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The Jimi Hendrix Book (5) – Jimi Hendrix Experience: Noel Redding & Mitch Mitchell

Hendrix-Sidemen Noel Redding und Mitch Mitchell

16. Oktober 2022

The Jimi Hendrix Book (5)

Der 1942 geborene Gitarrist, Komponist und Sänger Jimi Hendrix hat Rock, Blues und auch Jazz extrem geprägt. Lothar Trampert hat ein Buch über Hendrix verfasst, das exklusiv bei AMAZONA.de als Serie erscheint. In Folge 5 geht es um Jimis Mitmusiker der ersten Jahre, Noel Redding und Mitch Mitchell: The Jimi Hendrix Experience

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Jimi Hendrix Bassist Noel Redding

Jimi Hendrix spielte während seiner Pop-Karriere mit zwei Bassisten, die die Musik der jeweiligen Formation stark mitgeprägt haben. Während der etwas souligere, deepere Billy Cox ab Herbst 1969 bei der Band Of Gypsys und dann in der zweiten Experience-Besetzung ein solides Bass-Fundament unter Hendrix‘ Soli legte, hatte Noel Redding gemeinsam mit Drummer Mitch Mitchell, in den ersten drei Jahren der Jimi Hendrix Experience mit daran gearbeitet, diese Band zur Rock-Ikone zu machen.

Noel wurde am ersten Weihnachtstag 1945 im britischen Folkestone geboren. Die ersten Bands des Gitarristen hießen The Lonely Ones, The Loving Kind, es folgte Neil Landon & The Burnettes, die Anfang der 60er-Jahre in Großbritannien und Kontinental-Europa tourten. Nach dem Ausstieg von Bandleader Landon, der eine Solokarriere startete, arbeiteten die Musiker mit neuem Sänger wieder als The Loving Kind weiter, diesmal aber professionell, gemanagt von Gordon Mills, der auch Tom Jones und Engelbert Humperdinck betreute. Die Band veröffentlichte drei Singles auf beim Label Piccadilly – und löste sich auf. Noel Redding bewarb sich darauf hin für eine Audition bei Eric Burdons Band The Animals, den Job bekam er aber nicht, und auch die Animals lösten sich kurz darauf erst mal auf. Angeblich traf Noel Redding am selben Tag den gerade von Animals-Bassist Chas Chandler nach UK importierten Jimi Hendrix, der ihn wiederum einlud, an den Auditions für seine eigene Band teilzunehmen. Hendrix mochte ihn und er wurde engagiert. Ladies & Gentlemen: The Jimi Hendrix Experience! Das war das Ende der Gemütlichkeit in der aufblühenden britischen Rock-Musik – und eine steile Band-Karriere begann.

Noel Reddings Bass Equipment

Redding blieb auch auf seinem neuen Instrument Plektrum-Spieler – was damals noch eher ungewöhnlich war. Seinen ersten E-Bass, einen semiakustischen Gibson EB-2, hatte er von Chas Chandler geliehen, und in manchen frühen Videos mit diesem großen Instrument, spielt Noel es auch fast wie eine Gitarre, schlägt mehrere Saiten auf einmal an und das mit Schwung, aus dem Arm heraus. Es gab in der Zeit auch noch ein ähnliches Epiphone-Modell, mit dem Noel mal gesehen wurde. Am 18. Oktober 1966 in Paris, einem der ersten offiziellen Experience-Gigs, hatte er ganz sicher auch eine Danelectro-Longhorn-Baritone Bass-Gitarre im Einsatz, das berühmte Instrument mit dem tulpenförmigen Korpus. Außerdem hatte er gelegentlich einen sechssaitigen Fender VI im Einsatz, eigentlich ein Hybrid zwischen Gitarre und E-Bass. The-Who-Bassist John Entwistle soll ihm dann den Sunburst Fender Jazz Bass empfohlen haben, mit dem er ab Februar 1967 auf der Bühne stand. Auf ,Axis: Bold As Love‘ ist Redding außerdem noch mit einem achtsaitigen Hagström-Bass zu hören.

