Die beste LinnDrum, die AKAI je baute
Die AKAI MPC60 hat die Musikwelt revolutioniert. Doch das ist schon über 30 Jahre her und Musikgeschichte. Wie kam es eigentlich zur MPC60? Lohnt sich eine MPC60 auch für einen blutigen MPC Anfänger? Hat die AKAI MPC60 auch heute noch Relevanz im Studio? Lohnt sich ein Upgrade der MPC60? Diese Frage versucht dieser Artikel zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Der verspätete Weg zur AKAI MPC60
- Die Vorgänger der Akai MPC60
- Linn LM-1
- Linn LinnDrum
- Linn 9000
- Roger Linn und AKAI
- AKAI MPC60 – Europa will nicht
- AKAI MPC60 II: Ein kosteneffiziente Alternative
- Das Ende zwischen Roger Linn und AKAI
- Das AKAI MPC60 Midi-Production-Center
- Der Steckbrief der AKAI MPC60
- Das Design der Akai MPC60
- Mansel Labs Upgrade
- Der AKAI MPC60 in der Praxis
- Ein Sample oldschool aufnehmen
- Editierung am AKAI MPC60
- Der AKAI MPC60-Mixer
- Der AKAI ASQ10 Sequencer, die MPC60 ohne Sampling
- Restauration der AKAI MPC60
Der verspätete Weg zur AKAI MPC60
Als ich mich entschloss, den Artikel für die Akai MPC 60 anzunehmen, war sie für mich ein Anachronismus, eine Fußnote in der Geschichte des Samplings. Hier und da hört man zwar immer noch von Produzenten, die mit der breiten Produktpalette der MPCs arbeiten, aber es gibt auch Musiker, die noch mit dem Atari arbeiten. So what?
Es ist schön, im Internet Videos anzusehen, in denen die Cool Guys vor der MPC sitzen, einen rauchen und vom Technics 1210 MKII Soulplatten sampeln. Aber mit dem Studioalltag 2019 hat das nicht mehr viel zu tun.
Als ich die MPC bei Peter Grandl abholte („mein Gott, ist die groß und schwer“), wusste ich immer noch nicht, worauf ich mich einließ. Erst mal musste „dieser Klump“ in meine Wohnung geschafft werden und ich überlegte mir, wo ich dieses Riesending aufstellten sollte. Als ein Platz gefunden war, stand sie dann also da: eine gepimmte und aufgemotzte MPC60 mit SD-Card Laufwerk, neuem Display und neuen Betriebssystem.
Also erst mal voller Zweifel eingeschaltet und mich voller Zweifel mit der Menüführung und Bedienung auseinandergesetzt. Und nach wenigen Stunden war klar: Verdammt, ich brauch diesen Anachronismus der Sample-Geschichte!
Warum mir diese Erleuchtung erst 2019 kam, ist damit zu erklären, dass ich ein PC-Kind bin. Mit Windows 3.1 ging es los und Windows 95 war ganz arg toll. Mitte der 1990er hatte ich wenig Geld, war ein verpickelter Teenager und vom Technovirus infiziert. Man wollte diese Musik natürlich selber machen, aber schon damals war klar: Synthesizer und Sampler sind unglaublich teuer. Eine MPC sowieso.
Ein PC war notwendig, weil in der Ausbildung keiner mehr seine Arbeiten an der Schreibmaschine schreiben wollte, außerdem konnte man zocken und mit dem Internet ging es auch los. Raubkopien ermöglichten es mir, am Computer Musik zu machen. Die Frage im Freundeskreis war dann Logic (ja, das gab es tatsächlich mal für PC) oder Cubase?
Logic und Cubase waren so teuer, dass sich die Frage nach einem legalen Erwerb nicht stellte. Das erste Setup bestand aus einem PC aus dritter Hand mit Logic, ReCycle Crack und einer Creative AWE64. Dieses System wurde über selbstgebaute Boxen und einem Sony Verstärker abgehört. Vom Mund habe ich mir eine 8 MB Speichererweiterung für die Creative AWE64 abgespart. Damit konnte man schon was anfangen.
Aber der Traum wurde in den Synthesizer Magazinen vorgeführt: Synthesizer, Sampler, Mischpulte, Grooveboxen, MPCs in den verschiedensten Reinkarnationen, alles unglaublich teuer und unbezahlbar. Als Geld vorhanden war, wurde in ein Powerbook, RME Hammerfall, Logic und ReCyle investiert. Ab da gab es keine Raubkopien mehr. Unterstützt die Software-Schmiede eures Vertrauens!
Aber auch dann stellte sich die Frage nach einer MPC nicht mehr, da die Leistung eines Powerbooks alle musikalischen Träume erfüllen konnte, die ich hatte. Die Jahre gingen in das Land und die MPC existierten in einem Paralleluniversum. Die Internetvideos reden davon, wie toll sie sei, Ian Pooley erzählte, dass er sie bis heute nutzt, DJ Sneak erwähnte in einem Interview, dass es Jahre gebraucht hat, bis er dem Computer das beigebracht hat, was die MPC konnte.
Als PC-Kind steht man nur da und denkt sich: Veteranen aus einer anderen Zeit, die sich von ihrem liebgewonnen Spielzeug nicht trennen können, obwohl es von der Geschichte überholt wurde. Schließlich existiert Ableton Live und DAWs mit einem Funktionsumfang, den man in einem Leben nicht ergründen kann.
Die Community der MPC Freunde schlug die Hände über den Kopf zusammen, als Akai die MPCs präsentierten, die vom Rechner abhängig waren. Das iPad brachte iMPC, habe ich mir gekauft. „Na, was soll daran toll sein?“, dachte ich mir und vielen Nutzern ging es wohl ähnlich, wenn man den Rezensionen Glauben schenken darf. Dann testete ich für AMAZONA.de die Akai Force, aber dieses Instrument hat nicht mehr viel mit einer MPC zu tun. Akai orientiert sich an Clips, also an Ableton Live. Dann also 2019: Akai MPC 60.
Ich arbeitete mich in diese Maschine ein und dachte mir nur: „Verdammt, was habe ich all die Jahre verpasst und warum habe ich mir die Horrorprogrammierung der AWE64 angetan?“ Natürlich ist die MPC60 2019 viel zu groß und viele ihrer Funktionen nicht mehr zeitgemäß.
Sie beherrscht aber Funktionen, die sie immer noch besser ausführt als ihre moderne Konkurrenz. So dämlich es klingen mag und so oft man es auch schon gehört und gelesen hat: Die MPC60 groovt und swingt wie keine andere.
Das ist mir ehrlich gesagt ein echtes Rätsel. Ich beschäftige mich jetzt schon über 20 Jahre mit elektronischer Musik und habe so ein Feeling im Rhythmus nie gehört. Jetzt mag man einwerfen: Es gibt doch Groove Templates für alle DAWs, welche die Swing Funktionen aller legendären MPC Modele und Drummachines reproduzieren. Diese Templates können leider nicht den Swing einer MPC reproduzieren. Der Swing der MPC ist die Information, die am schwierigsten zu recherchieren ist, wenn man keine esoterischen Aussagen haben möchte, wie: “Sie grooooovt so geil!!!“
Dann ist da noch die Sample-Auflösung der MPC. Für heutige Maßstäbe viel zu schlecht, aber ausschlaggebenden für den gewissen Sound, den sie produziert. Die Bit- und Sample-Rate kann mit zeitgemäßen Samplern reduziert werden. Leider klingen diese Algorithmen nicht nach einer echten MPC60.
Dies sind für mich die Hauptgründe, warum eine MPC 60 auch heute noch Relevanz im Studio hat. Wenn man die MPC60 zum ersten Mal sieht, fällt der Blick auf eine Unterschrift, die da nicht irgendein Schmierfink hinterlassen hat. Diese Unterschrift wurde auf die MPC 60 gedruckt und stammt von Roger Linn. Wenn man sich mit der MPC60 beschäftigt, kommt man an diesem Mann nicht vorbei und warum Roger Linn so wichtig ist, soll jetzt geklärt werden.
