sicherlich kompromissbehaftet, reicht aber in der Praxis oft aus. Ein 3-Band-EQ und ein Pan-Regler stehen auch jeweils pro Spur zur Verfügung.
Der eingebaute Rhythmusknecht verfügt über rund 40 Rhythmen und die nötigsten Metren fürs Metronom. Ich entscheide mich für das Pattern „FunkRock“ und lege los. Das folgende Klangbeispiel ist spontan und ausschließlich im Zoom R4 MultiTrak entstanden. Der Bass ist meine Fender Bass VI-Kopie von Harley Benton über ein Trace Elliot Model und die Leadsounds der Gitarre stammen jeweils aus den Models eines Hiwatt mit Compressor und einem Bogner XTC. Was da innerhalb von gut 20 Minuten entstanden ist, klingt schon erstaunlich gut. Da das Gerät eine zusätzliche Bounce-Spur bietet, sind theoretisch unendlich viele Layer möglich, ich habe jetzt aber tatsächlich nur vier Spuren genutzt und in Echtzeit gebounct, wobei man dabei die Fader zum Mixen verwenden kann.
Ein Quick-Bounce ist ebenfalls möglich, dabei werden einfach alle beschriebenen Spuren direkt und ohne Eingriffsmöglichkeit zusammengefasst. Der Undo-Button macht jeweils lediglich den letzten Bounce rückgängig und stellt die Spuren wieder her. Jede Aufnahme wird gespeichert und ist später über die Option-Taste erreichbar. Ein neues Projekt wird über die Option-Taste geöffnet und kann auch frei benannt werden, leider kann man die einzelnen Spuren aber nicht frei benennen, was schnell zu Verwirrung und Chaos führen kann. Die Benennung der Projekte erfolgt systemseitig nach dem Muster yyyymmdd_001 bis yyyymmdd_999, die Rename-Funktion in der Projektliste wird schnell mein Freund.
Innerhalb eines Projektordners werden die Spuren dann nach Spur und Take aufgeführt, da stehen dann Namen wie TRACK1_03.WAV. Hier kommt einem dann die Möglichkeit zugute, dass man den Inhalt der Speicherkarte am Rechner selektieren und importieren und den Files dann eindeutige Namen geben kann. Übrigens kann der Zoom R4 auch wahlweise MP3-Dateien für den Export erzeugen, dies wird in den Settings festgelegt. Wer ein Stereosignal aufnehmen möchte, kann einfach die Spuren 1 & 2 oder 3 & 4 verlinken, indem beide Spurtaster gleichzeitig gedrückt werden.
Weitere Aufnahmen mit dem Zoom R4 MultiTrak
Was geht denn noch so mit dem kleinen 4-Spur-Wunder? Ich möchte jetzt das integrierte Mikrofon testen und stelle den Recorder per Stativ vor das Schallloch meiner Akustikgitarre und nehme einfach und ohne etwas einpegeln zu müssen (dank 32 Bit Float ja gar nicht nötig) ein paar geschrammelte Akkorde und ein wenig Fingerpicking auf. Das zweite Klangbeispiel nutzt den Rhythm-Guide und die Gitarre wurde zusätzlich mit einem Kondensator-Mikrofon aufgenommen. Beide Mikros wurden im Stereobild etwas verteilt. Der Mix erfolgte wieder ausschließlich im Gerät, die fertige Datei wurde dann nur zum Trimmen in Cubase geladen und ansonsten unbearbeitet exportiert.
Der Zoom R4 MultiTrak Recorder als Audiointerface
Im Settings-Menü erreicht man über den Eintrag „USB“ die Einstellungen für die Nutzung des Zoom R4 als Audiointerface. Hier kann eingestellt werden, ob die Eingänge 1 & 2 jeweils einer Spur in der DAW zugeordnet, oder ob die Signale zu einem Mono-Signal zusammengemischt und gleichzeitig auf zwei Spuren ausgegeben werden. Letzteres empfiehlt sich zum Beispiel beim Streamen von Gitarre und Gesang.
Eine Direkt-Monitoring-Funktion gibt es auch, damit kann das Input-Signal latenzfrei vor der DAW abgehört werden. Wer „klassisch“ im 24 Bit Modus aufnehmen möchte oder muss, kann hier ebenfalls die nötige Auswahl treffen.
Klingt alles gut. Wie lange halten denn die Akkus? Muß der Nutzer alle zwei Stunden die Akkus wechseln?
@Polyphone Laut Produktbeschreibung des Herstellers sollten es etwa 7 Stunden bei Verwendung von Alkalibatterien sein.
Sali Jan
Vielen Dank für deinen informativen Test.
Deine Klangbeispiele gefallen mir extrem, du hast deine Gitarren absolut im Griff !
Eine Frage zum ZOOM R4 MULTITRAK betreffend Effeckte :
Kann er Stereo Effekte, d.h. mono Synth – mono Eingang oder Spur
auf 2 Spuren (Stereo) aufnehmen / speichern ?
Das wäre sicher auch für Gitarre interessant.
Freundlich Grüsst
masterBlasterFX
Klingt sehr gut! Danke für die umfangreiche Berichterstattung!😃👍
Nach dem H4, H4n werde ich wohl zum R4 MTR übergehen. Das Gerät bietet das, was ich zuvor bei der wirklich breiten und guten Produktpalette vermisst habe!😍
Gibt es passende höherwertige Mikrofone, vor allem stereo, die sich direkt aufstecken lassen?
Oder wird von Zoom noch eine Version mit Mikros à la H4n pro kommen? Bzw wird dessen Nachfolger auch 32 Bit float beherrschen?
@roseblood11 Gibt es doch schon: H4essential https://zoomcorp.com/de/de/handy-recorder/handheld-recorders/h4essential/
Super Beitrag, gefällt mir gut der Recorder. Was ist das für ein tolles Tischstativ, an dem der Zoom befestigt ist? Viele Grüße
@musikalien Danke ☺️
Die Fotos sind von Zoom, aber das Gerät hat ein Standardgewinde und bei mir hat es auf ein Rode Stativ gepasst, an das man auch gleichzeitig das Smartphone klippen kann.
@Jan Steiger Hallo Jan, ok vielen Dank für die schnelle Antwort.