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Workshop: Bandlogistik und optimaler Transport

Was für den Transport des Equipments und der Bandmitglieder zu beachten ist

21. Juli 2022
Workshop: Bandlogistik und optimaler Transport

Gute Bandlogistik und optimaler Transport sind Voraussetzungen für einen entspannten Gig

Es ist immer wieder ein leidiges Thema. Der Gig steht an und die Band steht vor der Frage: Wie reisen wir an? Wie wird der Transport des Equipments organisiert? Was geschieht vor Ort? Wer baut wann auf und ab? Diese zunächst trivial erscheinenden Fragen werden jedoch schnell zu einer ganzen Fragenkette, deren Antworten man sich besser nicht erst am Tag vor dem Gig stellt. Hier erfahrt ihr, welche Optionen ihr habt und was alles zu berücksichtigen ist, wenn man die Logistik für eine Show plant.

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Transport: unterschiedliche Güter

Es mag sich albern anhören, aber grundsätzlich ist zwischen zwei verschiedenen Transportgütern zu unterscheiden: Personentransport und Equipment-Transport. Gerade in diesem Bereich tun sich die ersten Probleme auf, die man vielleicht als junge und aufstrebende Band bislang gar nicht berücksichtigt hat. Im voll bepackten Kleinwagen finden oft nicht mehr als eine bis zwei Personen Platz und vielleicht ist dieser bereits nur mit einem Fahrer hoffnungslos überladen. Der voll beladene Kleinbus mit Platz für fünf Personen plus Equipment mag zunächst eine gute Idee sein, doch wie sieht es mit der Sicherheit bei einer Vollbremsung auf der Autobahn aus? Und auch hier gibt es hinsichtlich des Gesamtgewichts Grenzen, möchte man die Fahreigenschaften und die Sicherheit des Fahrzeugs erhalten. Und wie sieht es überhaupt mit dem Stapeln des Equipments aus? Oftmals gestaltet sich das Einladen wie ein Tetris-Spiel und beim Auspacken erleben die Musiker immer wieder eine böse Überraschung, weil das, was nicht passte, passend gemacht wurde.

Da beide Transportgüter, Mensch und Equipment, gleichermaßen sicher transportiert werden sollten, machen wir uns nun einige Gedanken darum, wie wir das bewerkstelligen können.

Equipment Transport – was ist zu berücksichtigen?

Ob Schülerband oder Profi, Equipment ist teuer und sollte sorgsam transportiert werden. Zu diesem Zweck gibt es eine Vielzahl an Taschen und Cases, die sich aber nicht gleichermaßen gut für jeden Transport eignen.

Taschen

Taschen sind immer dann von Vorteil, wenn es darum geht, das Gewicht möglichst gering zu halten und wenn eine einzelne Person in der Lage sein soll, ein Auto zu be- und entladen. Nicht selten ist bereits ein Keyboard wahnsinnig schwer, insbesondere dann, wenn es sich um professionelle Modelle mit Metallgehäuse und 88 Tasten mit Hammermechanik handelt. Aufgrund von Größe und Gewicht ist der Transport in einem stabilen Holz-Case eine Qual. Hinzu kommt, dass die meisten Autos keinen Kofferraum bieten, der für solch lange Instrumente ausreichend Platz bietet. Selbst mancher Kombi-Kofferraum mit umgeklappter Rücksitzbank versagt hier, möchte man das Case nicht unter Verlust von Laderaum diagonal in den Kofferraum wuchten. Mit Taschen spart man einige Zentimeter ein, das Gewicht der Tasche selbst spielt kaum eine Rolle und das Be- und Entladen ist von nur einer Person möglich.