Roger Linn und ein Blick in die Gegenwart und Zukunft
Die Vorgänger der Akai MPC60
Roger Linn ist von Haus aus kein technikverliebter Ingenieur, der schon frühzeitig Drummachines und Synthesizer entwickelt hat.
Roger Linn war in erster Linie ein Musiker und hatte ein großes Problem. Das Problem bestand darin, dass die Drummachines Ende der 1970er Jahren in seinen Ohren furchtbar klangen und reine Preset Abspielgeräte waren. Aus Roger Linns Sicht war es ein unhaltbarer Zustand, dass man mit diesen Instrumenten keine eigenen Rhythmen programmieren konnte und die Sounds unrealistisch klangen.
Einen musikalischen Eindruck von diesen Drum-Sounds bekommt man in Jean-Michel Jarres Oxygen IV, dessen Drums aus einem Korg Minipops stammen und in Blondies „Heart of Glass“ wurde ein Preset aus der Roland CR-78 mit einem echten Schlagzeug kombiniert.
Roger Linn war in seinen Zwanzigern und beschäftigte sich in seiner Freizeit mit Computer-Technologie und entwarf auf Grundlage eines Roland Circutboards eine programmierbare Drummachine. Die Kollegen Roger Linns waren von dem Ergebnis beeindruckt, aber dieser erste Versuch klang immer noch unrealistisch. Roger Linn hatte den Anspruch, eine Drummachine zu kreieren, die wie ein echtes Schlagzeug klingen sollte.
Linn LM-1
Auf Basis seines ersten Entwurfs kreierte Roger Linn die LM-1. Er entwickelte die Software mit Basic in dem Computer Compal 80. Die LM-1 war eine Revolution, denn mit ihr war es zum ersten Mal möglich, eigene Rhythmen zu kreieren, zu quantisieren und die Samples konnten gestimmt und verändert werden.
Damit die Rhythmen den „Human-Factor“ haben, also nicht zu statisch klingen, entwickelte Roger Linn den Shuffle, den wir heute als Swing bezeichnen. Denn schon Duke Ellington wusste: „It don’t mean a thing if it ain’t got that wwing.“
Roger Linn erklärt den Swing folgendermaßen: Swing ist das Verhältnis der Dauer zwischen der ersten und der zweiten Sechzehntelnote innerhalb jeder Achtelnote. 50 % Swing bedeuten ein gleiches Timing zwischen der ersten und der zweiten Sechzehntelnote und 66 % Swing erzeugt ein genaues Triplett-Timing zwischen der ersten und der zweiten Sechzehntelnote. Wenn man also einen Swing zwischen 50 % und 66 % eingibt, bedeutet dies, dass im Takt eine „Lässigkeit“ erzeugt wird, was den Groove natürlicher macht.
Die Sounds der LM-1 waren Sample-basiert und wurden von Art Wood eingespielt. Linn und Wood analysierten, welche Schlagzeugsounds 1979 angesagt waren und diese wurden dann direkt auf Chips aufgenommen. Heute ist Sampling sicher für viele Musiker eine willkommene Einnahmequelle, aber 1979 war es für Art Wood die erste Session, auf der er kein Rhythmus spielen musste. Also liebe Leser, denkt daran, wenn ihr mit den Sounds einer LM-1 Musik macht, hört ihr Art Wood. Dass ihr ihn gehört habt, ist nicht unwahrscheinlich und das, obwohl von der LM-1 nur 500 Stück gebaut wurden.
Die LM-1 war nicht als Massenprodukt angelegt. Sie wurde in einer Garage mit Freunden von Roger Linn zusammengebaut. Jede kostete 5000 $ und alle landeten sofort in den Händen von Profimusikern. Einer dieser Musiker war Prince, der die LM-1 bis zu seinem Tode benutze. Sie kam zum ersten Mal auf dem Album 1999 zum Einsatz und dominierte die Hits 1999 und Little Red Corvet. Auf sehr vielen Stücken von 1999 hört man in den ersten 30 Sekunden ausschließlich die LM-1. Prince schrieb mit der LM-1 Musikgeschichte, spätestens mit „When Doves Cry“ ist sie untrennbar mit ihm verbunden.
Aber nicht nur Prince nutzte sie, sondern auch Quincy Jones als Produzent von Michael Jackson sowie Madonna, Peter Gabriel, Herbie Hancock, Steve Winwood etc. Die LM-1 war auch für ein weiteres Musikerpaar eine Offenbarung.
Der Soundtrack zu „Escape from New York“ war die erste Zusammenarbeit zwischen Alan Howarth und John Carpenter. Alan Howarth besaß das Studio, war Profimusiker und kümmerte sich um die technischen Belange. Howarth kontaktierte Linn und konnte eine der ersten LM-1 erwerben. Die LM-1 hatte die Aufgabe, den ARP Sequencer zu triggern, der zwei ARP Avatars steuerte.
Alan Howarth brauchte mehr Ausdrucksmöglichkeiten und er ließ sich von Roger Linn die LM-1 so modifizieren, dass sie 4tel, 8tel, 16tel und 32tel Noten ausgab. So wurde die LM-1 zum Herz des Rigs von Carpenter und Howarth. Da es damals noch nicht möglich war, Bild und Ton zu synchronisieren, wurde die Tonspur des Films zu dem Syncpulse-Signal (FSK) der LM-1 synchronisiert. Um Bild und Ton zu synchronisieren musste man aber trotzdem die Ton- und Filmspur gleichzeitig manuell starten. Roger Linn hat zu diesem Zeitpunkt die Musikwelt zum ersten Mal revolutioniert.
Linn LinnDrum
1982 folgte der Nachfolger der LM-1, die LinnDrum. Sie war im Vergleich zu ihrem Vorgänger in den Funktionen eingeschränkt, so konnte man z. B. nicht jedes Instrument tunen. Dafür war es möglich, die EPROMs austauschen, um neue Sounds zu laden. Sie war mit 3000 $ wesentlich billiger und verkaufte 5000 Einheiten. Leider ist bei der LinnDrum nicht bekannt, wer die Samples eingespielt hat.
Diese Drummachine beherrschte die 1980 Jahre und war in zahllosen Hits zu hören, wie z. B. in Tears For Fears „Shout“, Frankie goes to Hollywood „Relax“ oder Harold Faltermeyers „Axel F.“ Diese Erfolgsserie schien nicht mehr zu stoppen und als die Linn 9000 1984 erschien, schaute die Musikwelt gespannt auf die neue Kreation aus dem Hause Linn.
Ihr wollt mehr über die LinnDrum wissen? Klaus P. Rausch testete die LinnDrum für AMAZONA.de.
Linn 9000
Leider ging bei der Linn 9000 alles schief, was schiefgehen konnte. Roger Linn selbst beschreibt die Linn 9000 als unzuverlässig und teuer.
Sie kostete tatsächlich 5000 $ und wollte man ein voll ausgebautes Exemplar erwerben, musste man 7000 $ investieren. Außerdem stand zum ersten Mal ein Linn Instrument in Konkurrenz zu anderen Drummachines, die mit ähnlichen Features aufwarten konnten und viel billiger waren.
Roger Linn berichtete, dass er mit 26 Jahren zwar sehr viele gute Ideen hatte, aber kein guter Geschäftsmann war und sich nicht in der Lage sah, zuverlässige Produkte herzustellen.
Die Linn 9000 basierte auf einem Intel 8088 Chip mit 64K Speicherplatz für den Softwarecode. Der limitierte Speicherplatz machte es Roger Linn unmöglich, Bugs zu beseitigen und das Betriebssystem zu verbessern, weswegen die Entwicklung eingestellt wurde.
Obwohl die Linn 9000 einen schlechten Ruf hatte, ist sie auch auf dem Longplayer „Rendez-vous“ von Jean-Michel Jarre eingesetzt worden.