Was Verstärker anging, startete Noel mit einem Burns-Amp, wechselte dann schnell, wie Hendrix, zu Marshall-Stacks, was alleine schon dem Bühnenbild der Experience einen Kick gab. Und mehr Sound! Die auf der 1968er US-Tour verwendeten Transistor-Verstärker von Sunn, mit denen weder Hendrix noch Redding glücklich waren, hatten sie einem Werbe-Deal ihres Managements zu verdanken.

Nach seinem Ausstieg aus der Jimi Hendrix Experience, im Sommer 1969, gründete Noel mit seinem alten Freund Neil Landon die Band Fat Mattress – hier war er wieder Gitarrist. In den 70ern formierte er die Noel Redding Band, beide Formationen waren wirtschaftlich nicht besonders erfolgreich.

In seiner 1990, gemeinsam mit seiner Frau Carol Appleby veröffentlichten Autobiografie „Are you Experienced? The Inside Story Of the Jimi Hendrix Experience“, beschrieb Redding u.a., wie Hendrix, Mitchell und er selbst, in finanziellen und juristischen Dingen völlig unerfahren, vom Management und deren Anwälten vertraglich komplett „über den Tisch gezogen“ wurde. 1974 war Noel gezwungen, seine wenigen Rechte an Tantiemen aus den Aufnahmen der Jimi Hendrix Experience für 100.000 Dollar zu verkaufen. Daher ging er bei den regelmäßigen Wiederveröffentlichungen der unter seiner Beteiligung entstandenen Alben ,Are You Experienced?‘, ,Axis: Bold As Love‘ (beide 1967) und ,Electric Ladyland‘ (1968) leer aus.

Noel Redding im Interview

Sonntag, 14. September 1997 in einem Londoner Hotel: Noel Redding nimmt die mitgebrachte Ausgabe des Musiker-Fachmagazins, für das er interviewt werden soll in die Hand, blättert etwas herum und erzählt, dass er einigermaßen die deutsche Schriftsprache lesen könne. Das habe er in den 60er-Jahren, zwischen zahlreichen Gigs in Germany gelernt.

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The Jimi Hendrix Book (5)

© Lothar Trampert

Noel, du hast schon sehr früh in Deutschland gespielt …
Köln war die erste Stadt, die ich kennenlernte, das war 1964, ich war 18. Damals spielte ich mit Neil Landon & The Burnettes, im Storyville, am Kaiser-Wilhelm-Ring. (lacht) Das weiß ich noch! Und in Frankfurt, Wuppertal und Duisburg habe ich damals auch gespielt … Ja ich war noch sehr jung. Mit 17 wurde ich Profi, aber ich musste ein Jahr warten, um eine Arbeitserlaubnis für Deutschland zu bekommen.

Bei diesen Jobs warst du aber noch Gitarrist.
Klar. Angefangen habe ich mit 9 Jahren mit der Geige, das war eine harte Sache. Dann habe ich Mandoline gespielt, danach versuchte ich es mit dem Banjo, und mit 12 oder 13 fing ich an Gitarre zu spielen. Ein Jahr später spielte ich in meiner ersten kleinen Band. Und mit 17 war ich, wie gesagt, Profi.

Welche Art von Musik hast du dir Mitte der 60er-Jahre angehört, also in der Zeit, bevor du Hendrix trafst?
Die frühen Sachen, das war Skiffle-Musik, eben das was Lonnie Donegan machte – jeder kannte das. Dann hörte ich Ray Charles, Sam Cooke, Hank Marvin & The Shadows … Ich habe schon als Kind immer Radio Luxemburg gehört, denn die spielten auch solche Sachen. Ja, und dann kamen Booker T. & The M.G.’s. Als wir dann später in Deutschland tourten, wollten die Club-Besitzer immer „Pop Music“ hören. Und als wir in Frankfurt spielten, in den Clubs wo alle die amerikanischen GIs hingingen, hörte ich zum ersten Mal etwas vom Blues. Da kamen immer ein paar schwarze Amerikaner zu uns, sie erzählten was oder brachten mir auch mal eine Platte mit. Und ich hatte wirklich vorher noch nichts davon gehört: Blues! Ich bin ein Rock-’n’-Roll-Musiker, der vom Skiffle herkommt.

