Vangelis für die Westentasche
Inhaltsverzeichnis
- A mean machine
- Alternative zur CS-Serie?
- Ein Japaner aus Weißensee
- Yamaha SY-1 – Die Bestandsaufnahme
- Die Presets
- Der Klang des Yamaha SY-1
- The Voice of Buddha
- Mit Fingerspitzengefühl
- Das sagenumwobene Filter
- Filter als MP3-Killer
- Hüllkurve, Modulation und Pulsbreite
- Wie man dem Schoßhund das Knurren austreibt
- Tonbeugung und Tuning
- Golfschläger und Synthesizer
- Ein Anpfiff für die Ingenieure
- Aus groß mach klein
- Begegnung der dritten Art
- Die Klangbeispiele
- Von Vangelis bis Japan
Yamaha war im Jahr 1974 fast schon ein bisschen spät dran. Der Mischkonzern aus Hamamatsu brachte unter der schlichten Bezeichnung SY-1 seinen ersten Synthesizer auf den Markt. Doch der Titel „erster Synthesizer aus Nippon“ war bereits vergeben: an den Roland SH-1000, der 1973 das Licht der Welt erblickt hatte. Im selben Jahr ging auch der Mini-Korg 700 an den Start. Beide Instrumente konnten sich rasch etablieren. So unterschiedliche Künstler wie Vangelis und Human League schätzten sie. Kitaro wiederum erfreute sich an dem besonders reinen Puls-Klang des Korgs – der für viele seiner Kompositionen stilbildend wurde. Zu beiden Synthesizern gibt es übrigens jeweils ein tolles Feature meines AMAZONA.de-Kollegen Christian Hatvani. Die Links sind am Ende des Artikels angehängt.
Yamahas Ingenieure wollten es besonders gut machen und hatten das Nachsehen. Man kennt das ja. Wer zu spät kommt, wird schnell zum Ladenhüter. Dabei war der damalige Verkaufspreis von knapp 1000 Dollar mindestens im Vergleich zu Synthesizern aus US-Produktion sehr konkurrenzfähig. Der SY-1 konnte außerdem mit Expressivität punkten, verfügte er doch über Touch Control. Aber am Ende war er vor allem der Auftakt zu etwas sehr viel Größerem. Vielleicht auch deshalb ist der Yamaha SY-1 heute ein wenig in Vergessenheit geraten. Grund genug, das Staubtuch herauszuholen!
A mean machine
Der Yamaha SY-1 stand lange auf meiner Suchliste. Da mag Nostalgie mitspielen, denn mein erster Synthesizer war 1979 der Yamaha CS-15 D. Ebenfalls ein Preset-Synthesizer, der darüber hinaus aber einen frei einstellbaren Synthesizerteil besitzt. Vor allem aber reizte mich am SY-1 das sagenumwobene Filter. Es ist ein sehr naher Verwandter des Filters, das in Yamahas Über-Synthesizer GX-1 verbaut wurde.
Die Auskünfte über Yamahas Erstling sind im Netz durchaus spärlich gesät. Wird er jedoch tatsächlich einmal erwähnt, dann sprechen die Musiker meist mit Hochachtung von ihm. So berichten die „Tastronauten“: „Als wir das süße kleine Kästchen zum ersten Mal in einen überfüllten Probenraum trugen, ernteten wir Lächeln. Als wir ihn dann mal brüllen ließen, begann der Gitarrist sofort damit, hektisch an seinem Lautstärkeregler zu fummeln.“
Auf Sonic State finden sich mehrere Einträge zum Yamaha SY-1, aus denen echtes Herzblut spricht. Ein Musiker aus den USA urteilt: „This is a mean machine. One of the grungiest, nastiest analogues I’ve ever played or heard.” Und er gibt auch den entscheidenden Tipp, wie man mit dem SY-1 Spaß haben kann: “Get beyond the stupid hardwired presets and you’ll make some of the strangest noises you’ll ever hear from a synth like this.“
Alternative zur CS-Serie?
Soundbeispiele im Netz zeigen, dass der Yamaha SY-1 durchaus auch einige der Vangelis-Sounds drauf hat, die von der großen CS-Reihe (50, 60 und 80) her bekannt sind. „Vintagesynth“ meint: „One listen to the SY-1 or SY-2 and you’ll hear the signature classic synth sound that defined Yamaha throughout their more famous CS-series.” Das doch recht schmeichelhafte Fazit: “It is a unique alternative to CS-series Yamaha’s that are a fun synth to play around with and an historic synth to own!”
Und auch „Keyboards“ hat dem Oldie eine sehr freundliche Review spendiert. Der Tester lobt den kräftigen Filterklang, durch den der Synthesizer „auch in dichteren Arrangements äußerst durchsetzungsfähig ist“. Und gelangt zu dem Schluss: „Alle, die die 70er Jahre Synthästhetik lieben, kommen hier voll auf ihre Kosten.“
Ein Japaner aus Weißensee
Diese verstreut im Web liegenden Vorschusslorbeeren steigerten meinen „Haben-wollen-Reflex“ exponentiell. Und als dann tatsächlich der Yamaha SY-1 wieder einmal angeboten wird, dazu in Berlin-Weißensee (was für mich als Schöneberger freilich eine kleine Weltreise bedeutet ;–), schlage ich sofort zu. Da das gute Stück äußerlich schon etwas mitgenommen ist – bestoßenes Gehäuse, zwei fehlende Plastikwippen, mehrere kratzende Fader und prellende Tasten – kann ich den Preis schnell in anschaffungsfreundliche Regionen herunterverhandeln. Und es fällt auch kein Taxigeld an: Mit seinem Gewicht von 12 kg und den Abmessungen 78 cm Länge, 28 cm Tiefe und 16,5 cm Höhe kann ich den in Luftfolie verpackten Synthesizer zwar nicht in die Westentasche stecken, aber doch bequem unter dem Arm transportieren.
Die äußeren Macken stören mich nicht. Ich bin kein Sammler – „mint“ ist für mich keine ausschlaggebende Kategorie beim Synthesizer-Kauf. Und gegen prellende Tasten und kratzende Fader hilft – ganz viel spielen. Jedes Instrument reagiert auf freundliche Zuwendung und freut sich aufrichtig, wenn es wieder Teil eines Rigs sein darf. Und belohnt einen dafür bestenfalls mit sich täglich verbessernden Spieleigenschaften.
