Kultsampler mit analogen Filtern
Der E-Mu Emulator EIII erschien 1987 und war für viele Musiker seiner Zeit der in Hardware gegossene Studiotraum eines 16-Bit-Stereo-Samplers. Für 25.000 DM – damals der Preis eines gut ausgestatteten Mittelklasse-PKW – erhielt man einen Sampler mit digitaler und analoger Klangeditierung auf Basis von „enormen“ 4 MB Speicherplatz. Für 4.000 DM mehr ließ sich der Umfang auf 8 MB erweitern. Ein ausführlicher Blick auf diesen beeindruckenden Klassiker, der jedoch nie zur Legende wurde wie sein Vorgänger, der Emulator II.
Inhaltsverzeichnis
Hybrid-Klangerzeuger mit analogen Filterboards
Der E-Mu EIII arbeitet mit einer hybriden Klangerzeugung, die unter anderem auf analoge Filter zurückgreift. Anders als seine Nachfolger EIIIXS, EIIIXP, ESI 32 etc. sind die Filter nicht Folge mathematischer Berechnungen der internen CPU, sondern ANALOG. Wer schon mal einen Blick ins Innere dieses Samplers geworfen hat, den werden die 16 separaten Voice-Boards beeindrucken, die für jede Stimme u.a. analoge Filter enthalten. Klanglich macht das tatsächlich einen enormen Unterschied. Unter folgenden Link hat ein AMAZONA-Kollege den Soundvergleich der diversen EIII-Modelle mit analogen bzw. digitalen Filtern durchgeführt:
Ganz nebenbei sei erwähnt, dass es nur sehr wenige Sampler gibt, die mit resonanzfähigen, Analogfiltern arbeiten. Dazu gehört die 2000er Serie von Sequential Circuits, der EMAX I (ebenfalls von EMU) sowie der Korg DSS-1 und Ensoniq Mirage. Trotz anders lautender Gerüchte sind die Emu-Nachfolger ab EMAX II mit digitalen Filtern ausgestattet. Wer es noch nicht weiß: AKAIs Sampler ab der S1000-Serie, alle Yamaha Sampler, sowie alle Ensoniq Sampler ab der EPS Reihe sind ebenfalls rein digital.
Die Geschichte des E-Mu EIII
Sampling war 1987 DAS THEMA in der Musikszene. Kein Pop-Song, der nicht mit Orchester-Hits oder Fairlight-Chören aufwartete. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft hatte sich in Musiker-Kreisen breit gemacht. Da gab es jene, die sich für 6-stellige Beträge Fairlight- und Synclavier-Workstations leisten konnten und jene, die gerade mal froh waren, dass Ensoniq mit dem Mirage die 4.000 DM Schallgrenze unterschritten hat (Sampling-Zeit 4 sec. bei 30 kHz).
Der Anspruch nach einem professionellen (16bit) , preisgünstigen und leicht zu bedienenden Produkt wurde aber bis dato nicht erfüllt.
Der Emulator III war EMUs Versuch, diese Lücke zu seinen Gunsten zu schließen. Nach dem gigantischen Erfolg des technisch betagten Emulator II (8bit / 17,6 sec Sampling-Zeit bei 30 kHz) aus dem Jahre 1984 sollte der Emulator III ein würdiger und ebenso erfolgreicher Nachfolger werden.
(Ich nehme es gleich vorweg, ein würdiger Nachfolger war er zwar, nicht aber erfolgreich. Ein Jahr später erschien der AKAI S1000 und schrieb als erfolgreichster 16bit Sampler Geschichte.)
E-Mu EIII: Tech-Check
Doch zurück zum Emulator III. Der empfohlene Verkaufspreis betrug in Deutschland DM 25.000,– plus weitere DM 4.000 für eine Speichererweiterung von 4 MB auf 8 MB. In der Klasse der 16bit Sampler war dieses Preis-/Leistungsverhältnis bislang unschlagbar – ebenso die 16-stimmige Polyphonie des EIII.
Der Clou: Der Emulator III verstand sich als Workstation – nicht als reiner Klangerzeuger. Zwar hatten Softwareprodukte von Steinberg und C-Lab den Hardware-Sequencer-Markt gehörig durcheinander gewirbelt, doch war der Wunsch nach einem leicht zu bedienendem und umfangreichen Hardware-Sequencer noch immer verbreitet.
Der E-Mu EIII beinhaltete einen 16-Spur Sequence, der sich umfangreich editieren ließ und darüber hinaus auch noch als SMPTE-Master oder -Slave eingesetzt werden konnte. Der EIII konnte dadurch unproblematisch zur Vertonung von Filmen eingesetzt werden.
