L'ignota digitale
Es gibt Drummaschinen, über die jede noch so kleine Info bekannt und verfügbar ist. Und es gibt Drummaschinen, über die man noch so lange recherchieren kann und es finden sich doch nur wage Angaben. Zu den letzteren gehört die Elka Drumstar 80.
Über den Elka Synthex Synthesizer, sowie dessen gescheitere Neubelebung, vergisst man nur all zu leicht, dass es auch andere interessante Geräte des italienischen Herstellers gab. Allerdings wird es einem auch nicht leicht gemacht. Elka steht bei vielen Musikern nur für Orgeln und Home-/Entertainer-Keyboards und Informationen zu den meisten Geräten sind eher rar gesät. Auch Drummaschinen verbindet man nicht so recht mit Elka, obwohl es schon in der Analogära einen Preset-Drummy der Firma gab. Doch im Digitalzeitalter der 80er Jahre wollten auch die Italiener einen Versuch in dieser Richtung wagen.
Die Drumstar 80, die mir für den Test leider nur recht kurz zur Verfügung stand, hatte keine Anleitung oder sonstiges Zubehör dabei. Ich war also auf Netzrecherchen angewiesen, was sich als gar nicht so einfach erwies, denn man findet nur wenig Fundiertes zu dieser Maschine. Elka ist schon längst nicht mehr existent und es fand sich auch keine Archiv-Website. Wer gesicherte Informationen zur Drumstar 80 hat kann sie gern in den Kommentaren kundtun.
Die Drumstar 80 stammt aus dem Jahre 1986 und wurde offensichtlich für den Home-/Entertainer-Markt konzipiert, wenngleich für das gehobene Segment. Denn die Maschine ist für die damaligen Verhältnisse überdurchschnittlich ausgestattet und beherbergt nicht nur Preset-Rhythmen, sondern kann auch programmiert werden.
Das Gehäuse ist fast quadratisch und ähnlich groß wie der E-MU Drumulator. Doch hier wurde die Oberfläche sehr gut genutzt. Es gibt keine „Freiflächen“, die zahlreichen Bedienelemente sind für eine sichere Handhabung gut verteilt. Oben fallen die 12 Fader des integrierten Mixers auf, mit denen sich die Lautstärken der Sounds schnell einstellen lassen. Die Anwahl von Rhythmen, Sequencer-Steuerung und Sounds sind übersichtlich gruppiert, die Oberfläche scheint jemand mit Live-Erfahrung entworfen zu haben. Nur die teilweise grüne Schrift auf dem Anthrazit-farbigen Untergrund ist nicht ganz optimal.
Die Rückseite ist ebenso erfreulich, denn neben dem Summenausgang sind 12 Einzelausgänge vorhanden. Dazu noch MIDI-In/Out und ein doppelter Fußschalteranschluss.
Das Netzteil ist intern. Das erfreut einen erstmal, aber nur solange bis man die Drumstar 80 anschaltet. Denn dann läuft geräuschvoll ein Lüfter los, der das Netzteil wohl kühlen muss. Ich kenne keinen anderen Drummy mit Lüfter. Ein Alleinstellungsmerkmal, auf das ich gut verzichten könnte.
Voce di strumento
Die Drumstar 80 besitzt ganze 32 Samplesounds, für die damalige Zeit eine stattliche Anzahl. Netzweite Uneinigkeit besteht über die Technik. Einige Quellen geben 8 Bit-Technik an und andere übernehmen das unwidersprochen, vermutlich weil man sich für ebay-Auktionen eine Preissteigerung davon verspricht. Angesichts des Produktionsjahres erscheinen mir 8 Bit aber eher unwahrscheinlich, ich würde auf 12 Bit tippen. Da es keinerlei Soundedit-Funktionen gibt, kann man das auch nicht anhand des Tuning-Verhaltens und den dabei entstehenden Artefakten rückschließen.
16 Sounds sind Drums und 16 typische Latin-Percussion. Bei den Drums fallen die vier verschiedenen Snares (2x Akustik, 2x E-Drums) auf. Auch sind zwei verschiedene Kicks vorhanden und das Hihat-Set besteht aus 2x Closed, Pedal und Open. Damit lassen sich abwechslungsreichere Beats als mit beispielsweise einer Roland TR-707 oder Yamaha RX-15 programmieren. Bei Roland, Yamaha und Korg gab es solche „Vielfalt“ erst später.