Yamaha SY-1 – Die Bestandsaufnahme
Als ich den SY-1 zu Hause auf den Ständer packe und seine abgeschabte Patina aus amerikanischem Walnussholz begutachte, schießt mir schon der Gedanke durch den Kopf: „Ne, eine Schönheit bist Du wirklich nicht.“ Der monophone Yamaha SY-1 hat viel von einem trutschigen Alleinunterhalter-Instrument. Und das war ja auch genau seine Bestimmung. Oben auf der Orgel sitzen für ein launiges Solo mit der „Hawaiian Guitar“ oder – ui, ganz avantgardistisch – „Pulsar“ oder gar „Growlpet“. Auf so einen Presetnamen muss man erst mal kommen. Mein Auge streicht über das Keyboard, 37 Tasten, drei Oktaven.
Ich umrunde das Instrument. Hinten wächst das fest verbundene Stromkabel aus dem Synthesizer. Es gibt einen speziellen Ausgang, wenn man den Synthesizer mit einer Yamaha Orgel betreiben will. Ich benutze freilich den normalen Monoausgang, in den ich ein Klinkenkabel stöpsele. Und dann existiert noch ein Eingang für ein Filter/Lautstärkepedal. Ich krame ein FC-7 Expressionpedal von Yamaha hervor und wie sich schon bald herausstellen soll – es funktioniert perfekt. Das war es dann auch schon mit den Anschlüssen. CV, Gate? Nichts davon. Und natürlich auch kein MIDI – das Instrument stammt schließlich aus dem Jahr 1974. Ich wandere wieder zur Frontseite. Rechter Hand befindet sich auf dem Holzfurnier der Einschalter. Ein mattes rotes Leuchten bestätigt: Der kleine Kasten bekommt Strom. Oberhalb der Tastatur (übrigens mit high note priority) befinden sich 29 Wippschalter, die in fünf Bereichen organisiert sind.
Die Presets
Beginnen wir mit den 14 Wippen für die Preset-Klänge. Sie sind farblich gekennzeichnet – weiß, gelb, rot und grün. Man möchte ein System dahinter erkennen. Ah ja – rote Bläser, gelbe Saiteninstrumente – vom Klavier, über die Hawaiigitarre bis zur Violine. Aber warum hat dann die Klarinette aus der Familie der Holzbläser eine weiße Wippe, das English Horn aber eine rote? Grün wiederum scheint Effekten wie dem Scifi-Sound Pulsar vorbehalten. Aber was hat hier nun wiederum „Reed“ verloren? Nun – hört man sich „Reed“ und sein Gegenstück „Double“ einmal an, so erkennt man schnell, dass hier ein Pulsbreitenmodulationseffekt zum Einsatz kommt. Fast könnte man an den Einsatz eines zweiten Oszillators denken. Für die Yamaha-Ingenieure war das wohl Grund genug, die beiden Sounds dem Effektregister zuzurechnen. Denn tatsächlich werkelt unter der Haube nur ein einziger Oszillator.
Gehen wir die Instrumentenpaarungen einmal kurz durch: Von links nach rechts haben wir hier Flute/Clarinet, Trombone/Basoon, Trumpet/French Horn, Saxophone/Bass Clarinet, Oboe/English Horn, Bow Violin/Pizzicato Violin, Piano/Guitar, Harpsichord/Hawaiian Guitar, Contra Bass/Pizzicato Bass, Tuba/Sousaphone, Bass Guitar/Wah Guitar, Funny/Pulsar, Trumute/Growlpet und Double/Reed.
Rauschen wäre noch schön gewesen; aber das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Niemand wird erwarten, dass die Presets so naturgetreu klingen, wie es ihr Name vermuten lässt. Aber die Bezeichnungen geben wichtige Hinweise auf den Filterklang und die verwendete Hüllkurve: Soll es bei einem Sound in eine perkussive oder gezupfte Richtung gehen, dann bin ich mit „Pizzicato Violin“ natürlich besser bedient als mit der „Bow“-Variante.
Ein eigener Wippschalter entscheidet, ob das jeweils obere oder untere Instrument erklingen soll. Jedes gewählte Preset deaktiviert die anderen. Man kann also jeweils nur ein Instrument anwählen. Sinnigerweise ist das bei der rechts benachbarten Sektion, die sich „Transposition“ nennt, genauso gehalten. Mit ihr kann die Tastatur um eine Oktave nach unten und bis zu zwei Oktaven nach oben transponiert werden.
Der Klang des Yamaha SY-1
Der Sound interessiert wohl den Großteil der Leser am meisten. Bevor wir also die einzelnen Werkzeuge genauer erkunden, die den Klang formen, drehen wir erstmal das Lautstärkepoti weit auf, das ganz rechts auf der Blende sitzt. Preset 1: Blade Runner, Preset 2: Being boiled, wird ja langweilig….nein, Spaß beiseite, so läuft es natürlich nicht. Die Chancen sind sogar recht groß, dass man beim schnellen Durchdrücken der Presets relativ unbeeindruckt bleibt. Das klingt alles sehr ähnlich, teilweise sogar etwas quakig und könnte alle Vorurteile bestätigen, die man ohnehin immer gegen Presetschleudern hegte und pflegte.
Die Vorgehensweise muss deshalb eine andere sein. Die Taster für Filter und Envelope aktivieren und einen Klang anwählen. Cutoff ausprobieren, die Resonanz hochfahren, versuchen den Sweetspot auszuloten. Die Ein- und Ausschwschwingzeit justieren. Probeweise die Anschlagdynamik hinzufügen. Etwas Vibrato? Wie wirkt sich der Druck auf Filter und Lautstärke aus? Den Klang durch die Lagen jagen – vom tiefen Bass bis zu den fiependen Höhen. Auf Rechteckschwingung umschalten, die Pulsbreite variieren. Durch die Pitchhüllkurve dem Sound eine perkussive Qualität verleihen.
Und nicht vergessen, was Peter Grandl hier mal zum CS-50 geschrieben hat: Hall und Echo bringen die Schönheit des Klangs erst recht zur Wirkung. Sie stehen auch dem Yamaha SY-1 gut zu Gesicht; hier zu puristisch zu sein, wird nicht belohnt. Das Klangbeispiel „Violin with Aftertouch“ sei hierzu empfohlen. Ohne Hall und Chorus klingt es etwas ernüchternd, mit schon sehr viel besser und im Songzusammenhang (Klingenflitzer) sogar recht überzeugend, wie ich finde. Die fehlenden Schwebungen zaubere ich mit dem Boss-Chorus CE-1 dazu. Und für das passende Raumgefühl setze ich das gute alte PCM 70 ein.
The Voice of Buddha
Tja, und dann kann da etwas sehr Schönes entstehen und man verliert sich unversehens in Zeit und Raum. Es ist ein bisschen, wie Kollegen es mit Blick auf den Jupiter-4 beschrieben haben. An einem Tag nimmt Dich das Instrument mit auf einen kosmischen Ritt, am nächsten Tag kann es seltsam verschlossen, spröde und uninspirierend sein. Und vermutlich reflektiert es dabei nur sehr genau Deine eigene Befindlichkeit.
