Ein Special zur Rhodes-Legende
In diesem Vintage-Report widmen wir uns dem Fender Rhodes E-Pianos und vielen seiner Nachfolger. Eigentlich war es als Klavierersatz gedacht. Nur klang es eben ganz anders als ein Klavier und manchem Pianisten krümmte es die Fingernägel beim Gedanken, auf diesem Instrument Bach oder Chopin zu interpretieren. Bis irgendwann in den 60er Jahren einige Musiker auf die Idee kamen, Soul und Jazz darauf zu spielen, woraus sich der Funk entwickelte. Der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Heute ist das RHODES E-PIANO nicht mehr aus der (Populär) Musik wegzudenken.
Inhaltsverzeichnis
- Die Anfänge der Rhodes E-Pianos
- Ein Gitarrenbauer bekundet Interesse
- Fender Rhodes Stage Mark I: Das Kultinstrument
- Rhodes Mark II
- Rhodes Mark III – Ein E-Piano/Synthesizer Hybrid
- Rhodes Mark V: Das beste Rhodes aller Zeiten?
- Rhodes Mark 7
- Vintage Vibe E-Pianos aus New York
- Rhodes Mark 8: Der neue große Wurf?
- Technik und Mechanik
- Klaviatur: Einfach und ausdrucksstark
- Die besten digitalen Alternativen
- Verstärker
- Effekte
- Fender Rhodes gebraucht kaufen
- Piano Bass?
- Berühmte Fender Rhodes Musiker
- Das Fender Rhodes in Rock und Pop
- Rhodes Klangbeispiele
Die Anfänge der Rhodes E-Pianos
Es begann mit einem Klavierlehrer, einem ziemlich erfolgreichen sogar, dessen Methodik berühmt und beliebt war und der in den 1940er Jahren den Auftrag bekam, verwundeten amerikanischen Soldaten im Krankenhaus das Pianospiel näherzubringen. Dazu brauchte es erst mal passende Instrumente, da Klaviere erstens zu groß und unhandlich waren und zweitens nicht in der gewünschten Menge zur Verfügung standen. Harold Rhodes, so hieß dieser umtriebige Klavierlehrer, wollte ein günstiges, einfaches und leichtes Klavier.
Und so entwarf er kurzerhand ein kleines Piano, das aus alten Flugzeugteilen gebaut werden konnte und nannte es Army Air Corps Piano bzw. Xylette: ein akustisches Piano mit Metallstäben und einem Tonumfang von zweieinhalb Oktaven. Das Design überzeugte, zwischen 1942 und 1945 wurden schätzungsweise 125 000 Xylettes gebaut. Dennoch hatte das Xylette natürlich seine Schwächen, unter anderem war es ziemlich leise. Im Krankenhaus wird dies niemanden gestört haben, aber allgemein betrachtet war es ein Makel. Eine mögliche Lösung dieses Problems lag in der damals eher neuen Technologie von Pickups.
Harold Rhodes mit einem seiner Air-Corps Pianos (Bild fenderrhodes.com)
Amerikanische GIs im (Rhodes) Piano Unterricht (rhodesmusic.com)
1946, 15 Jahre nach der Entwicklung der weltweit ersten E-Gitarre, präsentierte Harold Rhodes an der NAMM sein erstes E-Piano, das Rhodes Pre-Piano. Der Tonumfang betrug nun etwas mehr als drei Oktaven der mittleren Lage (38 Tasten). Zwecks Verstärkung der naturgemäß leisen Metallstäbe kam ein Piezo zum Einsatz, der Röhrenverstärker war im Gehäuse integriert.
Kennzeichnend für das Pre-Piano ist die fest verbundene Sitzbank.
Geschwungenes Design, das die Formensprache der 50er Jahre vorwegnahm (fenderrhodes.com)
Das Rhodes Pre-Piano mit integriertem Röhrenverstärker (fenderrhodes.com)
Ein Gitarrenbauer bekundet Interesse
Auch das Pre-Piano richtete sich v. a. an Klavierschüler, doch der große Durchbruch wollte noch eine Weile auf sich warten lassen. Dies änderte sich erst, als Ende der 1950er Jahre ein gewisser Leo Fender eine Zusammenarbeit anbot. Dieser hatte den Gitarrenmarkt mit seinen Tele- und Stratocaster Modellen ordentlich durcheinander gewirbelt und bot dazu auch die passenden Verstärker an. Eigentlich arbeitete er an einem eigenen E-Piano, doch die Entwicklung kam nicht recht voran. Ein Zusammenschluss mit Harold Rhodes war der logische Schritt, gemeinsam gründeten sie die Firma „Fender Rhodes“.
Dass Fenders Name zuerst genannt wird, ist etwas irreführend, hatte doch Leo Fender nur wenig zur Entwicklung beigetragen. Vielleicht war er einfach der windigere Geschäftsmann und konnte seine Interessen besser durchsetzen als der Klavierlehrer Harold Rhodes. So auch beim Piano Bass, der gegen Harolds Willen gebaut wurde. Leo Fender hatte das Potential eines Keyboard-Basses als Band-Instrument erkannt, nicht zuletzt um E-Gitarren zu begleiten. Es ist gewiss kein Zufall, dass der Tonumfang des Fender Rhodes Piano Bass genau einem Viersaiten E-Bass entspricht (Contra E bis C‘).
Ein Konzept, das unter anderem Ray Manzarek überzeugte, der als Keyboarder von The Doors auch die Rolle des Bassisten übernahm, während seine rechte Hand eine Vox Continental spielte.
Fender Rhodes Piano Bass: das erste Produkt der neuen Firma (fenderrhodes.com)
1963 folgte das Modell Celeste, das die mittlere Tonlage des Klaviers abdeckte, mit wahlweise drei oder vier Oktaven. Aus der Kombination von Celeste und Piano Bass resultierte schließlich ein Instrument, das den späteren (Fender) Rhodes Pianos schon sehr nahe kam.
Fender Rhodes Celeste und Piano 61, einem frühen Rhodes E-Piano mit eigenem Verstärker, das in Kleinserie produziert wurde. (Bild aus dem Fender Rhodes Katalog 1963, gefunden auf fenderrhodes.com)
1965 übernimmt der CBS Konzern die Firma und die Karriere des Fender-Rhodes E-Pianos nimmt richtig Fahrt auf. Angeboten wurden verschiedene Modelle, stets in Kombination mit einem Verstärker. Diese silbrigen Sparkle-Top Modelle (1965 bis 1969) gelten heute als gesuchte Raritäten.
