Der Alesis ION, ein virtueller Andromeda?
Die hochgesteckten ALESIS ION Ziele
Die Firma Alesis versprach uns 2003 mit dem ION einen analog-modeling Synthesizer, der die Schaltungen eines analogen Synthesizers nahezu perfekt nachbilden sollte. Und man gab vollmundig zu Protokoll, dass man aus der Entwicklung des analogen Andromeda A6 aus gleichem Hause viel gelernt habe und die Erkenntnisse in den Bau bzw. Programmierung des IONs habe einfließen lassen.
Inhaltsverzeichnis
Und so ist es nicht verwunderlich, wenn im Handbuch unter der Rubrik „Frequently Asked Question“ die Frage gestellt wird, ob die Programme des IONs mit dem des Andromedas kompatibel seien. So, nun mal langsam mit den jungen Pferden. Hat da die Firma Alesis einst ein bisschen hochgestapelt?
Der ION hatte es seinerzeit nicht leicht. Die VA-Synths waren zwar 2003 immer noch gefragt, aber hatten ihren Zenit auch bereits überschritten. Der Clavia Nordlead 3, der 2001 auf den Markt gekommen war, konnte die wirtschaftlichen Erwartungen seiner Erfinder bei Weitem nicht erfüllen. Roland hatte es ebenfalls nicht geschafft, ihr Erfolgsmodell Roland JP-8000 aus dem Jahr 1996 in irgendeiner Weise fortzusetzen. Und Yamahas AN1X aus dem Jahr 1997 war ebenfalls mehr eine Eintagsfliege. Nur Access landete mit seiner dritten Auflage des Virus, namentlich mit einem C gekennzeichnet, erneut 2002 einen Volltreffer.
Für die wunderschönen Bilder möchten wir uns herzlich bei Rüdiger Gaenslen bedanken.
Alesis Ion und Alesis Micron History
Kostengünstige VA-Synths in Form von Plug-ins waren auf dem Vormarsch und machten ihren Hardware-Wettbewerbern das Leben zunehmend schwerer. Und so war auch die Markteinführung des ALESIS ION kein Erfolg beschienen – und das trotz eines Kampfpreises bei Markteinführung von unter 1.000,- Euro.
Inzwischen hat sich aber rund um den ALESIS ION eine true Community entwickelt, die den ALESIS ION in Ehren hält und auch ein wenig glorifiziert. Entsprechend selten ist die Gebrauchtmarktsituation und liegt preislich inzwischen auf Augenhöhe mit einem Virus C oder einem JP-8000.
Also werfen wir doch mal einen Blick auf diesen kleinen achtstimmigen Virtuell-Analogen und prüfen, inwieweit er wirklich den Spirit und Sound eines Alesis Andromeda innehat.
Hardware des VA-Synthesizers
Ohne Zweifel, den ION-Entwicklern ist ein wirklich schönes Stück Hardware gelungen. Das sehr kompakte, 9 kg mittelschwere Metallgehäuse beeindruckt durch seine schlichte Eleganz. Die roten Kunststoffseiten bringen Farbe ins Spiel. Das sterile Design erinnert ein wenig an den Hartmann Neuron, obwohl Axel Hartmann, Designer des Neuron und Andromeda A6, diesmal nicht mitgewirkt hat. Das hochwertige, anschlagdynamische 49-Tasten Keyboard ist sehr gut spielbar – manchmal wünscht man sich jedoch eine größere Tastatur. Auf dem Bedienpanel tummeln sich 32 Drehregler, 68 Taster und 3 transparente Modulationsräder. Die Drehregler sind bis auf den Main-Volume-Regler als Endlosregler konzipiert. Die Taster sind meiner Meinung nach zu klein geraten und haben einen zu hohen Druckpunkt. Aus diesem Grund lassen sie sich manchmal etwas schwergängig betätigen. Die Beschriftung der einzelnen Elemente ist zu klein geraten.
Ein visuelles Highlight im wahrsten Sinne des Wortes sind die beleuchteten Modulationsräder, die je nach Intensität des Modulationssignals heller leuchten. Nie wieder modulierte Sounds auf der dunklen Bühne, wo keine sein sollen! Auch die Oktav-Verstimmungsknöpfe der Oszillatoren leuchten umso heller, je mehr nach oben oder unten verstimmt wird. Die Bezeichnung „Presetbank“ gehört der Vergangenheit an. Im ION heißen sie einfach Red, Blue und Green – die dazugehörigen Taster leuchten selbstverständlich in einer dieser Farben. Farben kann sich der Mensch sowieso besser merken als Zeichenfolgen. Mein Lieblingsbass befindet sich in der blauen Bank – ist doch besser zu merken als Preset 2, oder?
