Prophet in Sachen Hybrid-Sound
Die Frage nach dem am stärksten unterschätzten Synthesizer der Geschichte würde ich mit Prophet VS beantworten. Das hat natürlich auch Vorteile, so bekommen Sie ein gut erhaltenes Exemplar für ca. 1.200,- Euro, die Rack-Version für ca. 2.000,- Euro. Und gleich mal vorab, die tollen Fotos des Prophet VS Keyboards hat uns RL Music aus UK zur Verfügung gestellt!!! Super großes Danke!!!
Man hört und liest immer wieder gerne, wie kalt ein Prophet VS klingt. Ja, er kann kalt klingen, muss aber nicht. Füttert man den VS mit analogen Schwingungsformen – bis zu 4 an der Zahl für einen Sound, sorgen die echt analogen 24 dB Filter für MÄCHTIG SCHUB – Versprochen!!!
Der Prophet VS ist vom Sound ein echter Sequential mit unglaublich breitem Soundpotential. Er vereint tatsächlich zwei Welten in sich und beherrscht den Spagat von analog zu digital.
Inhaltsverzeichnis
Rückblick
Die R&D Abteilungen der großen Synthesizer-Schmieden hatten sich 1986 langsam von dem Schock erholt, den der omnipotente DX7 im Herbst 1983 ausgelöst hatte. Rein analoge Synthesizer auf Basis der herkömmlichen „subtraktiven Synthese“ waren plötzlich kaum mehr gefragt.
„Digital“ war das Zauberwort, das die Musiker damals in ihren Bann zog. Mit Hochdruck wurden deshalb bei Yamahas Wettbewerbern nach Alternativen zum DX7 geforscht. PPG hatte zwar bereits 1981 den hybriden Wave 2 auf den Markt gebracht, jedoch lag dieser in einer Preisregion, die sich nur gut betuchte Musiker leisten konnten. ENSONIQ stand kurz vor der Auslieferung des ESQ-1 und ROLANDS digitaler Meilenstein D-50 sollte erst 1987 das Licht der Welt erblicken.
Ausgerechnet die US-Firma SEQUENTIAL CiRCUITS, die vor allem durch den analogen Klassiker PROPHET-5 zu Ruhm und Ehre gekommen war, präsentierte anlässlich der NAMM-Show 1986 die digitale Innovation des Jahres, den PROPHET VS. Das Kürzel „VS“ stand dabei für „Vektorsynthese“ und wurde optisch vor allem durch den silbernen „Vektorstick“ zur Geltung gebracht, der die Neugierde jedes Keyboarders weckte.
Hardware des Prophet VS
Der Prophet VS ist ein echtes Kind der späten 80er. Bis auf zwei Potis für Lautstärke und Panorama und dem namensgebenden Vektorstick gibt es nur noch einen einzigen Fader zur Dateneingabe. Über zahlreiche Druckknöpfe werden die unterschiedlichen Parameter im Display angezeigt und über den Fader verändert.
Das Gehäuse ist des VS entbehrt jeglichen Kunststoffs, sondern besteht gänzlich aus Metall und ist somit sehr robust. Die 5-oktavige Tastatur ist mit Aftertouch ausgestattet und gut spielbar. Rückseitig findet sich ein MIDI-Trio, ein Stereo- (auch als zwei Monoausgänge einsetzbarer) Audioausgang sowie zwei Eingänge für Fußschalter. Der Anschluss eines Kopfhörers ist nur bei Verzicht auf den rechten Audioausgang möglich.
Wie bei einem Profigerät üblich, befindet sich das Netzteil im Gehäuse. Abschließend sei noch ein Schacht auf der Gehäuseoberfläche erwähnt, der optionale Cartridges zur Verdopplung des internen Speichers aufnehmen kann.
Klangsynthese des Prophet VS
Obwohl der Prophet VS mit analogen Filtern ausgerüstet ist, so zählen ihn Puristen dennoch zu den „digitalen“ Synthesizern, da die Erzeugung der Schwingungsformen auf rein digitaler Basis geschieht. 128 Schwingungsformen sind im Prophet VS gespeichert, 98 davon unveränderbar in einem ROM, 32 in einem RAM (dazu später mehr).
