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Velvet Box: Wersi OX7, UP und Baby-B Orgel-Expander

Wersis kleine "Hammondorgel"

15. Juni 2019
Wersi OX7 Orgel-Expander

Wersi OX7 Orgel-Expander

Hammond-Klons gibt es als Hard- und Software-Emulation wie Sand am Meer. Doch was ist mit dem typischen Wersi-Sound deutscher Tanz- und Unterhaltungsmusik im Stil von Wunderlich, Lambert und Co.? Neben der Software-Emulation Wer-Sinus findet man diese nur noch in den aktuellen OAS/OAX-Instrumenten für sehr viel Geld.

Wer sich keine alte Wersi-Orgel, wie Helios oder Galaxis, leisten oder stellen kann und zu Recht aufgrund der eher anfälligen Digitaltechnik auf ein Instrument der CD-Line bzw. das Pegasus-Keyboard verzichtet, kann sich mit dem Wersi OX7 behelfen. Sample-Librarys gibt es beispielsweise für den Yamaha Tyros5 oder Genos, diese lassen meines Wissens nach jedoch keine Zugriegelmanipulationen zu. Instrumente wie das Korg Pa1000 bieten zwar die „Wunder-Orgel“, deren eher dünner Klangcharakter lediglich an den Ursprungs-Sound erinnert. Was ist also das Besondere am typischen Wersi-Sound Und wer braucht einen OX7?

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Ein Blick in die Geschichte von Wersi und der Heimorgel

Es war 1977 im Berliner Olympiastadion. Am achten Oktober wurde in der Halbzeitpause eines Fußballländerspiels ein Mann an einer großen Orgel ins Stadion geschoben, der 100.000 Menschen mit seinem Orgelspiel begeisterte. Dabei handelte es sich um Franz Lambert mit einem Wersi-Instrument, der übrigens 1994 auch als Komponist für die offizielle FIFA-Hymne verantwortlich zeichnet. Genau wie Klaus Wunderlich begann er mit einer Hammond und wurde später entsprechend von Wersi verpflichtet. Das Rezept, bekannte Melodien nachzuspielen, was jeder im heimischen Wohnzimmer selbst machen sollte, ging auf. So wurden durch regelmäßige Auftritte nicht nur Franz Lambert, sondern auch der typische Wersi-Sound und „der weiße Traum“, eine Sonderanfertigung der viermanualigen Galaxis SN1, einem Millionenpublikum bekannt.

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Zumindest in meinem Umfeld gab es so manche Heimorgel in den Wohnzimmern, auch ich nahm Orgelunterricht und sie standen häufig in den Schaufenstern der Musikalienhandlungen. Die Heimorgel war damals fast ein Statussymbol, massive Trümmer voller Analog- und später Digitaltechnik, die bekanntermaßen durch das Heimkeyboard abgelöst wurde. Auch wenn sich umgangssprachlich der Begriff der „Hammondorgel“ einbürgerte, waren es im schlimmsten Fall Modelle von Bontempi, Farfisa oder sogar ein Billigheimer aus dem Kaufhaus. Besser war da schon eine Orla, Solina, Hohner, Yamaha oder Technics, seltener eine amerikanische Lowrey. Wer ein Selbstbauinstrument von Dr. Böhm oder Wersi wollte und den damit verbundenen Aufwand nicht scheute, musste tiefer in die Tasche greifen oder handwerklich begabt sei. Gemessen an der Größe und Ausstattung waren diese Instrumente vergleichsweise günstig, eine Wersi Cosmos lag in der Basisversion mit Gehäuse bei rund 12.000 Euro. Die Orgeln waren auf Langzeitnutzung und Erweiterbarkeit ausgelegt, Begleitsektion und MIDI waren somit nicht selten nachrüstbar, wie auch Synthesizer und Effektgeräte. Man bekam sie auch fertig zusammengebaut, dann aber deutlich teurer. Das an Dr. Böhm angelehnte Selbstbaukonzept wurde von den Gebrüdern Franz seit 1969 in Halsenbach angeboten und über regionale Wersi-Orgelstudios, inklusive Orgelschule, vermarktet. Bundesweite Orgelwettbewerbe, auch anlässlich der Musikmesse, verdeutlichen zudem die vergangene Popularität dieser Instrumente.

Der wesentliche Unterschied zu einer Hammond B3, H100 und aktuellen Bühneninstrumenten besteht darin, dass diese Orgeln über eine Rhythmus- und Begleitsektion verfügen und somit das Konzept der Theaterorgel als kompaktes Heiminstrument nacheifern. Heute gibt es noch die OAX-Instrumente von Wersi, die uns an dieser Stelle nicht interessieren und mit der alten Zeit und Firma nichts zu tun haben. Hingegen werden im westfälischen Minden noch die Sempre-Orgeln von Dr. Böhm bei Keyswerk gefertigt. Roland hat den Vertrieb der Atelier AT-95H in Europa inzwischen eingestellt, die von Ringway gebaute Orla RS 1000 E aus China kann man hingegen noch für um 10.000 Euro als europäische Version bekommen. Während in Deutschland das Thema Heimorgel so gut wie Geschichte ist, soll der Trend in Japan allerdings anhalten.

