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Feature: Social Media zerstört die Konzertbranche

Follower und Likes vor Qualität?

13. März 2025
Social Media zerstört Konzert Branche Aufmacher

Feature: Social Media zerstört die Konzertbranche

Dass sich die Musikbranche bezüglich ihrer Einkommensmöglichkeiten in den letzten Jahren komplett um 180 Grad gedreht hat, ist nicht wirklich neu. Es ist aber trotzdem immer wieder interessant festzustellen, dass in den letzten drei Dekaden die Entwicklung von Einnahmeströmen sich nicht nur verändert, sondern auch aufgrund des Bereichs Social Media komplett gewendet hat. Social Media zerstört die Konzertbranche und ich sage dir, warum.

Kurz & knapp

  • Veränderte Einnahmequellen
    • Tonträgerverkauf und Streaming bringen kaum noch Geld, nur wenige Top-Künstler profitieren.
    • Konzerte sind die einzige lukrative Einnahmequelle, doch hohe Kosten schmälern den Gewinn.
  • Einfluss von Social Media
    • Veranstalter und Labels bewerten Künstler nach Streaming-Zahlen und Followern statt musikalischer Qualität.
    • Manipulation durch gekaufte Klicks und Follower verzerrt den Markt.
  • Zukunft der Musikbranche
    • Langfristiger Erfolg erfordert eine starke Social-Media-Präsenz und jahrelangen Aufbau.
    • Wirtschaftliche Zwänge erschweren unabhängigen Künstlern das Überleben.

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Einnahmen in der Musikbranche

Während man in den 70ern und auch noch 80ern ausschließlich den Verkauf von Tonträgern als Einkommensquelle hatte und der Großteil der Live-Einnahmen dafür finanziert wurde, den Leuten einen guten Event zu bringen, um die Einnahmen dann aus dem Tonträgerverkauf zu generieren, sieht es heutzutage so aus, dass es faktisch nur noch zwei Einkommensquellen gibt, die auch noch beide miteinander verbunden sind.

Tonträgerverkauf rentiert sich nicht

Die Einnahmen aus dem Tonträgerverkauf online oder den Fachhandel beschränkt sich auf einige wenige Hardcore-Fans, wobei das viel gepriesene Vinyl auch bereits wieder an Zugkraft verliert und die klassische CD mehr oder minder die Funktion einer Dreingabe hat, bei der die durchschnittlich ambitionierte Band schon das Jubilieren anfängt, wenn nach Abzug aller Fertigungs-, Vertriebs- und Amazon-Gebühren der Betrag eines durchschnittlichen Monatsgehaltes einer Kassiererin bei Aldi hängenbleibt.

Schallplatten Singles

Der Verkauf von Tonträgern, welcher Art auch immer, rentiert sich für die meisten Künstler nicht mehr

Streaming lohnt sich noch weniger

Die absolute Spitze der Lächerlichkeit wird aber bekanntermaßen von den Streaming-Diensten abgedeckt. Bei einer durchschnittlichen Entlohnung von einem Cent bei drei Streams, wohlgemerkt, wir reden hier von den Premium-Accounts in der ersten Welt (bei 2./3. Welt im Free Account fällt die Entlohnung auf bis zu einem Zehntel), gibt es laut einer neuesten Untersuchung den Fakt, dass nur 0,1 % aller Künstler auf Spotify 75 % aller Einnahmen erhalten und knapp 70 % aller Künstler unter 1,- Euro pro Jahr verdienen. Es gibt wohl keine Branche auf der Welt, bei der dem ausübenden Arbeiter ein solch despektierliches Verhalten entgegengebracht wird.

Social Media zerstört Konzertbranche Computer mit Streaming Icon

Mit Streaming sind keine nennenswerten Umsätze zu generieren

Bringen Konzerte noch Geld?

Geblieben ist demnach nur der Live-Bereich, wobei ein Großteil der Gage heutzutage für Reise-, Transport- und Technikerkosten aufgebraucht wird, übrig bleibt letztendlich nur noch das Merchandise, das in der Tat bei so ziemlich jeder Band, die sich nicht in der absoluten High-End-Liga befindet, die einzige Einnahmequelle bleibt. Dies bedeutet ebenfalls, keine Shows gleich keine Einnahmen, heißt ewiges Hobby-Dasein.

Nun gut, der eine oder andere Leser wird nun der Meinung sein, dass wenigstens EIN System in sich rundläuft und einigermaßen planbar ist, wenn gleich auch hier wieder einmal nur vergleichsweise wenige von dem System profitieren. Nach dem Lesen dieses Artikels wird allerdings das eine oder andere Stirnrunzeln einsetzen, denn es gibt eine Entwicklung, die zwar zu erwarten war, in dieser Massivität allerdings nicht unbedingt auf dem Speiseplan eines jeden Künstlers steht.

Konzert Tickets Eurozeichen

Der Verkauf von Konzerttickets bringt nicht genügend Geld ein

Macht von Social Media

Die Rede ist von der Macht der Social Media, als da wären Facebook, Instagram, TikTok und Co. für die Teilnahme am Live-Zirkus. Wer jetzt allerdings meint, es ginge um die Qualität des Auftritts, sprich das Erscheinungsbild, wie gut der Content gepflegt ist oder ähnliches, darf einen Schritt zurücktreten. Es geht hierbei vielmehr ganz einfach um Zahlen. Und zwar nur um die Zahlen der monatlichen Hörer bzw. der Streaming-Zahlen allgemein, unabhängig davon, welche Musikrichtung, welche Qualität oder sonstige Sachen, die irgendeinen künstlerischen Wert haben.

