Instant Genesis
Inhaltsverzeichnis
- Was bringt der Report?
- So wunderschön traurig
- Players Instrument
- Hat der Midi?
- Gar nicht mal so hässlich
- Comic Wow
- Überblick behalten
- Klangformung
- Aftertouch
- A bear held together with chewing gum
- Der Synthesizer, der in Flammen stand
- Der mysteriöse ARP Soloist MK II
- Missing Link
- Ein bisschen Technik
- Digitales Keyboard-Scanning
- Da staunt der Laie …
- Welt der Wunder
- Der Pro/DGX
- It’s the filter, stupid
- Phönix aus der Asche
- Zwei Tonnen Hardware für ein schnelles Solo?
- Pro Sound ein Synthesizer
- Tony Banks – Mr. Pro Soloist
- Banks emanzipiert den ARP Pro Soloist
- Weniger Viktorianik, mehr Rock ’n‘ Roll
- Vom Pro Soloist zum Quadra
- Diadochen und Epigonen
- Mein ARP Pro Soloist
- Wiederbelebung durch Stromkur
- Klangbeispiele
- Der ARP Pro Soloist im Songgefüge
- Funk geht auch
- Und das sind längst noch nicht alle
Der ARP Pro Soloist ist ein Stück praller Synthesizer-Geschichte. Genesis-Keyboarder Tony Banks versetzte mit dem Preset „Fuzz Guitar 1“ beim Solo von „In the Cage“ die Fans regelmäßig in eine Klimax der Verzückung. Tangerine Dream fuhren auf „Fuzz Guitar“ und „Country Guitar“ so ab, dass sie sich die Sounds sogar polyphon auf ihre Mellotron-Bänder aufspielen ließen. Billy Preston – der fünfte Stone – stürmte 1973 mit „Space Race“ die R&B-Charts. Das Funky Trompetensolo spielte er mit dem ARP Pro Soloist ein. Und der nicht ganz so stimmstabile Vorgänger ARP Soloist (noch ohne das „Pro“ im Namen) brachte Donald Fagen immerhin so aus der Fassung, dass er das Gerät erst zertrampelte und anschließend noch abfackelte. So oder so: Der ARP sorgt für Emotionen. Er ist auf alle Fälle mehr als eine Preset-Schleuder für Banks-Epigonen.
Was bringt der Report?
Zur schnellen Orientierung hier ein kurzer Überblick über den Inhalt: S. 1: Einführung, Klangcharakter, Gary Numan, S. 2: Einschränkungen aus heutiger Sicht und Äußeres, S. 3: Presets und Klangformung, S. 4: Aftertouch und Vorläufer Soloist, S. 5: Steely Dans Feuerspiele und Soloist Mk II, S. 6: Technischer Überblick, S. 7: Der Nachfolger Pro/DGX, S. 8: Erfolg des Pro Soloist, Antithese zum Modularsystem, S. 9 u. 10: Tony Banks und der ARP Pro Soloist, S. 11: Eigene Erfahrungen und Maintenance (Wiederbelebung durch Stromkur), S. 12 und 13: Anmerkungen zu den Klangbeispielen, S.13: Fazit und Links
So wunderschön traurig
Was das Instrument noch heute begehrenswert macht, ist sein wunderschöner Klang. Druckvoll und warm zugleich. Die Brass-Sounds sind von erster Güte. Die Flöte ist spektakulär, der Bass klingt richtig nach Holz. Violine, Cello – einfach nur nice. Und dann sind da die Sounds, die den ARP Pro Soloist berühmt gemacht haben wie die Fuzz Guitar, Telstar und die Steel Guitar. Was den Grundklang des Synthesizers besonders auszeichnet, ist eine gewisse Melancholie. Diese Qualität entdeckte auch Gary Numan für sein drittes Nummer 1-Album in Folge: Telekon aus dem Jahr 1980.
Neben den für ihn so typischen Minimoog- und Polymoog-Sounds setzte Numan erstmalig auch den Arp Pro Soloist ein. Keyboarder Denis Haines erinnert sich: „Gary found one particular sound on it which was very moody, more an emotional sound as opposed to electronic. It was very weepy, a sugary sweet sound and he decided he wanted to put a bit more emotion into the music so he used it in quite a few different ways on the album.“ (Liner Notes zu „Telekon“ von Steve Malins)
Players Instrument
Tatsächlich ist der ARP ein Schatzkästchen – ein echtes Players Instrument. Ganz im Sinne seines Namens ist er für den Solisten da, der ohne Knöpfchendrehen und Einsatz von Sequenzern einfach nur loslegen will. Die ausgefuchste Aftertouch-Sektion verhilft zu einem ungemein ausdrucksstarken und lebendigen Spiel. Ob Funky Licks, abgefahrene Jazz-Soli oder Prog-Linien, die ein wenig trippy klingen – dafür ist dieses Instrument einfach nur genial.
Der Musikjournalist Gordon Reid, ein bekennender ARP-Fan, gerät regelrecht ins Schwärmen: „It comes as no surprise, then, that it doesn’t sound good – it often sounds fantastic…the real secret of the Pro Soloist undoubtedly lies in the filter.“ („ARP Pro Soloist, Korg Sigma and Roland SH2000″, Music Technology 08/1991)
Hat der Midi?
Okay, gehen wir mal kurz auf die Bremse. Was der ARP Pro Soloist nicht bietet: Supersaw, ultraschnelle Bleeps, extreme Filtersweeps. Auch bei eingebauten Digitaleffekten und DAW-Integration muss der ARP Pro Soloist die Waffen strecken. Spricht das gegen das Instrument? Auch eine Violine verfügt normalerweise über keinen USB-Anschluss und eine Trompete sendet keine MIDI-CC-Daten. Trotzdem kommen sogar Nerds und Technikverliebte beim ARP Pro Soloist durchaus auf ihre Kosten. Mit digitalem Keyboardscanning und dem Einsatz von ROMs zur Klangsteuerung war der Synthesizer seiner Zeit voraus. Neben Tiefpass- und Hochpassfilter sorgen mehrere Resonatorbänke für maßgeschneiderte Klänge. Die Sounds wurden übrigens den „großen“ ARPs – dem 2500 und 2600 – nachempfunden. Soweit das bei einem 1-VCO-Synthesizer halt so geht. Tatsächlich lassen sich einige der schönsten ARP Pro Soloist-Klänge auf keinem Odyssey, Axxe oder Solus nachstellen.
Aber um die Frage aus der Kapitelüberschrift aufzugreifen: Ja, es ist möglich den ARP Pro Soloist und das Nachfolgemodell Pro/DGX zu MIDIfizieren.
Gar nicht mal so hässlich
Die meisten Preset-Synthesizer können ihre Bestimmung als drittes Orgelmanual nur schwer verleugnen. Dazu tragen etwa beim Roland SH-1000 und 2000 die berüchtigten Preset-Wippen unter dem Keyboard ganz erheblich bei. Diese Designsünde geht auf das Konto des Ur-ARP Soloist von 1970 (Vorstellung auf der NAMM 1971). Da sieht der Nachfolger ARP Pro Soloist, der 1973 auf den Markt kam, schon sehr viel gefälliger aus. Das Gehäuse des Dreioktaveninstruments ist elegant geschwungen. Nicht diese plumpe Kastenanmutung wie etwa bei Yamahas SY-1. (Der ARP Explorer wurde übrigens im selben Gehäuse verpackt wie der Pro Soloist). Holzseitenteile rahmen Keyboard und Panel. Schaut man sich den ARP Pro Soloist allerdings von unten an, packt einen gelindes Grausen. Da schützt wenig mehr als eine Pressspanplatte das komplizierte Innenleben. Das spricht dann doch wieder für eine angepeilte Zielgruppe unter den Heimorganisten.
Der Look des ARP Pro Soloist ist relativ eigenständig und ähnelt weder dem Odyssey „White Face“ noch den späteren ARPs aus der „goldenen Periode“. Erst das letzte Pro Soloist-Modell DGX wurde an das „orangene“ Design etwa des Odyssey Mk III angeglichen. Besonders hübsch finde ich beim ARP Pro Soloist die Rückseite, die klar darüber Auskunft gibt, dass es sich bei dem Instrument um einen Synthesizer handelt. Dort findet sich ansonsten nur das fest verbundene Stromkabel, sowie ein „High“ und ein „Low“-Ausgang. Alles halt sehr übersichtlich.
Comic Wow
Die Presets sind als Kippschalter oberhalb der Tastatur angebracht und in Gruppen sortiert: Reeds, Woodwinds, Brass, Strings, Percussion sowie Fuzz Guitar. Der Schwerpunkt der Presets liegt ganz eindeutig auf der Nachbildung von Orchesterinstrumenten. Es sind aber auch einige „moderne“ Synthesizer-Klänge dabei. Sounds, die man im Englischen so schön als „goofey“ bezeichnet: „Comic Wow“ oder „Space Bass“ etwa. „Telstar“ wiederum ist ein echter Klassiker. Piano- und Cembalo-Sounds stehen natürlich – wie alle Presets – nur monophon zur Verfügung, was ihren Nutzen einschränken mag. Unbrauchbar sind sie deshalb nicht. Der Preset-Name gibt hier in erster Linie Auskunft darüber, dass es sich um einen perkussiven Klang handelt.
Jeweils zwei Presets teilen sich eine Wippe. Ist sie gedrückt, bedeutet das: Die beiden Presets sind angewählt. Ein weiterer Schalter ganz rechts entscheidet, ob der obere oder untere Klang zu hören ist. Priorität hat dabei immer das Preset, das am weitesten rechts angeordnet ist. Ich kann also so oft ich mag die Oboen-Wippe (ziemlich weit links) anwählen, solange rechts ein Cello, ein Bass oder gar eine Fuzz Guitar (äußerst rechts) angewählt ist, werde ich keine Oboe zu hören bekommen.
Überblick behalten
Solange ich mich soundmäßig nur von links nach rechts bewege, ist alles okay. Will ich dann wieder einen Sound aus der linken Fraktion aufrufen, muss ich alles, was weiter rechts liegt, auf „off“ stellen. Und zusätzlich beachten, ob „oben“ oder „unten“ angewählt ist. Hierin liegt eine ziemliche Herausforderung und ich bewundere Tony Banks für die eiserne Disziplin, mit der er seine Presets während eines Konzerts „verwaltet“ hat. Heute ist die Lage zuweilen noch schwieriger – bedingt durch das Alter der Instrumente.
Die Folgen hat sich „Retrosynth“ lustvoll ausgemalt (übrigens eine interessante Quelle für die technischen Feinheiten des ARP Pro Soloist): „The toggle switches can get dirty contacts with age and this can make the preset selection system malfunction, which can result in an embarassing performance when the spotlight is pointed at you for your fuzz guitar solo and you are playing the comic wow preset (oops).“
Klangformung
Ein übersichtliches Kapitel
Erinnert sich noch jemand an Loriots lakonischen Kommentar zu einem eher spartanisch gefüllten Teller in einem Feinschmeckerrestaurant? „Das sieht sehr übersichtlich aus.“ Passt genau auf das Thema „Klangformung“ beim ARP Pro Soloist. Es gibt streng genommen nur einen Fader für den Filter. Für resonanzbetonte Sounds lässt sich zusätzlich der Wow-Schalter betätigen. Aber irgendwelche Regler für Lautstärke- und Filterhüllkurven? Fehlanzeige. Nicht mal Sustain lässt sich frei einstellen. Veränderung der Pulsbreitenmodulation? Nix da.
Ach ja, die Gesamtlautstärke dürfen wir noch einstellen. Und die Stärke des Portamentoeffekts. Damit sind wir eigentlich schon bei den Spielhilfen. Regeln lässt sich hier die Geschwindigkeit des LFOs, der eine Sinusschwingung zur Verfügung stellt und je nach Preset auf Tonhöhe oder Filter wirkt. Es gibt einen Oktavumschalter, der die Tastatur um plus/minus eine Oktave erweitert. Und ein eher obskures Drehpoti, das die Geschwindigkeit der Repeat-Funktion für Banjo- und Malletsounds regelt. Eher wenig ergiebig, da das Repeat ja leider nicht durch externe Geräte getriggert werden kann.
Aber – langgezogener Trommelwirbel – es gibt einen Fader für die Stärke des Aftertouchs. Und der entschädigt nun tatsächlich für manches und macht ganz entscheidend den Charme des ARP Pro Soloist aus. Wer gewohnt ist, seine Klänge ordentlich zu verbiegen, könnte meinen, dass er beim ARP absolut an der falschen Adresse ist. Bis er den Presets mit Aftertouch zu Leibe rückt.
