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Vintage-Analog: KORG Trident & MKII Ensemble-Synthesizer (1980)

Legende unter den analogen Ensemble-Synthesizern

19. April 2025

Der Korg Trident ist ein polyphoner Analog-Synthesizer aus den frühen 1980er-Jahren, der drei eigenständige Sektionen kombiniert: Synthesizer, Strings und Brass. Jede Sektion besitzt eigene Klangerzeugung und Effekte, wodurch komplexe, vielschichtige Klangteppiche möglich sind.  Heute gehört der Koprg Trident zu den Klassikern der Analog-Ära und ist nur noch schwer zu bekommen. Mit dem ausführlichen Report von Thomas Bechholds lassen wir die Ensemble-Legende von 1980 ein wenig aufleben. Viel Spaß dabei.

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Meine Korg Trident-Story

Ich komme aus Aachen, einer mittelgroßen Stadt irgendwo im Westen. Dort gab es in den frühen Achtzigern drei nennenswerte Musikalienläden, die eben nicht nur Blockflöten und Maultrommeln aus japanischer Herkunft feilboten.

Da gab es zum einen den familiären Betrieb, der im Keller eines Einfamilienhauses residierte. Hier konnte man immerhin ein Fender Rhodes und einen Korg Delta hören und spielen.

Der Yamaha-lastige Orgelladen in der Innenstadt hatte bis 1983 eigentlich so gut wie nichts mit Synthesizern am Hut. Der später dort ausgestellte Roland Juno-60 für 3.590,- DM ließ mich manch träumerische Stunde vor dem Schaufenster verweilen.

Tja und dann war doch noch die andere Bude. Zorniges Personal, viel gebrauchter und abgerockter Kram, ebenso orgellastig, maximal ein Stringensemble vor Ort. Bassgitarrenanlagen wurden auch als Gesangsanlagen und diese wiederum als Keyboardverstärker empfohlen.

Nun, wie gingen wir also vor, um unsere Synthi-Neugier zu bedienen? Einmal im Monat erschien das Fachblatt.

Korg Trident im Fachblatt

Korg Trident im Fachblatt

Am Hauptbahnhof immer ein paar Tage früher, als … ja wo eigentlich? Das Magazin gab es doch in Aachen nur im HBF, wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Egal. Also in besagtem Fachblatt annoncierten überregionale Händler ihre aktuellen Angebote. Wie z. B. der Instrumentenhändler aus Krefeld. Dieser hatte einen flammneuen Yamaha CS-30 im Laden und bewarb eben jenen. Wir setzten uns also in unseren Audi 100 mit abgelaufenem TÜV und fuhren hin, um den Yamaha CS-30 zu bestaunen. Diesen einen, wohlgemerkt, keine „5000 Stück on stock“, wie es heute so prahlerisch wie sinnlos heißt.

Es muss also 1981 gewesen sein, da führte mich den Weg wieder mal hinaus in DIE Stadt am Rhein: Köln. Ich war angereist, um ein italienisches E-Piano anzutesten. Mit konkreter Kaufabsicht und reichlich Geld in der Tasche. Ich betrat den Laden. Wie immer mit einer Ehrfurcht, die im Dom mit Bischofsaudienz nicht hätte größer sein können.

„Den hier kannste auch haben“, sagte der Inhaber etwas schnodderig und zeigte auf den flammneuen Korg Trident MK 1. „7.200,- D-Mark!“

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Korg Trident Holzseiten

Korg Trident MK1

Das ist in etwa so, als ob du mit dem ausbezahlten Bausparvertrag zum VW Händler dackelst und der Verkäufer dir den neuen, 100-mal so teuren Porsche 911 andrehen will. Gehen wir thematisch zurück zum Kölner Musikalienhändler. Ich ließ mir also den Trident zeigen. Klar, bei der freundlichen Aufforderung.

Und dann trat die Ernüchterung ein. Das Ding sah und sieht großartig aus, keine Frage, konnte aber eigentlich nur eine paar handvoll Sägezahnsounds. Das war ziemlich enttäuschend. Keine echt klingenden Chöre, keine Glocken, keine Syncsounds, keine Helikopter, Sturmbrandungen und Maschinengewehre. Nichts Ungewöhnliches konnte der Trident, anscheinend unbrauchbar für den ernsthaften Elektronikmusiker.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit, wie sich Jahre später doch herausstellte.

