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Tipps für Newcomer-Bands auf der Bühne-Teil 2

PA KNOW HOW - Teil 2

27. Dezember 2017
Newcomer-Band

Vom Sound hängt der Erfolg ab

Bevor ich weiter auf technische Einzelheiten der Beschallung eingehen möchte, stelle ich erst einmal die Frage: Wann lohnt die Anschaffung einer eigenen Anlage überhaupt? Schließlich muss die Newcomer-Band knappe 2000 Euro ausgeben, und das sollte gut überlegt sein. Sind nur zwei bis drei Auftritte pro Jahr machbar, dann reicht auch eine kleine Gesangsanlage für den Proberaum. Die Investition rentiert sich erst, wenn regelmäßig Konzerte auf dem Plan stehen. Fragt euch selbst: Ist die Band soweit, hat sie ein vollständiges Programm, ziehen die einzelnen Musiker mit, gibt es für diese Art von Musik auch den entsprechenden Bedarf bei den Veranstaltern? Wenn ja, könntet ihr folgende Rechnung aufstellen: Macht ihr einen Auftritt im Monat, sind das im Jahr rund 10 Konzerte. Dabei steht bei der Hälfte der Konzerte bereits eine Anlage zur Verfügung. Bleiben noch 5 Konzerte, bei denen ihr eigenes Beschallungsmobiliar einsetzen könntet. Spart ihr pro Konzert durch die Eigenleistung 100 Euro, dann ist das eine Sparsumme von 500 Euro im Jahr und 2000 Euro in 4 Jahren. Bei dieser Beispielband wäre ein Anlagenkauf also durchaus gerechtfertigt.

Komplettanlage

Im ersten Teil sind wir vom Mikrofon bis zu Mischpult gekommen, jetzt geht es mit Endstufen und Lautsprechern weiter. Der Interessent stellt bei der Suche nach einer Tonanlage schnell fest, dass der Markt eine kaum noch zu überschauende Vielfalt von technisch und preislich weit auseinanderliegenden Geräten bereithält, der Laie verliert sich schnell in wortreichen Beschreibungen und komplizierten Datenblättern.

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Dazu kommt noch, dass man die Anlagen selten vor dem Kauf unter Live-Bedingungen und bei einer ordentlichen Lautstärke testen kann. Wo also anfangen? Um die Sache einfach zu machen, will ich erst einmal eine bestimmte, für viele Einsatzzwecke interessante Anlage herausgreifen. Diese Anlage habe ich selbst nicht getestet, ich verlasse mich zunächst auf den bekannt zuverlässigen Hersteller und seine Angaben.

Newcomer-Band

HK Satellitenanlage Soundhouse 2

Die Satellitenanlage „Soundhouse Two“ von HK Audio besteht aus 3 schwarzen Kästen: ein Basswürfel und zwei kleinere Mittelhochtonlautsprecher. Die einfachste Weise, das Ganze aufzubauen, besteht darin, die eine Satellitenbox auf ein Lautsprecherstativ zu stellen und die zweite mit einer Stange auf die auf dem Boden stehende Bassbox zu montieren. Die Bassbox enthält einen 15-Zoll-Lautsprecher, das ist bei Mittelklasseanlagen die Mindestgröße für den Bass. Satellitenboxen gibt es mit Konuslautsprechern ab 6,5-Zoll, in unserem Fall ist ein 12er eingebaut. Der relativ große Mittelhochtonlautsprecher verspricht einen guten Wirkungsgrad und eine ausreichende Belastbarkeit. Diese Größe kann man auch einmal ohne Subwoofer einsetzen, ohne dass gleich eine Rauchwolke aufsteigt. Brauchen wir nicht noch eine Endstufe – ja, aber… die Endstufe ist bereits im Basswürfel integriert und zwar mit drei Kanälen, einen mit 300 Watt für den Bass und zwei mit je 150 Watt für die Satelliten. Die Satelliten sind demnach passiv, das heißt ohne Endstufen und werden mit Speakon-Lautsprecherkabeln mit dem Basslautsprecher verbunden.

Für die Verstärkung einer ganzen Band würde ich diese Leistungsklasse als Untergrenze ansehen. Es gibt kleinere Anlagen, aber ob man mit diesen Geräten ein Schlagzeug wirklich verstärken kann, ist fraglich. Wenn die Leistung nicht reicht, kann man diese Beispielanlage auch verdoppeln oder mit einer anderen Anlage kombinieren. Voraussetzung ist, dass die zweite Anlage ungefähr den gleichen Schalldruck schafft wie unsere Beispielanlage. Eine Anlage, die nur die halbe Leistung bringt, hört man gegenüber der lauteren kaum noch raus.