Es gibt Klänge, die eindeutig an Vangelis erinnern. Man kann Kitaro-ähnliche Soundgebilde hintupfen. Wie viele gute Analogsynthesizer kann auch der Yamaha SY-1 sehr akustisch klingen (Klangbeispiel Ikuyo). Es existiert eine Schnittmenge mit dem ARP Pro Soloist (die berühmte „Fuzz Guitar“ fehlt freilich), so dass man auch Tony Banks längliches Solo in „Cinema Show“ zur Not realisieren könnte. Und es gibt richtig böse Bässe und angezerrte Klänge, bei denen man „The Voice of Buddha“ zu hören glaubt (die in Wahrheit natürlich ganz sanft war) und von denen ich denke, dass sie auch gut in moderne Produktionen passen würden.
Und nicht zuletzt kann der Yamaha SY-1 auch unglaublich funky klingen: Kebu hat das in seinem Kabinettstückchen „Sticky Strut“ perfekt vorgeführt, wobei er mindestens bei den Bläsern aber getrickst hat, denn die sind eindeutig mehrstimmig aufgenommen worden.
Mit Fingerspitzengefühl
Die Touch Control trägt viel zum Klangerlebnis bei. Anders als die Instrumentenpresets und Oktavlagen, die nur alternativ gewählt werden können, sind sämtliche anderen Wippschalter auch kombinierbar. Vibrato, Filter und Lautstärke können also sowohl einzeln, als auch im Verbund angewählt werden, um ihre Intensität dann mit Fingerdruck zu steuern. Der Pro Soloist von ARP hatte es vorgemacht und auch Rolands SH-2000 – in vielen Belangen seinem Vorgänger SH-1000 deutlich unterlegen – bot immerhin Touch Control. Aftertouch ist gefühlvoller als ein Pedal, allerdings nicht unbedingt gefühlvoller als die bei Moog üblichen Modulationsräder. Aber natürlich brauchte man dafür zwei Hände. Beim Aftertouch bleibt die linke Hand dagegen frei – für die Orgel.
Touch Control ist das eine Feature, das den Yamaha SY-1 interessant macht. Das andere ist die Möglichkeit, in die Presets einzugreifen und sie zu verbiegen. Die Regelmöglichkeiten mögen überschaubar sein, aber die Ergebnisse verblüffen.
Das sagenumwobene Filter
Über die Wippschalter, die linker Hand neben den Presets liegen, wählt man zunächst einen oder mehrere Bereiche aus, die man verändern möchte. Für diese Manipulationen stehen diverse Fader und Potentiometer zur Verfügung, die links neben der Tastatur angeordnet sind. Drückt man etwa die Filterwippe nach unten, so können Cut Off und Resonanz frei eingestellt werden. Beim Filter handelt es sich um ein Tiefpassfilter mit 12 dB Absenkung pro Oktave. Leider kann die Resonanz nicht in Eigenschwingung versetzt werden. Das war bei meinen Yamaha-Synthesizern CS15D und dem CS40M auch nicht möglich und stellte immer eine gewisse Einschränkung dar dieser ansonsten wunderbar ausgelegten Filter (mit Band- und High-Pass beim CS40M).
Was hat es mit dem speziellen Filterklang des SY-1 nun auf sich? Scott Rider, ein Synthesizer-Entwickler und Yamaha-Kenner aus den USA, beschreibt es so: „The diode cell response introduces a large amount of intermodulation distortion at high resonance levels, which is what gives the filter a distinct character. As with most Yamaha filter designs, these do not self-oscillate at high Q, although with some tweaking they can be made to squeal rather grungily.”
Filter als MP3-Killer
„Rather grungily“ – Yep, so kann man das wohl ausdrücken. Tatsache ist, dass ich die Soundbeispiele „Filtermodulation“ und „Basses“ nacheditieren musste. Die besten und wildesten Passagen musste ich leider wegschneiden, weil sie als AIFF-Datei zwar gut klangen, aber die Konvertierung in MP3 nicht überlebten. Da waren plötzlich schlimme Verzerrungen zu hören. Das habe ich bisher nur mit dem Yamaha erlebt. Böser Bube.
Der Yamaha SY-1 besitzt auch bereits ein Hochpassfilter, das aber erst beim Nachfolgemodell SY-2 seine eigenen Cutoff- und Resonanzfader bekommen hat. Das gibt dem Spieler natürlich noch einmal deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand. Bei der Erkundung der Presets ist es besonders interessant zu erforschen, wieviel Anteil das Hochpassfilter am Sound hat. So habe ich die Leadstimme in „Rainy Day in Friedenau“ mit dem Preset Contrabass eingespielt, was zunächst einmal eine überraschende Wahl zu sein scheint. Doch gerade in den hohen Lagen kommt die summende, gleichsam atmende Charakteristik des Hochpassfilters schön zur Geltung.
Hüllkurve, Modulation und Pulsbreite
Benachbart befindet sich die Wippe für die Hüllkurve. Für den manuellen Betrieb steht nur eine abgespeckte Attack/Sustain-Regelung zur Verfügung. Dass man damit keine ultrazackigen Hüllkurven realisieren kann, versteht sich von selbst.
Die Vibrato-Wippe korrespondiert mit zwei Drehknöpfen, mit denen sich Geschwindigkeit und Vibratotiefe regeln lassen. Hier sind eiernde Sounds ebenso möglich wie Drillbohrer-ähnliche Klänge, wenn die Frequenz auf Maximum gedreht ist.
„Pulse Width“ setzt jeden Presetsound auf Rechteck. Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass die Pulsklänge ohnehin in der Mehrheit sind. Aber auch ein klarer Sägezahnkandidat wie „Trumpet“ lässt sich so in ein Rechteck verwandeln, wobei die Pulsbreite stufenlos per Fader eingestellt werden kann. Zu dieser Schaltergruppe gehört auch der Portamento-Schalter, eine wichtige Vorraussetzung für die coolen Synthesizer-Sounds der 70er Jahre. Der Effekt ist ein bisschen schwer zu dosieren, alles was über die 8-Uhr-Stellung hinausgeht, ist eigentlich fast zu viel des Guten. Voll aufgedreht bringt er freilich einen schön ausgeprägtes Glide.
Wie man dem Schoßhund das Knurren austreibt
Wenn wir uns bei den Potis weiter nach links hangeln, kommen wir zu einem sehr wichtigen Regler, der das Ansprechen der Tastatur auf Touch Control einstellt. Die Uralt-Tastatur hat mit dem Druckpunkt überhaupt keine Probleme. Deshalb ist es gut, hier nuanciert vorzugehen. Sonst könnte speziell das Filter schnell etwas quakig klingen. Bei Lautstärke ist der Effekt ebenfalls sehr wirkungsvoll, auch beim Vibrato.