Der größte Nachteil von Taschen ist allerdings, dass das Equipment nur oberflächlich gegen Kratzer geschützt ist und nur schlecht gestapelt werden kann. Stöße und Schläge können nach wie vor abstehende Regler beschädigen, sodass äußerste Vorsicht angebracht ist. Zudem sind dick gepolsterte Taschen wieder ein Problem, wenn es um die effiziente Nutzung des Laderaums geht, da diese dann nicht viel weniger Platz einnehmen als ein Case. Dünnere Taschen hingegen bieten kaum Schutz. Hier ist also sorgfältiges Abwägen angesagt. Wird das Equipment ausschließlich zwischen Proberaum und Auftrittsort von der gesamten Band transportiert, ist ein Case die bessere Wahl. In der Regel wird gemeinsam ein- und ausgeladen, sodass das Gewicht keine Rolle spielt. Wird das Equipment hingegen auch außerhalb des Proberaums bei anderen Gelegenheiten genutzt, öfter mit nach Hause genommen und muss von einer Person alleine transportiert werden, ist eine Tasche rückenfreundlicher. Zu Hause lassen sich zudem mehrere Taschen einfach zusammenlegen und nehmen im Keller wenig Platz weg. Bei Cases hingegen sieht das ganz anders aus und nicht immer zieht das Argument, dass Cases wichtiger sind als Waschmaschine, Trockner und Fahrräder.

Workshop: Gute Bandlogistik und optimaler Transport

Die sicherste und doch zugleich auch schwerste Transportlösung: Cases

Cases

Stabile Cases bieten maximalen Schutz für wertvolles Equipment. Dies gilt allerdings nur dann, wenn entsprechendes Material genutzt wird, das Schlägen und Stößen standhält und diese auch abfedert. Cases sind im Vergleich zu Taschen oft erheblich teurer und das Gewicht schreckt viele ab. Der Vorteil ist allerdings auch, dass Cases gezielt für die eigenen Bedürfnisse und das eigene Equipment angefertigt werden können. Zusätzliche Kabelfächer für das Mischpult sind ebenso möglich wie Rollen, mehr Griffe, spezielle Lackierungen und vieles mehr. Als Material kommen Multiplex, PVC und verschiedene andere Materialkombinationen wie stoffüberzogenes Plastik zum Einsatz. Entscheidend ist oft die Materialdicke, denn dünne Außenwände schützen zwar wie eine Tasche vor Kratzern, brechen bei Stößen aber schnell auf. Auch bei der Polsterung innen gibt es große Unterschiede. Bei Keyboard- oder Gitarren-Cases sind in der Regel Schaumstoffpolsterungen zu finden.

Bei Racks reicht das Spektrum von überhaupt keiner Abfederung über die Aufteilung zwischen Innen- und Außencase mit entsprechender Schaumstoffpolsterung dazwischen bis hin zu federnd gelagertem Equipment. Hier entscheidet vor allem der Wert des Equipments über die Wahl des passenden Cases. Im Tour-Alltag geht es bisweilen sehr ruppig zu und die freiwilligen Helfer, die beim Stadtfest Open Air mal eben schnell für ein Bier mithelfen, den Bandbus zu entladen, sind nicht immer vorsichtig. Zu diesem Thema sammeln sich sicherlich schnell Stories aus dem eigenen Tourleben in den Kommentaren unter dem Artikel.

Zum Thema Rollen sei zu sagen, dass hier in jedem Fall auf Rollen mit Bremsen zurückgegriffen werden sollte. Zum richtigen Beladen komme ich später noch, doch gerade beim geliehen Lkw mit Laderampe hat man schon so manches Rollencase einen plötzlichen Absturz hinlegen sehen, weil es sich plötzlich beim Hoch- oder Runterfahren der Rampe in Bewegung gesetzt hat. Gleiches gilt auch für die Nutzung von Lastenaufzügen, die man oft bei Indoor-Veranstaltungen in Theatern antrifft. Über die mangelnde Manövrierfähigkeit von Cases mit nur zwei Lenkrollen möchte ich mich hier nicht weiter auslassen, denn das kennt jeder, der mal im Baumarkt oder bei Ikea einen Karren geschoben hat.