Wersi OX7 und Roland JD-Xi im Praxistest

Wersi, eine Zusammensetzung aus den Anfangsbuchstaben des Geburtsorts Werlau der Gebrüder Wilhelm-Erich und Reinhard Franz und der zugehörigen Kreisstadt Simmern im Rhein-Hunsrück Kreis, stand für ein Stück deutsche Qualität. Das ging in den 80ern noch gut, mehrere Insolvenzen und die Auflösung Anfang des Jahrtausends waren schließlich die Folge. Über die geschichtlichen Hintergründe gibt es unstimmige Informationen, so heißt es, dass die Keyboards der Pegasus-Reihe von ehemaligen Entwicklern eigentlich nicht unter der Führung von Wersi entstanden sein sollen. Da der Name allerdings nicht geschützt wurde, hat man ihn trotzdem verwendet, es gab auch Versionen ohne Wersi-Logo. Das Tochterunternehmen Blue Chip Music Production war übrigens für die Digitaltechnik verantwortlich. Was davon schlussendlich stimmt, ist nicht eindeutig nachvollziehbar.

Fakt ist jedoch, dass Wersi mit der CD-Line, wie Spectra CD700, Gala CD900 oder Arcus CD45, ab Ende der 80er Jahre für die damalige Zeit fantastisch klingende Instrumente auf Sample-Basis gebaut hat, die einen deutlich fünfstelligen Betrag gekostet haben und mit dem Lifestyle-System klanglich noch aufgewertet werden konnten. Heute bezahlt man je nach Zustand und Ausstattung selten weniger als vierstellige Beträge. Künstler wie Klaus Wunderlich, Ady Zehnpfennig, Curt Prina, Franz Lambert, Claudia Hirschfeld und Robert Bartha sind quasi auch heute noch mit der Marke Wersi verbunden. Ein offenbar super Marketing, dem Dr. Böhm mit Max Greger Junior nicht so viel entgegen setzen konnte. Schon kurios: Die Hammondorgel, die eigentlich eine Wersi ist und schlussendlich das Konzept von Dr. Böhm nacheifert. So heißt es auch, dass Klaus Wunderlich bei seinen Aufnahmen statt einer Wersi zum Teil auch eine Hammond H100 durch das WersiVoice jagte. Parallel sorgte allerdings auch Stephan Remmler mit Trio für den Erfolg von Casio und den Umschwung, so ein Keyboard wirkte dann doch etwas moderner und war auch deutlich günstiger.

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https://www.youtube.com/watch?v=MQXumwBj_zw

Das typische an Wersi und somit auch am OX7 sind gar nicht mal die Sinus-Zugriegel. Sinustöne klingen theoretisch sogar identisch, so dass man sich zu Recht fragen kann, warum es überhaupt praktische Unterschiede selbst bei den Hammond-Emulationen gibt. Vermutlich liegt das neben den Effekten an einer gewissen Unreinheit durch die Tonräder bzw. Transistorklangerzeugung, deren Nebenprodukte einen Teil des Charakters ausmachen und von den Emulationen somit ebenfalls abgebildet werden müssen. Während man mit dem Hammond-Sound zugleich auch ein Leslie in Verbindung bringt, ging Wersi mit dem Phasenvibrato einen anderen Weg. Hierbei wird ein Klangeffekt durch Verschiebung der Phasenlage erzeugt, der neben den glockigen Perkussiv-Elementen das Erkennungsmerkmal ist. Ein Leslie wurde ursprünglich von Wersi nicht eingesetzt, wohl aber das Eimerkettenspeicher-Delay VersiVoice. Durch die Zusammenschaltung einer Transistorreihe konnte durch Latenz ein Echoeffekt erzielt werden, rein analog und von Kennern auch heute noch geschätzt.

Wie klingt der Wersi OX7?

Wersi OX7 Oberseite

Bevor wir uns geschichtlich dem Expander nähern, hören wir uns doch einmal anhand der Werksdemos den Unterschied der verschiedenen Orgeltypen an und beginnen mit dem, was der OX7 am schlechtesten kann, die Emulation der Hammond B3. Der Wersi OX7 kann nicht dreckig und der Rotary-Effekt wirkt doch sehr steif und unnatürlich.

Heute gibt es natürlich deutlich bessere Emulationen, auch am Hall hört man den Charme der alten Zeit. Klanglich so ein bisschen wie ein Federhall, könnte es sich um die Nachbildung des Eimerkettenspeichers handeln. Im zweiten Beispiel hören Sie den typischen Wersi-Sound, wie man ihn mit dem OX7 im Stil von Klaus Wunderlich verbindet.

In Anlehnung an eine Theaterorgel wurde das dritte Demo erstellt. Hier kommt die Perkussion zum Einsatz sowie eher sanftere Orgelklänge im Stil vergangener Tage.

Der Unterschied zum ersten Demo wird im Folgenden deutlich, im Stil der Unterhaltungsmusik wird hier auch die Vielseitigkeit des OX7 gezeigt.

Eine Heimorgel sollte wie ein Keyboard in ihrer Anwendung vielseitig sein, daher sind auch sakrale Klänge möglich. Die recht überschaubare ADSR-Hüllkurve erlaubt ein sanftes Einschwingverhalten, das Leslie passt hier so überhaupt gar nicht und soll die Schwebung einer Pfeifenorgel simulieren.