Und die Geschichte, dass du bei der Audition mit Hendrix zum ersten Mal Bass gespielt hast, stimmt wirklich?
Ja, ich war vorher nur Gitarrist. Ich hatte gerade eine Audition für einen Job bei Eric Burdon gehabt, aber den bekam jemand anders. Jemand fragte dann, ob ich nicht auch Bass spielen könne. Ich sagte: „Nein, aber ich versuche es.“ Und dann kam ich mit diesem amerikanischen Gentleman ins Gespräch, wir tranken ein paar Bier, und er fragte mich dann, ob ich nicht in seiner Band spielen wolle. Als Bassist! Ich hatte wirklich bis dahin noch nie Bass gespielt. That’s it.

Kannst du dich noch an Details, z.B. dein damaliges Equipment erinnern?
Yeah! Wir spielten drei Nummern, ohne Gesang. Ein Drummer war dabei, ein Keyboarder, Hendrix und ich. Chas lieh mir damals seinen Bass, es war ein alter Epiphone, so ein großer Semiacoustic. An den Amp kann ich mich nicht mehr erinnern … Heute setze ich nur noch meinen Fender Jazz Bass ein, und den habe ich schon seit der Experience-Zeit. Ich spiele immer noch mit Plektrum. Und was die Amps angeht, ist mir ganz egal worüber ich spiele. Hauptsache das Ding ist laut! Röhre, Transistor, das macht für mich keinen Unterschied. Ich bin da nicht so kleinlich.

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Mit der Experience hattet ihr anfangs einige Auftritte in TV-Shows. Wie lief das damals ab? Habt ihr immer live gespielt?
Meistens spielten wir absolut live. 1967 spielten wir aber auch Shows wie „Tops Of The Pops“, und da mussten wir schon um 10 Uhr morgens hin, um einen Backing-Track aufzunehmen. Abends um 19 Uhr sang dann nur Jimi live, zu unserem eigenen Playback. Wir haben aber immer lieber richtig live gespielt. (grinst) Allerdings hatten die Tontechniker oft eine schwere Zeit mit uns.

Es muss ziemlich laut gewesen sein.
Ja, das war es.

Und bei eueren großen Gigs soll der Sound damals auch eher eigenartig gewesen sein: Viel Gitarre, etwas Schlagzeug und Gesang, fast kein Bass. Es gab auch keine PA sondern eine Gesangsanlage …
(Noel nickt) Mmh. Wir hatten noch nicht mal Monitore. Es war wie im Proberaum, auch wenn wir in einer großen Halle spielten. Wir fingen an mit Marshalls. In den USA hatten wir dann eine Zeitlang diese Sunn-Amps, ich hatte drei 400-Watt-Tops, dazu sechs Boxen mit jeweils 2×15“-Bestückung, und eine weitere Box hatte Jimi direkt in Ohrhöhe. Er spielte vier Marshall-Boxen über zwei oder drei Marshall-Amps. Und wie gesagt: Monitore gab es nicht. Erst 1969 bekamen wir dann ein altes PA-System für Mitch, denn er hörte eigentlich sonst überhaupt nichts. Er wird ja auch immer gerne zitiert, dass er mir ständig auf den Fuß geguckt hat, wenn er nicht mehr wusste wo er im Song war.

The Jimi Hendrix Book (5)

© Lothar Trampert

Inwieweit warst du bei der Arbeit an den ersten Alben an den Kompositionen beteiligt?
Ich habe einige Songs geschrieben, von Jimi kamen aber 90 Prozent. Von mir veröffentlicht wurde ,She’s So Fine‘ und ,Little Miss Strange‘. An ein paar Arrangements war ich aber schon beteiligt. Jimi hat auch einige meiner Riffs verwendet, ohne meine Genehmigung. Aber was soll’s …

Er hat also Sachen von dir verarbeitet, nachdem du die Band verlassen hattest?
Ja, sie erschienen dann später: Auf ,Crash Landing‘, in diesem Song ,Midnight‘, das ist mein Riff. Aber auch bei Experience-Nummern wie ,Foxey Lady‘ stammte einiges von mir. Für diesen Song fanden wir z.B. keinen Schlussteil, und die Idee mit dem B am Ende kam von mir. Dafür hätte ich eigentlich 10 Prozent Rechte vom Arrangement bekommen müssen. (Noel lacht)