Die Entwicklung der Linn 9000 war trotz des Fehlschlags sehr wichtig, weil sie viele der Ideen vorweg nahm, die Roger Linn in der Akai MPC60 verwirklichen konnte. Sofort fallen die Pads auf, womit Roger Linn auch die Karriere der Finger-Drummer startete! Welcher MIDI-Controller verfügt heutzutage nicht über Pads? Sie sind aus dem Studioalltag nicht mehr wegzudenken. Außerdem befindet sich in der Linn 9000 ein Diskettenlaufwerk zum Laden eigener Samples.
Nach diesen 3 Instrumenten war Schluss mit Linn Electronics, aber nicht mit dem schöpferischen Drang von Roger Linn.
Ihr wollt mehr über die Linn 9000 wissen? Klaus P. Rausch testete die Linn9000 für AMAZONA.de.
Roger Linn und AKAI
Roger Linn tat sich mit Akai zusammen und der Siegeszug der MPC60 begann. Roger Linn wurde nach dem Ende von Linn Electronics sofort eine Stelle als Creative Designer angeboten. Er nahm die Stelle an, weil er eine zuverlässige Firma suchte, die in der Lage war, seine Ideen umzusetzen.
Mit der MPC60 wurde das verwirklicht, was bei der Linn 9000 nicht funktioniert hatte. Wir finden Pads, die Möglichkeit, Samples zu laden und sie hatte ein stabiles Betriebssystem.
Die MPC 60 kostete damals 5000 $ und verfügte nicht mal über 1 MB RAM und trotzdem liegt der Gebrauchtmarktpreis bei ca. 1200 Euro und dass er fallen wird, ist nicht abzusehen.
Diese Maschine eroberte schnell die Herzen der Produzenten und besonders im Hip-Hop fasste sie Fuß. Man hört sie in Warren G’s “Regulate” oder in DJ Shadow’s Endtroducing. Sie wird auch mit DJ Premier in Verbindung gebracht und wurde auch von Jean-Michel Jarre, Air Liquide, Dr. Walker, Jimmy Edgar usw. eingesetzt. Non Eric hebt hervor, dass alle seine Platten auf Lunatec mit der MPC 60 gemacht worden sind. In Europa hingegen, lief das Geschäft mit der MPC60 überhaupt nicht, wie sich im folgenden Absatz Peter Grandl erinnert:
AKAI MPC60 – Europa will nicht
(von Peter Grandl)
Ich erinnere mich gut daran, als ich 1988 zum ersten Mal im Music-Shop in München eine AKAI MPC60 sah. Sie war aufwendig auf einem Podest in der Mitte des Ladens platziert, und den stolzen Preis von knapp 7.000 DM erfuhr man nur hinter vorgehaltener Hand. Für 1.000 DM mehr bekam man bereits den angesagten AKAI S1000 Studiosampler mit 16 Bit. Die MPC60 stand monatelang unbeachtet dort, bis sie schließlich doch jemand kaufte. Der Shopbesitzer kommentierte dies trocken mit: „Zum Glück ist das Ding weg, stand da wie Blei.“
Einige Jahre später, als ich das Marketing des deutschen AKAI-Vertriebs übernahm, erhielt ich Einblick in die Zahlen und erfuhr Hintergründe zur europäischen Markteinführung. Der Handel hatte das extrem teure und aus seiner Sicht veraltete Produkt rundweg abgelehnt. Bereits die Vorbestellungen fielen vernichtend aus. AKAI war ratlos, denn in den USA lief die MPC60 erfolgreich. Um die Verkaufszahlen in Europa zu steigern, koppelte man schließlich den Verkauf der beliebten AKAI S1000-Sampler an die MPC60: Händler, die den S1000 führen wollten, mussten auch eine kleine Stückzahl der MPC60 abnehmen. Auf diese Weise fanden letztlich doch einige Geräte ihren Weg nach Europa.
Was aber war der Grund für das europäische Desaster? Ganz einfach: Die Markteinführung der MPC60 fiel in die Zeit des Siegeszuges der ATARI-Computer. Diese waren mit ihrer eingebauten MIDI-Schnittstelle und Programmen wie Steinberg 24 oder Emagic Creator äußerst beliebt. Selbst renommierte Studios in ganz Europa hatten längst auf den ATARI 1040ST umgestellt und produzierten damit ihre Hits. Das kleine Display und die frickelige Bedienung der MPC60 wurde in Europa als Rückschritt wahrgenommen.
Der traurige Schlusspunkt kam einige Jahre später beim Ausverkauf der Ladenhüter. Ich war persönlich dabei, als Zitrone-Musik in München drei oder vier der „Kisten“ bei einem Sommerfest versteigerte. Ich erinnere mich, dass die höchsten Gebote gerade mal bei 200 oder 300 DM lagen.
AKAI MPC60 II: Ein kosteneffiziente Alternative
aber kein echter Nachfolger
Der MPC60 folgte 1991 die MPC 60 II, die sich von ihrem Vorgänger darin unterschied, dass sie ein neues Gehäuse bekam und einen Kopfhörerausgang. Technisch ist alles beim Alten geblieben. Wer also heute noch eine MPC60 oder MPC60 II nutzen möchte, hat die Qual der Wahl.
Dr. Walker vertritt die Ansicht, dass die MPC60 im Vergleich zur MPC60 II viel schöner sei und er muss es wissen, nicht umsonst nennt er sich MPC-Maschinist.
1994 holte Roger Linn und Akai mit der MPC 3000 zu einem neuen Erfolgsschlag aus. Dieses Instrument beherrschte endlich 44,1 kHz / 16 bit Sampling-Rate und der Speicher konnte auf sensationelle 32 MB ausgebaut werden und kostete 5000 $.
Dr. Dre benutze drei MPC 3000 und J Dilla war auch ein Nutzer, der hier nicht unerwähnt bleiben sollte. Die MPC 3000 ist bis heute zentraler Mittelpunkt im Studio von Ian Pooley.
Das Ende zwischen Roger Linn und AKAI
Doch wo Erfolg ist, ist auch Neid. Nach Aussagen von Roger Linn versuchte Akai alles, um ihn an dem Erfolg der Akai MPC Serie nicht zu beteiligen. Daraufhin sah sich Roger Linn gezwungen, gegen Akai zu klagen und bekam Recht. Als Akai Ende der 1990er Jahre an Numark verkauft wurde, setzte man Roger Linn erneut unter Druck. Er selbst beschreibt die Methoden des Numark Managers „als ziemlich fiese, aber legale Tricks, um mir so viel Angst zu machen, dass er mich auch weiterhin nicht bezahlen müsste.“ Dieses Zitat aus einem Interview, zwischen Roger Linn und Peter Grandl, braucht keinen weiteren Kommentar.
Roger Linn gab unter diesem Druck nach, weil er kein Interesse an einem langwierigen Rechtsstreit hatte. Aus diesem Grund hat Numark nie die Lizenzgebühren an Roger Linn bezahlt, die mit Akai vereinbart wurden.
Die MPC 2000 wurde schon ohne Roger Linn entwickelt und nach Aussagen vieler Kenner erfüllt sie nicht mehr die Besonderheit ihrer Vorgänger: Sie groovt nicht mehr.
Ihr wollt mehr über die AKAI MPC2000 wissen? Peter Grandl testete die MPC2000 für AMAZONA.de.
Das AKAI MPC60 Midi-Production-Center
Nun steht sie also vor mir: die Akai MPC 60. Roger Linns erste Kreation für Akai. Mir stellt sich natürlich die Frage, ob sie mit den heutigen Produktionsstandards mithalten kann.
Schließlich verfügen wir 2019 über Sampling-Systeme, die Hunderte von Gigabyte fassen. Die Prozessoren können uns heutzutage jeden noch so feuchten Audiotraum erfüllen. Die Software wird uns auf Bildschirmen dargestellt, die so hochauflösend sind, dass der Satz „bei dem Monitor bekommt man ja Augenkrebs“ schon der Vergangenheit angehören zu scheint.
Der Steckbrief der AKAI MPC60
Mit welchen Leistungsmerkmalen konnte die MPC 60 1988 aufwarten?