Das silbrige „Sparkle-Top“ Modell wurde von 1965 bis 1969 gebaut (fenderrhodes.com)
Fender Rhodes Stage Mark I: Das Kultinstrument
1970 wurde das Stage Mark 1 präsentiert, das zur Ikone wurde. Das Keyboard war als Live-Instrument konzipiert, auf einen eigenen Verstärker hatte man konsequenterweise verzichtet. Die schräg angesetzten Beine stammten übrigens von der Fender Steel Guitar. Sie ließen sich mit wenigen Handgriffen abschrauben und samt Pedal im Deckel des Pianos verstauen, das praktischerweise im eigenen Flightcase verbaut war. Mit etwa 60 kg war das Fender Rhodes Stage Mark 1 gewiss kein Leichtgewicht, leichter als eine Hammond war das Rhodes allemal, von einem Flügel ganz zu schweigen.
Ein Modell mit Verstärker wurde weiterhin angeboten, man nannte es Suitcase. Es bietet zusätzlich eine aktive Klangregelung sowie ein Tremolo, während das Stage vollständig passiv aufgebaut ist und lediglich zwei Regler bietet: Volume und Bass. Doch diese Einfachheit sollte kein Problem darstellen, im Gegenteil: Das Stage Piano setzte zu einem beispiellosen Siegeszug an.
Auch wenn sich das äußere Design kaum änderte, wurden über die Jahre unter der Haube einige wichtige Details verändert, beispielsweise bei den Hammerköpfen. Diese waren in den 60er Jahren noch Klavier-Hammerköpfe aus Filz mit einem Holzkern. Das Problem war, dass sie durch den harten Widerstand der Klangstäbe markante Rillen bekamen, was sich ungünstig auf den Klang auswirkte. Verständlicherweise suchte man nach einer anderen Lösung und verbaute ab 1971 Neopren-Hammerköpfe, deren Klang sich durch die Nutzung weniger änderte. Auch die Klangstäbe wurden neu gestaltet, etwas dünner und leichter als zuvor und mit einer Neuerung: dank einer Verdrehung der Tonebars um 90 Grad sowie einer härteren Metalllegierung konnte das Schwingungsverhalten markant verbessert werden.
1972 wurde zum ersten Mal ein Fender Rhodes mit 88 Tasten vorgestellt. Was sich trivial anhört, war eine technische Herausforderung, da sich die ganz tiefen und hohen Register etwas anders verhalten als die übrigen Töne. Die Lösung war so simpel, dass es eine Zeit brauchte, bis man darauf kam: die tiefen Lagen brauchen keinerlei Tonebars, während für die höchste Oktave härtere Hammerköpfe mit Holzkern und einer dünnen Schicht Neopren bestückt wurden, was ein ein homogeneres Klangbild ergab.
Die Geschichte nahm ihren Lauf, die Rhodes Pianos hatten sich ihren festen Platz in der Musik erobert. Vor allem in Stilen wie Funk, Fusion und Rock Jazz mit Protagonisten wie Herbie Hancock, Joe Zawinul und Chick Corea waren sie nicht mehr wegzudenken.
1975 folgte die formale Trennung von Fender und Rhodes und zwar nur was die Bezeichnung der Instrumente betraf. Beide Firmen blieben bei CBS. Es ging in erster Linie darum, die beiden großen Namen auseinanderzuhalten und die unterschiedlichen Produktlinien auch sprachlich zu trennen. Von nun an hießen die E-Pianos wieder ausschließlich “Rhodes”. Harold Rhodes war weiterhin als Berater für CBS tätig, während Leo Fender das Unternehmen schon Anfang der 70er verlassen hatte, um mit Musicman eine weitere legendäre Firma zu gründen.
Technisch betrachtet hatte sich nichts geändert, man baute weiterhin die Modelle Suitcase und Stage in den beiden Größen. Parallel bot man Instrumente für den Heim- und Schulgebrauch an. Das Rhodes „7055 Student“ Modell (auch bekannt unter dem Namen KMC 1) war de facto ein Suitcase mit fest verbautem Verstärker in einem einteiligen Holzgehäuse.
Rhodes Mark II
Im Laufe der 70er Jahre hatte sich der Keyboard-Markt verändert, von den ersten monophonen Synthesizern zu den polyphonen und programmierbaren Instrumenten. Die Bedürfnisse der Keyboarder wurden größer und vielfältiger. Im Rock- und Pop-Bereich gab es kaum Musiker, die ausschließlich Rhodes spielten. Da war es kein unwichtiges Detail, dass das Mark 1 eine gewölbte Decke besaß und es somit nicht so leicht war, ein anderes Instrument draufzustellen. 1979 war die Zeit reif für eine äußerliche Neugestaltung des Rhodes Pianos, dieses Mal mit flacher Decke.
Die „neuen“ Instrumente wurden Mark II genannt, wobei technisch alles beim Alten blieb. Zumindest für das erste Jahr. 1980 begann man, statt der ursprünglichen Holztastatur Kunststoffklaviaturen zu verbauen, was zwar das Gewicht um ein paar Kilo reduzierte, jedoch nicht nach jedermanns Geschmack war. Außerdem wurde ein kleines Modell mit 54 Tasten der mittleren Lage präsentiert.
Harold Rhodes überwacht die Produktion (1982, rhodesmusic.com)
Rhodes Mark III – Ein E-Piano/Synthesizer Hybrid
Anfang der 80er Jahre hatten sich die Zeiten merklich geändert, polyphone Synthesizer waren die Instrumente der Stunde, was den Mutterkonzern CBS veranlasste, die Rhodes E-Pianos moderner zu gestalten. Wie wir heute wissen, war dies nicht von Erfolg gekrönt. Das erste Modell dieser Art war das Mark 3 EK-10: ein Hybrid Instrument, basierend auf einem Mark II und einem simplen polyphonen Synthesizer mit zwei Oszillatoren, statischen Filtern und leider ohne LFO. Das EK-10 bot gewiss eine handvoll interessanter Klänge, konnte aber zu keinem Moment einem Prophet, Juno oder Polysix das Wasser reichen. Dazu war die die Klangsynthese zu simpel aufgebaut. Doch gerade in Kombination mit den elektroakustischen Klangstäben waren sehr eigene Klänge möglich.
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Ein Versuch, ein Rhodes mit einem Synthesizer zu paaren: das Rhodes Mark 3 EK-10 (fenderrhodes.com)
1982 folgte das nächste Rhodes Instrument, das zumindest fragwürdig war. CBS hatte damals die Firma ARP übernommen und deren polyphones Schlachtschiff Chroma unter dem Firmennamen Rhodes vermarktet, was bei eingefleischten Rhodes-Pianisten für Unverständnis und Verwirrung sorgte. Zudem wurde auch ein elektronisches Piano, ebenfalls aus dem Hause ARP, angeboten, das für sich alleine vielleicht ganz interessant klang, mit einem Rhodes E-Piano aber wenig bis gar nichts gemein hatte – bis auf den Namen versteht sich. Harold Rhodes, der damals immer noch als Berater für CBS tätig war, fühlte sich übergangen und protestierte in einem Brief an den damaligen Marketingchef:
„There’s nothing wrong with the exposure of the 4 Voice, in whatever glowing terms would best describe its virtues, but to tie it to the skirt strings of the traditional Rhodes, and, while doing so, to publish deliberate untruths about its ability to create „distinctive Rhodes piano sound“ is counterproductive and damaging to both products.[…] This certainly drives a massive spike in the coffin of „our“ Rhodes.“
Das Rhodes (eigentlich ARP) Electronic Piano (fenderrhodes.com)
Rhodes Mark V: Das beste Rhodes aller Zeiten?