Im originalen Wersi-Prospekt wird Blue Chip Music Production als Entwickler des OX7 genannt. Bei der Klangerzeugung bedient man sich keiner Samples, sondern generiert die Flöten mit der eigens entwickelten VPT-Technologie, das steht für Virtual-Physical-Tonegenerating. Es stehen für beide Manuale und Pedal jeweils 86 Einzeltöne zur Verfügung, das subsummiert sich entsprechend aus den neun Fußlagen und dem zugehörigen Tonumfang. Wie bei einer Tonradorgel werden auch die hohen Register geshiftet, wenn sie außerhalb der abbildbaren Tonlage kommen. Dieser Übergang ist hörbar und die Oktavierung verschiebt sich entsprechend. Während man diesen Effekt beim Sampling noch mit einfangen kann, gibt es bei vielen Orgel-Sounds ein Problem, wenn man auch den Effektanteil mit aufzeichnet. So läuft der Effekt bei Einzeltönen eines Akkords auseinander, weil keine Synchronisation stattfindet und auch nicht für jede Taste der zugehörige Einzelton aufgezeichnet wurde. Das Technics sx-KN7000 enthält auch solche Sounds, die im Prinzip daher nicht gut spielbar sind. Beim OX7 durchlaufen hingegen alle Sinustöne denselben Effekt, weshalb eine Emulation immer ein Vorteil ist. Die Einstellmöglichkeiten sind für das Basspedal etwas eingeschränkter, hier steht beispielsweise kein Leslie zur Verfügung. Die 9-chörigen Fußlagen setzen sich aus den Flöten 16, 5 1/3, 8, 4, 2 2/3, 2, 1 3/5, 1 1/3 und 1 Fuß zusammen, jede kann in 16 gerasterten Stufen (1 bis 8) in der Lautstärke verändert werden.

Die Geschichte des Wersi OX7

Original-Propekt zum Wersi OX7 Orgel-Expander

Der Orgel-Expander OX7 wurde von 1997 bis 2002 gebaut, Anfangs unter der Tochterfirma Blue Chip, später unter Wersi Music Production. Im Verlauf stand auch die Version OX7UP als Einbaumodul für die Orgeln der CD-Line zur Verfügung. Der Einbau in das Wersi-Keyboard Pegasus war auch möglich, technisch aber aufwendig. Für die CD-Line macht der Einbau besonders Sinn, weil die internen Zugriegel nicht direkt während des Spiels klangformend eingesetzt werden können, was mit dem OX7UP wieder möglich wurde. Als Weiteres lassen sich beide Zugriegelsysteme kombinieren und damit recht fette Orgelsounds erzeugen, auch fügt man so die Hammond-Emulationen hinzu. Der OX7 ist sogar updatefähig, von Version 2.2 bis 5.0 (5.1 bei OX7UP) wurden weitere Editiermöglichkeiten implementiert, wie ein veränderbares Phasenvibrato. Das OX7 Baby-B steckt in einem 9,5″-Gehäuse und wird im Gegensatz zum gewöhnlichen OX7 via MIDI gesteuert und bietet entsprechend wenig Eingriffsmöglichkeiten am Gerät.

Ursprünglich kostete der Wersi OX7 bei seiner Einführung über DM 2.500, ein gebrauchtes OX7 bekommt man heute für rund 200 Euro aufwärts, das kompakte OX7 Baby-B ist bei Alleinunterhaltern beliebt. In den ehemaligen Firmenräumen in Halsenbach bietet das von früheren Wersi Mitarbeitern um Freddy Schell gegründete Unternehmen Replay Service technische Unterstützung für ältere Wersi-Orgeln und OX7 an. Allerdings nicht auf Grundlage alter Serviceunterlagen, denn die fielen der Insolvenz zum Opfer, hier zählt alleine die Jahrzehnte lange Erfahrung. Mein OX7 ist eines der letzten Modelle mit Software 5.0 und funktioniert nicht nur tadellos, sondern ist auch sehr gepflegt und ich hoffe, dass es noch lange halten wird. Grundsätzlich sollte man beim Kauf auf das Wersi-Logo achten, denn das sind die neueren Exemplare. Beim Einschalten zeigt das Gerät die installierte Software-Version an, ältere Modelle können auf Version 5.0 umgerüstet werden. Die Einbauversion kommt mit einer braunen Holzblende, je nach Orgeltyp kann eine Sonderlackierung erforderlich werden. Das OX7 Baby-B ist bis auf die abgespeckte Bedienung technisch und klanglich identisch.

Die VPT-Technologie des Virtual Drawbar Expanders war eine Neuentwicklung und ist daher nicht mit dem digitalen Zugriegelsystem der CD-Line vergleichbar, die der OX7 allerdings auch emulieren kann. Laut Wersi war die digitale Erzeugung reiner Sinustöne im Vergleich zur analogen Zeit recht schwierig. Heute, über 20 Jahre später, hat sich das natürlich geändert, wie man am VST-Plugin Wer-Sinus hören kann. Dies stammt übrigens nicht von Wersi, aber von einem Entwickler, der selbst Serviceleistungen für Orgeln anbietet.

Der Wersi OX7 im Detail

Wersi OX7 Unterseite

Mit dem OX7 lassen sich vier Orgeltypen emulieren. Zum einen der analoge Sound im Stil der Wersi Helios oder Galaxis, zum anderen der Sound der CD-Line wie Spectra, Wega oder Atlantis. Als Weiteres stehen die Emulationen für die Hammond B3 und H100 zur Verfügung.