(Es beginnt mit dem Synthesizerblock, dann folgt der Bass aus der Stringssektion und mit einem 8″ Strings Register. Gegen Ende der Sequenz folgt die Brass-Sektion auf dem rechten Kanal dem Arpeggio der Synthesizerstimme. Alles in einem Rutsch, ohne Multitrackrecording.)

Zu einem späteren Zeitpunkt, also in den Neunzigern, als analoges Zeug total out war, erwarb ich den Trident für 250,- DM. Ich brauchte ein Stringensemble und erinnerte mich an den Korg DELTA aus dem Musikalienkeller des Einfamilienhauses. Ich griff dann einfach beim großen Bruder zu, dem Korg Trident. Kostete ja nichts, der Kram. Und dann war ich dann doch ziemlich von den Socken. Doch nun schön gesittet der Reihe nach zum eigentlichen Test.

Korg Tridenkt Panel

Korg Trident MK1, Panel

Anfang der 80er-Jahre. Der Korg Trident, ein sogenanntes Multikeyboard mit 3 unabhängigen Klanggruppen wird vorgestellt und kommt in die Läden. Preis: Anfangs beworben mit knapp 10.000,- DM. Circa 1 Jahr später bringt Korg den modernisierten Trident MK2 auf den Markt. Editierbarkeit des abgespeicherten Sound (so, wie das dann allgemein üblich wurde), 32 statt 16 Programmspeicher, 2 ADSR-Generatoren pro Stimme, verbessertes rauschärmeres Audiosignal, passiv gekühltes Netzteil, zudem wurden die Potikappen dem Polysix und Mono/Poly optisch angeglichen. Brass und Strings bleiben bis auf kleinere interne Schaltungsoptimierungen gleich.

Der Aufbau des Korg Trident

Ein schweres Metallgehäuse, eingebettet in eine massiven Holzwanne, wertige Potis, Tipptaster mit Statuslicht, einer Menge rückseitiger Anschlüsse und einer wirklich schönen Tastatur, das alles signalisiert: „Ich bin Oberliga!“ Der KORG TRIDENT ist in 3 Klangerzeugungssektionen, ich nenne sie der Einfachheit halber ab jetzt „Klangblöcke“, unterteilt:

Polyphoner Synthesizer

Einem polyphonen 8-stimmigen Synthesizer, einer 8-stimmigen Brass-Sektion und einer  8-stimmigen Strings-Abteilung, alles analog selbstverständlich. Das heißt jedoch nicht, dass das Korg Trident System damit 24-stimmig wäre. Es bleibt immer bei maximal 8 gleichzeitig erzeugten Stimmen!

Korg Trident MK1 Flanger Key Assigner

Korg Trident MK1 Flanger Key Assigner

Links außen beginnt das Bedienpanel mit der Key Assign Sektion. Klar, was man hier macht: Die drei Klangblöcke werden hier rund um einen fixen Splitpunkt, dem Schlüssel-C, der Klaviatur zugewiesen. Und das in allen erdenklichen Kombinationen. Der Assign Mode 1 – 2  Schalter bestimmt, ob die Oszillatoren entweder bei jedem Tastenanschlag alternierend abgefragt werden oder einer statischen Zuweisung folgen.

Wozu das gut sein soll? Nun, keine Stimme des Korg Trident ist vollkommen identisch mit einer anderen. Es gibt auch bei gut justierten Maschinen immer hörbare Unterschiede in den Filtern, ADSR-Generatoren und im Tuning. Allerdings nicht so krass wie beim Roland Jupiter-4, der ja schon wegdriftet, wenn in Australien ein Farmer einen fahren lässt. Auch lässt sich der Stimmenklau bei voller Ausnutzung der möglichen Stimmen mit dem Modeschalter beeinflussen.