Vor allem der letzte Satz sollte sich bewahrheiten: die Tage der Rhodes E-Pianos waren gezählt. Die Entwicklung ging aber noch ein kleines Stück weiter und gipfelte 1984 im Mark V, dem letzten Glanzlicht der Rhodes Geschichte und je nach Perspektive Höhepunkt der Rhodes E-Pianos. Dazwischen gab es übrigens auch ein Mark IV, das jedoch nie über das Stadium eines Prototypen hinauskam.
Was war so besonders am Mark V? Am auffälligsten gewiss das Design, das bestimmt Geschmacksache ist. Das Gehäuse war komplett aus Plastik gefertigt, was natürlich dem Gewicht zugute kam, aber gerade die etwas nostalgischen Keyboarder nicht überzeugte. Doch zweifelsfrei war das Mark V technisch eine Weiterentwicklung mit einer verbesserten Mechanik und präzisen Holztastatur. Das „Stage 73 MIDI“ bot nebst einer aktiven Klangregelung auch MIDI Out mit mehreren Splitzonen und eignete sich als Masterkeyboard für externe Klangerezeuger, was bestimmt der professionellere Ansatz war als die eingeschränkten Klangmöglichkeiten des Mark III Synthesizers.
Doch leider vermochte sich das Mark V durchzusetzen. Vom MIDI-Modell wurden mehreren Quellen zufolge nur drei Modelle gebaut. Erster und prominentester Nutzer war Chick Corea, der sein MIDI-Mark V jahrzehntelang spielte. Letzten Endes war der Untergang von Rhodes nicht mehr aufzuhalten, 1986 wurde die Produktion eingestellt.
Rhodes Pianos konnten nicht mehr zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten werden, was weniger am Management lag, als vielmehr an den veränderten Bedingungen am Markt. Der wahre Grund für das Ende der Rhodes E-Pianos war simpel und hatte drei Zeichen: DX7. 1982 begann eine neue Ära der Keyboards. Zum ersten Mal überhaupt gab es ein bezahlbares Instrument mit einer breiten Palette an Sounds von Synthi-Bässen bis zu Pianos bot, sich dank Anschlagsdynamik, Aftertouch und Breath-Controller ausdrucksstark spielen ließ und dabei nicht mal 15 Kilo wog. Aus heutiger Sicht kann man sich kaum vorstellen, welche Anziehungskraft der DX7 damals auf die Tastenspieler ausübte. Kein Wunder, dass Rhodes dasselbe Schicksal ereilte wie den großen Synthesizerfirmen.
Anfang der 90er gab es noch ein kurzes Revival in Form des MK80 und MK60: digitale Rhodes Pianos, gebaut von Roland, die sich die Markenrechte gesichert hatten. Diese zählten damals zu den besten digitalen Rhodes-Kopien und waren dennoch nicht mit dem Original vergleichbar. Kein Wunder, dass Harold Rhodes nicht sonderlich erfreut war. Ein weiteres Mal protestierte er vergeblich.
Rhodes Mark 7
Danach wurde es ruhiger um die Rhodes E-Pianos. Sie hatten sich ihren verdienten Platz in der Musikgeschichte gesichert, und gerade im Jazz, Funk und Soul kamen sie nie aus der Mode. Wer etwas auf sich hielt, kaufte sich auf dem Gebrauchtmarkt ein Stage Mark I oder II mit 73 Tasten, andere Modelle waren eher selten.
Irgendwann in der Mitte der Nullerjahre verbreitete sich die fast unglaubliche Meldung: ein neues Rhodes werde gebaut. Ein echtes, kein digitales Replikat. Dahinter stand die Rhodes Music Corporation, gegründet von einem gewissen Joseph A. Brandstetter, ein langjähriger Vertrauter von Harold Rhodes. Letzterer hatte sich schon 1997 die Markenrechte zurückgekauft, doch blieb es ihm vergönnt, seinen Traum eines neuen E-Pianos noch zu erleben. Harold Rhodes verstarb am 17. Dezember 2000 kurz vor seinem 90. Geburtstag.
2007 wurde das neue Mark 7 auf der NAMM in verschiedenen Konfigurationen und Farben vorgestellt, von einfachen passiven Modellen („S-Serie“) bis zu MIDI-fizierten Instrumenten mit eingebauten Effekten. Passende Verstärker wurden auch gleich mit angeboten. Die Firma Rhodes war wieder da. Doch leider wich die anfängliche Euphorie einer gewissen Ernüchterung. Viele Musiker empfanden den Klang als zu sauber, beinahe steril, während das Design doch eher gewöhnungsbedürftig war.
Außerdem wurde die Qualität der Tastatur bemängelt, in einigen Testberichten war sogar von „klebenden Tasten“ die Rede. Dabei kostete ein Mark 7 doppelt bis dreimal so viel wie ein Mark I oder II auf dem Gebrauchtmarkt. Gleichzeitig wurden digitale Rhodes-Klone immer besser, Nord Electro und Korg SV-1 setzten neue Maßstäbe bei viel geringeren Kosten und Gewicht. Anfang der 2010er Jahre hieß es dann, dass die Produktion eingestellt wurde.
Das Rhodes Mark 7 Version A mit Preamp, Tremolo und bunten Linien als Sonderwunsch. (Bild: chicagoelectricpiano.com)
Vintage Vibe E-Pianos aus New York
Doch die Geschichte nahm eine neue, ziemlich unerwartete Wendung, als 2011 die bis dato eher unbekannte Firma Vintage Vibe aus New York ein neues elektro-mechanisches Piano auf der NAMM präsentierte. Äußerlich sieht es zwar eher wie ein Wurlitzer aus, die inneren Werte zeigen jedoch klar in Richtung Rhodes mit nachgebauten Rhodes Klangstäben. Vintage Vibe war seit Jahren auf die Reparatur von Rhodes E-Pianos spezialisiert und hatte sich ein breites Wissen angeeignet, was sich in einem durch und durch überzeugenden Sound niederschlägt.
Die Vintage Vibes sind exzellente Instrumente und in verschiedenen Größen, Farben und Ausstattungen (passiv und aktiv) erhältlich, sogar auch mit MIDI. Nebst einem wunderbaren Sound und einer perfekt eingestellten Mechanik überzeugen sie durch ihr vergleichsweise geringes Gewicht. Ein 73er Modell wiegt gerade mal 27 kg, was im Vergleich zu einem Rhodes mit 60 kg wie ein wahrgewordener Traum erscheint.