Aftertouch
Neben den Presets war die druckempfindliche Tastatur die zweite große Innovation des ARP Soloist und des Nachfolger Pro Soloist. Man braucht nur den Druck auf eine Taste zu erhöhen und kann so auf Lautstärke und Filteröffnung einwirken sowie Vibrato, Pitchbending und spezielle Modulationseffekte wie Growl abrufen. Und zwar einzeln oder auch in Kombination. Auf einem „normalen“ Synthesizer ohne Aftertouch müsste man dafür das Pitch- und das Modulationsrad benutzen. Beim ARP Pro Soloist bleibt die Hand frei, um zum Beispiel auf Orgel, Mellotron oder E-Piano die Akkordbegleitung zu spielen. Bei Genesis ergibt sich ein Teil der suggestiven Wirkung der Musik gerade daraus, dass Tony Banks seine Sololinien durch ständige Akkordwechsel in ein immer neues harmonisches Licht rückt. Inzwischen gibt es übrigens sogar schon wissenschaftliche Abhandlungen, die die Genesis-Partituren auf die Verwendung von Richard Wagners Tristan-Akkord hin abklopfen. Etwa beim Eröffnungsakkord von „Suppers Ready“. (Walter Everett, Expression in Pop-Rock, 1999, S. 109)
ARPs Entwicklungschef Philip Dodd bemängelte allerdings, dass die kleinen Schaumpolster, die in dem Aftertouch-Mechanismus verwendet wurden, schnell austrockneten und nach 8 Monaten den Dienst komplett versagten. Ganz so schlimm ist es nicht; aber bei einem 40 Jahre altem Instrument muss man zuweilen schon etwas kräftiger auf die Tasten drücken, um den Aftertouch auszulösen.
A bear held together with chewing gum
Die Sommer NAMM-Show von 1971, auf der A.R. Pearl den Ur-ARP Soloist vorstellte, war wohl ein durchwachsenes Vergnügen für den Firmenchef. Pearl rückte wohlweislich gleich mit einem halben Dutzend Soloist-Synthesizern an. Die Instrumente gingen ständig kaputt und mussten Backstage repariert werden. (vergl. B. Lösener, Keyboards 9/2016) ARPs Chefingenieur Philip Dodds kanzelte den Synthesizer später denn auch entsprechend ab: „a bear held together with chewing gum“. (G. Reid, Performing Musician 3/2008)
Andererseits verblüfften die 18 Presetsounds die NAMM-Besucher durch ein beträchtliches Maß an Realismus. Ermöglicht wurde das durch spezielle Filterschaltungen pro Sound und durch die bereits erwähnte Möglichkeit, während des Spielens den Klang durch Aftertouch zu verändern. So weckte das Instrument, das ARP wohl eher für den Heimmusiker-Markt konzipiert hatte, auch das Interesse von Profianwendern. Doch die sollten bald schon abgeschreckt werden durch die geringe Stimmstabilität des ARPs.
Der Synthesizer, der in Flammen stand
Steely Dan hat den Soloist auf „Countdown to Ecstasy“ eingesetzt. Donald Fagen kam auf die etwas verwegene Idee, bei dem Song Bodhisattva einen vierstimmigen Bläsersatz zu realisieren, bei dem der monophone Soloist im Mehrspurverfahren aufgezeichnet wurde. Mit jeder neuen Spur wurden die Stimmprobleme offensichtlicher. Gitarrist Denny Dias erinnert sich, dass Donald Fagens Finger vom ständigen Drehen an der kleinen Stimmschraube langsam wund wurden. Jedesmal, wenn das Band wieder gestoppt werden musste, fluchte Fagen: „I’m gonna kill this thing.“
Als die Session schließlich im Kasten war, entlud sich die Spannung in einer Orgie der Gewalt: „The look on Donald’s face was one I will never forget. He yanked the wires out of that Arp Soloist and headed for the door. We all followed. …Donald threw the synthesizer down the stairs as hard as he could. He then chased after it and started jumping up and down on it.” Ein Bandkollege hatte inzwischen Alkohol aus dem Studio geholt mit dem der ARP übergossen wurde: „And we proceeded to set the thing on fire!” Übrig blieb ein trauriger Klumpen aus geschmolzenem Metall und Plastik. (Denny Dias: Steely Dan, Men and Machines)
Der mysteriöse ARP Soloist MK II
ARP tat also gut daran, den Preset-Synthesizer komplett zu überarbeiten. Noch bevor der Nachfolger ARP Pro Soloist auf den Markt kam, scheint es kurzzeitig einen Soloist Mk II gegeben zu haben. Über den freilich so gut wie nichts bekannt ist. Die kanadische Website retrosynthads.blogspot.com – eine wunderbare Fundgrube für die „Archäologie des Synthesizers“ – zeigt eine Anzeige für den Mk II. Was auffällt: Die Zahl der Presets ist von 18 auf 15 reduziert worden. So sind die „Vibes“ und die „Piccolo“ des Mk I verschwunden. Dafür taucht aber zum ersten mal die berühmte „Fuzz Guitar“ auf.
Aber auch technisch hat sich einiges verändert: Das Händlerwerbeblatt wirbt mit dem neuen „digital modular design“. Die Elektronik sitzt jetzt auf „six plug-in cards“. Dadurch sollte u.a. die Servicefreundlichkeit des Geräts revolutioniert werden: „Servicing is simply a matter of replacing any circuit card – an operation that can be done by any serviceman in just a few minutes.“
Missing Link
Die Anzeige wirbt aber auch mit verbessertem Trigger-Verhalten, einer größeren Unempfindlichkeit gegen mechanische Erschütterungen, Feuchtigkeit und Temperaturwechsel. Damit dürfte vor allem auch eine verbesserte Stimmstabilität einhergegangen sein. Das Instrument sieht wie der alte Pro Soloist aus – die Digitalisierung allerdings ist das „Missing Link“ zum Nachfolger ARP Pro Soloist.
In jedem Fall stellte der ARP Mk II nur eine Übergangslösung dar. ARP-Designer Jeremy Hill hatte inzwischen den Nachfolger Pro Soloist entworfen. Im Vergleich zum Ur-Soloist ein komplett neuer Synthesizer, was sich auch in einer Fülle neuer Patente niederschlug. Äußerlich fiel vielleicht das elegante Gehäuse auf und die Tatsache, dass die Wippen auf das obere Panel gewandert waren. Ebenso, dass sich die Anzahl der Presets im Vergleich zum Mk II auf 30 verdoppelt hatte. Spannender war noch, was sich unter der Haube getan hatte.
Ein bisschen Technik
Das Thema ist ein wenig kompliziert. J. Donald Tillman und Retrosynth haben sich näher darauf eingelassen. Einige Punkte habe ich hier zusammengefasst. Wer sich für die Feinheiten interessiert, sei auf die entsprechenden Links verwiesen. Grundlegend ist natürlich auch das „Service Manual“, das sich leider nicht verlinken ließ, das aber leicht im Netz zu finden ist. Erschöpfende Auskunft scheint aber auch das Handbuch nicht zu bieten: „The VCO here is very difficult to understand because it’s an unusual circuit and both the patent and the service manual circuit descriptions are misleading.“ (J. Donald Tillman, ARP Patents)
Digitales Keyboard-Scanning
Die Aufgabe für die ARP-Ingenieure war klar: Das neue Instrument sollte endlich die Stimmstabilität garantieren, die dem Ur-Soloist noch so völlig abging. ARP entwickelte dafür eigens ein digitales Scanning-System. Jede gedrückte Taste erzeugt einen binären Code, der jeden der 12 Töne innerhalb einer Oktave exakt definiert. Hätten die ARP-Entwickler versucht, dieses System einfach durch Teilung auf die verschiedenen Oktaven umzulegen, wären sie wohl schnell an Grenzen gestoßen: „That wouldn’t handle large amounts of vibrato or portamento over multiple octaves. So this circuit is an alternative to that approach; exponential control over one octave, but octave selection is implemented in a servo loop…“ (J. Donald Tillman, ARP Patents)
Der Trick der ARP-Ingenieure scheint also darin bestanden zu haben, die exakte Stimmung genau für eine Oktave zu garantieren, die Teilung auf die verschiedenen Oktavlagen davon aber abzutrennen. „The high frequency VCO gets divided down a lot later for octave selection.“ (Tillman) Beides wurde anschließend in einer Art Fehler-Korrekturschleife wieder zusammengeführt. Die glich die Werte ab und passte sie an die akkurate Stimmung an.
Da staunt der Laie …
Was genau da abgeht, verwundert allerdings auch den Fachmann: „…you take the difference between an exponential control voltage and a linear feedback voltage and drive an exponential high frequency VCO, and it works? Crazy stuff.“ (Tillman)
Uns kann das aber letztlich herzlich egal sein. Auf das Resultat kommt es an. Und das erfreut bis heute jeden ARP Pro Soloist-Besitzer: „The VCO is rock steady in tune on cold power up (no warm up time required), and I never had to adjust the master tuning since I acquired it in 1994!!!“ (Retrosynth)
Der Oszillator (VCO) generiert eine Pulsschwingung, deren Frequenz – wie gerade schon erwähnt – sehr viel höher liegt als das eigentliche Audiosignal. Durch verschiedene Teiler wird das Signal heruntergerechnet: Einmal für die in den ROMs gespeicherte Tonlage der einzelnen Presets (die bei der Flöte z.B. höher ist als beim Bass), aber auch für die manuelle Oktavumschaltung. Aus dem Signal werden am Ende die verschiedenen Pulsbreiten abgeleitet: 1/14, 1/9, 1/64, 2/11 sowie eine dynamische Pulsbreite. Pulsbreitenmodulation findet sich bei einigen Presets – etwa bei der Fuzz Guitar 1.
Durch Summieren der Pulsschwingungen wird eine 64-stufige Schwingungsform erzeugt, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Sägezahn besitzt. ARP hatte wirklich clevere Entwickler.
Welt der Wunder
Der eigentliche Hit aber ist der Einsatz von ROMs. Das Bedienungshandbuch erklärt, dass der Signalfluss im Prinzip dem anderer Synthesizer gleicht. Das Signal durchläuft VCF und VCA, wobei zwei Hüllkurvengeneratoren zur Verfügung stehen. Wie bei ARP üblich gibt es eine vollständige ADSR- und eine reduzierte AR-Hüllkurve. Zusätzlich besitzt der ARP Pro Soloist aber noch Bandpassfilter, die bestimmten Presets fest zugeordnet sind. „In the Pro Soloist, each of these settings are programmed by a digital memory…Board F, the Voice Selection Board, generates a 5 bit code which addresses all of the ROM’s (eight total) which in turn program the signal path and filter settings.“ (ARP Service Manual)
Immer, wenn einer der Kippschalter umgelegt wird, spielen sich im Bauch des Synthesizers dramatische Szenen ab. Im Bruchteil eines Wimpernzuckens wird der Sägezahn zum Rechteck, verändern sich Oktavlage und Filtereinstellungen, wechseln die Envelope-Kurven. Welt der Wunder!
Der Pro/DGX
Einmal wechselte der Pro Soloist noch seine Kleider. 1977 erschien der Nachfolger – das Modell 2720 Pro/DGX. Die Kippschalter wichen Drucktastern. Rote und grüne Lämpchen zeigten an, welches Preset gerade ausgewählt war. Eine Revision des Pro/DGX hat orangene Taster, die andere schwarze, wobei die Preset-Gruppen mit markanten grünen und roten Linien umrandet sind. Neu war ein Fußtaster für den Portamentoeffekt. Äußerlich macht der Pro/DGX absolut etwas her. Die Fans fanden jedoch trotzdem einen Grund zum Maulen.
It’s the filter, stupid
Im Ur-Soloist war noch ein ARP 4012-Filter verbaut wie in den frühen ARP 2600-Modellen. Das als Modul komplett in Kunstharz eingegossene Filter war eine ziemliche genaue Kopie des bekannten Moog Ladder-Filters. Der Pro Soloist bekam dann ein 4034-Tiefpassfilter, dass dem 24 dB Moogfilter immerhin noch „nachempfunden“ war. Unter der Bezeichnung 4035 findet sich dieser Filtertypus auch in einigen (nicht allen!) Odyssey-Modellen Mk II, Modell 2810. Klanglich liegt dieses Filter noch relativ nah beim populären (aber leider abgekupferten) 4012.
Beim späteren Pro/DGX kam dagegen ein 4075-Filter zum Einsatz, eine ARP-Eigenentwicklung, die durch einen Designfehler einen begrenzten Frequenzgang aufweist. Bei 12 Kiloherz ist Schluss. Es gibt Nutzer beider Geräte, die Stein und Bein schwören, dass die soundmäßigen Unterschiede nicht weiter gravierend sind.