Und manchmal kann man auch ein Preset retten, indem man den beigegebenen Effekt einfach austrickst. Growlpet ist zum Beispiel ein sehr schöner, durchsetzungsfähiger Klang, hervorragend für Legatolinien geeignet. Leider wird er durch das „Growlen“, das ja sogar namensstiftend war, schlicht ruiniert. Aktiviert man nun Vibrato bei der Touch Control, fängt der Klang in Abhängigkeit vom Fingerdruck an zu „growlen“. Stelle ich die Tastaturempfindlichkeit nun entsprechend niedrig ein, dann kommt der – mich nun mal leider nervende – Growleffekt kaum zum Tragen.
Ich hoffe, keiner der an der Entwicklung des SY-1 beteiligten Ingenieure bekommt das je zu lesen. Sie würden sich vermutlich schwarz ärgern ob so viel Banausentums. Da programmiert man den wunderschönen Effektsound „knurrendes Schmusetier“ und die Kunden überlegen sich Mittel und Wege, wie das Knurren abgestellt werden kann.
Tonbeugung und Tuning
Ein wenig exotisch wird es mit der noch verbliebenen Sektion ganz links. Zwei Wippschalter stehen für die ominöse Funktion Attack Bend zur Verfügung. Die linke Wippe ist beim Ausprobieren selbsterklärend. Ein Autobend-Effekt, der einen Halbton tiefer ansetzt und dann zügig auf den Zielton einschwenkt. Braucht man jetzt nicht ständig. Da ist das Pitch Bending beim ARP Pro Soloist per Aftertouch um einiges effektiver und musikalischer.
Die Wippe daneben – „Tone“ – korrespondiert wiederum mit zwei Fadern, die mit der Bezeichnung „Attack Bend Tone“ ihre Zugehörigkeit zweifelsfrei bekunden. Ein Fader regelt die Intensität des Effekts, der andere die Zeit. Es handelt sich hier um eine frei einstellbare Hüllkurve, die je nach Preset auf den Oszillator, das Filter oder beide einwirkt. Zugegebenermaßen ein Feature, das man hier nicht unbedingt erwarten würde. Aber ein willkommenes Hilfsmittel, um Sounds knackiger zu machen und die eingeschränkte Attack-Sustain-Hüllkurve aufzuwerten.
Und natürlich gibt es hier noch einen einsamen, aber nicht ganz unwichtigen Drehregler für das „Tuning“, der die Gesamtstimmung des Synthesizers regelt. Er lässt sich natürlich auch für Pitchbending-Effekte einsetzen. Praktisch unmittelbar nach dem Einschalten hat der Yamaha SY-1 seine perfekte Stimmung und auch späteres Nachstimmen entfällt. Da gucken mein Prodigy und mein Axxe jetzt ganz betreten.
Golfschläger und Synthesizer
Der SY-1 – es wurde oben schon angedeutet – war für Yamaha nur eine Zwischenstufe zu einem größeren Projekt. Der SY-1 ist ein Abfallprodukt, wenn man es zuspitzen möchte. Der Musikjournalist Mark Jenkins hat in seinem Buch „Analog Synthesizers“ beschrieben, wie das 1887 gegründete Unternehmen Yamaha in den 70er Jahren in die Domäne von Moog einbrach. Yamaha hatte damals bereits eine langjährige Reputation als Bauer von Harmonien, Klavieren und Pfeifenorgeln.
Sehr früh setzte Yamaha auf Diversifizierung. Neben Gitarren, Blasinstrumenten und Schlagzeugen wurden auch Hi-Fi-Geräte, Motorräder, Golfschläger oder Sportbögen produziert. Diese breite Aufstellung und ein Planungshorizont, der 10 bis 20 Jahre in die Zukunft gerichtet war, um künftige Entwicklungen zu antizipieren, führten schließlich zur Entwicklung des Yamaha SY-1. „Given this corporate strength, Yamaha was in a good position to capitalize on the success of Moog, starting with instruments to accompany its line of domestic electronic organs that had launched with the D1 in 1959.“ (M. Jenkins)
Ein Anpfiff für die Ingenieure
Die D1 hatte die bei Orgeln bis dahin übliche Vakuum-Röhrentechnologie durch reine Transistorentechnik ersetzt. Im Rückblick zum 40-Jährigen Jubiläum der Synthesizersparte heben die Yamaha Historiker die Bedeutung der Electone für die Entwicklung der modernen Sound-Synthese hervor. Freilich klang das Ergebnis ziemlich steril, die Ingenieure bekamen von ihrem obersten Chef einen Anpfiff verpasst: „…it lacked the expressitivity of acoustic instruments to such a degree that the president of Yamaha at the time referred to it as a mere ‚musical toy’.“ (Yamaha)
Ganze Forschungsteams wurden nun daran gesetzt, den Tönen Leben einzuhauchen. Sie legten bei ihren Experimenten besonderen Wert darauf zu untersuchen, welchen harmonischen Veränderungen ein Ton vom Anschlag bis zum Verklingen unterliegt. Gleichzeitig musste das Problem der Polyphonie gelöst werden. Wie also auf einer Mehroktaventastatur die einzelnen Töne zum Klingen gebracht werden – in Abhängigkeit davon, welche Tasten in welcher Reihenfolge angeschlagen werden. Der Vorläufer der dynamic voice allocation-Technologie.
Aus groß mach klein
Die Ergebnisse dieser Arbeit mündeten in den Prototypen GX-707, den direkten Vorläufer der berühmten GX-1. Obwohl als Konzertorgel konzipiert, ähnelt die GX eher einem polyphonen Synthesizer. Achtstimmig auf dem unteren und oberen Manual, monophon auf dem Solomanual und dem Pedal.
Die 300 kg schwere GX-707 wollten die Yamaha-Konstrukteure noch nicht gleich auf die Menschheit loslassen. Stattdessen beschlossen sie, einige der Features in einem monophonen Instrument auszuprobieren, das die bestehende Electone-Orgelreihe ergänzen sollte. Das war die Geburtsstunde des SY-1: „Given that analog synthesizers have typically evolved from monophonic to polyphonic, this reverse pattern – namely, moving from poly to mono – is further evidence of Yamahas unique way of thinking“, betont der Verfasser der Yamaha-Festschrift.
Über einen „Key assigner“ brauchten sich die Yamaha-Ingenieure bei dem monophonen SY-1 wohl keine großen Gedanken machen. Aber für die Presets mussten fest programmierte Filter- und Lautstärkeverläufe festgelegt werden, die aber gleichzeitig auf Veränderungen durch die Fader ansprachen. Und auch die „Touch Control“ war etwas Besonderes, verfügten elektronische Instrumente bis dahin doch in der Regel nur über ein Lautstärkepedal.