Um das Ganze besser zu erklären, möchte ich Auszüge eines Telefonats wiedergeben, das ich unlängst mit einem sehr guten Kollegen von mir hatte, dessen Namen ich natürlich nicht nennen werde. Der Kollege ist der Chef einer seit vielen Jahren international erfolgreichen Melodic-Metal-Band, die es problemlos schafft, eine vierstellige Zahl von Zuschauern zu ihren Konzerten zu holen.

„Ihr habt aktuell nur knapp 20.000 monatliche Hörer, da müssen wir in der Gage noch mal nachverhandeln“

Dieser Kollege spielte mit seiner Band unlängst auf einem renommierten und international besetzten Festival im norddeutschen Raum (nicht Wacken!). Zwei Wochen vor Show-Beginn bekam er allerdings einen Anruf des Organisationskomitees, das ihn mit folgender Tatsache konfrontierte. Laut Aussage des Bookers würde die Band aktuell nur über 20.000 monatliche Hörer verfügen und man müsste deshalb bezüglich der Gage noch einmal nachverhandeln.

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Follower bestimmen Gagenhöhe

Was sich auf den ersten Blick wie ein schlechter Scherz anhörte, ist Realität. Wie ich von einem anderen Kollegen erfahren habe, gibt es mittlerweile sogar eine App mit dem Namen „Songstats“ speziell für Veranstalter, Plattenfirmen etc., mit denen man auf Knopfdruck alle relevanten o. g. Daten in Sekunden abrufen kann.

Social Media zerstört Konzert Branche Songstats App Screenshot

Mit der Songstats App, die eigentlich eine gute Idee für Bands ist, haben Veranstalter alle Daten in Sekundenschnelle bereit

Wer natürlich ein internationaler Headliner ist, der ein Festival der gehobenen Art auch headlinen kann, wird mit Sicherheit nicht mit solchen Daten konfrontiert. Allerdings für Bands der zweiten und dritten Garde, welche schon eher um einen Auftritt bei einem Festival kämpfen müssen, ist es somit unmöglich, den Veranstalter in irgendeiner Form von den künstlerischen Qualitäten der Band zu überzeugen, es sei denn, der Veranstalter ist ein persönlicher Fan der Band. Es zählen aktuell nur noch die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien und die daraus abgeleitete Annahme, wie viele Zuhörer für die neue Band letztendlich zu dem Festival kommen würden.

Social Media zerstört Konzertbranche Konzertfoto mit Logos

Follower sind alles – auch für den Konzertveranstalter

Social Media vs. Realität

Losgelöst davon, wie viel wirtschaftlichen Stress solche Apps zusätzlich in den Band-Kontext bringen, hat man jetzt natürlich auch noch das Problem, dass die Wahrscheinlichkeit mit den Zahlen Schindluder zu treiben, beziehungsweise betrogen wird, Tür und Tor in Sachen Rechtfertigung geöffnet ist. Ich selber kenne mehrere Bands, die in einem Solo-Konzert keine 50 Nasen ins Konzert locken, aber mit einer monatlichen Hörerzahl von 350.000 Followern auf Spotify aufwarten können. Dass bei solchen Zahlen nichts mit rechten Dingen zugeht, weiß jemand, der die Solo-Shows der Künstler gesehen hat, auf jeden Fall. Ein Veranstalter allerdings, der nur die Zahlen sieht, wird sich diesbezüglich mit Sicherheit in die Irre führen lassen.

Wer sich jetzt eventuell darauf besinnt, dass er häufig immer wieder dieselben Namen auf bestimmten Festivals findet, kann sich vielleicht mal darüber Gedanken machen, dass es nicht nur daran liegt, dass die jeweiligen Bands auch im Management der Veranstalter sind, sondern einfach auch die Zahlen der sozialen Medien eine entsprechende Motivation für den Booker an den Tag legen.

Betrug als einziger Ausweg?

Die Frage ist vor allen Dingen, wie man jetzt als Künstler mit dieser Sache umgehen soll. Dieses Verhalten ist ähnlich zu sehen, wie die Verwendung von Backingtracks. Geht man hin und wählt den steinigen, aber authentischen Weg, in dem man bis zum Umfallen übt, gegebenenfalls Arrangements ändert, um Songs live mit dem nötigen Entertainment-Faktor rüberzubringen, ohne die technischen Hilfsmittel zu verwenden? Oder muss man sich von anderen Musikern sogar noch auslachen lassen, wenn man nicht den bequemen Weg wähnt und alles, was man nicht live erzeugen kann, einfach von der Maschine abspielen lässt?

 

Social Media zerstört Konzert Branche Follower kaufen

Follower und Likes für Geld

Geht man bei den sozialen Medien hin und erarbeitet sich seine Fans lang, hart und vor allen Dingen langsam oder wagt man den Betrug, indem man irgendwelche asiatischen Click-Farmen engagiert, die in deinem Namen deinen Account aufblasen, mit dem Argument, dass du dann einen Festival-Slot und bessere Gagen herausholen kannst?

Natürlich, der Zweck heiligt die Mittel und jeder Künstler versucht alles Mögliche, um seine Zielgruppe zu finden und seinen Namen, seine Songs, seine Kunst und seine Performance weiter nach vorne zu bringen. Dies ist auch überhaupt nicht verwerflich, ganz im Gegenteil, es stellt die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Karriere dar. Wie weit allerdings soll die Entwertung der Musik eigentlich noch gehen? Technische Hilfsmittel, die etwas vorgaukeln, was nicht ist. Gekaufte Follower, die etwas vorgaukeln, was nicht ist?

