AKAIs Studio-Sample-Klassiker
Als Nachfolger des legendären AKAI S1000 gilt AKAIs S3000-Serie, die von 1993 bis 1997 in verschiedensten Ausführungen auf den Markt gebracht wurde. Auch heute noch sind Vertreter der AKAI S3000-Serie weltweit in vielen Studios anzutreffen. Die Bedienung ist einfach, der Sound neutral und studiotauglich. Wir werfen nochmals einen Blick auf den AKAI S3000 im Vergleich zu seinen direkten Vorgängern S1000/S1100, die ebenfalls noch oft auf dem Gebrauchtmarkt zu finden sind. Zeitgleich zum heutigen Vintage-Samstag präsentieren wir euch auch den letzten Hardwaresampler, den AKAI auf den markt gebracht hat, den Akai Z4 und Z8.
Inhaltsverzeichnis
Das Outfit des AKAI S3000
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Äußere unseres Probanden. Die auffälligste Änderung gegenüber den Vorgängern S1000 und S1100 ist neben dem rundlicher gestalteten Display und dem rosa leuchtenden Rec-Level-Regler sicherlich das Fehlen des zweiten Cursor-Rads, das den vier Cursor-Tasten weichen musste. Das Cursor-Rad war zweifellos das meistdiskutierte Element der S1000/1100-Oberfläche: Während viele über endlose „Kurbel-Orgien“ fluchten, schätzten andere gerade die Flexibilität dieses Bedienelements.
Ich persönlich war nie ein großer Freund des Cursor-Rads, habe mich aber damit arrangiert. Die Tasten-Variante gefällt mir dennoch deutlich besser, da sich damit problemlos über den Bildschirm navigieren lässt. Wenig durchdacht finde ich jedoch, dass man zum Anwählen der einzelnen Dezimalstellen nun die rechts unten auf dem Bedienfeld gelegenen +/- Taster betätigen muss. Dadurch müssen beim S3000 drei Bedienelemente genutzt werden, um einen einzigen Parameter zu ändern. Beim S1000/1100 waren es nur zwei – und diese lagen direkt nebeneinander, was ich als ergonomisch vorteilhafter empfinde.
Die Rückseite des AKAI S3000 zeigt sich gewohnt funktional. Dort befinden sich die acht frei zuweisbaren Einzelausgänge in unsymmetrischer Klinkenausführung sowie die zwei Stereo-Master-Ausgänge – einmal unsymmetrisch als Klinke und einmal symmetrisch als XLR. Ergänzt wird dies durch die drei standardmäßigen MIDI-Anschlüsse.
Ein genauerer Blick erklärt die aufgeräumte Vorderseite des Gerätes: Die Sample-Inputs (Klinke und XLR) wurden auf die Rückseite verlegt. Ob dies eine kluge Entscheidung der Akai-Ingenieure war, ist fraglich. Nicht jeder Nutzer eines Akai-Samplers arbeitet ausschließlich im professionellen Studioumfeld, wo Geräte einmal verkabelt und dann fest im Rack verbleiben. Für gelegentliche, spontane Aufnahmen – etwa mit einem direkt angeschlossenen Mikrofon – ist die neue Platzierung weniger praktisch.
Positiv fällt jedoch auf, dass die Kopfhörerbuchse nun auf die Vorderseite verlegt wurde, was die Bedienung in diesem Bereich deutlich erleichtert. Insgesamt halten sich die Vor- und Nachteile der neuen Anordnung in etwa die Waage.
A/D Wandler des AKAI S3000
Im Vergleich zu den Vorgängermodellen bietet der S3000 eine standesgemäße 32-stimmige Polyphonie. Die A/D-Wandlung erfolgte weiterhin mit 16 Bit, nun jedoch mit 64-fachem Oversampling. Der D/A-Wandler arbeitete mit 20 Bit an den Master-Outs und 18 Bit an den Einzelausgängen. Intern wurde das Signal mit einer Auflösung von 28 Bit bearbeitet. Die unterstützten Sampling-Frequenzen blieben unverändert bei 44,1 kHz und 22,05 kHz.
Digitaleffekte und EB16
Zur Klangbearbeitung stellte der S3000 eine Auswahl von Effekten bereit, darunter Echo, Delay, Pitch Shifter und Chorus. Einige Effekte, wie etwa der Chorus, beanspruchten allerdings mehrere Stimmen, wodurch die Polyphonie auf maximal 27 Stimmen reduziert wurde. Ein Nachteil des Gerätes war das Fehlen von Hall-Algorithmen. Spätere XL-Modelle konnten dieses Manko durch das optionale Multieffektgerät EB16 beheben. Der S3200 verfügte bereits über einen integrierten Hall-Effekt, dessen Qualität jedoch hinter dem des S1100 zurückblieb. Die übrigen Effekte des S3000 überzeugten mit guter Qualität, wenngleich Echtzeitveränderungen einiger Parameter teils hörbare Störgeräusche verursachten.
