Sound & Praxis
Der große Vorteil von analogen Delays ist ja dadurch begründet, dass die Wiederholungen des Signals im Frequenzgang beschnitten sind, und somit dem eigentlichen Hauptsignal klanglich nicht in die Quere kommen. Dies gilt uneingeschränkt auch für das DM-2w. In der „Standard“-Einstellung, die ja klanglich dem originalen DM-2 entsprechen soll, erhält man dann auch wohlig-warme Delay-Sounds, die mit jeder Wiederholung deutlich an Kontur verlieren, geradezu „zerbröseln“. Das Eingangssignal bleibt dabei immer präsent und im Vordergrund. Im letzten Drittel des „Intensity“-Reglers ist Vorsicht angesagt: Die Wiederholungen schaukeln sich immer weiter hoch, was in einem wahren Feedbackinferno mit kräftigen Lautstärkeanhebungen und Verzerrungen einhergeht, Stichwort „Selbstoszillation“.
Der „Custom“-Modus ist eine Erweiterung zu dem Original-Gerät. Es sind nicht nur die deutlich längeren Verzögerungszeiten bis zu 600 ms, die den Unterschied ausmachen, auch die Klangfarbe und die Reaktion der Regler unterscheidet sich. Der Delaysound ist hier präsenter und steht mehr im Vordergrund, allerdings mit ebenfalls deutlich analogem im Frequenzgang beschnittenen Klangcharakter. Das oben beschriebene „Feedback-Inferno“ lässt sich auch hier erzeugen, bereits etwa ab der Hälfte des Regelweges des Intensity-Reglers gerät das DM-2w in die Selbstoszillation. Tatsächlich erwirbt man mit dem BOSS DM-2w zwei unterschiedliche Analog-Delays!
Da zum Test des DM-2w kein Roland-EV-5 Expressionpedal vorlag, konnte die Funktion der Rate-Buchse leider nicht beurteilt werden, da in der deutschsprachigen Bedienungsanleitung ausdrücklich von der Verwendung anderer Fabrikate abgeraten wird.
Hübsche Sache, diese Reissues. Bin gespannt, was da noch alles kommt. Der Expression Pedal Eingang ist jedenfalls schon mal eine sehr gute Sache, CV mit Delays ist immer ganz witzig. Boss schreibt natürlich immer, dass man nur Roland Expression Pedale benutzen soll; es gibt ein paar Tricks, die sicherstellen, dass nichts schiefgehen kann, auch wenn man 10V da reinsendet…
Anyways, was mich noch interessieren würde ist, ob Boss hier tatsächlich auf die originalen BBD Chips zurückgreift? Und falls ja, ob es sich um den MN3005 oder MN3205 handelt?
Der Custom Mode tönt ganz danach, als ob hier einfach zwei der Chips nacheinander geschaltet wurden, oder was denkt Ihr?
Gruss
@Pflosi Hallo Pflosi,
was sind denn das für Tricks? Ich setze EHX Pedale ein, die kommen mit CVs sehr gut zu Rande. Boss Pedale habe noch nicht mit CVs angesteuert. Das würde mich interessieren.
@Pflosi Ich hätte die kleine Anmerkung ja noch in die andere Antwort gepackt, aber dann wäre der Post zu lange geworden…
Die Frage, welcher Chip da drin ist, beschäftigt mich inzwischen in der Tat: soweit ich weiss gibt es Klone der beiden Chips von Coolaudio und XVive… Wenn im neuen Boss ein Coolaudio Chip drin ist wäre das die Ironie der Musikgeschichte schlechthin (B3hringer, Besitzer von Coolaudio, hat den DM2 frech geklont – und eventuell nur darum überhaupt erst den Coolaudio Klon damals entwickelt). Haha :) Kann der Autor vielleicht kurz nachschauen?