Das MIDI Production Center (MPC) verfügt über 16 Stimmen. Denkt man heute an die Synthesizer von Dave Smith, den Moog One oder den Korg Prologue, kommt man zu dem Ergebnis, dass sie auch nicht mehr Stimmen schaffen. Die meisten Synthesizer aus Rolands Boutique-Serie schaffen sogar nur 4 Stimmen. Der Markt der monophonen Synthesizer ist mittlerweile unüberschaubar, somit sind 16 Stimmen aus dem Jahr 1988 immer noch zeitgemäß.
Serienmäßig besitzt die Akai MPC60 768 KB RAM, der auf 1,5 MB erweiterbar war. Bei einer Sample-Auflösung von 40 kHz / 12 Bit verfügte man über 13,1 Sekunden Sampling-Zeit in Stereo (26,6 Sekunden bei 1,5 MB). Diese Daten sind heutzutage indiskutabel.
Allerdings hat diese Limitierung gerade den Sound geprägt, den Generation von Produzenten und Musikern nachspüren und lieben. Er erzeugte den Sound so vieler Klassiker in der Techno und Hip-Hop Kultur. Viele Hip-Hopper unterstellen Roger Linn, der wahre Erfinder dieser Musik zu sein. Dies ist wirklich lustig, weil Roger Linn nichts mit Hip-Hop am Hut hat. Die Frage ist, ob man diesen Sound mit immer höheren Sampleraten oder Software-Emulationen erzeugen kann? Dazu später mehr.
Die Akai MPC60 konnte 20 Songs, 99 Sequenzen, 99 Tracks und 60000 Noten speichern. Diese Daten sind auch heute vollkommen ausreichend, um einen Track zu produzieren.
Die MPC60 verfügt über 8 Einzelausgänge, Stereo-Out, einen Mono-In mit Gain-Switch für Hi/Mid/Lo – Record Level, Stereo-Return In, Mix-Out, vier MIDI-Ausgänge, zwei MIDI-Eingänge, 2 Foot-Switch-Anschlüsse, Sync Out/In, Metronom Out. Die MPC60 empfängt und sendet dMTC, SMPTE, FSK24, Pulse 96, Click In. Ist das auch noch 2019 Standard?
Natürlich fehlt heute der allgegenwärtige USB-Anschluss. Trotzdem: Welcher Synthesizer oder Sampler verfügt heute noch über diese Anzahl der Anschlüsse? Sehr viele Synthesizer setzen bei den Inputs und Outputs heutzutage auf Mono. Mono! Und bei Drummachines gibt es heute fast nur noch ein Stereo-Out-Paar und man kann froh sein, wenn der Ausgang nicht als Mini-Klinke vorliegt.
Das muss man sich mal vorstellen! 1988 vs. 2019. Warum will der Musiker Einzelausgänge? Man möchte die Drums als Einzelspuren aufnehmen, um sie mit den heutigen Möglichkeiten der Audio-Technologie zu bearbeiten. Es ist einfacher, die Bassdrum zu bearbeiten, wenn es nicht notwendig ist, sich mit der Snare und der Hi-Hat rumzuschlagen, die mit einer Stereospur untrennbar mitgeliefert werden. Was nützt mir ein Synthesizer, der multitimbral ist, wenn er nicht über Einzelausgänge verfügt, die seiner Multitimbralität entsprechen?
Das Design der Akai MPC60
1988 baute man Instrumente bei Akai sehr massiv, groß und stabil. Dies war wohl damals technisch nicht anders machbar und soll die Professionalität des Instruments unterstreichen.
Die Maschine wiegt 10,5 kg und verfügt über die Maße 49,5 x 12,7 x 47,1 cm. Ein echtes Monster im Studio, das für die Ewigkeit gebaut wurde. Das Gehäuse besteht aus Metall und Kunststoff. Die Seitenteile aus Kunststoff sind so massiv konstruiert, dass der Begriff „Stoßstange“ nicht unangebracht ist. Auf Tour hält dieses Instrument sicherlich einiges an Belastung aus.
Das Gehäuse ist in verschiedenen Grautönen gestaltet. Oben findet man eine Kunststoffleiste mit mehreren Lüftungsschlitzen auf der rechten Seite. Darauf folgt das Bedienfeld aus Metall mit dem roten Schriftzug Akai Professional. Rechts daneben befindet sich in schwarzer Schrift Roger Linn’s Unterschrift.
Neben der Unterschrift wurde das aufklappbare LC-Display angebracht, wie man es vom Panel des Minimoog kennt. Der Nacken wird es danken. Der Kontrastregler erleichtert die Lesbarkeit des Displays unter unterschiedlichsten Lichtverhältnissen. Die schon angesprochene Modernisierung der MPC60 besteht aus einem blauen LCD, das sich hell, scharf und kontrastreich präsentiert. Bei einem Gerät von 1988 ist das eine willkommene Verbesserung und schont die Augen erheblich.
Unter dem Akai Schriftzug befindet sich der großzügig gestaltete Volume-Regler. Sodann stoßen wir auf das Bedienfeld. Links finden sich 4 Buttons, die untereinander angeordnet sind und sehr wichtig für die weitere Bedingung sind und später erklärt werden. Unter ihnen befindet sich ein Slider.
Rechts daneben sind die magischen 16 Pads angeordnet. 16 Pads ist die Anzahl, an der sich viele Hersteller auch heute noch orientieren. Die Pads fühlen sich wirklich sehr wertig an, sind sehr gut zu spielen und beherrschen Velocity und Aftertouch für dynamisches Spiel. Es folgt das numerische Data-Entry-Feld. Es ist auch möglich, mit einer Plus- und Minus-Taste Werte zu verändern. Zusätzlich ist auch ein Data-Entry-Knob vorhanden. Darunter 3 Buttons für Erase, Timing-Correct und Tap-Tempo.
Es folgt das Commands-Feld mit 25 Tastern. Die Tasten haben eine Grundfunktion, aber sind mit den Buchstaben des Alphabets doppelt belegt. Darunter befinden sich 5 Tasten, mit denen man an einer bestimmten Position im Track vor- oder zurückspringen kann und wieder darunter die 5 rot gestaltenden Record- und Play-Buttons.
Abgeschlossen wird das Bedienfeld mit einer Kissenleiste aus Kunstleder, worauf man je nach Motivationsgrad die Ellenbogen oder das Kinn aufstützen kann. Wo findet man so was noch heute?!
Unterhalb der Kissenleiste befindet sich das Diskettenlaufwerk, das mit einem SD-Karten-Slot modernisiert wurde.
Die Größe des Geräts erleichtert die Bedienung ungemein, da alle Elemente übersichtlich und großzügig gestaltet sind. Das ganze Design der MPC60 ist sehr durchdacht und es ist eine Freude, direkt vor dieser Maschine zu sitzen.
Die MPC60 bestimmt das Geschehen und man konzentriert sich vor ihr auf die Musik. Die Verbindung aus Musikalität und Verwaltung wurde perfekt umgesetzt. Im folgenden Praxistest wird dieser Umstand genauer beleuchtet.
Mansel Labs Upgrade
Wie sehr die MPC60 Enthusiasten ihre Maschine lieben, zeigt sich nicht nur darin, dass man sie mit einem Display oder neuen Laufwerken erweitern kann. Die Liebe geht so weit, dass Mansell-Labs nicht davor zurückschreckten, das Betriebssystem von 1988 zu verbessern. Dabei ist es nicht wie heute möglich, ein neues Betriebssystem per Software-Update zu installieren, sondern der Chip mit dem Betriebssystem wird ausgetauscht. Die mir vorliegende MPC60 hat das Betriebssystem Vimana 3.15B5 von Mansell-Labs installiert.
Dieses Update ermöglicht es, die Sample-Zeit von 5 Sekunden auf 13 oder 26 Sekunden zu verlängern, abhängig davon ob die 1,5 MB Speichererweiterung installiert ist oder nicht. Durch Kompression ist es möglich, die Samplingrate von 40 kHz auf 20 kHz zu reduzieren und damit die Sampling-Zeit zu verdoppeln. Die Samples zeigen nun ihren vollen Namen an und nicht nur die ersten 4 Buchstaben.