Erinnert äußerlich zwar an ein Wurlitzer, ist aber ein waschechter Rhodes-Klon: das Vintage Vibe aus New York (vintagevibe.com)
Rhodes Mark 8: Der neue große Wurf?
Seit 2021 werden wieder elektroakustische Pianos unter dem Namen Rhodes gebaut, und zwar in Leeds / UK. Das Mark 8 ist eine Weiterentwicklung und basiert wie alle anderen Modelle auf dem bewährten System der Klangerzeugung mit Klangstäben und Tonebars, nutzt aber präzisere Holztasten von Kluge, wie sie auch in den besten Klavieren und Flügeln verbaut werden. Als Designer engagierte man niemand Geringeres als Axel Hartmann, der dem Mark 8 ein klassisch-modernes Erscheinungsbild gab.
Nebst einem integrierten Vorverstärker und Tremolo sind gegen Aufpreis auch On-Board-Effekte wie Chorus, Phaser und ein Delay mit Tap-Funktion erhältlich. Eine passive Variante, sozusagen ein Stage Modell, wird nicht angeboten. Preislich bewegt man sich in höheren Sphären: selbst die einfachste Ausstattung in Standardfarben schlägt mit ca. 10 Kiloeuro zu Buche.
Technik und Mechanik
Die Mechanik des Rhodes ist eigentlich eine vereinfachte Flügelmechanik, deren Hämmer anstelle von Saiten Metallstäbe anschlagen. Diese klingen aber so leise, dass eine elektrische Verstärkung unabdingbar wurde. Denn einen Resonanzboden, eigentlich das klingende Herzstück eines jeden Klaviers und Flügels, besitzt das Rhodes nicht. Das wäre auch zu kompliziert gewesen, denn Resonanzböden brauchen besonderes Holz, viel handwerkliches Geschick sowie eine gewisse Mindestgröße, um zu klingen.
Das einzige, was im Rhodes schwingt, sind die Klangstäbe, die über eine senkrechte Brücke mit den Tonebars verbunden sind. Zusammen ergeben sie eine freischwingende Konstruktion, ähnlich einer Stimmgabel. Man nennt sie auch „Rhodes Tuning Fork“. Somit ist das Rhodes ein Selbstschwinger, auch Idiophon genannt, und steht physikalisch betrachtet der Triangel näher als dem Klavier.
Die Besonderheit liegt darin, dass der Hammer den eher dünnen Klangstab (englisch Tine) anschlägt. Dessen Vibration überträgt sich auf den Tonebar, der viel massiver gebaut ist. Der Ton des Rhodes ist eine Kombination der sehr kurzen Attack-Zeit des Klangstabes und der langen Sustainphase des eher trägen Tonebars.
Klaviatur: Einfach und ausdrucksstark
Jedem Klavierbauer und (klassischen) Pianisten würde das Blut in den Adern gefrieren beim Anblick der stark reduzierten Mechanik eines Rhodes Pianos. Das simple Design sollte in erster Linie die Produktion vereinfachen und ist vom technischen Aufbau einer gewichteten Tastatur aktueller MIDI-Keyboards und Workstations unterlegen. Und dennoch wird jeder Rhodes-Spieler bestätigen, dass man auf einem echten Rhodes anders spielt und sich musikalisch lebendiger und präziser ausdrücken kann als auf jeder noch so ausgeklügelten MIDI-Tastatur mit Hammermechanik, die einen digitalen Klang ansteuert. Das Rhodes vermittelt dem Spieler ein taktiles Feedback – ein Vorteil der stark vereinfachten Mechanik. Man spürt den Anschlag und Widerstand der Klangstäbe und ist dem Klang dadurch sehr nahe.
Die besten digitalen Alternativen
Bei aller Sympathie für ein echtes Rhodes-Piano bieten sich heute einige interessante Alternativen, die klanglich kaum noch vom Original zu unterscheiden sind.
Korg SV-2
Die SV-Serie von Korg wird wahlweise mit 73 oder 88 Tasten, mit oder ohne integrierte Lautsprecher angeboten. Nebst sehr guten Rhodes-, finden sich auch Wurlitzer- und Flügelklänge, die mit integrierten Effekten bearbeitet werden können. Den Test findet Ihr hier.
Nord Electro, Piano und Stage
Platzhirsch unter den livetauglichen Keyboards mit Rhodes-Sounds ist weiterhin Nord, deren roten Keyboards nicht mehr von den Bühnen wegzudenken sind. Eine Besonderheit von Nord, ist dass sie das Angebot an Samples laufend ausbauen und diese zum Download gratis zur Verfügung stellen – auch für ältere Instrumente. Mittlerweile finden sich neun verschiedene Rhodes-Samples im Portfolio von Clavia, darunter auch Raritäten wie ein Mark V und ein Sparkle-Top-Modell.
Da alle Samples auf allen aktuellen Nord Modellen installiert werden können, ist es müßig, nach dem „best-klingenden“ Nordinstrument zu fragen: Die Modelle unterscheiden sich in ihrem Funktionsumfang und den verbauten Tasten, jedoch nicht bezüglich der Klangqualität. Das günstigste Nord Instrument mit E-Piano Sounds ist aktuell der Nord Electro 6.
Yamaha CP-73 / 88
Yamahas Antwort auf die erfolgreichen Schweden ist die CP-Serie mit 73 oder 88 Tasten. Das Bedienkonzept ist defacto eine Kopie der Nords und erweist sich als sehr livetauglich. Wer wie beim Nord Electro auch zusätzlich Hammond-Sounds spielen möchte, greift zur YC-Reihe.
Crumar Seven
Das italienische Crumar Seven sieht nicht nur wie ein Rhodes aus, es klingt auch sehr authentisch und ermöglicht dank Physical Modelling feine Justierungen des Klangs.
Viscount Legend ’70s Compact
Eine ähnliche Formensprache bedient das Viscount ’70s Compact, das zudem durch den Einbau von Klangmodulen erweitert werden kann.
Verstärker
Technisch betrachtet sind E-Pianos das Pendant zur E-Gitarre und so liegt es auf der Hand, dass man zur Verstärkung meist auf die edlen Kisten der Gitarristen zurückgriff. Diese Ehre wurde vor allem zwei Verstärkern zuteil: Fender Twin Reverb und Roland Jazz Chorus. Einmal Röhre und einmal Transistor, die symbolisch für die beiden Extreme des Rhodes Klangbildes stehen. Ein klarer, präziser, filigraner und schwebender Sound des Roland Verstärkers auf der einen Seite und der bodenständige, leicht angezerrte Klang von Fender.