Sehr schön ist der eingebaute Flanger des Trident, der vielfältige Regelmöglichkeiten bietet. Sogar die Eigenschwingung ist hier möglich, diese haut aber dermaßen rein, dass der musikalische Nutzen für Extasy-freie Sessions höchst fragwürdig ist. Der Flanger rauscht natürlich je nach Einstellung etwas, das ist aber nicht weiter von Belang. Aber um noch mal auf das Feedback sprechen zu kommen: Wenn hier unbedacht der Flanger eingeschaltet wird, sollte man tunlichst keinen Kopfhörer aufhaben! Das knallt einem das Gehör weg, auf immer und ewig. Also Obacht! Dem Flanger kann übrigens immer nur einer der Klangblöcke zugewiesen werden.

Der Flanger ermöglicht auch, kurzen Sounds mit schneller Attack-Zeit einen metallisch klingenden Anstrich zu geben.

Filter der Polyphonen-Sektion

Gleich neben der Flanger-Bank finden man einen nicht abspeichbaren Frequency-Fine-Cutoff-Regler und den Detune-Memory-on/off-Schalter. Speicherbar findet man diese Funktionen ein paar Zentimeter weiter rechts noch einmal. Was hat es damit auf sich? Nun, der TRIDENT MK 1 besitzt den Nachteil, dass sich die abgespeicherten Sounds nicht aus dem Speicher heraus editieren lassen, sondern Sounds immer von Grund auf neu erstellt werden müssen. Ein Problem der hauseigenen CPU, dies wurde bei seinem Nachfolger dem TRIDENT MK 2 geändert.
Damit sich abgespeicherte Sounds doch in Maßen verändern lassen können, hat KORG eben diese zwei Eingriffsmöglichkeiten spendiert. Jedoch da dieser 2nd Cutoff-Bereich (so nenne ich das mal) nicht der CPU-Abfrage zugewiesen ist, besitzt der Wertebereiche keine Rasterung und überstreift ohne Stufen den gesamten CUTOFF-Bereich. Dieses kann man eben auch sehr schön mit den beiden CUTOFF-Reglern aus der speicherbaren Synthi-Sektion und dem nichtspeicherbaren Bereich vergleichen und hören.

Der 8-stimmige Synthesizer besitzt pro Stimme 2 Oszillatoren. Der programmierbare Bereich ist mit orangefarbener Schrift unterlegt.

Korg Trident MK1 Synthesizer

Korg Trident MK1 Synthesizer

Oszillator 1 bietet Dreieck, Sägezahn und variablem Puls und Pulsbreitenmodulation. Oszillator 2 lediglich Sägezahn. Na ja. Das ist wahrscheinlich der Leistungsfähigkeit des Programmmoduls geschuldet. Laut Schaltplan wäre es nämlich ein Leichtes gewesen, auch diesem Oszillator die anderen Schwingungsformen zu entlocken.

Jeder Oszillator hat einen separaten Fußlagenschalter (16′, 8′, 4′). VCO 2 lässt sich gegenüber VCO 1 fein verstimmen. Das Filter bietet Regler für Cutoff, Resonance und eine Modulation (pos. und neg.) durch den ADSR-Generator an. Weiter gibt es einen 3-stufigen Schalter für das Keyboard-Tracking. Das Filter öffnet sich dann abhängig von der Tonhöhe. Kennt man ja. Der VCA kann entweder durch den ADSR-Generator oder einer festen Orgelhüllkurve angesteuert werden. Dazu kommt eine Besonderheit, nämlich die Solorelease-Funktion. Hier wird nur dem zuletzt gespielten Ton die eingestellte Release-Zeit zugeordnet.

Die Korg Trident Klangverwaltung bietet  3 Presets Piano 1 und 2 sowie Clavinet als Festspeicher-Presets an. Müßig hier zu erwähnen, dass besonders die Pianosounds so weit weg vom Klang eines Steinways sind, wie eine thüringische Bratwurstbude vom Alpha Centauri Doppelsternsystem. Diese Presets können bei geöffnetem Gerät mit Hilfe eines Schraubenziehers dem eigenen Geschmack angepasst werden. Für das reguläre Abspeichern eigener Sounds stehen 16 Progammspeicherplätze zur Verfügung. Das erscheint wenig, ist aber beim Trident ausreichend.

