The Magic Synclavier Comes Back
Das legendäre SYNCLAVIER fehlte wohl noch in der Sammlung von Arturia. Hatte man sich zwischenzeitlich mit Erfolg auf neue, analoge Hardware-Synthesizer spezialisiert, bringt man nun mit dem SYNCLAVIER V erneut einen Plug-in Clone auf den Markt.
Das originale Synclavier stammte von der amerikanischen Firma NED (New England Digital) und erschien erstmals 1975. Damals aber noch als reiner Digital-Synthesizer, noch ohne das komplette Workstation-Paket, das das SYNCLAVIER SYSTEM später einmal berühmt machen sollte. Entwickelt wurde dieser digitale Synthesizer am Dartmouth College von Jon Appleton zusammen mit den NED Gründern Sydney Alonso und Cameron Jones.
Bis zum Jahr 1984 machte das Synclavier System zahlreiche Entwicklungsstufen durch, erhielt dann aber die polyphone, gewichtete Tastatur, mit der man heute vor allem das System assoziiert.
Die Tastatur, die ich erstmals bei Harold Faltermayer (Ende der 90er) anspielen durfte, war eine Entwicklung von Sequential, die ursprünglich für den Prophet T8 gedacht war – und zum Teil auf Schaltungen von Dave Rossum (E-Mu) basierte, der die Tastatur für den Prophet-5 entwickelt hatte.
Zu jener Zeit war das Synclavier System bereits eine vollständige Workstation mit Synthesizer, Sampling und Sequencer. Eine ähnliche Vollausstattung bot damals nur noch das CMI Fairlight System.
Das eigentlich außergewöhnliche am Synclavier war aber von Anfang an seine 8-Bit Additive- und FM-Klangerzeugung, die sich in wesentlichen Punkten von der Klangerzeugung des Yamaha DX7 unterschied. Einen der berühmtesten Synclavier-FM-Sounds hört man übrigens auf Michael Jacksons Song BEAT IT als Intro.
Ein voll ausgebautes Synclavier System II kostet schließlich bis zu 400.000 US-Dollar und wurde vor allem in Post-Production Studios eingesetzt. Leider fehlt uns dieser Klassiker auch noch in unserer GREEN BOX Serie. Sollte also einer unserer Leser „zufällig“ ein SYNCLAVIER System besitzen, würden wir uns über einen Hinweis sehr sehr freuen!!!!
ARTURIA hat jedenfalls nun mit dem SYNCLAVIER V eine deutlich preiswertere Variante am Start. Jon Appleton persönlich arbeitete an der Umsetzung mit, die vor allem den additiven Bereich sowie die FM-Synthese des Vorgängers enthält, nicht aber die Sampling-Features. Hier eine kleine Übersicht über die wichtigsten Features:
- Original programmer + original code = the original Synclavier synthesis engine
- Full additive synthesis:
- Time Slice engine for dynamic additive synthesis
- Additive waves for both carrier and modulator waveforms
- Powerful FM (frequency modulation) synthesis
- Expanded number of partials to 12 (the original had 4)
- Compatibility with the original Synclavier library
Ein sehr schönes Video zum SYNCLAVIER V, in dem aber auch jede Menge Hintergrundinfos zum Original SYNACLAVIER SYSTEM enthalten sind, hat Arturia selbst produziert:
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Und wie immer, sobald uns ein Testexemplar des SYNCLAVIER zur Verfügung steht, reichen wir einen ausführlichen Test nach – und vielleicht haben wir bis dahin auch einen Report zum echten SYNCLAVIER SYSTEM parat :-).
Kleiner Nachtrag: Unter dem Namen THE BEAST hat übrigens eine andere französische Software-Schmiede (UVI) das SYNCLAVIER bereits verewigt. Dies zwar nur als Sample-Library mit einigen wenigen subtraktiven Edit-Features, aber für User, die nur den Sound in ihrer Bibliothek verfügbar haben wollen, ist THE BEAST eine echte Alternative. Allerdings ist THE BEAST im Preisvergleich zum ARTURIA Produkt im Augenblick nicht besonders attraktiv, bietet es eben zum fast identischen Preis nur eine Sample-Library, während SYNCLAVIER V echtes Synclavier-Feeling aufkommen zu lassen scheint.
Als ich die Überschrift „The Magic Synclavier Comes back“ sah, dachte ich für einen Moment: Hilfe, bitte nicht noch ein Reissue wie beim Mini Moog. Beim zweiten Blick dann Aufatmen: ist „nur“ ein Software Plug-in von Arturia. Aber grundsätzlich würde ich heute nichts mehr für unmöglich halten…
@costello rein Optisch gebe es ja noch den Nonlinear Labs C15 ^^ bei dem musste ich zwangsläufig erst mal an das Synclavier denken ^^
@Ashatur stimmt, das war auch mein erster Gedanke. Die Ähnlichkeit ist frappierend.
@herw Stark wäre ein Basic Sytstem aus Tastatur und „Core“ Interface und dazu dann wie bei einem Eurorack verschiedene Module. Fader + Poti und/oder Display plus Schalter/Taster, eine Buttonmatrix etc. . Das mit flexibelen NKS Support und Editor für diverse DAWs wäre echt klasse. Quasi ein modularer Controller der alles bietet.
@bytechop naja. das ist ja wohl NIs Aufgabe
@herw Ja klar, das meinte ich damit auch. :)
Leider haben die Arturias den Gedanken nicht zu Ende gedacht. Warum keine Sampleoption?
@paulilein Hat das originale Synclavier eine Sample Option?
@bytechop Jon Appleton persönlich arbeitete an der Umsetzung mit, die vor allem den additiven Bereich sowie die FM-Synthese des Vorgängers enthält, nicht aber die Sampling-Features.
@paulilein Was bot die Sample-Option des Synclavier ? Kann es nicht beurteilen weil ich es nicht weiss. Doch wenn es nur reines Recording und nur Sample abspielen ist, kann man darauf verzichten. Eine Einbindung in die Synthese sieht dann schon wieder anders aus.
Dann wärs wahrlich schade, denn ich finde, dass kreativer/musikalischer Umgang mit Sample-Material heute immer noch interessant und gefragt ist und bei den ganzen Library-Schleudereien völlig unter geht.
Ich habe leider den NI Deal verpasst, ärgere mich grad ein bissl.