12 dB Tiefpass-Digitalfilter
Das Filter des S3000 ist ein 12 dB Tiefpass mit Eigenresonanz. Es bot eine deutlich verbesserte Performance im Vergleich zu den neutral klingenden Filtern der S1000/1100-Serie, ohne jedoch an die klangliche Charakteristik analoger High-End-Filter heranzureichen. Der S3200 ist zudem mit einem zusätzlichen DSP ausgestattet, der ein weiteres Filter – wahlweise Tiefpass oder frei definierbar – ermöglichte. Diese Erweiterung erlaubte den Einsatz eines 24 dB Resonanzfilters und kann auch in den späteren XL-Modellen nachgerüstet werden.
Betriebssystem Akai S3000
Neben der rein technischen Aufwertung ihrer Sampler brachte der Akai S3000 auch die Software auf Vordermann. Neben der neuen, sehr nützlichen Online-Hilfe wäre hier in erster Linie die neue Assignable Parameter Modulation (APM) zu nennen, mit deren Hilfe sich die Modulationsquellen: Filter Cutoff, Pitch, Pan und Loudness durch diverse Controller (z. B. Mod. und Pitch Wheel, LFO1 und 2, Velocity etc.) in Echtzeit steuern ließen. Neu im Programm fanden wir auch das „Sectional Editing“, das die Bearbeitung von Samples nach dem „Cut, Copy & Paste“-Prinzip gestattet. Für saubere Sample-Starts und -Enden sorgt die Fade-Option, die bei Bedarf Samples sauber digital ein- und ausblendet.
Time Stretching & DSP-Power
Die Rechenleistung der neuen S-Modelle, einschließlich des S3000, wurde im Vergleich zu den Vorgängermodellen S1000/1100 deutlich gesteigert. Während bei den älteren Geräten zeitintensive Vorgänge wie Time-Stretching oder das Entfernen von Samples aus dem Speicher zu erheblichen Wartezeiten führten, arbeitet der S3000 erheblich schneller. Beispielsweise benötigt er für ein 200-prozentiges Time-Stretching eines Zwei-Sekunden-Samples etwa 20 bis 30 Sekunden – eine deutliche Verbesserung.
Beim Kauf eines S3000 ist auf den vollständigen Speicherausbau zu achten. Da Akai erst mit den Modellen der „i“- und „XL“-Serie auf standardisierte SIMMs umstellte, sind die speziellen Speichererweiterungen für ältere Modelle wie den S3000 inzwischen schwer erhältlich.
Klangart des AKAI S3000
Die Klangqualität der Akai-Sampler war stets unumstritten und die Modelle S1000/1100 galten lange als de facto Standard in Fragen des Samplings. Entsprechend überzeugend fiel der Soundcheck beim S3000 aus: Im direkten Vergleich mit einer CD konnten keine nennenswerten Unterschiede festgestellt werden – das Gerät gab das eingespeiste Signal präzise wieder. Selbst bei genauerem Hinhören ließ sich kein signifikanter Qualitätsverlust ausmachen.
Im Vergleich zum S1000 zeigte sich der S3000 klanglich minimal „durchsichtiger“. Positiv hervorzuheben ist, dass das gelegentliche „Gezirpe“ zu Beginn eines Samples, das bei den S1000/1100-Modellen auftreten konnte, beim S3000 nicht mehr vorhanden war.
Von Bedeutung war auch die Kompatibilität der Sample-Bibliothek. Der S3000 konnte S1000-Daten ohne Probleme verarbeiten. In einem Testfall zeigte sich jedoch ein kleiner Fehler: Der S3000 spielte den Anfang eines zweiten Samples an, obwohl der Tastaturzone nur ein einziges Sample zugeordnet war. Abgesehen davon arbeitete die Kompatibilität zuverlässig.
MESA Remote-Software
Mit der Einführung der XL-Serie (zu der auch der S2000 gehört, obwohl ihm das Kürzel XL fehlt) veröffentlichte Akai die Software MESA für Mac und PC. Diese ermöglicht die vollständige Bearbeitung von Samples direkt am Computer.
Der Erfolg des Akai S2000, der als Nachzügler der Serie erschien, erklärt sich unter anderem durch den Zeitpunkt seiner Markteinführung: Zu dieser Zeit hatten viele Mitbewerber Akai bereits als Studiostandard verdrängt und boten Geräte mit umfangreicheren Funktionen an.