Neben den damals bei subtraktiven Synthesizern üblichen Schwingungsformen Sägezahn, Sinus, Rechteck, Puls und Weißes Rauschen sind vor allem eine Vielzahl von Schwingungsformen mit unterschiedlichem Obertongehalt vorhanden, die aus natürlichen Instrumenten gewonnen wurden. Ähnlich wie bei der PPG Wave 2 Serie bzw. allen Wavetable-Synthesizern) oder Korgs DW8000, haben diese Fragmente nur noch entfernt etwas mit ihrem Ursprung gemeinsam. Leider hat der Hersteller in den Dokumentationen zum Prophet VS auf eine detaillierte Beschreibung der Schwingungsformen verzichtet und diese stattdessen nur in Gruppen unterteilt. (siehe Liste).
Der „VS“ ist bestenfalls 8-stimmig spielbar. Jede Stimme verfügt über 4 (tatsächlich VIER) Oszillatoren wovon jedem eine eigene der 128 Schwingungsformen aus RAM und ROM zugeordnet werden kann. Grob- und Feinstimmung sind pro Oszillator einstellbar.
Das Mischungsverhältnis des Pegels jedes Oszillators wird über den Vektorstick gesteuert, womit wir beim Herzstück der Vektorsynthese wären. Im Gegensatz zu herkömmlichen Mixern, die lediglich eine statische Mischung der einzelnen Oszillatorausgänge ermöglichen, gestattet der Vektorstick eine dynamische Mischung der Amplitudenlstärke der vier Oszillatoren. Jedem Eckpunkt (A-D) des Koordinatensystems wird eine Schwingungsform zugewiesen, die je nach Stellung des Vector-Sticks unterschiedlich laut wiedergegeben wird. Im exakten Schnittpunkt aller 4 Punkte (Mitte) ist der Pegel aller 4 Oszillatoren gleich stark. Der Clou: Die Bewegung des Sticks lässt sich aufzeichnen und mit jedem Klangprogramm speichern. Zu diesem Zweck steht eine eigene Hüllkurve (ADSR) bereit (Oszillator Mix EG). Selbstredend ist auch ein manueller Eingriff in das Mischungsverhältnis, mit einer kleinen Einschränkung, möglich, dazu mehr unter Bedienung.
Das Summensignal des Vektormischers gelangt nun in einen traditionell aufgebauten, analogen Filterbaustein mit 24 dB Flankensteilheit, einstellbarer CUT OFF Frequenz und Resonanz und schließlich in einen VCA zur Formung des Ausgangspegels. Sowohl Filter als auch VCA verfügen über eine eigene ADSR-Hüllkurve. Alle drei Hüllkurven des VS sind mit einer zusätzlicher Loop-Funktion ausgestattet. Setzt man z.B. einen Loop zwischen SUSTAIN und ATTACK, wird bei gehaltener Taste nach Erreichen der Sustainphase der Bereich zwischen SUSTAIN und ATTACK endlos wiedergegeben.
Zwei LFOs pro Stimme erlauben die Modulation folgender Ziele: Frequenz Oszillator A, B, C und/oder D, Cut-Off Frequenz, Intensität und Frequenz des jeweilig anderen LFOs sowie Panorama. Als Schwingungsformen stehen zur Auswahl Dreieck, Rechteck, Sägezahn, Rampe und Random.
Additive Synthese
Kommen wir zu den 32 RAM Speicherplätzen, die eine vereinfachte additive Synthese erlauben. Dazu initialisiert man am besten ein Programm des Prophet VS und schaltet 3 von 4 Oszillatoren stumm. Nachdem man sich für eine der ROM Schwingungsformen für Oszillator 1 entschieden hat, addiert man über Oszillator zwei eine weitere Schwingungsform mit unterschiedlichem Obertongehalt hinzu. Das Ohr ist dabei der Maßstab aller Dinge. Beide Oszillatoren können nun auf Wunsch gegeneinander verstimmt werden. Nach und nach addiert man schließlich eine dritte und eine vierte Schwingungsform hinzu. Zuletzt legt man das Mischungsverhältnis der vier Schwingungsformen mit dem Vektorstick fest und speichert das Ergebnis als neue Schwingungsform auf einem der RAM Speicherplätze ab. Die so gewonnene neue Schwingungsform kann nun jederzeit innerhalb eines neuen Programms einem einzelnen Oszillator zugewiesen werden. Spätestens hier sollte jeder Klangtüftler angesichts der Komplexität dieses Systems nasse Finger bekommen haben.