Interessant ist, wie es unter der Abdeckhaube aussieht. Der ION verwendet für jede der 8 Stimmen einen eigenen DSP, der von Alesis entwickelt wurde. Ein neunter DSP wird zur Berechnung der Effekte verwendet. Damit hat der ION laut Alesis die fünffache Rechenleistung wie vergleichbare DSP-basierte Synthesizer. Das Gerät ist sehr robust aufgebaut. Die Drehregler sind mit der Bedienoberfläche verschraubt – nicht einfach auf die Platine gelötet – absolut bühnentauglich!
Bedienung des Alesis Ion
Der ION ist absolut flach. Kein leicht angeschrägtes Bedienpanel, wie man es von vielen Synthesizern her kennt. Tastatur und Bedienelemente bilden eine Linie. Daher fällt das Bedienen mancher Elemente bei falscher Sitzhöhe etwas schwer. Das beleuchtete, vollgrafikfähige Display lässt sich bei entsprechender Sitzposition sehr gut ablesen und liefert sofort die entsprechenden Parameterwerte, wenn man einen Taster oder einen Endlosregler betätigt. Ein Durchsteppen endloser Seiten entfällt.
Alle Parameter sind mit wenigen Handgriffen erreicht. Super gelöst. Beim ION haben nicht alle regelbaren Werte einen eigenen Drehregler – anders als beim analogen Vorbild. Durch das bewusste Weglassen kommt aber auch der Einsteiger mit diesem Instrument hervorragend zurecht. Nach wenigen Minuten kann man ohne Studium der englischsprachigen Anleitung eigene Sounds kreieren. Ein Sound heißt im ION „Program“. Nach Kanal-, Pan- und MIDI-Zuordnung wird daraus ein Part. Im Multimode (hier Setup) können bis zu vier Parts gesteuert werden, was aber aufgrund der geringen Stimmenzahl nicht wirklich gelingt. Zum Doppeln verschiedener Parts reicht das aber allemal.
Anschlüsse
Bei der Verbindung mit der Außenwelt hat man beim ION etwas gespart. So befinden sich zwar vier analoge Ausgänge (Main und Aux), zwei analoge Eingänge, ein Kopfhörerausgang, zwei Pedalanschlüsse sowie das obligatorische MIDI-Trio auf der Rückseite des Gerätes – digitale Anschlüsse sucht man jedoch vergebens. Schade.
Klangsynthese von Alesis Ion und Micron
Der ION verfügt über 8 Stimmen. Das klingt auf den ersten Blick ein bisschen wenig und ist es vielleicht auch. Mein Andromeda A6 hat 16 Stimmen und vergleichbare virtuell-analoge Mitbewerber dieser Epoche, wie z.B. der Access Virus/Waldorf Q, hatten noch deutlich mehr zu bieten. Jedoch ist zu beachten, dass die Stimmenanzahl unter Berücksichtung der maximalen Auslastung angegeben wurde, d. h. pro Stimme sind alle Lampen an. 3 Oszillatoren, 2 Filter, 3 Hüllkurven, 2 LFOs, Effekte und Modulationen – im Klartext heißt das, dass der ION immer 8 Stimmen garantiert. Ich hätte mir jedoch eine dynamische Zuordnung der DSP-Power gewünscht, damit auch mehr als 8 Stimmen möglich sind. Leider ist dies nicht vorgesehen.
Die Grundstruktur der Klangerzeugung ist der eines analogen Synthesizers nachempfunden. Jeder der 3 Oszillatoren besitzt die Grundschwingungsformen Sinus, Dreieck/Sägezahn und Rechteck, die natürlich nicht als Samples vorliegen, sondern in Echtzeit berechnet werden. Hinzu gesellt sich noch ein Rauschgenerator (weiß und rosa). Mit der Funktion „Osc FM“ lässt sich mit Hilfe z. B. des ersten Oszillators die Frequenz des 2. Oszillators kontrollieren, der wiederum die Frequenz des 3. Oszillators moduliert. Die Oszillatorsignale klingen insgesamt analoger als die Grundschwingungsformen der Mitbewerber.