Manche ARP-Kenner – wie Gordon Reid – meinen dagegen, dass der DGX bei zeitgemäßerem Design und vereinfachter Bedienung klanglich nicht an den Charme seines Vorgängers heranreicht. Ich selbst besitze einen ARP Axxe MK II, der ebenfalls ein 4075-Filter hat und bin damit absolut zufrieden. Beim Pro Soloist wollte ich allerdings keinen Kompromiss eingehen, einfach weil es das Modell ist, das auch Tony Banks gespielt hat.
Alles im allem ist der Pro/DGX der würdige Nachfolger des Pro Soloist und wurde bis 1981 weiter gebaut. In diesem Jahr musste die Firma ARP aus finanziellen Gründen ihre Tore schließen.
Phönix aus der Asche
Als der ARP Pro Soloist 1973 erschien – diesen Vergleich kann ich mir nach Steely Dans Synthesizer-Verbrennung einfach nicht verkneifen – da stieg er wie Phönix aus der Asche empor und hatte einen sensationellen Erfolg. Auf den Synthesizer stürzten sich damals so unterschiedliche Musiker wie Walter “Junie“ Morrison („Funky Worm“ mit den Ohio Players), John Entwistle, Patrick Moraz, Deodato, Les McCann, Chick Corea, Joe Zawinul, Gary Numan oder Linda McCartney (Wings over America). Vangelis setzte den kleinen ARP auf Heaven and Hell sowie Albedo 0.39 ein. Weitere prominente Nutzer: Tangerine Dream, Renaissance, Kansas, Quincy Jones, Santana, Steve Walsh von Kansas, Dennis DeYoung von Styx, Bernie Worrell – you name it.
Alle diese Musiker hatten eines gemeinsam: Sie genossen es, auf der Bühne (und auch im Studio) lässig von einem strahlendem Trompetenklang zu einem drahtigen Cembalo, einem fetten Bass oder einem Rechteck-Sound mit viel Resonanz zu wechseln. Billy Preston brachte es auf den Punkt. „I prefer pre-patched synthesizers, because they’re quicker and easier to use onstage.” Was auffällt: Das Instrument sprach sehr unterschiedliche Musiker an, die von Funk, Jazz, Pop, New Wave, Elektronika bis zum Prog-Rock alle mögliche Genres bedienten.
Zwei Tonnen Hardware für ein schnelles Solo?
Um den Erfolg des ARP Pro Soloist wirklich zu verstehen, müssen wir uns in die damalige Zeit zurückversetzen. Im Jahr 1971, als A.R. Pearl den Ur-Soloist der Öffentlichkeit vorstellte, erschien Tarkus, das zweite Album von Emerson, Lake & Palmer. Keith Emerson brachte damals tonnenschwere Modularsysteme auf die Bühne. Deren klangliche Ausbeute korrespondierte bei Live-Konzerten nicht immer mit dem betriebenen Aufwand, wenn man ehrlich ist. Und das trotz eines assistierenden Technikers hinter den Kulissen.
Erst der Minimoog – ein Instrument noch ohne Speicherplätze – stellte ohne wilde Kabelstöpselei den typischen Moog-Sound im handlichen Format zur Verfügung. Allerdings: Wollte man während der Performance den Klang wechseln, war man andauernd am Tweaken – Manfred Mann steht für diesen Typus, dessen Finger ständig an den Poti-Knöpfen waren. Oder aber man wählte den Ansatz von Rick Wakeman.
Pro Sound ein Synthesizer
Wakemans Credo lautete: Willst Du einen neuen Sound, dann stelle Dir einen weiteren Synthesizer auf die Bühne. Auf den damals üblichen riesigen Tonmöbeln wie Hammond-Orgel, Mellotron oder auch einem Steinway-Flügel war ja genügend Stellfläche. Und so stapelten sich bei Wakeman bis zu vier Minis, die natürlich nie annähernd gleich gestimmt waren. Wakemans Ansatz wirkte nach: Noch Anfang der 80er Jahre pries mir ein Mitarbeiter des Berliner Sound & Drumlands den Moog Prodigy als „Entlastungssynthesizer“ an, von dem man sich durchaus auch mal zwei Exemplare auf die Bühne stellen könnte. Heute würde diese Rolle wohl das Behringer Model D einnehmen.
Vielleicht entwickelten auch deshalb viele Tastenspieler dieser Ära ihre typischen Signature-Sounds, die sie dann live nur leicht abänderten. Für radikale Soundänderungen war auf der Bühne einfach keine Zeit. Bis der ARP Pro Soloist die Synthesizer-Landschaft veränderte.
Tony Banks – Mr. Pro Soloist
Tony Banks stieß 1973 auf den ARP Pro Soloist, als die Band gerade die Songs für das Album „Selling England by the Pound” schrieb. In einem Interview mit dem Musikjournalisten Gordon Reid erzählt er, dass er sich damals gerade einen EMS VCS3 geliehen hatte, mit dem er aber überhaupt nicht zurechtkam. Zumal der EMS ständig verstimmt war: „The Pro Soloist was the complete opposite – always in tune with some great and instantly available little sounds. It was so simple: just flip a switch and play.” (Performing Musician 03/2008)
Banks machte auf „Selling England by the Pound” von dieser Möglichkeit recht plakativen Gebrauch. Namentlich das Synthesizersolo von „Cinema Show“ wirkt wie eine Leistungsschau des ARPs, bei der sich Banks durch ein gefühltes Drittel der Sounds switcht. Das beeindruckt schon auf der Platte, machte live aber erst recht was her. Über Phil Collins treibenden 7/8-Rhythmus beginnt Banks mit spärlichen synkopierten Tupfern, die fast an Jazzrock erinnern. Danach entwickeln sich die typischen Legato-Bögen, Oktavläufe und arpeggierten Passagen, die für seinen Keyboardstil kennzeichnend sind. Wer sich den Spaß macht, das Solo nachzuspielen, wird übrigens schnell merken, dass man ordentlich zu tun hat, die Presets unter Kontrolle zu bekommen. Denn wie bereits beschrieben löst ein neu gewählter Sound nicht automatisch den vorher eingestellten Klang ab.
Ebenso müssen Filtereinstellung, Portamento und die vorgewählten Touchsensor-Bereiche je nach Sound angepasst werden. Soll die Filteröffnung per Fingerdruck beeinflusst werden, muss der Spieler sicherstellen, dass nicht gleichzeitig die Tonhöhe einen Halbton nach oben schnellt. Richtig lustig wird es, wenn einem bei einem schönen Arpeggio die Töne auf der Tastatur ausgehen und man zusätzlich noch die Transposition bemühen muss. Das flüssige Spielen auf so einem Preset-Instrument sollte also nicht unterschätzt werden.
Banks emanzipiert den ARP Pro Soloist
Über die klangliche Qualität des ARP-Solos lässt sich bei Cinema Show trefflich streiten. Als ich die Platte bei Erscheinen hörte, war ich mir erst nicht so recht sicher, was ich davon halten sollte. Mein Ohr war geschult an den ultrafetten Moog-Synthesizersoli von Emerson und Wakeman. Da klang der ARP Pro Soloist doch etwas gewöhnungsbedürftig. Dünner auf alle Fälle. Das mag dem einen Oszillator geschuldet sein. Aber natürlich klingt auch ein ARP einfach anders als ein Moog. Interessanterweise hat Banks die Soundwirkung des ARP Pro Soloist auf späteren Platten weiterentwickeln können. Das mag an Art und Weise der Verstärkung liegen, vor allem aber auch an der Spielweise Tony Banks.
Weniger Viktorianik, mehr Rock ’n‘ Roll
Peter Gabriel hat erklärt, dass er den etwas angestaubten Public School-Prog-Rocksound der Band mit dem Doppel-Album „The Lamb Lies Down on Broadway“ in die Neuzeit transportieren wollte. Genesis klingen hier zum ersten Mal tatsächlich nach Rock ’n‘ Roll und nicht mehr nach einer Musikkapelle aus dem viktorianischen Zeitalter. Banks hat mit seiner sensationellen Keyboardarbeit dabei maßgeblich zum Gelingen beigetragen: Von den flirrenden RMI-Sounds, die das Album eröffnen, bis zum Gänsehaut-Portamento des Schlusssongs „It.“ Speziell in den Songs „In the Cage“, „Colony of Slippermen“ und „Riding the Scree“ klingt der ARP Pro Soloist deutlich aggressiver und moderner und nicht mehr wie ein verkapptes Hammond-Register. Sogar Effektklänge entlockt Banks dem ARP in dem Stück „The Waiting Room“, die man dem Instrument so nicht zugetraut hätte.
Das Live-Doppelalbum „Seconds Out“ erstaunt vollends. Ausgerüstet nur mit Hammond-Orgel, Mellotron, RMI-Piano und dem ARP Pro Soloist entfaltet Banks einen ungeheuer reichhaltigen Keyboardkosmos, der viel elektronischer klingt, als man es bei diesem bescheidenen Rig vermuten würde: „Indeed, the live performance of ‚The Cinema Show‘ is an object lesson in using sounds that, even if you could have re-patched them accurately, would have been impossible to obtain quickly enough from a memory-less, ‚knobby‘ synthesizer“, schreibt Gordon Reid: „Whether you liked Genesis‘ music or not, this was impressive stuff.“ (Performing Musician, 03/2008)
Auf den späteren Alben „Trick of the Tail“ und „Wind and Wuthering“ fügte Banks weitere Signature-Sounds hinzu: den berühmten Mäusesopran auf „Entangled“ oder das English Horn auf „Blood on the Rooftops“.
Vom Pro Soloist zum Quadra
Ab „Then There Were Three“ wurde der ARP Pro Soloist eingemottet. Banks benutzte stattdessen einen Polymoog und einen ARP 2600. Doch der 2600 war live nicht zu bändigen, weshalb Banks die alten Pro Soloist-Linien nun auf einem ARP Quadra vortrug. Der klang mit seinen zwei Oszillatoren und dem doppelten Portamentoeffekt deutlich fetter – aber immer noch unverkennbar nach ARP.
Tony Banks ist kein sentimentaler Musiker. Er hat später immer State of the art Instrumentarium eingesetzt. Kein Wunder also, dass er in der Rückerinnerung mit Blick auf sein altes Equipment nicht mehr ganz so gnädig urteilte. In einer Broschüre zum Korg Oasys lästerte er, dass der ARP eben damals das gewesen sei, was er zur Verfügung hatte. Seine Rekonstruktionsversuche der frühen Tage waren allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt. Hört man sich beispielsweise das „All over Europe“-Album an, registriert man mit Grausen, wie die alten Soli auf den „modernen“ Klangerzeugern verhunzt werden. Speziell der Fuzz Guitar Sound von „In the Cage“ rollt einem die Fußnägel auf. Ohne die Beiträge anderer Keyboardstars auf dem ARP Pro Soloist zu schmälern, darf man wohl festhalten, dass Tony Banks dieses Instrument bis an seine Grenzen ausgelotet hat.
Diadochen und Epigonen
ARP löste mit seiner Soloist-Reihe eine regelrechte Lawine von Preset-Synthesizern anderer Hersteller aus. Yamahas erster Synthesizer SY-1, den ich hier schon vorgestellt habe, war ein Preset-Instrument. Der Nachfolger SY-2 besaß bereits eine komplette Hüllkurve. Das war typisch für das Bestreben, die in Sachen Klangverbiegung doch eingeschränkten Preset-Instrumente mit der Zeit immer flexibler zu machen.
Bei einem späteren Nachfolger – dem Yamaha CS-15D – bin ich schließlich hängengeblieben. Es war mein erster Synthesizer. Der Pro Soloist kam damals preislich nicht in Frage. DM 3000,- standen DM 1640,- für den Japaner gegenüber. Der CS-15D hatte leider kein Aftertouch. Aber er verfügte einerseits über die ganze Palette typischer Synthesizer-Leadsounds als Presets und besaß andererseits auch einen komplett frei einstellbaren Bereich mit zwei vollständigen Hüllkurven. Es gab zwei VCO, einen Rauschgenerator und die Modulation bot sogar Sample and Hold an. In gewisser Weise war der Yamaha also ein viel moderneres Gerät mit mehr Möglichkeiten. Und die Band war heilfroh über meine Kaufentscheidung. Denn wer wollte 1980 schon noch wie Genesis von 1974 klingen?
Ich mochte meinen Yamaha CS-15D sehr; aber gegen den ARP kommt er nicht an. Auch andere frühe Preset-Synthesizer, wie der Roland SH-1000 oder Korgs Micro-Preset und der 900PS, wussten durch ihr Filter oder eine besonders geschmeidige Pulsschwingung zu gefallen. Elka brachte den Solist 505 an den Start. Sogar Moog imitierte den Rivalen ARP und hängte sich mit dem Satellite an den Preset-Boom an. All diese Geräte besitzen ihre eigenen Spezialitäten und Vorzüge – an die Eleganz, Kraft und Persönlichkeit der Pro Soloist-Klänge reicht aber keiner heran.