Die Funktion „Best sound start“ entfernt Stille automatisch vor dem Sample. Es können Samples beliebig beschnitten und Samples an andere Stelle wieder eingesetzt werden. Man kann nun ausgewählte Samples bei laufenden Sequencer editieren und hört sofort das Ergebnis.
Sounds werden nicht mehr in einem Drumset gespeichert, sondern einzeln. Außerdem wird im Speichervorgang unnötiges Sample-Material, das beim editieren anfällt, entfernt.
Mit der MPC 60 kann man nur in Mono sampeln, aber das Upgrade ermöglicht es, links und rechts zu sampeln und Vimana ist in der Lage, die Sounds zu synchronisieren und verwandelt es in ein Stereo-Sample.
Außerdem wird der Sequencer-Speicher nicht mehr gelöscht, bevor man sampelt. Deswegen können die Noten eines Tracks nun auch einem anderen Sound zugeordnet werden.
Es ist nun möglich, 4 Pad Bänke für 64 Sounds anzulegen anstatt nur 32 auf 2 Bänke.
Man kann Standard-MIDI-Files laden, speichern und MPC3000 Stereo-Files laden.
Wenn ein Pad wiederholt gespielt wird, ist es möglich, einen Stutter-Effekt erzeugen. Außerdem können Sounds gestoppt werden, wenn man die Finger vom Pad nimmt. Ein Sound kann so programmiert werden, dass er einen anderen Sound starten oder stoppen kann.
Der Hi-Hat-Decay-Slider kann nun jedem Pad zugeordnet werden. Der Slider ist in der Lage, Tuning, Deacy oder Attack zu beeinflussen und die Bewegungen des Sliders können in Echtzeit aufgenommen werden.
Mit den Vorwärts- und Rückwärts-Tasten kann man unabhängig von der Position im Track zum letzten oder nächsten Notenevent springen und Noten kopieren und einfügen.
Shift Timing verschiebt das Timing des Tracks unabhängig von der Timing Correction.
Die Zusammenarbeit mit externem MIDI-Equipment wurde verbessert.
Der AKAI MPC60 in der Praxis
Als PC-Kind ist man an ein Display gewöhnt. Allerdings ist das MPC60 Display textbasiert und Samples können nicht mit Hilfe einer graphischen Darstellung geschnitten werden.
Mir kommen Erinnerungen von Trackern in den Kopf und ich empfinde diese Editierung und Erstellung von Tracks als unbefriedigend und nicht sonderlich intuitiv. Aber es hilft ja nix.
Es gibt zwar unzählige Videos im Internet über die Arbeitsweise der MPC60, aber mir ist kein Video bekannt, in dem gesampelt, geschnitten und der Prozess erklärt wird. Zuerst will ich eigene Samples, denn die vorliegenden Sounds gefallen mir überhaupt nicht.
Ein Sample oldschool aufnehmen
Oldschool Sampling bedeutet: direkt in die MPC60 sampeln. Dazu drückt man im Bedienfeld „Commands“ die Option Sounds und wählt hier Option 5 „Sample New Sound“. Unter dem Display ist <Soft Key 1> bis <Soft Key 4> aufgedruckt, die mit der letzten Zeile im Display korrespondieren. Der neue MPC60 User sollte sich schnell an die <Soft Key 1-4 > Bedienung gewöhnen, sie ist essentiell, um das Konzept der MPC60 zu verstehen.
Unter Commands findet man die dazugehörigen <Soft Key 1-4 > Buttons, die gedrückt werden müssen, um die Befehle auszuführen. Im Sample-Fenster kann man die Sample-Zeit bestimmen, die ich auf 2 sec einstelle. Ich möchte nur Bassdrum, Hi-Hat und Snare sampeln.
Mit „Monitor“ ist es möglich, das Sample vorzuhören und den Record-Level einzustellen, sogar ein Level-Meter ist vorhanden. Das Audiosignal wird nicht nur durch die MPC60 durchgeschleift, sondern man hört schon den Einfluss, den die MPC 60 auf das Audiomaterial hat.
Besonders auf die Höhen hat die MPC60 einen besonderen Einfluss. Sie zerren an, werden crunchy. Die 40 kHz/12 Bit Auflösung ist deutlich zu hören, sie klingt aber nicht unangenehm oder schlecht. Sie verleiht der Aufnahme Charakter, weil sie dem Ausgangsmaterial eine neue Identität verschafft, indem es verfremdet wird.
Mit <Soft Key 1> löst man <Rec Ready> in der letzten Display Zeile aus und die Aufnahme beginnt. Nach 2 Sekunden stoppt die Aufnahme und im Display werden die verschiedenen Optionen erklärt, die zur Verfügung stehen. Die kurzen Erklärungen sollten Standard in jeder Software oder Hardware sein. In gewissen Bewusstseinszuständen hat man einfach keine Lust mehr, in das Handbuch zu schauen oder lange zu überlegen, wie etwas funktioniert.
Nach der erfolgreichen Aufnahme kann man das Sample mit <Soft Key 1> vorhören, mit <Soft Key 2> die Aufnahme speichern und benennen oder mit <Soft Key 3> die Aufnahme wiederholen. Ich speichere die Aufnahme und wähle mit <Soft Key 1> „done“.
Jetzt muss das Sample editiert werden, denn ich will ja nur eine Bassdrum, Snare und Hi-Hat. Nachdem „done“ gedrückt wurde, landet man im Fenster „Sounds“ und können mit der Option 6 das Sample editieren. Doch Vorsicht! Zuerst sollte man das Sample kopieren und umbenennen, denn die Edits im Sample sind nicht wieder rückgängig zu machen.
Kopieren, um weiter arbeiten zu können
Also wählt man zuerst die Option 7 für „Renam, cpy und delete“. Der Name der Aufnahme wird angezeigt. Mit <Soft Key 3> kopiert man die Aufnahme und wird im folgenden Prozess umbenannt.
Einmal das Wheel im Feld Data Entry berühren, damit die Buchstaben-Bearbeitung aktiviert wird und sich einen schönen Namen ausdenken. Nun ist es wichtig, den Buchstabenmodus zu verlassen, also mit der Enter-Taste im Zahlenfeld bestätigen. <Soft Key 1 > löst diesmal <Do it> aus, was speichern bedeutet. Dieser Vorgang muss nun so oft wiederholt werden, je nachdem, wie viele Samples man extrahieren möchte. In meinem Fall handelt es sich um 3 Samples, Kick, Snare und Hi-Hat.
Editierung am AKAI MPC60
Jetzt können wir den Sound mit Option 6 editieren und darauf habe ich keine Lust. Keine graphische Darstellung der Samples, in der man einfach zu seiner gewünschten Position scrollen kann. Das muss doch einfach nur furchtbar sein!
Und auf dem ersten Blick macht es Angst, denn man sieht den Startpunkt und Endpunkt des Samples in einer numerischen Anzeige bis zur Millisekunde. Im Mansell Betriebssystem sucht die Software automatisch nach dem ersten Pegel und setzt hier den Start.
Also scrollt man mit den Pfeiltasten durch die Parameter. Oben wählt man das Sample aus, am einfachsten mit dem Data Wheel. Mit <Soft Key 1 > hört man das Sample vor. Zuhören ist jetzt sehr wichtig, da keine graphische Darstellung vorhanden ist.
Wann beginnt der Sound, den ich isolieren wollte? Der Sound beginnt ziemlich früh, aber nicht bei Null Sekunden. Ich schätze, er startet bei 0,5 sec. Es ist wichtig, diesen Wert mit „Enter“ zu bestätigen, sonst stellt er sich beim Vorhören wieder zurück. Das war zu viel. Ich probiere es mit 0,4 sec. Ja, das scheint zu passen. Der Sound endet vielleicht bei 0,5 sec. Also gebe ich diesen Wert ein und bestätige ihn mit Enter. Beim Vorhören stellt sich heraus, dass der Wert zu kurz ist. Bei 0,55 sec ist der richtige Wert getroffen. <Soft Key 4 > löst <do> aus und ich speichern den Edit. Und wieder von vorne.
