Best of Britain: Drei stabile Allrounder
Halo, Delta 2, Sigma 2, Apollo 2, Orpheus, Corona (ja, das Mikro heißt tatsächlich so), Podcast Pro oder zuletzt das STC-2 Pack: Wir hatten in den letzten vier Jahren schon so einige Mikrofone des Mikrofon-Spezialisten Sontronics aus dem britischen Dorset in den News oder gar im Test. „Innovative Produkte, die höchsten Standards entsprechen zu einem realistischen Preis“ ist die Devise von Firmengründer Trevor Coley. Entwickelt und größtenteils auch gebaut an der Südküste Englands, verspricht er „Best of British“. Aber welches nehmen? Wir haben drei aktuelle Großmembran-Modell-Pakete zu uns zum Vergleichstest eingeladen: das Sontronics STC-2 Pack, das Sontronics STC-3 Pack und das Sontronics STC-20 Pack. Macht sich der unterschiedliche Preis der drei Mikrofone bemerkbar? Welches Mikro passt zu welcher Aufnahmesituation? Wo liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten? Das schauen wir uns jetzt einmal an. Den aktuellen Einzeltest zum Sontronics STC-2 meines Kollegen Markus Galla findet ihr übrigens hier.
Die drei Großmembranmikrofone im Technik-Überblick
Alle drei Mikrofone sind Großmembran-Kondensatormikrofone, die allesamt in einem identischen stabilen und schwergewichtigen Gehäuse stecken. Lediglich das Gewicht unterscheidet sich da minimal:
- STC-2: 194 x53 x 53 mm, 621 g
- STC-3x: 194 x 53 x 53 mm, 617 g
- STC-20: 194 x 53 x 53 mm, 609 g
Bei der Richtcharakteristik setzt lediglich das STC-3X ein kleines Ausrufezeichen, ist es doch als Multipattern-Mikrofon konzipiert und vielseitiger einsetzbar:
- STC-2: Niere
- STC-3x: Niere, Kugel, Acht
- STC-20: Niere
Und auch sonst sind die technischen Werte der drei Briten auf den ersten Blick recht ähnlich: Ein maximaler SPL von 125 dB (das ist ok und meist ausreichend, aber kein Spitzenwert – Neumanns TLM 102 kommt da z. B. auf einen Wert von 144 dB), einen (üblichen) Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz. Die Empfindlichkeit/Sensivity wird mit -36dB (STC-2: -34dB) angegeben, der Equivalent Noise Level jeweils mit 18 dB, die Ausgangsimpedanz (die eh nicht groß von Belang ist, will man nicht ein 50 Kabel ans Mikro stecken) mit den gebräuchlichen 200 Ohm.
Wo also liegen die Unterschiede? Nun, das STC-2 und das STC-3x besitzen jeweils einen Pad-Schalter (0 dB und -10 dB bzw. 0 dB, -10 dB und -20 dB) sowie ein Low-Cut-Filter (Linear und 75 Hz bzw. linear, 75 Hz und 150 Hz). Beides fehlt am STC-20.
Das STC-2 und das STC-3 sind übrigens wahlweise in Silber und Schwarz erhältlich, das STC-20 nur in Schwarz. Das STC-2 gibt es für 235,- Euro, das STC-3x kostet 335,- Euro und das STC-20 ist mit 205,- Euro der günstigste Kandidat des Trios. Dann schauen und hören wir doch mal, woher diese Preisunterschiede kommen und ob man sie auch hören kann.
Sontronics Mikrofone
Die drei Mikrofone kommen in einheitlich gestalteten und erstaunlich großen Kartons. So viel Karton für ein einzelnes Mikrofon? Ja, weil in der in diesem Jahr erschienenen „Pack“-Version eben nicht „nur“ das Mikrofon enthalten ist, sondern auch reichlich Zubehör. Die Pack-lose Version dagegen ist nicht mehr erhältlich.
Zum Lieferumfang gehört eine Spinne aus extrem massiven Gusseisen zur elastischen Aufhängung des STC-Mikrofons, die alleine schon 600 g auf die Waage bringt. Was zusammen mit dem Mikro dann über ein Kilo Gewicht ist (genauer: ca. 1,22 kg) – und so manchen schwächeren Mikrofon-Schwenkarm kraftlos vor Erschöpfung niedersinken lässt. Mit im Spinnenkarton sind außerdem noch zwei passende schwarze, stabile Ersatzgummis, was für mich in all den Jahren eine echte Premiere ist. Ok, ist nur ein Pfennigartikel, aber zeigt es doch, dass der Hersteller sagt: „Ich weiß, die Dinger leiern irgendwann mal aus. Und damit ihr nicht extra los müsst, neue besorgen, legen wir euch einfach mal welche mit in die Kiste.“ Ein sehr sympathischer Move. An der Spinne ist dann auch noch gleich die verstellbare Schraubhalterung für den Popschutz angebracht. Was nicht nur gut aussieht, sondern auch sehr praktisch ist.
