Was bringen aktuelle Desktop-Monitorständer?
Im ersten Teil dieses Artikels hatte ich die Grundlagen der Monitor-Entkopplung erläutert: Warum ist das notwendig, was bewirkt es, welche Gründe sprechen dafür, welche dagegen, welche „home made“-Alternativen gibt es? Außerdem hatte ich verschiedene Lösungen aus den Bereichen „Pucks“, „Pads“ und „Schaumstoffunterlagen“ vorgestellt und getestet. Daran möchte ich hier im zweiten Teil des Artikels anknüpfen und mir verschiedene Monitor-Stands-Entkoppler und ausgefallenere Varianten näher anschauen.
Teil 1 mit dem Thema „Audio-Akustik-Entkoppler für Studiomonitore“ findet ihr hier.
Inhaltsverzeichnis
Desktop-Monitorständer für Nahfeldmonitore
Falls ihr die folgenden Vorbemerkungen schon im ersten Teil gelesen habt, dürft ihr den Absatz hier getrost überspringen. Für alle anderen, die direkt hier gelandet sind, wiederhole ich die wichtigsten Informationen in aller Kürze, da sie für das Verständnis des Tests relevant sind.
An Monitorboxen kamen zum Einsatz:
JBL 308 MKII (8,1 kg je Monitor, Grundfläche 254 x 308 mm)
Merkmale: detaillierter, transparenter Klang, druckvoller Bass, breites Stereofeld. Die Monitore haben keine Filzkleber auf der Unterseite, die Bassreflexöffnung befindet sich auf der Rückseite.
KRK Rokit RP5 G5 (4,85 kg je Monitor, Grundfläche 191 x 242 mm)
Merkmale: Prägnanter, „punchy“ Bass, ausgewogener, detailreicher Klang. Auf der Unterseite haben die Rokit von Haus aus eine breite Gummiunterlage und strahlen so ohnehin wenig nach unten ab. Die Bassreflexöffnung befindet sich vorn.
Meine Monitore stehen auf der „Empore“ meines Zaor Studiotisches direkt auf dem Holz. Die JBL sonst genau auf Ohrenhöhe, die KRK wären da etwa 10-15 cm zu tief. Die Bilder der Frequenzmessung zeigen in der roten Linie den Peak-Wert der jeweiligen Frequenz (gelbe Linie bitte ignorieren, das ist die Momentaufnahme – ließ sich leider nicht ausblenden). Für einen genaueren Blick auf den Bassbereich habe ich immer auch noch eine Analyse mit einer logarithmischen Skala gemacht, zusätzlich zur linearen (Glättungsfaktor 0,3), die hier als Screenshots auftaucht.
Zum Test habe ich stets denselben, recht basslastigen Song über die Boxen abgespielt. Andere Songs würden natürlich ein etwas anderes Frequenzbild zeigen, auch sind die Auswirkungen der Entkoppler bei jedem anderen Monitortyp wieder anders. Typen mit höherer Eigenschwingung als die JBL oder KRK reagieren anders als die, die eh kaum etwas nach außen lassen.
Wie groß sind die Klangunterschiede?
Die Klangunterschiede mit/ohne Entkoppler waren im Test der Monitorständer meist sehr dezent. Wenn ich also im Folgenden davon schreibe, dass der Klang auf mich etwas luftiger, transparenter oder ausgewogener schien, so waren diese Unterschiede zwar (in meinen Ohren) feststellbar, brachen aber auch nicht gerade als akustische Offenbarung über mich herein. Und zum einen sind Höreindrücke ja immer rein subjektiv (und abhängig vom Hörvermögen, Alter und den gemachten Hörerfahrungen), zum anderen wird es nach einigen Teststunden zunehmend schwieriger, da Unterschiede noch genau zu hören und zu benennen. Das bitte ich auch hier zu berücksichtigen.
Und hier noch die Frequenzverläufe der beiden Monitormodelle ohne Entkoppler – also direkt auf Holz stehend – zum Vergleich mit den nachfolgenden Tests:
Fluid Audio DS5 Studio Monitor Stand
- Typ: Tischstativ
- Material: MDF, Metall
- Passend für: 4’’ / 5’’ Lautsprecher
- Andere Größen: DS8
- Höhe: einstellbar (7,9 cm / 14,3 cm)
- Neigungswinkel: einstellbar (0 / 3 / 6 Grad)
- Lieferart: paarweise
- Preis: 44,- Euro
- Release: August 2018
“Entkoppeln, anheben und anwinkeln” heißt es beim DS5 Studio Monitor Stand von Fluid Audio. Der DS5 kommt in 64 Einzelteilen, muss also zusammengebaut werden, was in ca. 15 Minuten erledigt sein sollte. Wobei man sich dabei dann für eine der beiden möglichen Höhen (7,9 bzw. 14,3 cm) entscheiden muss, mal eben hoch- oder runterkurbeln geht nicht.