Manche Musiker nutzen auch explizite Keyboardverstärker, wie z.B. den Roland KC-990:
Ein interessanter Verstärker im Pedaldesign ist der Ampman von Hughes & Kettner:
Und hie und da wurde ein Rhodes auch über eine Leslie Box gespielt. Das klingt natürlich kraftvoll und fett und ist dennoch ein Sound, der sich schnell abnutzt. Das starke Tremolo der Leslie hat die Tendenz, die natürliche Dynamik des Rhodes zu überdecken und beinahe zu erdrücken. Bei einer Hammond ist dies leichter zu verkraften, da Orgeln ohnehin nur zwei Dynamikstufen kennen: Ton ein, Ton aus. Von Fußschwellern und beherztem Rumschieben an den Draw-Bars mal abgesehen. Kurz gesagt klingt ein Leslie am Rhodes spannend, jedoch wird man des Klanges schnell überdrüssig. Und bei ausgeschalteter Rotation macht sich der etwas blecherne Charakter des Leslies bemerkbar, mit eher schwachen Mitten.
Effekte
E-Pianos wurden immer gerne mit Effekten gespielt, meist bediente man sich bei der Saitenfraktion. Dedizierte E-Piano Effektgeräte sind praktisch inexistent. Dabei wäre dies gewiss eine sinnvolle Idee gewesen, da der Frequenzumfang wesentlich größer ist als auf der Gitarre. Hier eine unvollständige Liste, der bekanntesten und wichtigsten Effekte fürs Rhodes:
Equalizer
Beginnen wir mit dem Trivialen: eine der effektivsten Arten, den Klang eines Instrumentes zu beeinflussen, ist und bleibt ein Equalizer. Der Rhodes Klang ist in seiner Reinform reich an Obertönen und lässt sich in alle möglichen Richtungen verbiegen. Ein gut klingender Equalizer kann Wunder wirken und jedem noch so schlaffen Rhodes Klang auf die Sprünge helfen. Ob dieser graphisch oder parametrisch ausgelegt ist, ist erst mal Geschmackssache.
Filter
Für etwas drastischere Eingriffe bieten sich natürlich auch Filter an, meist als Tiefpassfilter ausgelegt. Steuert man Cutoff über ein Pedal und schraubt die Resonanz ein bisschen hoch, nennt man das Wah-Wah. Doch ist natürlich noch viel mehr möglich als die allzu bekannten und leider abgedroschenen Wah-Wah Sounds. Deshalb würde ich von dedizierten Wah-Wah Pedalen eher abraten. Ein gutes Filter-Pedal samt Schweller kann alles, was ein Wah-Wah auch kann und bietet darüber hinaus noch andere Möglichkeiten. Beispielsweise die Verbindung mit einem Envelope Follower, der aus der Amplitude eine Steuerspannung ableitet, die wiederum zur Steuerung von Filter-Cutoff verwendet wird.
Das Filter folgt der eigenen Spielweise, die Cutoff-Frequent verhält sich analog zur Lautstärke. Somit erhöht sich die Dynamik des Instrumentes insgesamt, da leise Töne dumpf und laute hell klingen.
Interessant wäre auch eine reziproke Schaltung, die die Cutoff-Frequenz bei höherer Amplitude zurückschraubt. Die Dynamik würde allgemein etwas flacher, eine Art frequenzabhängiger Kompressor.
Modulationseffekte: Chorus, Tremolo und Phaser
Hier spielt die Musik. Modulationseffekte sind die wahrscheinlich wichtigsten Effekte, das ist das Terrain, wo das Rhodes seine wahren Stärken ausspielen kann. Warme, schwebende und schillernde Klänge aller Art, die dank des langen Sustains auch beinahe als Flächen gespielt werden können.
Am bekanntesten ist dabei das Tremolo des Suitcase Modells. Phaser und Chorus werden auch gerne eingesetzt. Mein persönlicher Favorit ist der SCF von TC-Electronics. Ein Chorus/Flanger-Pedal, das den Sound herrlich breit macht, ohne dabei zu eiern. Zudem ist es praktisch rauschfrei, was für das eher schwache Signal des Rhodes nicht irrelevant ist.
Verzerrer
Und was ist mit all den bei den Gitarristen so beliebten Overdrives, Distortions und Metallizern? Es mag erstaunen, aber sie kommen beim Rhodes eher selten zum Einsatz, da es bei entsprechender Justierung der Klangstäbe und Pickups problemlos in die Zerrung gespielt werden kann. Abgesehen davon bieten die meisten (Gitarren)-Verstärker zumindest leichte Verzerrer.
Ein weiterer wichtiger Grund, weshalb Verzerrer nur selten auf oder unter Rhodes Pianos zu finden sind, ist wohl, dass das Rhodes meistens von Pianisten gespielt wird, die am liebsten mit allen zehn Fingern irgendwelche krassen Akkorde in besonderen Voicings drücken (ich gehöre ja selbst auch zu dieser Fraktion), und da klingen Verzerrer einfach nur nach riesengroßem Klangmatsch. Für monophone und oktavierte Unisono-Linien könnte man sich hingegen durchaus ein verzerrtes Rhodes vorstellen, wenn man nicht gerade einen adäquaten Synthesizer zur Hand hat.
Fender Rhodes gebraucht kaufen
Die Diskussion, welches denn das beste Rhodes sei, füllt ganze Internet-Foren, wobei sich der Erkenntnisgewinn in Grenzen hält, da die immer gleichen Argumente ausgetauscht werden. Immerhin sind sich die meisten Forumsschreiber darin einig, dass das Mark V „the greatest Rhodes ever“ sei. Mag sein. Ich kann diesbezüglich nicht mitreden, da ich noch nie das Vergnügen hatte, selbst auf einem zu spielen. Am verbreitetsten sind die Stage Mark I und Mark II, jeweils mit 73 Tasten. Dabei gilt das Mark I meistens als das bessere und einige Spezialisten bieten sogar an, ein Mark II so zu tunen, „that it sounds like a Mark 1“.
Meine Meinung dazu? Na ja … ich kenne gute Mark II und schlechte Mark I und umgekehrt. Es kommt immer auf das individuelle Modell an und vor allem auf das Tuning. Wie das genau funktioniert, werde ich in einem weiteren Artikel beschreiben.
Bleibt noch die Klaviatur. Wie schon beschrieben, gibt es einige Mark II Modelle mit Plastik- statt Holztastatur, was sich eher nach Digital-Piano anfühlt als nach Klavier. Ob man sich daran stört, muss jeder selber entscheiden.
Auf dem Gebrauchtmarkt sind die Preise in den letzten Jahren etwas angestiegen und bewegen sich heute 2000 und 3000 Euro für ein Stage Seventy-Three Mark I oder II. Für alle anderen Modelle – also Eighty-Eight und Suitcase in beiden Größen – ist Geduld angesagt, sind sie doch nur selten zu finden. Von den Sparkle-Top Modellen aus den 1960er Jahren ganz zu schweigen.
Piano Bass?