Die Percussion bieten Congas, Bongos, Agogo, Triangle, jeweils als Low/Hi oder Short/Long. Claps, Cabasa und Cowbell fehlen natürlich nicht.
Die Drums und Percussion sind in den besagten 12 Kanälen gruppiert, wobei in einem Kanal keine Dopplungen gespielt werden können. Also zum Beispiel zwei Snares übereinander legen geht leider nicht. Bei den alternierenden Percussion wäre das jedoch ohnehin nicht sinnvoll.
Die Sounds sind überwiegend kurz, hier wurde wohl am Speicherplatz geknapst um die 32 rein zu bekommen. Speziell Crash-Becken und Triangle schneiden ziemlich hart ab. Kicks und Snares sind recht anständig, ohne jedoch übermäßig aufzufallen. Das wiederum tun die Toms, offenkundig synthetische Klänge mit einer deutlichen Rauschfahne im Decay. Die meisten Percussion klingen normal, aber Claps und Tambourine sind wiederum recht eigen.
Aber genau hier wird die Drumstar 80 interessant. Es sind keine harten oder eleganten Klänge, aber (überwiegend) auch kein Standardzeug. Konzentriert man sich auf die auffälligeren Drums erzeugt die Maschine eigenwillige Beats. Und das will man ja schließlich von einem Vintage-Teil, oder?
Die Audioausgänge erzeugen ein wahrnehmbares Brummen und leichtes Rauschen, aber es hält sich noch in Grenzen.
Das manuelle Spielen der Sounds lag den Entwicklern wohl nicht sehr am Herzen. Pads gibt es nicht. Mit acht normalen Tasten, die man vier Mal umschalten kann, lassen sich die Sounds triggern. Zum Programmieren reicht es grade mal so, aber für Finger Drumming ist die Drumstar 80 definitiv nicht geeignet.
Ritmo danzare
20 Preset-Rhythmen, das übliche Repertoire aus Tanzschulenstandards, sind dem Festspeicher innewohnend. Um es kurz zu machen, da ist aus heutiger Sicht nichts Brauchbares dabei, außer vielleicht ein, zwei spaßige Beats. Dabei gibt es ein eigentlich ganz pfiffiges System. Jeder der zweitaktigen Beats hat drei Variationen, zwischen denen man on-the-fly umschalten kann. Außerdem gibt es Intro/Ending, Break (eintaktige Leerpause) und Fill-In, die nach einmaligem Durchlauf wieder auf den normalen Beat automatisch zurückschalten. Ein solches Arrangement lässt sich auch als Song (5 Speicherplätze) programmieren.
Aber ehrlich, uns interessiert doch was anderes. Nämlich der 4. Speicherplatz bzw. das 2. Fill-in. Die können nämlich vom Anwender selbst programmiert werden. Da es keine Einstellmöglichkeiten für Takt oder Auflösung gibt, nimmt man ein entsprechendes Preset. Es gibt da nämlich neben den üblichen 4/4 auch 9/4 und 5/4-Beats.
Man kann nur in Realtime einspielen, was mit den Sound-Tasten mäßig Spaß macht. Als Hilfe lässt sich ein Metronom mit eigener Taste an-/abschalten. Speichern kann man nur bei gestopptem Sequencer. Das muss man aber unbedingt machen, da sonst beim Umschalten zu einer anderen Variation alles verloren geht. Einzelne Korrekturen sind nicht möglich, man kann ein Pattern nur komplett löschen.
Das Tempo wird über +/- Tasten eingestellt. Der Bereich geht von 40 bis 340 BPM ziemlich weit, jedoch schaltet das Display ab dem mittleren Bereich nur in 3er- bzw. 5er-Schritten weiter. Das Tempo wird mit dem Pattern zusammen abgespeichert.
Osservare per favore
Bei der Drumstar 80 gibt es einige Punkte zu beachten. Der Ausgang ist etwas leise und an der Stereosumme sind die Sounds völlig unsinnig im Panorama verteilt, z. B. ist die Snare immer links. Also entweder Mono oder die Einzelausgänge verwenden.
