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Vintage-Effektgerät: Lexicon 960L Reverb (2001)

Lexicon 960L

21. September 2025
Lexicon 960L Main-UNit plus Remote Control LARC

Lexicon 960L Main-Unit plus Remote Control LARC2

Seit 1986, mit dem Erscheinen des legendären Lexicon 480L, gilt Lexicon als Maßstab für digitale Hallgeräte. Dave Griesinger und sein Team entwickelten Reflexionsalgorithmen, die das menschliche Gehör so überzeugten, dass noch Jahrzehnte später Vergleiche gezogen wurden. Der offizielle Nachfolger, das Lexicon 960L, erschien im Jahr 2001 und setzte mit Surround-Fähigkeiten, höherer Rechenleistung und einer neu gestalteten Fernbedienung weitere Maßstäbe. Heute, mehr als zwei Jahrzehnte später, gilt das Lexicon 960L selbst als Klassiker und wird auf dem Gebrauchtmarkt wie auch in professionellen Studios weiterhin geschätzt.

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Historischer Kontext zum Lexicon 960L

Als das Lexicon 480L 1986 vorgestellt wurde, veränderte es die Welt der Studiotechnik. Der 480L wurde zur Referenz für digitalen Hall – nicht nur wegen seines dichten, musikalischen Klangs, sondern auch wegen seiner praktischen Bedienung über die LARC-Fernbedienung. Dass dieses Gerät über Jahrzehnte hinweg in großen Studios, bei Filmvertonungen und in unzähligen Musikproduktionen eingesetzt wurde, spricht Bände.
1999/2000 legte Lexicon mit dem 960L nach. Es war nicht nur ein Update, sondern eine Neudefinition: höhere Sampling-Rates, Surround-Fähigkeit bis 5.1, modulare Erweiterungen, eine grafische Remote-Steuerung mit Motorfadern und ein Mainframe-Ansatz, der für große Studios maßgeschneidert war. Das Gerät erschien zu einer Zeit, als Plug-ins langsam populär wurden – doch für höchste Ansprüche im Tonstudio blieb Hardware wie das 960L weiterhin erste Wahl.

Aufbau: Mainframe und LARC2

Das 960L besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem 4-HE-Mainframe und der LARC2-Fernbedienung.
Das 4-HE-Gehäuse beherbergt die komplette Elektronik: DSP-Karten, Netzteil, Lüfter, PCI-Slots, sogar ein CD-ROM-Laufwerk für Softwareupdates. Die Architektur ist modular, sodass zusätzliche DSP-Karten installiert werden können, um mehr Rechenleistung bereitzustellen. Das Gerät ist für den Einsatz in einem separaten Geräteraum vorgesehen – im Studio bleibt nur die Fernbedienung im Blickfeld.

Die Rückseite bietet modulare Slots, die wahlweise mit analogen oder digitalen I/O-Karten bestückt werden. Maximal sind 24 Ein- und Ausgänge möglich – genug, um auch mehrere Studios gleichzeitig zu versorgen. Standardmäßig sind AES/EBU und analoge XLR-Anschlüsse verfügbar.

Anschlüsse des Lexicon 960L

Die LARC2 Remote wurde von der ursprünglichen LARC inspiriert, aber mit aktueller Technik erweitert: ein farbiges TFT-Display, acht berührungsempfindliche Motorfader, ein Joystick für Surround-Positionierung und Soft-Buttons für kontextbezogene Funktionen. Der große Lexicon-Button erlaubt jederzeit den A/B-Vergleich zwischen aktuellem Setup und gespeichertem Preset.
Durch die Möglichkeit, zwei LARCs gleichzeitig anzuschließen, kann das 960L sogar parallel von unterschiedlichen Arbeitsplätzen aus gesteuert werden.

Bedienung und Workflow des Lexicon 960L

Die Bedienung über die LARC2 ist bis heute vorbildlich. Die Fader ermöglichen einen direkten Zugriff auf wichtige Parameter wie Hallzeit, Pre-Delay, Dämpfung oder Early Reflections. Der Joystick dient nicht nur zur Surround-Navigation, sondern auch zur gleichzeitigen Steuerung zweier Parameter.

