So rettet ihr euren DJ-Gig
Mit dem Fortschreiten der Technologie des digitalen Auflegens und immer neuen Innovationen im DJ-Bereich ist eine Sache enorm wichtig geworden: Speicherkapazität. Über die Bedeutung von USB-Sticks und unsere Empfehlungen haben wir in diesem Artikel bereits gesprochen. Heute geht es um mobile Festplatten und Backups.
Was müsst ihr beachten, wenn ihr euren Speicher mit den mobilen Speichergeräten erweitern wollt? Was sind die Vorteile von SSDs gegenüber HDDs? Wie bereite ich die Speichergeräte bestmöglich für die Organisation meiner Tracks wie auch für Backups vor? All das lest ihr in diesem Workshop.
Inhaltsverzeichnis
Kurzer Exkurs in die Vergangenheit
Normalerweise wollen wir nicht die ewig gestrigen DJs sein, die von früher erzählen und wie schwer es damals war, seine kuratierten Playlists auf eine Veranstaltung mitzunehmen. Doch für diesen Workshop machen wir eine kleine Ausnahme, auch um wertzuschätzen, wie weit uns die Technik des digitalen Auflegens inzwischen gebracht hat.
Gerade für einen Open-Format-DJ, der viele verschiedene Musikrichtungen an einem Abend bedient, war die Zeit vor Festplatten und Laptops eine Herausforderung – auch physisch. Je nach Veranstaltung legt ein DJ pro Abend zwischen 100 und 200 Songs auf. Das bedeutet, dass der DJ früher ein Vielfaches dieser Anzahl an Schallplatten mitnehmen musste. Wer einmal einen vollgepackten Plattenkoffer getragen hat, weiß, dass das mitunter zu einem richtigen Kraftakt werden kann (die Jubelstürme meiner Freunde, wenn meine Plattensammlung umzieht hallt heute noch in meinen Ohren nach).
Allein dieser Umstand macht den Vorteil digital organisierter Musiksammlungen deutlich, bringt dafür aber allerhand anderer Herausforderungen mit sich, die man nicht außer Acht lassen darf.
Theoretisch könnte ein Plattenkoffer gestohlen werden, aber dass jemand mitten in der Nacht mit einen vollgepackten Koffer durch die Gegend rennt, ist eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist es, dass heutzutage ein Fehler auf der Festplatte auftritt, der unsere Musikdateien kompromittiert und unbrauchbar macht. Leider kam es auch schon vor, dass ganze Laptops von DJs gestohlen wurden und wenn man die Bedeutung dieser teilweise unwiederbringlichen Daten betrachtet, handelt es sich hierbei um nicht weniger als eine Katastrophe – vor allem, wenn man kein Backup der Daten erstellt hat. Fangen wir also damit an, wie man seine externe Festplatte am besten vorbereitet.
Backup erstellen – so geht’s
Grundsätzlich gibt es viele Möglichkeiten, seine Musikdateien auf einer externen Festplatte zu sichern. Hier werden wir nur einige Beispiele besprechen, doch gerade mit externen Dienstleistern und Programmen sind die Backup-Möglichkeiten quasi endlos.
Die einfachste Möglichkeit, seine Daten wie Playlists, HotCues und natürlich Songs zu sichern, ist es, sie von vornherein auf eine Festplatte auszulagern und diese doppelt zu besitzen. Sollte dann eine Festplatte kaputt- oder verlorengehen, kann man einfach die gespiegelte Backup-Festplatte anschließen und über den Laptop auf diese Daten zugreifen, als gäbe es keinen Unterschied. Auch wenn der Laptop mal einen Cuba Libre abbekommt oder gestohlen wird, sind die Daten sicher. In dem Fall muss man lediglich einen neuen Laptop mit entsprechender DJ-Software aufsetzen. Das ist natürlich teuer, aber immer noch besser, als alle Musikdateien gleich mit zu verlieren.
Formatierung der Festplatten
Achtet bei der Formatierung der Festplatten darauf, dass sie sowohl mit dem richtigen Betriebssystem, als auch eurem Controller bzw. der DJ-Software kompatibel ist. Die gängigsten Formatierungen sind FAT32 und exFAT. Letztere ist die Erweiterung der FAT32-Formatierung und erlaubt es, auch Dateien, die größer als 4 GB sind, zu übertragen.
Backups mit der jeweiligen DJ-Software
Jede größere DJ-Software hat eine eingebaute Backup-Funktion, die ihr nutzen könnt, um eure Daten wie Tracks, HotCues und Playlists zu sichern. Wichtig ist es hierbei zu schauen, welche Art von Daten gesichtert werden und ob ihr alles ausgewählt habt, was euch bei einem möglichen Verlust der Daten wichtig ist. Traktor DJ Pro von Native Instruments lässt euch beispielsweise wählen, welche Daten ihr alle wiederhergestellt haben wollt, solltet ihr den Laptop verlieren. Hierfür geht ihr einfach in die Einstellungen und seht unten bereits den Button „Export“. Dort könnt ihr dann anschließend auswählen, welche Daten ihr exportiert haben möchtet.
