Der bessere ARP Odyssey?
Mit dem Octave Cat SRM stellen wir Ihnen in der BLUE BOX Reihe diesmal ein absolutes Highlight vor. Einst erschienen als direkter Konkurrent – oder sagen wir lieber als direkte Kopie – zum legendären ARP Odyssey, bescheinigt diesem Sammlerstück heute unser Vintage-Guru Mic Irmer in vielen Punkten bessere Noten als dem ARP Odyssey selbst. Das polarisiert natürlich, denn wer fährt Legenden schon gerne an den Karren. Und wenn dann in Sachen „Druck“ und „Breite“ der CAT angeblich selbst dem Vergleich mit einem Minimoog standhält, wird es wohl in der Community zu heißen Diskussionen kommen. Aber lesen und hören Sie nun selbst.
A little History
Octave war eine US Firma in New York, die in den späten siebziger Jahren antrat, Synthesizer zu bauen. Dies geschah gut 4 Jahre nach Erscheinen des ARP Odyssey, der offensichtlich bei der Konstruktion des Cat Pate stand.
Später fusionierte Oktave mit der Firma Plateau und änderte seinen Namen entsprechend in Octave-Plateau und schließlich in Voyetra. Diese letztere Phase endete mit einer Sequencer-Software und einhergehenden Abkehr von Hardware-Produkten.
Zuvor gab es im Jahre 1981 allerdings noch den Versuch, unter dem Namen Voyager weiterhin Hardware-Synthesizer zu bauen. Diese Idee wurde wieder allerdings wieder fallen gelassen und so erschienen die letzten Analog-Synthesizer der New Yorker Firma unter dem Namen Voyetra 8 und Voyetra One.
Dass Bob Moog den Namen Voyager 2002 für den „neuen Minimoog“ wählte, ist in diesem Zusammenhang eine interessante Anekdote. Letztendlich hatte Octave während der gesamten Existenz allerdings nie den erhofften Durchbruch wie ARP oder Moog, eigentlich zu Unrecht, wie dieser Bericht zeigen wird.
Es gab damals deutlich mehrere Hersteller als heute allgemein bekannt ist. Namen wie Steiner Parker, EML oder ähnliche kennt heute kaum noch jemand, so auch Octave/Plateau. Dabei waren die Produkte durchaus innovativ und preislich attraktiv. Der Voyetra 8 verfügte zum Beispiel über eine Tastatur, die sich abtrennen lies. Der „Rest“ lies sich quasi als Rack verwenden.
Der Cat war allerdings optisch sehr stark am ARP Odyssey orientiert. Wenn man den Cat genau unter die Lupe nimmt, ist er technisch fast schon eine Blaupause des damals erfolgreichen ARP Odyssey. Allerdings hatten die Octave Konstrukteure den Odyssey nicht einfach nur kopiert, sondern in vielerlei Hinsicht sogar verbessert, vor allem die Übersichtlichkeit und das Bedienkonzept wurden gegenüber dem Odyssey deutlich optimiert.
Auf Grund dieser Unterschiede kann bei beiden auch zu vollkommen unterschiedlichen Klang-Ergebnissen kommen, da das Layout zwar ähnlich, aber offenbar auch wegen rechtlicher Bedenken (und einem Rechtsstreit beider Kontrahenten) umarrangiert wurde. Der Cat ist etwas moderner und das Gehäuse mit Holzseitenteilen sogar auch stabiler. Das Bodenteil ist allerdings in der Ur-Variante aus Presspappe und wurde erst in der SRM-Version gemeinsam mit dem Gehäuseoberteil aus Kunststoff gefertigt, ähnlich dem Odyssey, bei dem nur die Vorder- und Rückseite aus Metall konstruiert wurden.
„Series Revision Model“
Der hier abgebildete und in den Audiobeispielen hörbare Octave Cat gehört bereits zur zweiten Auflage und trägt den Zusatz SRM, ausgesprochen „Series Revision Model“.
Er war nun deutlich aufgewertet worden und sein damaliger Verkaufspreis hatte sich verdoppelt. Kostete die Ur-Version des CAT (intern als A1000 bezeichnet) noch 500$, so lag die SRM-Version bereits bei 1.000$, war damit aber immer noch weit günstiger als das Vorbild ARP Odyssey.
