Phat FX: Logic X Multieffekt verstehen und anwenden
Die DAW Apple Logic X bringt reichlich eigene Effekt-Plug-ins mit sich, darunter auch den Phat FX Multieffekt, mit dem man sogar Effekte im Karplus Strong Stil erzeugen kann. In unserem Workshop zum Apple Logic Pro X Phat FX erklären wir euch anhand vieler Audiobeispiele, was ihr damit anstellen könnt.
Inhaltsverzeichnis
- Apple Logic Pro X Phat FX – was bietet der Multieffekt?
- Die Effektmodule in Phat FX – Filter, Verzerrung und mehr
- Das X/Y-Pad und sein Einfluss auf Sound und Dynamik
- Das Envelope-Filter und die LFOs – A never ending love
- Die Mastering-Effekte in Phat FX
- Phat FX und der Signal Flow Strip
- Das mysteriöse Karplus-Strong-Filter
Mal im Ernst: Wer von uns Apple Usern kennt alle Features in Logic X? Selbst Tonstudio-Profis nutzen oftmals Third-Party-Plug-ins, weil sie die Tiefen von Logic X nie wirklich erkundet haben. Dabei bringt Logic X, genauso wie alle anderen DAWs, unzählige Bordmittel mit, mit denen man eine komplette Produktion von Aufnahme bis Mastering durchführen kann.
Bevor ihr also unnütz Geld verbrennt, schaut zunächst mal, ob ihr mit den Plug-ins aus Logic X nicht möglicherweise genau den Effekt erzielen könnt, den ihr sucht. In diesem Workshop möchte ich euch Phat FX vorstellen, ein Multieffekt Plug-in, das in einzelnen Channel Strips wie auch im Mastering durchaus großartige Dienste leisten kann.
Apple Logic Pro X Phat FX – was bietet der Multieffekt?
Ein kleiner Satz vorweg, damit auch Cubase-, Ableton- und alle User einer der anderen, verbreiteten DAWs mitlesen können: Dieses Tool ist natürlich von Apple für Logic X entwickelt worden. Solche eine Kombination von Effekten kann aber in der Regel auch mit den Tools der anderen DAWs erzeugt werden, auch wenn das dort nicht in einem einzelnen Plug-in zusammengefasst ist.
Entwickelt wurde Phat FX, glaubt man dem Apple Support, um Instrumenten wie Drums, Bässen und Gitarren bei Bedarf „Wärme, Punch und Präsenz“ hinzuzufügen. Aber selbstverständlich kann Phat FX auf jedes Signal angewendet werden, sogar Gesangsspuren können damit bearbeitet werden. Aber was genau ist denn Phat FX nun?
Phat FX ist ein Multieffekt, der sich aus (Modulations-) Effektmodulen und Filtern zusammensetzt. Genauer finden wir hier im Einzelnen:
- 6 Effektmodule,
- ein X/Y-Pad,
- 3 Modulationsalgorithmen,
- eine Mastering-Sektion und
- einen Signal Flow-Strip.
Kümmern wir uns zunächst um die sechs Effektmodule, damit wir den Überblick behalten. An Effekten stehen zur Verfügung:
- Bandpass-Filter
- Filter
- Distortion-Einheit
- Modulation
- Bass-Enhancer
- Compressor
Und die schauen wir uns nun der Reihe nach an.
Die Effektmodule in Phat FX – Filter, Verzerrung und mehr
Das Bandpass-Filter
Das Bandpass-Filter legt fest, welcher Frequenzbereich überhaupt vom Phat FX bearbeitet werden soll. Ein kleiner Slider ermöglicht es, die Frequenz unterhalb und oberhalb des Sliders auszublenden. Das hat einen starken Einfluss auf all das, was danach geschieht, will aber mit Bedacht bedient werden, denn wenn ich den Bass-Enhancer nutzen will, sollten auch Bassfrequenzen in den Effekt eingespeist werden.
Sechs Voreinstellungen mit einem gewissen „Pre Shape“ können ausgewählt werden, hierzu gehören Einstellungen wie Classic, Smooth, Edgy oder Gritty. Die beiden Regler Regler Low Res und High Res legen fest, ob und wie stark die Frequenzen rund um den unteren und oberen Cutoff geboostet werden. Reject Mix regelt den Mix des Effekts, legt also fest, wie viel man vom Effekt im Gesamtmix wahrnimmt.