Mein ARP Pro Soloist
Ich habe meinen ARP Pro Soloist im Jahr 2008 gekauft: ein „Dachbodenfund“ aus Potsdam. Ob sich ein früherer DDR-Musiker das Instrument für harte Devisen aus dem Westen hat liefern lassen, oder ob der ARP erst nach dem Mauerfall nach Potsdam gelangte, ließ sich nicht mehr feststellen. Der Verkäufer war erstaunt, dass auf seine Minianzeige sogar Gebote aus den USA eintrafen, die oft 1000 Euro überstiegen. Wegen teilweiser dubioser Vorschläge zur Zahlungsabwicklung (Western Union) hat er ihn dann für deutlich weniger an mich verkauft. Kaum war ich mit dem Instrument in Brüssel, fielen die Presets nacheinander aus. Ein Glücksfall, dass nur ein paar Autostunden entfernt im niederländischen Dordrecht Saint Eric wohnt – einer der führenden ARP-Spezialisten überhaupt. Er brachte den Pro Soloist wieder zum Laufen und verbesserte auch die Ansprache des Aftertouches.
Wiederbelebung durch Stromkur
Ein paar Jahre später in Berlin fiel der ARP erneut aus. Auch der Besuch bei X-tended, die auf die Reparatur von Vintage-Geräten spezialisiert sind, brachte den Pro Soloist leider nicht wieder zum Klingen. Die Fehlersuche ist extrem aufwändig. Retrosynth hat zu Recht darauf hingewiesen, dass man neben dem Service-Handbuch eigentlich auch die ARP-Patente zu Rate ziehen muss, um wirklich zu verstehen, was da technisch abläuft.
So fristete mein ARP Pro Soloist mehrere Jahre ein trauriges Dasein als reines Schaustück. Bis ich 2017 für den Blue Box Report zum ARP Quadra mit Amazona.de-Leser Ton-yb zusammenarbeitete. Ich erzählte ihm von meinem ARP Pro Soloist und er gab mir den Tipp, das Instrument einer „Stromkur“ zu unterziehen. Den ARP also 24 Stunden ununterbrochen eingeschaltet am Netz zu haben. Ergebnis: Er spielt wieder! Einen Service hätte der Synthesizer wohl trotzdem nötig: Es gibt bei manchen Sounds teilweise Verzerrungen, wenn man ganz genau hinhört. Aber die Soundbeispiele ließen sich trotzdem fast ohne Abstriche realisieren. Und ich bin happy, dieses wunderbare Instrument wieder spielen zu können!
Klangbeispiele
Damit man sich vom Klangcharakter des ARP Pro Soloist eine Vorstellung machen kann, habe ich sechs Presets „pur“ aufgenommen. Ohne externen Chorus, nur mit etwas Roland Space Echo veredelt. Das Space Echo verursacht leider Extra-Rauschen, aber das ist ja authentisch ;-)
Der Bass klingt schön woody, mit etwas Vibrato und Pitchbend geht er Richtung Fretless. Bei der Country Guitar habe ich mit der Wow-Wippe die Filterresonanz erhöht. Ohne diesen Effekt klingt sie ganz anders. Zu hören beim zweiten Thema der Minikomposition „Reedy“
Beim Klangbeispiel Filter habe ich eine sequenzerartige Passage mit dem „Telstar“-Sound gespielt und den Filter durchgefahren. Der Telstar-Sound ist auch noch mal als Leadsound zu hören. Sehr charakteristisch und weckt sofort Erinnerungen an die „Cinema Show“.
Bei Fuzz Guitar 1 hört man schön den summenden Charakter der Pulsbreitenmodulation. Der Sound ist auch in den Minikompositionen Banksy und im Medley zu hören. Die Fuzz Guitar 2 steht immer etwas im Schatten ihrer berühmteren Schwester. Zu Unrecht, wie ich finde. Dieser Klang hat etwas sehr Brachiales. Den ARP-Sound habe ich mit dem Boss-Chorus CE-1 angereichert und noch ein paar Mellotronstrings als Garnitur mitgegeben.
Von den verschiedenen Bläsersounds habe ich mich für Trumpet entschieden. Das Vibrato lässt sich nuanciert über Fingerdruck steuern. Dave Formula hat zwar früher einen Odyssey gespielt, aber der Pro Soloist wäre auch etwas für ihn ;-)
Der ARP Pro Soloist im Songgefüge
Flute und Violin sind in kleine Arrangements verpackt mit RMI-Piano, Mellotron, Klavier (alles vom Kurzweil PC3X). Bei Violin ist zusätzlich noch ein akustisches Gitarrenriff vom Yamaha zu hören. Wie bei allen Minikompositionen läuft der ARP über das Space Echo und den Boss Chorus CE-1.
Bei Banksy ist der erste Solosound vom ARP Pro Soloist die Fuzz Guitar 1, dann kommt das Cello-Preset und beim Zwischenspiel die Steel Guitar. Mein Kurzweil liefert das CP-70 Electric Grand Piano, ebenso die Mellotron-Sounds im Hintergrund beim Cello. Wie auch bei allen anderen Minikompositionen wurden die Drum-Pattern mit der Yamaha-Workstation Mox 6 realisiert.
Während Trumpet und Trombone die erste Wahl sind, wenn man einen druckvollen Leadsound benötigt, ist French Horn für weiche majestätische Linien ideal. Klavier und E-Gitarre im Schlussteil stammen vom Kurzweil, Meeresrauschen und Möwengeschrei sind Logic Pro X-Loops.
Funk geht auch
Funky Trumpet zeigt eine ganz andere Seite des ARP Pro Soloist. Das Klangbeispiel bewegt sich ein wenig auf den Spuren von Funk Mastermind Walter „Junie“ Morrison oder Billy Preston. Und tatsächlich kommt hier wie bei Prestons „Space Race“ das Trumpet-Register in Verbindung mit „Wow“ (Resonanz mit Cutoff) zum Einsatz. Ungeduldige Amazona.de-Leser, die maximal 10 Sekunden in ein Soundbeispiel reinhören, möchte ich bitten, bei nach 0:50 noch einmal einzusteigen: Da geht richtig die Post ab :-) Das Hohner D6 stammt vom Kurzweil, die Bläser von der lohnenden Erweiterungsplatine Kore 64.
Katzenjammer bietet die Presets Harpsichord und French Horn, wobei Tonhöhe, Vibrato und Wow-Effekt über Aftertouch gesteuert werden. Das pochende Rhythmusmotiv aus Bassdrum und Bass habe ich von Hand eingespielt.
Im Medley wird ein musikalischer Bogen gespannt mit verschiedenen Sounds, die auf den Genesis-Alben „Selling England by the Pound“ und „The Lamb Lies Down on Broadway“ auftauchen. Zu Beginn der Telstar-Sound, dann die Country Guitar, die mit „Wow“ richtig „twangy“ klingt. Es folgt die Fuzz Guitar 1 und das Trumpet-Register. Kurz hört man die Fuzz Guitar 2 mit Glide-Effekt, bevor das Schluss-Solo wieder mit der Fuzz Guitar 1 erklingt.
Wer Genesis partout nicht ausstehen kann, darf sich bei Reedy erholen. Das erste Motiv ist mit dem Basson-Register (Fagott) eingespielt. Das absteigende zweite Motiv ist wiederum die Country Guitar, die hier ohne „Wow“-Effekt komplett anders klingt. Dann kommt das English Horn, die erste Melodie wird nun von der Oboe übernommen und am Ende vom Saxofon. Insgesamt ein recht umfassender Überblick über die Klanggruppe „Reeds“ des Arp Pro Soloist. Ganz zum Schluss setze ich auch noch die Mute Trumpet ein. Durchgängig im ganzen Song ist der Bass zu hören. Die digitalen Sounds (Bells und Chor) stammen vom FM-Modul FMagia (Use Audio) und vom Prophet VS.
Und das sind längst noch nicht alle
Das sind, wenn ich richtig nachzähle, 17 von 30 Sounds. Mit Ausnahme von 2 oder höchstens 3 Presets, die ich persönlich jetzt nicht so toll gelungen finde, hätten alle anderen es auch verdient, vorgestellt zu werden. Namentlich Tuba, Trombone, Clarinet, Piano, Steel Drum und Pulsar. Andererseits habe ich manche Presets bewusst mehrfach gewählt, um zu zeigen, dass durch den Einsatz von Filterresonanz (Wow) und Aftertouch der Grundklang teilweise dramatisch verändert werden kann. Siehe Country Guitar, siehe French Horn. Ich hoffe aber, dass ich doch auch einen Eindruck von der Vielfältigkeit des Instrumentes vermitteln konnte.
In meinen damals kleinen Tante-Emma Synthesizerladen kamen vormittags zwei Herren, ein älterer großer, stattlicher und offenbar sein Sohn, Kollege Wiechers war zur Post unterwegs.
„Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“
Der Vater: „Wir hätten gerne den ARP.“
„Ach so, DEN ARP …“ es gab ja damals, lasst mich nachdenken, sechs, vom Axxe bis zum 2500.
„Ja, den wir auch im Studio haben.“
„Im Studio, ah ja …“ Ich wollte sie schon rauswerfen.
„Cornet in Köln.“
„Wie sieht der ARP denn aus?“
Es folgte ein Beschreibung, es musste sich um den Pro Soloist handeln.
„Sowas habe ich nicht hier, kauft keiner, kann ich aber bestellen, sagen Sie mal Namen und Telefonnummer, ich rufe Sie dann an.“
Nach dem Preis wurde nicht gefragt.
Kollege Wiechers kam zurück.
„Da waren gerade zwei Typen da, die wollten diesen Soloist haben. Gietz, Heinz Gietz habe ich aufgeschrieben.“
„Gietz? Der große Gietz? Der Entdecker der Valente?“
Ich kannte mich in dem Metier nicht aus. Sein Sohn war später Stammkunde: Alex Gietz. Er meinte, er habe die tiefe Stimme im Refrain von „Das Lied von Manuel“ gesungen. Dann hat er immer nur „Asche, Asche, Asche“ gesagt.
Da machste was mit.
Heinz Gietz: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Gietz
Das Lied von Manuel:
https://www.youtube.com/watch?v=aWJfLstlWxg
@Dirk Matten Tja, hätteste mal lieber schnell den Namen gegoogelt. :-)
Deshalb ist man immer zu allen Kunden freundlich. Auf seine Art hat jeder Kunde immer irgendwie recht.
Was aus der Verbindung Cornet Studio, Gotthold Meyer, Wolfgang Hirschmann, Korg PS 3100, Oberheim, OBX, Hans Schulz, Andy Borg, Heino, Jean Frankfurter, Hans Blum/Henry Valentino alles entstanden ist, gerne bei passender Gelegenheit.
@Dirk Matten Morsche Dirk,
Jean Frankfurter wurde gestern 70. Zu seiner Tätigkeit brauch ich nur meine Muddi fragen. Da gibts dann Nachhilfe, Helene Fischer, Kristina Bach, Bata Illic, Claudia Jung, Michelle, Die Flippers. Und diverse andere Künstler. In Summe nicht meine Musik aber wenn ich Chauffeur spiele, wird das schon mal angemacht.
@Dirk Matten Ich glaube in euren Nerd-Laden hätte ich mich damals gar nicht reingetraut. Da galt der Pro Soloist vermutlich abträglich fürs Image zwischen den ganzen Buchlas und Moog Modular-Systemen. Jochen Stocks Sound and Drumland war da weniger elitär. Den 2600er hatte er natürlich auch rumstehen, aber eben auch die Presetschleudern. Geschäftlich hat es ihm nicht geschadet, wie man heute weiß ;-)
@costello Zu uns haben sich alle reingetraut, Vertreter der ernsten Musik und der Schlagermusik. Denen ging es wohl in erster Linie um die Beratungsqualität und Glaubwürdigkeit.
Einen Buchla Synthesizer gab es bei mir nicht, wohl aber ein Roland System 700, einen Moog 12 und einen Moog IIIp, die aber eher didaktischen Zwecken dienten. Ich kann mich an Kunden erinnern, die meinen Laden deshalb als für sich geeignet empfanden, da bestimmte Geräte eben nicht angeboten wurden. Wir waren halt kein Musikgeschäft wie das von dir erwähnte in Berlin, sondern ein Spezialladen für Synthesizer und ich habe mir den Luxus erlaubt, nicht alles mitzumachen. Geld hat mich nicht interessiert, wohl aber die Kunst. In der Rückschau bin ich damit mehr als zufrieden.