Der Popschutz selber ist mit dem stilvollen Sontronics-Logo versehen, mehrlagig (um zu sehen, wie viele Lagen da vorhanden sind, hätte ich ihn aufschneiden müssen) und mit etwa 15 cm Durchmesser ausreichend dimensioniert. Da verwundert es kaum noch, dass Sontronics sogar gleich auch noch ein XLR-Kabel mit eingepackt hat: 3 m lang beim STC-2 und 5 m beim STC-3x und beim STC-20.
Obendrein gibt es noch eine gepolsterte Tasche für den etwaigen Transport des Mikros. Zu guter Letzt befindet sich auch noch ein wenig gedrucktes Material im Karton: Ein bunter Sontronics Prospekt, ein allgemein gehaltener Microphone User Guide und eine Anleitung, wie man den Shockmount aka die Spinne richtig befestigt.
Ein paar Anmerkungen speziell zum Mikrofon-Modell – etwa mit den Tech-Specs – wären nett und nützlich gewesen, aber zumindest die finde ich dann auf der Website.
Sontronics STC-2, STC-3x und STC-20 näher angeschaut
Wie bereits erwähnt, verwendet das Sontronics STC-Trio ein identisches, massives Stahlgehäuse; Kunststoff kommt im Wortschatz der Briten anscheinend nicht vor. Die Teile sehen aus wie auf dem Amboss geschmiedet und wirken beruhigend unkaputtbar. Mit ihrem Gewicht von über 600 g sind die drei sogar noch eine Kleinigkeit schwerer als mein Rode Broadcaster, kommen aber nicht an die 860 g meines Rode NT2-A ran – das nur mal zur Einordnung.
Auf der Vorderseite prangt jeweils eingefräst großformatig das Sontronics-Logo im Art-Deco-Design (in der mattsilbernen-Version in Schwarz, in der mattschwarzen in Gold), darunter der Modellname, auf der Rückseite die Seriennummer. Der Sockel lässt sich abschrauben, wodurch dann die Hülse, die die Platine schützt, entfernt werden kann und man einen freien Blick auf die sauber verarbeitete Platine erhält. Warum auch immer man den haben möchte, denn anders als z. B. bei einigen Neumann Mikrofonen muss ich das Mikrofon hier nicht öffnen, um an irgendwelche innenliegenden Schalter zu gelangen. Bei Aufschrauben fällt auch ein schmaler Metallring auf, der wie eine Unterlegscheibe zwischen Sockel und Gehäusehülse angebracht ist und auf den der Herstellername eingraviert ist. Den hätte man zwar auch direkt auf dem Gehäuse anbringen können, aber so ist das einfach etwas edler; an den kleinen Details erkennt man die Liebe zum Produkt.
Über der rund 10 cm langen Gehäusehülle sitzt der – ebenfalls massive – etwa 7 cm lange Käfig/Korb für die Mikrofonkapsel. Beim mattschwarzen STC-20 erscheint mir die ein klein wenig „flexibler“ als bei den silbernen STC-2 und dem STC-3x. Ob das nun an der Farbe oder am Modell liegt – oder vielleicht einfach nur Einbildung ist – kann ich nicht sagen. Stabil sind aber alle drei Modelle. Durch die Maschen des Käfigs ist gut die goldbedampfte Membran des Mikrofons zu sehen. Dabei fällt auf, dass die recht weit oben im Käfig steckt und nicht mittig untergebracht wurde. Das sollte man bei der Aufnahme eventuell berücksichtigen, besonders dann, wenn man auf den Nahbesprechungseffekt aus ist.
Unterhalb des Korbes sind beim STC-2 und beim STC-3x die Schalter angebracht – gut zu erreichen und zu betätigen, schwergängig genug, um nicht aus Versehen daran herumzufummeln und deutlich hör- und spürbar einrastend. Allerdings auch über die Speaker, weshalb man diese vor dem Umschalten unbedingt runterdrehen sollte. Bei dem Sontronics STC-2 sind das der Lowcut- und der Pad-Schalter, beim STC-3 findet sich rückseitig dann auch noch der Umschalter für die Richtcharakteristika; einzig das STC-20 hat in puncto Schalter keine Angebote zu machen.
Wie klingen Sontronics STC-2, STC-3x und STC-20 im Tonstudio?
Beim Aufbau der Mikrofone auf mein Stativ fällt auf, dass sich der Abstand zwischen Popschutz und Mikrofon wegen der am Rahmen der Spinne angebrachten Halterung kaum verändern lässt. Klar, die voreingestellten etwa 10 cm sind nicht verkehrt, doch will/muss/möchte man da hin und wieder ja auch mal experimentieren und den Abstand ändern – geht aber nicht. Nicht wirklich tragisch, störte mich im Test aber trotzdem ein wenig.
Um den Klang der drei Mikrofone zu testen, habe ich wie gewohnt ein paar Sätze aus einer unserer AMAZONA.de News eingesprochen und dabei den mitgelieferten Popschutz genutzt. Außerdem habe ich anschließend (auch wie immer mehr schlecht als recht) noch ein paar Akkorde auf Gitarre, Ukulele und Xylophon geklimpert, um zu überprüfen, wie sich die Mikrofone im Zusammenspiel mit akustischen Instrumenten verhalten. Und schließlich habe ich all das auch noch zum Vergleich mit einem meiner Rode-Mikros (in diesem Fall mit dem Broadcaster) aufgenommen, um die klanglichen Ergebnisse etwas besser einordnen zu können.