Ihr hört im Folgenden einen Drumloop aus Logic, nach jeweils zwei Takten schalte ich das Bandpass-Filter ein und wieder aus. Die Bandbreite liegt bei eingeschaltetem Filter zwischen 80 Hz und 12 kHz in der Voreinstellung Edgy. Bedenkt bitte, dass alle weiteren Effekte des Phat FX Plug-ins, die danach geschaltet werden, nur die bearbeitete Version des Sounds abbekommen.
Das Filter
Das Filter ist ein mächtiges Werkzeug, das, je nach Voreinstellung, ein LoPass, ein HiPass oder ein Bandpass Filter sowie zahlreiche Special-Filter einfügen kann. Ein Bit Crusher, ein Downsampler oder ein Notch Filter sind zum Beispiel verfügbar, alles Effekte, die einen gewaltigen Einfluss auf den Sound haben können.
Der Cutoff-Regler hat, je nach Voreinstellung, eine spezielle Funktion. Im Hi- oder LoPass-Modus, regelt er jeweils die höchste oder niedrigste Frequenz, bei der das Filter arbeitet. Im Bandpass-Modus dagegen steuert er die Center-Frequenz. Der Res-Button regelt hier, wie auch schon beim Bandpass-Filter, die Frequenz, die verstärkt werden soll. Drive fügt ein bisschen Dreck hinzu und Mix regelt den Effektanteil. Dieses Filter kann dem Signal eine interessante Klangfarbe verpassen.
Zum Demonstrieren der Funktion des Filters hört ihr wieder den Drumloop, nach zwei Takten setzt das Filter ein in der Einstellung LP 12dB Gritty. Nach weiteren zwei Takten schalte ich das Bandpass-Filter von oben dazu, um die massive Auswirkung des vorgeschalteten Bandpass-Filters aufzuzeigen.
Der Distortion-Effekt
Bis zu drei unterschiedliche Distortions mit jeweils elf unterschiedlichen Typen können dem Signal hier den Garaus machen. Zur Auswahl stehen unter anderem Bit Crusher, Tube, Vari Drive, Soft Saturation oder Screamer. Es geht hier also nicht ausschließlich um klassische Gitarren-Distortion, sondern auch um so Effekte wie Sättigung, Röhrenwärme oder einfach Dreck im Sound. Jeder der drei Distortion-Effekte kann im Anteil geregelt werden.
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Im Klangbeispiel hört ihr einen Synth-Loop aus Logic, der sich All Your Base Gated Synth nennt. Nach zwei Takten setzt die Distortion ein, eine Mischung aus Soft-Saturation und Vari-Drive. Um die Verzahnung im Rahmen des Multieffekts Phat FX zu demonstrieren, schalte ich weitere zwei Takte später das Bandpass-Filter in der Voreinstellung Classic hinzu, gefolgt vom Filter mit der Einstellung LP 12dB Edgy. Die Auswirkungen auf den Gesamtsound sind massiv und laden wirklich zum Experimentieren ein.
Die Modulationseffekte
Kurz gesagt gibt’s hier einen Chorus. Dieser kann eingesetzt werden, um das Signal fetter zu machen oder eine Doppelung zu imitieren. Auch wobbler-artige Sounds können hier erzeugt werden. Mix regelt dabei den Effektanteil, Rate die Geschwindigkeit der Modulation.
Das Klangbeispiel demonstriert den Modulationseffekt in der Einstellung Classic bei einem Mix von 50 % und einer Rate von 1,1 Hz, der Effekt ist wieder nach zwei Takten aktiv.
Der Bass-Enhancer
Dieser Effekt ist, wie der Name schon sagt, dazu gedacht, Bassfrequenzen zu verschönern bzw. anzuheben. Prädestiniert für diesen Effekt sind Kick-Drums, Bässe und tieffrequente Synthesizer wie Drones, aber auch extrem tief gestimmte Gitarren können hier profitieren.