@Dirk Matten Ich glaube, der Jochen ist studierter Volkswirt oder Betriebswirt. Mit den aktuellen Dollar- und Yenkursen konnte er immer gut jonglieren. Aber für einen Edgar Froese war das sicher nicht genug. Es gab damals in Berlin auch noch einen Laden in der Nähe vom Ernst-Reuter-Platz, dessen Name mir leider entfallen ist. Da standen die ganz kultigen Teile – Oberheim 4-Voice, Mellotron. Dieses Geschäft hat sich – ähnlich wie das Music Market in der Schöneberger Martin-Luther-Str. – leider wirtschaftlich nicht halten können. Am Ende hat sich doch der Mann mit dem fixen Taschenrechner durchgesetzt.
@costello Habe einige Semester BWL in Köln studiert, war aber nicht meine Welt. Bin lieber zu Herrn Müller vom Elektronischen Studio und Heinz Schütz vom Tontrickstudio des WDR gefahren. War bei dem Mitarbeiter, der die Schranke zum Hof bediente, schon bekannt und durfte meinen Käfer dort immer abstellen.
Mein Geschäft hat sich über sehr viele Jahre ganz hervorragend getragen, bis schleichend 1999 durch Wegfall der Geschäftsgrundlage für ein Spezialgeschft Schluss war.
@Dirk Matten Ganz klar, lieber Dirk, echtes Herzblut und Begeisterung ist das, was in jedem Beruf am meisten zählt. Und Musiker spüren das sicher noch einmal in besonderem Maße. Die haben sich sicher damals bei euch ernstgenommen und gut aufgehoben gefühlt. Aber ein paar Semester BWL studiert zu haben, das war sicher auch nicht verkehrt. Denn von der Begeisterung alleine wird der Kühlschrank nicht voll.
@costello Ich bin das unwissentlich reingerutscht. Mein Traumberuf war damals A&R-Manager bei einer Plattenfirma.
Wikipedia dazu:
Artists and Repertoire, meistens in der abgekürzten Version A&R genutzt, ist ein Begriff aus der Musikwirtschaft. Damit wird der redaktionelle Teil einer Plattenfirma bezeichnet. In der A&R-Abteilung gehen beispielsweise die Demotapes von sich bewerbenden Künstlern ein. Die A&R-Manager suchen nach neuen musikalischen Trends, die für die Plattenfirma kommerziell verwertbar sind. A&R-Mitarbeiter treffen die Entscheidung darüber, Künstler unter Vertrag zu nehmen, und sind für ihre Betreuung zuständig. Auf diese Weise geben A&R-Manager dem Plattenlabel ihr Profil.
Durch die stetig gewachsenen Marketingmaßnahmen der Tonträgerfirmen hat sich auch das Berufsbild des A&R-Managers über die Jahre stark gewandelt. So muss er sich neben den kreativen Dingen auch Budgetierungen von Marketing und Promotionkosten zuwenden sowie mehrmals pro Jahr Verkaufserwartungen bezüglich der Tonträger seiner Künstler im Rahmen von Berichten (Previews) abgeben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Artists_and_Repertoire
@costello Schon Ironie, dass der Laden, wo man sich als Kunde am unwohlsten und unwillkomensten gefühlt hat, überlebt hat.
@costello Der Laden in der Nähe vom Ernst Reuter Sprudel wird womöglich der von Cyborg Electronics gewesen sein, wo man auch die BME-Teile kaufen konnte.
Das ist möglich, aber der Name war auf alle Fälle „damals“ (also Ende 70er, Anfang 80er) ein anderer…
@costello Falls der Name des Ladens am Erns-Reuter-Platz noch nicht ermittelt werden konnte….
Habe tatsächlich noch die Rechnung für meine am 5.10.81 dort erstandenen Geräte von Manfred Fricke (MFB) gefunden.
Der Laden befand sich in der Otto-Suhr-Allee 11, 1000 Berlin 10 und hieß schlicht und ergreifend „music-shop“, genauer Music Shop Peter Jahnel GmbH.
Habe damals dort für 860 DM eine MFB 501 und MFB 601 gekauft.
Hallo Moon, ja das genau ist (oder besser „war“) der Laden: „Music Shop“ in der Otto-Suhr-Allee. Jetzt hatte ich einen Moment lang ein Deja Vu und dachte, gerade gestern hast Du doch genau über diesen Laden mit jemanden auf einer Party gesprochen. Bis dann der Groschen fiel… :-))
Klasse, dass Du jetzt auch auf Amazona.de bist und lieben Dank für die Info. Noch einen schönen Sonntag Abend!
@costello Bingo! Das hat richtig Spaß gemacht, per alter, vergilbter, noch mit Kugelschreiber gekritzelter Rechnungen eine Zeitreise durch meine eigene Musikhistorie zu machen.
Als alter Genesis-Fan, der noch das „The Lamb lies down …“-Konzert in der Eisport-Halle miterleben durfte, war der Artikel über den Soloist besonders interessant, speziell natürlich die Infos über Tony Banks. Das Solo in „The Cinema Show“ haut mich auch heute immer noch um.
Danke auch für die tollen Klangbeispiele!
Gruß- J.
Da schwelge ich auch gleich in Erinnerungen. Das Genesis- LLDOB-Konzert in der Eissporthalle habe ich auch gesehen. Und dann noch mal vor einigen Jahren in Brüssel, als es von „Musical Box“ wiederaufgeführt wurde, inklusive der Original-Diashow. Am 23.11. schaue ich mir die Gruppe in Bremen an – mit einem Best of, das von Trespass bis Wind & Wuthering geht. Wenn Du Dich für Tony Banks und seine Instrumente interessierst, könnte auch der ARP Quadra-Artikel für Dich interessant sein. https://bit.ly/2OvcLkn
@costello Ich kann mich noch gut an eine Anekdote erinnern, die mir damals Edgar Froese erzählte. Der von dir erwähnte Inhaber des Laden rannte Edgar auf die Straße hinterher und rief: „Was muss ich machen, um dein „Matten + Wiechers“ zu sein?“ Antwort: „Das musst du selber wissen.“ Hat dann bei mir den Roland Jupiter-8 bestellt.
@Dirk Matten Klasse :-)
@Dirk Matten Wunderbar!!! Mehr, mehr, mehr!!!!
@Dirk Matten Zum „Das Lied von Manuel“: Anke Engelke im Chorgesang. Wenn man so will, ein Stück Zeitgeschichte.
Tja, und für den damals jungen Synthkäufer halt „Asche, Asche, Asche“.
@L. Lammfromm Alex Gietz: https://y.cdn-expressen.se/images/56/fe/56fec50e25d34cb9b748ef09694717a8/4×3/680.jpg
@Dirk Matten Im „Manuel“ YT Clip ist übrigens noch eine heute sehr bekannte Persönlichkeit zu sehen…
Who the f… is Anke Engelke?
Edit: Wurde bereits schon erwähnt
@micromoog Ich wünschte, dieser Song wäre hier nicht verlinkt worden.
@costello Es zeigt doch die vom Hersteller anvisierte Käuferschicht dieses Synthesizers. Karlheinz Stockhausen hat auf jeden Fall keinen besessen. Die von dir erwähnten Künstler sind Ausnahmen, auch das gehört zur Wahrheit.
@Dirk Matten Das weiß ich ja, deshalb habe ich ja auch so ungefähr jeden Namen aufgeschrieben, dessen ich habhaft werden konnte zur Ehrenrettung des kleinen ARPs ;-) Aber wie Du schon geschrieben hast: Es kommt am Ende immer drauf an, was man daraus macht.
@costello http://elektropolis.de/arp_anzeige_1.jpg
Kollege Wiechers, bekennender Unterhaltungskünstler, legte Wert darauf, dass der PRO/DGX auch in der Anzeige verteten war. Wäre auch Geld mit zu verdienen. Er wollte u.a. Mundharmonikas im Schaufenster dekorieren, da käme ja schließlich auch Laufkundschaft vorbei.
Grausam. Ich habe meinen EMS VCS3 und das Moog Modularsystem reingestellt.
http://www.elektropolis.de/images/franzstrasse.jpg
„Rüschenhemd und Goldkettchen“ wollte ich nicht in meinem Laden sehen. Ich weiß gar nicht, was ich mit dem Gerät gemacht habe. Weggeworfen?
@Dirk Matten Dirk, ich fasse es nicht, jetzt rückst Du mit den Schätzen raus :-) Ich frage bei einem kanadischen Blogbetreiber die Erlaubnis an, seine Scans zu benutzen und Du hast diese wunderbare Anzeige vom Synthesizerstudio Bonn mit allen damals aktuellen ARP-Geräten inkl. Preisen. Die hätte man doch wirklich in den Beitrag integrieren können mit dem Hinweis: „Aus Dirks Giftschrank “ ;-)
@costello Folge mir auf Facebook und du wirst viel Schönes erfahren.
@Dirk Matten Und falls Du doch noch Deine Autobiographie und die Geschichte des Synthesizerstudio Bonn in Buchform aufschreiben solltest, bestelle ich hiermit schon mal ein Exemplar vor :-)
@costello Definitiv nicht. Bin kein Schriftsteller.
@costello Vor allem von Herrn Pearlman auf der NAMM Show in Chicago signiert.
@costello Ich gleich das mal hier mit aus ;-)
https://youtu.be/_12_-jzqOlE
Genesis, 1984 in Bham NEC.
@TobyB Hi Toby, das ist das Set mit ARP Quadra und Synclavier. Hier eine Aufnahme vom „In the cage“-Solo von 1975, wo man schön den ARP Pro Soloist raushört: Beginnt etwa bei 3:20 ff
http://bit.ly/2FtRqaf
@costello Hi Costello,
weisst doch Jahrgang 1970 ;) was hätte ich mit 3 Jahren von Genesis denn schon mitbekommen. Meine erste Genesis Platte war Abacab. Ich find sie gut.
–
Beide Versionen haben ihren eigenen Reiz. Die aus den Siebzigern ist natürlich näher am Prog/Artrock, während die 80er dann schon sehr die Anfänge des Stadionrocks aufzeigt. Meine persönliche Präferenz sind natürlich die Achtziger ;-)
Wunderbares Geschreibe! Danke dafür. Bei dem ARP verhält es sich wie mit einer Gitarre. Da brauchts keine 3000 Sounds. Das ist ein tolles Instrument das „richtig“ gespielt werden möchte. Da interessiert eher das Gespielte bei tollem Sound. Und diese Sounds werden dann auch nicht langweilig. Im Gegenteil!…
Das erste Musikbeispiel klingt schon mal total geil. Aber wenn mich meine Ohren nicht täuschen klingt es etwas detuned.
Hi amazonaman, die Fuzz Guitar I spiele ich gerne mit dem Pitch Effekt über die auf volle Empfindlichkeit eingestellte Aftertouch-Tastatur. Wenn Du dann ein Stakkatomotiv mit richtig Druck spielst, pitcht sich der Sound immer am Anfang auf die eigentliche Tonhöhe. Na, und das CP 70 klingt natürlich auch immer etwas detuned. Ansonsten verweise ich auf Steely Dan ;-)
Dabei muss ich immer ein bisschen weinen.
Was ist ein Synthesizer?
Es beginnt ja erst interessant zu werden, wenn Ungewöhnliches passiert. Je weiter die Entfesselung, die Auflösung in Funktionen getrieben wird, um so interessanter und vielseitiger ist ein Synthesizer, um so berechtigter trägt er diesen Namen.
Wir befinden uns immer noch im Anfang des Kunststoff-Zeitalters der Weltgeschichte der Töne und Klänge, in dem, wie in jeder Entwicklung, am Anfang der Missbrauch steht, die Imitation von bereits Dagewesenem, bis mit dem neuen Stoff auch die neue Form entsteht.
Der echte Synthesizer ist aber kein Musikinstrument in diesem Sinne, er ist vielmehr ein System zur Entfesselung und des Sezierens, der operativen Auftrennung aller nur denkbaren Nervenpunkte am komplizierten Organismus eines Tones oder Schallereignisses und ihrer Wiederzusammenfügung in beliebiger Gesetzlosigkeit. Je willkürlicher, je komplizierter, je unberechenbarer dieses System arbeitet oder bearbeitet werden kann, desto reizvoller und interessanter ist es. Zumindest für den, der das sucht, was bisher noch kein Musikinstrument zu bieten vermochte, den Vorstoß in einen unbegrenzten Raum von Möglichkeiten, in dem man fasziniert und resigniert zugleich die Hilflosigkeit unserer Vorstellungskraft erkennen muss.