The Jimi Hendrix Book (5)

[Anmerkung: Das Album ,Crash Landing‘ erschien allerdings erst 1975, also lange nach Hendrix‘ Tod. Es ist mehr als umstritten, weil fremde Musiker zu Outtakes von Hendrix‘ Stimme und seiner Gitarre diverse Songs neu eingespielt haben]

Andererseits war diese Band ein Vorzeigebeispiel für Interaktion, und dann muss so etwas passieren, wenn man gemeinsam an Song-Ideen arbeitet.
Oh, ja! Selbstverständlich war das so. Wenn wir aufnahmen, lernten wir zuerst die Nummern im Studio. Wir übten, probierten Sachen aus, usw. – und Chas Chandler, unser Produzent, god bless him, nahm das einfach auf. Er nahm also unsere Proben auf. Er sagte dann manchmal: „Alles klar! Kommt mal rüber und hört euch das an!“ Hendrix hat dann noch ein paar Gitarren-Sounds drübergelegt, etwas Percussion kam dazu, wir haben Backing-Vocals gesungen, das war’s … – so lief das eben!

Hast du ein Lieblings-Album der Jimi Hendrix Experience?
Ja. ,Axis: Bold As Love‘.

Da sind wir einer Meinung. Stimmt es eigentlich, dass du die Band am 29. Juni 1969 in Denver, Colorado, nach einem Gig verlassen hast?
Das stimmt.

Hast du danach noch jemals mit Jimi oder Mitch gespielt?
1970 nahm ich in New York ein Album auf, und da kam Jimi mal vorbei und spielte ein paar Tracks ein; aber da gab es auch Konflikte. Das letzte Mal, dass ich mit Mitch spielte war … (überlegt) 1989 in Irland. Das war das letzte Mal.

Was macht er heute?
Keine Ahnung. Er lebt irgendwo in Frankreich. Keine Ahnung was er macht … (Noel überlegt lange) Glücklicherweise bin ich immer noch viel am arbeiten …

Was hast du alles gemacht nach 1969?
Nach der Experience kam „Fat Mattress“, 1971 hatte ich dann eine Band namens „Road“, ein Trio. Wir lebten damals in Los Angeles. Dann zog ich nach Irland und spielte eine ganze Zeit überhaupt nicht. Nach zwei Jahren kam dann die „Noel Redding Band“ mit Leuten von Thin Lizzy und Steve Marriott; wir haben 1974/75 zwei Alben gemacht. Dann hatte ich eine Akustik-Band – man nennt das heute „Unplugged“, hahaha! Von 1980 bis 1990 lebte ich mit meiner Frau Carol Appleby zusammen, sie starb bei einem Autounfall. Danach habe ich einfach sehr viel gearbeitet, in diesen letzten sieben Jahren … (nachdenklich) Seit 34 Jahren bin ich nun schon on the road … Ansonsten arbeite ich noch an einem Buch. Meine Frau hat ja bereits ein Buch aus meinen Tagebuchaufzeichnungen und Notizen erstellt, das 1990 erschienen ist. Und jetzt plane ich einen anderen Ansatz: Ich nehme wieder mein Tagebuch, schreibe aber zu jedem Tag meine persönlichen Kommentare, aus heutiger Sicht.

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Noel Redding und Pete Townshend    © Lothar Trampert

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Hast du dich eigentlich jemals wie ein Popstar gefühlt?
Nein. Ich bin auch nie auf der Bühne rumgesprungen, und Mitch natürlich auch nicht. Wir waren immer die Leute hinter dem Frontman. Klar, Jimi hätte es nicht ohne uns machen können auf der Bühne: Wenn er ein Solo spielte hat Mitch oft mitgezogen, und wenn sie wieder zurück in die Musik, in den Song wollten, dann war ich da, als Orientierung. Ich wollte auch nie Popstar sein, sondern immer nur ein wirklich professioneller Musiker.

Dieses Konzept, das du gerade beschrieben hast, machte die Experience, was das Zusammenspiel angeht, auch wesentlich interessanter als andere Trios dieser Zeit, wie z.B. Cream oder Taste.
Yes! Hendrix war ein Blues-Musiker, Mitch war ein sehr Jazz-naher Drummer und ich war Rock-Musiker. Und das war es: Blues, Jazz & Rock. Das machte diese Band einigermaßen interessant, denke ich.