Remote Control Lexicon LARC 2

Das Display zeigt grafische Darstellungen, Parameterlisten und Presets übersichtlich an. Unterhalb befinden sich acht Soft-Buttons, die ihre Funktion je nach Menü dynamisch ändern – ähnlich wie man es heute von Touchscreens kennt. Auch ohne Handbuch findet man sich schnell zurecht, doch wer tiefer einsteigt, entdeckt eine Fülle an Optionen.

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Die Algorithmen – Herzstück des 960L

Das eigentliche Herzstück des 960L sind die Hall-Algorithmen, entwickelt unter Leitung von Dave Griesinger. Sie beruhen auf jahrzehntelanger Forschung zu Raumakustik und psychoakustischer Wahrnehmung.
Das 960L bietet eine Vielzahl an Programmen:

  • Halls – große und kleine Räume, von Konzerthallen bis hin zu intimen Clubs
  • Rooms – realistische Raumabbildungen mit variabler Geometrie
  • Plates – klassische Plattenhallsimulationen, metallisch und dicht
  • Chambers – weiche, diffuse Räume mit natürlichem Abklang
  • Ambience – kurze Reflexionen ohne wahrnehmbaren Nachhall
  • Experimentelle Räume – „Wild Spaces“ mit unnatürlichen Reflexionsmustern

Einzigartig sind Parameter wie Spin oder Spread, die die Bewegung und Dichte der Hallfahne beeinflussen. Diese Konzepte sind typisch für Lexicon und unterschieden lange Zeit die Geräte von Mitbewerbern.

Klangcharakter des Lexicon 960L

Der Klang des 960L ist bis heute unverwechselbar. Der Hall klingt dicht, musikalisch und warm, ohne jemals künstlich zu wirken. Selbst extreme Einstellungen bleiben brauchbar. Während viele Konkurrenten bei unorthodoxen Parametern schnell unnatürlich klingen, wirkt ein Lexicon-Hall fast immer überzeugend.
Besonders beeindruckend sind die Ambience-Programme, die subtil Tiefe hinzufügen, ohne den Mix zu überladen. Auch die Plates gehören zu den besten digitalen Emulationen ihrer Art. In Surround-Konfigurationen erzeugt das 960L Räume von enormer Tiefe, die in Film und Postproduktion Maßstäbe setzten.

Surround-Fähigkeiten des Studiohalls

Eine der großen Neuerungen des 960L war die umfassende Surround-Unterstützung. Alle Algorithmen sind nicht nur in Stereo, sondern auch in 5.0-Formaten verfügbar. Der LFE-Kanal wird bewusst ausgespart, da er in der Praxis meist separat behandelt wird.
Die Surround-Algorithmen erlauben präzise Kontrolle über Laufzeiten, Reflexionen und Positionierungen. Dadurch lassen sich realistische Räume für Film und Mehrkanal-Musik erzeugen. Gleichzeitig bietet das Gerät auch experimentelle Möglichkeiten, etwa stark überzogene Delays oder unorthodoxe Raumgeometrien.

Handbuch und Lernkurve

Das mitgelieferte Handbuch ist vorbildlich. Es erklärt nicht nur die Bedienung, sondern bietet tiefe Einblicke in die Theorie der Hall-Algorithmen. Selbst erfahrene Tontechniker finden hier wertvolle Informationen, Einsteiger profitieren von den zahlreichen Beispielen.
Die Lernkurve ist steiler als bei einfacheren Geräten oder Plug-ins – doch die Mühe lohnt sich. Einmal verstanden, eröffnet das 960L eine kreative Flexibilität, die ihresgleichen sucht.

Vergleich zu Faltungshall und Plug-ins

Schon kurz nach seiner Einführung wurde das 960L mit den damals aufkommenden Faltungshall-Plug-ins verglichen. Während diese durch Impulsantworten beeindruckend realistische Räume simulieren, bleibt das 960L flexibler. Seine Algorithmen können Räume in Echtzeit formen, verändern und modulieren – etwas, das Faltungshall nur eingeschränkt leisten kann.