Alles immer wieder mit dem Argument versehen, dass „es dem Zuhörer doch sowieso egal wäre“ und er „es ohnehin nicht mitbekommen würde“. Wie oft habe ich von unzähligen Kollegen schon gehört, dass der allgemeine Zuschauer „strunzen-doof ist und von absolut nichts eine Ahnung hat, warum soll ich mich da anstrengen“. Haben wir diese Einstellung nicht schon in viel zu vielen Bereichen unserer Gesellschaft?

Fazit

Bleibt zum Abschluss die Frage, ob und wie man diese Entwicklung in irgendeiner Form beeinflussen, beziehungsweise vielleicht sogar zurückführen kann. Um ehrlich zu sein, ich persönlich wüsste nicht, was diese Sache in irgendeiner Form abbremsen könnte, da es sich schlicht und ergreifend um wirtschaftliche Faktoren, sprich um Geld handelt. Sobald der Punkt Geld ins System einfließt, erhält nahezu alles, was daraus entsteht, in irgendeiner Form eine Rechtfertigung. Ein Konzert ist ein wirtschaftliches Unterfangen und es werden auch in Zukunft alle Register gezogen, um das Maximale an Umsatz/Gewinn aus dem Konstrukt zu ziehen.

Natürlich kann man als „Konsument“ sagen, ich gehe nicht mehr zu Shows, ich gehe nicht mehr zu Festivals, was allerdings dazu führen würde, dass man noch weniger kulturell wertvolle Sachen im Angebot hat, zumal man überhaupt nicht von außen erkennen kann, welche Künstler jetzt auf einem Festival gebucht wurde und vor allen Dingen, warum er gebucht wurde.

Fakt ist, dass wenn man einen langen und gleichbleibenden Aufbau mittels der sozialen Medien für eine Band als Basis nimmt, man über den langen Zeitraum auf jeden Fall erfolgreicher ist. Nachteil ist, man muss eine unglaublich niedrige Zeitpräferenz mitbringen. Und wer hat heutzutage noch die Zeit, eine Band über 10 oder 20 Jahre aufzubauen? Das ist nämlich nach wie vor der Zeitraum, den du brauchst, wenn du bei null anfängst und dich wirklich in eine Liga vorarbeiten möchtest, in der zumindest einer in der Band zu 100 % von der Musik leben kann.

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Forum
  1. Profilbild
    CDRowell AHU

    Die von Dir als Lösung offerierte Argumentation, mit Betrug seine Zahlen zu schönen ist aus meiner Sicht nicht ganz neu.

    Wenn wir uns in der Wirtschaft, beim Sport, gar in der (Musik)Industrie umschauen, werden wir einige Beispiele erkennen können, die den Weg der Manipulation als „Lösung“ suggerieren.

    Es ist nicht ganz zutreffend, dass Kreativität und Musik zusammenhängen. Wie zuvor ist es ein knallhartes Geschäft, in dem ständige Präsenz, hohe Anforderungen und tägliche Kreativität mit den Kunden UND dem fiskalischen System abverlangt.

    Hier nach Schuld, Ursachen und Orientierung zu ringen sind nur verständliche Reaktionen. Der Blick in die Zukunft ist nicht nur ideologisch zu gestalten, sondern fordert von uns allen konkrete, realbezogene Ideen, die das eigene Überleben sichern.

    Ja, das ist nur Klugscheißerei, die eventuell zutrifft, weil besonders Künstler unter dem Wunsch „sich selbst und die Gesellschaft darzustellen“ ein totaler Luxus bleibt.

    Anmen🫡

  2. Profilbild
    blackfrancis

    Traurige Entwicklung. Ich gehe gerne in Konzerte und kaufe dann dort auch Herrenoberbekleidung. Vermutlich reicht das alles nicht um meine Lieblingsmusiker zu unterstützen.

    Letztens noch einen Musiker (92.000 monatliche Hörer) auf Instagram gesehen, der sagte, dass mit Band zu touren sich nicht (mehr) finanziell lohne. Vermutlich ist er demnächst nur noch alleine mit Electronic Set unterwegs. 🙁

    • Profilbild
      Numitron AHU

      @blackfrancis ähnlich wie bei Ola!
      der ehemalige Gitarrist einer Metalbands wurde YouTuber und hat eine eigene Gitarrenmarke (solar)

  3. Profilbild
    Kazimoto AHU

    Es gibt eine einfache Lösung!

    Du bist jung, hast Social-Media statt Alete gegessen, tourst durch kleine angesagte Clubs wo alle brav ihr Smartphone hochhalten und streamst das am besten noch selbst ins Netz, während alle deine Songs mitsingen. Können sich viele von uns nicht vorstellen aber wir sitzen auch nicht im Backpacker Hotel in Kathmandu und posten unseren Followern sekündlich wo wir sind und was wir machen. Kohle von Mapa, die es dem Kind gönnen sich mal „auszuleben“ ist natürlich nach belieben verfügbar. Später kann man immer noch über die Gen XYZ ätzen, die man selbst herangezogen hat.

    Mein Tip: Hast du erstmal aufgegeben, entspannt es sich viel besser im Ohrensessel.

    • Profilbild
      HSTRKMP

      @Kazimoto findest du diese Haltung nicht ein wenig borniert? das klingt ein bisschen nach der Beschwerde von Altvorderen über die zügellose Jugend.
      die Strategie die du beschreibst klingt erfolgversprechend und im übrigen nach viel Arbeit. Jeden Tag Posten, das ist nicht so einfach wie sich das der Durchschnittsboomer vorstellt. warum dann dazu das langweilige Lamento über die angeblich so faule Jugend, die auf Mamas kosten backpacken geht? das Gegenteil ist doch der Fall.