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Kabelaufbewahrung

Auch für den Transport von Kabeln gibt es die Möglichkeit, auf Cases oder Taschen zurückzugreifen. Ein klarer Vorteil von Cases ist die mögliche Unterteilung in verschiedene Fächer. Die gibt es prinzipiell zwar auch bei vielen Taschen, allerdings verrutscht dort durch die größere Flexibilität des Materials doch oft der Inhalt beim Transport. Ich selbst bevorzuge für meine Instrumentenkabel und zusätzliches Kleingerät eine Tasche. Diese hat nicht nur Gewichtsvorteile, sondern sie passt immer irgendwie in meinen Pkw, zur Not im Fußraum des Beifahrersitzes. Für die PA-Verkabelung wie Multicore, XLR-Kabel, Stromkabel, Lautsprecherkabel und so weiter würde ich allerdings ein Case mit Unterteilung bevorzugen. Diese Kabel später am Auftrittsort zu entwirren, macht keinen Spaß und hält nur unnötig auf.

Sackkarren und Transportbretter

Der rückengeplagte Musiker freut sich selbstverständlich immer, wenn er das schwere Equipment nicht tragen muss. Schnell kommen Sackkarren und Transportbretter oder spezielle Transportwagen für das Equipment in den Sinn. So nett der Gedanke sich im ersten Moment anhört, auf das Heben und Tragen verzichten zu können, so unpraktisch können derlei Hilfsmittel in der Praxis sein.

Eine Sackkarre ist sehr unpraktisch, wenn es um den Transport von Cases, insbesondere 19“-Cases geht. Die Auflagefläche ist oft zu klein und die Cases rutschen auf der Sackkarre hin und her. Zurrt man das Equipment fest, ist man länger mit dem Festzurren und Lösen von Spanngurten beschäftigt als mit dem eigentlichen Transport. Sackkarren müssen außerdem Stöße abfedern können. Dies geht nur mit entsprechender Bereifung. Stabile Sackkarren sind groß und oft sogar auch recht schwer. Treppen lassen sich, wenn überhaupt, nur mit Spezialsackkarren überwinden und auch eine Sackkarre muss transportiert werden.

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RockNRoller R12 Stealth (All-Terrain)

Transportbretter sind kleiner und lassen sich oft noch irgendwie im Pkw oder dem Bus unterbringen. Racks können bequem aufrecht transportiert werden. Allerdings muss auch hier oft für eine gewisse Rutschsicherheit gesorgt werden. Eine aufgeklebte Gummimatte kann helfen, oft bleibt aber auch an dieser Stelle nur der Spanngurt. Besser geeignet sind integrierte Cases und Racks mit Rollen beziehungsweise spezielle Abdeckungen/Deckel mit Rollen für das Equipment (zum Beispiel für schwere Subwoofer).

Transportwagen sollen einer einzelnen Person das häufige Hin- und Herlaufen zwischen Pkw und Bühne abnehmen. Das ist erneut nett gedacht, ab einem gewissen Gewicht mangelt es aber an Manövierfähigkeit. Hat der Wagen nur an einer Seite Lenkrollen, ist er schwer zu manövrieren. Hat er an allen Seiten Lenkrollen, bricht er schon bei kleinsten Unebenheiten im Boden aus. Die gängigen Modelle für Musiker, die man bei den großen Musikhäusern findet, besitzen zudem nur an einer Seite große Rollen. Der Weg über Kopfsteinflaster beim Gig auf der Kirmes oder dem Straßenfest, bei dem wieder nicht an eine Be- und Entlademöglichkeit in Bühnennähe vom Veranstalter gedacht wurde, gerät so zu einem echten Nervenkrieg. Erneut muss auch so ein Transportwagen erst einmal Platz im Pkw finden. Die Stoßdämpfung ist sehr gering.

Pkw, Transporter, Kleinbus?

Nun haben wir das Equipment sicher in Taschen und Cases verpackt und der Zeitpunkt ist gekommen, es zum Auftrittsort zu transportieren. Spätestens jetzt stellt sich die Frage, worin man das am besten macht?