Synthesizer waren noch immer absolut neu und in den frühen Achtzigern verstärkte sich der Bedarf und die Akzeptanz noch beträchtlich, denn es gab nun Bands und Musiker, die vorwiegend Synthesizer einsetzten und eher „Popmusik“ machten als experimentelle Dinge oder Klassik-mit-Synthesizer Alben als „Proof of Concept“ – ja, man kann damit alle Stile spielen. Gary Numan, Kraftwerk oder Herbie Hancock waren sogar mit dem Odyssey gesehen worden. Somit besaß Octave eine Art Weitblick und erfüllte schlicht den Bedarf nach günstigen Alternativen, denn 1976 war zwar der Wunsch vorhanden, die allgemeine Musikwelt brauchte jedoch einige Jahre mehr, um diesen neuen Klang überhaupt zu akzeptieren. Der Preis war sicher einer der größeren wirklichen Hürden als Vorurteile. Synthesizer waren auch bei Rock-Bands und Nicht-Elektronik-bekennenden Musikern im Einsatz, man sagte nur einfach nichts. Rock, Pop und die neue Discowelle führten dann zu Indie und Synthpop und vielem mehr hin. Allerdings ist auch das nur ein Ausschnitt. Kurzum – man wollte Synthesizer und man bekam sie. Und dies zunehmend günstiger.
Die Octave CAT-Varianten
„vom A1000, über SRM zum modularen CAT“
Octave bot mehrere Varianten an, die erste firmierte bereits als Cat, später gab es auch eine einoszillatorige kleinere und günstigere Version mit dem nicht unniedlichen Namen Kitten. Diese Idee hatte auch ARP mit entsprechenden Modellen gefüllt. Ein drittes Produkt ist der Cat Stick, ein Joystick-Controller mit zusätzlichem LFO. Da ARP sein Design und noch mehr die Technik so extrem änderte wie keine andere Firma oder in irgendeinem anderen Synthesizer danach, ist ein 1:1 Vergleich relativ schwer. Allein die verschiedenste Filterdesigns ( siehe http://www.amazona.de/blue-box-arp-odyssey ) sind sehr zahlreich.
Neben den beiden genannten Versionen des Cat gab es außerdem unterschiedliche Versionen der SRM-Reihe. Man konnte aber auch den ursprünglichen Cat durch Nachrüstsätze zum Cat SRM „upgraden“, wie man wohl heute sagen würde.
Darüber hinaus waren noch zwei weitere Modelle angeboten worden. Eine bot Modularisierung an, eine andere erweiterte den SRM. Heute würde man diese erweiterte SRM-Version Version wohl „Cat Pro“ nennen. Sie bot dem Spieler mehr Kontrolle über den Sound für die Bühne. Darunter eine Anpassung des maximalen Pitchbend-Bereiches, Pedalanschlüsse, eine optische Kontrolle der LFO-Geschwindigkeit und einige weitere Details.
Die Modularisierungs-Variante bot Ausgänge für alle Baugruppen wie Oszillatoren, den Rauschgenerator uvm. Es gab sogar eine Preisliste für Modifikationen, welche pro Änderung zwischen $40 und $240 lagen. Somit gibt es grob vier „Katzen“, welche theoretisch noch individuelle Nachrüstungen erhalten konnten. Erkennbar ist diese Variante an zahlreichen zusätzlichen Anschlüssen auf der Rückseite.
Die wohl spannendste Veränderung waren die Umschaltung des Filters auf 2-Pol-Betrieb sowie eine weitere für die Umschaltung auf Hochpass-Betrieb. Auch die normale statische Hochpass-Variante wurde als zusätzliche Option angeboten. Die Liste der nachträglichen Aufrüstungen enthielt zudem auch einen Ringmodulator.
Auf Katzen spezialisierte Techniker sind heute kaum bekannt, Vintage-Spezialisten sollten die Modifikationen jedoch umsetzen können wie z.B. die Spezialisten bei synthtaste.de oder diverse Odyssey-Spezialisten (auch wenn die Technik nicht vollkommen identisch ist – Fragen lohnt sich also).
Die um- und aufgerüsteten Cats sind heute allerdings noch seltener zu finden als der CAT selbst, musste man doch den Cat dafür von einer Fachwerkstatt umbauen lassen.
Struktur des CAT SRM
Zunächst der Blick auf die eigentlich Struktur des typischen SRM Cat:
Wie bereits erwähnt ist die Struktur des Cat sehr nahe am Odyssey-Original, dennoch wird zunächst eine neutrale Erklärung folgen. Es sind sehr viele Details geändert worden und an anderen Stellen angebracht. Dennoch wird nach er Einleitung eine spezielle Vergleich-Abteilung die Unterschiede verdeutlichen. Die Beschreibungen lassen die Hochpass-Varianten vorerst weg, da man diese nur selten findet. Sie wäre aber nachrüstbar – nur nicht durch den Hersteller.