Etwas ärgerlich ist auch, dass beim Zusammenbau sehr enge Kunststoffklammern über folierte MDF-Platten geschoben werden müssen, die an den Kanten der Auflagestellen dann zwangsläufig leicht ramponiert werden – da kann man noch so vorsichtig sein. Das sieht man aber nur, wenn man die Ständer wieder auseinanderbaut.
Die Entkopplung erfolgt durch kleine Klebepads, die sowohl an der Unterseite der Ständer als auch auf deren Oberseite angebracht werden. Durch verschiedene Höhen der Gummifüße kann man die eine dezente, unterschiedliche Neigung der Monitore erreichen (ca. 0, 3 und 6 Grad). Da die Gummifüße geklebt werden, ist auch hier ein späterer Wechsel wohl nicht vorgesehen.
Praxistest (KRK): Die Tischstative von Fluid Audio machen optisch schon was her, stehen – bis auf das bauartbedingte leichte Wackeln – recht stabil und dank der Pads auch rutschfest. Die ich hier mit 3 Grad Neigung installiert habe, um die Monitore auf Ohrhöhe zu bringen. Und wieder stelle ich fest, wie erstaunlich viel das ausmacht, wenn die Schallwellen direkt aufs Trommelfell treffen: Das hört sich – subjektiv – viel aufgeräumter, weniger anstrengend und ausgeglichener an. Wieviel da zusätzlich die Entkopplung über die Pads ausmacht, vermag ich nicht zu sagen: Die KRK sind da ohnehin schon gut aufgestellt und die JBL passen nicht auf die DS5, da wären die DS8 die richtige Wahl. Die Peaks der Frequenzmessung zeigen auch hier etwas gleichmäßigere Bässe und Mitten, eine Anhebung um 5 kHz herum und einen abgebremsten Höhenabfall ab 15 kHz.


IsoAcoustics ISO-155
- Typ: Monitor-Stand / Tischstativ
- Material: Gummi / Kunststoff / Metall
- Passend für: Auflagefläche 155 x 190 mm
- Andere Größen: ISO-130, ISO-200, ISO-200SUB, ISO-430
- Max. Belastung: 18 kg
- Höhe: 7,6 cm / 21 cm
- Neigungswinkel: bis 6,5 Grad
- Lieferart: 2 Ständer
- Preis: 111,- Euro
- Release: Oktober 2018
Die schwarzen ISO-Tischstative von IsoAcoustics kommen als Bausatz, sind aber wesentlich schneller und einfacher aufzubauen als die anderen Kits hier. In zwei Minuten steht alles und kann auch leicht wieder demontiert werden. Das Boden- und Deckgerüst bestehen aus einem Kunststoffrahmen mit Gummifüßen. In die – ebenfalls mit Gummi ausgekleideten – Hülsen werden Metallstäbe gesteckt, die in zwei verschiedenen Längen mitgeliefert werden. Das Gummi entkoppelt also einerseits das Gestell zur Tischplatte hin wie auch oben die Boxen vom Gestell und außerdem die Metallrohre von den Kunststoffplatten. Mit kleinen Kunststoff-Verlängerungsstücken, die zusätzlich entweder nur oben oder oben und unten eingesteckt werden können, lassen sich die Monitore in zwei Stufen sowohl nach vorne oder auch nach hinten anwinkeln. Der Preis scheint mir jedoch recht ambitioniert. Zwei Meter Stahlrohr (kosten im Handel keine 5,- Euro), dazu vier Kunststoffrahmen und 16 Gummihülsen – auch wenn der reine Materialpreis natürlich eine Milchmädchenrechnung ist, scheinen mir 111,- bzw. 169,- Euro (für die ISO-200) doch als etwas hoch gegriffen.
Praxistest (KRK): Mit den kürzeren Stangen steht die Box stabil, mit den längeren wird es allerdings extrem wacklig, bei den ISO-200 noch ausgeprägter. Kein Wunder, wenn Stahlstangen in Gummimuffen stecken und man oben einige Kilo Gewicht drauflegt. Wenn ich Monitore weit nach oben setzen muss, wären die ISO-Modelle von IsoAcoustic daher nicht unbedingt meine erste Wahl. Trotzdem: Sie sehen wirklich gut aus, entkoppeln perfekt und lassen sich mit den Spacern gut neigen. Auch der Klang gewinnt an Klarheit – in erster Linie vermutlich, weil die KRK Rokit durch die kurzen Stangen und den Neigungswinkel jetzt auf Ohrhöhe sind. Aber ein Stück auch durch die Entkopplung, wie der Frequenzgang zeigt: Die Bässe etwas knackiger und weniger diffus, die Mitten leicht angehoben und offener, die Höhen ab der Mitte zurückgenommen, ohne aber den starken Abfall am Ende.


IsoAcoustics ISO-200
- Typ: Monitor-Stand / Tischstativ
- Material: Gummi / Kunststoff / Metall
- Passend für: Auflagefläche 200 x 255 mm
- Andere Größen: ISO-130, ISO-200, ISO-200SUB, ISO-430
- Max. Belastung: 27 kg
- Höhe: 9,5 cm / 21,5 cm
- Neigungswinkel: bis 6,5 Grad
- Lieferart: 2 Ständer
- Preis: 169,- Euro
- Release: Februar 2019
Aufbau und Material wie bei ISO-155.