Die Oszillatorsignale fließen in ein Mixer-Modul, das dem Filter vorgeschaltet ist. Alesis spricht auch von einer „Pre Filter Section“. Mit Hilfe dieses Mixers lässt sich die Lautstärke und das Panning der einzelnen Oszillatorsignale, der externen Eingänge, des Rauschgenerators und die ringmodulierten Ausgänge des 1. und 2. Oszillators regeln. Anschließend führt das Mixer-Modul die Signale den beiden Multimode-Filtern zu, wobei das Signal parallel auch ungefiltert an den beiden Filtern vorbeigeführt werden kann.
Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Filtertypen ist beeindruckend. Schon jetzt stehen 17 verschiedene Filtertypen zur Verfügung. Die Bezeichnung der Filtertypen ist jedoch irreführend. So assoziiert man z. B. mit dem Namen „jp 4-pole lowpass“ ein Roland Jupiter-4/6/8-Filter – doch hier ist der Unterschied zum Original noch zu hören (liegt jedoch auch daran, was man dem Filter zuführt). Und so gibt es weitere Filtertypen mit den klangvollen Namen „mg 4-pole lowpass“, ob 2-pole highpass“ oder“ tb 3-pole lowpass“. Neben Lowpass-, Bandpass- und Highpass-Filter stehen auch außergewöhnliche Filtertypen, wie z. B. der Phase Warp, ein 8-Pol Lowpass (!), zwei Comb-Filter oder drei verschiedene Vocal-Formant-Filter zur Verfügung. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Alle Filter klingen für einen virtuell-analogen Synthesizer ausgesprochen gut.
Das gefilterte Signal geht anschließend in den Post-Filter-Mixer. Dort kann dann die Lautstärke und Panning der Filterausgänge und des ungefilterten Signals geregelt werden. Und jetzt geht es erst richtig los. Nach dem Durchlaufen der 3 fünfstufigen Hüllkurven (ausreichend schnell, aber nicht so „zupackend“ wie bei einem echten analogen Synthesizer) inkl. Loop-Funktion gelangt das Signal in die Output-Section, die nach Wunsch mit einem Insert-Effekt, dem sogenannten Drive-Effekt, beginnt. 6 verschiedene Drive-Typen (compressor, rms limiter, tube overdrive, distorsion, tube amp und fuzz pedal) sorgen für den nötigen Druck oder Schmutz. Die Drive-Effekte können sowohl auf die Main- als auch auf die Aux-Ausgänge geschaltet werden.
Die Qualität der Effekte ist ausreichend. Leider lassen sich nur sehr wenige Parameter verändern. Die Modulationsabteilung des IONs ist gut bestückt und verfügt über 12 Modulationsstränge, die sich mit Hilfe einer Modulationsmatrix mit beliebigen Modulationsquellen und -zielen verknüpfen lassen. Die Auswahl an Modulationsquellen und -zielen ist sehr umfangreich. Als Quellen lassen sich die LFOs, die Modulationsräder und sogar ein Sample&Hold-Prozessor sowie ein Tracking-Generator einsetzen. Als Ziele diesen so ziemlich alle Parameter, die im ION versammelt sind – einschließlich Hüllkurven und Effekte. Der Tracking-Generator ist ein besonderes Feature der Modulationsmatrix, um sehr komplexe oder präzise Modulationen von beliebigen Eingangssignalen zu erzeugen. Als Quellen stehen 31 verschiedene Parameter zur Verfügung. Der Tracker arbeitet wahlweise mit 12 oder 16 Schritten.
Das zugeführte Signal kann nun im Level in 31 bzw. 24 Stufen umgebogen werden. Als Ergebnis erzeugt der Tracker zwei neue Quellen, die wiederum in der Modulationsmatrix verwendet werden können. „Track Gen“ erzeugt einen weichen, kontinuierlichen Verlauf, während „Step Track“ einen gerasterten Verlauf erzeugt. Ein Arpeggiator ist ebenfalls an Bord. Neben den üblichen Arp-Funktionalitäten ist es mit dem ION Arp auch möglich, die Richtung der abgespielten Noten während der Abspielphase in vielfältiger Weise zu ändern (vorwärts, rückwärts, eine Kombination aus beiden + Wiederholung der höchsten und tiefsten Note usw. Das Tempo ist zwischen 50 und 250 BPM einstellbar.