Heute gibt es zahlreiche Plug-ins, die Lexicon-Halls emulieren oder von ihnen inspiriert sind. Viele klingen hervorragend, doch Bekannte, die das Original kennen, berichteten mir davon, dass sie subtilen Unterschied hören: „Das 960L klingt lebendiger und reagiert musikalischer auf Spielweise und Dynamik“ ist unterm Strich eine Zusammenfassung der Meinungen, die sich alle ähnelten – aber das ist auch schon ein paar Jahre her. Ich selbst hatte leider keine Gelegenheit, Plug-ins und Original aktuell zu vergleichen. Vielleicht gibt es Kenner unter euch, die mehr dazu sagen können.

Kritikpunkte am Lexicon 960L

Natürlich ist auch das Lexicon 960L nicht ohne Schwächen.
Preis: Mit Einstiegspreisen ab 12.000 Euro war es schon bei Erscheinen nur für Top-Studios erschwinglich.
Lautstärke: Das Mainframe ist mit Lüftern und Festplatte ausgestattet und daher in ruhigen Regien hörbar – es gehört in den Maschinenraum.
Komplexität: Für einfache Anwendungen ist das Gerät überdimensioniert. Wer nur einen Standardhall braucht, greift besser zu kleineren Lexicon-Modellen oder modernen Plug-ins.
Ersatzteile: Wie bei allen Vintage-Units wird es immer schwieriger, Hardware und DSP-Karten instand zu halten. Vielleicht hat hier jemand Erfahrungswert zu Reparaturen eines Lexicon 960L?

Gebrauchtmarkt und Relevanz heute

Auf dem Gebrauchtmarkt wird das Lexicon 960L hoch gehandelt. Die Preise variieren je nach Ausstattung, Zustand und Vorhandensein der LARC2 Remotes. Units mit voller Surround-Ausstattung und zusätzlichen DSP-Karten erzielen deutlich höhere Preise.
Trotz seines Alters bleibt das 960L in vielen professionellen Studios ein fester Bestandteil der Effektkette – vor allem dort, wo hochwertige Surround-Mischungen oder Filmmischungen erstellt werden. Viele Tontechniker schwören noch heute auf seinen Klangcharakter.

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Fazit

Das Lexicon 960L ist der letzte große Hardware-Meilenstein in der langen Tradition von Lexicon-Hallgeräten. Es verbindet die Erfahrung von Jahrzehnten Forschung mit praxisnaher Studioarchitektur und liefert auch heute noch Ergebnisse auf höchstem Niveau.
Wer ein funktionstüchtiges Gerät besitzt, hält ein Stück Studiohistorie in den Händen – und ein Werkzeug, das trotz seines Alters beeindruckend modern klingt. Auf dem Gebrauchtmarkt gilt das 960L inzwischen selbst als Vintage-Klassiker, der in der High-End-Liga immer noch Respekt einflößt.
So schließt sich der Kreis: vom 224XL über das 480L bis hin zum 960L. Und auch über 20 Jahre nach seinem Erscheinen schwören auch heute noch viele Tontechniker auf den Sound dieses Oldies.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    bluebell AHU

    Mir scheint, die freien Freeverb3-Bibliotheken und die darauf aufbauenden freien Dragonfly Reverb-Plugins und Standalone-Programme sind von ähnlichen Ideen inspiriert.

  2. Profilbild
    janschneider

    Ich mag mich irren, aber das 960 gab es bisher noch nicht als Plugin-“Emulation”, oder? Alle anderen Modelle wurde ja schon teils des öfteren von verschiedenen Anbietern als Plugin auf den Markt gebracht.
    Vielleicht ist es einfach noch zu neu und noch nicht “vintage” genug (ab wieviel Jahren beginnt eigentlich vintage?)…

    • Profilbild
      Tyrell RED

      @janschneider Dazu habe zumindest nichts gefunden. Vielleicht hat ein anderer Leser einen Tipp – vielleicht gibt es die Unit als Faltungshall in einer Kompilation. Wäre spannend.

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        CDRowell AHU

        @Tyrell Da würde ich mal behaupten wollen, dass Lexicon pro nicht ohne guten Grund weiterhin den Lexicon 960L vertreibt.🤯

        Alles was ich als VST in die Finger bekam hatte einen eher sterilen Charme, mit weniger Bearbeitungsmöglichkeit und einner Umsetzung die ein Vergleich zum Gerät ausser Frage stellt. 😱

        Da würde sich „Herr B.“ schon einen riesigen Gefallen tun, wenn es ihm gelänge dieses Flagschiff annähernd hochwertig zu emulieren… 🫣

          • Profilbild
            CDRowell AHU

            @Tyrell Sorry, die Software-Updates wurden bis 2020 gefahren…

            Die Hardware ist seit ca. 2009 NICHT mehr von der Firma zu erwerben!