Ab und zu wird auch ein Piano Bass im Netz angeboten. So schön und sexy diese Instrumente sind, sollte man nicht vergessen, dass sie sich klanglich nicht von normalen Mark I und II unterscheiden. Man spart Platz und Gewicht, ansonsten ändert sich nichts. Der Tonumfang erstreckt sich über die untersten zweieinhalb Oktaven eines Seventy-Three, tiefere Töne bietet nur das Eighty-Eight.
Berühmte Fender Rhodes Musiker
Wer hat denn alles Rhodes gespielt? Wahrscheinlich wäre es einfacher zu fragen: Wer eigentlich nicht? Das Rhodes war in den 70er Jahren allgegenwärtig, es gab kaum einen Keyboarder, der nicht zumindest hie und da dem Rhodes die Ehre erwies. Ein paar Namen möchte ich herausgreifen:
Aretha Franklin hat in den 60ern ihre Songs auf einem Sparkle-Top Fender Rhodes komponiert und arrangiert. Auch Stevie Wonder spielte es oft und gerne, obwohl er vor allem für seinen markanten Clavinet Sound bekannt wurde („Superstition“!).
1972 legte ein brasilianischer Pianist ein epochales Album vor: Auf Prelude verschmolz Eumir Deodato (er heißt wirklich so) Rock, Funk und Jazz mit klassischer Musik (unter anderem „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss). Der Meister selbst spielt Rhodes, begleitet von einer über zwanzigköpfigen Band mit dem Prädikat: extrem groovig! (Ironischerweise spielt er auf der folgenden Live-Aufnahme einen Yamaha Motif.)
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Ein großer Förderer des Rhodes ist auch der Trompeter Miles Davis. Er gilt als einer der innovativsten Musiker überhaupt, auf seinen über 80 Schallplatten hatte er immer wieder den Jazz neu erdacht und erfunden. Ende der 60er versammelte Miles zahlreiche junge und vor allem talentierte Musiker zu großen Sessions, die aufgezeichnet und geschnitten als Bitches Brew den Jazz Rock und die psychedelische Welle der 70er vorwegnahm.
Ans Rhodes setzte er niemand Geringeren als Chick Corea, Herbie Hancock und Joe Zawinul. Diese galten damals als talentierte Pianisten mit überschaubarem Bekanntheitsgrad. Nicht zuletzt dank Miles Davis wurden alle zu gefeierten Stars des Jazz-Rock, Funk und Fusion. Chick Corea pflegte einen eher feinen und glockigen Rhodes Sound, gut zu hören auf seinem Album Return to Forever (1972).
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Bei Herbie Hancock war der Klang eher etwas mittenbetont und trockener. Berühmte Alben sind Headhunters (1973) und Mr. Hands (1980). Zu empfehlen ist dabei vor allem der Song Just around the Corner mit einem wunderbaren Rhodes Solo ab Minute 2:55.
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Doch auch im eher traditionellen Jazz wurde das Rhodes eingesetzt, so beispielsweise vom Großmeister des Pianos Bill Evans, der auf dem Album From Left to Right dem Rhodes ein ehrwürdiges Denkmal setzte. Der Titel bezieht sich übrigens auf seine Spielweise: Mit der einen Hand spielte er ein Rhodes, mit der anderen einen Steinway.
Im zeitgenössischen elektronischen Jazz spielt das Rhodes weiterhin eine große Rolle, zu hören beispielsweise bei Nils Frahm. Schöne Aufnahmen gibt es auch vom norwegischen Pianisten Bugge Wesseltoft, ein Pionier im elektronischen Jazz. Ein hörenswerter Song mit Rhodes ist Change.
Das Fender Rhodes in Rock und Pop
Ray Manzarek von The Doors hatte ich ja schon erwähnt. Sein Spiel des Rhodes Piano Bass war stilprägend und revolutionär, da er gar nicht erst probierte, einen E-Bass zu imitieren, sondern Keyboard-typische Basslinien entwickelte. Zusammen mit seiner Vox Continental prägte er seinen ganz eigenen Sound, der zum Markenzeichen der Band wurde. Ab und zu spielte er auch beidhändig auf einem Suitcase oder Stage, am bekanntesten ist da bestimmt Riders on the Storm mit seinem Rhodes Intro mit viel Tremolo.
Auch Frank Zappa gehört in diese Liste. Zu empfehlen ist unter anderem das Album Waka/Jawaka (1972) mit George Duke am Rhodes.
Pink Floyd verewigte das Rhodes auf seinem Album Animals: Das Intro zu Sheep stellt einmal mehr Richard Wrights großes musikalische Verständnis unter Beweis.
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Jamiroquai legte 1993 mit Emergency on Planet Earth ein herrlich funkig-grooviges Album vor, das nebst coolem Bläsersatz, Didgeridoo und einer super präzisen Rhythmusgruppe auch mit schönen Rhodes-Riffs überzeugt.
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Rhodes Klangbeispiele
Mein Rhodes Stage Mark I ist momentan leicht verstimmt, kein Wunder, liegt doch die letzte Stimmung über zehn Jahre zurück. Dafür klingt es noch erstaunlich gut. Auch die Intonierung ist nicht mehr die beste, gerade die höheren Register tendieren zu einem härteren Klang. Wie dem auch sei, werde ich es in Bälde bei einem Fachmann stimmen und intonieren lassen. Die Klangbeispiele zeigen daher den aktuellen Ist-Zustand, der weit von einem perfekten Rhodes Klang entfernt ist und dennoch seinen Charme hat.
Als Interface diente ein Mackie Onyx 820i, das Rhodes wurde ohne externen Preamp direkt aufgezeichnet.
Klangbeispiel 1: Eine Chorus-Delay Orgie (TC Electronic SCF, Nova Delay und Hall of Fame)
Klangbeispiel 2: eine Art Ballade mit Chorus (zum Vergleich sind die ersten fünf Sekunden ohne Chorus aufgezeichnet). TC-Electronics SCF.
Klangbeispiel 3: Kleiner Jam zu einem Logic Funk Beat (mit leichtem Kompressor auf dem Rhodes)
Toller sehr umfangreicher Beitrag mit prima Klangbeispielen! Das war viel Arbeit – vielen Dank dafür!
Zum Thema „Sample oder echtes Rhodes?“ würde ich sagen – es kommt drauf an….
Wenn man Musik macht um der Musik willen – wenn also das akustische Erlebnis Dritter im Vordergrund steht – ja, dann kann man praktisch alle Instrumente durch Samples ersetzen – den Unterschied hören ohne Direktvergleich eh nur wenige….
Wenn man aber aus „Liebe zum Instrument“ spielt und die oben angesprochenen technischen Unregelmäßigkeiten, Eigenheiten und vor allem die Dynamik genießt, wird man ganz sicher mit sample-basierter Klangerzeugung und einer Midi-Klaviatur nicht glücklich.