Pkw

Während die Einzel-Pkw in den meisten Fällen von den Musikern bereits entsprechend der Transportbedürfnisse des eigenen Equipments ausgelegt sind, ist der Transportraum für das PA- und Lichtequipment eher Mangelware. Schnell werden dann die Privatfahrzeuge von Sänger oder Sängerin zum Transport der PA auserkoren, weil diese schließlich keine Instrumente transportieren müssen. Dass diese aber nicht immer einen Kombi oder Kleinbus besitzen, weil sie eben selten großes Equipment zu transportieren haben, entgeht bei dieser Überlegung oft.

Pkw sind auch nicht gut für den Transport von Cases geeignet. Diese lassen sich weder festzurren noch vernünftig stapeln. Ladekanten am Kofferraum, instabile Kofferraumböden und nicht zuletzt die Scheiben des Fahrzeugs stellen große Hürden dar. Für das Beladen von Privat-Pkw bieten sich deshalb Taschen oft mehr an als Cases.

Transporter

Bleibt ein Transporter, am besten mit Laderampe. Dieser ist erheblich besser für den Transport von Cases geeignet, allerdings weniger gut für Taschen. Cases mit Rollen sollten niemals auf den Rollen stehen, wenn diese nicht mit einem vernünftigen Bremssystem ausgestattet sind (bei allen vier Rollen). Einfacher ist es oftmals, diese Cases einfach auf die Seite zu legen oder den Kopf zu drehen, sofern das Equipment das zulässt (nicht so gern gesehen bei Cases mit Kabeln). Das Festzurren von Cases ist Pflicht. Verrutscht die Ladung während der Fahrt, kann im schlimmsten Fall das Fahrzeug schon bei einer leichten Schräglage in der Kurve einer Autobahnabfahrt umkippen. Auch die Gewichtsverteilung auf der/den Achsen spielt eine große Rolle. Diese sollte stets ausgeglichen sein. Gerade bei Miet-Transportern sollte auch die Fahrt zur Reifendruckkontrolle an der Tankstelle vor dem Beladen stattfinden.

Wie hoch Equipment sicher gestapelt werden kann, hängt vom Transporter ab. Der Pritschenwagen mit dünnen Brettern als Außenwand, die nur mit einer Plane überzogen sind, ist dafür nicht immer uneingeschränkt geeignet. Auch gestapeltes Equipment muss entsprechend vor dem Verrutschen und Herunterfallen gesichert werden. Spanngurte in ausreichender Zahl gehören also fest zum Equipment. Viele Transporter haben spezielle Punkte zum Anbringen von Spanngurten zur Ladungssicherung, die unbedingt genutzt werden sollten.

Kleinbus

Der Kleinbus eignet sich prima für die Fahrt der Bandmitglieder zum Auftrittsort. Für die Michael Jackson Tribute Live Experience Show fahren die Mehrzahl der Musiker gemeinsam mit den Tänzerinnen in einem Neunsitzer. Das ist eine recht bequeme Lösung und so kommen alle gleichzeitig am Auftrittsort an. Nachteilig ist, dass die meisten Kleinbusse nur über einen verhältnismäßig kleinen Kofferraum verfügen und dieser schon mit Koffern für Kostüme und Übernachtung gut gefüllt ist. Hier noch das komplette Band-Equipment unterzubringen, das in unserem Fall nur aus Instrumenten (die PA wird vor Ort gestellt) besteht, ist so gut wie unmöglich. Der Kleinbus bietet sich also eher dann an, wenn Instrumente und so weiter auch vor Ort gestellt werden oder als Ergänzung zu einem Transporter, wenn ein größeres Team reisen muss. Für die meisten Bands reicht ein gemieteter Transporter in Verbindung mit einem weiteren Privat-Pkw, um Equipment und Musiker zum Auftrittsort zu befördern.

Mieten, leasen oder kaufen?