      • Profilbild
        Kazimoto AHU

        @HSTRKMP Nix borniert, sind ja unsere Kinder. Kannst ja mal fragen ob das anstrengend für die ist. Wer heute versucht mit seiner Musik ein Publikum zu erreichen kauft sich eine gute Kamera und lernt Videoschnitt. Klingt paradox.

  4. Profilbild
    Tai AHU

    Ja, die Entwicklung ist hart bei Musikmachenden. Ich kenne viele, die beim Angebot: würdest du für das Gehalt eines Kassierers (die verdienen da bestimmt das gleiche wie Kassiererinnen) bei Aldi weiter Musik machen? sofort unterschreiben würden. Natürlich mit der Hoffnung in Kürze zum Filial- und danach Gebietsleiter aufsteigen zu können. Fernziel: den Laden übernehmen.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @Tai , die Aldi Nord und Süd Gehälter kann man sich auf deren Webseite ansehen. Aber wenn jemand neben der Arbeit sich noch das Programm „Musik machen“ gibt, haben wird erstmal unseren doppelten Respekt zu zollen. Zum Thema Karriere machen, wenn besagte Kassiererin auf der Bühne performt, schafft die auch die Karriere zur Filial und Bezirksleitung. Aber mit der Übernahme einer Stiftung wird es schwer. Ich kenne einige Geschäftsführer, Führungskräfte die neben Arbeit und Familie Musik machen. Nicht weil denen sonst die Decke auf den Kopf fällt, sondern weil sie das Wollen.

  5. Profilbild
    Filterpad AHU

    Was mir vor allem aufgefallen ist: Hört man mit richtig guten und ehrlichen Monitoren Songs in Youtube an, stellt man fest, jeder Song (auch innerhalb gleicher Genres) hat eine andere Klangqualität. Mittlerweile fällt es mir schwer zu sagen, welches die beste ist oder was wirklich gut zu scheinen scheint. Ebenso stellt man schnell fest das auch so mancher professionell anmutende Track nicht das gelbe vom Ei ist. Ebenso werden alte Songs frisch gemastert auf die heutige Smartphonegeneration, was die Beurteilung noch schwieriger macht. Um jetzt auf das finanzielle zu kommen: Heutzutage hilft nur das was z.B. die junge Künstlerin Alice Merton macht: Ein vollständig geplantes Konzept von A-Z. Auch in Social Media wirken ihre Bilder zufällig. Ich bin mir sicher (ohne Beweis), sind sie nicht! Leider schwindet natürlich dadurch die Fantasie, was früher Musik ausgemacht hat, sprich: Einfach Gefühle in Musik umwandeln und festhalten. Soll nicht automatisch heißen das früher alles besser war. PS.: Was Musik angeht leider schon.

    • Profilbild
      jan1973

      @Filterpad Bei Youtube muss man aufpassen. Die haben uns vor einiger Zeit heimlich die Option ‚Gleichbleibende Lautstärke‘ (bzw. Stable Volume) untergejubelt und automatisch aktiviert. Damit werden dann nicht nur wie bisher Videos über 14 LUFS leiser abgespielt, sonder leisere Videos mit Limiter und Kompressor (DRC) auf 14 LUFS gebracht. Das kann ganz schnell ziemlich mies klingen und z.B. Mixing-Tutorials sind dann für den Ar… 😠 Also lieber ganz schnell aus machen, wenn man wenigstens die ‚Originalqualität‘ haben möchte und selber die Lautstärke hochdrehen. 😉

    • Profilbild
      bluebell AHU

      @Filterpad Nicht nur bei Youtube. Manche Songs/Alben sind extrem mittig gemixt, vermutlich um auch auf dumpfen Smartphone-Earpads hörbar zu sein.

  6. Profilbild
    SlapBummPop 1

    Hallo zusammen.

    Was für eine „Entwicklung“, ich würde mir das nicht antun heute.
    Dann doch lieber einen 9 to 5 Job und Musik machen, wann, wie und wo ich Bock drauf habe.

    Gruß
    SlapbummPop

    • Profilbild
      CDRowell AHU

      @SlapBummPop Ist „bock drauf haben“ wirklich ein Ansporn?😘
      Dann wird so mancher sich die Finger nach dir lecken.😎 Leider kommt durch die Fachkräfte noch die Komponente der Ungeduld der Arbeitgeber dazu, die kaum noch Ressourcen für Anlernen und Ausbilden haben.😖
      Sprich: Nicht nur den Spaß an der Freude sondern das Durchhalten und Tempo mit der gewissen Professionalität bzgl. Fachwissen und Handeln ist gefragter denn je…😳
      Also einfach „funktionieren“ und sich dabei wohl fühlen trifft es eher. Das bedeutet aus eigener Erfahrung eher: 9 to 5 ist nicht…🤓

      • Profilbild
        SlapBummPop 1

        @CDRowell Guten Morgen CDRowell.

        Ich habe vor jedem und jeder Respekt, der/die versucht von seiner „Musik“ zu leben.
        Mein Ding wäre das aktuell aber nicht mehr.

        Ein Chartsong war 1980 im Schnitt 04:13 Minuten lang,
        aktuell sind wir angeblich bei 03:14 Minuten.