Effekte
Neben den schon erwähnten Drive-Effekten, die für jeden Part getrennt zur Verfügung stehen, bietet der ION auch eine Master-Effekt-Sektion, die auf alle Parts gleichzeitig wirkt. Als Effekttypen stehen Effekte wie Super Phaser, String Phaser, Theta Flanger, Tru Zero Flanger, Chorus und ein 40-Band-Vocoder zur Wahl. Der Vocoder kann auch mit externen Signalen verwendet werden. Die Master-Effekte wirken nur auf die Main-Ausgänge. Die Effekte klingen bis auf den Super Phaser eher unspektakulär. Leider lassen sich wie bei den Drive-Effekten nur wenige Parameter verändern. Ein Delay oder Hall-Effekt sucht man vergeblich – merkwürdig, denn über die notwendigen Algorithmen sollte die Firma Alesis eigentlich verfügt haben.
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Der Sound von Alesis Micron und Ion
Insgesamt befinden sich im ION 512 Klänge (128 User-Sounds, 3 Preset-Bänke a 128 Sounds), die ein breites Spektrum analoger Sounds abdecken. Alle Sounds sind übrigens auf allen Bänken speicherbar. Dank der hochauflösenden Endlosregler konnte ich keine Parametersprünge feststellen.
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Der ION klingt im Vergleich zu seinen damaligen VA-Wettbewerbern tatsächlich hervorragend und hat einen eigenständigen Klang. Richtig fett klingt der ION im Unison-Modus – alle 8 Stimmen übereinander geschichtet! Ich würde den ALESIS ION jederzeit einem Access Virus C den Vortritt geben. Müsste ich ihn klanglich mit seinen analogen Vorbildern vergleichen, würde ich ihn wahrscheinlich eher in die Oberheim-Ecke stellen, auch wenn er nicht die Breite der Oberheim Vintage-Klassiker erreicht, so hat er doch etwas „Oberheimsches“.
Mit dem Sound des ALESIS ANDROMEDA hat der ALESIS ION aber rein gar nichts zu tun. Hier haben die Marketingexperten bei ALESIS einfach pure Luftschlösser gebaut. Wer einen ALESIS ANDROMEDA Sound sein Eigen nennen möchte, wird leider auch in Zukunft nicht um den Kauf eines Selbigen herumkommen.
Der Nachfolger Alesis Micron
Bereits ein Jahr nach dem ALESIS ION erschien der kleine Bruder ALESIS MICRON, der kompakter gebaut und nochmals günstiger war. Die Sound-Engine blieb aber fast identisch und damit auch der Klangcharakter. Was viele nicht wissen, auch der AKAI MINIAK, der 2009 ebenfalls von inMusic auf den Markt gebracht wurde, beherbergte wieder nahezu die selbe Sound-Engine wie seine zwei Alesis Vorgänger. Zusätzlich bietet er einen Vocoder mit zugehörigem Schwanenhalsmikrofon.
Da der AKAI Miniak heute gebraucht für ca. 150,- Euro zu finden ist, mag er für manche auch eine interessante Alternative sein, auch wenn die Oberfläche des ALESIS ION natürlich deutlich komfortabler gestaltet schöner zu bedienen ist.
Der Alesis Ion und Micron on YouTube
Das folgenden Video stellt die klangliche Vielseitigkeit des ALESIS ION wunderbar unter Beweis:
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Und dieses Video überrascht zwar durch seine visuelle … äh … Kreativität, hat aber auch klangliche Aspekte zu bieten, die einmal mehr das Potential des ALESIS ION aufzeigen.
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„Das sterile Design erinnert ein wenig an den Hartmann Neuron, obwohl Axel Hartmann, Designer des Neuron und Andromeda A6, diesmal nicht mitgewirkt hat.“
Tatsächlich? Dann vermute ich, dass sie sich den Zeichnungssatz mit Stückliste vom Neuron haben schicken lassen, um ihrem Haus-Designer zu sagen: „Mach‘ mal genauso, nur kleiner…“ So wie das Teil klingt, hätte ich sogar die eine oder andere Zeile Neuron-Code im ION vermutet…aber das weißt Du besser, Du hast ja offenbar auch einen Hartmann zuhause.;)
„Ich würde den ALESIS ION jederzeit einem Access Virus C den Vortritt geben.“
Ich nich‘!
@falconi Schwierig ist ja vorallem, etwas Neues zu schaffen. Sich ein paar Hartmann-Designs zu nehmen und daraus etwas ähnliches zu erschaffen, ist leichter.