Begegnung der dritten Art
1975 kam dann die große GX-1 auf den Markt. Keith Emerson hat das Mammut mit auf die Bühne genommen und darauf „Fanfare for the common man“ gespielt. Acht Roadies mussten mit anpacken. Die GX-1 blieb ein Nischenprodukt. Einige der grundlegenden Techniken wurden aber in der CS-Reihe fortgesetzt. Die 300 kg der GX-1 schrumpften auf 82 kg beim CS-80. Statt 7 Millionen Yen mussten nur noch rund 1,3 Millionen Yen aufgebracht werden. Die Yamaha Festschrift merkt dazu treuherzig an: „meaning that the individual musician could both afford it and move it around.“ (sic!)
Und der Yamaha SY-1? Einige Exemplare wurden von der BBC gekauft und bei Produktionen wie Dr. Who eingesetzt. Zur Trivia gehört auch ein Nebenauftritt in Steven Spielbergs Film „Close encounter of the third kind“. Die Hauptrolle war für den ARP 2500 reserviert. Es gab den SY-1 nicht nur als quasi drittes Manual für die Orgel. Er wurde vielmehr auch direkt in Orgeln verbaut, was auch eine innere Logik hatte. Denn den Bedürfnissen von tourenden Rockmusikern konnte der SY-1 nicht genügen.
Speziell für diese Zielgruppe gab es das Nachfolgemodell SY-2 im schicken schwarzen Tolex-Gewand mit roadtauglichem Deckel. Dem SY-2 wurden einige wesentliche Verbesserungen mitgegeben – so eine vollständige Hüllkurve mit Attack, Decay, Sustain und Release sowie eigene Cutoff- und Resonanz-Fader für das Hochpassfilter. Das macht den SY-2 eindeutig zur besseren Wahl – wenn er denn mal angeboten wird…
Die Klangbeispiele
Filtermodulation und einige Bässe – komplett trocken aufgenommen – dürften die AMAZONA.de-Leser zufriedenstellen, die es puristisch lieben. Diese Sounds können tatsächlich für sich stehen. Etwas anders ist die Sache bei „Violin with Aftertouch“ gelagert. Das Vangelis Motiv einmal mit und einmal ohne Effekte zeigt, dass der Klangzauber nicht allein vom Synthesizer kommt.
Dazu ein paar Brot- und Buttersounds des SY-1: Trumpet (einmal trocken, dann nur mit Chorus und schließlich mit Chorus und Hall), ein Pulsklang, einmal trocken, einmal nass, und schließlich noch Growlpet, das knurrende Schmusetier, dem hier das Knurren einigermaßen ausgetrieben wurde. Alle drei Klänge könnten in ähnlicher Form auch auf dem ARP Pro Soloist erzeugt werden und sind vielfältig einsetzbar – von der Genesis Coverband bis zu Jazzrockern.
Von Vangelis bis Japan
Sowohl die Leadstimme als auch der Brass-Sound in „Klingenflitzer“ wurden mit der Bow Violin realisiert. Eines der vielseitigsten Presets des SY-1 überhaupt. Auch die Sirene und der fette Basssound kommen vom Yamaha. Ansonsten im Hintergrund viel Percussion und Noises, die durch das geniale Lexicon PCM 70 (natürlich in der Version 2.0) geschickt wurden. Was dem Yamaha SY-1 fehlt, ist der Ribbon Controller der großen CS-Synthesizer. Deshalb habe ich mir mit einem Trick geholfen und den Synthesizer mit dem Tuneknopf einen Halbton höher gestimmt. So konnte ich den Sound wenigstens um einen Ganzton abschmieren lassen.
Der Leadsound in „Rainy Day in Friedenau“ wurde, wie bereits erwähnt, mit dem Preset „Contrabass“ realisiert. Für die richtige Vangelis Atmosphäre runden Regengeräusche, Stringsynthesizer und E-Piano das Klangbeispiel ab.
„Ikuyo“ ist vom Album „Tin Drum“ der Band Japan inspiriert. Gezupftes kann man sowohl mit Guitar als auch Pizzicato Violin realisieren. Die Hüllkurve für Oszillator- und Filterbending hilft, den Sound schön „plucked“ zu machen. Dazu gibt’s noch einen Fretlessbass und ein exotisches asiatisches Blasinstrument. Dafür stehen beim SY-1 genügend geeignete Presets als Ausgangsmaterial zur Verfügung stehen – von Oboe bis English Horn.
„Im Dampfgarer“ bringt einen markanten Bass-Sound und einen perkussiven Klang (realisiert mit dem Piano-Preset). Da der SY-1 leider über keinen Rauschgenerator verfügt, musste hier mein ARP Axxe aushelfen.
Der ARP zeichnet auch für das Windgeräusch in „La Ruta de la Seda“ verantwortlich. Alle anderen Klänge stammen vom Yamaha. Ach ja, mit Ausnahme des VP-330-Chors, den ich als Sample vom Muse Research Receptor eingeflogen habe. Die tibetischen Tempelglocken hingegen sind echt.
Zu guter Letzt noch ein Dank an Rochard von RL Music, der uns wieder einmal tolle Bilder zur Verfügung gestellt hat (wurden mit einem * gekennzeichnet)
Herzlichen Dank costello, für deinen ausführlichen Report und die wunderschönen Klangbeispiele. Habe den SY-1 bis heute kaum beachtet.
@NicGrey Hallo NicGrey, danke für Dein nettes feedback. Unter den „frühen Japanern“ führt der SY-1 tatsächlich noch immer ein Schattendasein – zu Unrecht, wie ich finde.
Kann mich nur anschließen, ein sehr ausführlicher und trotzdem kurzweiliger Bericht! Gibt es Einschätzungen zur Zuverlässigkeit und Wartbarkeit?
Beste Grüße
Hallo Baltan444, grundsätzlich ist die Verarbeitungsqualität von Yamaha-Geräten aus dieser Zeit sehr, sehr gut. Aber natürlich altern Kondensatoren und ich werde den SY-1 jetzt sicher auch prophylaktisch mal durchchecken lassen. Ich habe Dir spaßeshalber mal den Link zum Service Manual drangehängt, wo die verbauten Teile ja aufgelistet sind: (Link wurde gelöscht da zu lange) Das Problem bei Presetsynthesizern ist halt, dass wenn wirklich ein Problem auftaucht, es oft nur sehr schwer zu lokalisieren ist, weil die Signalpfade oft hochkomplex sind. Das macht eine Reparatur dann oft sehr teuer. Viele Grüße, Costello
@costello Hi Costello, super Story!!!! Bin echt begeistert, aber Links bite vorher kürzen, bevor du sie in die Kommentare ziehst. Lange Links, die über den Zeilenumbruch hinaus gehen, zerschioessen uns sonst die Spaltenbreite!!! :-)
@Tyrell Hi Peter, die Amazona.de-Seite zerschießen – nichts läge mir ferner. Danke an die Redaktion für das Einfügen der zusätzlichen Fotos von RL Music. Ein so gut klingender Synthesizer hat es verdient, auch mal in toprestaurierter Form gezeigt zu werden. Und damit ist auch klargestellt, dass das auf Seite 2 nicht mein CS-80 ist ;-)
@Tyrell Schonmal darüber nachgedacht, auf ein zeitgemäßes Kommentarsystem umzustellen (siehe Synthtopia)?