Gerade bei meinem Wurlitzer 200A habe ich immer das Gefühl beim Spielen „in seinen Bann“ gezogen zu werden – ich vergesse die Welt um mich herum und die Improvisation sprudelt nur so aus mir heraus.
@Starkstrom Danke für Deinen Kommentar. Du sprichst etwas sehr Wichtiges an: die „Liebe zum Instrument“, die meiner Meinung nach eine entscheidende Rolle für die Kreativität spielt. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, wie gut irgendwelche Samples sind; wenn mich ein Instrument nicht anspricht und ich mich nicht wirklich wohl darauf fühle, leidet auch die Musik selbst. Auf guten Instrumenten spielt man besser.
Schöne Reise in die Welt des Rhodes. Leider sind die Klangbeispiele zum Teil übel übersteuert.
Superidee eine „Velvet Box“ aufzulegen! Und dann gleich mit so einem tollen Artikel einzusteigen. Klasse! Das Rhodes ist toll, ich hatte mich 1979 aber doch für ein Wurlitzer 200A entschieden. Es kling einfach „klavieriger“ als das glockig-jazzige Rhodes. Und klar – das Wurlitzer hatte diesen Supertrampklang ;-) Eigentlich war es auch ziemlich stabil, aber wenn man dann doch mal eine Klangzunge zerschossen hatte, war es ein ziemlicher Aufwand, das zu reparieren. Mit der Feile das überschüssige Metall abschmirgeln und zwischendurch immer wieder das Stimmgerät anschließen und die Tonhöhe kontrollieren. Hab’s verkauft, manchmal bedaure ich das.
Angenehm unaufgeregter, gut gewichteter und daher besonders lesbarer und informativer Beitrag zum Rhodes, danke.
Wunderbarer Bericht, aber ich greif lieber zu einer Hardware-Kopie. Die klingen heute genauso gut und sind weniger anfällig.
@Rob.D.N. Ich hätte mir gerne damals ein Crumar ins Haus geholt, aber man liest durchweg von Problemen bei der Qualitätskontrolle. Es wurde dann doch ein 79er Mark 1, an dem ich – natürlich verbunden mit einer kleinen Lernkurve – notfalls alles selbstständig reparieren oder nachjustieren kann.
Sehr informativer Artikel; habe einiges dazugelernt. Auch schön, mal etwas über Deodato und Bugge Wesseltoft zu lesen; letzterer ist auch ein außergewöhnlicher Synthesist, der mit minimalem Equipment auskommt, wie auf diesem Clip zu sehen ist:
http://www.youtube.com/watch?v=1WKAqsLqidA
@Son of MooG link geht nicht
Sehr faktenreicher und spannender Artikel. Danke dafür!
Ich freue mich auf Teil2…
da wirst Du Dich noch ein bisschen gedulden müssen… irgendwann im Januar wird es soweit sein.
@Martin Andersson Das ist ok. Über Weihnachten ist eh genug los.
Dann gehe ich also davon aus, ab Januar mein (noch zu kaufendes) Rhodes selber stimmen zu können. :)
Auch ich freue mich sehr über den Artikel. Die Rhodes-Instrumente sind auch für mich fantastisch, ich setze allerdings keine Originale ein. Das RP-X von GEM hält einige Klänge bereit, die ich mit Vorliebe nutze, ebenso Pianoteq. Die Rhodesklänge sind übrigens auch in der Klassik nutzbar. Ich spielte für meine jüngste EP Stücke von F. Couperin mit Rhodesklängen ein.
@MidiDino Ich finde das rpx auch recht gut, akustikklaviere und rhodes, welches allerdings nicht ganz so viel „balls“ hat. Für weichere rhodes klänge oder gepaart mit anderen sounds sehr brauchbar.
schöner artikel, danke! ich hatte ende der 70er ein mark I. der runde deckel balancierte den minimoog nur so recht und schlecht. und der viel zu niedrige ausgangspegel wurde per nachgerüstetem batterie-vorverstärker aufgemotzt – vergass man nach der probe auszuschalten, war am nächsten tag die teure 9V-blockbatterie leer. die dynamik war eine herausforderung für jeden amp – ganz leise bis komplett übersteuert ging per anschlag. also ein extrem empfindliches instrument, das viel spielgefühl und technik einforderte. ich wurde diesem hohen anspruch leider nie wirklich gerecht, darum trennten sich unsere wege irgendwann zugunsten elektronischer keyboards. trotzdem – der rhodes-sound ist für mich immer noch inbegriff früher pop-musik, das spielgefühl der (manchmal etwas zu simplen und unexakten) hammermechanik unerreicht.
@mdesign Danke für Deinen Kommentar, mdesign.
Die große Dynamik hat gewiss auch ihre Schattenseiten. Hie und da nutze ich auch einen Kompressor, um die Dynamik etwas einzudämmen.
Auch von mir ein großes Dankeschön für diesen toll recherchierten und geschriebenen Artikel.
In meiner Jugendzeit spielten etliche Bands in unserer Gegend mit Rhodes Mark I plus Mini-Moog oben drauf.
Unsere eigene Band hat sich – nur für die Auftritte – das Mark II einer Realschule ausgeliehen. Da stand überall in gelber Schablonenschrift „Stadt ****“ drauf. Aber das war ein tolles Teil.
Ich spiele mittlerweile u. a. die Rhodes-Klänge aus der Nord-Piano-Library auf meinem Stage 3 compact sehr gerne. Bei den Dynamikstufen könnten sie da allerdings mal etwas „aufbohren“. Die Piano-Samples XL haben bis zu 200 MB (komprimiert), die Rhodes und Wurli max. nur 30 MB. Da geht noch was.
Ich liebe das Rhodes Mk. 1 — vor zwanzig Jahren war die Entscheidung, Wurlitzer 200 oder Rhodes 73 Mk. 1. Ich habe mich für ein (blind bzw. taub gekauftes) Mk. 1 entschieden und den Kauf bis heute nicht bereut — nur beim Mitschleppen zu Gigs.
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Um dieses Übel zu umgehen, bin ich parallel auf das SV-1 73 ausgewichen, das ebenfalls ein hervorragendes Instrument ist.
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Mich fasziniert der Rhodes Klang auch schon seit meiner Jugend. All die Jahre habe ich alles was an Hard- und Softwareemulationen auf den Markt kam sofort gekauft. Ja, das Zeug ist inzwischen richtig gut. Bis ich vor zwei Jahren mein erstes echtes Rhodes gekauft habe. Ein ’73er Mark I. Da wars um mich geschehen. Inzwischen habe ich 4 Stück und weitere werden folgen. Jedes hat einen ganz eigenen Charakter, den man durch Restauration, Voicing und Tuning herausarbeiten kann und muss. Keine noch so gute Emulation bringt die Faszination rüber, welche ein 45 Jahre altes Instrument auf den Musiker ausübt. Wer mal ne Stunde am echten Rhodes gesessen ist und dann an den Rechner sitzt, der merkt erst wie tot das alles ist. Ob es der Zuschauer hört? Wohl kaum.