Oszillatoren, Mischung und Modulation
Zwei Oszillatoren, ein 24 dB pro Oktave Tiefpass sowie ein VCA werden von zwei Hüllkurven und einem LFO versorgt. Die Oszillatoren sind diskret aufgebaut. Die Filter basieren seit dem SRM auf dem SSM2044 und waren zuvor ebenfalls diskret aufgebaut. Die Synchronisation des ersten Oszillators ist vorgesehen und klingt sehr prägnant und überzeugend. Die beiden Oszillatoren bieten jeweils eine Mischfunktion für Dreieck, Sägezahn und Rechteck. Außerdem gibt es für beide einen Rechteck-Suboszillator, der fest eine Oktave unterhalb der eingestellten Frequenz arbeitet und dessen Modulation mitmacht. Auch die der Synchronisation.
Der erste Oszillator bietet zusätzlich Puls mit einstellbarer Pulsbreite. Sie ist auch durch den LFO modulierbar. Die Funktion wird auf dem Panel durch einen Sinus signalisiert. Die andere Stellung ist technisch korrekt eine Gleichspannung (DC). Heute würde man diese wohl mit PW und PWM kennzeichnen. So wirkt der Pulsbreitenknopf zu Justage der Rechteck-Symmetrie oder zur Modulation der Pulsbreite durch den LFO. Man kann sich den entsprechenden Puls-Symmetrie-Bereich nicht aussuchen. Er ist deshalb optimiert, keine Zusammenbrüche des Klanges durch die extrem unsymmetrischen Pulsbreiteneinstellungen zu erreichen. Das dürfte im Verständnis der meisten Musiker sinnvoll gewesen sein. Für sehr experimentierfreudige Pulsbreitenritter mag das eine Einschränkung sein. Die Fader sind für die Audiomischverhältnisse und die beiden obligaten Filterparameter Cutoff und Resonanz da. Der Rauschgenerator erzeugt weißes Rauschen und hat ebenfalls einen Fader als Lautstärke-Bedienelement.
Die beiden Oszillatoren können durch eine der beiden Hüllkurven oder dem jeweils anderen Oszillator moduliert werden. Das ist nicht weniger als die Möglichkeit, wirklich kreative Obertöne zu erhalten. Wirklich großartig ist, dass auch das Filter durch einen Oszillator modulierbar ist. Damit ist dieser Synthesizer mit seinen FM-Möglichkeiten schon sehr umfangreich. Die Hüllkurvensteuerung der Tonhöhe ist notwendig für klassische Sync-Sounds alternativ zu der FM möglich. Somit ist die Animation für kombinierte FM-Sync-Sounds dem LFO überlassen. Der liefert jeweils am Ziel die Wahl zwischen Sinus und Rechteck. Außerdem hat man Sample and Hold als LFO-Schwingungsform integriert, so wie man das heute bei nichtmodularen Synthesizern tut. Damit ist eine Zufallsspannung im Takt des LFOs möglich. Die Kontrolle über die Tonhöhen ist über jeweils einen Fein-Tuning Knopf gelöst. Nur Oszillator 1 hat einen sehr weit reichenden Grobstimmungs-Knopf, der von LFO-Geschwindigkeiten von 0,2 Hz bis 2 kHz reicht.
ja der CAT klingt in der Tat sehr „moogig“ und überhaupt nicht nach ARP, was man hier ja eigentlich eher vermuten würde. gut klingen sie beide, aber eben sehr verschieden. S/H würde ich schmerzlich vermissen, aber alles kann man ja nicht haben.
Ich besitze den CAT ebenfalls und kann nur sagen dass ich ihn sowohl dem ARP O als auch den M MOOG vorziehe. Für softe Solo-Lines bei denen der ARP-Charakter immer sehr gut zu hören ist, habe ich mir einen ARP Axxe zugelegt. Für alles andere ist der CAT mein Schweizer-Taschenmesser.
Bislang ein absoluter Geheimtipp, aber nun ist es wohl vorbei mit dem
Geheimtipp:-(
Schöner Bericht über einen eher seltenen Synth. Muß aber mal meckern:
1. der Filterchip heißt SSM2040 und ist genau der, der auch in den ersten Prophet 5-Modellen bis zur REV3 zum Einsatz kam. Einen SSM2240 gibts nicht. Dessen Nachfolger SSM2044 kam u.A. bei Korg Polysix/MonoPoly, Trident, PPG und einigen Kawais zum Einsatz
2. Der SSM2040/44 war Dave Rossums Umsetzung der Moog-Kaskade in einen Chip, daher auch der von Marko angesprochene, mehr moogige Klang. Die Aussage im Text, daß vom verbauten Filterchip alleine sich nicht auf den Klang eines Synths schließen läßt, kann ich nicht nachvollziehen, denn eine Kiste mit einem SSM2040/44 drin klingt einfach deutlch „moogiger“ als ein mit CEM-Chips aufgebauter Synth – außer der PPG Wave vielleicht :)
Danke für den ausführlichen Bericht!
Hat mir so richtig Appetit gemacht.