@Michael Krusch Ich war nur überrascht, weil es ja wirklich eine Geschäftsbeziehung zwischen Alesis und Design Box gab und der ION so neuronisch waldorfig aussieht. Aber vielleicht ist ja genau das ein Indiz dafür, dass der ION nicht von Axel H. gestaltet wurde…
Ich habe mir den ION vor Jahren gekauft weil ich das Design wirklich toll fand (und finde) und viel Positives gelesen hatte. Aber der Sound hat mir dann leider überhaupt nicht gefallen, der Charakter hat irgendetwas „hohles“, weiss nicht wie ich das beschreiben soll und auch zur Programmierung habe ich keinen Zugang gefunden mit den Mehrfachbelegungen. Also habe ich mich nach kurzer Zeit wieder ohne Wertverlust davon getrennt. Aber immer wenn ich den ION wie in diesem Bericht sehe, kommt ein „Haben wollen“ Gefühl, das Design halt…
Also, ich hatte mal den Ion und auch den Micron. Letzter hat i.m.h.o. die gleiche Engine plus ein paar Effekte mehr. Aber: Micron und somit auch Ion liegen vom Sound her weit hinter Virus C und NordLead2. Zumindest wenn ein ausgewiesener VA auch nach VA klingen soll. Ion/Micron erinnerten mich an den M-Audio Venom. Sie klingen etwas nach Plastik, wobei auch das seinen Charme haben kann. Das Einzige, was beim Ion/Micron richtig gut war und ist, sind die Drums. Die sind extremst punchy.
„Ein Delay oder Hall-Effekt sucht man vergeblich – merkwürdig, denn über die notwendigen Algorithmen sollte die Firma Alesis eigentlich verfügen. Mal sehen, was da mit einem der nächsten Updates auf die ION-Besitzer zukommt.“
es gibt doch nicht ernsthaft noch updates für den ion, oder? ;)
hab den ion vor jahren mal gespielt. fand ihn ganz interessant. aber eher als digitaler synth, denn als ersatz für nen analogen synth… ist aber auch schon ein paar jahre her.
@dflt Ich fand den Sound anfangs auch etwas statisch, jedenfalls den der Presets. Dank der zahlreichen Filtertypen und der umfangreichen Modulationsmatrix lässt sich aber sehr viel rausholen und man kann den ION sowohl sehr analog klingen lassen als auch sehr crisp und kühl. Dem Autor muss ich in dem Punkt recht geben, dass die Oszillatioren für sich schon sehr analog klingen. Wenn man sich etwas intensiver mit dem ION befasst, birgt er jede Menge Überraschungen, die man bei anderen VA vergeblich sucht.
Sehr schöner Bericht, Danke an die beiden Autoren.
Als Micron und Andromeda User spiegelt das gesagte weitgehend auch meine Eindrücke wieder. Mich hat beim Ion/Micron auch immer schon das Design super inspiriert…ist bei beiden Kisten irgend wie sehr „spacy“ und hat etwas einzigartig eigenständiges. Das sehen offensichtlich auch andere so, denn gegenüber dem Micron ist der optisch unterirdisch verunglückte Akai Miniak bei gleicher Klangerzeugung offensichtlich doch weit weniger gefragt…..naja, das Auge hört eben mit. Klanglich sehe ich die Ion/Micron Engine jedoch keinesfalls vor einem Virus. Meinen B und TI würde ich nie vor einem Ion oder Micron weggeben. Ich möchte hier jedoch keinen Glaubenskrieg entfachen, Ion/Micron und Virus.. ich mag beides, alle besitzen einen individuellen Charakter und die Empfindung der Klangästhetik ist ja bekanntlich immer auch super subjektiv…………
@Moogfeld Der grosse hat ein gutes Design, das kann man aber nicht einfach verkleinern, ohne die Höhe auch anzupassen. Daher ist für mich Micron designtechnisch voll daneben, ein Klotz, mit der Anmutung eines Möbelstücks von der Seite. Nee, so einfach geht das nicht.
@Tai Das schöne an unserer Welt ist, das jeder Mensch diese mit seinen eigenen Augen betrachten darf.
Von daher lässt es sich insbesondere über Sound und Design auch immer wieder intensiv und ergebnisoffen diskutieren.
Mir gefällt der „kleine spacey Klotz“, dir halt nicht…..kein Problem, Peace, alles gut!
