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Tour-Tagebuch: Mad Max on the Road – Teil 1

(ID: 2353)

Achtung! Es folgt ein Politik-Exkurs, der übersprungen werden kann.

Ich kann mich aber auf die Erzählungen nur schwach konzentrieren, da ich abgelenkt bin vom Fahrbahnrand, denn dort befindet sich alle 100 m eine Kamera. Na klar: zur Verkehrssicherheit. In mir macht sich ein mulmiges Gefühl vom Überwachungsstaat breit, ich denke an den Orwell’schen Big Brother und frage mich, ob es die anderen Millionen Menschen auf der Straße entweder nicht bemerken oder es eigentlich niemanden stört, dass wir den Überwachungsstaat längst haben, gegen den sich keiner wehrt.

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Welche von uns gewählten Politiker haben das eigentlich zugelassen, dass an jeder Ampel und alle 100 m auf einer Autobahn Kameras stehen, die zwar vielleicht momentan nur zur Stau-Überwachung benutzt werden, aber die Frage ist doch, wozu sie eingesetzt werden können und ob nicht die Freiheit hier einen übelsten Schlag unter die Gürtellinie abbekommt?! Es kann mir keiner weismachen, dass die Polizei nicht in Einzelfällen Zugriff auf jede einzelne Kamera bekommen kann. Aber … da ICH ja ohnehin nichts zu verbergen habe – warum sollte es mich also stören?! Ist ja alles für einen guten Zweck, um die unzähligen Terroranschläge zu vereiteln und um den Verkehrsfluss zu verbessern. ok … DAS sehe ich ein und würde mich auch freuen, endlich in Hamburg angeflossen zu kommen, dann halte ich lieber wieder den Rand, schlage mir meine Verschwörungstheorien, die ohnehin nur entstehen, weil so eine Busfahrt zweifellos gähnend langweilig sein kann, aus dem Kopf, akzeptiere die Dinge, wie sie laufen und eines Tages sich entwickeln werden und gehe naiv wie Millionen anderer davon aus, dass das alles zu meiner eigenen Sicherheit geschieht und dass die, die das alles entscheiden, ohnehin besser wissen, was für mich und mein Wohl am besten ist. Gehört hier ja auch nicht hin. Ich kenne mich da ja auch nicht aus, also konzentriere ich mich lieber auf meine Dinge, also Musik und so …

… Ende politischer Exkurs

Madmax im legendären Logo

Im legendären Logo

Heute ist also der Tag, an dem ich im legendären Logo auftreten darf, in dem schon so unzählige Bands und große Künstler gespielt haben. Von Bo Diddley über Heather Nova bis Rammstein. Hier auf dieser Bühne standen sie schon alle. Von außen kann man das diesem schwarzen „Schuppen“ wirklich nicht ansehen, denn er macht den Eindruck eines Bunker-Relikts aus längst vergangenen Tagen. Aber es hat einen gewissen Charme und in fast schon historischem Stil steht „14.06. – MADMAX“ mit Klemm-Buchstaben über dem Hintereingang. Das lässt Musikerherzen höher schlagen und Michael Voss ist sichtlich gerührt davon. Der Backstage-Raum ist mini, wird aber dadurch extrem sympathisch, dass die Frau unseres Tourmanagers, die aus Thailand stammt, ein köstliches Festmahl nach thailändischem Rezept für alle zubereitet. Das Chilli-Pulver, das – wie mir versichert wurde – im Garten ihrer Mutter wie Unkraut wächst (das muss man sich mal vorstellen), brennt einem buchstäblich die Geschmacksnerven von der Zunge und selbst ich als großer Fan der scharfen Küche fange an mich zu fragen, wo genau die Grenze zwischen Schmerz und Geschmack ist. So oder so. Es schmeckt himmlisch.

Alles andere läuft mal wieder wie am Schnürchen und Kai Noll hat noch ein paar Freunde aus dem Filmbusiness dabei, die den Auftritt von CZB mit ein paar kleinen Kameras mitschneiden.
Leider ist ein Sonntagabend auch in einer Großstadt wie Hamburg ein schwieriger Termin und die Zuschauerzahlen bleiben deutlich hinter den Hoffnungen und Kapazitäten des Clubs zurück. Schade, aber wir haben trotzdem wie eigentlich immer eine Menge Spaß, rocken für die wenigen Anwesenden, was das Zeug hält und ziehen die Show wie immer durch. Spannend ist noch ein kleiner TV-reifer Auftritt einer jungen Dame, die irrtümlicherweise davon ausgegangen ist, der Tour-Bus würde ihre Mitfahrgelegenheit nach Süddeutschland sein. Dem ist aber nicht so und das findet sie alles andere als gut, worauf hin sie und ihre Freundin reichlich verärgert „the building leften“.
Ab und zu müssen dann auch die Profis mal mit anfassen, weil’s nicht genügend Stagehands gibt und so ruft das Einladen dann Erinnerungen an meine ersten Banderfahrungen hervor, in denen man noch jedes Kabel, jede Box und alles andere selbst schleppen, aufbauen, verkabeln, abbauen und wieder wegschleppen musste. Ich bin sehr froh, dass das ansonsten auf dieser Tour nicht mehr so ist. Anschließend passiert nicht mehr viel, denn der letzte wirklich große „Ritt“ liegt vor uns ins ferne „Rüsselsheim“ … also – Abfahrt – pennen …

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Tag 5: Montag, 15.06.2009, irgendwann, irgendwo in einer Welt ohne Zeit und Raum

Langsam beginnt der Autor die Konsequenzen zu spüren, die wenig Schlaf, viel Action und scharfes Essen auf den menschlichen Körper haben. Das Raum-Zeit-Kontinuum verschwimmt, dafür wartet bei der nächsten Station der Tour eine besondere Überraschung.

Es ist der 5. Tag „on tour“ und ich beginne, das Raum-Zeit-Kontinuum mit anderen Augen zu sehen … mit halboffenen nämlich, geplagt durch eine gewisse Portion Schlafmangel und dem vollkommenen Entsagen von Luxus. Ich erspare mir und dem treuen Leser an dieser Stelle (natürlich aus Gründen der Staatssicherheit) lieber ein übermäßig ausführliches Dokumentieren des Touralltags, der eben zum großen Teil auf Raststätten und in deren hochgradig geschmackvoll eingerichteten und sicherlich klinisch reinen Duschräumen – möchte gar sagen DuschAREALEN – stattfindet.

 

Nur zur Sicherheit: Ja, das war pure Ironie, ohne die herausragende Arbeit der 100.000 Toilettenfrauen und -männer zu schmälern, mit denen ich definitiv nicht tauschen möchte. Aber Fakt ist und bleibt Fakt: Das, was man des Öfteren in den Duschen und WCs zu sehen und riechen bekommt, ist alles andere als appetitlich und wird bei wiederholtem Erleben leider auch nicht zum Genuss.

Die Sehnsucht in mir nach einem eigenen, größeren Bett, einer eigenen Dusche und Toilette inkl. zeitlich unbegrenzter Ungestörtheit wächst und wächst daher ähnlich dem Verlangen einer Wüstenrose nach Wasser (*singt: like the deserts neeeeeed the rain*).

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