Das ist wirklich nicht kompliziert, auch wenn es beim Lesen so erscheinen mag. Vergesst nicht, ich bin ein PC-Kind und graphische Wellenformdarstellungen gewöhnt. Für mich begann Audio-Editing mit der Software Cool Edit Pro. Im MPC60 Style verlässt man sich auf die Ohren. Es stachelt den Ehrgeiz an, die richtigen Zeiten zu finden und einzugeben. Es macht Spaß. Das ist dem unkomplizierten und schnell zu erlernenden Workflow der MPC60 zu verdanken: das Werk von Roger Linn.
Samples auf die Pads verteilen
Jetzt möchten die Samples endlich gespielt werden und dazu wählt man unter Sounds die Option 1: „Sel pgm, asn snds“, gleichbedeutend mit Select Programm und asing sounds. Durch Drehen des Data Wheels scrollt man durch die Sounds und wählt das gewünschte Sample aus. Das Drücken des Pads ordnet dem Sound eine MIDI-Note und das Pad zu. In diesem Fall Note 40 oder A05. Und wieder von vorne.
Eine Sequenz mit vielen Möglichkeiten aufnehmen und bearbeiten
Jetzt kann ich mit meinen drei Sounds eine erste kleine Sequenz aufnehmen. Dazu muss man nur Record und Play gleichzeitig drücken und ein Metronom erklingt.
Die Lautstärke des Metronoms und sein Tempo lässt sich selbstverständlich einstellen. Das Fenster wechselt im Record-Modus sofort in das Play-Record-Fenster. Hier ist es möglich, die Taktlänge der Aufnahme, Tempo usw. einzustellen.
Nach Durchlaufen des ersten Loops wechselt der Record-Modus automatisch in Overdub, so dass man Stück für Stück seinen Rhythmus erstellen kann. Man kann einen Beat mit allen Tasten trommeln oder eben nach und nach aufnehmen.
Hier befindet sich Note Repeat, auch eine Erfindung von Roger Linn. Um diese Funktion zu aktivieren, muss man im laufenden Modus „Timing Correct“ zusammen mit dem Pad seiner Wahl gedrückt halten. Leider kann man nicht „on the fly“ die Wiederholungsrate ändern. Dazu ist es notwendig, den Sequencer zu stoppen und „Timing Correct“ zu drücken. Neben der Wiederholungsrate kann man auch die Quantisierung und Swing bestimmen.
Es sind die Funktionen, welche die MPC60 zu etwas Besonderem machten und die nun in nahezu jeder DAW zu finden sind. In Logic gibt es z. B. Swing und Quantisierung schon seit Jahren und auch Note-Repeat hat es geschafft, integriert zu werden.
Wenn wir einen sensationellen Beat geklopft haben, stehen uns viele Möglichkeiten offen, die Aufnahme zu beeinflussen. Mir steht der Sinn danach, ein bisschen mit dem Slider zu spielen, auch Hi-Hat-Decay genannt.
Im neuen Betriebssystem können wir diesen Schieberegler auf jedes Pad anwenden, nicht nur auf das Hi-Hat-Pad. Dazu in „Sounds“ Option 3 wählen, was für „Note varitation sldr“ steht. Die Parameter, Tuning, Attack und Decay stehen zur Auswahl. Die gewünschten Funktionen wählen und wenn man möchte, kann man auch die Range des Sliders bestimmen. Es ist möglich, die Slider-Bewegungen im Record-Modus aufzuzeichnen oder nachträglich mit der Taste „After“ zu kontrollieren. Leider wird die Slider-Zuordnung nicht gespeichert. Wenn man den Slider einem neuen Pad zuordnet, muss man den Vorgang für das vorherige Pad wiederholen.
Natürlich wird es sofort so richtig oldschool und Hip-Hop, wenn man eine Bassdrum nach unten transponiert. Das macht sofort fetten Hip-Hop Sound. Die Snare bekommt das gewisse Etwas, diesen crunchig, angezerrten, fetten Sound.
Wer diesen Sound sucht und nicht zu viel am PC editieren möchte, braucht eine MPC60. Mit Bitcrushern und Samplerate-Reduzierung einer DAW ist es viel schwieriger und kaum möglich, diesen Sound hundertprozentig zu erreichen.
Selbstverständlich kann man auf den Pads eine Melodie spielen. Man wähle den Sound seiner Wahl aus, ordne ihn einem Pad zu und aktiviere „16 Levels“ auf der linken Seite des Bedienfeldes. Im Screen muss man sein Pad nochmals auswählen, falls nicht schon geschehen und mit <Soft Key 1> „Turn on, exit“ bestätigen. Nun kann man eine kleine Melodie auf den Pads einspielen und z. B. mit Note-Repeat kombinieren. Sofort hat man ein unglaublich grooviges und melodiöses Pattern erstellt.
Der AKAI MPC60-Mixer
Es liegt nun mal in der Natur der Sache, dass manchmal ein Sound zu laut und ein anderer zu leise ist. Dafür gibt es einen Mixer in der MPC60.
Unter Commands drückt man dazu die Taste Drum Mix und kann zwischen verschiedenen Optionen wählen, ob man die Einzelausgänge oder das Stereo-Out-Signal mixen möchte usw. Ich wähle Stereo-Out und ein 16 Kanal Mixer erscheint auf dem Display. Die Pads sind den Mixerspuren zugeordnet, also Pad1/Hi-Hat ist damit Spur 1. Da hat offensichtlich jemand mitgedacht und möchte dem Musiker das Leben so einfach wie möglich machen.
Pro Spur ist es möglich, den Sound links oder rechts zu pannen. Mit den Pfeiltasten wählt man Panning oder Mixer aus und kann Spuren auswählen. Mit der Plus- und Minus-Taste oder dem Jogwheel kann man die Parameter verändern.
Der AKAI ASQ10 Sequencer, die MPC60 ohne Sampling
Tatsächlich brachte AKAI Professional den MPC60 auch als reinen Sequencer auf den Markt unter der Bezeichnung AKAI ASQ10. Bis auf die Sampling- und Audiowiedergabefunktion, sind die Geräte tatsächlich identisch. Natürlich wurde der ASK10 in ein neues, kompaktes Gehäuse gepackt.
Wer also nur den „Swing“ der original MPC60 sucht, für den ist dieser Sequencer evtl. ein echte Alternative. Er ist deutlich günstiger als sein Sampling-Bruder, leider aber auch eher selten zu finden.
Hier alle Specs zu beiden Geräten (Bitte anklicken) MPC-60 und ASQ10
Ende?
An dieser Stelle muss nun Schluss sein. Ein Basic-Track wurde erstellt, das Ziel erreicht. Die MPC bietet noch so viel mehr Funktionen und Möglichkeiten. Diese müssen aber Teil eines Workshops oder Test sein, wie z. B. MIDI-Editing usw.
Es folgt nun ein Interview mit Rawndry, denen es zu verdanken ist, dass die MPC heute wieder in neuem Glanz strahlt.
Interview mit einem Spezialisten für MPC-60 Restauration
Restauration der AKAI MPC60
Peter:
Hi Mark, wir haben dir eine abgerockte AKAI MPC60 zur Restaurierung gegeben.
Kannst du uns kurz schildern, was dir daran alles aufgefallen ist?
Spezialist:
Das Erste, was mir auffiel war, dass es eine EU-MPC mit 230 V Netzteil ist. Die meisten MPC60, die ich bearbeiten soll, kommen aus den USA und benötigen entsprechend 110 V. Manche Kunden sind zufrieden, diese dann mit einem Spannungswandler zu betreiben, aber normalerweise rüste ich sie immer um auf 230 V. Das war hier nicht nötig. Was ich dann innen als erstes checke ist, ob das RAM-Upgrade und das SCSI-Board vorhanden sind. RAM-Upgrade war da, SCSI-Board leider nicht. Äußerlich waren zwar die Plastiktaster sehr vergilbt, aber dafür war die Lackierung des Obergehäuses in sehr gutem Zustand, das ist auch nicht der Regelfall. Was bei MPC60 mit Originaldisplay sofort auffällt ist zum einen das meist schwach beleuchtete Display und zusätzlich der penetrant pfeifende Display-Inverter.