Modulationsmatrix
Ähnlich wie bei den MATRIX Synthesizern von Oberheim, ist es mit dem VS eingeschränkt möglich, unterschiedlichste Modulationsquellen und -ziele miteinander zu verknüpfen. Auf der Gehäuseoberfläche befindet sich zur besseren Übersicht eine übersichtliche Skizze aller Verknüpfungsmöglichkeiten. „Eingeschränkt“ deshalb, weil es z.B. nicht möglich ist, das Modulationsrad zur Steuerung der Cut Off Frequenz einzusetzen, während über Aftertouch eine Filtersteuerung machbar ist.
Keyboardmodes
Der Prophet VS erlaubt die Schichtung zweier Klänge (Dual-Modus) oder das Platzieren zweier Klänge nebeneinander auf der Tastatur (SPLIT-MODUS).
Statt für SPLIT oder DUAL Sounds einen eigenen Speicher parat zu halten, bedient sich der VS eines einfachen Tricks, der bereits im Prophet T8 zur Anwendung kam. Jeder der 100 Programmspeicherplätze erlaubt einen Link zu einem anderen Speicherplatz. Aktiviert man diesen Link, muss man sich nur noch zwischen DUAL oder SPLIT entscheiden und schon lassen sich zwei Klänge gleichzeitig neben- oder übereinander spielen. Dieses Verfahren spart Speicherplätze und erlaubt ein schnelles „Ausprobieren“ von Soundkombinationen, hat aber auch einen Nachteil.
Greift z.B. Sound 32 auf Sound 64 zu, ist in Sound 32 nur der entsprechende Link auf Speicherplatz 64 gespeichert – nicht aber der tatsächliche Klang. Eine Veränderung von Sound 64 führt somit auch (evtl. unbeabsichtigt) zur Veränderung des Sounds 32. Hier ist also Vorsicht gebeten. Im Dual-Modus ist der VS logischerweise nur noch vierstimmig spielbar.
Jeder der beiden Klänge wird dabei automatisch einem der beiden Audioausgänge zugewiesen. Auf Wunsch lassen sich dadurch beide Klänge im Mischpult unterschiedlich nachbearbeiten.
Zu Erzeugung brachialer Mono-Leadsounds lässt sich ein UNISONO Modus aktivieren. Alle 8 Stimmen werden dabei einer Taste zugewiesen. Das Tuning zwischen der einzelnen Stimmen lässt sich dabei leider nicht festlegen.
Arpeggiator & Chorus
Im Prophet VS befindet sich nach heutigen Maßstäben ein „Brot und Butter“ Arpeggiator, der sich als einer der ersten seiner Zunft zu einer externen MIDI-Clock synchronisieren ließ und auch heute noch in Verbindung mit aktuellen Equipment eine gute Figur im Studio macht.
4 Modes sind möglich:
- NORMAL MODE
Gegriffene Akkorde werden wiederholt, solange die Tasten gedrückt sind - TRANSPOSE
Das Arpeggio kann über Tastendruck transponiert werden - LATCH
Der gegriffene Akkord wird endlos als Arpeggio repetiert. Danach kann man
mit den verbleibenden Stimmen normal dazuspielen. - AUTO LATCH
Der gegriffene Akkord wird endlos als Arpeggio repetiert, jeder neu gegriffene
Akkord löst jedoch den vorhergehenden ab.
Hat man einen der vier Modes gewählt, legt man die Richtung des Arpeggios fest (UP, DOWN, UP/DOWN, ASSIGN, REVERSE, RANDOM). Innerhalb von Keyboard-Splits kann man festlegen, auf welcher der beiden Seiten der Arpeggiator aktiv ist.
Auch die Schichtung (LAYERING) verschiedener Arpeggios ist möglich, sogar die Eingabe von Pausen, um entsprechende Rhythmen zu erzeugen.
Ein CHORUS bringt auf Wunsch zusätzliche Schwebungen in den Sound. Er lässt sich in Intensität und Geschwindigkeit regeln und auf beide oder nur einen der beiden Ausgänge routen. Der Chorus entspricht sicher nicht mehr den heutigen Qualitätsansprüchen, doch muss man ihm zugute halten, dass er lange nicht so stark rauscht wie so manch integrierter CHORUS von Zeitgenossen.