LG
Hi TobiFB
Ich bezog mich v.A. auf den berühmt / berüchtigten „VCA Trick“: Man nehme einen linearen VCA und ein Multiple. Verbinde zuerst das Mult mit dem Expression / CV Eingang des FX, also das Modulationsziel. Dann zwei weitere Steckplätze des Mults zum Audio Eingang sowie Audio Ausgang des VCA. Nun kann man den FX via den CV Eingang des VCA modulieren und hat den Eingang am FX komplett gegen irgendwelche Schäden geschützt. Der VCA „konvertiert“ alles in den richtigen Range, man kann also alles an CV reinschicken, was die Power Rails des Modulars so hergeben (i.d.R. 12V Eurorack, 15V MU). Hier ein Artikel dazu von Chris Randall (er benutzt ein modifiziertes Kabel statt einem Mult, ist völlig egal bzw. die gleiche „Schaltung“): http://www.analogindustries.com/b1716/
Macht natürlich v.A. Sinn, wenn man über ein Modularsystem verfügt. Jedenfalls gibt es keine richtigen Standards für diese Expression Pedal Eingänge: soweit ich weiss verwenden z.B. Strymon und EHX 0-5V, gibt aber auch solche, die nur irgendwie ca. 3V oder so erwarten – da ist man natürlich schnell drüber mit CV aus dem Modular und dann macht es Sinn, sich gegen Overvoltage zu schützen.
Gruss!
@Pflosi Danke für den tollen Tip! Hast mich gerade davor gerettet, 10V in meine Eventides (3V) zu schicken!
Werde den Multiple-Patch demnächst testen und dann berichten.
@swellkoerper Gern geschehen!
Als Anmerkung, das klappt natürlich nur mit eben diesen TRS „Expression“ Eingängen, die für die passiven Pedale gedacht sind. Aktive Pedale wie ein altes Korg MS 04 sind nochmals eine andere Geschichte. Natürlich ist es auch extrem simpel, ein passives Expression Pedal so zu modifizieren, dass man eine Batterie anschliessen kann. Dann lässt sich jeder beliebige Eingang im Modular damit modulieren, solange die Batterie Saft hat.
Gruss
@Pflosi So so, da kommt ja immer mehr ans Tageslicht! :-) Schon mal über eine User-Story „Modular-Tweaks“ nachgedacht? Anscheinend ist Bedarf und Interesse gross, aber auch so, danke, dass du dein Wissen hier so bereitwillig teilst.
Grüsse
@swellkoerper Haha, kein Problem.
An was für einen Artikel würdest Du eine solche Leserstory denn anhängen?
@Pflosi Hallo Swellkoerper und Pflosi,
kreative und ungefährliche Hacks an FX und modularem Gear. Back to basics. Ich nutze z.b ein EHX Expression Pedal um CV steuerbare Filter zu bedienen, denke aber da gibt es noch mehr was man machen kann.
@TobyB Als Bindeglied für all die tollen CV-Modulationsquellen und -ziele ist der Döpfer A-138m Matrixmixer super. Du patchst alle Sequencer, Pedale, LFOs usw rein und deine Synths und Pedale an die Ausgänge. Das ganze uni- (0-10V) oder bipolar (-5V…5V).
Um besser patchen zu können, hab ich die Frontplatte meines MAQ16/3 aufgebohrt und die Miniklinkenanschlüsse nach vorne gelegt. Rabiater Hack, aber das Ergebnis wert!
Gruss
@swellkoerper hallo swellkoerper,
glaubs oder nicht, ich hatte die Tage mit den Blöcken von Reaktor 6 rumgespielt und via einigen Blöcken und UTIL CV Mixer 4 das ganze FX Gedöns angesteuert. Und siehe da es geht. Aber nichts destotrotz werd ich mir den A138m ansehen :)
@TobyB Hi Tobi,
das glaub ich gern! Mit Reaktor ist der A-138m noch nützlicher, da er als Offset-Generator dienen kann. WIchtig, um negative CV-Spannungen in die DAW oder Reaktor zu bekommen. Wenn`s etwas weniger CPU-Last sein darf, unbedingt „Ampere Modular“ aus der User-Library ausprobieren. Ist quasi das gleiche wie die Blocks, nur als Nord Modular Clone. Wenn du externe Gates in Reaktor verarbeiten willst, gibt es da ein paar Kniffe damit es richtig rund läuft.