Der OX7 besteht aus einem massiven Holzkorpus mit einer matten Aluminiumdeckplatte, daher ist er mit über 2 kg auch recht schwer. Mit etwa 24 cm Breite und 25 cm Tiefe ist er fast quadratisch, am höchsten Punkt misst er rund 10 cm. Die runden Tasten mit den haptischen LEDs sind typisch für die damalige Zeit, der Druckpunkt ist hörbar und spürbar. Der oX7 wirkt sehr solide, einzig die Drehregler erinnern an die Korg Monotribe und wackeln etwas, auch stehen sie mit rund 1,5 cm weit aus dem Gehäuse hervor. Die rückseitigen Anschlüsse sind offenbar direkt mit der Platine verbunden und nicht mit dem Gehäuse verschraubt. Gibt man nicht viel Druck auf die Stecker, dürfte das in der Praxis auch kein Problem sein. Die frontseitigen Zugriegel erinnern mich doch sehr an die Wersi Cosmos, die ich aus Kindertagen kenne und laufen gerastert und leichtgängig. Das Gehäuse wurde so gestaltet, dass sie nicht frei liegen, sondern vom Gehäuse umschlossen werden. Generell scheint es so, dass die Platine mit dem Aluminiumteil des Gehäuses verbunden ist, so dass die gesamte Konstruktion etwas wackelt und mitunter auch Kräfte auf die Platine wirken können. Fallen lassen sollte man den OX7 daher besser nicht.

Wersi OX7 Rückseite

Rückseitig befinden sich die beiden Stereoausgänge, Anschluss für ein Schwellpedal und zwei Fußschalter, zwei MIDI-In-Buchsen für Pedal und Manual, eine MIDI-Out-Buchse, ein Regler zur Stimmung des Instruments, Netzeingangsbuchse und Power-Taste. Hat man drei Keyboards oder wenigstens ein Pedal, kann man sich entsprechend eine Orgel bauen. Werkseitig sind beide Manuale und Pedal den Kanälen 1 bis 3 zugewiesen, das lässt sich schnell ändern. Wer ein MIDI-Keyboard mit 73 oder mehr Tasten einsetzt, kann einen Splitpunkt wählen und Ober- und Untermanual auf eine Tastatur aufteilen. Mit einem Sequencer lassen sich über MIDI-In alle drei Kanäle und Bereiche des Instruments ansteuern, so auch MIDI-Daten für Zugriegel und einiges mehr.

Wersi OX7 Oberseite

Auf der Oberseite gibt es neben den drei Drehreglern und der vierstelligen LED-Segmentanzeige ganze 21 Bedientasten. Mit den fünf Tasten neben dem Display lassen sich die 99 Presets aufrufen, die Demosongs starten, Grundeinstellungen vornehmen und das Instrument transponieren. Jedes Preset speichert Einstellungen für beide Manuale und Bass, diese sind überschreibbar. Das Einstellungsmenü für MIDI-Kanäle und andere Funktionen ist ohne Handbuch nicht immer schnell durchschaut. Die digitalen Drehregler links neben dem Display steuern die Gesamtlautstärke, Effekt- und Perkussionsanteil. Die 16 Tasten darunter haben je Taste eine Funktion, zugehörige LEDs und in Teilen auch das Display informieren über die jeweilige Einstellung.

Mit dem linken Knopf in der oberen Reihe wählt man zunächst das einzustellende Manual, die Tasten rechts daneben kümmern sich um Perkussion, ADSR und Halleinstellung. Der breite Hall ist auch sehr typisch für die Wersi-Instrumente, sechs verschiedene Hallräume stehen zur Verfügung. Die untere Reihe kümmert sich um Rotary und Geschwindigkeit, Vibratotypen und Orgelmodelle. Da mehrere Tasten für eine Funktion zur Verfügung stehen, lassen sich die gewünschten Einstellungen schnell und blind erreichen. Die Zugriegel lassen sich spontan für ein Preset einsetzen, wobei eine Reglerbewegung sofort alle Drawbars übernimmt. Schiebt man als Beispiel alle Register zu und wählt ein Preset, hört man beim Herausziehen eines Zuges entsprechend nur diese Fußlage. Für Upper, Lower und Pedal stehen je neun Fußlagen zur Verfügung, das Pedal kann übrigens nicht polyphon gespielt werden.

Während manche Einstellungen für alle Parts gelten, wie Hall und Vibratomodus, lässt sich für jeden Part der bevorzugte Orgeltyp wählen. Es ist somit möglich, für das Obermanual eine B3 auszuwählen und eine Helios auf dem Untermanual zu spielen, für das Pedal wählt man schließlich den Sound der CD-Line. Das erlaubt ganz vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten, die je nach Anwendung und Musikstil recht flexibel angepasst und abgespeichert werden können. Der OX7 unterscheidet nicht zwischen Werks- und Nutzerdaten, weshalb Veränderungen auf einem der Speicher abgelegt werden müssen, im Zweifel kann man die Einstellungen wiederherstellen oder per SysEx austauschen.

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Fazit

Sicher ist der Wersi OX7 ein Expander für ganz spezielle Anforderungen, trotzdem aber geht er als Synthesizer durch und stellt einen Klang zur Verfügung, den man ansonsten nur schwer bekommt. Haptisch mit Liebe zum Detail entwickelt, war er Ende der 90er Jahre die einzig bezahlbare Möglichkeit, den Wersi-Sound ins Studio oder auf die Bühne zu bekommen. Für heutige Alleinunterhalterinstrumente gibt es Samples, die aber den Sound eher nachahmen. Es ist eben wie mit der Hammond B3, so lässt sich der Klang heute sehr gut kopieren, aber wird nicht immer im Detail erreicht. Wer den Sound von Wersi sucht, findet ihn aktuell im OX7 oder in der Emulation Wer-Sinus.