Unterschied zwischen Trident MKI und MKII

1982 erschien mit dem Korg Trident MK2 ein leicht verbesserter Nachfolger mit 16 zusätzlichen Speicherplätzen, diese sind aber eher von geringerem Vorteil. Der VCF-Block erhielt im Korg Trident MKII eine eigene Hüllkurve. Außerdem wurde der Kühlkörper zur Ableitung der Netzteil-Hitze deutlich vergrössert. Auch lässt der Trident MK2 eine Editierung bestehender Programme zu und scheint über ein verbessertes Schaltungs-Layout zu verfügen, das hinsichtlich des Rauschabstandes optimiert ist.

Da der Synthesizerblock einschließlich Programmer bei dem Korg Trident MK2 geändert bzw. modernisiert worden ist, fallen dort die zwei Zusatzregler DETUNE und CUTOFF weg. Auch hat der Trident MK2 einen zweiten ADSR-Generator pro Stimme statt der festen Orgelhüllkurve. KORG sprach in seinen Werbekampagne über den neuen Trident MK2 davon, dass die VCOs und die VCAs geändert worden seien. Laut Schaltplan ist das aber alles identisch zum Trident MK 1 geblieben. Gott sei Dank, mag man sagen, wenn es sich dann doch diesbezüglich nur um eine durchgeknallte Promotion-Hoax gehalten hat.

Die Oszillatoren und das SSM Filter im Korg Trident klingen nämlich klasse und zwar nach „Sahneschnittchen Oberheimbuttercremetorte“.

Modulationsmöglichkeiten und Spielhilfen

Eine zentrale  und dediziert zuweisbare LFO-Sektion gibt es im Korg Trident nicht. Die Pulsschwingung kann durch PMW-Speed angesteuert werden und es existiert ein gemeinsamer LFO, der mit Hilfe des Joysticks nur auf alle 3 Klangblöcke gleichzeitig wirken kann.

Korg Trident MK 1 Joystick

Korg Trident MK 1, Joystick

Damit lassen sich nur zahme Vibratos und Triller auf die ganze Bude legen. Und das ist nun wirklich oberdämlich, denn die Strings-Sektion hat z. B. schon zwei Vibrationsmodulationen. Ein drittes Vibrato auf die Strings geroutet, lässt diese nur ähnlich jämmerlich wehklagen wie eine 14 -jährige Handy-Nutzerin mit abgelaufenem Guthabenkonto.

Korg Trident MK1 Strings

Korg Trident MK1, Strings

String-Sektion des Korg Trident

Die Strings bieten 3 Fußlagen (16′, 8′, 4′), die gemeinsam oder einzeln abgerufen werden können. Dazu kommt noch eine Attack/Release-Funktion, ein 2-Band Equalizer und die Bowing-Funktion, die durch ein kurzes Anheben der Resonanz einen „Antreich-Effekt“ simuliert. Klappt aber nicht wirklich, aber irgendetwas passiert da. Ein Ensemble- und ein Vibratoeffekt lassen sich noch zuschalten und in der Intensität regeln.

Brass-Sektion des Korg Trident

Die Brass-Abteilung ist eigentlich ein einfach gehaltener polyphoner Synthi mit einem gemeinsamen VCF für alle Stimmen. Ein ADSR-Generator für VCA und VCF, Cutoff, Resonance und 16′ und 8′ Fußlagenschalter. Das war’s dann auch schon. Zumindest kann der ADSR dem Filter wahlweise invertiert zugewiesen werden.