        Gruß
        SlapBummPop

  7. Profilbild
    HSTRKMP

    ich muss dazu doch ein paar Dinge sagen:
    1. ja, mit Musik Geld zu verdienen ist schwer. das war immer so und ja, es ist mit dem aussterben der Tonträger als Wirtschaftsfaktor schwerer geworden.
    2. wenn man erfolgreich etwas verkaufen will, muss man Werbung machen. als man mit Platten noch Geld verdienen könnte, wurden die auch anständig beworben und zwar von der Industrie. mit der Verschiebung der Einnahmequellen zur Live-Musik ist klar, dass man diese Werbung als Band oder Musiker selbst wird machen müssen. nichts anderes ist social Media.
    3. social Media ist eine riesige Chance für kleine Bands. es ist heute möglich, mit relativ wenig finanziellem Einsatz sehr viele Menschen zu erreichen. wenn Manche das nicht WOLLEN kann man sie dazu nicht zwingen, aber viele erfolgreiche Projekte zeigen deutlich, was mit tiktok und co möglich ist.
    4. gekaufte Klicks nimmt in der Branche natürlich niemand ernst. wenn du 350.000 monatliche hörer hast wirst du erstmal ernst genommen, klar. Und wenn dann zu deiner Show nur 50 Leute kommen, dann ist genau so klar, dass das genau das letzte Mal war, dass du ernst genommen wurdest. du weißt auch, dass man sich in der Branche kennt und dass ein verlorener Ruf so schnell nicht wieder kommt.
    5. die Nutzung von gekauften Klicks mit der von backing tracks gleichzusetzen finde ich mehr als unredlich und klingt nach Ressentiment. Es gibt Projekte, die kann man anders nicht umsetzen und da spricht nichts gegen.

    • Profilbild
      HSTRKMP

      @HSTRKMP *edit als Kommentar weil der Platz nicht reicht*
      6. durchschnittliche Zuschauer*innen können tatsächlich nichts, aber auch wirklich gar nichts von dem erkennen, was auf der Bühne technisch passiert. müssen sie auch nicht und es macht sie nicht dumm. was Zuschauer*innen sehr feinfühlig erkennen können ist, ob die Leute auf der bühne das, was sie machen, mit vollem Einsatz tun. darauf kommt es an und nicht darauf, ob jemand einen zusätzlichen synth vom Band laufen lässt.
      wir sind Musikarbeiter*innen und unsere Arbeit ist, die Leute vor der bühne zu unterhalten. Das häufige Gejammer über angeblich unauthentische Bands klingt für mich nach gekränktem Ego.

      • Profilbild
        CDRowell AHU

        @HSTRKMP Dem stimme ich vollens zu! wer sich nicht der Leidenschaft, die wortwörlich Leiden schafft stellt, wird in Kürze nur noch leiden und nix mehr schaffen.👏

    • Profilbild
      Drahtzieher

      @HSTRKMP Die Argumentation in Punkt 5 klingt für mich nach Ressentiment.

      Bei den Klicks hat Axel eindeutig davon gesprochen, dass es darum geht finanziell davon zu profitieren, dass man eine Leistung vortäuscht, die man nicht erbracht hat.

      Bei den Playbacks hat er unmissverständlich deutlich gemacht, dass es um Parts geht, die man durch intensives Üben durchaus live auf die Bühne bringen könnte, aber bequemlicherweise durch Playbacks ersetzt, weils keiner merkt. Also auch hier eine Leistung vortäuscht, die man nicht erbringt.

      Das ist eindeutig beides das gleiche, durch Täuschung zu profitieren, finanziell, oder vom Zeit- und Energieaufwand. Unredlich ist eine solche Mentalität und nicht, dies eindeutig zu benennen.

      Von Parts, die live nicht umsetztbar sind, hat Axel nicht gesprochen. Ich empfinde es als unredlich, ihm das zu unterstellen. Steht im Text doch nicht drin.

  8. Profilbild
    Dennis

    Ich arbeite seit 15 Jahren als Social Media Manager und mittlerweile prüfen wir vor allem bei Zusammenarbeit mit Influencern woher die Follower kommen. Da gibt es viele Tools und ein 80% zb aus Indien kommen, dann macht das keinen Sinn. Also ich würde keine kaufen. Musik ist für mich nur noch ein Hobby. Ich verdiene damit nicht viel, aber mehr als 1 Euro im Jahr 😃 Vor allem Streams bei YouTube und in Social Media bringt ein bisschen was ein. Das sollte man nicht unterschätzen.

    • Profilbild
      CDRowell AHU

      @Dennis Jepp!😇 Deinen Hinweis empfinde ich als wichtig und möchte zudem mitteilen, dass ich 1986 eine Bäckerausbildung anfing. Der Meister hat mir gleich auf die Finger gehauen und meinte: „Nein, so nicht! Wir backen hier keine Brötchen…“ (Das war nicht der Grund, weshalb ich die Ausbildung nicht beendet habe.🙃)

      Heute weiß ich, dass er mir eine wichtige Botschaft mit auf meinen Weg gegeben hat.👍

  9. Profilbild
    richard AHU

    Nun ja, nur so zur Frage wie weit so was gehen kann: ich habe schon „Künstler“ kennen gelernt die einen Teil ihre Repertoire von anderen Musikern stibitzt (Jam Sessions mitgeschnitten, Remixmaterial einfach selbst veröffentlicht usw.) und dann stolz auf ihrem Bandcamp Account zum Download feilgeboten haben. Die bei einschlägigen Preisverleihungen mit Hörervoiting ihre eigene Person mit einer Unzahl eigener E-Mail Acounts immer wieder selbst gewählt haben und die auf ihren social Media Account „Touren“ und Gigs kurzerhand erfunden haben (Ferienhaus kurzerhand zur Location erklärt wo sie gespielt haben wollen), irgendwelche Leute fotografiert und behauptet das es Fans seien die von weit kommen um deinen Gig zu sehen. Fotomontagen von Werbeoplakaten in der eigenen Stadt erstellt und veröffentlicht (übrigens alles die selbe Person). Es mag jeder selbst entscheiden ob der Zweck die Mittel heiligt (nicht bei dem beschrieben Extrembeispiel, aber beim Kaufen von Klicks) ich finde es nicht erstrebenswert und keine Grundlage einer Kariere. Sicher, man hat früher schon die eigenen Platten gekauft um einen schnellen Charteintritt zu gewährleisten und man kann auch „Hörer“ bei Stremingplattformen generieren, cool ist das alles aber nicht