Vektor-Analog-Sound
Obwohl der Prophet VS wohl eher zu den digitalen als zu den analogen Synthesizern zählt, beeindruckt er gerade als hybrider Klangerzeuger in beiden Welten. Sein analoges Tiefpassfilter mit Resonanz trägt dazu ganz entscheidend bei.
Digitale Flächen mit analogen Filtersweeps, ganz so als hätten Sie einen Jupiter-6 mit einem DX7 kombiniert, sind kein Problem. Der drahtige FM Bass mit druckvollem Bassfundament ist so mit rein analogen oder rein digitalen Systemen nicht machbar.
Hatte man dem Prophet VS seinerzeit eine gewisse klangliche Verwandtschaft zum DX7 nachgesagt, so war das zum Großteil Wunschdenken der Marketingabteilung von Sequential, obwohl es einige Klänge gab, die durchaus an den DX7 erinnerten.
Am ehesten lässt sich heute der VS wohl mit dem Microwave-Sound vergleichen, wobei das VS Filter, besonders unter Hinzunahme der Resonanz, angezerrter und aggressiver wirkt, während das Microwave Filter definitiv härter und schneller ist. (Unter Microwave verstehe ich übrigens ausschließlich den Microwave I, dessen analoge Filter einen sehr eigenen Klangcharakter besitzen, die seine digitalen Brüder niemals hinbekommen). So verwundert es nicht, dass selbst härteste Techno-Bretter für den VS kein Problem darstellen, wobei er dort nur schwer seinen typischen Klangcharakter ausspielen kann.
Dank seiner lebendigen und dynamisch spielbaren Klänge ist der Prophet VS definitiv auch heute noch eine Bereicherung in jedem Studio, da seine Klänge frisch und unverbraucht sind und nicht auf jedem Chart-Hit vorkommen, sondern als Geheimtipp gehandelt werden.
MIDI
SEQUENTIAL brachte 1982 den ersten Synthesizer auf den Markt, der serienmäßig mit der MIDI-Schnittstelle ausgerüstet war (Prophet 600). Es verwundert daher nicht, dass auch der Prophet VS 1986 in dieser Hinsicht vielen seiner Konkurrenten weit voraus war.
Hier einige Features, die heute vielleicht selbstverständlich sind, damals aber für großes Staunen unter Musikern sorgten:
- Freie Wahl des MIDI-Sendekanals
- Freie Wahl des MIDI-Sendekanals für den Arpeggiator
- Local Off (Erst ab Version 1.2)
- Unterschiedlich zuweisbare MIDI-Kanäle im Split- und Dualmodus, womit der VS als Klangerzeuger quasi über einen zweifachen Multimode verfügt.
- Steuerung aller Klangparameter über Sys-Ex Daten. Über ein entsprechendes Environment lassen sich dynamische Filterverläufe oder Vektorbewegungen in einem Sequencer aufzeichnen
- Empfang von Samples über den MIDI-Sample-Dump-Standard möglich. Damit lassen sich extrem kurze 12 Bit Samplefragmente in den VS laden und in die Synthese einbinden.
Die Integration eines Prophet VS in ein modernes Studio ist somit ein Kinderspiel.
Modelle & Alternativen des Prophet VS
Den Prophet VS gab es in zwei Variationen: Rack und Keyboard. Die Rack-Variante ist jedoch eher selten anzutreffen und am Gebrauchtmarkt daher auch deutlich kostspieliger. Wir haben erst kürzlich ein Prophet VS-Rack mit viel Liebe von unserem DOC ANALOG wieder auf Vordermann bringen lassen. HIER der Artikel dazu.
In beiden Fällen sollte man allerdings tunlichst darauf achten, die zuletzt veröffentlichte Software-Version 1.2 zu ergattern. (Oder bestellen Sie die beiden EPROMs bei Wine-Country und tauschen Sie die EPROMs selbst aus). Neben einer Tilgung zahlreicher Software-Bugs beinhaltet diese vor allem folgende neue und wichtigen Features:
- Das zuletzt verwendete Programm wird auch nach dem Ausschalten gespeichert.
- Über die Tastenkombinationen Program 0 und 1 bzw. 0 und 2 lassen sich Parameterwerte schrittweise erhöhen bzw. absenken. In älteren Software-Versionen ist das nur über den Datenregler möglich, da es keine Plus/Minus Tasten zur Dateneingabe gibt.