Korg Trident Mk1 Brass

Korg Trident Mk1 Brass

Tools

Kommen wir mal zu den kleinen ungewöhnlichen Tools, die den Trident so musikalisch klingen lassen. Die Brass-Abteilung bietet verschiedene Triggermodi an.
Die von anderen vollpolyphonen Synthesizer aus den frühen Jahren bekannten MULTIPLE- und SINGLE-Trigger bieten die Auswahl an, ob die ADSR-Kurve (und damit der evt. modulierte Filterverlauf) bei jeder Taste neu oder bei der Legato-Spielweise nur am Anfang des Laufs ausgelöst wird. Das hat zur Folge, dass bei ausgeschaltetem MULTIPLE-Trigger Töne teilweise verschluckt werden oder Filterverläufe nicht immer neu ausgelöst werden. Auch die vom Trident gebotene Möglichkeit, nur jede 2., 4., 6. oder 8. angeschlagene Taste auf die Brass-Sektion zu routen, gibt im Verbund mit den anderen Sektionen eine interessante Ausdrucksmöglichkeit. Ebenso kann man die Brass-Sektion von außen mit einer Drum-Maschine triggern, um zum Beispiel ein rhythmisches Stakkato zu erzeugen.

Im Single-Trigger-Modus gibt es den interessanten Effekt. Gehaltene Töne werden neu getriggert, wenn z. B. im Bass Tasten angeschlagen werden. Hier ein Beispiel:

Ein Digitalecho ist dahinter geschaltet. Der Bass ist ein dauergehaltener Ton, der gleichzeitig  der Melodie folgend, neu getriggert wird.

Korg Trident Mk1 Anschluesse

Korg Trident Mk1, Anschlüsse

Die Anschüsse des KORG Trident sind reichhaltig. VCF-Eingänge für Synthi und Brass, separate Ausgänge für alle 3 Klangblöcke und individuelle Volume-Inputs für Synthi, Brass und Strings. Das ermöglicht mit einem CV-Gate Interface, wie z. B. dem Doepfer MCV 24, erweiterte, MIDI-gesteuerte Modulationen. Richtig chic und optisch stimmig moduliert man hier standesgemäß mit einem Korg MS-20, MS-10 oder zumindest dem LFO-Pedal Korg MS-04.

Wie klingt der Korg Trident nun? Also, ein Hall und eventuell ein Echo hinter den Trident geschaltet, beim Spiel die Regler bewegt und die Sektionen aufeinander abgestimmt, da geht wirklich die Sonne auf, bildlich gesehen. Bombastsounds, tiefe brummige Bässe und schöne Vintage-Strings kommen aus diesem Gerät. Die weichen Synthipads, die man mit einem JX-3P oder Poly-61 eben nicht hinbekommt und man eher einem Oberheim zuschreiben würde, die kann der Korg Trident. Die Kombination der einzelnen Klangblöcke, verteilt im Stereopanorama, drücken einfach mächtig und klingen sahnig fett. Das klingt eben alles sehr musikalisch und angenehm. Heute, wo Glocken und Maschinengewehre aus jedem Trashhandy heraus blöken, sind die Prioritäten eben anders gesetzt als damals 1982 bei meinem Besuch in Kölle. Und mit etwas Feingefühl und Forscherdrang bekommt man hier und da auch mal einen Sound zustande, den man diesem einfach gehaltenen Korg Trident Synthesizersystem so nicht zugetraut hätte. Die Spielweise macht eben hier bei diesem Gerät sehr viel aus.

Korg Trident CHD Midi Interface

Korg Trident CHD MIDI-Interface

Optionales MIDI-Interface von CHD

Und seitdem es das preiswerte CHD MIDI-Interface gibt, kann man nun auch Arpeggios und komplexe Tonfolgen abfeuern, die außerhalb der eigenen spieltechnischen Möglichkeiten liegen.

Der Trident ist aber kein genügsamer Geselle!

Beim Einbau des zuvor genannten Einfach-MIDI-Interfaces ist mir das Netzteil hochgegangen und hat zahlreiche Bauteile mit in den Tod gerissen. Abgesehen von der langwierigen Fehlersuche, hat der Mist über 500,- Euro gekostet. Wiederholungsfall nicht ausgeschlossen. Der Trident ist so zuverlässig wie ein alte russische Scud-Rakete, die jahrelang im Salzwasser lag. Das Korg Trident MK1 Netzteil wird sehr heiß.