@Chick Sangria Stimmt, was ich bei Amazona.de echt vermisse, ist eine Funktion wie CAPTCHA, um die Zuschriften von social bots hier mal ein bisschen einzudämmen ;-)
@costello Vielen Dank! Ich besitze einen CS15 und habe/ hatte eigentlich nur Probleme mit den Tastenkontakten und kratzenden Potis- also nichts Wildes, deshalb hatte ich gefragt, wie es beim SY-1 aussieht, der ja noch älter ist
Gruß
Muss mich am Samstagmorgen so ein schöner Test daran erinnern, immer noch keinen Mini-Korg 700 zu besitzen? ;)
Hi Kyotonic, dass tut mir jetzt wirklich Leid, dass ich Dir den Samstagmorgen verdorben habe ;-) PS: Man sollte alle drei haben: den Korg, den Roland und den Yamaha :))
Auch von hier Danke für den Test.
Besonders die Bässe find ich toll.
Aber, es rauscht wie ein altes Tape.
Grüße
@Coin Hi Coin, danke für Dein feedback! Die Bässe sind in Wirklichkeit noch viel besser – oder extremer – aber waren (wie beschrieben) als MP3’s teilweise nicht mehr brauchbar. Voller Artefakte und Distortion. Für das Vintage-Rauschen benutze ich einen sündhaft teuren „Tape Hiss Simulator“ aus UK ;-) Ne, im Ernst – der SY-1 hat schon einiges an Grundrauschen und die Vintage-Effekte natürlich auch. Vielleicht sollte ich mal in ein dbx investieren? Beste Grüße, Costello
@costello Hi Costello, na wenn die dbx Box was bringt
und nicht zu viel kostet, wieso nicht ;)
Bei Ebay Kleinanzeigen ist übrigens gerade
eine SY-1 zu haben, für 500 Eu.
Sieht auch gut erhalten aus.
PS: Und noch 2 andere SY-1er für ein bissl mehr.
Gruß
@Coin Wenn ich in Süddeutschland wohnen würde, dann würde ich mir das Nürnberger Angebot für 550 € anschauen. Das aktuelle Berliner Angebot (1.250) ist völlig indiskutabel. In jedem Fall muss man so eine 40 Jahre alte Kiste selber antesten. Mint look bedeutet nicht immer, dass auch unter der Haube alles in Ordnung ist. Und ein Gerät mit Kratzern und Patina kann technisch durchaus noch ganz gut in Schuss sein.
@costello Dass manche analoge Sounds bei der WAV > mp3 Konvertierung zerschossen werden können, wusste ich bis vor einiger Zeit auch nicht. Ich hatte dann mehrere Audio Editoren ausprobiert, immer das gleiche Mistergebnis. Erst Wavelab schaffte es dann. Schöner Artikel übrigens und kleine Zeitreise für mich, denn als Erstsynthesizer stand der SY1 bei mir damals auch zur Wahl. Das Rennen hatte dann allerdings doch der miniKORG 700S gemacht – weil der keine Presets hat :)
@k.rausch Hi Klaus, ich nehme in Ableton auf, dann geht’s per Focusrite in den Mac, wo ich dann im MP3 umwandle. Ich hatte die Beispiele schon guten Glaubens ins Amazona-Backend geladen, als ich in der Vorschaufunktion dann das ganze Elend hörte und ich dann nacheditieren musste. Aber wie gesagt, ist mir bisher nur beim Yamaha passiert. PS: Der Korg ist doch eine Superwahl, hast sicher auch das Traveller-Filter „entsperrt“? Viele Grüße, Costello
@costello Hallo Costello,
es muss ja nicht immer Logic sein. auf dem Mac hast du Garageband, der MP3 Encodierer arbeitet auf der Core Audio Basis und klingt nicht viel anders als Logic. Ansonsten LAME und etwas sperrig aber geil FFMPEG.
@TobyB Danke für die Tipps, Toby! Ist immer gut einen workaround zu kennen.
@costello Ich noch mal ;-) Man muss nicht immer mit Kanonen auf Spatzen zielen. Ich nehme zwar gerne Logic aber manchmal, sind Tools sinnvoll, Logic X kann auch erst seit Version 10.1 fehlerfrei alle Schattierungen von WAV Files in ein Projekt laden. Insofern sind Workarounds legitim und nötig.
@costello Ich war damals 18 und traute mich nicht, dem 700S mit der Säge beizukommen :) Das Geschwister SY2 hatte ich kürzlich Gelegenheit zu spielen bei einem Kollegen, ich teile Dein Fazit. Tobys Tip LAME für mp3s ist gut, nur hat genau der bei manchen Analogen WAV > mp3 schlapp gemacht.
@k.rausch Hallo Klaus und Costello,
ich denke das liegt an der Kodierung des Quellmatarials. LAME macht ja nichts weiter als von A nach B wandeln. Wobei der Codec des Quellmaterials nicht unwichtig ist. Da gibts schon einige Spezialfälle. Ich guck erstmal was ist das für ein Codec im WAV und transkodiere dann. Ich hatte das Problem immer mit WAV Dateien aus Sony ACID, wenn ich die in Logic bearbeiten wollte. Das ist dann wieder den Unterschieden der Plattformen WIN und Mac geschuldet. Interoperabilität scheint in 2017 immer noch nicht durchgängig zu gehen. Tipp, mit FFMPEG kann man sehen was für ein Quellcodec rumzickt, für Macuser gibts dann noch Perian, was ein Schweizer Messer bei Audioproblemen ist.