Auch die Speicherverwaltung über eine interne Festplatte (40MB) sowie einen von außen zugänglichen SCSI-Bus stellte zu jener Zeit etwas besonderes dar und rief bei Studiomusikern feuchte Hände hervor, angesichts von soviel Luxus.
Rückseitig befinden sich 18 (ja, achtzehn!) Audioausgänge – zwei Stereo- sowie 16 Einzelausgänge. Hinzu kommen 2 Audioeingänge, zwei Pedaleingänge, das Midi-Trio, SMPTE In/Out, SCSI, sowie eine RS422 Schnittstelle zur Verbindung mit einem Computer..
Die Einzelausgänge lassen sich übrigens nur SOLO verwenden – also eine Stimme pro Einzelausgang. Dafür werden abgegriffene Einzelausgänge auf Wunsch aus der Stereosumme genommen. Für einen sinnvollen Einsatz empfehle ich allerdings einen Submixer mit Subgruppen.
Look und Haptik
Wer schon einmal vor einem Emulator III gesessen hat, wird folgendem Zitat von meinem Freund Anselm Rössler zustimmen: „Man fühlt sich wie Captain Kirk in der Kommandozentrale“.
Die physische Präsenz des E-Mu EIII ist gewaltig. Seine bullig, schräg geneigte Kunststoffoberfläche mit den kleinen schwarzen Buttons und das – für damalige Verhältnisse – große, beleuchtete Display lassen einen in Ehrfurcht erstarren. Alle Menüpunkte sind auf die Gehäuseoberfläche gedruckt – die Bedienung ist ein Kinderspiel.
Die 61 Tasten umfassende Kunststoff-Klaviatur verfügt über Aftertouch und gehört zu den besten ihrer Art.
Der EIII ist extrem stabil und … schwer. Wer mal – meistens zu zweit – einen EIII im Case auf die Bühne gebracht hat, der weiß, wovon ich spreche.
Klangerzeugung
Der EIII unterscheidet grundsätzlich zwischen der „digitalen Samplebearbeitung“ sowie zwischen der „analogen Nachbearbeitung der Presets“.
In der Samplebearbeitungsebene finden wir alle heute üblichen Parameter wie Truncate, Looping, Crossfades und viele digitale Effekte, die aber direkt auf die Samples gerechnet werden und sich später nicht dynamisch steuern lassen. Eine Time-Stretch-Funktion fehlt dem EIII allerdings. Hoch interessant hingegen ist das Undo-Feature. Bei jeder Bearbeitung wird automatisch ein Back-Up auf der HD erzeugt – damals ein absolutes Novum. Jeder digitale Bearbeitungsschritt ließ sich somit unproblematisch wieder zurücksetzen.
Innerhalb der „Preset-Ebene“ werden dann die Samples auf der Tastatur verteilt, geschichtet und vor allem analog nachbearbeitet.
Der E-Mu EIII bedient sich der subtraktiven Klangerzeugung. Pro Stimme können bis zu zwei Samples (zur Erzeugung echter Stereosounds) abgespielt werden. Zwei Hüllkurven, LFO, ein 24 dB Filter mit Resonanz sowie ein sehr umfassendes Routing an Modulationsmöglichkeiten können im analogen Block in Echtzeit genutzt werden.
Bis auf die analoge Klangerzeugung also nicht viel Unterschied zu seinen digitalen Nachfolgern. Ganz im Gegenteil und manch einer wird sich fragen: „Wozu einen EIII kaufen, das kann heute doch jeder Hardware- und Software-Sampler … und darüber hinaus noch viel mehr!
Deshalb kommen wir nun zum…
Der Klang des Emulator III
Der Emulator III ist ein analoges Sound-Monster! Wir haben folgenden Test dank Format-Kompatibilität mit einem EIIIXP sowie einem EMU E5000 Ultra durchgeführt:
Aus der Emu-eigenen Library haben wir in alle drei Probanden ein Multisample eines Jupiter-8 Solosounds geladen. Alle Parameter wurden danach auf die gleichen Grundeinstellungen gesetzt. Zunächst fiel schon einmal auf, dass der EIII am Audioausgang fast doppelt so laut war wie seine digitalen Kollegen. Pegelte man alle 3 Geräte auf die gleiche Lautstärke ein, so waren das Rauschverhalten beim EIIIXP, aber vor allem beim E5000 Ultra DEUTLICH lauter. (Man soll eben nie Prospekten trauen.)
Danach ging’s ans Eingemachte. Cut Off zu, Resonanz auf, Hüllkurven verändert, mit Modulationen gespielt, etc…. und das immer an allen drei Geräten – soweit möglich – identisch.