Ab einer bestimmten Auftrittsdichte muss dringend darüber nachgedacht werden, ob das ständige Mieten eines Transporters noch sinnvoll ist. Dieser muss für jeden Termin einzeln gemietet, abgeholt und später wieder zurückgebracht werden. Irgendjemand muss das übernehmen. Und auch die Wahl des Fahrers ist nicht ganz so einfach, weil aus Versicherungsgründen oftmals die Fahrer begrenzt werden und manchmal sogar nur derjenige, der den Transporter geliehen hat, diesen auch fahren darf.

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Transporter einer großen deutschen Autovermietung

Ich habe mal bei örtlichen Unternehmen die Preise für einen üblichen Transporter für eine Band-PA samt Instrumenten angefragt. Der Preis bewegt sich für einen Mercedes Benz Sprinter lang bei rund 217 Euro bei einer Abholung an einem Samstag und Rückgabe nächsten Tag. Ein Transporter wie der Renault Master liegt bei einer durchschnittlichen Leasingrate von 249 Euro pro Monat und in der Finanzierung bei durchschnittlich 199 Euro pro Monat. Eine professionelle Band, die jedes Wochenende zwei bis drei gut bezahlte Gigs spielt, wird sich also erheblich besser dabei stehen, ein Fahrzeug zu leasen. Dies sollte bei fast allen Leasing-Gesellschaften als GbR problemlos als Geschäfts-Leasing möglich sein.

Ein Kauf (eventuell per Finanzierung) lohnt sich nur dann, wenn das Fahrzeug mit dem eigenen Bandlogo versehen werden soll und gegebenenfalls mit Sponsorenwerbung. Der Vorteil gegenüber dem Leasing ist, dass das Fahrzeug der Band gehört und Schäden durch Kratzer oder Dellen nicht sofort zu einer hohen Abschlusssumme bei der Fahrzeugrückgabe führen. Nun sind diese bei einem Transporter zu erwarten und somit sollte beim Abschluss des Leasing-Vertrags darauf geachtet werden, dass nicht jeder zu erwartende Schaden im Laderaum berechnet wird. So manche Leasing-Gesellschaft mit auffallend niedrigen Monatsraten schlägt dann schließlich bei der Rückgabe zu und ist unterm Strich teurer als eine andere Gesellschaft mit höheren Raten, die sich dafür erheblich kulanter zeigt.

Workshop: Gute Bandlogistik und optimaler Transport

Spanngurte sind für das Verladen im Transporter ein Muss

Am Veranstaltungsort angekommen

Für welche Transportmöglichkeit man sich auch immer entscheidet, irgendwann kommt die Band am Veranstaltungsort an. Im Idealfall hat man bereits vorher geklärt, wie die Anfahrt zur Bühne/Halle möglich ist. Gerade bei Open Air Veranstaltungen ist das oft ein Problem, weil die Fahrt der letzten Meter unter Umständen eine Genehmigung erfordert. Niemandem ist damit geholfen, wenn der Transporter einen Kilometer von der Bühne entfernt geparkt und das Equipment mühsam zur Bühne getragen werden muss, weil direkte Zufahrt an die Bühne nicht möglich ist.

Workshop: Gute Bandlogistik und optimaler Transport

Ankunft vor verschlossener Tür. Ankunftszeiten müssen kommuniziert werden, wenn alles reibungslos klappen soll (und jeder muss sich daran halten)

Bei vielen Stadtfesten ist die Einfahrt über Fußgängerzonen nur zu bestimmten Uhrzeiten überhaupt gestattet. Als Band sollte man das vorab wissen und einplanen. Manche Veranstalter scheren sich auch nicht um Fahrzeuglängen oder noch schlimmer Fahrzeughöhen und bieten dann zwar kostenlose Stellplätze in einem Parkhaus oder einer Tiefgarage an, in die man vielleicht aufgrund der Fahrzeugmaße gar nicht einfahren darf oder kann (Tipp: Ein Aufkleber mit der Fahrzeughöhe und -breite gehört in jedem Fall auf das Armaturenbrett).