Bevor wir starten, werfen wir eben noch einen Blick auf die Frequenzgangmessungen der drei STC-Mikros, um zu sehen, was uns da erwarten könnte. Den Graphen zum Sontronics STC-2 hat mein Kollege Markus Galla gemessen, deckt sich aber mit dem des Herstellers.
Wir sehen: Sehr linear zwischen 250 Hz und 5 kHz, dann eine leichte Anhebung bei 10 bis 12 kHz und anschließend bei etwa 14 kHz ein steiler Absturz. Das verspricht ein recht ausgewogenes Klangbild, ohne Überbetonung der Bässe und ohne schrille Höhen.
Aber hören wir mal rein und starten mit dem STC-2:
Das klingt klar, natürlich und sehr luftig-transparent. Kaum ein Unterschied zu meinem Standard Rode:
Schalte ich das Lowcut-Filter auf 75 Hz, gehen naturgemäß ein paar Bassanteile verloren. Allerdings muss man da gerade bei Großmembran-Kondensatormikrofonen mit Nierencharakteristik vorsichtig sein in der Beziehung: Oft reicht ja auch schon ein leicht geänderter Abstand zum Mikro, um den Nahbesprechungseffekt abzumildern, was ja denselben Effekt hat.
Das STC-3 klingt mit der Einstellung Niere recht ähnlich, hat aber noch ein kleines bisschen mehr in den oberen Frequenzbereichen zu bieten, wie ein Blick auf den Frequenzgang zeigt:
Was man aber nur bemerkt, wenn man ganz genau hinhört – zumindest bei den Sprachaufnahmen.
Beim STC-3 kann ich das Filter sowohl mit 75 Hz als auch mit 150 Hz einstellen:
Hm, so groß ist der Unterschied zum Urzustand da nicht. Was aber – wie gesagt – auch am nie exakten Abstand zum Mikrofon liegen mag.
Als einziges der drei Mikrofone hier im Vergleichstest kann ich das STC-3 auch auf Kugel …
…und auf die Acht umstellen.
Dass dabei auch ein klein wenig Signale von hinten und von den Seiten eingestreut werden, hört man kaum (sieht es aber etwas deutlicher in der Wellenformanzeige). Hier wie da ist der Rauschanteil extrem gering und eigentlich zu vernachlässigen.
Hier eben noch ergänzend die beiden Frequenzgänge dazu:
Zu guter Letzt noch das STC-20. Das ist von den drei Kandidaten am preiswertesten und hat auch keine weiteren Einstellmöglichkeiten bezüglich Trittschallfilter, Pad-Absenkung oder Richtcharakteristik. Klanglich merkt man da aber kaum einen Unterschied, es klingt kein bisschen „billiger“ als das STC-2 oder das STC-3x. Kein Wunder, ähnelt doch zumindest der Frequenzgang dem des STC-3x wie ein Ei dem anderen.
Und so klingt das STC-20 dann auch:
Wäre das jetzt eine Blindverkostung und müsste ich – anhand dieser Sprach-Beispiele – eines der drei Mikros wählen, würde ich sogar zum STC-20 greifen, kommt es doch meinem bevorzugten Rode Broadcaster am nächsten. Allerdings sind die beiden anderen Modelle dank der Einstellmöglichkeiten andererseits etwas vielseitiger und flexibler einsetzbar.
Dann schauen/hören wir doch mal, wie sich die drei mit akustischen Instrumenten so schlagen. Dazu gibt es ein wenig amateurhaftes Geschrammel meinerseits auf Gitarre und Ukulele. Was man halt so rumstehen hat in einem Musikerhaushalt. Zuerst die drei Kandidaten mit einer Gitarre:
Kaum ein Unterschied zu hören. Ich meine, dass das STC-20 erneut eine Spur voller über die gesamte Bandbreite klingt, aber da mag auch Einbildung sein und findet – wenn überhaupt – eh nur hinter dem Komma statt.
Auch hier das Ganze noch mal mit dem STC-3x und den nur hier möglichen Einstellungen Kugel und Acht:
Um die Höhen mal besser zu testen, hier die drei Mikrofone mit einem Kinder-Xylophon:
Und schließlich hier noch mal alle drei Mikrofone mit einer Ukulele:
Zum Vergleich zum Schluss noch die Instrumente mit dem Broadcaster – obwohl das jetzt nicht unbedingt meine erste Wahl für derlei Aufnahmen ist.
Fazit Praxistest: Alle drei Sontronics-STC-Modelle klingen recht ähnlich und unterscheiden sich nur in Nuancen. Der Klang ist sehr transparent, linear, ausgewogen und nah am Original, ohne irgendwelche Frequenzbereiche besonders hervorzuheben – neutral eben.