Plus

  • solide und wertige Verarbeitung
  • einfache Bedienung durch viele Direktzugriffe
  • echtes Zugriegelsystem
  • sehr authentischer Klangcharakter
  • flexibel einsetzbar

Minus

  • B3- und Rotary kann nicht überzeugen
  • Einstellmöglichkeiten ohne Handbuch in Teilen etwas unübersichtlich

Preis

  • Einführungspreis: rund DM 2.600
  • Gebrauchtpreis: rund 200 Euro aufwärts
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    costello RED

    Schöner Testbericht. In einem Punkt würde ich Dir aber widersprechen wollen. Du schreibst: „Auch wenn sich umgangssprachlich der Begriff der „Hammondorgel“ einbürgerte, waren es im schlimmsten Fall Modelle von Bontempi, Farfisa…“ Eine Farfisa Compact Duo ist doch Kult. Der Sound von Rick Wright (mit Binson Echorec , von Country Joe & The Fish, Sam The Sham & The Pharaohs, Inspiral Carpets oder auch auf Percy Sledges „When A Man Loves A Woman“.

    • Profilbild
      k.rausch AHU

      @costello Da bin ich auch drübergestolpert. Sicherlich ist damit die deutsche Sichtweise gemeint, das auch teils zugetroffen hat und Hammond wurde oft wie Tempotaschentuch als Synonym übergreifend gesagt. Dabei waren Philicorda, Yamaha, Gulbransen längst seit den 60ern oder früher global etabliert und wurden auch beim eigenen Namen genannt.

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        TobyB RED

        @k.rausch Exakt, ohne Farfisa würde der gesamte Britpop Bereich von den 60ies bis heute wesentlich anders klingen. Nimm mal bei David Bowie von der LP LOW die Farfisa weg, Always Crashing in the Same Car würde nicht funktionieren. Green Onions -Booker T. & The M.G.’s würds nicht geben. Rock Lobster & Planet Claire – The B-52’s ohne Farfisa, ne nicht wirklich. Britischer Ska, Two Tone und Rocksteady wäre so nicht passiert. Und wie Costello schreibt, Britisch Rave Ende der Achtziger, Inspiral Carpets oder Happy Mondays ohne Farfisa. Ich will mir das gar nicht vorstellen.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @costello Ich habe das eben mal verifiziert. Ihr habt natürlich Recht, was die klangliche Popularität angeht. Trotzdem aber produzierte Farfisa analoge Kleinorgeln und im Falle derer meines Orgelunterrichts furchtbare Instrumente. Farfisa wurde zu allem Überfluss später an Bontempi verkauft, siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Farfisa Mit der Popularität ist das vermutlich vergleichbar mit dem Stylophone, jedoch als eigenständiges Heiminstrument ist der Sound vergleichsweise nicht überzeugend.

      • Profilbild
        k.rausch AHU

        @Stephan Merk Danke übrigens für die Thematisierung Klaus Wunderlich, ein wahrer Meister an den Drawbars, er hat eine starke Signatur mit seinen Sounds hinterlassen.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Stephan Merk Jo, es gibt Farfisa und Farfisa… mit 9 oder 10 wollte ich unbedingt eine Orgel und saß immer andächtig neben der zweimanualigen Farfisa meines Nachbarn, während er geheimnisvoll an den unzähligen Knöpfen und Reglern rumfummelte. Gekriegt habe ich letztendlich eine einmanualige Einsteiger-Bontempi, deren Tasten lauter klapperten, als die Orgel tönen konnte.

        Die Qualitätsunterschiede bei Farfisa waren recht drastisch. Bei den Heimversionen mit zwei Manualen gab es super verarbeitete und gut klingende Varianten, aber auch Klapperzeugs vom Übelsten. Die Nachfrage in den 60ern und 70ern war sehr groß, da hat man sich wohl besonnen und die untere Preisgrenze noch etwas weiter runtergesetzt, um mehr Kunden zu kriegen.

        Ansonsten hat die Firma eine große Vergangenheit, die Teil der Musikgeschichte geworden ist.

      • Profilbild
        Stephan Merk RED

        @TobyB Absolut, bedenke dies aber mal aus einer psychologischen Sichtweise: Wir kennen das, was nicht unseren Vorstellungen, sondern unserer Wahrnehmung entspricht. Alles, was wir uns vorstellen, resultiert aus Erfahrungswerten. Ob B-3, DX-7-Piano oder Farfisa, Moog oder was auch immer, verbinden wir diesen Sound mit Musik, wie wir auch Gerüche mit Ereignissen aus unserer Erinnerung kombinieren. Ob und wie sich die Dinge ohne Farfisa in diesem Fall entwickelt hätten, lässt sich nur vermuten. Ich denke, dass Spielweise, Harmonie-, Melodiekonstrukt und die Eigenschaften eines Songs wesentlich mehr zum Erfolg beitragen, als ein Grundsound, auch wenn dieser natürlich für eine gewisse Signatur verantwortlich zeichnet.