  10. Profilbild
    DIGITAL-BOHEME

    Long Story short, wer Music aus finanziellen Anreizen macht, ist also raus. Ob so oder so. Ob künstlich aufgeblasen oder KI generiert. wer kein Sozial Media Management betreibt bleibt außer vor in Zukunft auch nicht mehr auf der Bühne. Hätte nie gedacht das dass alles so schnell geht. Schade, wenn man wie ich, in einer musikalisch anders gepolten Welt groß geworden ist.
    So bleibt es Hobby, LEIDEN-schaft und ab und an fällt vielleicht etwas ab für den Künstler von guten Seelen die es noch zu schätzen wissen. Lasse dann bald wieder den HUT rumgehen.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @DIGITAL-BOHEME Selten so eine gute und knackige Zusammenfassung eines komplexen Themas gelesen! (ernst gemeint)

      Hätte ChatGPT nicht besser machen können 😉.

    • Profilbild
      liquid orange AHU

      @DIGITAL-BOHEME Ich finde es extrem Schade, dass Ihr Musiker nicht davon leben könnt. Aber ich kann nicht noch mehr kaufen, die Bands die ich liebe, von denen kaufe ich aber möglichst viel (und mehrere Farben, was meine Frau seit bald 40 Jahren nicht versteht).
      Was mir aber auffällt ist, dass es so extrem viele Bands gibt, die gar nicht vor haben von der Musik zu leben, sich auch einen Dreck darum kümmern wie sie klingen müssen um Kohle zu machen, sondern ihr Ding durchziehen. Und so gibt es – für meinen Geschmack – so viel kreative, tolle Musik wie noch nie. Als Fan, sind das für mich fantastische Zeiten.

    • Profilbild
      HSTRKMP

      @DIGITAL-BOHEME ja, aber wann war das je anders? früher musste man halt Plakate kleben und im Zweifel einfach die richtigen Leute kennen, wenn man Konzerte spielen wollte. das war auch Arbeit. es war noch nie so, dass man einfach gute Musik macht und dann deshalb irgendwie erfolgreich wird. wie soll das gehen, wenn die tolle Musik von niemandem wahrgenommen wird? man kann die prinzipielle Offenheit von social Media auch als Demokratisierung betrachten.

      • Profilbild
        TobyB RED

        @HSTRKMP , sehe ich ähnlich. Man kann die Demokratisierung auch als Chance nutzen. Früher wars auch nicht besser. Nur hat man das nicht so gesehen. Niemand ausser das Budget bremst einen, eine bessere und hoch virale Social Kampagne zu machen. Und das funktioniert auch ohne Klickbetrug. Und wenn ich das nicht kann aber brauch hole ich mir Hilfe. Die Unterhaltungsbranche funktioniert über Aufmerksamkeitsökonomie. Das war früher auch nicht anders. Nur früher gab es andere Gatekeeper. Ich sehe die Konzertbranche eher vor anderen Herausforderungen. Sowohl Bands, als auch Veranstalter.

  11. Profilbild
    moinho AHU

    Über die Arbeit der meisten Aldi-Kassiererinnen freu‘ ich mich mehr als über die der meisten Musikschaffenden.

  12. Profilbild
    plumperquatsch

    Die Konzertbranche hat sich schön selbst kaputt gemacht.
    Robert Smith (the cure) sagt: wenn wir 20-25€ pro Ticket nehmen verdienen wir immer noch genug Geld!!!
    Alles andere ist schlicht gelogen.

  13. Profilbild
    Markus Galla RED

    Die Unterschiede zu früher liegen eigentlich auf der Hand und haben letztendlich zu der Situation geführt, in der wir uns jetzt befinden.

    Früher: Harte Arbeit, Handwerk und auch ein bisschen Glück. Du hast einen A&R überzeugt, hast einen Plattenvertrag bekommen und einen Vorschuss (zurückzuzahlen durch die Verkäufe), bist ins Studio gegangen (finanziert vom Label oder zum Label gehörend) und hast dort unter fachkundiger Aufsicht eines Produzenten (der nicht der Musiker selbst war und auch nicht der Tontechniker) ein Album aufgenommen, die Plattenfirma hat es für dich promotet, die Radiosender und Fachmagazine bestückt und mit etwas Glück und Geschick (und viel Geldeinsatz durch das Label) wurde man erfolgreich. Die Live-Arbeit hat dann die Verkäufe (hoffentlich) zusätzlich angekurbelt. Das Label hat von den Einnahmen aus den Verkäufen seine Investition refinanziert, danach lief dann ein Großteil in die Tasche der Musiker.

    Heute: Jeder kann ein Album veröffentlichen. Plattenfirmen wie früher gibt es kaum noch, die Veröffentlichung erfolgt ohne professionelle Begleitung eines Musikproduzenten oder der Produzent ist der Musiker selbst. Für die Promotion musst du selbst sorgen, die Aufnahme finanzierst du auch selbst (gerne billig im Proberaum, DIY), das Mastering macht Ozone oder eine KI. Der Vertrieb erfolgt über die gängigen Streaming-Plattformen. Einnahmen gibt es in diesem Sinne nicht mehr. Promotion über Social Media in Eigenleistung, ebenso Eigenleistung für Booking.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Markus Galla Das alles wäre noch im Rahmen der normalen Evolution, die jeder Berufszweig erfährt, nachzuvollziehen, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied, der Anspruch des Publikums.