Korg Trident Mk1 Netzteil

Korg Trident Mk1, Netzteil

Die Bauteile sind 35 Jahre alt. Es gibt unglaublich viele Steckverbindungen in seinem Innersten. Fällt die Spannung irgendwo knapp unter 5 Volt ab, beginnt ein unkontrolliertes Eigenleben. Der Programmer hängt an einer Zeitbombe, eine siffende Batterie, die auch schon die sympathische Polysix Gemeinde ausgerottet hat. Außerdem ist der Marktpreis mittlerweile alles andere als ein Schnapper. 1.500 – 2.000 Euro werden aufgerufen, manchmal auch mehr.

Habe ich noch etwas vergessen? Ach ja, ein kleiner Techniktipp:

Korg Trident Mk1 Tuning Procedure

Korg Trident Mk1, Tuning-Procedure

Der Trident ist natürlich irgendwann mal verstimmt. Nun gibt es 20 interne Trimmpotis oder sogar noch ein paar mehr, um die Oszillatoren in Stimmung und Lautstärke einzupegeln. Und dabei hat mir ein kostenlosen Gitarren-Tuner-App hervorragende Dienste geleistet. Funktioniert tatsächlich: iPad oder iPhone irgendwo hinlegen, scharfstellen und den Trident oder natürlich jedes andere Musikinstrument mit Hilfe optischer Unterstützung stimmen. War noch nie einfacher.

Korg Trident Klangbeispiele

Alle Klangbeispiele sind nicht im Multitrack-Verfahren entstanden, sondern kommen immer als ein gesamtes Klanggebilde aus dem Korg Trident. Ein Ibanez DM2000 Echo und etwas Hall habe ich mit eingebunden.

Persönliche Erfahrung mit dem Korg Trident

(von Peter Grandl)

Friedliche Koexistenz: Peter & Korg Trident

Friedliche Koexistenz: Peter & Korg Trident

Ich erwarb den Korg Trident in einwandfreiem Zustand über eBay – damals ein echter Glücksgriff und überraschend günstig. Allerdings hatte er keine MIDI-Erweiterung und ließ sich nur schwer in mein Studio-Setup integrieren. Deshalb wurde er hin und wieder live eingespielt.

Mit der Zeit hatte ich jedoch das Gefühl, dass er zwar vieles gleichzeitig konnte, aber in jeder seiner Kategorien mindestens ein anderes Gerät in meinem Setup deutlich überlegen war – sowohl in puncto Klangfülle als auch Flexibilität. Allein wegen der tollen Optik wollte ich ihn aber nicht behalten, weshalb wir uns nach einem Jahr wieder voneinander trennten.

Ich denke, 1980 war dieser Alleskönner eine echte Erleichterung für Keyboarder, die es leid waren, mehrere Analogmonster auf die Bühne zu schleppen. Heute liegt die größte Anziehungskraft des Korg Trident wohl in der Nostalgie, die er auslöst.
Oder anders gesagt: Hätte ich die Chance, ihn erneut zu einem akzeptablen Kurs zu erwerben, würde ich nicht nein sagen – aber vermutlich stünde er dann eher als edles Exponat im Studio und weniger wegen seines musikalischen Werts.

Der Korg Trident on YouTube

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Mehr Informationen

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Fazit

Ist der Korg Trident empfehlenswert?

  • Als Freak: ja!
  • Als Musiker: vielleicht!
  • Als mittelloser Student: Finger weg!

Die Klang des Korg Trident ist eingeschränkter, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Die Technik aber, die dafür eingesetzt wurde, ist überproportional komplex und teuer. Klangforschung ist mit diesem Synthesizer ziemlich sinnlos.

Falls der geneigte Leser sich nun auf die Suche nach einem Trident macht, ist es meiner Meinung nach aber sekundär, ob man einen MK1 oder Mk2 erwischt. Eher würde ich den Augenmerk auf den Zustand und den Preis legen.

Der Klang des Trident ist nicht alltäglich und nicht von einem einzigen Ersatzgerät zu erzeugen. Sichelichr bekommt man Trident Sounds auch mit, sagen wir einem Nord Lead und etwas Waldorf Streichfett hin, jedoch ist aber die Herangehensweise beim Korg Trident sehr intuitiv, spaßig, schnell und kultig. Und er ist einfach hübsch anzusehen.