Schon alleine der Einsatz der Filterhüllkurve mit zunehmendem Cut-Off (ohne jegliche Resonanz), ließ uns verblüfft aufhorchen. Während bei den digitalen Samplern mehr oder weniger der Eindruck entstand: „Da dreht jemand die Höhen weg“, entwickelte der EIII einen ganz eigenen Klangcharakter. Richtig extrem ist der Unterschied nach Einsatz der Resonanz geworden. E5000 und EIIIXP zwitscherten eindeutig „digital und steril“, während der EIII die volle Lebendigkeit eines „echten“ analogen Filters zur Geltung brachte.
Ob Sie es glauben oder nicht – der Unterschied zwischen Analog und Digital war hier nicht etwa nur von eingefleischten Synthie-Freaks zu hören, sondern auch von Laien sofort erkennbar. Nun gehören die Filter der Ultra-Serie sicher zu den besten „Digital-Filtern“ die auf dem Markt sind. Sicher sind sie auch vielseitiger einsetzbar als der reine 24 dB Tiefpass-Filter des EIII, aber in der Königskategorie schlägt der EIII seine digitalen Geschwister um Längen!!!
Da sich mit Hilfe des Audioeingangs praktisch jedes Signal durch den internen Filter jagen lässt und auch die kompletten EIII CD-Roms nach wie vor verwendbar sind, steht dem EIII ein umfangreiches Klangmaterial zur Verfügung, das nur danach schreit, den heutigen Stilrichtungen angepasst zu werden.
Gebrauchtmarkttip
Ich möchte an dieser Stelle nicht verschweigen, dass der EIII auch gerne einige Macken hat. Sie sollten beim Kauf am Gebrauchtmarkt vor allem darauf achten, dass alle Stimmen funktionieren und alle Druckknöpfe einwandfrei arbeiten. Auch das Display neigt gerne zu Ermüdungserscheinungen. Der EIII war tatsächlich sehr anfällig beim Transport. Persönliche Abholung ist definitiv zu bevorzugen.
Meistens gibt es aber nichts, was sich nicht irgendwie beheben lässt.
E-Mu EIII gibt es immer wieder mal in den einschlägigen Online-Märkten und sind durchaus auch bezahlbar (außer auf Reverb). Viele Modelle wurden inzwischen mit OLED Displays und SCSI-to-SD ausgestattet. Inzwischen gibt es aber auch SCSI-Stecker die bereits eine integrierte SD Karte enthalten. Aber hier ist Vorsicht geboten, denn der EIII ist sehr heikel bei der Wahl externer Platten.
Kaufen Sie wenn möglich einen EIII, der bereits 8MB RAM enthält und nicht 4MB. Die Speichererweiterungen sind nämlich nach meinem Wissen nicht mehr zu bekommen.
Das Original EIII Rack
Und noch etwas: Es gab vom E-Mu EIII auch eine Rackversion (sehr selten zu bekommen), diese hat aber nicht das geringste zu tun mit den Emu Racks E-Mu EIII XP. Der EIII XP ist quasi die digitale Version des EIII und arbeitet nicht mehr mit der analogen Klangerzeugung. Das original Rack lief einfach unter dem Namen EIII RACK und hatte identisch die selbe Klangerzeugung auf schätzungsweise 5 HE!!!! Dieses Rack war GRAU (genau wie die Keyboardversion) und nicht schwarz wie die späteren XP Versionen!!
Das EIII Rack ist aber wirklich eine absolute Rarität und ist mir auf eBay auch erst ein einziges Mal begegnet – das war ca. 2020 und wurde schließlich für 1.000,– Euro verkauft – ein Schnäppchen.
Der E-Mu EIII on YouTube
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Super informativer Beitrag über ein hochinteressantes Instrument. Danke dafür 🙂
Danke, schöner Artikel.
Was man noch unbedingt zum EIII sagen sollte: Das Transponieren von Singlesamples nach unten kann beim EIII sensationell gut klingen. Natürlich stark abhängig vom Ausgangsmaterial. Aber wo z.B. ein aktueller Softwaresampler wie Kontakt bei 2 Oktaven nach unten nur noch ein laues „wlap“ macht, kann der EIII immer noch Druck aufbauen.