LG
@Pflosi Hallo Pflosi,
Danke und wieder was gelernt. :-) Zur Ansteuerung hatte ich mir einen Korg SQ 1 oder EHX 8Stepper gedacht, da die ja die Entsprechenden CVs liefern können. Modularsystem, bis dato 1 System 1m, für welches grade ein Case und ein Netzteil gebaut wird, da die Aira Module und 500er Module für Standard Eurorack zuviel Strom ziehen. Der Delay vom System 1m passt halt klanglich nicht immer und macht auch nicht immer Sinn an der Stelle. Das DM 2w ist insofern interessant, als das es nicht so stark „moduliert“ wie der EHX Memory Boy/Man, was schnell verwaschen und muffig klingt. Ich benutze obwohl Taste und Synth halt gerne FX die eher für die Saitenfraktion sind. Zum einen weil interne FX immer problematisch sind mit externen FX flexibler bin.
Danke für den Tipp
@TobyB So geht es immer los, und auf einmal ist der Modular-GAS so stark, bis das Case komplett voll ist! Ich wollte zuerst auch nur ein bisserl mit CVs, Gates und Clocks herumspielen, aber die Modular-Geschichte ist dann schnellstens ziemlich ausgeartet. Wirklich Ruhe (fürs erste) war erst, als ich mir ein altes abgerocktes MOTU-Interface besorgt habe – jetzt kann ich in Ruhe mit Reaktor & Co Module und Funktionen ausprobieren, bevor ich wieder in Eurorack-Hardware investiere. Sehr geil ist in dem Kontext auch der vielgescholtene BeatStep Pro von Arturia. Das Update von letzter Woche behebt einige wichtige Kritikpunkte, wie z.B. das Stoppen beim Speichern.
@swellkoerper Am besten einfach nur nach und nach Module kaufen und gut ausreizen, was man bereits hat – dann hält sich das Eurorack GAS ein bisschen in Grenzen :) Und es hilft, wenn man nicht jedem neusten Modul gleich hinterher rennen muss. Das zeigt sich ja auch wieder mal beim User-Beta-Testing des BSP, haha ;)
LG!
@Pflosi Das sagt sich so einfach :-) Als ich meinen Eurorack-VCO von Pittsburgh das erste Mal in Natur gehört habe, wollte ich SOFORT einen zweiten. Und ein Filter. Und..
Beim BSP hast natürlich recht – eine Schweinerei ein so unausgereiftes Gerät auf den Markt zu bringen. Aber die Hardware ist so verführerisch – jetzt ist Geduld angesagt. Grüsse
@Pflosi …. bist Du sicher, dass Dir da noch alle folgen können? ;)
@Tai ich meinte eigentlich die pflosi Antwort auf Toby, falsch eingeordnet, oder ich hatte falsch geklickt
@Tai Gaffer,
ich bin mir sicher das wir dir folgen können. :-) Pflosis Tipps haben mir jedenfalls geholfen. Und bevor ich wieder ein Boss Pedal himmle frag ich halt ;-)
@Tai Nein :) Aber die Info scheint erwünscht und nötig zu sein ;) Alle anderen können sie ja einfach ignorieren.
LG
@Tai Sicher komplett OT. Anders als im Forum mit all seinen Regeln kann man hier noch so richtig abdriften :-) LG
Sehr schöner Sound; ich mag diese alten Boss Delays sehr gerne. Hab spontan mein DM-3 rausgekramt (meines Wissens nach von den Innereien her identisch mit dem DM-2) und musste wieder mal feststellen, dass mit einfachsten Mitteln wie einem analogen Delay auch sterilen Sounds viel Leben eingehaucht werden kann.
Gerne mehr davon, vielleicht aber auch ein kleines Eckchen günstiger, lieber BOSS!
Interessant, wie sich ein Effekt-Pedal-Test im Saiten-Bereich in eine Fachsimpelei im Bereich Modular-Systeme entwickeln kann. Ich fand die Tipps auch sehr nützlich, obwohl ich bisher keine Probleme beim direkten Ansteuern meines EHX Memory Boys durch A-140 ADSR oder A-190 CV Ctr (ModWhl) hatte. Das Boss DM-2w hat jedenfalls meine Neugierde geweckt…