Einen kleinen Nachteil hat diese Anlage, wenn man wenig Material braucht. Ich überlasse es dem geneigten Leser bzw. der Leserin, diesen Punkt zu finden. Wer herausgefunden hat, was ich meine, darf einen Kommentar posten.

Newcomer-Band

Passiver Bühnenmonitor

Bühnenmonitore

Damit die Musiker, vor allem die Sänger sich selbst gut hören, werden zusätzlich Bühnenmonitore, die auch Wedges genannt werden, benötigt. Diese stehen ebenfalls in der Regel ganz vorne auf der Bühne und zeigen nach hinten. Hier gilt also wieder: Abstrahlrichtung der Lautsprecher und Empfangswinkel der Mikrofone sollen nicht zusammenkommen. Für unsere Newcomer-Anlage sollten mindesten 3 Bühnenmonitore vorhanden sein. Falls diese an zwei Prefade-Auxwege angeschlossen werden, könnten am vorderen Bühnenrand zwei Wegdes an Aux 1 und für den Schlagzeuger neben dem Drumset ein Monitor an Aux 2 installiert werden. Am bedienungsfreundlichsten sind hier aktive Monitore, die XLR-Kabel mit dem Signal des Mischpultes gehen von der Stagebox direkt in die Eingänge der Boxen. Will man zwei Aktivmonitore mit dem gleichen Signal versorgen (wie bei der oben beschriebenen Aufstellung), gibt es zwei Möglichkeiten: Die einfachste ist, wenn die Monitore einen parallelen Ausgang haben. Dann geht man in den ersten Monitor rein und vom Parallelausgang des ersten Monitors geht es mit einem XLR-Kabel in den Eingang des zweiten. Wenn kein paralleler Ausgang vorhanden ist, dann benutzt man ein sog. Y-Kabel, also einen Adapter, der das Signal auf zwei Lautsprecher verteilen kann. In unserem Fall brauchen wir ein XLR-Y-Kabel von 1x XLR-F auf 2x XLR-M (Was die Buchstaben „F“ und „M“ in diesem Fall bedeuten, erkläre ich im Fortgeschrittenenkurs.)  Einen Nachteil von Aktivboxen sollte man nicht unterschätzen: Vor allem wenn sich die Bedienelemente der Boxen auf der Rückseite befinden, kommen regelmäßig Leute, die direkt an der Bühne stehen auf die Idee, an den Regler herumzudrehen. Grundregel scheint dabei zu sein, alle Regler voll aufzudrehen. Was dabei passiert, kann man sich leicht ausrechnen.

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aktiver Bühnenmonitor Solton MF 200 A

Als Beispiel für einen preisgünstigen Aktivmonitor könnt ihr euch den schon bei Amazona getesteten Solton MF 200 A ansehen. Der mit einem 12er-Basslautsprecher und einer 200-Watt-Endstufe ausgestattete Aktivlautsprecher hat auch den oben beschriebenen parallelen Ausgang. Ebenso ist ein Hochständerflansch vorhanden, was das Gerät vielfältig einsetzbar macht. Mit drei Stück dieser Monitore sollte sich ein guter Bühnensound machen lassen.

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iNUKE NU4-6000: Digitale Endstufe von Behringer mit 2 x 3 kW

Endstufen

Für die vorgestellte Beispielanlage werden keine zusätzlichen Endstufen benötigt, da jedoch viele Musiker über passive Boxen verfügen oder sich solche anschaffen möchten, will ich noch ein paar grundsätzliche Dinge zum Thema Endstufen sagen. Die Anforderungen an die Ausgangsleistung haben sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt, entsprechend sind auch im unteren Preisbereich heute Endstufen mit 2x 500 Watt keine Seltenheit. Wie bei den Aktivboxen setzen die Hersteller jetzt überwiegend auf digitales Endstufendesign. Die Vorteile dieser Technologie liegen auf der Hand: Bei gleichem Gewicht (und Preis) ist die dreifache Ausgangsleistung möglich. Beispielsweise leistet die nur 3 kg schwere Behringer iNuke NU1000 2 x 300 Watt. Den offensichtlichen Vorteilen steht aber ein Nachteil gegenüber, der sich auf Dauer bemerkbar machen könnte: Die Class-D-Endstufentechnik ist weitaus komplizierter, als man das von den analogen Modellen her gewohnt ist. Reparaturen können auch nur noch vom Hersteller und dessen Vertragswerkstätten vorgenommen werden. Entsprechend hoch sind die Kosten, und die Schwelle, wo der wirtschaftliche Totalschaden eintritt, liegt niedriger, als bei der traditionellen Technik. Es lohnt sich also, die alten analogen Endstufen-Erbstücke gut zu behandeln.

