Kabellos und latenzfrei zum Kopfhörer?
Drahtlos ist die Zukunft. Aus Spaß habe ich schon immer gesagt: Egal was es ist, bau Bluetooth rein und es ist besser. Das hat für uns Musiker nur ein Problem: Bluetooth hat eine hohe Latenz, in der Regel ab 100 ms aufwärts. Das ist in der Regel kein Problem, wenn es nur um den Genuss von Musik geht, wird aber zum Problem, wenn es zum eher zeitkritische Aufgaben geht. So wie auflegen oder Instrumente einspielen im Studio. Hier muss wie bisher immer ein Kabel herhalten, wenn es um die Verbindung von Gerät zum Kopf und somit zum Kopfhörer geht.
Natus One verspricht die Lösung zu sein, als Wireless Headphone Link für DJs und den Einsatz im Studio.
Aktuell als Crowdfunding Kampagne über Kickstarter laufend, ist das Gerät offenbar bereits fertig entwickelt und bereits in Form von Prototypen vorhanden und getestet. Rund 110 Tsd. Euro sollen erreicht werden in nun noch knapp unter 40 Tagen, knapp 9000 Euro sind bereits vorhanden. Ein interessantes Projekt und interessantes Thema.
Kern von Natus One sind zwei kleine Boxen als Sender und Empfänger. Beide pairen sich nach dem Anschalten automatisch und, wie der Entwickler verspricht, mit einer sehr stabilen Verbindung. Sender wie auch Empfänger besitzen eine 6,3 mm Klinkenbuchse für die Verbindung z. B. DJ-Mixer zu Sender und Empfänger zu Kopfhörer, also klassischer Anschluss des Kopfhörers. Der Empfänger kann dann entspannt in der Hosentasche getragen werden, der DJ kann sich frei bewegen. Ebenso kann natürlich der Studiomusiker im Studio herumlaufen und Instrumente einspielen und sich frei bewegen, während die Übertragung kabellos und nahezu latenzfrei geschieht.
Latenzfrei? Natürlich nicht ganz, aber immerhin nur 16 ms Latenz verspricht der Entwickler. Das ist wirklich nicht viel, ist in idealen Bedingungen aber hörbar. Eine Kick z. B. um 16 ms verzögert, ist deutlich differenzierbar. Das heißt aber nicht, dass man eine solche Latenz im Club hören würde. Hier kämpft man als DJ generell schon mit dem Kopfhörer und dem DJ-Monitoring gegen die Main-PA und die Latenz von dieser. Auf dem Monitoring ist in der Regel auch eine Latenz von sicher über 10 ms, sofern diese über digitales Signal-Processing verfügt. Das sind meist bei ca. 6 ms, dazu darf man gern die rund 3,5 ms pro Meter Laufweg zurechnen, die zwischen Lautsprecher und Ohr entstehen. Am Ende wird man wohl auf dem DJ-Monitoring ab Ausgang Mixer rund 11-12 ms Latenz haben, eher mindestens statt maximal. Der Unterschied zu 16 ms über eine kabellose Lösung wie Nautos wäre dann außerhalb des hörbaren Bereichs, gerade in Clubsituationen.
Dazu bietet Nautos One eine verlustfreie Audioübertragung in CD-Qualität mit 48 kHz und 16 Bit PCM. 24 Stunden Akkulaufzeit und rund 10 Meter Übertragungsreichweite sind versprochen.
Rein den technischen Daten nach klingt das sehr solide, auch das Feedback von Testern wie DJ Noize, J Marz oder DJ Toltech, DMC Gewinner oder DJ City Midwest Champion.
Hinter dem Projekt steht der in den USA lebende Däne Tino Soelberg, seines Zeichens seit über 20 Jahren tätig in der Entwicklung von Consumer Electronic und passionierter DJ seit über 30 Jahren.
Geplant ist eine Lieferung im März 2019, einsteigen kann man in die Kickstarter Kampagne aktuell für rund 124 USD für eine einfache Version und den Early-Bird-Tarif (limitiert), alternativ gibt es weitere Packages mit höherem Preis und mehr Ausstattung.
Hier geht es zur Kickstarter Kampagne.
Ich finde 16ms deutlich zu viel. Dazu kommen bei Laptop Djs durch die Soundkarte noch eine Latenz von 10-12ms. Das sind dann zusammen 26-28ms. Es gibt heutzutage Funksysteme im iEar Monitoring bereich die haben eine Latenz von 0.5ms. Aber was will man für den Preis von 124USD schon erwarten? Eben, nichts. Ich denke das wird nichts.