        • Profilbild
          TobyB RED

          @Stephan Merk Das stimmt schon, du musst zumindest bei den Jungs von der insel bedenken, das die teilweise gebrauchtes Gear, hier die Farfisa genommen haben, weil die schlicht wenig bis keine Kohle hatten. Und man den Sound von STAX, Motown kannte und wohl liebte. Man muss sich einfach mal von der Vorstellung im Kopf frei machen, das in UK/I die Leute sonderlich viel Geld hatten oder haben. Und die haben ihr Instrument so lange geliebt bis es auseinander gefallen ist. Der Grundsound der Farsifa ist nun schon sehr speziell, ich würde mir das nicht als Heimorgel antun. Macht aber im Bandkontext durchaus Sinn, weil mit einigen spielerischen Kniffen und Kniearbeit am Boost Hebel, hier doch ein durchsetzungsfähiger Sound ensteht, der in einigen Stilrichtungen gebraucht und gefragt wird. Ich hatte auch Madness One Step Beyond oder The Specials aufführen können.

          • Profilbild
            Stephan Merk RED

            @TobyB Siehst Du, das meinte ich ja. Obige Sicht traf ich aus dem Blickwinkel bezahlbarer Heimorgeln, dass man natürlich aus Kostengründen auf die Dinger setzte und zum Glück die Eigenständigkeit im Bandkontext heraus gearbeitet hat, ist doch klar. Zumindest von den Heimorgeln in den 80ern kenne ich nur die furchtbaren Farfisas. In YouTube gibt es viele spannende Videos, eine Pergamon konnte schon gut klingen. War doch mit Hohner das Gleiche, die Casio-Krücken, die man als Keyboard umgelabelt hat, waren eben auch keine D-98. Gleichermaßen würde wohl auch niemand auf die Idee kommen, einen OX7 im Bandkontext einzusetzen. ;)

            • Profilbild
              k.rausch AHU

              @Stephan Merk Kostengründe ist der wesentliche Aspekt, so toll klingen wie eine Hammond sollten die meisten Nicht-Hammonds durchaus. Muss man an der Front erlebt haben, um das nachvollziehen zu können. Während eine Hammond, auch in Zeiten späterer Aurora Modelle usw., in der oberen Preisklasse angesiedelt war (von Ausnahmen abgesehen), versuchten gerade die anderen Hersteller und hier speziell die Italiener, die Anschaffung einer Heimorgel besonders in der unteren Preisklasse zu ermöglichen. Deren Klang wird meist als „cheesy“ eingeordnet und hat sich in späterer Zeit fast zufällig zu einem eigenen und hier und dort beliebten Soundcharakter eingeordnet. Selbst die Vox zählt ein bisschen dazu. Wersi selber war auf mehreren Hochzeiten unterwegs, vermarktete ähnlich wie Dr. Böhm gerne mit „Sinuston“, wobei die QX7 recht spät kam und wohl zwischen den Stühlen sitzt. Ich finde die ganz ok, vor allem für die Zeit, wann die rauskam. Ein Kumpel ist The Who Fan und hat die genau für solche Sounds .Baba O’Riley ist mit einer Lowrey eingespielt, die eine Ecke weg von Hammond ist.

  2. Profilbild
    dubsetter

    danke für den bericht..

    mal was anderes als die typischen analog synthies..
    könnte mir vorstellen,
    so ein gerät noch zu besorgen,
    so für reggae/dub orgeln zb.

  3. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Unsere Solina Heimorgel hatte keine Zugriegel, dafür aber die klassischen Strings und auch Brass-Sounds. Die großen Brummer sahen zwar beeindruckend aus, aber die damit gemachte Musik war für mich eher abschreckend. Zu der Zeit (um 1976) gab es fürchterliche Keyboards von Farfisa, welches in einigen Kreisen zum Synonym für schlecht klingende Tasten-Instrumente wurde. Auch Casio wurde ähnlich gering geschätzt, was zum Teil bis heute so ist.
    Der OX7 Expander ist wohl hauptsächlich etwas für Wersi-Fans; ich würde mir wohl eher einen Ferrofish B4000+ oder einen gebrauchten B4000 ASB zulegen…

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @Son of MooG Ja, mit dem B-4000 wirst Du so einen Sound nicht hinbekommen. Bezüglich der Keyboards, Du meinst ganz sicher die 70er und nicht die 80er? Meines Wissens nach hatte Casio Anfang der 80er (Stephan Remmler) mit VL-1 und VL-Tone die Kinderaugen leuchten lassen, man fand sie in allen Kaufhäusern in unterschiedlichen Qualitäten. So schlecht war der Ruf aber gar nicht mal, wenn man die Lern- und Mini-Keyboards vernachlässigt, MT-400 und Coo. waren schon ganz ordentlich. Casio baute auch eine Heimorgel und das SK-1 war das erste Sampling-Keyboard. Denke ich an Yamaha, PSR-50, PSR-60, PSR-70, PSR-6300, alle mit vier FM-Operatoren und alle klangen irgendwie gleich. In den 90ern klang in der Tat alles besser als Casio, zumal Yamaha und Roland auch den Einstiegsmarkt bediente, Roland E-16, Yamaha PSR-300, PSR-400, PSR-500 und so weiter. Rolands AI-Synthese gefiel mir immer besser, als Yamahas AWM. Technics sx-KN600 und sx-KN800 nicht zu vergessen, selbst Kawai baute damals Tischhupen.