Und darüber spielte Hendrix, als Sänger, Rhythm- und Lead-Gitarrist auch noch mit sich selbst.
Genau. Ich sage immer, er war der Einzige, der Rhythm und Lead zugleich spielen konnte. Und das tat er auch.

Erinnerst du dich noch daran, wann euch die ersten Bands auffielen, die sich mehr oder weniger deutlich an der Experience orientiert hatten?
Das war ungefähr ab 1968/69, da gab es ein paar solche Bands. Rory Gallagher, god bless him, war damals stark von Jimi beeinflusst.

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Rory Gallagher © Lothar Trampert

Auf die Frage, wie es sich anfühle, der beste Gitarrist der Welt zu sein, antwortete Jimi Hendrix später mal in einem Interview: „Keine Ahnung. Da müsst Ihr Rory Gallagher fragen.“
Das gilt auch für Gary Moore: Er kam zu einem unserer Gigs nach Belfast, da war er gerade 13 Jahre alt, das war 1967. Und auch dieser Typ von Thin Lizzy, Scott Gorham, hat uns 1967 in Amerika gesehen, als er 14 war; ihn habe ich später kennengelernt. Und Sting hat uns mit 15 in Newcastle gesehen – ihn habe ich vor ein paar Monaten in Italien getroffen – und er sagt, dass er sich noch sehr lebendig an die Band erinnert. Es hat ihn beeindruckt.

Was für ein Abschied war das, als du aus der Band ausgestiegen bist: eine Trennung aus persönlichen oder aus musikalischen Gründen?
Die Band hatte damals den Höhepunkt in ihrer Karriere gehabt, und ich dachte, es wäre an der Zeit aufzuhören. Chas Chandler war ebenfalls dieser Meinung, und zog sich vom Management zurück. Und danach lief es ja auch wirklich nicht mehr besser. Es wurde darüber gesprochen, dass ich wieder mitspielen sollte, aber es passierte eben nicht, aus irgendwelchen Gründen.

Wann hast du deinen letzten Scheck für die Arbeit mit der Experience erhalten?
Ich habe danach nie einen Scheck oder so etwas gesehen, für all das was ich mit der Experience gemacht habe. Ich habe nur Geld für meine beiden Songs bekommen, und das war’s. Sonst gab es nichts. Gar nichts. Aber das ist eine Geschichte für sich …

Danke für das Gespräch, Noel!
I thank you.

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© Lothar Trampert

Noel Redding starb am 11. Mai 2003 im Alter von nur 57 Jahren. Auch Experience-Drummer Mitch Mitchell (*1947 +2008) und Band-Of-Gypsys-Schlagzeuger Buddy Miles (*1947 +2008) sind nicht mehr unter uns. Damit ist Bassist Billy Cox (*1941), der älteste Musiker aller Hendrix-Bands, 2022 der letzte überlebende Aktive aus dem Umfeld dieser Rock-Legende.