Peter:
Wir wollten ja wirklich alles an der MPC60 machen lassen, was nur irgendwie geht.
Kannst du uns mal sagen, was du alles restauriert hast? (Am besten eine Aufzählung – weil ich gleich noch auf Details einzeln eingehe.)
Spezialist:
Folgende Arbeiten wurden durchgeführt:
- OS Upgrade 3.15 Vimana
- SCSI-Board plus interner SCSI-Adapter nachgerüstet
- SD-Cardreader eingebaut
- alle Mikroschalter erneuert
- Slider erneuert
- neue Pad-Sensoren installiert
- Buttons wieder weiß gemacht
- LED-Display und neue Display-Scheibe eingebaut
- komplette Reinigung
- MIDI-Puffer-Batterie erneuert und versetzt
Peter:
Obwohl ja bereits am Gehäuse eine SCSI-Schnittstelle vorhanden war, war die MPC60 aber dennoch nicht SCSI-fähig. Woran lag das?
Spezialist:
Das was da vorher vorhanden war, ist kein SCSI-Port gewesen, sondern wie es auch auf dem Gehäuse zu lesen ist, eine RS-232 Schnittstelle, die wohl mal für irgendwas geplant war, aber nie aktiviert wurde, daher ist das eigentlich nur ein Lückenfüller gewesen. Man erkennt es auch innen an den Boards. Das RS-323-Board ist eigentlich nur ein winziger Adapter, der direkt hinten am Port sitzt. Das SCSI-Board ist wesentlich größer mit 3 ICs und mehreren Anschlüssen, sitzt vorne neben dem Diskettenlaufwerk und ist mit einem langen Flachbandkabel mit dem Port hinten verbunden.
Peter:
Das neue Display ist ja nun deutlich heller und schärfer, aber auch einen kleinen Tick kleiner.
Musste dafür am Display-Gehäuse etwas verändert werden?
Spezialist:
Ja, leider wird dieses Display nicht in der Originalgröße hergestellt, da es auch für die MPC60 II passen soll, die ja das kleinere Format hat. Um das Display schön in die MPC60 einzupassen, braucht man einen zusätzlichen Montagerahmen und eine neue Display-Scheibe mit einem kleineren Ausschnitt. Habe ich aber meist alles da. Übrigens werde ich in Zukunft wahrscheinlich Original-Displays mit LED-Hintergrundbeleuchtung haben. Nicht nur für MPC 60, sondern auch für alle Akai der S-Serie mit großem Display, wie z. B. S3000XL.
Peter:
Für was wurde der Inverter benötigt?
Spezialist:
Der Inverter versorgt die Hintergrundbeleuchtung des Original-Displays mit der nötigen hohen Spannung. Diese wird bei LED-Displays nicht mehr benötigt.
Peter:
Die Tasten sind nun auch wieder schön weiß. Wie reinigt man denn solche Tasten?
Spezialist:
Auf jeden Fall ist es nicht mit Wasser und Seife getan, da es kein oberflächlicher Schmutz, sondern eine tiefgehende Verfärbung des Kunststoffes ist. Die Tasten werden zunächst ausgebaut, was schon die erste Hürde ist, weil die Tasten damals teilweise festgeklebt wurden. Diesen Kleber zu lösen, ohne die fragilen Kunstststoffbeinchen der Taster zu zerstören, ist eine echte Geduldsarbeit. Anschließend durchlaufen die Taster eine mehrstufige, zeitaufwendige Behandlung, um anschließend wieder hell zu erstrahlen.
Peter:
Wird der SD-Cardreader nun eigentlich über SCSI angesprochen oder ist das ein Floppy-Emulator?
Spezialist:
Es ist kein Floppy-Emulator. Der Floppy-Anschluss wird bei dieser MPC nicht genutzt, da er nicht dringend notwendig ist. Das OS befindet sich ja auf Chips und muss nicht von Diskette geladen werden. Der Cardreader ist also intern am SCSI angeschlossen. Dafür ist zusätzlich zum eigentlichen SCSI-Board ein separates Adapter-Board notwendig, das einen internen SCSI-Port bereitstellt, der standardmäßig nicht vorhanden ist. Normalerweise habe ich beide Boards immer auf Lager.
Peter:
Kann man nun zusätzlich an den SCSI-Anschluss auch noch eine geeignete Festplatte hängen?
Spezialist:
Richtig, du kannst zusätzlich den rückseitigen SCSI-Port für alle Laufwerke nutzen, die die MPC60 unterstützt, wie z. B. Zip, CD und Festplatte.
So kannst du beispielsweise deine alten Sound-Zips auf Speicherkarte übertrage.
Peter:
Zu den SD-Karten. Ist es möglich, Daten am PC direkt zwischen der Karte und dem PC-Speicher auszutauschen und damit seine Projekte am PC zu archivieren?
Spezialist:
Nachdem die Speicherkarte an der MPC60 formatiert wurde, kannst du sie auch am PC lesen und die Daten archivieren. Es gibt aber eine kleine Einschränkung. Die MPC unterteilt die Speicherkarte in Partitionen und man kann am PC nur die erste Partition lesen. Aber es gibt ansonsten noch die Möglichkeit, mit einer entsprechenden Software ein Image der Speicherkarte zu erstellen, so kann man ganz einfach die ganze Karte sichern.
Peter:
Zum OS. Du hast ja auch neue Eproms mit dem OS Vimana 3.15B5 installiert.
Kannst du uns etwas zu diesem OS sagen? Ist das jetzt quasi ein MPC3000 im MPC60 Gehäuse?
Spezialist:
Das OS 3.10 hatte ja bereits die Software-Verbesserung der MPC3000 integriert. Details dazu findet man auf der Website von Roger Linn. Das OS 3.15 fügt dem noch ein paar weitere Features hinzu. Die Funktion, die ich am allerbesten finde, ist die, dass man die Samples editieren kann, während der Sequencer läuft, so kann man immer sofort hören, wie sich die Änderungen im Beat auswirken.
Es gab auch in den 90ern einschränkte und daher verbilligte Versionen von Cubase. (Logic weiß ich nicht.) Nannte sich z.B. Cubasis (ja, genau so wie die heutige iOS-Version) und wenn ich mich richtig erinnere, dann kostete diese Version einzeln um die 100 DM. Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass bei meiner Soundblaster AWE 32 Cubasis dabei war. Es gab also schon in den 90ern keine Ausrede für Raubmordkopierer. ;)
Meine Sampling-Geschichten für die AWE32 habe ich damals mit einer kostenlosen Version von Samplitude erledigt. War glaube ich auf einer Keys-CD drauf.
Hallo Zickendieb,
ja, die billigen Versionen gab es und gibt es ja auch immer noch. Tatsächlich habe ich auch Logic Discovery käuflich erworben, habe ich vollkommen vergessen. Im vergleich zur Vollversion, war sie aber halt sehr eingeschränkt. Sicher sind Raubkopien abzulehen, ohne Wenn und aber. Als Teenager ohne Wissen, auf der Suche, ohne Möglichkeiten, Geld und Unterstüzung haben sie mir sehr geholfen mich zu orientieren und ich habe sie danach gerne bezahlt, auch die unglaublich teueren Updates bevor Emagic zu Apple gehörte und den Preissverfall zu sehen….. ich denke das war die bessere Alternative, als mich jedes Wochenende zu zu saufen, wie das andere in meinem Alter getan haben.
Hi Sven, sehr schönes Review! Hat Spaß gemacht es zu lesen!
Ich kann mir gut vorstellen, daß gerade die Tatsache, daß kein Dot Matrix Display verbaut ist, zum guten Klang beisteuert, da man sich wieder auf seine Ohren verlassen muß und nicht von schönen Wellenförmchen oder einer fancy GUI geblendet wird.
Ich jedefalls liebe immer noch das Editieren an 2×16 Zeichen Displays.