Da die Maschine aus den 80er Jahren stammt, ist die interne Speicherbatterie, sofern sie noch original ist, mit Sicherheit nicht mehr funktionstüchtig. Man kann sie natürlich gegen eine Neue austauschen, diese muss aber eingelötet werden.

Globalisierung schon in den 80ern – Chips aus Portugal, Irland und von den Philippinen. Oben rechts (grün/weiß) ist die ggf. zu tauschende Speicherbatterie.
Der Speicherinhalt lässt sich auch auf eine Cartridge ablegen. Diese ist jedoch sehr selten zu finden. Da ich keine Bedienungsanleitung zum Gerät hatte, kann ich nicht sagen, welche Daten genau und wie viel davon man auf einer Cartridge speichern kann.
Und dann gibt es da noch das Thema MIDI. Ohne Anleitung musste ich mir die Möglichkeiten selbst austüfteln. Problemlos gelingt die Synchronisation, da sich die Drumstar-Clock zwischen intern und extern mit einer eigenen Taste einfach umschalten lässt. Das MIDI-Menü hingegen ist etwas tricky. Doch immerhin kann man empfangsseitig Omni an- bzw. abschalten oder einen MIDI-Kanal wählen. Dann lässt sich noch MIDI Note Trigger aktivieren, womit die Sounds von einem externen Sequencer angesteuert werden können. So ist die Drumstar 80 auch als Drummodul nutzbar und man kann den eingeschränkten Sequencer links liegen lassen. Allerdings reagieren die Sounds nicht auf Velocity und die Notennummern sind fest zugewiesen.
Modello
Drumstar 80 war nicht allein. Es gab die kleine Version Drumstar 64, die jedoch nur 16 Preset-Rhythmen mit je vier Variationen und zwei Fill-ins (= 64) bietet. Keine Programmierung, kein Mixer, keine Einzelausgänge – muss man wirklich nicht haben.
Interessanter ist da schon das Keyboard OMB-5. Das Kürzel soll angeblich für „One Man Band“ stehen. Dieses Keyboard mit 37er-Tastatur enthält die komplette Drumstar 80 (außer Fader und Einzelausgänge) und besitzt einen Bass- und zwei Begleit-Parts mit 30 Presets auf Basis des Elka EK-44 FM-Synthesizers. Die Drumsounds werden hier mit dem Keyboard getriggert.
Conclusione
Was will man mit einer Elka Drumstar 80 heutzutage noch? In erster Linie ist sie ein Sammlerobjekt. Das einstige Topmodell des Herstellers ist nämlich ziemlich selten zu bekommen. Die Syntacheles-Liste führt die Drumstar 80 nicht mal auf. Schaut man die wenigen vergangen ebay-Auktionen (meist international) an, erzielte die Maschine teils erstaunliche Preise.
Von der praktischen Seite her gesehen ist die Drumstar 80 eine recht simple Maschine. Die Möglichkeiten des Sequencers sind ziemlich eingeschränkt. Auf der Haben-Seite sind jedoch die teils individuellen Sounds, die 12 Einzelausgänge und die Möglichkeit, die Drums via MIDI antriggern zu können. Für Electro, (Italo)-Synth-Pop und andere LoFi-afine Styles ist die Drumstar 80 eine durchaus interessante Alternative zu den bekannteren Drummmaschinen dieser Zeit.
Noch nie von dem Teil gehört. Ich fand die Maschine jetzt auch nicht so spannend, aber wie du geschrieben hast, man findet eigentlich nix darüber. Von daher ist der Artikel schon interessant.
Dengel-dengel-schepper-schepper.
Es gibt aus gleicher Zeit den OMB 5 Begleitautomaten. Der hat den gleichen Drummer eingebaut, mit gleichem Sound und Bedienung aber ohne Einzelausgänge. Die Tempoanzeige mit der merkwürdigen Skalierung ( z.B. 120 und der nächste Wert 123 BPM) inklusive. 2 Takte, 16tel Quantisierung ohne Accent. Krumme Taktungen wie 7/8 oder 9/4 sind auch möglich.Die Sounds sind aber nichtsdestotrotz sehr druckvoll und gehen in Richtung Linn. Das kommt in den Soundbeispielen nicht so rüber. Ich würde die Drumstar auf Grund der Einzelausgänge nicht unterschätzen.