Heinz Funk, „Funkschau“, Ausgabe 23, 1973
@Dirk Matten Dir muss beim redigieren ja förmlich das Herz geblutet haben ;-) Ja, in der Weise, wie beispielsweise ein Morton Subotnick den Synthesizer eingesetzt hat, wurde und wird er leider viel zu selten eingesetzt. Aber ohne die Verwendung in der Popmusik hätten die elektronischen Klangerzeuger wohl nie mehr als ein Nischendasein geführt. Insofern ist auch ein Gerät wie der ARP Pro Soloist legitim. Zumal ja hinter den simplen Presetwippen eine geniale Klangerzeugung steckt, die viel mehr ermöglicht, als man zunächst erwarten würde.
@costello Das ist meine Arbeit. Deine Texte lese ich immer sehr gerne und selbstverständlich kann ich deine Darstellung durchaus nachvollziehen, kenne durch meinen Beruf seit 1971 die ganze Spannweite. Mich haben eigentlich nie die Geräte interessiert, wohl aber die Menschen, die damit etwas anzufangen wussten, wie sie dachten und arbeiteten. Ist doch viel spannender, sich mit Stockhausen, Kraftwerk, Heino, Andy Borg, um einmal die Eckpunkte zu nennen, austauschen zu dürfen. Bin dafür sehr dankbar.
@Dirk Matten brauchbares Zitat, weshalb ich mir zig Eurorackmodule zugelegt habe.
Hallo Costello,
sauber! Pro und Contra richtig synthetisiert. Bei der On the Run Sequenz hattest du mich. Telstar und die Trumpet sind ein Traum. Insbesondere Funky Trompet. Die Kiste hat definitiv ihre Qualitäten, auch wenn sie divahaft daher kommt. Was mir hier besonders gefällt, ist die Bandbreite die ich mit dieser Kiste bedienen kann. Von Spacefunk, Spacedisco zu Progrock findet man selten. Dagegen stinken manche Stranger Synths echt ab. Fazit, die Kiste ist immer noch up to date.
@TobyB Hi Toby, wenn man sich bei anderen Synths in der 5. Untermenü-Layer-Schicht verliert – dann einfach den Pro Soloist anschalten -und spielen, spielen, spielen. Macht sagenhaften Spaß. Und stilistisch vielseitig ist die Kiste noch dazu.
@costello Hallo Costello,
ja Menütieftauchen, ich liebe diese pragmatischen Verrenkungen, betriebswirtschaftlich wertvoller Programmierer und Ingenieure. Je älter ich werde, stelle ich fest, ich tauche nicht gerne. Die Vielfalt arbeitest du ja gut heraus. Wie gesagt on the run. :-)
Um Stockhausen zu zitieren: Eigentlich geht es gar nicht um den Klang, sondern was man damit macht …
@Dirk Matten Das unterschreibe ich ohne Einschränkung :-)
… und ich wollte euch den schonmal ans herz legen, damit ihr darüber schreibt. ihr könnt wohl gedanken lesen. das teil steht hier neben mir und ich sehe es wie costello .. und traumhaftes instrument.
@fritz808 Hi Fritz808, ich hätte gerne schon viel früher geliefert, weil mir kaum ein anderer Synthesizer so am Herzen liegt. Aber mein Pro Soloist brauchte ja erst die „Stromkur“, um wieder zu atmen und zu klingen ;-)
Nachdem ich mir gewisse Erfahrungen beim Bau eines Modularsystems erworben hatte, habe ich mir vor etwa 12 Jahren einen kaputten Pro Solist bei Ebay für ein Apfel und ein Ei, wie man so schön sagt, gekauft. Alte Presetschleuder, kein Problem.
Nach dem ersten Aufschrauben war ich erst mal völlig überrascht. Eine Masse Digitalschaltkreise, nicht meine Stärke…
Ohne Service Manuale geht nix. Nach vielleicht 2 Wochen freizeitliche Studie, hatte ich in etwa begriffen, wie das Ding funktioniert und nach weiterer Fehlersuche hat das Teil wieder funktioniert, ein OPV war kaputt. Nur klangen die Sounds vollkommen anders. Zufällig habe ich auf Rudi Linhards Webseite die Prom Kodierung der Sound gefunden, und konnte feststellen, das alle im Eimer waren. Man beachte, wenn ich mich richtig erinnere, 256Bit Prom.
Habe sogar aus den USA noch welche bekommen, und Rudi war im direkten Kontakt so freundlich, und hat mir die Prom programmiert. Damit hat der Solist wieder funktioniert, und irgendwann habe ich ihn, leider, wegen etwas Anderem verkauft. Lange Rede, kurzer Sinn: bis auf die Prom und evtl. die Filterblöcke sind eigentlich noch alle Bauteile zu bekommen und Service geht auch noch. Wenn man den Service bezahlen muss, sieht das mit dem Gerätepreis schon anders aus. Schaltungstechnisch anders, aber echt toll gemacht. Und die Bodenplatte hatte ich gegen Sperrholz ausgetauscht. Die ist wirklich „schrecklich“ und hat keinen Einfluss aud die Gerätestabilität.
@vco5 Hi VCO5, danke für Deinen Erfahrungsbericht. Ja, der ARP Pro Soloist ist schon speziell aufgebaut. Und ein defektes Gerät „auf Verdacht“ zu kaufen, kann hier teurer kommen, als bei manch anderem Synthesizer. Schade, dass Du ihn nach all der Mühe, die Du investiert hast, wieder weggeben hast :-(
@costello So ist das eben, Fehler merkt man meist erst später….und muss dann damit leben.
Gruß.
@vco5 Hallo VCO,
zur Herstellungszeit war die Digitaltechnik und Steuerung sehr innovativ. Ich meine zu der Zeit hat man „halbwegs“ noch auf einer PDP 8 oder PDP 11 musiziert und geheizt. Und selbst die Großrechner waren begrenzt in ihren Fähigkeiten.
1971 – ARP Synthesizers Demo Record
A-Seite: https://www.youtube.com/watch?v=AKk5dt0vGbY
B-Seite: https://www.youtube.com/watch?v=5Z5-81ZMuo0
Habe noch einige Exemplare davon.
„Es gibt Nutzer beider Geräte, die Stein und Bein schwören, dass die soundmäßigen Unterschiede nicht weiter gravierend sind.“ — Zu denen gehöre ich: Ich hatte Pro-Soloist und Pro/DGX (beide Versionen) hier nebeneinander stehen und die klanglichen Unterschiede lagen eher in mechanischen Unzulänglichkeiten begründet (kratzende Slider, prellende Tasten, ausgenudelter Aftertouch-Strip). Der späte Pro/DGX hatte sogar noch die berüchtigte Filtermodifikation verpaßt bekommen, was lediglich dazu führte, daß er etwas brillianter als die beiden unmodifizierten Vorgänger klang. Nichts, wofür ich mir jetzt an den Hintern packen würde (oder nochmal den Aufwand einer kompletten 4075-VCF-Modifikation über mich ergehen lassen würde).
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Es gibt vom Pro-Soloist nicht nur die hier gezeigte Variante mit weißer Beschriftung, sondern auch eine mit goldfarbenem Aufdruck, ähnlich wie die anderen ARPs aus jener Ära.
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Einige Klangfarben lassen sich annähernd mit dem 2600 nachbauen (wohl auch ein Grund, weshalb Tony Banks irgendwann auf den 2600 umgestiegen ist).
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Der Aftertouch-Mechanismus ist ein Filzstreifen mit eingebautem Druckwiderstand, der leider nach 45 Dienstjahren gerne die Grätsche macht und nur noch erratisch — wenn überhaupt — anspricht. Es gibt zum Glück Austauschteile in den USA, die Abhilfe leisten. Ich habe zwei Pro/DGXe damit wieder zum Laufen gebracht. Ärgerlicher sind da die oftmals verbogenen und prellenden oder gar nicht mehr ansprechenden Keyboardkontakte, die schneller korrodieren als das Auge sehen kann.
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Von allen Presetschleudern dieser Ära ist der ARP m. E. die am schönsten und am organischsten klingende.
Danke iggy für Deine Einschätzung, da Du beide Geräte kennst. Ich habe den Pro/DGX nämlich noch nicht selbst unter den Fingern gehabt. Aber von meiner Erfahrung mit dem Axxe kann ich mir gut vorstellen, dass der DGX auch prima klingt. Viele Pro Soloists sind allerdings, wie Du schreibst, ziemlich abgerockt. Einen, der ziemlich zerkratzt war und mit abgeriebener Beschriftung, habe ich ja auf Seite 4 abgebildet. Das ist der, der jetzt so schön silbern glänzt.
„Von allen Presetschleudern dieser Ära ist der ARP m. E. die am schönsten und am organischsten klingende.“ Das sehe ich ganz genauso!
@costello Die verwendete Digitaltechnik macht es wohl heute auch so schwierig, den Pro-Soloist zu MIDIfizieren. Ich wollte bei meinem Pro/DGX bloß CV und Gate nachrüsten lassen, was wohl schon zu unerhört aufwendigen Eingriffen in die Elektronik geführt hätte.
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Die Kombination aus Pro/DGX, Mellotron, Elka Rhapsody 610 und Rhodes ist für mich persönlich der Bringer — bei der Wahl meines Pro/DGX fiel meine Entscheidung bewußt für dasselbe Modell, das auch Edgar Froese verwendet hat.
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Der frühe Pro/DGX im Pro-Soloist-Gehäuse ist klanglich im Prinzip deckungsgleich mit dem Pro-Soloist; der spätere Pro/DGX klang für mein Empfinden etwas weniger „fuzzy“ und gerader, aber unverkennbar nach Pro-Soloist.
Die ARP Pro Soloist-Sounds, die sich Tangerine Dream für ihre Mellotrons aufnehmen ließen, um sie polyphon genießen zu können, bietet übrigens GForce für die M-Tron Pro library an.
Zur Midifizierung habe ich auch nur die Tauntek-Seite gefunden.
@costello Danke, die Tauntek-Seite kannte ich noch nicht — mein Kenntnisstand, was MIDI für den Pro-Soloist angeht, ist bei 2013 stehengeblieben.
Ha, klasse geschrieben und auch hinsichtlich Infotiefe dem kleinen ARP würdig. Ich hatte den lange unterschätzt und links liegen lassen. Erst vor gar nicht langer Zeit habe ich den mal nach entsprechendem Anlass gründlich erforscht. Sehr clever gemacht alles, selbst die puren Presets, also auch ohne Aftertouch, haben bereits klitzekleine Bewegungen drin. Da ist mal eine ganz sanft abflachende Filterfahrt, dort eine Idee Amplitudenmodulation, anderswo eine Art OSC Overdrive. Nicht schlecht! Super Audio Tracks übrigens, da hast du ein paar Nächte drangehängt, Meister Costello :)
@k.rausch Danke Klaus! Für mich sind die Amazona-Artikel immer ein willkommener Anlass, mal wieder „das Band“ anzuschmeißen und was aufzunehmen :-)
Wow! Was für eine tolle Liebeserklärung an diesen kleinen, einzigartigen Synthesizer.
Ich gratuliere Dir zu Deinem Artikel, Costello. Du bist damit dem Schätzchen voll und ganz gerecht geworden.
Hi Ton-yb, herzlichen Dank für Dein nettes Feedback. Und natürlich für den Supertipp mit der „Stromkur“, mit der ich meinen ARP wiederbeleben konnte. Ohne diesen Ratschlag von Dir hätte ich den Artikel in dieser Form gar nicht schreiben können. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in diesem Jahr vielleicht wieder etwas gemeinsam auf die Beine stellen könnten. Du ahnst schon, wovon ich spreche ;-)
@costello Klaro, das können wir sehr gerne machen!
Super! Ich freu mich.
Und wieder etwas gelernt, vielen Dank. Angangs hatte ich mich ja gewundert, warum für einen Preset-Synth so viele Seiten verbraucht werden, aber das lag einzig an meiner Ignoranz. Das Ding hat mehr drauf, als ich ihm zugetraut hätte…
@Son of MooG Hi Son of Moog, ich weiß ja eigentlich, dass man mit den Zeitressourcen seiner Mitmenschen achtsam und sparsam umgehen soll. Aber was soll ich machen? Das ist nun einmal mein Lieblingssynthesizer und über den kann ich hier nur einmal schreiben. Da kann dann nichts mehr die Tinte halten ;-)
Ein schöner, leidenschaftlich geschriebener Testbericht mit vielen tollen Storys. Vielen Dank dafür! Ich war auch so einer, der durch Genesis auf den ARP Pro Soloist und auch auf die anderen ARP Synthesizer aufmerksam wurde, noch vor dem Minimoog (Yes und E.L.P. fand ich immer aufgeblasen, Pink Floyd kamen später). Und natürlich hat hier ein berüchtigtes Album namens „Selling England by the Pound“ mit „The Cinema Show“ eine gewisse Rolle gespielt. ;-)
Ich gebe es auch zu: Ich mochte diesen dünnen Sound immer schon, und auch auf „The Lamb“ gab es wie Du schon erwähntest einiges Experimentelles.