Ich denke, das Problem beim ion sind mE die echt schlechten Presets. Durch 2 LFO, 2 Unabhängige Filter mit zahlreichen Modi,FM, Sync, Hüllkurvenshape von Dreieck zu Sägezahnwellen, was man dazu noch alles schön im Display sehen kann, dazu drei wheels und zahlreiche Modulationsziele, geht schon extrem viel. Ich habe es gestern nochmal intensiv probiert. Techno Künstler Anthony Rother hatte drei davon. Einer davon ist hier abgebildet und Anthony hatte mir den Tipp gegeben, ich solle mich einfach mal intensiv damit beschäftigen. Er hat das Instrument hier im einem Interview enorm gelobt. Ich denke, da man nicht gleich intuitiv mit dem Instrument warm wird, war es relativ erfolglos und hat nun eine kleine, aber eingeschworene Fan Gemeinde.
Also irgendwie schafft der Ion es, je nach Tagesform fast völlig konträre Gefühle in mir auszulösen.
Vor einigen Monaten noch fand ich das Design hässlich und steril und den Klang VA-mäßig plastikhaft.
Aber jetzt wirkt die Kiste auf mich mit einem Mal wesentlich akzeptabler, auch wenn ich noch nicht bereit bin, mir ein solches Exemplar gebraucht zuzulegen.
Aber wenn ich es täte, stünde ein aktuelles, digitales Space-Echo von Roland gleich mit auf der Einkaufsliste. Das dürfte dem Ion-Sound noch einmal wesentlich mehr „Vintage“-Würze mitgeben …
(Was im Grunde genommen auf jeden Synthesizer zutreffen sollte; wer das Geld übrig hat, kann auch gleich ein echtes Tape-Echo nehmen.)
besser einen kawai K 5000s nehmen, der ist zwar additiv, kann aber auch sehr analog klingen…
und mehr soundmöglichkeiten !
Programmierung ist allerdings ein Wahnsinn !
Ich arbeite seit über 10 Jahren mit dem ION. Für mich ist der ION ein Synth, welcher weder mit einem Analogen (Andromeda) noch einem anderen Virtuel-Analogen verglichen werden kann.
Ein vor oder hinter Virus usw…. gibt es sowieso nicht (man vergleicht auch kein Klavier mit einer Orgel). Wer Virus Sound will, muss Virus kaufen.
Der ION hat seinen eigenen Charakter, den man auch mit keinem anderen Synth immitieren kann/soll. Und diesen Charakter muss man wollen.
Dieser kleine Klotz führt optisch und auch von den ravelastigen Presets her völlig in die Irre. Er müsste eher Virtual Modular Synthesizer heißen. Wenn auch auch von der Handhabe und vor allem vom Sound her total anders, sehe ich ihn in der Liga von Monomachine. Es ist einfach ein superkomplexer Digital Synth – nicht so sehr von den Synthesen her, sondern von der Kombinierbarkeit von Programms, Rhythms und Patterns. Die 5 belegbaren Controller können dank schweißtreibender Programmierung alle 4 (oder 8 Tracks, blaue Version) gleichzeitig manipulieren. So kann ein einfacher Loop, der aus mehreren Pattern besteht, völlig gemorpht werden. Es dauert dank zweizeiligem Display ein halbes Leben, um aus den Rave-Presets eigene Setups um zu basteln. Bei Null anfangen dauert noch länger… aber ich mag ja auch die Sidstation.
Für einen Digital Synth klingt er sehr samtig, finde ich, nicht wirklich warm, aber irgendwie angenehmer als viele andere digitale Kisten.
Tja, will man nun vor 100 Kabeln sitzen oder sich durch 100 Menüs durchzappen? Der Zeitaufand ist wahrscheinlich der gleiche. Dafür nimmt der Micron keinen Platz weg und kostet mit ein bisschen Glück 200 Euro… ohne Glück 250 :)
Der ION ist seit bald 20 Jahren mein Hauptsynthesizer. Der musste noch nie in die Reparatur und auch die Speicherbatterie musste noch nie ausgewechselt werden.
Die Regler und Taster funktionieren nach wie vor alle tadellos.
Natürlich behandle ich den ION mit Sorgfalt und er verlässt das Haus nur im massgeschneiderten Thon-Case.
Ich benutze den ION auch als Masterkeyboard: Die beiden ersten Parts laufen über die ION-Sounderzeugung, beim dritten Part wird ein Stimme des ION vom Poly-D via Midi abgegriffen und erhält via Aux-Ausgänge ION über den Poly-D-Filter eine neue Sounddimension. Der vierte Part steuert ein externes Soundmodul. Bei Bedarf steuere ich den ersten Part über mein Stagepiano, um einen grösseren Tastenumfang zu geniessen.
Der ION ist und bleibt mein Lieblings-Synth. Ihn würde ich auf die Insel nehmen.