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Traditionelle Technik: Peavey PV900

Grundsätzlich sollte man zur Auswahl der Anlage sagen: Die Anlage sollte genug Druck haben, um die ganze Band verstärken zu können, zwei bis drei Bühnenmonitore sollten dabei sein und das Ganze sollte in einen Kleinbus oder mehrere PKW passen.

Funkset WMS 40 mini von AKG

Funkmikrofone

Sehr beliebt bei den Sängern sind die bisher noch nicht erwähnten drahtlosen Mikrofone. Diese Mikros sind an ihrem besonders dicken Gehäuse erkennbar, auf der anderen Seite wird ein Empfänger benötigt, ein kleines schwarzes Kästchen, das am besten neben dem Mischpult steht. Früher hatten diese Mikros ein Klangproblem: Nach längerem Hören hat man doch ziemlich starke Verzerrungen der Sender-Empfänger-Strecke wahrnehmen können. Die heutigen System sind jedoch soweit verbessert, dass Soundnachteile kaum noch zu befürchten sind. Immer noch eine gewisse Rolle dürfte aber der höhere Bedienungsaufwand spielen: Man spart zwar ein Kabel, muß jedoch immer für frische Batterien im Sender sorgen, und die Installation des Empfängers, der oft nur mit einem externen Netzteil läuft, erfordert mehr Zeit. Außerdem fallen hier natürlich noch ein paar Kosten für die Anschaffung an.

So sieht die bewährte Aufstellung der Anlage aus

Aufstellung

Wahrscheinlich hat jeder Musiker(in) bereits einmal eine Band mit Beschallungsanlage aus der Nähe gesehen. Trotzdem kann es nicht schaden, noch einmal einige Grundregeln für die Aufstellung der Tonausrüstung aufzuzählen. Wichtigeste Regel: Die Band steht hinter den Hauptlautsprechern. Die Lautsprecher, die das Publikum beschallen sollen, stehen also vorne an der Bühnenkante, die dahinter stehende Band hört von diesen Lautsprechern fast nichts – was ist der Sinn dieser Anordnung? Wichtig, um die bekannten Rückkopplungsgeräusche zu vermeiden ist es, dass die Mikrofone auf der Bühne möglichst wenig Schall der Anlage auffangen. Denn dieser Schall ist ja zu einem Großteil der verstärkte Schall, den die Mikrofone selbst aufgefangen haben. Übersteigt der Pegel, der von den Lautsprechern wieder in die Mikrofone kommt, ein gewisses Maß, beginnt sich eine Rückkopplungsschleife unangenehm bemerkbar zu machen. Die Gefahr ist gering, wenn die Hauptlautsprecher – wie beschrieben – nach vorne zeigen und die dahinter stehenden Mikrofone nach hinten zeigen. Probleme gibt es, wenn z.B. der Sänger mit seinem Mikro von der Bühne springt, denn dann steht das nach hinten gerichtete Gesangsmikrofon vor den Lautsprechern und fängt entsprechend viel Lautsprecherklang auf. In diesem Fall sollte der betroffene Kanal schnell etwas heruntergezogen werden.

Die perfekte Show – am besten mit Tonmann

Tonmann oder Selbstbedienung?