Hallo Costello ,
sauber!!! Sehr schön geschrieben und bespielt. Ich muss nur widersprechen, der SY-1 kam bei Doctor Who nicht zum Einsatz oder es nicht mehr dokumentiert. Die BBC hatte durch Feuer einen Teil der Doctor Who Folgen verloren und mit ihm das Footage zur Entstehung. Dies betrifft, Teile der 1963 – 1977 gedrehten Folgen. Das Maintheme von Doctor Who, besteht bis 1980 aus dem Tapeloop von Delia Derbyshire und dem Tapeloop einer Sinusschwingung, welche mittels Varispeed und Echo moduliert wurde. Anfang der Achtziger wurde das Maintheme mittels CS80 und ARP Odyssey remixt. Ab 1985 dann mit NED Fairlight. Siehe und höre auch Die Dreibeinigen Herrscher. Die Geräusche in Doctor Who wurden mit so schönen Geräten wie dem Wobbulator, Zapper und einem schabendem Schlüssel auf verrostetem Klaviersaiten erzeugt. Hierzu gibts es die 50th DW Anniversary der BBC. Oder Youtube Music Arcade. Kinder der Achtziger erinnern sich vielleicht noch an Superdrumming in der ARD, Music Arcade der BBC lief immer im Anschluss. http://bit.ly/2kzbxJT und hier noch mal live mit Bandmaschine http://bit.ly/2kJ7Z2V Es grüsst herzlich ein Student der Time Lord Academy zu Gallyfrey.
@TobyB Hi Toby, erstmal danke für die Blumen. Ich weiß, dass Du der absolute Dr. Who-Experte bist. Dass der Yamaha (allerdings der verbesserte SY-2) bei den BBC Radiophonic Workshops eingesetzt, ist öfters zu lesen (u.a. bei Vintagesynth). Zu Dr. Who fand ich eine Quelle bei „Retro Synth Ads“: „This synth was used quite alot in the ’70s and early ’80s by the BBC Radiophonic Workshop composers, especially Paddy Kingsland. Listen for example to the the clarinet and flute parts on Kingsland’s Whisper from Space, Brighton Pier and Whale (from the TV version of „Hitch Hikers Guide“),and some of the music from the Doctor Who episodes Meglos and Full Circle etc. That’s the SY-2.“ Aber klar, in den BBC-Annalen ist das nicht festgehalten ;-) Beste Grüße, Costello
@costello Hallo Costello,
da nich für :-) Der SY-2 wurde sporadisch vom BBC Radiophonic Workshop benutzt, auch von P. Kingsland, höre hier. DW The Visitation http://bit.ly/2ltPh34 oder hier Its the end aus Logopolis http://bit.ly/2lhynCS, da hatten hatten wir aber schon 1980 und jünger. Laut Fußnoten wurde der SY-2 bei 4 Scores eingesetzt. Allerdings sind diese Stücke nur bruchstückhaft in Folgen zu hören. Allerdings und da sind wir wieder bei der lieben Kohle ;-) wurde der SY-2 durch den CS-80 und ARP ODDY und Multitrack ersetzt. Da der BBC generell das Budget gekürzt wurde. Generell gabs bei den Machern immer einen Zweikampf, da der Radiophonic Workshop seinen Sound wollte, das aber den Produzenten zu sperrig war. Ich denke der Einfluss anderer Synths auf DW ist einfach größer. Der Eigenbauten vom Radiophonic WS. Was richtig ist das die Yamaha EX 42 „Orgel“ einen großen Teil des Sounds und für mich persönlich der ARP Oddy und die Eigenkonstruktionen. Insbesondere der Oddy kann sich gegen ein klassisches Orchester gut durchsetzen. Die EX 42 ist noch mal ein sehr spezielles Instrument, ich glaub Organ Synth trifft es. Das dieses Monster gewählt wurde hat einen simplen Grund, wer in Brighton, Blackpool Urlaub gemacht hat, kennt diesen Sound.
http://bit.ly/2kzqzPP
Was wirklich Schade ist, dass der BBC durch Feuer Teile der Archive abgebrannt sind und eben deren EX 42.
@TobyB Ich gelobe feierlich – falls ich jemals wieder den Namen Dr. Who in einem Artikel erwähnen sollte, wirst Du vorher konsultiert! Und im Ernst: Hat Dich die BBC noch nicht gefragt, ein Buch zum Thema zu schreiben – ich staune nur über Dein enzyklopädisches Wissen :-)
@costello Hallo Costello,
ich zieh für mich aus DW ja nur die Musik. ;) Ich kenn auch nur die Daleks, ganz böse und Cybermen, Großväter der Borgs. Insofern, es gibt Leute mit mehr Wissen. Aber Delia Derbyshire, Ron Grainer und Karel Svoboda sind neben Trevor Horn, Steven Lips, Paul Morley und The KLF nicht ganz unwichtig für die Art und Weise meiner Musik und deren entstehen.
Im SY-1 sind dieselben Module für VCO, VCF und VCA verbaut wie beim GX-1, wenn man Scott Ryder Glauben schenken darf (und das tue ich — was ich bei Mark Jenkins nicht unbedingt behaupten möchte).
Yamaha hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Spezial-ICs am Start (die fanden erst den Weg in den CS50 und seine Nachfolger), sondern Module in der Größe einer Streichholzschachtel, in denen die Schaltkreise vergossen waren (ähnlich den Submodulen, die ARP in den frühen 1970ern separat als Ersatzteile oder als Grundlage für eigene Basteleien im Programm hatten).
Es gibt ein paar Klänge bei SY-1 und SY-2, die wirklich beeindruckend sind und die man diesen Furzkisten auf den ersten Blick so nicht zutrauen würde.
Hi Iggy, danke für Deine Ergänzungen. Der vorletzte meiner angehängten Links führt auf die Seite von Scott Ryder aka Old Crow. Und gleich das erste Foto zeigt die von Dir erwähnten Module. „Furzkiste“ finde ich jetzt nicht so nett, dass darf mein SY-1 gar nicht hören, das Sensibelchen. Grüße, Costello
Toller Bericht. Sehr schöne Soundclips. Nach diesen unsäglichen „Depri 909 Dingern“ erwacht in mir wieder Freude am Lesen.
@t.bechholds Merci Thomas! Habe gleich mal in Dein Profil gelinst und gesehen, dass Du auch „frühes Japan“ besitzt – und damit meine ich keinen Hokusai sondern Deinen schönen Roland SH-1000. Und dann ist mir noch aufgefallen, dass Sie Dich bei der Umstellung von AHU auf das Kürzel RED anscheinend vergessen haben. Gleich bei Peter beschweren ;-)
@t.bechholds Da stimme ich absolut zu, wobei ich deprimierend vor allem die Diskussionen zu den Geräten fand ;(
Gruß
Hi Baltan444, diese 909-Diskussionen wollen wir hier auch nicht wiederaufleben lassen. Hier ist doch für Teezeremonie, Kimono und Kirschblüte reserviert ;-)
Toller Bericht, danke!
Seit mehr als fünf Jahren habe ich einen SY-1 und mag ihn sehr gerne. Er hat bisher noch keine Probleme gemacht.