Danke Schön divison,
ja, ich hätte nicht gedacht, dass das editieren so flutscht :-)
grüße
Sven
Eine wunderschöne Liebeserklärung! Vielen Dank. Ich habe mich vor zwei Jahren dann doch für die MPC3000 entschieden und bereue diese Entscheidung nicht im Geringsten. Hab sie auch von rawndry überholen und modernisieren lassen. Es ist sensationell, wie tight und flott das Sampeln und Programmieren vonstatten gehen. Der Workflow ist anfangs hart zu erlernen, aber irgendwann flutscht es dann einfach. Die 3000 hat ja zusätzlich zu mehr Speicher und Stereosampling auch noch ein Tiefpassfilter an Bord (mit Resonanz), das sich wunderbar dynamisch einsetzen lässt. Das Spielen auf den Pads, gerade unter Einsatz des Filters, ist ein Traum. Und was mich an der alten MPC mega begeistert, ist die total unkomplizierte Synchronisierung zu – egal was. Im Gegensatz zu z.B. Maschine ist es der MPC egal, ob sie gerade synchronisiert laufen soll oder manuell gestartet wird. Sie macht einfach alles mit. Sie ist noch nie abgestürzt. Noch nie! – was ich von keinem anderen Gerät behaupten kann (und von meiner Diva ASR-10 mag ich gar nicht anfangen). I’m a lover. Und 60 oder 3000 ist wie – irgendwo hab ich mal gelesen „der Champion am Anfang und am Höhepunkt seiner Karriere“ ;)
Danke Stef M Froelich,
interresant, was du über die MPC3000 zu erzählen hast. Hört sich sehr cool an und macht Lust auf mehr. Bekommt die 3000 auch diesen crunchigen old School Hip-Hop Sound hin?
grüße Sven
@Sven Rosswog Die 3000 wandelt und läuft zwar mit 16 bit, ihr Sound ist aber definitiv eigen. Selbst wenn man über den Digital-Input sampelt. Im Höhenbereich kommt etwas hinzu, vielleicht passiert da so eine Art Pre-Emphasis (das könnte ich mir so erklären, weil damals das Signal aus dem Sampler meist wieder zurück auf analoges Tape gespielt wurde). Der Klang ist fein, nicht kernig und auch nicht körnig. Er mischt sich sehr gut im Sampler, also wenn mehrere Sounds gleichzeitig erklingen. Ich würde den 3000er-Sound als edel bezeichnen.
Es gibt halt den Trick, 12 bit zu simulieren, nämlich sehr leise aufnehmen (also 1/16 der Vollaussteuerung). Da die 3000 eh keine Normalize-Funktion hat, ist man dann im gesamten Signalweg auf 12 bit :) dann rauschts ein bisschen, wird aber auch richtig gritty!
Hallo Stef M Froelich,
danke für die Ausführungen. 3000 interessante Alternative !
danke
Sven
@Sven Rosswog Sehr gerne, Sven
@Sven Rosswog MPC 3000 und S3000XL haben dieselben Wandler. Der Sound ist detailiert und klar aber nicht crunchig und old School. Wenn es um old School Sound geht, hat die S950 die Nase vorne (variable Samplingraten, analoge Filter, Transposition über Auslesegeschwindigkeit des Speichers).
LED für die Akai S? Danke für diese Info! :)
Also von der Hardware-Seite kann ich auf die Roland MV 8000 als Alternative verweisen. Ihre Wandler klingen wirklich warm und analog. Wenn man dann durch den eingebauten Lofi-Processor sampelt, kann man Ergebnisse herstellen, die sehr nahe an MPC 60, SP 1200 etc herankommen. Mit einer ausgefeilten Quantisierungs-Arithmetik kann auch dem MPC-Swing nahe gekommen werden.
Roland hat da wirklich ein Feuerwerk an Details eingebaut, und doch bleibt das Hardware-Feeling jederzeit erhalten.
@bakerman2 Hallo bakerman2,
danke für den Vorschlag.
grüße
Sven
Hallo,
schöner Artikel.
Was auch noch interessant ist, wäre Jazzcat, der einige Mods rausgebracht hat unter anderem eine Low Pass Filter.
Was mit Rohan von Mansell-Lab passiert ist? Die neuen OS bei Ebay scheinen Kopien sein, weil die Orginale sehr teuer waren und aus Australien importiert werden mussten. Werde für meine 3000 wohl auch noch eins bestellen, die 3000 hat noch ein Delay.
Nett mit der Swing Erklärung, verstehe es aber immer noch nicht ganz.
Die House Ikone Moodymann hat nach eigener Aussage seine 60 direkt neben dem Bett stehen. Und ein Spruch von ihm:“…These are beautiful women that help me inspire myself. My bitches and my hoes is my MPC’s, my SP1200, my bass, my keyboard. Them are my bitches and them are my hoes. …“
Ich ärgere mich immer noch, dass ich damals die 60er nicht für unter 500 DM bei Ebay bekommen habe, weil Ebay damals alles auf weltweit umgestellt hat.
@glain Hallo glain,
ja moodyman groovt auch wie Hölle….
Das mit dem Swing ist so zu verstehen, dass halt alles auf der 1 wie Marschmusik klingt. 1 2 3 4. Wenn der Sound immer genau auf den Grid liegt. Wenn man davon aber abweicht, empfindet das menschliche Ohr, dass als natürlicher, groovig. Es passieren auch Interessante Sachen mit den Transienten. Wenn du ein 4/4 Bassdrum hast und auf der 2 und 4 die Snare, überlagern die sich. wenn du sie ganz leicht versetzt bekommt die Bassdrum mehr kick, weil snare und kick sich nicht mehr behindern und und es fängt an zu swingen. Swing ist die Abweichung vom Grid, vom rhythmischen Raster und das empfinden wir als angenehm, weil die Menschen halt eher ungenau spielen. Dieses Phänomen findet man nicht nur in der Musik. So hatte man lange angenommen, dass Planeten sich in Kreisbewegungen bewegen. Es sind ja Parabeln, aber für viele Physiker war das schwer einzusehen, weil für sie Kreisbewegungen perfekt waren . Auch absolute Symmetrie empfinden wir als unnatürlich. Beim Bau eines griechischen Tempel haben die Architekten beim Abstand der Säulen Fehler eingebaut, weil der genaue Abstand zwischen den Säulen im Auge des Betrachters ungenau ausgesehen hätte. Die Erde eiert und hat Beulen, deswegen verlassen wir uns bei der Messung der Zeit nicht mehr auf die Sonne, sondern auf Atomuhren, die genauer gehen als die Erde.
@Sven Rosswog Vielen Dank für die Antwort. Trotzdem wäre es für mich interessant, ob sich die Noten fest oder zufällig verschieben in dem angegebenen Bereich.
So, unterscheidet sich der Swing der 2000er und 1000er schon erheblich und eher zum Schweinsgalopp. Ich sollte mich mal mit meinen ganzen Hardware Samplern hinsetzen und den selbe Beat mit der gleichen Swing Einstellung bauen.
Apropos, Dilla stellt angeblich jede Art von Quantisierung aus.
Ich baue gerade meinen Kram mit der SP-16 und nutze die Offset Funktion um Dinge zum grooven zu bringen.
@Sven Rosswog Also laut Roger Linn ist es eben DOCH das exakte Timing. Siehe https://www.attackmagazine.com/features/interview/roger-linn-swing-groove-magic-mpc-timing/
„In my drum machines, I wrote the software in such a way that the notes play exactly at the correct timing location.“
Nix Magic, nix Alchemie. Solides Engineering :-)
Schöner Artikel, hat viel Spaß gemacht zu lesen! Vor allem da ich die geile Kiste selber hatte. Timing und Groove sind ungeschlagen genial.
Bei Dieter Bohlen im Studio (ca. 1993-94) konnte man bei Interviews rechts neben dem Mixer Akai MPC-60 und ASQ-10 erkennen… neben Linn Drum, Dynacord Add One und paar anderen. Er liebte wohl auch gute Grooves ;-)