Rekordbox von Pioneer DJ bietet bspw. auch einen bezahlbaren Cloud-Speicher an, in den ihr eure Backups hochladen könnt. So spart ihr euch bspw. die externe Festplatte und könnt sicher sein, dass eure Daten in jedem Fall und von überall wiederhergestellt werden können, selbst wenn ihr unterwegs seid. Doch eine lokale Speicherung der Daten ist in rekordbox einfach möglich. Geht hierfür einfach unter „Datei → Bibliothek → Bibliothek sichern“ und schon seid ihr fertig. Der Prozess dauert je nach Größe eurer Musikbibliothek etwas länger, doch am Ende habt ihr eine ZIP-Datei mit all euren Daten.
Bei Serato wiederum ist das Backup sehr einfach zu erstellen. Hierfür kopiert ihr einfach den Serato Ordner, der automatisch von der Software erstellt wurde, auf eure Backup-Festplatte. Wenn dann euer ursprünglicher Ordner mal abhanden kommt, sagt ihr der Software lediglich, wo sich der neue Ordner befindet oder kopiert ihn an die entsprechende Stelle. Ähnlich verhält es sich auch mit Virtual DJ, wo ihr den entsprechenden Ordner in den Einstellungen unter „Database → Create Database Backup“ erstellen könnt.
Mobile Festplatten für DJs
Nachdem wir geklärt haben, warum externe Festplatten extrem wichtig für DJs sind, schauen wir uns nun an, was eine Festplatte für DJs alles mitbringen muss.
Grundsätzlich sind zwei Faktoren entscheidend, damit eine Festplatte gerade für DJs geeignet ist. Zum einen sollte die Festplatte über eine ausreichende Lese- und Schreibgeschwindigkeit verfügen. Grundsätzlich werden große Datenmengen auf die Speichergeräte übertragen. Eine gute Schreibgeschwindigkeit sorgt dafür, dass wir DJs nicht zu lange auf die Übertragung der gewünschtem Daten warten müssen. Vor allem bei der Übertragung kompletter Musikbibliotheken spart einem das eine Menge Zeit. Eine schnelle Lesegeschwindigkeit sorgt wiederum dafür, dass die Tracks ohne große Verzögerung geladen, analysiert und abgespielt werden.
Der zweite, wichtige Faktor ist die Robustheit bzw. Mobilität der Geräte. DJs sind häufig unterwegs und das Equipment leidet ggfs. unter den Bedingungen auf Tour. Eine Festplatte könnte Schläge abbekommen oder sogar herunterfallen. Natürlich tut ein Sturz keiner Festplatte gut aber wenn es mal doch passiert, ist eine Festplatte mit robustem Gehäuse Gold wert. Hier sind HDD-Festplatten wesentlich anfälliger als SSD-Festplatten, da sie mechanisch arbeiten und sich bewegliche Kleinteile im Innern befinden, die kaputtgehen können. Deswegen empfehlen wir auch immer in der Regel eine SSD, auch wenn sie meist teurer in der Anschaffung ist.
Unter diesen Bedingungen haben wir uns einige Festplatten angeschaut und möchten euch nun unsere, persönlichen Empfehlungen geben.
Unsere Empfehlungen
SanDisk Extreme Portable SSD
Wir starten mit einem absoluten Klassiker. Diese Festplatte hat sicher jeder DJ schon einmal gesehen oder sie wurde ihm empfohlen. Die SanDisk Extreme Portable verrät schon im Namen, was dieses Gerät ausmacht. Sie ist super mobil und dabei sehr robust. Die gummierte Oberfläche macht sie sehr griffig und dank einer Länge von gerade einmal 10,6 cm lässt sie sich quasi überall verstauen. Darüber hinaus ist sie nach IP65 geschützt und somit staubgeschützt wie auch beständig ggü. Wasser. Zusätzlich bietet sie Lese- und Schreibgeschwindigkeiten bis zu 1.050MB/s bzw. 1.000 MB/s. Preislich kann man das Modell mit Speicherplatz von 500 GB schon für 80,- Euro ergattern.
Crucial X10 Pro
Sicherlich eines der besten Geräte unter den mobilen Festplatten ist die X10 Pro von Crucial. Ausgestattet mit einem Metallgehäuse, ist die X10 Pro stoß- und sturzsicher. Darüber hinaus bietet das Speichergerät fantastische Lesegeschwindigkeiten von bis zu 2.100 MB/s und Schreibgeschwindigkeiten bis zu 2.000 MB/s. Dafür ist die X10 Pro auch etwas teurer als andere SSD-Festplatten. Wer allerdings auch mit etwas langsameren Geschwindigkeiten zurecht kommt, der kann sich das Vorgängermodell X9 Pro anschauen, das genauso robust ist aber dafür etwas langsamer und daher günstiger. Das 1 TB Modell fängt bei 138,- Euro an.