@PLan9 Was Software und Interface an Latenz verzapfen ist ja eher irrelevant, da man ja ausgeht von „hörbar ab Mixer“. Ab da hängt dann bie einer Latenz durch eine Software alles hinterher, aber halt auch alles parallel – es entsteht also keine zusätzliche Latenz unter den Signalen on top. Ansonsten wäre ja auch schon die Latenz beim reinen DJ-Monitoring tödlich. Tatsächlich hätte ich mir das ein oder andere mal sogar schon gewünscht, dass ich mein Kopfhörer-Signal delayen hätte können um es an das DJ-Monitoring anzupassen. Das ist natürlich dann schwieriger mit Hand-Ohren Koordination, einfacher aber zum reinen Hören.
Professionelles In-Ear Monitoring liegt natürlich drunter Shure hat wenn ich das richtig erinnere bei der ULX-D Serie rund 3 ms Latenz – mit entsprechendem Preisaufschlag natürlich.
@Bolle / Johann Boll Die Kette sieht so für mich aus:
1. Ich löse ein Midi oder Audio Signal aus.
2. Das Signal kommt im Rechner an.
3. Das Signal wird im Rechner verarbeitet.
4. Der Ton wird ausgegeben.
-> ca. 10ms seit auslösen des Signals vergangen.
-> per Kopfhörer mit Kabel jetzt zu hören.
5. Und nun noch plus 16ms für die Funke. Macht 26ms.
Ich schätze das werden viele merken.
@PLan9 Relevant bez. des Hörens ist es ja aber erst ab Punkt 4. Also akustische Latenz. Alles vorher ist ja deinem eigenen System geschuldet, alternativ analoger Mixer und Platte. Latenz 0 ms.
Es wird auf jeden Fall ein Experiment werden, ich bezweifel aber sogar, dass 20 ms in Clubumgebung vom normalen DJ gehört werden würden. Aber, lang Rede kurzer Sinn…geht die Kampagne durch, werden wir es hoffentlich erfahren. Wenn es geil ist: Geil. Wenn es nicht funktioniert, haben wir was gelernt.
„Der Unterschied zu 16 ms über eine kabellose Lösung wie Nautos wäre dann außerhalb des hörbaren Bereichs“ – Mit dem kleinen Detail, dass das Monitoring System natürlich auch NACH dem digital-Mixer in die Signalkette kommt – also noch ein paar ms dazu. Für DJs mag das ja noch ok sein, aber für Instrumentalisten oder Vokalisten ist das nicht tragbar. Außerdem würde mich mal interessieren welche Latenz die guten alten Funkstrecken von AKG, Shure & Co haben, die werden ja schon die längste Zeit ohne Probleme live verwendet…
@j.keys Nun, sowohl Monitoring wie auch Kopfhörer-Out sind ja nach dem DJ-Mixer – oder meinst du einen Live-Mischer / Foh oder was auch immer nach dem Master-Out noch kommt? Ja da bauen sich einige ms noch auf, sofern alles digital läuft.
Die guten Funkstrecken sind so bei 3 ms circa…preislich natürlich aber auch eine andere Liga.
Ich würde es gern probieren, mich überzeugen lassen…oder feststellen, dass es nicht anwendbar ist – was ich mir tatsächlich gerade in unterschiedlichen Locations spielend sehr gut vorstellen kann.
Zum Thema Bluetooth habe ich leider nicht mehr gefunden auf der Seite. Ich schildere kurz mein Problem was jetzt zum 3 mal auftaucht. Ich benutze mein Smartphone täglich um Unterwegs Musik zu hören. Dazu kommen meine Technics Kopfhörer zum Einsatz in dem Sie per Kabel (3.5 mm) verbunden werden. Durch das tägliche ein und ausstecken leidet natürlich die Klinkenbuchse enorm (bereits das 3 sm das aufgrund einer defekten Klinkenbuchse nicht mehr zu gebrauchen ist.) Daher werde ich leider in Zukunft auf die analoge Verbindung verzichten und auf Bluetooth umsteigen. Bluetooth kopfhörer sind mir deutlich zu teuer im Preis leitstungs verhältniss. Gibt es Firmen die Kopfhörer umrüsten so das Sie bluetoothfähig sind aber auch noch analog verbunden werden können, oder kauf ich mir lieber ein Empfänger und falls das, welche sind zu empfehlen? Ich denke das Problem haben viele neuere Smartphones die ja keine klinke mehr verbauen bzw deren Nutzer. Vielen Dank schon mal im vorraus.
Google ist dein Freund ;) Es gibt technische Lösungen, man muss einfach nur mal danach suchen.
Sowas hier z.b. https://t3n.de/news/bluetooth-nachruesten-winziges-781149/