      Dem überwiegenden Teil des Musikhörers ist es völlig schnuppe wie handwerklich hochwertig eine Produktion ausfällt. Wichtig ist ihm, dass das Klischee des Titels stimmt und es ihn an die Zeit erinnert in der er noch volles Haar und keinen Bauch hatte.

      Zur Not nennt man handwerklich minderwertiges Zeug einfach „Old School“ und preist die handwerkliche Inkompetenz noch als gewolltes Stilmittel. Machen wir uns nichts vor, Streaming Plattformen, KI etc. alles mit verantwortlich für den Niedergang der Branche, aber entscheidend ist, dass sich das Zielpublikum verändert hat.

      Musik hat für den Nachwuchs in der handgemachten Variante einfach keinen Wert mehr. Rockstar wollen alle werden, aber ob jetzt mit Musik oder als Werbefuzzi auf YouTube ist den meisten einfach egal. Sad but true.

      P.S. Ja, wahrscheinlich hat jeder Nachwuchs der Personen die diese Kommentare lesen, eine andere Einstellung zu Musik, da ihre Erzeuger ihre Passion weiter gegeben haben. Aber branchenfremder Nachwuchs ist einfach anders drauf.

      • Profilbild
        plumperquatsch

        @Axel Ritt Die Jugendlichen von nebenan haben nicht mal mehr ne Stereoanlage.
        Wie groß kann deren Interesse an Musik schon sein?
        Die glotzen den halben Tag aufs Handy nach diesen seltsamen Plastikgesichtern.
        🤷🏻‍♂️

        • Profilbild
          mort76 AHU

          @plumperquatsch „Die Jugendlichen von nebenan haben nicht mal mehr ne Stereoanlage.“

          Das konnte man sich in meiner Jugend aber auch nur leisten, wenn man halbwegs wohlhabende Eltern hatte. Der Normalfall war ein Mono-Kasettenrekorder. Und wenn man was besseres hatte, hat das Geld für EIN Album alle 1-2 Monate gereicht.
          Mit dem Handy und dem PC hat man YouTube, und das ist gegenüber damals schonmal ein Vorteil.

          „Die glotzen den halben Tag aufs Handy nach diesen seltsamen Plastikgesichtern.“

          Aufgewachsen in den 80ern würde ich sagen: Da sahen die Gesichter auch nicht anders aus, mit Pech gabs auch noch Schulterpolster, Spandex und tonnenweise Haarspray. Und die Musik, die man überall hörte, war erst recht Plastik.
          Der Normalzustand eines Jugendlichen war „Popper“.

          Da ich an meinem Studioraum herumbaue, höre ich gerade quasi den ganzen Tag Radio im Hintergrund. Und im Vergleich mit den letzten Jahren scheint es besser zu werden- die Texte werden besser, und es klingt nichtmehr alles nach Kalenderspruch und Ed Sheeran.
          Es wird aber alles zu oft wiederholt- ich brauche „Emptiness Machine“ wirklich nicht wochenlang stündlich…aber wenns um die Qualität geht, kann man gerade nicht meckern. In jeder Hinsicht.

          Was mir aufgefallen ist: Es rutscht immer mehr Psychologie in die Texte…bzw. Erfahrung mit psychischen Problemen.
          Vor Jahren gabs nur doofes Empowerment…

        • Profilbild
          mort76 AHU

          @plumperquatsch …und als ich jung war, gabs ernsthafte Proteststürme gegen unsere Walkmans.
          Über die Walkmans hat man genauso geredet wie man heute über Handys redet: „Die kapseln sich ab…nehmen ihre Umwelt nichtmehr wahr…kriegen nix mehr mit…sind garnichtmehr ansprechbar…“

          Da hat man genauso den Zusammenbruch der westlichen Kultur vorhergesagt.

          Und ansonsten kann man auch sagen, daß es jetzt echt schade um die Tonstudios ist, aber das war für normale Leute sowieso immer schwer bezahlbar, und daß man sich einfach hinsetzt und einen Song aufnimmt…das ging nunmal nicht.
          Ich finde nicht, daß es da sowas wie einen Artenschutz geben muß für eine schrumpfende Branche…die sich überlebt hat.

          Ob man da jetzt selber herumstümpert, oder ob man früher in einem billigen, schlechten kleinen Studio mit einem bekifften Toni aufgenommen hat, dürfte sich wenig schenken, qualitätsmäßig.

          Wer schon eine Firma im Rücken hat, bekommt sowieso nach wie vor was besseres, aber normale Musiker dürften jetzt besser dran sein.
          Vor allem geht jetzt nichtmehr alles durch die AR-Zensur und das Vermarktbarkeits-Sieb.

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      plumperquatsch

      @Markus Galla Die klassische Rockband im Studio aufnehmen ist auch lange vorbei.

      Die wenigen Studios die es noch gibt müssen sich mit jedem Quatsch über Wasser halten.
      z.B. Jingles, alte Bänder digitalisieren, fragwürdige dolby atmos mixe erstellen …wenns ganz schlecht läuft labert man über gear bei YouTube und macht Werbung.

      Da hätte ich auch wenig bock drauf. 😬

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        Axel Ritt RED

        @plumperquatsch Prof. Tonstudios können sich wirtschaft nur noch über Wasser halten, wenn sie Teil einer Produktionsgesellschaft, z. B. Video/Filmproduktion, Syncronisierung etc. sind. Früher hatten auch noch Labels oder Musikverlage eigene Studios, in denen die Vertragskünstler produziert wurden.

