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Vergleichstest: Neumann KMS 105, Sennheiser e965, Shure KSM9, Kondensatormikrofone

(ID: 65161)

Sound

Kommen wir nun zum Wesentlichen, wie schlagen sich die drei Testkandidaten im Klangtest. Dafür schalte ich das KMS9 und das e965  in die Supernieren-Charakteristik, um hier mit dem KSM 105 direkt vergleichen zu können.

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Dieses nehme ich dann auch als erstes unter die Lupe bzw. unter die Lippen. Es erzeugt einen sehr offenen Grundklang, der gerade im Höhenbereich eine Seidigkeit entwickelt, die mit günstigen Kondensern und erst recht mit dynamischen Mikrofonen nicht zu erreichen ist. Die Bassanhebung beim Nahbesprechen fällt recht gering aus, hier hat Neumann elektronisch nachgearbeitet. Das führt einerseits dazu, dass mit dem Mikrofon sehr gut mit dem Abstand zum Mund gearbeitet werden kann, bei disziplinierten Sängern/innen kann man da getrost auf den Compressor im Kanal verzichten. Andererseits gerät der Tiefmittenbereich etwas schlank, wer richtig losröhren will, hat Mühe, hier den nötigen Druck zu erzeugen. Die Supernieren-Charakteristik funktioniert gut, der Schalleintritt von vorne ist breit genug, seitlich wird fast vollständig unterdrückt, von hinten kommt recht viel Pegel durch. Für Bands, die noch mit herkömmlichen Monitoring arbeiten bedeutet dies, die Monitore lieber etwas seitlich zu stellen, um Feedback zu vermeiden.

Als nächste darf sich das e965 versuchen. Es liefert deutlich mehr Ausgangsleistung als das Neumann, also kann das Gain am Preamp etwas zurück gefahren werden. Das Sennheiser klingt so, wie es die 1″ Kapsel schon assoziiert hatte, plastisch und mächtig.

e965 Großmembran-Kapsel

e965 Großmembran-Kapsel

Der Nahbesprech-Effekt ist sehr deutlich ausgeprägt, das ist fast schon zuviel des Guten. Richtig gut klingt das Mikro mit einem Einsprechabstand von ca. 3 cm, hier wird der neutralste Sound erreicht. Bisher hatte ich den LowCut noch nicht aktiviert, dies geschieht nun und jetzt ist das e965 auch direkt an den Lippen zu führen. Mit Abständen von mehr als 5 cm wird das Signal recht flach, daher eignet sich das Mikro eher für Nah- und Halbnah-Besingung. Die schönen Höhen des Neumann-Pendants kann das Sennheiser nicht liefern, hier ist eine druckvollere, dunklere Klangcharakteristik vorgegeben. Die Superniere blendet den seitlichen Schall sehr gut aus und auch aus dem Rückbereich kommt deutlich weniger an, als es beim KSM 105 der Fall war.

Als letztes wird nun das KSM9 besungen. Was sofort auffällt, es ist fast kein Nahbesprech-Effekt vorhanden. Mir fällt spontan kein Gesangsmikrofon ein, wo der Lippenabstand so wenig Einfluss auf den Frequenzgang hat. Tatsächlich erwähnt die Bedienungsanleitung auch, dass auf diesen Aspekt besonderen Wert bei der Entwicklung gelegt wurde, wie die das hingekriegt haben, keine Ahnung, aber es funktioniert. Die tieferen Mitten sind also schön da, ohne zu dröhnen, die hohen Mitten, die für die Sprachverständlichkeit so wichtig sind, sind auch schön heraus gebildet, allein in den Höhen hapert es etwas, die sind auch nicht wesentlich brillanter als beim dunkel abgestimmten e965 und lassen die silbrige Seidigkeit des KSM 105 vermissen. Die Superniere reagiert gut, auch hier wieder eine prima Ausblendung des seitlichen Schalleintritts, verhält sich in etwas wie das Sennheiser. Vom Pegel her kommt es nicht ganz an das Sennheiser heran, liegt aber vor dem Neumann-Mikrofon.

