1 gegen 1 - wer gewinnt den Vergleich
Reloop Beatmix 4 versus Pioneer DDJ-SB2, der Nachfolger vom Pioneer DDJ-SB. Wer ist der bessere Controller?
Die beiden Konkurrenten haben vieles gemeinsam, ebenso aber auch einige Unterschiede. Da sich beide Geräte in ähnlicher Preisregion (220,- bis 300,- Euro) aufhalten, dürfte es interessant sein, welcher von beiden DJ-Controllern das bessere Gesamtpaket bietet.
Gemeinsamkeiten: Reloop Beatmix 4, Pioneer DDJ-SB2
Beide Geräte sind als reine Controller mit einem Main-Ausgang, einem Kopfhörerausgang und einem Mikrofoneingang konzipiert. Es können also keine Plattenspieler oder andere Zuspieler angeschlossen werden. Für das Einpegeln des Mikrofons steht jeweils ein Drehregler zur Verfügung. Beide haben berührungsempfindliche Jog-Wheels und sind als 4-Deck-Mixer konzipiert, d.h. man kann mit einem Button zwischen den beiden Decks auf einer Seite wählen. Es befinden sich jeweils acht Pads an einem Deck. Für das Browsen im Dateimenü gibt es Encoder mit Tasterfunktion. Auch die Master-Sektion ist bei beiden identisch und entspricht dem Standard (Master, Headphone, Cue-Mix). Alle EQ-Regler besitzen eine Einrastfunktion für die Nullstellung.
Beide Controller sind vornehmlich für Serato konzipiert, funktionieren aber genauso gut mit jeder anderen DJ-Software. Für Virtual-DJ 8 z.B. gibt es bereits integrierte Mappings.
Mit Mac OS X können die Controller sofort betrieben werden (Core-Audio), für Windows stehen jeweils ASIO-Treiber zum Download bereit.
Verarbeitung: Reloop Beatmix 4, Pioneer DDJ-SB2
Beide Geräte sind komplett aus Kunststoff gefertigt. Dabei sind die Qualität und die Dicke des Materials in etwa gleich, mit leichten Vorteilen beim DDJ-SB2. Die Bedienelemente sind allesamt nicht mit der Frontplatte verschraubt und sitzen somit direkt auf der Platine. Bei einem Sturz oder einem quetschendem Ereignis in der Tasche kann dann durchaus mal Platine beeinträchtigt werden, was zu unvorhersehbaren Störfällen führen kann. Leider gibt es bei keinem der Controller integrierte Killswitches bei den EQs – das fand ich immer vorteilhaft beim Mischen.
Die Drehregler haben jeweils einen einheitlichen Drehwiderstand, wobei die Potis beim SB2 ein wenig leichter laufen. Das gilt nicht für die Linefader: Diese gehen beim SB2 mit einem deutlichem Widerstand, der Beatmix 4 läuft da leichter in den Line-Kanälen, sodass auch schnellere Fader-Bewegungen möglich sind. Auch bei den Cross-Fadern gibt es diesen Unterschied, obwohl er hier nicht so gravierend ist. Mit beiden Cross-Fadern kann man schnell umgehen, jedoch lässt sich der des Beatmix 4 leichter „flitschen“, hat also einen noch geringeren Reibungswiderstand. Es gibt bei beiden keine direkte Einstellung der Crossfader-Kurve. Dies lässt sich nur in der Software bewerkstelligen.
Die großen Unterschiede
Der auffälligste Unterschied zeigt sich in der Anzahl der Controller-Kanäle und damit auch in der Gesamtgröße des Controllers. Bietet der DDJ-SB2 nur zwei Kanäle, die sich beide Decks teilen müssen, präsentiert sich der Beatmix 4 mit fünf Kanälen: einem Kanal für jedes Deck und noch einem zusätzlichen für die Sampler-Sektion. Beide haben acht große Pads, jedoch sind beim DDJ-SB2 nur vier davon als Trigger für Cue-Points und Loops einsetzbar – die restlichen vier dienen der Deck-Steuerung.
Über die vier kleinen und schmalen gummierten Taster wählt man beim SB2 die Funktion der vier Pads aus: Hot Cue, Auto Loop, Manual Loop und Sampler. Der Beatmix 4 besitzt hingegen zwei Pad-Modes: A und B. Im Pad-Mode A (blau beleuchtet) sind die oberen vier Pads für Hot-Cues gedacht und die unteren vier für die Autoloop-Funktion. Im Pad-Mode B (rot beleuchtet) werden durch die acht Pads, acht verschiedene Samples getriggert. Es gibt auch einen A/B-Pad-Mode, der durch gleichzeitiges Drücken der beiden Pad-Mode-Buttons aktiviert wird. Dann sind die oberen vier Pads wieder Hot-Cues, aber die unteren für das Abfeuern der ersten vier Samples zuständig.
Die Bedienung der FX-Sektion ist ebenfalls unterschiedlich gelöst. Beim DDJ-SB2 kann man drei Effekte per Knopfdruck aktivieren. Jedoch hat man dann nur einen Regler, um die Effekt-Parameter zu verstellen. Ein einzelner Effekt kann also nicht unabhängig von den anderen verstellt werden. Ganz anders beim Beatmix 4. Jeder Effekt hat einen Parameterregler. Aktiviert wird der Effekt, wenn sich der Regler aus der OFF-Zone heraus bewegt. Das ist ab der 9-Uhr Stellung der Fall.