Noel Redding Discografie

  • Freddie Lennon: That’s My Life (My Love And My Home) (1965)
  • The Loving Kind: Accidental Love / Nothing Can Change This Love (1966)
  • The Loving Kind: Love The Things You Do / Treat Me Nice (1966)
  • The Loving Kind: Ain’t That Peculiar / With Rhyme And Reason (1966)
  • The Jimi Hendrix Experience: Are You Experienced? (1967)
  • The Jimi Hendrix Experience: Axis: Bold As Love (1967)
  • The Jimi Hendrix Experience: Electric Ladyland (1968)
  • The Jimi Hendrix Experience: Smash Hits (1969)
  • Eire Apparent: Sunrise (1969)
  • Fat Mattress: Fat Mattress (1969)
  • Fat Mattress: Fat Mattress II (1970)
  • Jimi Hendrix / Otis Redding: At Monterey (1970)
  • Screaming Lord Sutch: Lord Sutch And Heavy Friends (1970)
  • Jimi Hendrix: The Cry Of Love (1971)
  • Randy California: Kapt. Kopter And The (Fabulous) Twirly Birds (1972)
  • Road: Road (1972)
  • Screaming Lord Sutch: Hands Of Jack The Ripper (1972)
  • Dave Carlsen: A Pale Horse (1973)
  • Noel Redding Band: Clonakilty Cowboys (1975)
  • Noel Redding Band: Blowin‘ (1976)
  • Mandalaband: The Eye Of Wendor (1978)
  • Rakatan: Better Than That (1990)
  • Mountain: Over The Top (1995)
  • The Noel Redding Band: The Missing Album (1995)
  • Smoke & Fire: Smoke & Fire (1996)
  • Jon Tiven Group: Yes I Ram (1999)
  • Cork: Speed Of Thought (1999)
  • Martin Darvill: The Greatest Show On Earth (2000)
  • Out Of Phase: Acoustic Ladyland. A Tribute To Jimi Hendrix (2001)
  • The Hellecasters: Essential Listening, Vol. 1 (2002)
  • Cork: Out There (2003)
  • Noel Redding: Live From Bunk R – Prague (2003)
  • Noel Redding: The Experience Sessions (2004)
  • Noel Redding: West Cork Tuning (2004)

Jimi Hendrix Experience Drummer Mitch Mitchell

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Der Schlagzeuger der Jimi Hendrix Experience war einfach anders als andere. Er swingte, pulsierte, konnte es krachen lassen und legte permanent einen dichten Klangteppich unter die Soli seines Arbeitgebers, der von der anderen Seite, vom Bassisten Noel Redding, die rhythmisch-harmonische Achse seiner Songs geliefert bekam. Mitch Mitchell hatte Keith Moon von The Who, Ginger Baker von Cream und dem legendären Jazz-Drummer Elvin Jones, der bis 1965 Mitglied des John Coltrane Quartet war, gleichermaßen zugehört – und das spürte man jetzt, denn seine neue Band rockte einfach anders.

The Jimi Hendrix Book (5)

Mitch Mitchell hieß eigentlich John, und wurde am 09. Juli 1947 in London geboren. Als er mit gerade mal 19 Jahren Jimi Hendrix vorgestellt wurde, hatte er schon eine kleine Karriere als Schauspieler der BBC-Kinderserie „Jennings“ hinter sich, hatte mit Peter Nelson & The Travelers und The Coronets gespielt, war an Studio-Aufnahmen von Riot Squad und Pretty Things beteiligt, wäre fast mal Schlagzeuger der Kinks geworden, und landete schließlich 1965 bei Georgie Fame & The Blue Flames. Im Oktober 1966 entließ ihn die Band, und Chas Chandler lud ihn zur Hendrix-Audition ein, wo er schnell in die engere Auswahl kam, so wie auch Aynsley Dunbar. Angeblich konnten sich Chandler und Hendrix damals nicht zwischen beiden entscheiden und warfen die berühmte Münze: Mitch gewann und seine Karriere hatte Aussicht auf einen deftigen Schub bekommen. So geschah es auch.

Über Mitch Mitchell, Monterey Festival & Marshall Amps

Als die Band circa acht Monate nach ihrem ersten Zusammentreffen beim Monterey-Festival die US-Szene eroberte, waren die drei Musiker schon mehr als perfekt eingespielt. Sie groovten einfach extrem und wirkten wie eine Einheit hinter Jimis Stimme. Und hört und sieht man sich ,Foxey Lady‘ und ,Purple Haze‘ in dem Mitschnitt aus Monterey an, erlebt man einen Drummer, der absolut organisch Rock und Jazz fusioniert: Trotz seines unglaublichen Beats swingt Mitch Mitchell in dieser Nummer wirklich so, wie Elvin Jones bei Coltrane auch mal rockte.

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Das Schlagzeugspielen gelernt hatte Mitchell übrigens bei Multitalent Jim Marshall, und über diesen Kontakt kam es schließlich auch zustande, dass Jimi Hendrix und Noel Redding ab Ende 1966 mit den legendären Marshall-Amps auf der Bühne standen. Die Stacks aus zwei Boxen, die obere abgeschrägt mit einem Röhrenverstärker on top wurden zu Ikonen der Rock-Musik. Mitch Mitchells bevorzugter Drum-Hersteller war die britische Firma Premier.