@KeepCool Ob’s der Zuschauer hört? Ich würde eher sagen: der Zuschauer merkt sehr wohl, ob ein Musiker durch das Instrument inspiriert wird oder nicht.
Vielen Dank für den tollen Bericht. Mark 1 war mein erstes „Bandinstrument“ und ich war mächtig stolz drauf. Später kam ein moog prodigy dazu samt delay.
Heute nehm ich vorwiegend NE3 (10 kilogramm !) , kurzweil artis, GEM RPX oder das Gemini- modul von GSI.
Seit einigen Jahren hab ich wieder ein Rhodes Mark 1, erstanden für 900Euronen im tollen Zustand.
Für die nächsten Serien wünsvh ich mir einen Beitrag über fie FARFISA COMPACT !
Das Rhodes … ein Sound, der dringend erfunden werden müsste, wenn es ihn nicht schon gäbe … zu den ganz Großen am Rhodes zähle ich übrigens auch Joe Zawinul, der mit dem Rhodes und Effekten bemerkenswerte Sounds gebastelt hat …
@fatzratz wupps, steht ja auch im Artikel … lesen können wär toll … klasse geschrieben finde ich den übrigens :)
Hallo Martin,
vielen Dank für den schönen Artikel – Wirklich ganz tolle Hintegrundinfos zu den Instrumenten !
Ich habe auch noch ein Rhodes Mark II, aber leider gehört es mal ordentlich von einem Profi überholt. Meine Versuche das Ding zu stimmen sind besonders im Bereich der tiefen Tasten kläglich gescheitert ( Stimmgabeln prellen aneinander, etc. ). Unglaublich aber wahr : Habe das Rhodes 1998 damals von einem Hobby-Jazzmusiker in einem Topzustand für schlappe 700 DM (!) erworben.
Es ist noch die Version ohne Plastiktasten –> Unfassbar Schwer !
Auch ich verwende gerne die Arturia Emulationen, aber es geht einfach nichts über das Original !
Für das Original sollte man zu Hause auf jeden Fall ordentlich Platz einplanen – Es ist in echt viel größer als auf den Bildern.
Habe das Rhodes immer über einen Fender Twin Reverb + Schaller Tremolo und Crybaby Wahwah gespielt. Wahnsinn was das immer für tolle Bässe erzeugt hat und ganz zu schweigen von den sahnigen Tremolo Sounds in Verbindung mit dem Schaller Effektgerät und gehaltenem Sustainpedal.
Es ist einfach ein Instrument dass einen in seinen Bann zieht – Auch ganz ohne Effektgeräte und auf einem cleanen Twin Reverb Verstärkerkanal… Instant Beautiness !
Kennt noch jemand das Rhodes-Intro von „Garden of Paradise“, dem ersten Stück auf dem „Rainbow Dome Musick“-Album von Steve Hillage? Wunderschönes Duett des Rhodes mit dem Arp 2600 von Miquette Giraudy…
Auch Peter Baumann hat es bei Tangerine Dream verwendet (z.B. auf „Rubycon“); das Rhodes ist eben nicht nur für Soul und Fusion geeignet.
@Son of MooG Habe mir soeben Garden of Paradise angehört… sehr schöne Musik, danke für den Tipp.
@Son of MooG Siehe WRIGHT Intro von SHEEP auf Animals oder MUDMEN auf Obscured by clouds
1969 waren die Rhodes noch mit Tear drop Hämmern ausgestattet,die klingen dadurch weicher und in den Höhen angenehmer,das wurde zb. auf Bitches Brew verwendet
gute idee, hier nun auch vintage-keyboards vorzustellen. freue mich schon auf weitere teile. was kommt als nächstes?
Danke für den Artikel. Die Stimmung und Intonation eines funktionstüchtigen Rhodes kriegt man auch als Laie ganz gut hin – Youtube sei Dank. Die € 80,- für einen Satz neuer Hammerköpfe waren jedenfalls die beste Investition meines Lebens. Austausch und wiederholte Feinabstimmung zogen sich zwar über zwei Tage dahin, das Instrument klingt seitdem aber besser als je zuvor.
Ich möchte jedoch ausdrücklich davor warnen, die Schraubenköpfe im Inneren mit metrischen Schraubenschlüsseln zu traktieren: Ein guter Satz Zollschlüssel ist Voraussetzung für eine Renovierung ohne Dauerschäden!
@Orlando Gibbons Hallo Orlando,
ich hab nun seit einigen Wochen ein Mark I. Nicht das ich da jetzt was machen müsste. Aber hast du vielleicht einen Youtube Link über?
@TobyB Hallo Toby! Ich habe mich an diesen Tutorials orientiert: https://www.youtube.com/watch?v=mx9v0XQrk64 und https://www.youtube.com/watch?v=TXasw3lXLns Viel Erfolg!
@Orlando Gibbons Hallo Orlando,
vielen Dank :-)
Ein Up-Date zum Rhodes Mk 8 sowie Rhodes V8 (pro) wäre nett. Hier die entsprechenden Artikel: https://www.amazona.de/rhodes-mk8-rueckkehr-des-e-piano-klassikers/
https://www.amazona.de/rhodes-v8-v8-pro-e-piano-plug-in-vst-au/
Vielleicht eine dumme Frage, aber warum taucht hier ein 6 Jahre alter Artikel mit dem Datum von heute auf?
@THo65 Ja, das mag verwirrend sein. Wir haben den Artikel überarbeitet und aktualisiert, u.a. durch das Mark 8. Neu ist der Abschnitt über die digitalen Alternativen.
Großartiger Bericht, trotz seines alters :) Neulich habe ich dann auch die Software der MK8 zugelegt, was ich ja für äußerst gelungen halte. Ich finde die Software von Rhodes weitaus realistischer als andere Mitbewerber, jedenfalls die ich getestet habe. Natürlich ist es nicht 1:1 wie die Hardware, aber das ist ja jetzt nun ein sehr großer Preisunterschied, so das es für mich überhaupt kein Thema ist. Der Kundensupport ist auch ganz gut und zielführend.
George Duke: Eat that question (ZAPPA)
Hammer Rhodes solo mit wah wah !!
https://youtu.be/RonvGAZRipA?si=bpRS4cV4aBVgAIK3
George Duke: Eat that question (ZAPPA)
Hammer Rhodes solo mit wah wah !!
https://youtu.be/RonvGAZRipA?si=bpRS4cV4aBVgAIK3
„Vielleicht war er einfach der windigere Geschäftsmann“. Ich denke, Leo Fender war auf alle Fälle der findigere Geschäftsmann. Windiger unter Umständen auch ;-)
Hat es nicht auch das Yamaha Reface CP für schlappe 400 € verdient, als Alternative genannt zu werden? … Oder müssen es unbedingt die dicken, teuren(?) Boliden sein?