Später nutzte Banks dann den 2600 und dann den Quadra. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob er auf seinem ersten Soloalbum „A Curious Feeling“ (speziell bei „After the Lie“) den 2600 oder doch den Pro Soloist einsetzte. Weiß das jemand? :-)
@Synclavier Ich weiss es auch nicht ganz genau aber sein Keyboard Setup hat 1979 bei „A Curious Feeling“ sicher keinen Prosoloist mehr beinhaltet. Das Album lag ja zwischen „And then there were three“ und „Duke“. Da hat sich sein Sound stark in Richtung Polysynths bewegt. Am Start hatte er damals abgesehen vom offensichtlichen CP70 hauptsächlich den Polymoog, Prophet 5, Roland RS202 und einen CS80. Den Arp 2600 hat wohl entgegen der Legende nur ganz spärlich eingesetzt. Ich habe mal ein Interview gelesen, wo er darauf eingeht und sagt, daß ihm das Patchen zu umständlich war. Der letzte grosse Auftritt seines Prosoloist fand wohl auf „Wind and Wuthering“ statt (Wot Gorilla?, All in a mouses night, etc.).
Habe mal nachgesehen: Also im Booklet der 2009er „Curious Feeling“ Ausgabe sieht man auf den Fotos synthmässig nur den Arp2600, den Polymoog und den Roland RS. Da würde ich am ehesten auf den 2600 als Solosynth tippen. Das muss aber nichts heissen.
Der 2600 ist auch das Soloinstrument für „Follow you, follow me“ (deutlich zu hören beim Parallelintervall, das gegen Ende hinzukommt). Patchen muß man den 2600 nicht, um ihn spielen zu können — das dürfte einem Synthesiserspieler wie Banks sehr entgegengekommen sein.
Ja, bei „Follow…“ spielt er den 2600 gut sichtbar im Video.
Die Semimodularität hat ihm aber live bei Soundwechseln nicht viel geholfen. Da er die Presets des Prosoloist gewohnt war und schnelle Klangwechsel integraler Teil seiner Kompositionen sind, kann ich mir schon vorstellen, das er das nicht so dolle fand. Er hat ja tendenziell sein Studiosetup auch Live verwendet und das war damit eben nicht so einfach möglich. Mangelnde Livetauglichkeit war auch der Grund, warum der extrem empfindliche Polymoog nicht lange im Setup blieb.
Stimmt absolut. Live war Tony mit dem ARP 2600 gar nicht happy: „If you take a 2600 on stage, a lot of its subtleties get lost. You have to compromise every tone you use.“ (Keyboards, 1976)
@Synclavier Hi Synclavier, der Solosound von „After the lie“ ist schon ziemlich fett und hat so ein „Glitching“. Da würde ich sehr auf den 2600 und die Duophonie tippen. Den gleichen Verdacht hattest Du vor vor 5 Jahren auch – wenn Du, wie ich vermute, unter dem gleichen Namen auch im Genesis-Fanclub angemeldet bist. Da hattest Du Dich seinerzeit selbst korrigiert, der 2600 wäre nur monophon. Aber man konnte ihn über das Keyboard 3620 tatsächlich auch zweistimmig spielen.
Sehr schöner Artikel! Vielen Dank dafür.
Neben den im Artikel aufgezählten Klassikern finde ich Tony Banks Prosoloist Sound im Stück „Entangled“ am beeindruckensten. Der hohe, tremolierende Melodiesound der über den Mellotron Chören schwebt und selbst eine Stimme zu sein scheint, das ist der Arp Prosoloist. Wow!
Der berühmte „Mäusesopran“. Tony Banks hat aus diesem Synthesizer wirklich alles rausgeholt, was rauszuholen war.
Ganz grosses Kino Costello, vielen Dank!!
@Piet66 Merci!
Das Demostück „Flute“ fand ich übrigens sehr schön — die Kombination mit Mellotron-Geigen ergibt gleich so einen Sonntagmorgenklang zum Brötchenholen im Urlaub.
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„Fuzz Guitar 2“ erinnerte mich irgendwie an Steve Hackett von der Harmoniefortschreitung — „Voyage of the Acolyte“ oder dergleichen.
„Sonntagmorgenklang zum Brötchenholen im Urlaub.“ Das finde ich ein sehr nettes Kompliment, danke! Fuzz Guitar II – da war ich vom Bassmotiv bei Lilywhite Lilith von TLLDOB inspiriert.
Ach ja: Steve Hacketts „Voyage of the Acolyte“. Das war damals ja das erste Lebenszeichen von Genesis nach dem Weggang Gabriels und wurde allein deshalb schon dankbar aufgenommen. Es hat auch starke Momente, auch ungewohnte, wie etwa bei „A tower struck down“. Aber ich dachte damals schon, dass Genesis als Band immer viel stärker waren als nur die Summe der einzelnen Musiker. Das gilt übrigens auch für Tony Banks, dessen Solo-Platten ich nicht besonders mag. Zu schwülstig und keyboardlastig.
@costello Habe nie eine Genesis Schallplatte besessen: andere Generation.
Wie immer ein ausgesprochen schönes Feature von Dir. Adäquat durchleuchtet, mit spannendem historischen Abriss und einer musikalischen Annäherung an die Seele des Instruments. Gute Klangbeispiele. Aber ehrlich gesagt, erwarte ich das auch gar nicht anders vom Voodoopriester des Synthesizers auf amazona. ;-)
Ein auf den musikalischen Rückschritt hin konzipiertes Musikinstrument. Dieser Aspekt fehlt mir in dem Text.
Übrigens genauso wie der ARP Omni. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ein Kunde aus Berlin den ARP Omni schriftlich bestellte, das Teil wurde geliefert und ich erhielt ein bitterböses Schreiben, was für ein Scheiß Gerät das sei, er hätte vorausgesetzt, dass Geräte, die auf unserer Preisliste aufgeführt wären, einen gewissen Anspruch an Synthesizer erfüllten. Ich habe die Preisliste geändert und mir das gemerkt.
Einige Kunden fragten beim Besuch meines Ladens auch nach solchen Instrumenten und auf meine Antwort, dass ich das nicht führen würde, wurde durch die Bank geantwortet, dass man genau deshalb hier sein.
@Dirk Matten Naja, diese Meinungsäußerungen sprechen eher für die Beschränktheit der Musiker als gegen den ARP Omni z.B.
Es gibt ja genügend Beispiele, wie gewinnbringend dieser in diversen Produktionen eingesetzt werden konnte.
Hallo Wellenstrom, ich sehe das genauso: Ich finde mit 40 Jahren Abstand sollten diese Diskussionen, was ein „echter“ Synthesizer ist, wirklich obsolet geworden sein. Das erinnert mich an endlose Diskussionen mit meinem Bruder, der sich in seiner aktiven Zeit mit Modularsystem und EMS-Synthesizer vergnügte, und alle meine Synthesizer mit Tastatur immer als „Orgel“ bezeichnete – auch den OB-Xa. Ist ein Polymoog, weil er mit Dividertechnik arbeitet, weniger musikalisch als ein Memorymoog? Mir hat ein Freund zum Geburtstag eine Hohner Melodica geschenkt. Das kann eine Kinderquäke sein, oder in den Händen von Donald Fagen ein tolles Instrument. Ich übe noch ;-) Übrigens danke für die Blumen. Der ARP Pro Soloist lag mir halt besonders am Herzen.
Ich hatte für mich uns meinen Laden eine klare Trennlinie zu einem Musikgeschäft mit Keyboard-Abteilung gezogen. Das war meine ureigenste Überzeugung und spiegelte sich im jahrelangen Erfolg der Firma wider.
@Dirk Matten Der Minimoog, bei Euch im Laden sehr prominent ausgestellt, ist im Vergleich zu ’nem Buchla 200 auch eine Alleinunterhalterorgel. Von den Geräten die Ihr in den 90gern sonst noch so vertickt habt will ich garnicht reden.
Ein klassischer Pianist hält alles Elektrische für Teufelszeug. Ein 60ger Jahre Ostküstenlabormusiker hielt Musik die nicht in hexadezimaler Form definiert war für veraltet. Is doch relativ. Daher finde ich diese Diskussion beschränkt und affektiert. Erlaubt ist was Spass macht!
Mir kommt es darauf an, zu welchem Zweck diese Geräte entwickelt wurden und wen sie ansprechen (sollten). Der ARP Soloist zielte ganz klar in Richtung Orgelaufsatz für Alleinunterhalter, was man beim Minimoog wohl nicht sagen kann.
Leider gab es kein Schild wie beim Metzger: Wir müssen draußen bleiben. Dafür hatten wir aber eine große Schiefertafel vor der Tür, übrig geblieben von der ehemaligen Inhaberin des Lebensmittelladens, neu mit Kreide beschriftet: Minimoog – heute nur DM 2.995.
Nennen wir es Business-Art.
@Dirk Matten Nö, der zielte auf Rock/Fusion Keyboarder, genau wie der Minimoog. Schau Dir doch einfach mal die ARP Werbung von damals an.
Anschliessend vielleicht die Motivation von Moog eruieren damals den Minimoog herauszubringen. Die gehörten beide auf ne Hammond Orgel.
Eure Werbestrategie fand ich immer absolut erstklassig.
Ich finde keine Werbung zu dem Gerät, aber ich besitze die Demoschallplatte. Ab 5.41: https://www.youtube.com/watch?v=AKk5dt0vGbY
Das Gerät sprach von der Anwendung und den Klängen in erster Linie Alleinunterhalter an – nicht meine bevorzugte Zielgruppe. So wurde er auch von der für den europäischen Markt außer England tätige Großhandelsfirma MCH in Bodegraven, Holland an traditionelle Orgelgeschäfte platziert. Das war eine Welt, mit der ich nichts zu tun haben wollte, zu groß waren die mentalen und kulturellen Unterschiede. Habe mich lieber mit jungen Künstlern und Bands beschäftigt, die ebenso empfanden, nachzulesen im Gästebuch meiner Homepage unter http://www.elektropolis.de/gb.html
@Dirk Matten Natürlich gibt es Werbung zum Pro/DGX – auf Page 7 seitenfüllend platziert. Dort sind 12 Topacts der damaligen Zeit aufgeführt, die den ARP eingesetzt haben. Nochmal: Der ARP Soloist war für die Heimorganisten konzipiert, dann waren die ARP-Leute selbst überrascht, welchen Bedarf sie da auch im Profilager auslösten. Und haben den Pro Soloist und speziell den Pro/DGX dann entsprechend aufgemotzt. Das entscheidende ist aber, dass dieses Instrument aufgrund der ausführlich besprochenen technischen Spezifikationen (speziell im Filterbereich) Klänge erzeugt, die auf herkömmlichen Synthesizern so nicht oder nur schwer nachgebildet werden können. Gordon Reid, der viele Workshops zur subtraktiven Synthese geschrieben hat, hebt beispielsweise die Flöte hervor. Der Telstar-Sound ist ein anderes Beispiel. Man muss an einem Odyssey eine Weile schrauben, bevor man so einen Pulssound mit diesem Twang hinbekommt. Aber egal, als was der kleine ARP auch immer mal an den Start gegangen ist – er ist heute ein Vintage-Klasiker, der sich mit seinen einzigartigen Klängen in der Geschichte der populären Musik verewigt hat.
@costello Bitte nicht falsch verstehe, ich wollte lediglich im historischen Rückblick darstellen, wer vom Hersteller und Vertrieb (aus meiner damaligen Sicht) als Zielgruppe angepeilt wurde. Und hier auf AMAZONA.de ergänzend, dass ich als Gründer des weltweit ersten Synthesizerspezialgeschäfts diese nicht als eine von mir bevorzugte Kundschaft sah. Geld hat mich nie interessiert.
Von mir zum Montagmorgen ein fröhliches „Maria Dolores, ohoho, ohoho …“
@Dirk Matten Hallo Dirk, ich habe diesen Aspekt sehr wohl aufgegriffen (Antithese zu den Modularsystemen), sehe das aber nicht als Rückschritt, sondern ganz im Gegenteil als logische Weiterentwicklung. So wie später die speicherbaren Synthesizer. Da haben sie sich bei SC ja auch gewundert, wenn die frühen P5 zur Reparatur reinkamen und die 40 Speicherplätze noch genauso belegt waren, wie bei Auslieferung. Es gibt Musiker, die wollen einfach spielen und andere wollen schrauben. Modularsysteme bedingen eigene musikalische Ausdrucksformen. Deshalb diese sich gleichsam mikroskopisch und langsam entwickelnden Klangverläufe bei der Berliner Schule. Jazz, Pop- und Rockmusiker können mit diesen Limitierungen wenig anfangen. Da muss der Synthesizer einfach einen Sound liefern, wie das Fender, die Hammond, das Mellotron.