Der zweite Solist der Jimi Hendrix Experience

Nach Auflösung der Jimi Hendrix Experience spielte Mitch Mitchell weiter mit Jimi Hendrix, u.a. in der größeren Besetzung „Gypsy Sun & Rainbows“ beim Woodstock-Festival 1969. Nach Hendrix‘ Episode mit der Band Of Gypsys, bei der Buddy Miles trommelte, ging es mit einer Neuauflage der Experience weiter: Von April bis September 1970 spielte Mitch Mitchell dann zusammen mit Bassist Billy Cox und Hendrix noch eine große US- und Europa-Tour; ein Reunion-Versuch der alten Experience, mit Noel Redding, war angeblich im Januar 1970 gescheitert. Laut Mitchell wollte Hendrix nach der kräftezehrenden Tour erst mal auftanken und dann mit einem anderen Bassisten weiterarbeiten – angeblich waren Jack Casady und Jack Bruce im Gespräch, außerdem auch weitere Musiker. Dass Hendrix zunehmend an größeren Besetzungen interessiert war, zeigen auch seine Aufnahmen aus der Zeit, die posthum veröffentlicht wurden. Live im Trio umsetzbar war da lange nicht mehr alles. Und wenn es weiter in Richtung Hendrix-Songwriting gegangen wäre, und weniger in den funky-riffy-Style der Band Of Gypsys, wäre Mitch Mitchell auch in Zukunft ohne Frage der beste Drummer für Hendrix geblieben.

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Schaut man sich die ersten Experience-Videomitschnitte von 1966/67 an, sieht man einen meist ernsten Noel Redding in der musikalischen Mitte ein dickes Tau ziehen, und zwei explodierende Solisten rechts und links von ihm, immer wieder lachend und sich gegenseitig antreibend. Sie kommen irgendwie als Brothers in Groove & Feel rüber, und der musikalisch gebildete Mitch Mitchell erkannte als Jazz-Fan Stärken des in vielen Stilrichtungen erfahrenen Ex-Sideman Hendrix, die anderen verborgen blieben. Diese Beziehung und überhaupt diese Band als Ganzes wurden oft unterschätzt, denn für viele Fans und Kritiker stand der bunt gekleidete, dunkelhäutige Mann mit wilder Frisur, der auch noch gelegentlich in die Saiten biss, absolut im Vordergrund.

Mitch Mitchells Leben danach

Nach Jimi Hendrix‘ Tod am 18. September 1970 war Mitch Mitchell nie mehr festes Mitglied einer Band. Als Session- und Studiomusiker hat er einige großartige Alben, u.a. mit Jack Bruce, Randy California, Muddy Waters, Roger Chapman, Robert Wyatt, David Torn, Carl Perkins, Bo Diddley und Gary Moore eingespielt. Gemeinsam mit dem Journalisten John Platt schrieb auch Mitchell seine Erinnerungen an die vier Jahre mit Jimi Hendrix auf: „Jimi Hendrix: Inside The Experience“ erschien 1990.
Mitch Mitchell, der letzte Überlebende der Jimi Hendrix Experience, wurde am 12. November 2008 in einem Hotelzimmer in Portland, Oregon tot aufgefunden.

The Jimi Hendrix Book (5)

