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VJ Workshop: Die Produktion von Zeitraffer-Clips

VJs auf der Überholspur: Zeitraffer Clips

26. Februar 2009

c by Shutterstock

VJ Workshop: Die Produktion von Zeitraffer-Clips

Das Anlegen eines brauchbaren Clip-Archivs ist auch in Zeiten von Youtube und HD nicht  unbedingt einfacher geworden. Loop-Sammlungen und freie Clips aus dem Netz erfüllen nur selten die Ansprüche an Qualität und Originalität. Im Zweifelsfall heißt also die Devise: Selbermachen. Einfach nur Bilder zusammenschnipseln ist bekanntlich langweilig, und munter Effekte draufpappen kann auch jeder. Spannend wird es, wenn sich auf der Zeitebene etwas tut. Will meinen: Wenn die Bildfrequenz bei der Aufnahme erhöht oder reduziert wird und sich dadurch die Wahrnehmung verändert. Solche Zeitlupen- bzw. Zeitraffereffekte sind auch in Werbung und Spielfilm sehr beliebt und werden mit viel Aufwand und teuren Spezialkameras realisiert. Allerdings ist es auch mit aktueller Standard-Schnittsoftware und normalen Consumer-Kameras relativ einfach, brauchbare Aufnahmen für den eigenen Clip-Pool zu erstellen. Dieser Workshop gibt euch das Handwerkszeug für gute Zeitrafferaufnahmen. In wenigen Wochen gibt es dann einen zweiten Teil, in dem es um Zeitlupentechniken gehen wird.

Der „Dreh“

Besonders gut machen sich zeitlich geraffte Massenphänomene, an denen, so dämlich das klingt, viele Autos, Menschen oder Tiere beteiligt sind. Aber auch Vorgänge, die zu langsam sind, um sie im Ganzen zu erfassen, wie das Aufblühen einer Blume oder ziehende Wolken sind perfekte Motive. Lasst der Spinnerei freien Lauf – der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.

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Die einfachste Möglichkeit, ein Zeitraffervideo zu erzeugen, wäre die Aufnahme einer Aktion in normaler Framerate (25 Bilder/Sekunde) und das nachträgliche Abspielen im Schnittprogramm beispielsweise mit doppelter Geschwindigkeit. Darüber hinaus bieten einige Videokameras auch eine Intervallfunktion,  mit der sich in definierten Zeitabständen Einzelbilder aufzeichnen lassen. Bei beiden Techniken werden Zwischenbilder ausgelassen, um einen langsamen Vorgang beschleunigt darzustellen. Stattet man solche Aufnahmen nachträglich mit den passenden Effekten aus, lassen sich sehr schnell wunderbar abstrakte Clips erstellen. Aber es geht noch besser.

Sehr viel professioneller und flexibler wird das Ausgangsmaterial nämlich, wenn mit einer digitalen Fotokamera gearbeitet wird. Viele Hersteller bieten zu ihren Kameras Remote Control Software für den Laptop an, mit der die Kamera per USB-Kabel gesteuert werden kann. Außerdem sind manche Kameras in der Lage, Reihenaufnahmen zu erstellen. Der Vorteil dieser Arbeitsweise ist, dass auch günstige Digitalkameras oft detailliertere manuelle Einstellungsmöglichkeiten bieten als ihre Video-Kollegen vom Consumer-Markt. So ist eine professionelle Bildgestaltung bei sehr hoher Auflösung möglich. In diesem Workshop kommt beispielhaft eine Canon Powershot G9 mit der Software PSRemote von Breeze Systems zum Einsatz. Doch es muss nicht unbedingt ein High-End Kompaktgerät oder eine Spiegelreflex sein. Es gibt auch günstigere Kameras, die sich fernsteuern lassen. Es lohnt sich sogar teilweise, ein älteres Modell mit weniger Megapixeln und hochwertigerer Optik zu benutzen. Für unseren Zweck reichen bereits Auflösungen von 3 Megapixeln. Empfehlenswert ist etwa Nikons Coolpix 990 (ab 100 Euro bei Ebay), für die es auch freie Remote Software gibt.