            Mein Fehler…🥶

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        bluebell AHU

        @Tyrell Faltungshall ist eine tolle Sache und in vielen Fällen gut genug. Allerdings wird im Verlauf des Songs immer exakt dieselbe Impulsantwort auf das Signal angewandt, was immer eine Differenz zum „real thing“ haben kann, und zwar umso mehr, je zufälliger und heftiger Modulationsfunktionen wirken.

        Ein Faltungshall, der mehrere Imulsantworten nacheinander verwendet, und die passende Impulsantwortsammlung, die aus mehreren Impulsantworten besteht (ähnlich wie Multisamples bei Samplern zum Vermeiden des Maschinengewehreffekts), ist mir nicht bekannt, halte ich aber für mach- und denkbar.

        Wer die letzten Feinheiten in der Lebendigkeit haben will, muss zur Hardware greifen oder zu einem algorithmischen Hall-Plugin.

        • Profilbild
          Tyrell RED

          @bluebell Das ist sicher korrekt, aber das fällt tatsächlich nur auf bei Ambients zu kurzen Drums – zumindest empfinde ich das so. Schon bei Hahlfahnen von wenigen Sekunden, wird es schon schwer zu erkennen, dass es sich um eine Wiederholung handelt. Der Hör-Fokus liegt in den meisten Fällen ja doch auf dem Nutzsignal, zB den Vocals.

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            dAS hEIKO AHU

            @Tyrell Bin mir jetzt nicht sicher, ob Du das meinst…
            …aber klar waren damals möglichst lange (und akkurate) Hallfahnen ein werbemerkmal. Aber in meiner Zeit als Musikalienhändler war ich immer tief beeindruckt von den gaaaaanz kleinen Räumen. Beim MPX200 o.ä. gabs was mit „chamber“ oder so. Nicht als Hall oder Raum wahrnehmbar. Aber das Programm lieferte eigentlich nur early reflections…war aber qualitativ so genial, dass das Audiosignal überhaupt erstmal als im Raum befindlich wahrgenommen wurde.
            (Radio)Stimmen seh ich da. Aber auch Drums, die man trocken, aber eben räumlich wahrnehmen wollte.

            Ich glaube allerdings, dass die Vorzüge eines Lexicon nicht mehr unbedingt dem jetzigen Zeitgeist entsprechen. Da werden wohl eher 27 Einzelalgorythmen zu Signalketten zusammnegekleistert, ohne dass man Hall und Raum noch für sich wahrnehmen kann.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @janschneider es gibt von Lexicon PRO, das PCM Total Bundle das die Algos des PCM 96 beinhaltet, welcher nahezu gleich zum 960L ist, Optik und Form mal aussen vor. Ob man die 699$ dafür hinlegen möchte ist ein anderes Blatt. Bei der Hardware muss man wissen das ein Lexicon 960L im Prinzip nur mit Standard Hardware und einem speziellen Windows NT läuft, eklig wirds wenn die LARC defekt ist oder die HDD crashed. Für die HDD, gibts mittlerweile Ersatz SSD mit Firmware. Was man definitiv machen sollte die PSU wechseln.

        • Profilbild
          TobyB RED

          @Kazimoto , nicht mehr hauptberuflich. Früher habe ich bei Bau und Installation von Ton und Fernsehstudios alles verbaut, was nicht bei drei auf dem Baum war. Wobei Strippenziehen und Multicore löten habe ich nie gemocht. Mein Studio ist ja nun ein guter Mix aus Vintage und letzter Shit. Da gibts immer was zu tun. Neulich musst ich am Tascam DM 4800 die Batterie wechseln und noch Interface Cards einbauen. Welche dann auf Grund der OS Version nicht mehr liefen. Und so einfach ist das nicht, dem Tascam eine neue FW unterzujubeln. Aber jetzt läuft es.

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