      • Profilbild
        Son of MooG AHU

        @Stephan Merk Mit dem SK-1 hatte ich meine ersten Sampling-Erfahrungen gemacht (das hatte u.a. auch ein überraschend gutes Simmons-Drum Sample-Preset) und über längere Zeit hatte ich noch einen CZ-1000 als Leihgabe, mit dem ich Sounds hinkriegte, die mit meinem bescheidenen, meist analogen Setup aus Juno-6, MS-10, MC-202 und DDM-110 nicht möglich waren. Dennoch war ich mit dem DX100, den ich nach der Rückgabe des Casios erstand, weitaus zufriedener, trotz Mini-Tastatur.
        In den 90ern hatte ich kurz ein Kawai FS690, das auch mein erster GM-Klangerzeuger war. Das Keyboard hat mir sehr gut gefallen, nicht zuletzt auch wegen der guten Tastatur (für die Preisklasse). Aus Platzmangel musste es dann einem Yamaha TG100 weichen. Mir gefiel AWM sehr gut und Yamaha hatte oft auch die preiswertesten Angebote, daher blieb ich ihnen bis zum MU90R treu…

  4. Profilbild
    SynthNerd AHU

    Danke für den Artikel. Ich mag Orgeln, auch deren Emulationen.

    Interesannt für mich ist auch wie verschieden die subjektive Beurteilung von Klang ist.
    Demo 1, das zeigen soll, was das Gerät am schlechtesten kann, klingt für meine Ohren noch am besten – zumindest die ersten 25 Sekunden. Die Demos 2…4 hingegen mag ich eher nicht. Ist halt alles auch eine Frage des individuellen Geschmacks.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @SynthNerd Vermutlich hast Du mich missverstanden. Es ging mir nicht um die Qualität des Demos, sondern um den Kontext zum Sound. Hier zeigt Demo 1 mit dem statisch klingenden Leslie und fehlenden Overdrive, dass der OX7 überhaupt keine attraktive Hammond-Emulation bietet. Hingegen würden die Demos 2 und 4 vermutlich auf einem Ferrofish B4000+ ziemlich seltsam klingen. Hierzu muss man wissen, dass das OX7 ja auch dazu konzipiert wurde, den Hammond-Sound in die großen Wersi-Orgeln zu bringen. Thema verfehlt wäre jedoch auch ungerechtfertigt, weil man hier natürlich den technischen Stand von Ende der 90er Jahre mit berücksichtigen muss. Native Instruments mit der Virtual B-4, die Wersi übrigens in die OAS-Instrumente als VST-PlugIn integriert hat, kam erst einige Jahre später.

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        SynthNerd AHU

        @Stephan Merk Ich meine du hast mit den Beispielen gezeigt, was die kleine Wersi kann und was nicht. Und das finde ich gut so. Meine Anmerkung drückt nur aus, dass mir im Vergleich (zur eigenen Überraschung) subjektiv am besten gefällt, was die kleine Kiste aus deiner Sicht nicht so gut kann. Dass klangliche Fähigkeiten eines Instruments und individuelle musikalische Präferenzen miteinander zu tun haben, aber dennoch getrennt zu betrachten sind, ist unbenommen.

        btw: da du den Eisenfisch erwähnst – mich interessiert, ob der nach deiner Erfahrung mit solch bekannten Emulationen wie etwa Korg CX-3 oder Roland VK-7/8 mithalten kann?

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          Stephan Merk RED

          @SynthNerd Ich formuliere das mal in einer Gegenfrage: Dir gefällt also die magere B-3-Emulation mit ziemlich unrealistischem Leslie und ohne Overdrive? Das war mir nämlich nicht klar, ob Du die Musik selbst oder den Grundsound meintest. Zu Deiner zweiten Frage bezüglich B4000+ kann ich nichts schreiben, ich kenne das Gerät nur von der Musikmesse und fand es klanglich, vor Allem aufgrund der weitaus besseren Leslie-Emulation, schon ansprechend. Lies dazu aber mal unseren Test: https://www.amazona.de/test-ferrofish-b4000-orgel-soundmodul/ Ich denke, Preis-Leistung spielt da auch eine entscheidende Rolle. So finde ich beispielsweise die in Logic integrierte B-3-Emulation vergleichsweise gut. Nur, das ist eben der Punkt, die B-3 ist keine Orgel für Unterhaltungsmusik, wie sie eben vom Wersi-Sound geprägt wurde.

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            SynthNerd AHU

            @Stephan Merk Ja, die ersten 25 Sekunden im Demo 1 entsprechen dem, was meine Gehör an Tonewheel-Orgeln und deren Emulationen mag mehr, als die Demos 2-4 (klanglich und musikalisch).

            Danke für den Link zum B4000+ Test. Zu diesem hatte ich letztes Jahr einen Kommentar angehängt, da ich der Aussage zu den fehlenden Werteangaben der Drehregler widersprechen wollte. Ich habe eine B4000+. Meine subjektive Erfahrung ist, dass mich die Emulations-Klassiker CX-3 oder VK-7, die ich gelegentlich in Konzerten oder Konzertmitschnitten gehört habe, klanglich mehr überzeugten. Ich hatte aber noch nie die Gelegenheit, diese selbst zu nutzen und der Fernvergleich mit irgendwann irgendwo passiv gehörtem ist schwierig. Daher interessiert mich, wie andere Nutzer (die ggf. direkt vergleichen konnten) das empfinden.