- LFOs starten beim Anschlag des Keyboards automatisch bei einem positiven Wert. Zuvor konnte es passieren, dass kein Ton nach dem Tastenanschlag erklang, wenn ein LFO z.B. mit einem negativen Wert startete und auf den CUT OFF des Filters geroutet war.
- Arpeggiator-Synchronisation wurde wesentlich verbessert
- In der Master-Tune Anzeige lässt sich ein Feintuning vornehmen zwischen -/+12 Halbtönen.
- Local On/Off
- Nach dem Einschalten ruft der VS das zuletzt geöffnete Program wieder auf und springt nicht auf Program 00.
Wie gesagt, alle diese Features sind erst ab Software-Version 1.2 verfügbar.
Das sind aber nicht die einzigen Alternativen, die einem bleiben, wenn man sich für die Vektor-Synthese interessiert:
Etwas Geschichte zu Vektor-Synthesizern
Trotz des beliebten Samplers PROPHET 2000, dem innovativen PROPHET VS und zuletzt dem einzigartigen STUDIO 440, ließ sich der finanzielle Zusammenbruch der Firma SEQUENTIAL im Jahr 1987 nicht mehr abwenden.
Yamaha kaufte die damalige Konkursmasse für $ 500.000 auf und nahm die Sequential Firmengründer David Smith und John Bowen als R&D Spezialisten in ihren Reihen auf.
Für Yamaha entwickelten die beiden eine technisch verbesserte Version der Vektorsynthese, die schließlich 1990 unter dem Label KORG mit der Bezeichnung Wavestation, auf den Markt kam. (YAMAHA hielt lange Zeit Anteile an der Firma KORG).
Die Korg Wavestation ist somit legitimer Nachfolger des Prophet VS. Doch obwohl viele der Original Schwingungsformen des VS in der Wavestation enthalten sind und die Mischung einzelner Signalquellen über einen Vektorstick möglich ist, so führte der Verzicht auf den Einbau eines resonanzfähigen Filters dazu, dass die KORG Wavestation niemals zu einem echten Ersatz für den Prophet VS wurde. Bitte nicht falsch verstehen, die KORG Wavestation ist ein ausgezeichneter und eigenständig klingender Synthesizer, nur haben Vater und Sohn eben (wie so oft) nicht viel gemeinsam – besonders in klanglicher Hinsicht.
Ein weiteres Vektor-Derivat brachte Yamaha ebenfalls 1990 unter seinem eigenen Label mit der Bezeichnung SY22 (Keyboard) bzw. TG33 (Tischversion) heraus. Hier wurde lediglich die Idee übernommen, verschiedene Klangquellen dynamisch über einen Vektorstick zu mischen. In diesem Fall bestanden die vier Klangquellen aus zwei FM und zwei PCM Voices. Auch Yamaha verzichtete dabei leider auf den Einsatz eines resonanzfähigen Filters.
Wer heute am Soundcharakter des Prophet VS Gefallen findet, dem bleibt nur der Kauf eines Originals auf dem Gebrauchtmarkt oder die Hoffnung, dass pfiffige Programmierer irgendwann ein entsprechendes VST Plug-in auf den Markt bringen.
Wine Country
Unter diesem eigenartigen Namen bekommt man auch heute noch in USA (und übers World Wide Web) perfekt restaurierte Sequential Produkte. Die Anzahl der Angebote solcher restaurierten Sequential-Produkte hat aber in den letzten Jahren enorm nachgelassen. Leider sind diese auch nicht ganz billig, aber tatsächlich wie neu.
WINE COUNTRY hat kurz nach dem Untergang von SEQUENTIAL alle verfügbaren Ersatzteile und Restexemplare aufgekauft und gilt seitdem als Anlaufstelle Nummer 1 für Ersatzteile und SEQUENTIAL Produkte. Wer selbst einen Sequential Synthesizer zu verkaufen hat (egal ob funktionstüchtig oder nicht), der kann diesen ebenfalls WINE COUNTRY anbieten, die händeringend nach Sequential Teilen fahnden.
Für Besitzer eines VS ist vor allem interessant, dass man über WINE COUNTRY auch zahlreiches Zubehör beziehen kann, z.B. User Manual, Service Manual, Sounds, Cartridges, EPROMs (Version 1.2) und vieles mehr. Hervorzuheben ist aber vor allem das SURVIVAL KIT, welches seltene Bausteine im Paket enthält. Für Liebhaber eines VS fast schon eine Pflichtanschaffung, da besonders die anfälligen Bauteile hier komplett versammelt sind und für $ 38,95 angeboten werden. (Sofern verfügbar!!!)