Workshop: Gute Bandlogistik und optimaler Transport

Vor allem Straßenfeste und Festivals sind hinsichtlich der Bühnenzufahrt eine Herausforderung

Gleiches gilt für die Anfahrt mit mehreren Pkw. Wie viele Fahrzeuge dürfen zu welcher Zeit gleichzeitig die Bühne anfahren? Wo gibt es Stellplätze nach dem Ausladen und wie viele? Sind dafür Parkausweise nötig? Wer ist der Ansprechpartner vor Ort, der diese ausgibt? Immer und immer wieder erlebe ich, dass genau diese Infos fehlen und da ich oft mit dem Privat-Pkw anreisen muss, während die anderen Musiker per Kleinbus fahren, werde ich regelmäßig mit den dadurch entstehenden Problemen konfrontiert. Oftmals rufe ich vorher selbst beim Veranstalter an oder spreche mit den Hausmeistern/Hallentechnikern, um diese Infos vorab zu bekommen. Das können auch Codes für Schrankenanlagen sein, alternative Adressen für das Navi oder eben wichtige Hinweise für das Einfahren in verkehrsberuhigte Zonen/Fußgängerzonen oder auf Festplätze.

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Zufahrtswege zur Bühne stellen Musiker bei Open Air-Bühnen oft vor besondere Herausforderungen

Fahren alle Musiker mit ihrem privaten Pkw, ist es sinnvoll vorher zu überlegen, wer wann ankommt oder den Verladeplatz in Bühnennähe nutzt. Es bringt überhaupt nichts, wenn mehrere Fahrzeuge gleichzeitig versuchen die Bühne anzufahren und sich dann gegenseitig blockieren. Bei vielen Open Air Bühnen gibt es eine schmale Treppe als Bühnenaufgang an genau einer Seite. Einigt euch, wer diesen zuerst nutzt. Oftmals werden das der Schlagzeuger und der Keyboarder sein, da diese das meiste Equipment zu transportieren haben und am längsten aufbauen. Danach geht es dann mit Bassisten und Gitarristen weiter. Zuerst wird das Equipment auf die Bühne gebracht (und so abgelegt, dass andere noch zu ihrem Platz gelangen können), dann das Fahrzeug weggefahren, dann aufgebaut. Immer wieder erlebe ich, dass ein Musiker sein Fahrzeug entlädt und dann in Bühnennähe stehen lässt, während er in aller Seelenruhe aufbaut. Alle anderen müssen dann weitere Wege mit ihrem Equipment laufen. Was sich eigentlich selbstverständlich anhört, ist leider in der Praxis nicht die Regel.

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Oftmals besteht der Bühnenzugang nur aus einer schmalen Treppe. Bei kleinen Bühnen ist zudem wichtig, wann wer aufbaut. Es macht keinen Sinn, wenn alle gleichzeitig auf der Bühne herumturnen.

Nutzt die Band eine eigene PA, wird zunächst diese ausgeladen und alles bis auf die Instrumenten-/Mikrofonverkabelung aufgebaut. Erst dann kommen die Instrumente. Alles andere führt zu Chaos auf der Bühne, man tritt sich gegenseitig auf die Füße und an eine saubere Verkabelung der PA ist nicht mehr zu denken. Ist ein PA-Verleiher vor Ort, spricht man mit diesem ab, wann die Bühne betreten werden kann. Dieser kann seinen Job nicht ordentlich machen, wenn die Musiker ihm schon die Bühne voll stellen, bevor er überhaupt alles aufgebaut und verkabelt hat.

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So nicht: Techniker und Musiker gleichzeitig beim Aufbau. Durch vernünftige Absprachen lassen sich solche Situationen verhindern. Dafür muss deutlich kommuniziert werden, wann die Techniker mit dem Aufbau fertig zu sein haben und wann die Band voraussichtlich ankommt.

