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VJ Workshop: Zeitlupenclips

Slow Motions für VJs

2. April 2009

Im ersten Teil dieses Clip-Workshops haben wir mit einfachen Mitteln professionelle Zeitraffer-Aufnahmen in HD-Qualität erstellt. Schwieriger wird es, wenn es um die Produktion von Zeitlupen-Effekten geht. Für eine echte Zeitlupenaufnahme müssen beim Dreh mehr Bilder pro Sekunde aufgenommen werden, als für die normale Wiedergabe nötig sind. Wird ein Video mit 50fps aufgenommen und in normaler Geschwindigkeit, also 25fps, abgespielt, ergibt sich – oh Wunder – eine fünfzigprozentige Zeitlupe. Hochleistungskameras aus Industrie und Werbung können mit 2000fps und mehr aufnehmen. Ein Drehtag mit so einer Kamera inklusive Operator und einem Haufen Licht (höhere Framerate = kürzere Belichtungszeit) kostet ein kleines Vermögen. Mit unseren bescheidenen Mitteln, meist eine Prosumer-Videokamera und ein Schnittprogramm, müssen wir einiges beachten, um gute Ergebnisse zu bekommen. Die meisten Kameras nehmen ausschließlich in Standard-Geschwindigkeit auf. Einige HD-Modelle können 60 Vollbilder pro Sekunde aufnehmen. Für den Schnitt im 24/25p-Kinoformat kann aus diesem Material bereits eine Zeitlupe gewonnen werden. Doch was tun, wenn wirklich nur 25 Bilder pro Sekunde zur Verfügung stehen?

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VJ Workshop: Zeitlupenclips

Schnelle Vorgänge lassen sich durch eine computergenerierte Pseudozeitlupe zwar zum Teil besser verfolgen, doch die Auflösung der Bewegungsabfolge wird in Wirklichkeit nicht besser, da die Bildinformationsdichte dieselbe bleibt. Trotzdem bieten die verfügbaren Interpolationsprogramme eine einfache und schnelle Möglichkeit, die veränderte Bildfrequenz als netten und, je nach Plug-in, professionellen Effekt einzusetzen.

Am besten geeignet ist Ausgangsmaterial, das mit einer möglichst kurzen Belichtungszeit aufgenommen wurde. Es empfiehlt sich also, den Shutter auf 1/200 oder höher zu stellen. Hier enthalten die Einzelbilder auch bei schnelleren Objekten nur eine geringe Bewegungsunschärfe. Außerdem sollte nach Möglichkeit im Halbbildmodus gedreht werden, auch wenn die verwendete Kamera Aufnahmen in Vollbildern ermöglicht. Die Bewegungsauflösung von 50 Halbbildern ist doppelt so groß wie die von 25 Vollbildern. Somit kann aus 50i-Material ein besseres Ergebnis errechnet werden. Scharfe Kanten mit hohem Kontrast sollte man bei der Bildgestaltung vermeiden. Diese lassen sich auch mit den hochwertigeren Algorithmen nicht sinnvoll interpolieren und fallen am schnellsten störend auf.

Bei Verlangsamung eines Clips ist ein ruhiger Bildstand bei der Aufnahme genauso wichtig wie für Zeitraffereffekte. Das Bildmaterial sollte im Zweifelsfall vor der Erstellung einer Software-Zeitlupe am Computer stabilisiert werden – in diesem Fall, um die Kantenbewegungen zu reduzieren, die die Bewegungsschätzung der Software verschlechtern.

Einfache Zeitlupe

Premiere Pro und Final Cut Pro bieten im Clip-Kontextmenü sehr einfache Möglichkeiten, um die Geschwindigkeit einer Aufnahme zu verändern. Beim ersten Öffnen dieser Funktion ist die Geschwindigkeit auf 100% eingestellt. Alle darunterliegenden Werte erzeugen einen Zeitlupeneffekt. Die Berechnungsmethoden für diesen mitgelieferten Effekt sind nicht besonders ausgereift. Dennoch erhält man bei Beachtung einiger Grundregeln brauchbare Ergebnisse.

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Premiere Pro: Geschwindigkeit ändern

Premiere Pro: Geschwindigkeit ändern

Zunächst sollte immer in Teilschritten von 50, 25, 12,5 Prozent vorgegangen werden, weil so zwischen zwei tatsächlich vorhandenen Bildern immer dieselbe Anzahl Zwischenbilder „erfunden“, also interpoliert werden kann. Damit wird ein unregelmäßiges Ruckeln des Effekts verhindert. Für Geschwindigkeiten bis 50% ist jeweils nur ein volles Zwischenbild zur Berechnung nötig, so dass eine Halbierung der Abspielgeschwindigkeit in der Regel kein Problem ist.

Dennoch reicht das Standard Interpolationsverfahren der beiden Schnittprogramme nicht für alle Aufnahmen aus. Leider muss man für besser Ergebnisse noch einmal Geld ausgeben. Die Skala ist nach oben offen – High End Lösungen wie The Foundrys Furnace mit dem Retiming-Plug-in Kronos sind ab 500 Euro für Final Cut zu haben. Etwas günstiger kommt man mit Twixtor von RE:Vision Effects weg – die einfache Version dieses Plug-ins gibt es für etwa 300 Euro. Für diesen Workshop habe ich einen freien Clip (720/25p) mit Twixtor Pro in After Effects manipuliert.

After Effects: Twixtor Plug-in

After Effects: Twixtor Plug-in

Twixtor wird wie jeder andere Effekt auf die jeweilige Komposition (in Final Cut auf den Clip) gezogen. Für eine einfache Zeitlupe muss lediglich die Speed-Prozentzahl entsprechend geändert werden. Timewarp-Effekte sind per Keyframe also auch hier möglich. Für den Beispielclip habe ich testweise eine Geschwindigkeit von 15% gewählt, um auch die angesprochene Problematik mit Nicht-Teilern der Framerate zu überprüfen. Wie im fertigen Clip bestens zu sehen, ist das Ergebnis dieses Schnelltests erstaunlich gut (bitte „hohe Qualität“ anwählen). Vorsicht ist dennoch geboten: Bei Aufnahmen von extrem schnell bewegten Objekten fehlen auch dieser Software die nötigen Informationen für eine sinnvolle Berechnung der Zwischenbilder.

Ausblick

Mit den meisten Schnittlösungen lassen sich per Keyframe-Animation neben festen Frequenzänderungen zusätzlich Timewarp-Effekte, also kontinuierliche Änderungen der Geschwindigkeit erstellen. Dieser Effekt ist zur Zeit sehr beliebt und findet sich auch in vielen Musikvideos. Einfach mal ausprobieren – zum Spielen reichen Final Cut und Premiere allemal aus. Aber auch wenn ihr nicht sofort die Kamera geschnappt habt, um das Ganze einmal selbst zu testen – es wird schnell deutlich, dass es sich um ein komplexes Thema handelt. Leider kann ich in einem kurzen Workshop nicht die gesamte Bandbreite abdecken. Deshalb bitte ich um Fragen und Kommentare, gerne auch zu konkreten Kameratypen, Frameraten und spezifischen Problemen – ich antworte so bald wie möglich.

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