Soundbeispiele zum Prophet VS
In den drei Soundbeispielen hören Sie jeweils 3 Werksounds des originalen Prophet VS, wie auch Arturia diese 1:1 sowohl in den Pro V als auch in die ANALOG FACTORY übertragen hat.
- Zunächst jeweils der Klang eines originalen Prophet VS,
- danach derselbe Klang, reproduziert mit der ANALOG FACTORY
- und danach mit dem PROPHET V.
Sie wundern sich wahrscheinlich, warum wir Prophet V und ANALOG FACTORY getrennt voneinander anspielen. Schließlich stammen beide Plug-ins vom selben Hersteller und sollten eigentlich dieselbe Engine verwenden. Weit gefehlt. Sie werden schnell feststellen, dass die ANALOG FACTORY deutlich näher am Original ist als der Prophet V. Offensichtlich ein Bug, der sich aber auch durch sensibles „Nachprogrammieren“ des Klangs nicht beheben lässt.
Der Dave Smith Synthesizer Polyevolver wurde in diesen Vergleich bewusst nicht aufgenommen. Er verfügt zwar über dieselben Grundschwingungsformen, ist aber sonst vom Aufbau her nicht identisch mit dem Prophet VS und daher auch nur sehr schwer mit ihm zu vergleichen.
Der Prophet VS on YouTube
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Ein grundsolider Synthesizer mit einer angenehm zu spielenden Tastatur, den ich gerne als Master hernehme. Der VS ist klanglich vielseitig einsetzbar und kann dank seiner analogen Filter extrem druckvoll sein. Ein Highlight ist für mich auch der reichlich ausgestattete Arpeggiator, der sich (z.B. mittels MSQ-100) sehr schön zu einer TR-707 / TR-808 synchronisieren lässt. Ein insgesamt sehr empfehlenswertes Instrument aus den 80’s mit einem – wie ich finde – ausgezeichneten Preis/ Leistungsverhältnis. Das OS von Virtual Music (Wien) ist ein „must have“. Auch ist die Ersatz-Leuchtfolie für das Display (aus dem gleichen Hause) eine prima Sache, damit erstrahlt der VS wieder wie am ersten Tag. Und ich stehe doch so auf blau (siehe PPG Wave… ;-).
Hallo, habe selbst damals sofort einen der ersten VS gekauft. Der Klang ist unerreicht, der Ärger wegen ständig defekter Hardware (wurde kochend heiß, der Data-Entry-Fader ging andauernd kaputt) brachte mich aber nach wenigen Wochen dazu, mich von ihm zu trennen. Dies schien auch damals kein Einzelfall zu sein, da besagter Fader eine Fehlkonstruktion war!
Dass der Slider nicht der Beste ist, keine Frage. Aber andere Geräte aus dieser Zeit hatten denselben Typ eingebaut und da wird das nicht so thematisiert. Der Slider hat übrigens keine Ausfallgarantie: Meine Instrumente haben immer noch die ersten Slider und die funktionieren ohne Ruckeln oder Kratzen.
Dass, das Netzteil nicht besonders auf Langlebigkeit ausgelegt ist. Ist richtig. Die Situation verschlimmert sich bei vielen Geräten der 80er Jahre, da wir ja seit geraumer Zeit 230 Volt und mehr an der Dose haben und nicht mehr die 220 Volt. Da muss ein Spannungsregler noch ein paar Prozent mehr Spannung „vernichten“. Gerade die US Geräte waren auf bis zu 20% Unterspannung (110 -> 90 V) ausgelegt und hatten wenig Reserve nach oben. Also, wenn möglich intern auf 240V – Wicklung (GB/UK) umklemmen, Vorschalttrafo benutzen oder einfach mal an den Spannungsreglern die Wärmeleitpaste ersetzen. Allein letzteres hat bei meinen Prophet VS und Ensoniqs 10 °C weniger Wärme gebracht. Lang lebe das Netzteil…
Schöner Bericht! Was soll man sagen, das Teil bleibt auch nach der x-ten Software-Emulation absolut einzigartig. Der extrem spezielle Klang ist wirklich nur annähernd zu erreichen. Der VS schafft als einer der ganz wenigen Synthesizer den Spagat zwischen analoger Wärme und digitaler Raffinesse. Der VS ist ein ganz Großer in der Synthesizer Geschichte!