Samsung SSD T7
Ebenfalls sehr beliebt unter DJs, Musikproduzenten und auch Fotografen ist die T7 SSD von Samsung. Mit Abmessungen von gerade einmal 8,5 x 5,7 cm passt das kleine Wunderwerk in jede Hosentasche. Das Metallgehäuse schützt die wertvollen Daten, wobei das Gerät dabei sogar noch sehr schön aussieht. Die Schreib- und Lesegeschwindigkeiten sind ebenfalls auf einem hohen Niveau, was die T7 von Samsung zu einem perfekten Begleiter auf Tour macht.
Wer Vertrauensprobleme hat, dem können wir auch die robustere Version T7 Shield empfehlen. Gleiche Performance wie die T7, aber mit mehr Fokus auf ein widerstandsfähiges Gehäuse, das selbst Stürze aus 3 m Höhe überleben soll (das würde ich allerdings nicht ausprobieren). Kostentechnisch liegt die Festplatte bei 95,- Euro für 500 GB Speicherplatz.
LaCie Rugged SSD
LaCie ist sehr bekannt unter DJs. Wem die Sicherheit seiner Daten noch mehr am Herzen liegt, für den ist die LaCie Rugged SSD vielleicht die Lösung. Die Festplatte wird von einer im auffälligen Orange gehaltenen Gummihülle geschützt. Diese sorgt für hervorragenden Sturz-, Vibrations- und auch Wasserschutz, was einem ein sehr gutes Gefühl gibt, wenn es um die Schutz seiner geliebten Library geht. Diese zusätzliche Sicherheit hat allerdings auch ihren Preis, denn die LaCie Rugged SSD ist die Teuerste der hier vorgestellten Festplatten. Wer bspw. vorhat, bei staubigen Festivals in der Wüste Amerikas aufzulegen, für den ist die Anschaffung dieses Gerätes sicher eine Überlegung wert. Der Preis für 500 GB liegt bei 169,- Euro.
Natürlich gibt es viele weitere Festplatten, die für DJs mehr als geeignet sind. Da kommt es auch auf persönliche Präferenzen an. Zuverlässigkeit ist hierbei sicherlich die wichtigste Anforderung. Also informiert euch vor dem Kauf und hört vor allem auf Feedback von Leuten, die diese Festplatten bereits getestet haben.
Bei den großen Preisunterschieden ist es wichtig, auf die Specs der einzelnen Gehäuse zu achten. Eine „nackte“ 500er SSD ist von unter 20€ innerhalb des letzten Jahres auf 25€ für die günstigsten Modelle gestiegen. Wenn wie hier die LaCie mit 169€ da steht, dann ist das auf das unterstützte Thunderbolt Protokoll zurückzuführen. Sehr schnell, aber für eine Audioanwendung eindeutig überqualifiziert. Spielt den Vorteil nur aus, wenn ich ein Backup von der Externen auf die Interne spiele. Für eine Audioanwendung mit maximal zwei Stereostreams würde eine Festplatte reichen, aber wie im Test beschrieben, sind die mechanisch anfälliger. Habe gerade mal in einer Suchmaschine nachgeschaut, die Rugged gibt es bereits um die 100€ für die 500GB SSD mit USB 3.2.
Was mir mit am Wichtigsten für Jobs dieser Art erscheint, sind die Qualität der Kabel und Buchsen. Da gibt es gewaltige Unterschiede. Ich bin kein DJ, würde aber nur in einer Notsituation so einen Auftritt von einer externen Platte fahren. Eine kleine Erschütterung reicht, um den Stream abreissen zu lassen. Feste Verbindungen zwischen Kabeln und Buchsen sind Gold wert. Es gibt gute USB B Buchsen und Stecker, aber die C halte ich für die (meist) stabilere Version
@Tai volle Zustimmung von meiner Seite. Wobei ich immer eine Festplatte als Backup mit hatte und zum Glück nie gebraucht.
Die letzten Jahre war dann ein Ipad mein Backup. Dj App und 400 Titel drauf. Auch nie als Backup gebraucht, aber mal auf privaten Partys getestet, läuft.
Die besten Backups – die die du nie brauchst. Ich mache inzwischen Liveaufnahmen, zuletzt für ne CD, mit dem iPad. Sehr zuverlässig, wenn ich die angesprochene Kabelproblematik beachte.
Ach ja, ein Fehler, der mir häufiger begegnet: die Platte ist prima, sogar das Kabel stimmt. Dazwischen ist aber ein Hub, der die Geschwindigkeiten nicht annähernd mitmacht. Also bei einem Datentransfer auf jede einzelne Komponente achten. Keine Adapter verwenden. Passen die Anschlüsse nicht, es gibt Kabel mit beliebigen Kombinationen auf der einen und anderen Seite bezüglich der Stecker.