@exitLaub stimmt.. die berühmten Artefakte oder aliasing….
oft wurde ja eine Platte schneller abgespielt um mehr Samplezeit auszunutzen..😂❤️🔥
dann kam der geile Sound..
crunchy wie Chips 😂❤️🤘
der Akai s612 und die 900er haben auch analogfilter… bitte endlich updaten..
ist peinlich…
@Numitron Im Artikel werden ja nur die Sampler aufgelistet „die mit resonanzfähigen, Analogfiltern arbeiten“. Leider gibts bei den. beiden Akais nur den CutOff Parameter und keine Resonanz. Ich vermute deshalb tauchen die da nicht auf…
@Leo Solter OK. kann sein. sorry 😎
Echt schöner Artikel! Vielen Dank! Ein Traumteil, das ich gerne damals mal in die Finger bekommen hätte. Doch dazu hätten mir eh die liquiden Mittel gefehlt… Ein entfernt befreundetes Synthduo hat das Teil damals genutzt und ich konnte sie damit ca 1988 im ZDF Fernsehgarten auftreten sehen (viele Grüße Gerald) doch ich hab mich nie getraut mal zu fragen ob ich nicht mal darauf spielen darf… hach ja, Nostalgie. 😂
@Tomtom haben die dann auch einen akai s 1000 gekauft ? 😂❤️🔥
Mein absoluter Wunschsampler von damals. Eines der wenigen Instrumente, die ich jahrelang unbedingt haben wollte, mir aber nie leisten konnte. Zum E4XT Ultra und zum Emax II hat es zum Glück Jahre später dann gereicht, doch das war nicht dasselbe. Den EIII umgibt seit jeher eine ganz besondere Aura, was sicherlich auch dem, in meinen Augen, sehr gelungenen Design – und dessen Unerreichbarkeit – geschuldet ist. ;)
Geniales Teil, klanglich und optisch eine Augen/Ohrenweide. Leider anfällig und sehr schwer. -Bei meinem Exemplar fingen die Stimmen anzusterben und die Festplatte rauschte gelegentlich ab. Hey Uli, kannschte de ma klonen?
Die Grafikabteilung von Ableton Live hat den sicher auch zuhause!
@Bave the Dutcher haha. wollte auch sowas ähnliches schreiben 😁
@Bave the Dutcher 😂 Jetzt verstehe ich, weshalb mir Live von Anfang an optisch so gut gefiel…
@Bave the Dutcher Wenn Ableton so einen Sampler mit integriertem Sequenzer bauen würde? 😎 Elektron ginge auch, die machen viel zu wenig mit Keys.
OT (völlig krause Bemerkung)
In dem Beitrag das Bild unter der Zwischenüberschrift »Das Original EIII Rack« … den Synthesizer »Code« von Studio Electronics finde ich irgendwie hundertmal spannender. 😀
@Flowwater „Geduld haben du musst!“
In 30…40 Jahren folgt der Vintage Artikel zum Code 😉
@SynthNerd 😄👍+1
@SynthNerd junger padawan hast du vergessen.. obwohl das war ja nicht Yoda.. 😂😂🤘
Der EIII war für mich und meine Kumpels immer so etwas wie der heilige Gral der Synth. Eines Tages in den frühen 90ern war es dann soweit. Samstag Morgen auf Pilgerfahrt nach Nürnberg,
zu Touched by Sound, dort sollte einer verfügbar sein.
Damals das absolute Vintage Paradies. Einen Memorymoog, einen Prophet 5 (mit Midi), einen CS30, einen VP 330 und einen Jupiter 8 (incl Groove Midi für erschreckende 4.000,- DM, der normale Kurs für einen Jupiter 8 lag damals bei 3.000,- DM) hatte ich schliesslich auch dort erstanden. Unerfreulicher Weise habe ich mich von jedem dieser Beutestücke wieder getrennt. Damals war das alles nichts Besonderes und billig zu haben.
Wie auch immer, bei TbS stand der EIII und wurde ohne zu fragen und ohne Aufpreis noch schnell von Michael Thorpe (der Eigentümer von TbS) von 4MB auf 8 MB aufgerüstet.
Viel Nutzen hat mir der EIII leider nicht gestiftet. Zu der Zeit war ich mit einem EMU E64 und einem Sequential Prophet 3000 ausgestattet. Also genug Sampler, sodass der EIII von mir eingetauscht wurde (ja das ging damals noch) gegen einen PPG Wave 2.3. Der EIII war mehr wert, sodass ich einen Wertausgleich bekam.
Den PPG Wave 2.3 habe ich kurz danach auch verkauft, weil der Microwave (damals) einfach cooler war.
Von dem hatte ich dann im Laufe der Jahre Fünf Stück. Drei blaue und Zwei grüne, nebst mehreren Access Programmern.
Heute sind die alle verkauft aber einen Waldorf M hüte ich immer noch. 🙂
Habe mir gerade vor einem monat wieder einen EIII Rack angeschafft 😎