Bei allen Zeitrafferaufnahmen ist ein ruhiger Bildstand und eine feste Kameraposition von enormer Wichtigkeit, da je nach Abspielgeschwindigkeit auch ein leichtes Schwanken zu einem störenden Ruckeln werden kann. Passiert ein solches Malheur nur bei einigen wenigen Frames, lassen sich die verwackelten Bilder in Photoshop oder mittels Tracking-Software in After Effects korrigieren. Im Zweifelsfall hilft es auch, besagte einzelne Wackler schlicht zu löschen, um die Störung zu beheben. Trotzdem empfiehlt sich in jedem Fall ein gutes Kamerastativ.

Remote Software: PSRemote

Remote Software: PSRemote

Für ein kleines Testvideo (siehe Link) habe ich meine Canon G9 mit einem flexiblen Stativ am Geländer einer Fußgängerbrücke über einer stark befahrenen Straße fixiert. Die Kamera wurde per USB ferngesteuert. Die Bilder wurden – ebenfalls per USB – direkt auf den Laptop übertragen, um genügend Speicherplatz zur Verfügung zu stellen. Ich habe mit einer Auflösung von 5 Megapixeln und einer relativ weitwinkligen Einstellungsgröße gearbeitet. Dadurch ergibt sich bereits der erste Parameter für die Steuersoftware – zwischen zwei Einzelbildern müssen ca. 4 Sekunden liegen, um das jeweilige Bild zum Laptop zu schicken. Es handelt sich hier um einen Erfahrungswert, der von Kamera zu Kamera unterschiedlich ist. Hinzu kommt die gewählte Belichtungszeit. In diesem Fall habe ich versucht, durch eine möglichst geschlossene Blende (F8) eine lange Belichtungszeit zu „provozieren“ (0,3 Sekunden), um einen leichten Schmiereffekt bei den Autoscheinwerfern zu erhalten. Bei Nacht lässt sich dieser Effekt sehr einfach herstellen. Es muss dann lediglich auf die korrekte Intervalleinstellung geachtet werden. Auf jeden Fall sollte man für solche Aufnahmen viel Geduld und Sitzfleisch mitbringen. Die Testsequenz besteht aus 250 Einzelbildern, die innerhalb von 20 Minuten aufgenommen wurden (bei Youtube sind davon nur 200 Bilder, sprich 8 Sekunden, zu sehen). Ich habe also eine 120fache Beschleunigung durchgeführt. Schön zu sehen ist im fertigen Film auch die einsetzende Dämmerung.

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„Postproduction“ in After Effects

Wie bekommen wir die Einzelbilder jetzt zusammengesetzt? Zunächst müssen die Kamerabilder als JPEG Sequenz importiert werden. In After Effects funktioniert das folgendermaßen: Im Menüpunkt „Datei>Importieren>Datei“ können im Bilderordner mit STRG-A alle numerierten Einzelbilder markiert werden. Setzt man ein Häkchen bei JPEG Sequenz, lädt das Programm die JPGs als zusammenhängenden Clip, dessen Länge sich nach der voreingestellten Framerate richtet (hier 25fps, folglich wird der Clip 10 Sekunden lang).

After Effects: Sequenz-Import

After Effects: Sequenz-Import

Erstellt man eine neue Komposition – im Beispiel habe ich die Auflösung 1280×720 gewählt – lässt sich der Zeitrafferclip frei darin bewegen und skalieren. 5 Megapixel bieten in diesem Fall genügend Spielraum – die Bildgröße wurde auf 42% reduziert, und der Ausschnitt ist noch immer relativ frei wählbar. Der Clip kann jetzt mit Effekten verfeinert werden oder direkt als Film exportiert werden, um beispielsweise in Final Cut weiterzuarbeiten. Adobes Creative Suite bietet durch die Verzahnung von Premiere, After Effects und Illustrator außerdem die Möglichkeit, die Einzelbilder zu vektorisieren und mit einer frei skalierbaren Sequenz aus Vektorgrafiken weiterzuschneiden. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl zusätzlicher Gestaltungsmöglichkeiten.