Der Sound, der beim Publikum ankommt, ist einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg der Band – das sollte eigentlich jedem einleuchten. Wenn die ganze Band verstärkt wird, müssen eine große Zahl von Kanälen gemischt werden. Das klappt nur zuverlässig, wenn dabei ein Fachmann oder eine Fachfrau an den Reglern steht. Die Newcomerband sollte also versuchen, eine fähige Kraft für die Mischpultbedienung zu finden und dieser auch etwas dafür geben – nicht nur ein paar Flaschen Bier. Ist ein Tonmann vorhanden, stellt man das Pult am besten „FOH“ – also in die Mitte des Saales „front of house“ auf. Dazu muß man ein Multicore-Kabel für alle Kanäle dabei haben. Bei Platzproblemen oder wenn kein Multicore vorhanden ist, kann das Mischpulte auch seitlich direkt vor der Bühne stehen (SOS – side of stage). Dort bekommt der Tonmann wenigstens einigermaßen mit, was in den Saal abgestrahlt wird. Für den Fall, dass kein Soundtechniker aufzutreiben ist, gibt es noch die absolute Notlösung: Das Mischpult steht auf der Bühne und wird von den Musikern mitbedient. Dabei sollte sich die Newcomerband aber darüber im klaren sein, dass die Person, die die Regler bedient, nicht hören kann, was vorne rauskommt. Sie kann also nur raten und entsprechend mager ist oft das Ergebnis dieser Sparlösung.

Mischtipps

Das Mischen einer Band oder einer Mehrkanalaufnahme ist eine Wissenschaft, die sich auf technischem Knowhow, auf musikalischem Talent und auf Hörerfahrung aufbaut. Für den Anfang sollte man beachten: Der Gesang des Frontmannes oder der Frontfrau ist das Wichtigste, das über die Anlage kommt. Also dreht man alles andere zuerst einmal etwas in den Hintergrund. Die Einstellung des Vocal-Kanals bei einem brauchbaren Mikro sollte man einfach halten: Wenn der Kanal mit dem Gainregler richtig angepasst ist, sollte es reichen, die Bässe nach Gehör etwas zu reduzieren und die Lautstärke dem Gesamtklang anzupassen. Wenn die Stimme steht, ist das Wichtigste schon mal geschafft. Auch alles andere sollte man einfach gestalten. Um alle Möglichkeiten der Equalizern und der Effektsektion voll auszunutzen, braucht man viel Zeit und Erfahrung. Wenn beides knapp ist, kann man mit zuviel Regelei alles sehr schön vermurksen. Also: die EQ-Regler erst einmal bei ungefähr 12-Uhr lassen und nur in der Gesangskanälen einen relativ kurzen Hall zumischen – falls es paßt. Dann die Kanäle in der Lautstärke anpassen und mehr ist meistens auch nicht machbar. Für den Soundcheck sollte man, wenn es irgend geht, eine Stunde einplanen.

Newcomer-Band

Vorher RFT 30 Watt – nachher RCF 300 Watt

Aufrüsten lohnt sich

Lautsprecher von vor 20 Jahren haben meistens eine geringe Belastbarkeit, ein 12-Zoll-Lautsprecher dieser Zeit konnte im Durchschnitt vielleicht 100 Watt verarbeiten. Oft brannten diese Lautsprecher auch wegen Überlastung durch. Die Gehäuse sind jedoch mehr oder weniger die gleichen wie heute. Es lohnt sich also, ein Chassis mit dem gleichen Durchmesser zu suchen und das alte Holz durch einen modernen Treiber aufzuwerten. Ein hochwertiges Ersatzteil ist zum Beispiel der Kappa 12 von Eminence mit einer Belastbarkeit von 400 Watt. Auch der Wirkungsgrad ist recht gut. Mit diesem Treiber aufgerüstet hat das alte Gehäuse jetzt einen ordentlichen Druck, und auch eine Überlastung ist nicht so schnell zu befürchten. Eine neue Abstimmung der Bassreflexöffnung kann man vornehmen, wer die Resonanzen nicht selbst messen kann, nimmt einfach eine runde Öffnung von ungefähr 10 cm, falls eine solche nicht schon vorhanden ist. Das ist den meisten Fällen eine brauchbare Abstimmung. Die Hochtonabteilung kann gleich mit erneuert werden. Besonders die grauenhaften Piezo-Billighochtöner sollte man in die orange Tonne geben.

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Fazit

Nach einer kurzen Bestandsaufnahme der bereits vorhandenen Beschallungsgeräte und der zur Verfügung stehenden Finanzmittel kann die Suche losgehen. Dabei sollte man sich genügend Zeit lassen, um teure Fehlkäufe zu vermeiden. Lieber mit dem Taschenrechner die Angebote zweimal durchrechnen und auch die Kosten des Zubehörs nicht vergessen. Dann sollte einer aufsehenerregenden Show nichts mehr im Wege stehen.

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