Falls ein Leser Informationen dazu hat, bis zu welcher Windows-Version MESA reibungslos funktionierte, wäre dies interessant zu erfahren. In diesem Punkt fehlt mir leider jegliche Erfahrung, da ich MESA nie persönlich genutzt habe.
Heutiger Nutzwert des AKAI S3000
Vergleicht man den Funktionsumfang mit modernen Software-Samplern, wirkt der S3000 auf den ersten Blick begrenzt. Dennoch macht es großen Spaß, sich durch die alten S1000-Librarys zu arbeiten. Ich habe auf dem Gebrauchtmarkt ein Paket mit über 200 CD-ROMs erworben (laut Verkäufer Sicherheitskopien seiner Originale – aha!).
Inzwischen gibt es SCSI-Adapter, die anstelle eines Kabels einen SD-Kartenslot bieten – und überraschenderweise funktioniert das problemlos. So lassen sich Samples aus einem schier unendlichen Fundus einfach auf SD-Karten übertragen. Leider sind aktuelle DAWs nicht mehr in der Lage, S1000 CD-ROMs direkt einzulesen. Kontakt bot diese Funktion früher an, aber das liegt bereits Jahre zurück. Wer hier hilfreiche Tipps hat, ist herzlich eingeladen, sie zu teilen.
Dank der günstigen Preise der S3000-Serie bleibt die Anschaffung für Vintage-Enthusiasten weiterhin eine interessante Option.
Wobei das EB-16 Board damals nicht wirklich gut klang und in vielen Punkten auch etwas limitiert war. Mit Einzelausgängen und externen Effekten war man auch damals besser bedient. Machte allenfalls in der MPC2000 damals noch Sinn, wenn man mit dem Gerät alleine etwas jammen wollte.
Den S3000 hab ich geliebt (zu der Zeit wo er aktuell war). Allerdings hätte ich auf den heute keine Lust mehr. Ich hab noch einen S5000 rumstehen, selbst den fass ich eigentlich nicht mehr an.
Ich hatte einen Akai S2800i und fand den echt Klasse (gab ja 1995 auch noch keine Computer-Alternative). Mit CD-Rom, 16 MB, zip, jaz etc, bestimmt insgesamt 6000 Mark für Sampler und Sampling CDs investiert. Inzwischen natürlich verkauft, und ehrlich gesagt würde ich heute einen Hardware Sampler nicht mal mehr geschenkt wollen (außer um ihn sofort zu verkaufen :) )….
Hallo, Peter.
Ist der Nachteil von 32 Stimmen für dich eher aus heutiger Sicht genannt? Als der Akai aktuell war, hätte ich schon gerne einen gehabt.
Wenn ich mir die Specs bei Wikipedia anschaue, finde ich irgendwie, dass der S3000 in dieser Hinsicht mit aktuellen Hardware-Samplern durchaus mithalten kann.
LG Sven
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Technical specifications
Polyphony 32
Timbrality 16
LFO 2
@svebur Vielen Dank für den Hinweis. Dass wurde versehentlich aus einer alten Fassung übernommen, habs gelöscht. :)
„Wer hier hilfreiche Tipps hat, ist herzlich eingeladen, sie zu teilen.“
Für einen zweistelligen Betrag einen älteren Rechner kaufen, und eine alte Version von Kontakt installieren.
@mort76 M.W. war Kontakt 5, die letzte Version, mit der ein Akai-CD- Import möglich war.
Ich weiß zwar nicht, wie es unter MacOS aussieht, aber bei mir läuft Kontakt 5.8.1 auf einem halbwegs aktuellen PC mit AMD Ryzen 5700X und Win 11 24H2. Insofern wäre m.E. kein älterer Extra-Rechner erforderlich.
Wenn natürlich kein PC vorhanden ist, wäre ein älterer Rechner eine Lösung.
@lambik Ich benutze hier jBridge für jene VSTs, die nichtmehr unterstützt werden…klappt eigentlich immer.
Ein eigener Rechner nur für PlugIns, die man früher verwendet hat, ist aber AUCH eine feine Sache- vor 15 Jahren habe ich noch richtig viel aufgenommen, und hatte viele VSTs, und es ist schön, da nicht jedes mal Probleme zu bekommen, weil irgendwas fehlt, wenn man mal was altes laden will.