Praxistest (JBL): Das Wackeln ist hier beim Einsatz der längeren Stangen noch extremer, auch weil die Monitore hier noch schwerer sind. Mit den kürzeren Stangen aber ist das ok. Vom Look her gefallen mir die ISO-Modelle von allen Kandidaten hier am besten, die Entkopplung klappt auch mit der größeren Box gut. Klanglich bügeln die ISO-200 die Überbetonung im Bassbereich um die 150 Hz aus, heben die Mitten leicht an und die Höhen etwas zurück. Die Folge ist (wie immer subjektiv gehört) eine Prise mehr Transparenz und Ausgeglichenheit.


Spezielle Lösungen als Audio-Akustik-Entkoppler
TritonAudio NeoLev
- Typ: mechanische Entkopplung
- Material: Neodym-Magneten, Metall
- Passend für: alle Größen
- Andere Größen: –
- Max. Belastung: 8 kg pro Fuß
- Höhe: 2,2 – 3,0 cm
- Neigungswinkel: 0 Grad
- Lieferart: 4er Set / 1 Box
- Preis: 195,- Euro (49,- Euro pro Stück)
- Release: Mai 2018
Einen ganzen anderen Weg – fernab von Gummi und Schaumstoff – verfolgen die NeoLev von TritonAudio, die mein lieber Kollege Bolle an dieser Stelle schon einmal vor knapp zwei Jahren einzeln getestet hatte. Diese „Schwebedämpfer“ funktionieren nämlich mit zwei sich abstoßenden, runden Neodym-Magneten. Dabei wird der obere durch einen dünnen Führungsstift, der in einer Hülse im Metallfuß lose steckt, davon abgehalten, seitlich wegzurutschen. Da besagte Hülse in einem Gewinde steckt, kann die hier um ein paar Millimeter die Höhe verschoben werden, was aber vermutlich eher für Plattenspieler interessant ist, die auf einer nicht ganz ebenen Fläche stehen oder ähnliches. Das Unterteil ist gummiert, um die Konstruktion gegen Verrutschen zu sichern. Warum aber nun das schicke Logo auf dem Oberteil abgebildet ist – das man im Einsatz ja gar nicht sieht – und nicht auf der Seite, wissen allein die Produktdesigner.
Der Preis ist allerdings schon heftig: Wer zwei Monitore damit versorgen will, benötigt acht Stück und ist mit stolzen 398,- Euro dabei. Mehr als manche/viele für ihre Monitore selber ausgeben. Also eher weniger was für Hobbymusiker. Schaut man sich im Netz um, tauchen die TritonAudio NeoLev oft im Highend-HiFi-Bereich auf.
Praxistest (KRK): Die Montage ist problematisch: Steckt man den Magneten mit dem Führungsstift in die Hülse, wird der so stark abgestoßen, dass er wieder rausfliegt. Da kann man dann nur ganz vorsichtig versuchen, eine Ecke nach der anderen „reinzufriemeln“ – Metallfuß hinlegen, Gegenmagnet mit Stift unter Box mit der Hand fixieren und dann verbinden. Was aber mit zunehmender Zahl an bereits installierten Füßen immer schwieriger wird. Oder aber die beiden Magnet-Teil vorher per Klebeband fixieren, das man dann, wenn alles steht, abzieht.
Auch das „Monitor mal eben ein Stück weiter zu mir drehen“ oder „mal eben anheben“ wird dadurch deutlich aufwändiger. Sind die Triton NeoLevs aber erst einmal aufgebaut, machen sie einen guten Job. Die Monitore stehen sicher, die einzelnen Füße haben noch eine Menge Spiel, das Gewicht verkraften sie locker. Etwas ungewohnt ist, dass die Monitore leicht schaukeln, wenn man sie anstößt – sie „schweben“ halt auf einem Magnetkissen. Die Entkopplung vom Untergrund ist perfekt, passend zu den Magneten scheint auch der Klang ein wenig mehr zu schweben. Der Bereich zwischen 6 und 10 kHz wird leicht angehoben, die extremen Höhen ab 18 kHz haben etwas mehr Biss.


JBL 308P MKII ohne Entkoppler:
Du hast 50dB mehr bei 375Hz im Vergleich zu 10kHz???
@Sangeet Bin ich der Einzige dem das auffällt? Oder liegt es an meiner Sichtweise?
@Sangeet Ich sehe mir solche Diagramme selten genauer an, aber du hast natürlich recht. Da ich davon ausgehe, dass Matthias gut hört und auch nicht zu denen gehört, die sich mir dem Slogan: „jetzt mit 40% mehr Bass“ ködern lassen, muss wohl beim Diagramm oder der Messung was schiefgelaufen sein.
Oder es lief gerade ein Basssolo