        Als freies Mietstudio ohne festen Auftragsgeber hast du heute wirtschaftlich keine Chance mehr, obwohl es wichtiger denn je wäre, dass wenigstens einer in der Technikkette Ahnung davon hat, wie sich ein ordentlicher Signalfluß anhört.

        Der überwiegende Teil aller aktuellen Veröffentlichungen wäre vor ein paar Dekaden in Sachen Handwerk nicht mal als Demo durchgegangen. Aber es ist wie in der Politik, jeder bekommt nun mal das was er verdient hat und es ist nun mal so, dass wenn der Gesellschaft Klang und Hardwerk in der Musik völlig egal sind, sie auch „Produktionen“ bekommt, bei der Klang und Handwerk keinen Rolle mehr spielen.

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          Filterpad AHU

          @Axel Ritt Hab zwar nicht ganz so viel peil, aber hört sich sehr authentisch an und auch ich lerne nie aus. 👍

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          Markus Galla RED

          @Axel Ritt Das ist das Problem mit der „Demokratisierung der Produktionsmittel“: Früher war amtliches Recording Equipment so teuer, dass klar Homerecording und Pro-Equipment unterschieden wurden. Mit dem Alesis ADAT und dem Tascam DA88 wurde das erstmals aufgeweicht, war aber immer noch ausreichend teuer, so dass die Teile erst ab dem ambitionierten Projektstudio aufwärts gekauft wurden. HD-Recording in der DAW und der Preisverfall bei Computern und Wandlern hat dann schließlich endgültig dazu geführt, dass wirklich jeder in amtlicher Qualität aufnehmen konnte, wenn er denn das Fachwissen hatte. Trotzdem stand da am Ende noch das Label und hat den Song neu produzieren lassen. Dann kamen die Bandübernahmeverträge, die Ansprüche wurden geringer, kleine Labels ohne viel Kapital wurden gegründet und die großen Labels haben sich immer mehr zurückgezogen. Jetzt haben wir den Salat, weil eine Qualitätskontrolle nicht mehr stattfindet. Universal will mich nicht? Dann gründe ich halt ein eigenes Label oder nutze eines der Online-Labels, die für Geld alles veröffentlichen…

          Heute ist die letzte Instanz nur noch der Radio-DJ und mit dem schwindenden Einfluss des Radios bei jüngeren Leuten ist auch da schon das Ende absehbar. Bleiben Social Media und Youtube. Da muss man aber die Nadel im Heuhaufen suchen, um gute Songs zu finden.

          Am Ende kann jetzt zwar jeder ohne großes Kapital (oder Talent) seine Musik veröffentlichen, aber besser gemacht hat es den Markt nicht. Ganz im Gegenteil.

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            Axel Ritt RED

            @Markus Galla In ein paar Jahren, wenn VR-Brillen und die passen Anzüge wie in dem Film „Ready Player One“ Marktreife haben, befindet sich ohnehin jeder nur noch in seiner eigenen Realität und deckt die Bedüfnisse, die er hat, in virtueller Form ab.

            Du bist Musiker und möchtest auf Wacken spielen? Kein Problem, 80.000 jubelnde Fans im „Wacken Artist Package“ auf Knopfdruck generiert und ab geht die Party.

            Verlassen musst du dein „Holodeck“ dann nur noch zur Fortpflanzung und zur Verdauung. Ihr denkt ich übertreibe? Wir sprechen uns in 20 Jahren 🚀.

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            plumperquatsch

            @Markus Galla Wann hast du das letzte mal alles stehen und fallen gelassen weil du john peels radioshow auf bfbs hören wolltest oder so? laaaange her, ne? Im Radio läuft doch nur noch mainstream in heavy rotation ;)

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          Kazimoto AHU

          @Axel Ritt Hörte sich früher alles so viel besser an? Wenn ich so manche alten Sachen höre fällt mir das schwer zu glauben. Sehr subjektiv.

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            Axel Ritt RED

            @Kazimoto Es kommt drauf an welche Zeitperiode du nimmst.

            Bis ca. Ende der Siebziger hast du natürlich noch zum Teil die technische Entwickungshürde, aber spätetens mit den Achtzigern macht Produktionsqualität einen mächtigen Sprung.

            Wohlgemerkt, nur die Aufnahmequalität. Die Qualität bzgl. Songwriting hatte ihren Peak davor.

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          plumperquatsch

          @Axel Ritt Ich glaub die „Demokratisierung der Mittel“ ist nicht das Problem,
          mit Fleiß und Spucke (und Erfahrung) kann heute jeder was nett klingendes machen.
          Ich denke das Problem ist das es die alten Strukturen nicht mehr gibt.
          Früher hat sich dein Label und dein Manager um alles gekümmert, Werbung, PR Termine, Booking, Video für MTV, merch …
          Heute darf man alleine gegen die allgemeine Flut der Veröffentlichungen anschreien und geht dann einfach unter. 🤷🏻‍♂️

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            Markus Galla RED

            @plumperquatsch Schau dir den Buchmarkt an: Genau das gleiche Spiel. Jeder kann Fachautor oder Romanautor werden. Self Publishing und kleine Labels, denen die Qualität egal ist, machen es möglich. Auch da gibt es genügend Möglichkeiten an renommierten Verlagen vorbei in den Online-Buchhandel oder sogar den Buchhandel vor Ort. Versuch mal, ein gutes Buch zu finden. Rezensionen werden gekauft und den Bewertungen auf einschlägigen Portalen sollte man nicht trauen. Selbst bei einigen renommierten Verlagen kommen gruselige Bücher samt Unmengen von Rechtschreib- und Grammatikfehlern in den Handel. Da dreht sich doch glatt das literarische Quartett im Grab um.

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