In der Sound&Recording 5.2006 war ein Test des Arturia V mit Hörbeispielen. Wer glaubt das die Software dem Original das Wasser reichen kann, der kann mal folgendes ausprobieren: Das Hörbeispiel mit dem Digiclav-Werkssound in einen Sequenzer laden und mit
einem Bell EQ 80Hz um 12dB schmalbandig aufdrehen. Original bleibt knochentrocken und drückt ohne Ende.Software klingt schwammig und undifferenziert.
Ich hatte auch gehofft die Kopie reicht. Nach den Hörbeispielen habe ich mir einen VS bei ebay „geschossen“.
Noch Fragen? ;o)
Hallo Telmar,
da hast du schon recht, nur denke ich das Arturia in den letzten 9 Jahren sicher etwas Forschung und Entwicklung betrieben haben wird. Die App iProphet ist schon nah dran, nur es fehlt halt das MÄCHTIG im Schub.
Grüße
Danke für diesen tollen Bericht!
Als VS-Besitzer kann ich mich nur anschliessen, Original bleibt Original (zumindest noch 2015 :-))
Schöner Bericht!
Die einzigen Geräte, die VS-Sounds aktuell hinbekämen, wären der Solaris von John Bowen und der Modal 002. Nur sind die halt auch deutlich teurer als ein gebrauchter VS :)
Schöner Bericht über ein tolles Gerät. Der Prophet VS ist noch so ein Sehnsuchtsding für mich, bisherige Emulationen überzeugen mich noch nicht so richtig (leider).
Vieleicht auch mal ein Kandidat für ein Remake?
@richard Ich glaube gerade bei den Hybriden kommt so viel an unbestimmbaren klangbestimmenden Elementen zusammen, das ist schwer zu emulieren. Dasselbe gilt wohl auch für Ensoniqs ESQ-1 und SQ-80.
Ein VS Remake müsste dann wohl auf einige „Spezialbauteile“ zurückgreifen, wie die Sequential Custom ICs oder die Curtis-Filter. Das wird sich keiner antun wollen – und Korg glaubt vielleicht immer noch, die Wavestation sei der wahre Nachfolger/Ersatz für den VS.
@synton Arturia hatte in einer Umfrage schon mal vor-gefühlt ob es da Interesse bei den Usern gäbe. Allerdings fände ich eine Hardware toll, egal ob das realistisch ist oder nicht ;-)
@richard Hallo Richard,
ich habe Aturia iProphet auf dem IPad und hab mir mal den Vergleich zu den 3 Presets hier bei Amazona gegeben. Einmal analog raus und über das Mischpult und MOTU in die DAW. Und dann über iconnectivity direkt rein in die DAW. Für mich war der Gewinner das Original, Peter schreibt oben so schön von MÄCHTIG SCHUB. Ich zieh die Originale Hardware vor. Die App schlägt sich Wacker, aber es fehlt MÄCHTIG.
@TobyB Hallo, Toby. Klar das Orginal bleibt in den meisten Fällen ungeschlagen, das ist nicht nur in diesem Beispiel so und wenn man den echt orginalen Sound haben möchte wird man auch den echten Synthie dazu brauchen. Ich selber sehe kenne den VS von einem Bekannten, in dessen Studio glänzte das gute Stück vor allem durch Abwesenheit, weil es ständig zur Reperatur war ;-) Mir selber sind viele der Alten Geräte deshalb keine Option.
@richard Hallo Richard,
ich beschränke meinen Vintage Fuhrpark auf die Kisten die ich zur „Not“ noch selber reparieren könnte. OKAY, beim Prophet wäre ich raus ;-) Allerdings setze ich virtuelle Replika extrem ungern ein, da sie sich im Mix anders verhalten und ich damit schlecht umgehen kann. Ich weiss einige werden den Kopf schütteln, aber gegen eine Hardware Neuauflage einiger dieser Synths habe ich nichts. Der Prophet gehört dazu. Man wird ja mal phantasieren dürfen ;o)
Es wird die Software-Version 1.2 angesprochen, die einen Keysync für die LFOs hat.