Kurz nach dem 1er hatte ich mir einen SY-2 gekauft. Dieser klang aber leider nicht ganz so schön wie der SY-1 und musste wieder gehen. Es scheint also auch beim SY klangliche Unterschiede wie bei manch anderem Vintage-Synth zu geben.
@happy Hallo Happy, danke für Dein nettes Feedback und Deine Einschätzung zum SY-2. Ich muss zugeben, dass ich den nur nach der Papierform (vollständige ADSR-Hüllkurve, Zugriff aufs HP-Filter) mit drei Sternen bewertet habe. Unter den Fingern habe ich ihn leider nicht gehabt. Dass Du ihn klanglich schwächer einschätzt als den SY-1 ist hochinteressant! Beste Grüße, Costello
@costello Hallo Costello,
ich habe mich missverständlich ausgedrückt.
Der SY-2 klingt nicht schlechter als der 1er. Ich habe auch schon einen 2er gespielt der genauso großartig klingt wie mein 1er.
Ich wollte ausdrücken, dass jeder SY anders klingt. Das ist wohl wie beim Minimoog.
@happy Hallo Happy, alles klar! Was mich sehr interessieren würde, da Du SY-1 und 2 kennst: Wieviel bringen die zusätzlichen Features wirklich in der Praxis? Die inkomplette Hüllkurve beim SY-1 zum Beispiel kann man mit geschicktem Einsatz der Bending-Hüllkurve ein Stück weit kompensieren. Was ist Dein Eindruck?
@costello Hallo Costello,
durch das HPF lassen sich mit dem SY-2 im Vergleich auch etwas wüstere Klänge produzieren. Die vollständige Hüllkurve ist imho nur ein kleiner Vorteil.
Ich würde immer den SY-2 wählen. Aber die werden leider nur selten angeboten.
Übrigens würde ich auf das Tuning achten. Ich habe mal einen 2er gespielt, der nicht ganz „oktavrein“ war.
@happy Hallo Happy, danke für Deine Eindrücke, dann muss am Fazit des Reports ja nix geändert werden. Und der SY-2 – das muss man ja wirklich zugeben – sieht auch einfach cooler aus! Beste Grüße, Costello
Kleiner Synthe mit großem Sound. Die Klangbeispile erfreuen mein Ohr. Sehr schöner Bericht Costello. :)
Hi Marko, ich freue mich sehr über Dein nettes Feedback! Ich muss sagen, dass der kleine Yamaha mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen ist :) Beste Grüße, Costello
…hab mich extra angemeldet, nur um zu meckern, sorry. und dann noch slightly off topic, aber „being boiled“ als „dance“ einzuordnen erscheint mir doch mindestens zweifelhaft…ausser man zählt engtanz bzw. tanztee mit dazu.
@flying tomatoes Lass mich raten…. du bist/warst der Typ, der immer mit dem Bier in der Hand neben der Tanzfläche steht/stand, aber sich nie da drauf traut/e!
Es gibt wenige Songs, bei denen man dermaßen gut abgehen kann wie bei diesem.
lieber wellenstrom, nein, ich bin der typ, dessen dauer-tanz-rekord aus den frühen neunzigern ( als vuuv noch voov hiess) bei 72 std. liegt, als erster auf den floor, als letzter nach hause…aber ich brauch halt meine 138 bpm…trotzdem frohes neues jahr!
@flying tomatoes @flying tomatoes: Okay, Travelogue ist jetzt noch relativ experimentell im Vergleich zum Nachfolger Dare, der ja Tanzmusik pur ist. Aber egal als was Human League Being boiled ursprünglich mal gedacht hatte: die Nummer lief damals in allen Diskotheken und hat mörderisch abgeräumt ;-)
@costello @ costello
ist schon richtig, was du sagst. Die Jungs (anfänglich waren es ja nur Jungs) wollten deutsche Elektronik mit Discomukke a la Moroder/Donna Summer vermischen. Und das haben sie auch geschafft. Wer den Track mit Tanztee oder Engtanz in Verbindung bringt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. ;-)
Musik, die tanzbar ist, und die trotzdem noch eine zusätzliche Ebene hat, eine Tiefe, Magie, – wie immer man es nennen will – fand ich immer schon besonders toll. Ich wünsche Dir schöne Weihnachten!
@costello Wunderbar formuliert. Ein Bruder im musikalischen Geiste.
Auch Dir ein schönes Weihnachtsfest.
kontrolle über sein leben zu haben, bedeutet stock im a….., kann ich gut drauf verzichten, ist auch hinderlich beim tanzen…;)
@flying tomatoes @flying tomatoes P.S.: Egal ob „extra angemeldet, um zu meckern“. Herzlich willkommen im AMAZONA.de-Forum. :-)
@costello danke schön!
@ costello…da hast du recht, ich wollte die league auch nur in schutz nehmen, und zum ausdruck bringen, das being boiled im vergleich zu anderen stücken von ihnen m.e. mit „dance“ falsch etikettiert ist, wenn schon überhaupt schubladen gewählt werden müssen. wenn tanzbarkeit/ „abgehbarkeit(?)“ allein schon ausreicht, um „dance“ draufzustempeln, finden wir z.b. haddaway, dj bobo und dr. alban in einer schublade mit mozart, sepultura, burt baccarach und aphex twin. war mir auch bewusst, das in mucker-foren jede meinung sofort zu teils persönlichen angriffen führt (nicht von dir), wollte doch niemandem seine jugend-helden madig machen. ich gelobe besserung und werde in zukunft nur noch streng technikbezogene kommentare abgeben.
Den Yamaha SY1 habe ich sehr geliebt. Live eingesetzt, kam immer wieder mal vor,dass ich ich von erstaunten Zuhören angesprochen wurde, die es kaum fassen konnten, was aus diesem kleinen unscheinbaren Kästchen herauskommt!!
Leider musste der SY1 dann zur Finanzierung meines Yamaha CP-70 verkauft werden. Ein schmerzlicher Verlust, auch wenn das CP-70 wohl eine der sinnvollsten Anschaffungen meines bisherigen Lebens war…
Doch sollte mir ein SY1 wieder mal über über den Weg laufen schlage ich zu!!
@siebener Speziell das Filter des SY-1 ist wirklich großartig. Vor allem in Verbindung mit Aftertouch. Aber ein CP-70 ist natürlich auch eine tolle Sache, wenn man den Platz dafür hat. Früher wurde es in erster Linie als Flügel für die Bühne benutzt. Dabei ist es ein durchaus eigenständiges Instrument. Klingt besonders gut, wenn man den Boss Chorus-Effekt CE1 dranhängt.
Die Yamaha CSY-1 Orgel hat einen vollständigen SY-1 eingebaut, falls man den Platz hat, auch ganz nett. Vielleicht findet sich ja so eine in dem einen oder anderen Keller.