Der SB2 hat dagegen Besonderheiten in der EQ- und der Crossfade-Sektion. Es steht jedem Kanal unterhalb des Bassreglers noch eine LPF/HPF-Kombi zur Verfügung und der Crossfader kann über einen Button in den „Filter-Mode“ versetzt werden. Ist dieser aktiviert, so fadet nicht nur die Lautstärke aus, sondern es setzt auch ein HPF ein. Beides fehlt dem Beatmix 4.
Die kleineren Unterschiede
Die Jog-Wheels des Beatmix 4 sind größer und flacher als die des DDJ-SB2: 16 cm zu 13 cm. Um den Rand der Jog-Wheels des Beatmix 4 herum sind mehrere LEDs angebracht. Diese zeigen z.B. die abgelaufene Zeit des Tracks an oder geben Auskunft über die Einstellung der Loop-Funktion, die entsprechend visualisiert wird. So etwas gibt es beim SB2 nicht, dafür hat dieser jedoch in der Mitte des Mixers eine Pegelanzeige mit fünf Segmenten, die über den Pegel des gewählten Kanals informiert.
Der Browser-Regler ist an verschiedenen Stellen platziert und unterscheidet sich in der Größe, wobei mir die Position zwischen EQ und Line-Fadern beim Beatmix 4 besser zusagt. Unterschiedlich groß sind auch die Pitch-Regler. Der Beatmix 4 hat hier 70 mm-Fader verbaut. Der SB2 hingegen 50 mm-Fader, die jedoch eine Mittenrasterung haben.
Manchmal ist es eben eine Geschmacksfrage, wo die Anschlüsse eines Gerätes liegen. Wie eigentlich üblich, sind die Anschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon beim Beatmix 4 vorne. Das Pioneer-Gerät hat diese jedoch seitlich links platziert. Falls es aber nun ein Setup gibt, bei dem Plattenspieler doch eine Rolle spielen, ist das ein eher ungünstiger Ort.
Die Standfestigkeit des Beatmix 4 ist durch seine ca. sechs mal größeren Gummifüße wesentlich besser, vor allem auf glatten Oberflächen.
Der klangliche Unterschied zwischen Reloop Beatmix 4 und Pioneer DDJ-SB2
Gibt es einen Unterschied im Klang? Zunächst die Kopfhörerausgänge: Das bei Geräten dieser Preisklasse nun keine Premium-Kopfhörerverstärker zum Einsatz kommen, dürfte klar sein. Tatsächlich haben beide Controller ein deutlich wahrnehmbares Rauschen, auch im Leerlauf und bei herunter gedrehtem Phones-Regler.
Beim Masterausgang fällt auf, dass der Pioneer-Controller mehr Ausgangspegel, sowie eine andere Klangcharakteristik hat. Um den gleichen Pegel zu erreichen, den der DDJ-SB2 ausgibt, wenn der Masterregler auf der 12-Uhr-Position steht, muss man den Beatmix 4 Master schon ganz aufdrehen. Das heißt aber nicht, dass der DDJ-SB2 doppelt so laut klingt, jedoch steigt die Ausgangsspannung in der letzten Hälfte um 6 dB. Also eine Verdoppelung der Lautstärke und nicht der wahrgenommenen Lautheit (dafür sind in weiten Bereichen 10 dB nötig).
Sehr auffällig ist, dass der Beatmix 4 vielleicht ein bisschen weniger Rauschpegel hat, dafür neigen die eingebauten Wandler zu Verzerrungen. Was in der Abbildung deutlich zu erkennen ist; der Beatmix 4 erzeugt erheblich mehr harmonische Verzerrungen. Gerade die unangenehme dritte Harmonische tritt deutlich hervor. Und tatsächlich ist das auch klanglich wahrnehmbar. Bei gleicher Lautstärke klingt das Gesamtbild des DDJ SB2 einfach offener und damit auch potentiell druckvoller, da sich die einzelnen Frequenzen besser voneinander abheben. Der Musik wird einfach mehr Platz zum Atmen gelassen.
Danke für den Test und schön, dass du den Klang nicht nur subjektiv beurteilst , sondern auch etwas gemessen hast.
MEin Fazit würde genau so ausfallen. Vieleicht kannst du mal so einen Test in der höheren Preisklasse machen, z.B. Denon/Pioneer/Numark.
Serato hat seine Mindestanforderungen auf: dual core 2,4ghz auf 4GB RAM erhöht. Ich habe da leider leaks. Wäre für einen Behringer CMD 4, in diesem Test, falls nicht serato only.
Wie sind die Pitch Fader zu bewerten? Benötigt man diese noch, dank Auto sync ;)? Welches ist nun der bessere „Plattenteller“ – hoch und klein vs flach und groß? Danke
Hallo Chain.
Pitchfader scheinen wirklich nur noch ein Relikt der Vergangenheit, aber jeder mixt anders. Natürlich kann man die auch umfunktionieren um z.B. weitere FX-Parameter zu steuern.
Tja, die Platter sind wohl Geschmackssache. Die größeren, flachereren vom BM4 haben mir haptisch besser zugesagt.
Cheers,
TG