@costello Die Prophet-5, die zu uns zur Reparatur kamen, hatten alle eigene Programme. Da hat sich wohl die Kundschaft unterschieden. Möglicherweise hat die amerikanische Kundschaft die eigenen Programme vor der Einsendung zu Reparatur gesichert und durch die Werksprogramme ersetzt. Ich kenne einen Musiker, der seinen OB-Xa mit einem Vorhängeschloss gesichert hatte, damit niemand den internen Schalter umlegt, um die Programme auszuspielen und zu stehlen: Edgar Huschenbeth.
@Dirk Matten Von allen Instrumenten, die ich jemals hatte, war der ARP Omni Mk. 1 das grausigste überhaupt — in meinem jugendlichen Leichtsinn hatte ich das Gerät 1991 gebraucht gekauft in der Annahme, daß es toll sein müsse, weil „ARP“ draufstand. Ein fataler Irrtum. Wenn es nicht kaputt war, klang es scheiße, und wenn es scheiße klang, wünschte ich mir, daß es so schnell wie möglich wieder kaputtgehen möge…
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Ich weiß noch, wie ich im Sommer 1997 dem Käufer mit einer Mischung aus Faszination und Grausen hinterherschaute, als er mit dem Omni unter’m Arm in den Bus stieg und wieder heim nach Dänemark fuhr…
jau
Lustige Story und Herr Matten war anscheinend sogar beim Kauf und späteren Verkauf Deines Omni anwesend, wow! ;-)
Vielleicht war es einfach nur der falsche Synth für den avisierten Anwendungsbereich, soll vorkommen, wenn man sich nicht auskennt…
…ich habe zum Beispiel meinen Wave2.3 dafür gehasst, dass er für Auftritte mit einer Progressive Rock Band ganz klar zu wenig Portamento Funktionalität aufwies, die LFOs grob gerastert und das Teil insgesamt irgendwie nicht sahnig genug klang. Ich war halt noch jung.
Nein, Dirk war nicht zugegen, weder beim Kauf, noch beim Verkauf. Wohl aber bei den mahnenden Worten, wenn ich mich richtig erinnere — die ich aber in den Wind schlug. Arroganz der Jugend.
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Dirk fotokopierte mir aber netterweise einen Schwung ARP-Prospekte und schickte sie mir. Die habe ich heute noch irgendwo.
Tolle Story. Das sind die Artikel, die mich vor vielen Jahren zu Amazona gebracht und mit dem Vintage-Suchtfaktor infiziert haben, der mich inzwischen fast täglich hierher führt. Und schon eine ganze Stange Geld gekostet hat :-) Letzten Freitag hatte ich die Möglichkeit, Mr. Gary Numan live in Luxemburg zu sehen. Voller Vorfreude auf den rohen, analogen Sound des Meisters war ich angereist. Und verließ den Ort des Schaffens mit zwiespältigen Empfindungen. Leider konnte ich das Bühnen-Equipment kaum identifizieren, aber offensichtlich dominierten digitale Klangerzeuger und Softwareinstrumente den Abend (Mr. Numan himself nutzte einen Virus TI, kein Polymoog weit und breit). Und so klang denn auch die Mischung über das Soundcraft VI6: Perfekt, clean, ultrasauber, Hi-Fi – Langweilig. Schade. Ein Hoch auf die grobe Vintage-Welt…Schade, dass die tollen Stories wegen der natürlich begrenzten Zahl der Klassiker endlich sind.
@LeSarrois Hallo Le Sarrois, vielen Dank für Dein nettes Feedback. Ja, der Suchtfaktor ist groß, eigentlich müsste man bei jedem Testbericht vor Risiken und Nebenwirkungen (fürs Bankkonto) warnen ;-)
Mit den Elektronik-Acts live ist das heute wirklich oft nur die halbe Freude. Bei einem Ultravox oder Gary Numan-Konzert war man damals ja schon beeindruckt, wie die alle ihre Kisten synchronisiert bekamen. Heute weiß man nicht, ob das alles von der Festplatte kommt, ein Teil des Zaubers ist dahin. Was Deine Sorge angeht, die Vintage-Stories könnten bald zur Neige gehen – das eine oder andere Schätzchen harrt schon noch seiner Vorstellung.
@LeSarrois Gerd Neumann scheint in den letzten 15 Jahren damit zufrieden zu sein, wie Nine Inch Nails nach den Wechseljahren zu klingen, und ich glaube, dem Gerd ist es ziemlich wurscht, womit er seine Musik macht. Mini Moog und Polymoog waren halt damals verfügbar, also macht man was damit — zur Not hätte man wohl auch auf ’nem Kamm geblasen, wenn’s gepaßt hätte. Später hat er dann auch schmerzfrei zu Werksklängen von D50 und M1 oder vorgefertigten Drumloops gegriffen, wenn gerade nichts Anderes da war.
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Von daher gehe ich mal davon aus, daß so altes Gerümpel beim Neumann allenfalls irgendwo im Schuppen vor sich in rottet wie seinerzeit der Mini Moog, der beim Entrümpeln vom Dachboden fiel. Nostalgische Gefühle hegt der wohl kaum…
Costello, herlichen Dank für deinen beseelten und mit tollen Audiobeispielen ausgestatteten Artikel! Ich denke, den kann man sorglos „Benchmark“ für einen guten Vintage-Synthesizer-Artikel nennen!
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Danke auch an die launige Kommentatorenschaft und ihre informativen Kommentare. So macht das Spaß! :D
@L. Lammfromm Danke! Ich empfinde es als Privileg für die Amazona.de-Leser schreiben zu dürfen, die mit kritischer Kennerschaft aber immer auch mit wohlwollendem Zuspruch die Arbeit der Autoren begleitet. Das ist sehr toll :-)
@Costello: Da hast Du absolut recht. Oha? Vorfreude ist doch die schönste Freude und ich wärme mich dann schon mal am Gedanken daran :-) Hab schon entdeckt, dass wir musikalisch ähnlich ticken. Tatsächlich durfte ich auch Ultravox ebenfalls in Luxemburg in Original-Line up bewundern und sie waren trotz digitaler Technik KLASSE. Für Interessierte in meiner Region sind die kleinen Locations dort erste Wahl. Es geht anscheinend auch anders…:-)
@LeSarrois Billy Currie ist einer meiner absoluten Helden! Wenn Du Ultravox magst, möchte ich Dir meinen Artikel zum Yamaha-Stringsynthesizer SS-30 ans Herz legen. http://bit.ly/2tO0CRJ Ultravox habe ich in letzter Zeit leider nicht mehr live erlebt. Aber was ich auf youtube gesehen habe, war in der Tat sehr atmosphärisch und überzeugend.
Hey, danke für den link :-) Tatsächlich war Ultravox zusammen mit Depeche Mode meine persönliche musikalische Sozialisation. Viele Jahre hatte ich diese Welt zugunsten gaingeschwängerter Indiesounds mental im Abstellraum gelagert. Über ein retrospektives Vinyl-Projekt kramte ich letztes Jahr die alten Klassiker wieder raus und bin total von den Sounds der End-Siebziger und Anfang-Achtziger angefixt. Ich liebe es und tauche seitdem komplett in diesem Sounduniversum ab. Kleiner Anspieltipp für Fans von Minimal falls noch nicht bekannt: Rational Youth – Cold War Night Life…Freue mich auf mehr tolle Tests der klassischen Elektronik:-)
@LeSarrois Ja, Rational Youth sind großes Kino. Sogar die Pet Shop Boys haben bei ihnen geklaut.
Boaoooo…das ist mal ein Bericht. Super angenehm zum lesen, tiefgründig recherchiert, mit guten Audiobeispielen. Vielen Dank !
Und ich kann voll zustimmen: der Sound vom ARP Pro Soloist ist ungemein melancholisch, auf einer sehr natürlichen und musikalischen Art. Tony Banks hat es auch noch bis zum Ende getrieben, in dem er das ARP (und das Mellotron) durch eine Leslie geschickt hat damit es „weniger elektronisch klingt“…
https://www.keyboardmag.com/artists/retro-interview-with-tony-banks-of-genesis-1976
Leider ist es heute nicht ganz einfach an einem Pro Soloist zu gelingen. Erstens wegen dem Preis (für 800 Euros habe ich leider schon lange nicht mehr gesehen) und auch aufgrund des Zustandes.
Falls ich aber eines Tages ein ARP Pro Soloist zu einem korrekten Preis und im guten Zustand finde, werde ich wahrscheinlich zuschlagen.
@spookyman Hi spookyman, danke für für Dein nettes Feedback und den Hinweis auf die Verstärkung durchs Leslie.
Für unter 1000,- € wird der Pro Soloist/Pro DGX schon mal angeboten. Der Zustand ist halt ein anderes Kapitel. Mein ARP war ja auch schon repariert worden und fiel später trotzdem wieder aus. Mal sehen, wie lange er jetzt läuft ;-) Aber musikalisch wird man auf alle Fälle reich entschädigt.
@costello Ich hatte seinerzeit (ca. 2005) das Glück, einen grundsätzlich funktionierenden Pro/DGX für 120 € zu erwerben.
Leider habe ich ihn etwa 2 Jahre später – zwar mit Gewinn – aus Platz- und Finanzgründen wieder verkauft.
Das ist daher mein größter Fehler in Bezug auf Equipmentkauf/ -verkauf. :-(
@unifaun Hallo Unifaun, den Fehler kannst Du doch noch korrigieren. Der kleine ARP bewegt sich ja noch in halbwegs erschwinglichen preislichen Regionen. Eine Superergänzung zu Deinem Kurzweil Forte :-)
Klasse Bericht ! Robbery, assault and battery… was benutzt Tony Banks da ? Hör den Track gerade in 5.1… Hammer ! Der Instrumentalteil alleine… was für eine geile Band das mal war.
@Engholm Das ist der ARP Pro Soloist – das Synth-Solo auf Robbery, assault and battery ist wirklich der Hammer. Na und dann mit 5.1-Surround – nice!
Toller Bericht. Endlich habe ich den Synthesizer gefunden, aus dem die Sounds meiner Lieblingsplatte „Lamb lies down ob broadway“ kommen. Aber wie komme ich nun an die Sounds? Welcher aktuelle Synth bekommt diese Sounds hin? Nimmt man da einen Korg / Behringer Odyssey oder einen Korg Prologue oder ähnliches?
Wer hat eine Empfehlung, bestenfalls mit entprechendem Soundset. Möchte lieber spielen, als Soundschrauben.
@mcmidi Danke mcmidi. Mit einem BARP oder KARP bekommst Du den ARP-Grundschnack natürlich schon mal gut hin. Die Trumpet aus Cinema Show kannst Du so Du sicher nachahmen, die Fuzz Guitar-Presets aus Lamb lies down eher nicht. Manche Pro Soloist-Klänge sind wirklich nur auf diesem Instrument reproduzierbar, was mit den ROMs und dem im Report beschriebenen speziellen Filterungen jedes einzelnen Sounds zu tun hat. Auch das druckempfindlice Keyboard ist für den Tony Banks Sound bei Genesis sehr wichtig. Es gab mal ein Plug In von AM Music Technology, was den Pro Soloist genial emuliert. Ich habe Dir den Link drangehängt.
https://kurzelinks.de/cn50
Und schönen Gruß an Herrn Matten. Habe gerade ein paar originale Preislisten vom Synthesizerstudio Bonn vom 1. Juli 1983 gefunden, ausgedruckt auf orangem Papier. Der ARP ist nicht dabei aber z.B. der Memorymoog für 9.750 DM, incl. 14% MwSt ab Lager Bonn.
„Beim späteren Pro/DGX kam dagegen ein 4075-Filter zum Einsatz, eine ARP-Eigenentwicklung, die durch einen Designfehler einen begrenzten Frequenzgang aufweist. Bei 12 Kiloherz ist Schluss. Es gibt Nutzer beider Geräte, die Stein und Bein schwören, dass die soundmäßigen Unterschiede nicht weiter gravierend sind.“
Das wundert wenig, denn das meiste was einen Klang ausmacht, der nicht gerade viel Zischen und Rauschen enthält, ist unterhalb von 12 kHz.
@Saxifraga Hi Saxifraga, eine schöne Übersicht über die ARP-Filter findet sich bei Till Kopper: http://www.till.com/arptech/modmain.htm Auch da heißt es zum 4075 „Cut-off range limited to approx 12 kHz due to design miscalculation“. Es wird überall als „flaw“ bezeichnet, dabei klingen all die Synthesizer, die es verwenden, sehr gut: etwa der Odyssey und Axxe aus der „orangenen“ Periode, der Quadra oder eben der Pro/DGX.