ST-2
Auch hier die gleiche Vorgehensweise wie bei dem BC-2, erst mal alles schön auf Clean, Klangregelung neutral. Oh ja, das ist Marshall, alle Achtung. Selten habe ich ein Modeler getroffen, welcher schon beim ersten Anschlag den Protagonisten dermaßen klar definiert wie der ST-2. Schön angezerrt, extrem dynamisch in der Sättigung und dem spezifischen Mittenanteil der EL34-Röhre im Abgang. Der Modeler klebt geradezu an meiner Spielweise, ganz großes Kino. AC/DC, Free oder auch alte Zeppelin-Sounds füllen den Raum.
Mit zunehmendem „Sound-Anteil“ erhöht sich nicht nur der Verzerrungsgrad, in der Tat macht dann der Sound-Regler seinem Namen alle Ehre. Klanglich schiebt sich langsam die geänderte Klangregelung der 800er/900er Serie mit Mastervolume ins Bild. Frühe Achtziger Metal-Assoziationen machen schnell die Runde. Priest, Maiden, Saxon – alles bevor High-Gain-Amps den letzten Rest Dynamik wegbügelten, auch sehr schön getroffen.
Also dann, mal sehen wie sich hohe Verzerrungsgrade im Pedal klanglich durchsetzen. Und siehe da, selbst bei Vollanschlag bleiben die Akkorde durchsichtig, es tritt nicht der berüchtigte Matsch vieler Konkurrenten ein. Was außerordentlich gut gefällt, ist der durchweg hohe Mittenanteil in allen Sound-Presets. Marshall war noch nie für den sogenannten „Scoop-Sound“ prädestiniert, von daher ist es eine Wohltat, dass die Konstrukteure nicht den Fehler machten, auf Teufel komm raus die „Badewanne“ über das Pedal zu generieren. Das Beschränken auf die klanglichen Spezialitäten macht sich bezahlt, der ST-2 überzeugt auf der ganzen Linie!
FBM-1
Wer hätte seiner Zeit erwartet, dass ein Verstärker, welcher ursprünglich für Bassisten konzipiert war, in seinem vorbestimmten Einsatzgebiet so gnadenlos scheitern sollte und im gleichen Atemzug so gnadenlos erfolgreich unter Gitarristen werden würde. Darüber hinaus lieferte er auch noch den Schaltplan zu Marshalls Heiligem Gral, dem Plexi, den Jim Marshall gerne „übernahm“. Seinem ursprünglichen Ansatz ist auch der Grundklang geschuldet, welcher mit perlenden Höhen, druckvollen Bässe und sehr moderater Verzerrung einhergeht. Zudem tragen die 10″-Speaker einen entscheidenden Anteil an der Klangformung.
Sehr gut gefällt mir die natürliche Kompression des Pedals, welche das natürliche Verhalten einer Röhre sehr schön abbildet. Der FBM-1 eignet sich sehr schön dazu, einem eher belanglosem Amp mehr Leben einzuhauchen. Der Amp erfährt fast so etwas wie eine Exciter-Funktion, insbesondere wenn man den Gainregler im eher unteren Bereich fährt. Der klassisch „amerikanische“ Sound mit kräftigen Höhen und moderaten Mitten wurde gut getroffen, zudem reagiert das Pedal sehr schön auf eine dynamische Spielweise. Blues, auch gerne die härtere Texas Blues-Variante bis hinunter zum Country und Jazz, sind die bevorzugten Spielwiesen des FBM-1. Und diese bedient er in Perfektion.
FDR-1
Wie auch die Bassman-Adaption kommt auch der FDR-1 seinem Ausgangsverstärker, dem 65er Deluxe Reverb, schon bei den ersten Tönen sehr nahe. Die klassisch mächtigen Bässe, das typische Mittenloch und die strahlenden Höhen werden sehr gut abgebildet und sorgen für einen großen Wohlfühlfaktor. Auch das bekannte leichte Matschen bei zunehmender Verzerrung wurde sehr gut übernommen und sorgt für den ultimativen Blueston bei dezentem Crunch. Die Emulation des Federhalls ist glaubwürdig, der Tremolo-Effekt klassisch. Eine echte Blues-Kanone mit sehr schönem sechziger Jahre Flair.
Jetzt höre ich schon die ersten Fragen, „wäre es nicht sinnvoller, die Pedale im FX-Return zu platzieren, um die Klangfärbung der Vorstufe zu eliminieren?“ Genau das war meine erste Tat, nämlich ein A/B Vergleich zwischen den beiden Anschlussmöglichkeiten. Interessanterweise klang der reguläre Gitarreninput frischer und sogar authentischer. So wie es aussieht, wurden sowohl der Signalpegel als auch die Frequenzmodulation auf die Verwendung der empfindlicheren Input Buchse eines Amps hin konzipiert. Dies hat natürlich auch den Vorteil, dass Amps ohne FX-Loop verwendet werden können.