Aber man sollte nicht unerwähnt lassen, dass eine Reihe gerade VS-spezifisches Klängen lieber einen freien LFO hätte…
Schade, dass man da nicht umschalten kann. Wer den „freien LFO“ liebt, muss bei Version 1.1 bleiben. („free your LFO- your mind will follow…“)
Einer der kleinen Wermutstropfen am VS – ach ja, und auch der etwas wenig prägnante Stereochorus.
@synton Ja das stimmt, mit OS 1.1 ist man in dem Fall besser bedient. Deshalb wird mein VS auch nicht geupgradet. ;)
Manch einer mag mich jetzt für verrückt halten, aber ich habe Anfang der 90er meinen Jupiter-8 gegen einen Prophet-VS eingetauscht, und was soll ich sagen – ich bereue das in keinster Weise, ganz im Gegenteil!
Der Prophet VS ist mein absoluter Lieblingssynthesizer (dicht gefolgt vom Oberheim Xpander)
Und was soll man noch über den Klang eines VS schreiben? Vielleicht nur noch: „Der Kenner genießt und schweigt!“ :-)
Übrigens, im O.S. 1.2 hat der Prophet VS ein absolut geniales Tool mitbekommen, nämlich eine „Random“ Funktion zur Sounderstellung. Das war für ich u.a. der Grund dieses O.S. einzubauen.
Ich frage mich nur, warum man diese Funktion nicht öfter in Synthesizer vorfindet.
1.200,-EUR für einen Prophet VS ist glaube ich ein Wunschdenken. Ich denke, daß man inzwischen schon gut 1.500,-EUR (je nach Zustand und Zubehör) dafür bezahlen muß.
Die Random Sound Funktion ist aber auch schon in der früheren VS OS drin.
Ich kann es verstehen. Der VS ist klanglich ungleich aufregender und schöner als der Jupiter-8.
Hi Marko, dann muß ich wohl eine uralt-O.S. Version im VS drin gehabt haben, weil meiner hatte die Random Funktion zuvor nicht. Egal, jetzt ‚isse‘ drin und ich genieße es!
Und ich gebe dir in allen oben genannten Punkten recht.
Das absolute i-Tüpfelchen am VS wäre gewesen, wenn man dem Instrument ein paar Echtzeitregler mit auf dem Weg gegeben hätte. war wohl damals nicht der Trend der Zeit.
Aber das ist jetzt „Jammern auf sehr hohen Niveau“ – aber evtl. eine Anregung für Gregor Zoll von Stereoping! :-)
Es kommt bald ein Programmer für den VS von Stereoping !!!
Das Ding ist sowas von Zeitlos, hatte vorgestern Abend mal wieder die Muse ein paar neue Sounds auf dem VS zu kreieren.
Was soll ich sagen, mir kam es vor als hätte ich einen noch nie „gehörten“ Synthesizer unter den Fingern.
liegt evtl. daran, dass ich früher die Kiste etwas „mainstreamiger“ programmierte, heute erfreue ich mich an den „etwas anderen“ Sounds. ;)
Ein Grund diesen Beitrag mal wieder herauszukramen…
Es gibt übrigens einen tollen Editor basierend auf Java: http://www.prophetvs.com/editor/
Damit lassen sich sogar eigene 1-cycle Wellenformen laden.
Zufällig heute mal wieder den VS angeschaltet, da fiel mir folgendes Zitat auf: “
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Zu Erzeugung brachialer Mono-Leadsounds lässt sich ein UNISONO Modus aktivieren. Alle 8 Stimmen werden dabei einer Taste zugewiesen. Das Tuning zwischen der einzelnen Stimmen lässt sich dabei leider nicht festlegen.“
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Bei meinem VS kann ich im Unison-Modus ein Detune mit bis zu sieben Schritten einstellen. Ich lege meine Hand nicht dafür ins Feuer, daß das mit dem installierten OS 1.2 zusammenhängt.
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Nachteilig ist mir wieder einmal das klunkige Metallgehäuse aufgefallen, die schrecklichen Taster, die im Prinzip komplett ausgetauscht gehören, das mittlerweile recht funztelige Display, die glühend heiße Rückseite in der unmittelbaren Nähe des Netzteils, der brummende Trafo, die ähnlich wie beim Chroma Polaris brüchig werdenden Flachbandkabel… aber klanglich tut das dem Gerät keinen Abbruch.
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Es ist eher schade, daß man sich mit solch billiger Hardware rumschlagen muß, um zu solchen Klängen zu gelangen.