Mitch Mitchell Discografie

  • The Jimi Hendrix Experience: Are You Experienced? (1967)
  • The Jimi Hendrix Experience: Axis: Bold As Love (1967)
  • The Jimi Hendrix Experience: Electric Ladyland (1968)
  • Martha Velez: Fiends And Angels (1969)
  • The Jimi Hendrix Experience: Smash Hits (1969)
  • V.A.: Woodstock (1969)
  • Jimi Hendrix / Otis Redding: At Monterey (1970)
  • Jimi Hendrix: The Cry Of Love (1971)
  • Jack Bruce: Harmony Row (1971)
  • Randy California: Kapt. Kopter And The (Fabulous) Twirly Birds (1972)
  • Ramatam: Ramatam (1972)
  • Muddy Waters: The London Muddy Waters Sessions (1972)
  • Mike Vernon: Moments Of Madness (1973)
  • Muddy Waters: London Revisited (1974)
  • Free Creek: Summit Meeting (1976)
  • Roger Chapman: Mail Order Magic (1980)
  • Muddy Waters: The Chess Box (1990)
  • Cardiff Reefers: Reefer Madness (1992)
  • Robert Wyatt: Mid-Eighties (1993)
  • Guided By Voices: Bee Thousand (1994)
  • The Rolling Stones: The Rolling Stones Rock And Roll Circus (1996)
  • Robert Pollard: Not In My Airforce (1996)
  • Omatic: Dog Years (1996)
  • David Torn: What Means Solid, Traveller? (1996)
  • Carl Perkins: Go Cat Go! (1996)
  • Bo Diddley: 30th Anniversary All Star Jam (1996)
  • The Hollies: At Abbey Road 1966-1970 (1997)
  • Junior Brown: Long Walk Back (1998)
  • Scott Holt: Dark Of The Night (1999)
  • Bruce Cameron: Midnight Daydream (1999)
  • Michele Mitchell: Offering (2001)
  • Noel Redding: The Experience Sessions (2004)
  • Tim Hinkley: Hinkley’s Heroes (2005)
  • Bo Diddley: Rock ‚N‘ Roll All-Star Jam 1985 (2009)
  • Local H: Best Of Local H: The Island Years (2011)
  • Boston Spaceships: Let It Beard (2011)
  • Bo Diddley: Absolutely The Best Live (2011)
  • Gary Moore: Blues For Jimi (2012)
  • Betty Davis: Columbia Years 1968-1969 (2016)

Statement: Jimi Fan & Interpret Christy Doran

© Francesca Pfeffer

Der Gitarrist und Bandleader Christy Doran (* 1949) ist ein irisch-schweizerischer Jazz-Musiker, der schon als Jugendlicher stark von Jimi Hendrix und John Coltrane beeinflusst wurde. Doran studierte ab Ende der 1960er-Jahre in Bern und Luzern Musik, spielte in der Formation „Jazz-Rock-Experience“ und gründete 1972 mit Bobby Burri, Urs Leimgruber und Fredy Studer die legendäre Electric-Jazz-Band OM, mit der er fünf Alben aufnahm, erfolgreich durch Europa tourte und u.a. beim Jazz Festival Montreux auftrat. 1993 starteten Doran und Studer ihr erstes von drei Jimi-Hendrix-Projekten, mit denen die folgenden Alben erschienen:

  • Doran Studer Minton Bates Ali: Play The Music Of Jimi Hendrix (1994)
  • Doran Stucky Studer Clarke: Jimi (2005)
  • Doran Stucky Studer Tacuma: Call Me Helium. Play The Music Of JH (2015)

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Christys Album-Favorit von Jimi Hendrix ist ,Electric Ladyland’, sein Lieblings-Song ,Machine Gun’ von der Band Of Gypsys. „Schade, dass die meisten Jimi-Hendrix-Fans, -Bewunderer und -Experten im Blues-Bereich verbleiben – Jimi ging ja viel weiter! Er hörte auch z.B. auch Stockhausen!“ erzählte er in einem Interview. „Jimi Hendrix ist für mich einer der umfassendsten Musiker überhaupt. Er konnte sanfte Liebeslieder spielen aber auch experimentell, radikal, ja brachial in die Saiten greifen, seine Musikalität ist für mich fast grenzenlos. Seine Interpretation der amerikanischen Landeshymne beim Woodstock-Festival ist bekanntlich bis heute eines der großen Anti-Krieg-Statements.
In der klassischen Musik gibt es diverse Kompositionen von namhaften Komponisten mit einer vergleichbaren Aussage, aber Jimi Hendrix schaffte das alleine! Unglaublich, wie er die Kontrolle über die Gitarre, die Amps, die Feedbacks beherrscht. Und wie er die Songs begleitet auf der Gitarre – unerreicht! Von seinen Soli gar nicht zu sprechen. Kaum ein Musiker/eine Musikerin mit so einem Output! Last but not least: er war ein grandioser Improvisator!“

The Jimi Hendrix Book (5)

Nächsten Sonntag …

geht es weiter mit den drei Studio-Alben von Jimi Hendrix. Danke fürs Lesen und bis demnächst!

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