Da e965 und KSM9 ja auch noch die Richtcharakteristik „Niere“ anbieten, wird diese nochmals separat getestet.

Zuerst das Sennheiser: In der Nierenstellung kommt das Signal etwas direkter und klingt nach oben deutlich offener. Den Gesamtklang empfinde ich nun richtig ausgewogen. Wenn es die äußeren Umstände also zulassen, wäre dies meine Einstellungsempfehlung, Trittschaltfilter aktiviert, Nierencharakteristik.

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Mal hören, was sich beim Shure da noch tut. Auch hier klingt die Niere präsenter, die Höhen sind deutlicher auszumachen. Es stellt sich allerdings eine leichte Näseligkeit ein, das kann sich von Stimme zu Stimme unterschiedlich auswirken, hier also keine klare Empfehlung von mir.

Nun gilt es noch die Feedbackfestigkeit zu testen. Dafür baue ich eine kleine Monitoranlage aus zwei hochwertigen KS CPA08 auf.

In diesem Test kommt das Neumann auf Platz 3, es ist aber durchaus ein ordentlicher Monitorpegel zu erzielen. Rund 3 dB lauter ist das Sennheiser zu bekommen und mit nochmals 5 dB mehr Pegel holt sich das Shure in dieser Disziplin die Siegerkrone.

Nun packe ich eine Box zur Seite und stelle die verbliebene direkt vor den Sänger. Obwohl das KSM 105 durch seine Supernieren-Kapsel nun deutlich früher koppeln müsste, gibt es kaum ein Unterschied zur „richtigen“ Monitoraufstellung. Wir bewegen uns hier wirklich im Bereich von maximal 2-3 dB.

Auch die beiden anderen Mikros teste ich vor dieser Aufstellung, jeweils mit beiden Richtcharakteristiken. Beim e965 ist kaum ein Unterschied wahrnehmbar, also auch hier eine recht gutmütige Performance. Das Shure KSM9 lässt sich hier mit der Nierencharakteristik etwa 5 dB lauter bekommen, es reagiert also so, wie es zu erwarten war.

Natürlich wurde dieser Test komplett ohne jegliches EQing durchgeführt.

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Forum
  1. Profilbild
    MidiDino AHU

    Lieber Armin, herzlichen Dank für diesen wunderbaren Test. Die möglichen und sinnvollen Einsatzbereiche zu berücksichtigen, ist eine hervorragende Methode. [Ich wünschte mir, dass auch manche Keys- und Synth-Liebhaber derart offen wären.]

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @MidiDino Hallo MidiDino,

      vielen Dank für das Feedback, es ist immer schön, Rückmeldungen zu bekommen, so Positive erfreuen natürlich besonders.

      Grüße
      Armin

  2. Profilbild
    Markus Galla RED

    Ich finde ebenfalls, dass das ein schöner Testbericht ist und ein fairer Vergleich der Probanden. Natürlich hätte ich jetzt wieder mal gerne die Hörbeispiele (gerade bei einem Vergleich), aber da kann ich wohl lamentieren bis zum Web 3.0. Nebenbei sollte erwähnt werden, dass das KMS 104plus gar nicht zwingend als „Frauenvariante“ zu bezeichnen ist, sondern vielmehr einfach eine andere klangliche Ausprägung hat. Ganz im Gegenteil: ich habe damals für meine Frau extra das die das KMS 104plus gekauft, nur um dann festzustellen, dass es für eine Männerstimme viel besser geeignet ist und die „normale“ Variante ohne Bass-Anhebung besser für ihre Stimme funktioniert (Alt mit Ausrichtung auf Gospel, Rock, Soul). Das KMS 104 verfügt ohnehin schon eine deutliche Anhebung im Bass-Bereich durch den Nahbesprechungseffekt. Beim KMS 104plus beträgt diese bei 100 Hz satte 12dB im Vergleich zu 1 kHz. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass auch der Bereich von 100 – 500 Hz beim KMS 104plus stärker ausgeprägt ist. KMS 104 und 104plus unterscheiden sich von der Supernieren-Variante KMS 105 auch dahingehend, dass zwischen 2.5 und 10 kHz eine deutliche Anhebung mit einem Peak von 4dB bei ca. 8 kHz zu messen und zu hören ist, währen das KMS 105 erst ab ca. 7kHz eine steilere Anhebung mit einem Peak von mehr als 4dB weit oberhalb von 10 kHz besitzt und dann steil abfällt. Hier muss also tatsächlich gut verglichen werden. Die Mikros klingen stark unterschiedlich. Wir konnten uns davon selbst einen Eindruck bei einem A/B-Vergleich machen.
    Die Auflösung ist bei allen KMS-Varianten gleich gut und es ist ein tolles Gesangsmikrofon für Bühne und Studio. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein KMS 104(plus)/105 zuzulegen, sollte aber tatsächlich alle drei Versionen ordern und in Ruhe im Proberaum oder auf der Bühne vergleichen, denn in meinen Ohren ist der Unterschied schon sehr deutlich zu hören und die Gefahr groß, dass man das Geld in die „falsche“ Version investiert.