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              Stephan Merk RED

              @SynthNerd Neben dem persönlichen Geschmack auf der einen, muss man sicher auch die Intentionen auf der anderen Seite berücksichtigen. Eine CX-3 will den Grundsound von Korg nachbilden, eine VK-7 orientiert sich an Roland und den damaligen Instrumenten. Genauso haben Yamaha, Vox, Farfisa ihren eigenständigen Klang, Dr.Böhm und Wersi natürlich auch. Das kann einem gefallen, objektiv aber geht es bei der Emulation doch um die klangliche Nachbildung. B4000+ und OX7 laufen aus Hammond-Sicht deutlich auseinander, wobei das natürlich auch an der Effektnachbildung liegt, ein Leslie ist eben eine mechanische Komponente, die wie ein Gitarren-Amp mikrofoniert werden muss.

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                Son of MooG AHU

                @Stephan Merk Der Nord Electro 4D bietet für mich die besten Orgel-Modelle, lag aber auch in einer anderen Preislage. Bei der B3 überzeugen auch der Overdrive und die Leslie-Simulation, die sich natürlich auch auf die Farfisa und Vox anwenden lassen und diese erheblich aufwerten. Dazu kommen dann noch die Piano- und Sample-Player-Sektionen sowie sehr gute Effekte. Klaus Schulzes Farfisa auf „Irrlicht“ wäre so reproduzierbar, wie auch die ersten Alben von Tangerine Dream zwischen „Alpha Centauri“ und „Atem“. Neben den Orgeln nutze ich den E4D auch gerne als Mellotron; die Clavia Sample Library bietet eine Fülle an Sounds, darunter auch Artists Tapes von TD, die sämtliche Sound- und Vocal-FX beinhalten.

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                  SynthNerd AHU

                  @Son of MooG Oh ja, habe letztes Jahr mal ein Nord Stage 3 bespielen dürfen – da haben mir die Orgeln auch sehr gefallen – sind vermutlich gleich oder ähnlich denen des Nord Electro. Der Preis ist für das gebotene sicher fair, aber etwas über meiner Schmerzgrenze.
                  Mal sehen, vielleicht schieße ich in der Bucht irgendwann mal ’ne gebrauchte CX-3 oder etwas ähnliches.

                  Auf TD bin ich erst gestoßen, als Klaus Schulze schon weg war (und seine Orgel vermutlich mitgenommen hatte). Immerhin habe ich 2014 noch eines der letzten Konzerte mit Edgar Froese erleben dürfen – ohne Orgel, aber trotzdem sehr schön :-)

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    Piet66 RED

    Hallo lieber Stephan, vielen Dank für Deinen tollen Artikel!
    Anfang der 90er „durfte“ ich berufsbedingt heilige Stätten wie Wersi, Dr. Böhm, Waldorf (der Wave war da gerade aktuell), Quasimidi (sehr innovatives Umfeld zu dieser Zeit!) oder auch Sennheiser (die ersten mir damals bekannten Kopfhörer mit Voice cancellation!) besuchen, das war immer sehr spannend! Bei Wersi hatte mir damals ein Entwickler erläutert, dass die Tastatur einer dort ausgestellten elektronischen High-Class Orgel mit 1 MHz, also quasi in Echtzeit, abgetastet wird.
    Als Heranwachsender hatte ich mir immer ein Tasteninstrument gewünscht, Orgeln und Klaviere waren aber damals groß und natürlich auch sehr teuer. Dann habe ich meine ersten „Synths“ eben selbst aufgebaut, mit Komponenten aus ausgeschlachteten Fernsehern, Radios, Kassettenrekordern, usw. Als Tastatur mussten Märklin Weichensteller (4 Drucktaster pro Steller) des Freundes meiner Schwester herhalten. Mit dieser Apparatur konnte ich zum Beispiel prima die Tonfolge von dem Kino-Klassiker „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ spielen. Später bin ich dann auf Querflöte umgestiegen, Jethro Tull waren da gerade groß angesagt.
    Sorry for off-topic, aber alles das schwingt bei mir bei dem Thema „Orgel“ mit….

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      Stephan Merk RED

      @Piet66 Na, das klingt aber mal spannend. ;) Bezogen auf Wersi hast Du da was angesprochen, das vermutlich auch in Teilen für den Untergang verantwortlich war. Nach meinem Gefühl hat man versucht, das technisch machbare in bombastische Elektronik zu packen, die CD-Lline beispielsweise hat ja klanglich selbst eine Korg M1 überflügelt, Keyboards sowieso. Nur, Du erwähntest es, die innovativen Hersteller der Digitalinstrumente waren vielleicht etwas flexibler. Selbst wenn ein teurer Synthesizer 8.000 Euro kostete, wäre das für eine Heimorgel günstig, obendrein lässt sich der auch leichter transportieren. So eine Heimorgel bleibt aber so, das gilt auch für den Sound und Ende der 80er Jahre hat sich der Markt zu Gunsten von Keyboards verlagert. Das Wersi Pegasus war auch gut, aber viel teurer und nicht besser, als Yamaha oder Roland. Da blieb nur der Orgel-Sound als Alleinstellungsmerkmal, das machte sich später auch Hammond beim SK-1 zu Nutze und Technics beim sx-KN7000 mit den Drawbars.

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