Mein Oddy MKIII war mir nicht interessant genug und musste Anfang 2013 mein Studio verlassen. Fand die Tage einen CAT SRM aus der letzten Serie Abweichende Rückseite, noch mehr Klinkenanschlüße (3 Pedale, zus. Duo-/Poly CV/Gate Ausgänge) im Ausland und erwarte dessen Ankunft.
Have Fun!
Matze, alias Elegtrosmok
@Elegtrosmok Hier nochmal Matze
Also der CAT SRMII ist angekommen und nun ausgiebig getestet worden. Fazit: Dem Oddy ist der CAT SRMII haushoch überlegen. Er punktet klar in den Hardware Qualitäten, hier bei Gehäuse, Keys und den Bedienelementen. Vor allem aber im Sound ist das Katzenvieh Adrenalin für jeden Synthi Fan. Wer experimentell veranlagt ist kommt an der Katze nicht vorbei. Das Teil ist deutlich potentieller und ein echter Quell für abgedrehte Klänge und x-trem Filtersounds. Ich tauere dem Oddy MKIII keine Träne nach, have fun!
Da sind einige Fehler im Text, hier noch ein paar:
3. Seite 4: „Außerdem könnte VCO2 dadurch ebenfalls als LFO genutzt werden“ Zuerst steht da VCO1 geht in den LFO-Bereich und das Tuning von VCO2 umfasst nur 2 Oktaven (LFO-Bereich wäre damit nicht sinnvoll). Das passt nicht zusammen. Als Modulatoren können laut Text grundsätzlich beide benutzt werden, während man VCO1 nicht aus dem Audiopfad heraus bekommt (kann ich aufgrund der Bilder nicht nachvollziehen, da beide Oszillatoren Fader für die Wellenformen haben).
4. Seite 6: „Der Nachteil von AR-Hüllkurven ist, dass diese nicht ganz so zupacken können.“
Der Satz stimmt so pauschal nicht, siehe Serge DUSG & VCS oder Maths. Bei AR-Hüllkurven ist das Sustain einfach immer auf Maximum, also wie eine ADRS-Hüllkurve mit Decay immer auf Minimum und Sustain auf Maximum. Wenn die Hüllkurve also nicht zupackt liegt es nicht an der AR-Doktrin, sondern der technischen Umsetzung. Möglicherweise wurde da einfach bei den Genannten die Odyssey-AR-Hüllkurve kopiert.
@changeling Die Fader werden für die FM auch als Eingangssignal relevant, die Richtung für Sync spielt eine Rolle. Es ist rel. untypisch, dass die FM auf den Pegel des Mixers geschaltet ist und nicht direkt und idR mit vollem Pegel. Das ist anders in den meisten anderen Kompaktsynths.
Wegen der PWM nur in VCO1 und damit keiner baugleichen Art der beiden VCOs sind so manche Wünsche nicht erfüllbar mit VCO1/Audio -> Filter.
..passt zusammen, wenn man einen Low-Schalter für VCO2 hätte. Der Frequenzbereich könnte ja trotzdem sinnvoll sein, dann für abgerennt von KB und runtergetuned auf unter 30Hz als LFO dienen
AR: Ja, der Einwand stimmt, die meisten üblichen Synthesizer sind jedoch in der Hinsicht eher am Odyssey orientiert, deshalb der Bezug auf die Roland SH Serie und einige andere Kompakte. Modulare Synths waren ansich auch hier nicht gemeint, also nicht Serge und Co. Das war mir doch zu spitzfindig. Aber der Hinweis ist dennoch korrekt von dir, dass es das auch anders gibt. Bei den Kompakten fiel mir aber keiner ein, der AR und knackig verbindet. Ggf. der Kawai 100F
Dies sei also ergänzend erwähnt. Und damit auch, dass es immer Lücken gibt. Ansich ist besonders beim Cat auch die ggf. unterschiedlichen Ausrüstungsstufen hinzuweisen, da sie vom Anwender ja schon frei verfügbar waren. Sie wurden einfach aufgelistet und konnten dann als Kit oder einzeln abgearbeitet werden.
Ja, wieder einen ausführlichen Bericht hier Mic, wenn die Katze knurrt laufen die Mäuse…
Der Yamaha CS-15 hat auch Duophonie.
Nach all den kleinen Fehlern, die sich im Test eingeschmuggelt haben, ist ein Arp Ody zumindest im Klang seinem Clone überlegen. Einen Arp Ody hört man, genauso wie seinen großen Bruder, den Arp 2600, aus einer Produktion heraus. Er hat einen eigenen Klangcharakter, eben nicht „moogig“, Upgrades für den Arp Ody gibt es in Dordrecht, sehr zu empfehlen. Ich werde meine Arps (2600, Ody,Pro DGX) dort upgraden lassen..