Plus

  • sahniger Klang
  • klares Layout
  • vielfältige Anschlüsse
  • gut ausgestattete Stings-Sektion
  • 8-stimmig
  • preiswerte MIDI In Nachrüstung möglich (125,- Euro )

Minus

  • eingeschränkte Synthesizer-Funktionen
  • hohes Gewicht
  • komplexer elektronischer Aufbau

Preis

  • ab ca. 3000,-€
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Jens Hecht RED

    Obwohl er vermutlich gar nicht so wirklich zu meiner Musik passen würde, fand ich den Trident irgendwie schon immer interessant. Wahrscheinlich auch wegen der Optik und den vielen Anschlüssen. Hatte aber leider auch noch nie die Möglichkeit mal ein Exemplar anzuspielen. Danke für den Beitrag und die schönen Klangbeispiele! :)

  2. Profilbild
    MadMac AHU

    Ich habe damals auf der Musikmesse Frankfurt vor diesem physisch beeindruckenden Synth gesessen und lange damit rumgedaddelt. Aber irgendwie wollte der Funke klangmäßig nicht so recht überspringen. Es wurde später dann der OB-SX Presetsynth von Oberheim. Ich habe es bis heute nicht bereut.

    Danke für die stimmungsvolle Retrospektive über die damalige Orgelladenszene. Da konnte man so einiges erleben. Gottseidank gab es das Synthesizerstudio Bonn. Ab dem OB-SX bin dort Stammkunde geworden. Und von Frankfurt war es auch nicht allzu weit weg.

  3. Profilbild
    Tomtom AHU

    Vielen Dank für die Vorstellung! Ich liebe auch den Stil des Autors! Hat mir mehr als einmal ein Schmunzeln entlockt! Den Trident selbst finde ich klanglich gar nicht so uninteressant. Leider schwer zu warten, zu anfällig und natürlich heutzutage viel zu teuer. Aber wenn ich mir vorstelle, da Delay, Hall oder gar einen Soma Cosmos dranzuhängen, dann sind die kosmischen Schwingung der späten 70er und frühen 80er zum Greifen nah. Würde mir bestimmt viel Spaß machen…

  4. Profilbild
    Viertelnote AHU

    so ein Schlachtschiff macht, wenn man Reparaturkosten und Service einrechnet, für den
    privaten Gebrauch vermutlich keinen Sinn.
    Digitale System sind immer überlegen (Arturia)
    Aber: Ein Instrument, das gespielt werden will und MUSS, da braucht es gerade DEN!
    Ich habe ein SK 30, funktioniert zwar nur noch teilweise, aber da kann man wirklich die Augen
    schliessen und performen. Auch schnelle Wechsel zwischen Bedienfeld und Tastatur machen ja gerade den Reiz aus. Wenn ich das Geld ausgeben könnte (Mein Mann würde Veto schreien) dann
    wäre es genau sowas. Einzigartigkeit

    viele liebe Ostergrüße an alle und Gottes Segen🙂

  5. Profilbild
    network southwest

    Die Gebrauchtpreise für solche Geräte erinnern mich immer mehr an den durchgeknallten Berliner Wohnungsmarkt. 3000€ plus für dieses hübsche, aber lt. Text recht anfällige und nicht sonderlich vielseitige Gerät scheint mir denn doch eher absurd.

  6. Profilbild
    mdesign AHU

    erst mal ein lob für den toll geschriebenen artikel – interessant, fundiert und höchst amüsant.

    korg war schon immer der VW unter den synths: nie ganz oben mit dabei, dafür omnipräsent. wenn man bedenkt, dass kurz nach dem trident der polysix den markt aufmischte, hat korg verkaufstechnisch alles richtig gemacht – und vielen musikern für überschaubares geld freude bereitet. selbst heute sind von meinen 9 hardware-synths 5 korgs.

  7. Profilbild
    Mac Abre AHU

    Ich erinnere mich dunkel an den Trident, hatte ihn aber nie unter den Fingern. Als ich zum ersten Mal ein Bild von ihm sah, war für mich offensichtlich, Roland hat was neues.

  8. Mehr anzeigen
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