Drei Typen stehen zur freien Wahl, Warm, Classic und Clip. Amount übernimmt hier die Wet-To-Dry Balance, während sich Tune um den zu verstärkenden Frequenzbereich kümmert. Für das Klangbeispiel kommt ein Drumloop zum Einsatz, dieser hier nennt sich Motown Revisited. Weil er im Bass ein bisschen wummert, schalte ich nach zwei Takten das Bandpass Filter ein und füge weitere zwei Takte später etwas Dreck mittels der Distotion-Einheit hinzu. Die letzten vier Takte gehören dem Bass-Enhancer in der Einstellung Warm mit einem Amount von 65 % bei einer Frequenz von 65 Hz.
Der Compressor
Ein Compressor ist ein unverzichtbares Werkzeug, wenn man die Dynamik eines Sounds bändigen, oder pumpende Sounds erzeugen möchte. Im Falls von Logic entspricht diese Effekteinheit dem Compressor, den man auch als einzelnes Plug-in laden kann, in diesem Fall ist es aber in das Geschehen innerhalb des Phat FX Multieffekts eingebunden.
Einer der neun in Logic zur Verfügung stehenden Kompressoren kann hier angewählt werden, Amount regelt die Stärke der Kompression, Release den Zeitpunkt des Abklingens des Effekts.
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Im Klangbeispiel kommt der Kompressor in der Einstellung Classic VCA zum Einsatz, dieser setzt nach vier Takten ein. Damit hätten wir die sechs Effekte des Phat FX Plug-ins erklärt, jetzt kommen wir zum X/Y-Pad und was es alles kann.
Das X/Y-Pad und sein Einfluss auf Sound und Dynamik
Das X/Y-Pad ist ein Controller, der zwei beliebige Parameter der in Phat FX aktivierten Effekte steuern kann. Dabei wird sowohl der x- als auch der y-Achse ein Parameter zugewiesen, mit der Maus kann dann innerhalb des Graphen eine Mischung beider Parameter erzeugt werden. Sowohl in positive als auch negative Bereiche. Das klingt kompliziert, ist es auch.
Hier muss man wirklich wissen, was man tut. Möglich ist es zum Beispiel, auf der x-Achse die Stärke der Kompression und auf der y-Achse die Intensität der Modulation festzulegen. Mit der Maus kann nun die Mischung der beiden Parameter erfolgen. Das ist eine kreative Spielwiese, die eigentlich kaum Grenzen kennt, aber eben auch Gefahren birgt.
Das Klangbeispiel legt auf die X-Achse einen Distortion-Effekt, in diesem Falle Soft-Saturation und auf die y-Achse den Mix des Filters in der Einstellung LP 12dB Rich. Im Verlauf des Demos cruise ich random durch den Graphen.
Das Envelope-Filter und die LFOs – A never ending love
Was macht so ein Envelope-Filter eigentlich? Nun, es analysiert das Signal und gibt es, wenn ein definierter Wert überschritten wird, an einen ebenfalls zu definierenden Effekt weiter. Man wählt also einen Effekt aus und lässt per Envelope-Filter diesen Effekt für sich arbeiten. Hier kann also zum Beispiel ein Distortion-Effekt auf das Eingangssignal reagieren.
Und jetzt kommen noch die LFOs ins Spiel. Diese Low Frequency Oszillatoren können einen Effekt dergestalt modulieren, dass sie einen Zielparameter in einer definierten Art und Weise ansprechen. Ist das Ziel festgelegt, also zum Beispiel der Parameter Filter Cutoff, wird der LFO das Signal in definierter Rate an den Effekt weiterleiten. Das Ergebnis ist ein sich rhythmisch öffnendes Filter. Hier stehen unterschiedlichen Schwingungsformen zur Verfügung, die das Ergebnis massiv beeinflussen.
Im Klangbeispiel hört ihr zunächst wieder vier Takte Drumloop ohne Effekt, dann schalte ich das Phat FX Plug-in zu mit allem, was so geht. Sinnhaftigkeit hintenangestellt, es geht um die Demonstration der Fähigkeiten. Der Envelope-Follower steuert den Filter-Cutoff, LFO 1 den Mod FX Mix und LFO 2 die Soft-Saturation-Distortion.
Die Mastering-Effekte in Phat FX
Mastering bezieht sich hier nicht auf das Mastering des Projektes, sondern auf die Spur, in der das Phat FX Plug-in geladen wurde. Hier handelt es sich um einen Limiter, der zwischen Hard- und Soft-Limiting unterscheidet und dessen Eingangsempfindlichkeit, der Output und der Mix festgelegt werden können.