Kostet ja kaum was: 80 € für einen Lenovo S30, ein paar Euro für einen Refurbished-Monitor, ein altes Focusrite-Interface…
„Falls ein Leser Informationen dazu hat, bis zu welcher Windows-Version MESA reibungslos funktionierte, wäre dies interessant zu erfahren. In diesem Punkt fehlt mir leider jegliche Erfahrung, da ich MESA nie persönlich genutzt habe.“
Über Windows kann ich nix sagen, aber ich habe die Software manchmal auf Mac benutzt. Ein guter Tip ist da der G3, kann SCSI UND! ATA. Der Screenshot ist schwer zuzuordnen. Die Specs sagen 7.5 oder höher. Vermutlich bis zum 9.2er System. Unter diesen Systemen laufen auch hervorragende Editoren wie Blanks (später Passport) Alchemy Software. Das geht deutlich weiter als AKAIs Software, kommuniziert über SCSI und konvertiert auch zu anderen damals angesagten Samplern
@Tai Kurzer Blick ins Netz, Mesa läuft teilweise unter Windows 10 64bit und meiner Erfahrung nach dann auch unter Windows 11. Nicht alle Sampler werden 100% unterstützt aber wenn man den richtigen SCSI-Adapter hat und ein paar Driver Hacks macht, dann läuft zumindest der Akai S3200XL in vollem Umfang. Für andere Sampler müssen wie du sagst neueste Firmwares/Eproms und ein G3 Powerbook oder alte Windows Rechner her. Ob der Aufwand lohnt muss jeder für sich entscheiden. Was Fortschritte macht sind Alternativen zu SCSI2SD wie RaSCSI. Damit wird ein Raspi mit Linux zu einem SCSI-Laufwerk und kann über USB to SCSI diverse SCSI-Adapter und Laufwerke emulieren. Überhaupt ist für mich Linux für fast alles die Lösung. Sollte MESA über Wine damit laufen, das wäre es doch für einige hier. Bisher habe ich fast alles an alter Windows-Software unter Wine zu laufen gebracht. Oft fehlt nur eine Runtime oder man kopiert einfach den entsprechenden Windows Ordner und startet das Programm mit Wine.
@Kazimoto Danke für die Info zur Raspi Alternative. Ich weiss, dass es einige Alternativen für die alten SCSI Platten gibt, habe aber noch nie eine verwendet. Dazu fehlt mir allerdings die dazu nötige Hardware. Den letzten Sampler, den ich häufiger einsetzte, war SampleCell und der verwendete die Massenspeicher des Rechners. Fand ich vor 30 Jahren schon den besten Weg.
Der Chicken Systems Translator kann Sampling CDs und Disketten und eigentlich alle Sampling Formate umwandeln, ist zwar nicht kostenlos, dafür aber gut.
Im Zusammenhang mit den Konversationen hier (mal wieder) ein Wunsch an die Redaktion:
Bitte ein Workshop zu „Sampler mit SCSI mit heutigen Computern verwenden und einbinden“!
@moinho Da müßte man auf jeden Sampler einzeln eingehen, würde ich vermuten.
Man kann sich aber HIER ein wenig ins Thema einlesen:
https://www.sequencer.de/synthesizer/threads/kompletten-pc-als-externes-scsi-laufwerk-nutzen.127458/
@mort76 Was mir vorschwebt ist was anderes, erstmal:
– beschränkt auf Dinger, die SCSI können,
– Szenario 1: Sampler kann ein allgemeinverständliches Dateisystem,
– Szenario 2: Sampler kann das nicht, aber es gibt Möglichkeiten, drauf zuzugreifen,
– Szenario 3: da war doch was mit Sample Dump über SCSI?
Hardware und Software.
@moinho Ja, gab es, der definitiv mächtigste Sample Editor dürfte der von mir oben schon erwähnte Akchemy von Blank/Passport gewesen sein. Der erlaubte den SCSI-Transfer und gleichzeitig die Konvertierung zwischen einzelnen Samplern auf Sampleebene. Das ging, wenn ich mich recht erinnere, auch mit SoundDesigner !!, ich glaube, sogar Recycle erlaubte das, wenn ich mich nicht irre. Auch auf Win gab es eine Lösung, ich glaube das war SoundForge, aber dort musste immer alles stimmen, bevor das möglich war. PCs hatten ja kein vorinstalliertes SCSI wie Macs, die Karte, meist eine Adaptec, musste stimmen, damit alles reibungslos ging.
Kurzweil und Peavey definierten damals einen neuen Standard namens SMDI, der herstellerunabhängig über SCSI kommunizierte. Weiss nicht, ob sich noch jemand angeschlossen hat, E-mu und Akai sassen auf zu hohen Rössern, um sich den Frischlingen auf dem Samplermarkt anzuschliessen.