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @Markus Galla Hallo Markus,
      diesmal gebe ich dir Recht, Soundbeispiele wären schön gewesen und hätten bei der unterschiedlichen Auslegung der Mikros auch Sinn gemacht. So wie ich den Test aufgebaut habe, wäre es aber nur fair gewesen, wenn jedes Mikro seine Stärken hätte aufzeigen können, d.h. ich hätte drei Sänger/innen gebraucht, das hätte den Test a) zeitlich verzögert und b) deutlich den Etat gesprengt.
      Zum KSM 104/plus kann ich wenig sagen, das hatte ich nicht hier, Neumann selbst bezeichnet die Bassanhebung der Plus-Variante als für Frauen besonders geeignet.

      • Profilbild
        Markus Galla RED

        @Armin Bauer Hi,

        das ist der Grund, weshalb ich das hier angemerkt habe. Ich kannte das KMS 104 und dachte deshalb auch, dass das KMS 104plus eine runde Sache wäre. Die Bassanhebung ist allerdings recht stark und setzt schon in den Tiefmitten ein. Das hat zur Folge, dass ich oft einen steilen LoCut bei 150-180Hz setzen muss oder den Abstand zum Mic vergrößern, damit es nicht zu viel wird. Bei einer Männerstimme hingegen verleiht diese Anhebung eine enorme Größe, viel Volumen eben. Deshalb kann es da genau richtig sein. Wenn man sich nicht so gut auskennt, würde man aufgrund der Neumann Präsentation auch vermuten, dass das KMS 105 kaum anders klingt. Schaut man sich dann den Frequenzgang an, sieht man schon, dass es klanglich doch anders gelagert ist. Man sollte deshalb alle drei Varianten für sich betrachten, wobei sich das 104 und 104plus wesentlich näher sind als 104(plus) und 105.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich habe viele Jahre über ein Sennheiser MD 431 II Profipower gesungen und dieses ging mir kaputt ( nicht richtig kaputt. – Schalter zickt ab und zu) war eigentlich sehr zufrieden mit dem Teil und dachte mir das gleiche wieder zu kaufen. Dann las ich Netz das die neuen nicht so gut klingen wie die alten ( vor 8 Jahren ) . Nun gut, könnte ja mal was anderes sein ! Die 3 genannten bei Thomann in Treppendorf in proffesioneller Umgebung antestbar. Liebäugelte eigentlich mit dem Neumann , habe dann aber doch das Shure gekauft.
    Neumann: Sehr klasklarer Sound, Mittenbereich sehr ausgeprägt, druckvoller Sound , leider nur Superniere. Absolutes Minus – Popgeräusche in der Hand sehr ausgeprägt.
    Sennheiser e965 – Klingt ähnlich dem MD 431 guter Popschutz – Bassbereich sehr ausgeprägt – nicht schlecht, aber schaun bzw. Hörn wir mal zum Shure
    DAS ist es kräftig ! Kräftig im Mitten und Bassbereich
    Einfach ausgewogen. Fast keine Popgeräusche (Hand)
    Schaltbar Niere-Superniere
    Gefällt mir am besten – Gekauft ( wenn auch teuersten)

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