Phat FX und der Signal Flow Strip
Ganz unten im Fenster des Phat FX befindet sich eine Reihe Buttons, die die jeweilige Position des Effektes im Signalweg definieren. Hier kann per Drag & Drop die Reihenfolge der verwendeten Effekte verändert werden, vorausgesetzt, der Effekt ist aktiviert. Dieses Werkzeug ist nicht zu unterschätzen, denn hier können komplett unterschiedliche Ergebnisse auftreten, vom Mumpf bis zum Schönklang aus Versehen ist hier alles drin.
Das mysteriöse Karplus-Strong-Filter
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So, jetzt geht’s ans Eingemachte. Was ist ein Karplus-Strong-Filter und wofür wird es eingesetzt? Zunächst mal hat Karplus nichts mit Karfreitag und Strong nichts mit Stärke zu tun, sondern Kevin Karplus und Alex Strong waren die ersten, die diesen Algorithmus vorgestellt hatten. Das war im letzten Jahrtausend, genauer im Jahr 1983, im Computer Music Journal. 1987 erhielten die beiden dann ein Patent auf dieses Filter.
Technisch handelt es sich um eine Klangsynthese, mit deren Hilfe man aus einem initialen Geräusch den Klang eines Saiteninstrumentes hervorzaubern kann. Das eingespeiste Signal wird in einen Speicher geladen und dann in einzelnen Samples ausgegeben und durch ein Filter geschickt. Das Ganze funktioniert als Kreislauf, das gefilterte Signal wird also wiederum in das Filter geschickt.
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Die sich dabei ergebenden Phasenauslöschungen und Verstärkungen führen zu etwas, das in etwa mit einem Kammfilter vergleichbar ist. Und genau das können wir auch mit Phat FX, hierzu nutzen wir den Filter-Effekt und suchen das Preset „Comb PM“. Hierbei arbeitet der Resonanz-Regler bipolar, das bedeutet, dass er, im Gegensatz zu „Comb Pos“, wo ein positives Feedback voreingestellt ist und „Comb Neg“, wo das Feedback im negativen Bereich arbeitet, beide Seiten bedienen kann.
Hierbei gilt es aber, auf die Resonanzspitzen zu achten, die schnell gefährlich laut werden können. Also vorsichtig, sonst gibt’s ungewollte Verzerrungen oder kaputte Speaker. Diese Art Filter erzeugt in der Tat einen den Saiten ähnlichen Klang. Als Klangbeispiel hört ihr einen schnarchenden Mann, nach ein paar Sekunden wird das Filter eingeschaltet und ich spiele etwas mit dem Frequenzregler. Beeindruckend, oder? Ich glaube, ich schenke meiner Frau zu Weihnachten einen Karplus-Strong-Generator …
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Danke für den Workshop. Weiter so und bitte mehr davon🙂
@lfosync Da kommt noch was :)
Danke für den Artikel und die Beispiele. Das ist wirklich ein unterschätztes Tool, wie so viele Plug-ins in Logic. Nutze ich immer wieder gerne für kreative Effekte.
Bin seit einiger Zeit immer mal wieder nur mit den Stock PlugIns unterwegs. Werde das weiter so machen. Meine Musik wird ja nicht mit jedem zugekauften PlugIn besser. Vom Hardware-Sammeln bin ich schon lange geheilt, bei der Software werde ich das auch noch schaffen.
Vielen Dank für den coolen Workshop. Man muss dringend erwähnen, dass Phat FX nicht irgendein Effekt Plugin ist. Phat FX und Step FX wurden damals von Camel Audio entwickelt und unter den Namen CamelPhat und CamelSpace verkauft. Apple hat dann Camel Audio aufgekauft und anschließend 3 Plugins (Alchemie, Phat FX und Step FX) kostenlos dem Logic Pro X hinzugefügt.
Die Plugins Phat FX und Step FX haben damals jeweils um die 135 Euro gekostet und waren damals schon der Hammer.
Hier ein Link zu den damaligen Plugins.
https://equipboard.com/brands/camel-audio
@Round Robin Hui, danke für den coolen Link!