After Effects: Scaling in HD

After Effects: Scaling in HD

Einfache Workarounds

Alles schön und gut. Aber was tun, wenn man nur ein Schnittprogramm und kein After Effects zur Hand hat? Premiere und Final Cut als Standalone-Software machen es uns etwas schwerer mit dem Erstellen des Videos aus den einzelnen Digitalbildern. JPG-Bildsequenzen können nicht importiert werden. Allerdings ist es möglich, die Standard-Länge für den Import von Einzelbildern in den Projekteinstellungen auf 1 Frame zu setzen. Damit erhält man einzelne Clips in richtigen Länge. Markiert man jetzt alle Einzelbilder und zieht diese auf die Timeline, ergibt sich ein zusammenhängender Film. Will man mit dieser Methode allerdings längere Zeitrafferclips erstellen, kommen schnell zwei- bis dreitausend Einzelbilder zusammen. Das wird sehr schnell sehr unübersichtlich. Aber nicht aufgeben: Wer After Effects nicht sein Eigen nennt, kann das kleine Programm QuickTime Pro als Importhelfer nutzen. Hier einfach unter „Datei“ bzw. „Ablage“  den Menüpunkt „Bildsequenz öffnen“ auswählen, das erste Bild anklicken und mit „Öffnen“ die Einzelbildfolge laden.

QuickTime Pro: Sequenz-Import

QuickTime Pro: Sequenz-Import

Je nach Auflösung der Bilder kann die Wiedergabe hier extrem ruckeln. Eine Skalierung oder die Wahl eines Bildausschnitts ist in QuickTime nicht möglich. Am besten ist es, den Clip wie er ist im gewünschten Format – wie gesagt ab 3 Megapixel auch in Full HD – zu exportieren. Das Ganze kann dann in Premiere, Final Cut oder einfacheren Schnittprogrammen genauso bequem wie in After Effects als kompletter Film mit Effekten versehen und bei vollformatigem Export (am besten als Quicktime Animation) auch nachträglich skaliert werden.

Kaum zu glauben, aber so schnell geht das. Damit ist der erste Teil unseres Workshops bereits zu Ende. Wie immer freue ich mich auf Fragen und Kommentare und gebe gerne detaillierte Anworten

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Forum
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    AMAZONA Archiv

    hallo amazona,
    ich finde eure ganzen artikel und workshops wirklich sehr gut und das ist auch eine sehr tolle seite :) (das neue design ist auch ohne probleme angekommen, davon können sich youtube und myspace eine scheibe abschneiden).

    zeitraffer ist wichtig. natürlich, sollte jeder, der mit videos zu tun hat, können, wissen.
    ich hab mal für meine band so kleine gehversuche gemacht (es steht demnächst ein videoclipdreh an). ich hab mir meinen gitarristen geschnappt und ab in wald.
    im wald gibts so einen schönen sandsteinabhang. womöglich mal eine ehm. sandgrube. ich habe mich unten positioniert und der gitarrist rennt von oben nach unten an mir vorbei. in der nachbearbeitung eine zeitraffereinstellung drauß zu machen war nicht schwer (final cut, geschwindigkeit verändern, 200% fertig – final cut ist ein tolles programm). das sah so quietsch dämlich aus, wie er da in zeitraffer an mir vorbei rennt :-) vor allem die geräusche waren auch automatisch in zeitraffer. damit kann man schon sehr tolle sachen machen.
    aber slow-motion effekte find ich fast noch besser.
    am besten einen richtig gut inszenierten video aus slow motion, stop motion und zeitraffer.
    bin schon auf euer nächsten artikel gespannt.
    mfg
    keyjey

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