Nach dem Aufbau

Taschen und Cases gehören nach dem Auspacken des Equipments nicht mehr auf die Bühne! Das sieht nicht nur blöd aus, sondern gefährdet auch den Ablauf. Schwarze Taschen sieht man im Eifer des Gefechts und bei schlechten Lichtverhältnissen nur unzureichend und sie stellen somit eine Gefahr für alle dar, die sich während der Show auf der Bühne aufhalten. Bevor es also mit dem Soundcheck losgeht, verstaut man diese entweder wieder im Auto oder aber unter der Bühne/hinter der Bühne. Wichtige Utensilien wie ein Ersatzkabel für die Gitarre oder Ersatzbatterien für Sendetechnik hat man natürlich vorher herausgenommen und in Reichweite gelegt.

Workshop: Gute Bandlogistik und optimaler Transport

Cases gehören nach dem Aufbau neben oder hinter die Bühne

Workshop: Gute Bandlogistik und optimaler Transport

Bühnenzugänge müssen freigehalten werden, Utensilien gehören an den Rand und nicht mitten auf Laufwege

Abbau/Abreise

Der Abbau erfolgt sinnvollerweise in der umgekehrten Reihenfolge: Gesang und Saiteninstrumentalisten bauen fix ab und verlassen mit ihrem Equipment zuerst die Bühne. Schlagzeuger und Keyboarder haben mehr zu tun und werden in der Regel die Bühne zuletzt verlassen. Nette Bandkollegen bringen dem Drummer und Keyboarder dann schon seine Taschen und Cases. Zuletzt wird die PA abgebaut. Ist es die Band-eigene PA, macht man das vielleicht gemeinsam. Ist alles verladen, bedankt man sich beim Veranstalter, trinkt vielleicht noch etwas am Bierwagen und reist gemeinsam ab. Immer wieder erlebt man leider, dass die Gesangsfraktion bereits wenige Minuten nach Show-Ende entweder an der Theke sitzt oder aber im Privat-Pkw abgereist ist, während andere Musiker noch lange Zeit mit dem Abbau und dem Verladen beschäftigt sind. Geht das Equipment noch am selben Abend wieder in den Proberaum (vielleicht, weil der gemietete Transporter am nächsten Morgen abgegeben werden muss), treffen sich alle dort und laden gemeinsam aus. Erneut sollte das eigentlich alles selbstverständlich sein, ist es aber noch lange nicht.

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Fazit

Bandlogistik und Transport sind wichtige Themen für sich und werden leider immer und immer wieder stark vernachlässigt. Die Folge sind Probleme und Streit am Auftrittsort und eine gereizte Stimmung, die einer gelungenen Show schließlich im Wege steht. Je besser dieser wichtige Part geplant ist, desto erfolgreicher wird die anschließende Show. Auch das Abbauen nach der Show und der Rücktransport zum Proberaum gehört mit dazu und sollte klar geregelt sein. Wer sich hier nur um sich selbst kümmert oder mit Ausreden wie „Ich hab’ Rücken“ um die Ecke kommt, sollte seine Einstellung zum Musikerdasein dringend überdenken (und auch die Bandkollegen sollten das tun). Eine erfolgreiche Bühnenshow ist immer ein Gemeinschaftsprodukt aller Bandmitglieder, dazu gehört neben der Musik insbesondere auch die Logistik.

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Forum
    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @PLan9 Manchmal frage ich mich, wer eigentlich dem Keyboarder beim Tragen hilft? Bei der Veranstaltung mit den letzten beiden Fotos war der Laufweg von der Tiefgarage bis zur Bühne so extrem lang, dass ich mir gewünscht hätte, einen Transportwagen zu besitzen. Dieser hätte aber die Treppen nicht bewältigen können und außerdem nicht mehr ins Auto gepasst. Wenn man dann endlich nach fünfmaligem Laufen alles im Auto hat und dann der Rest der Truppe mit je einem Teil vom Schlagzeuger in der Hand an einem vorbeiläuft, fragt man sich auch, warum man eigentlich nicht Sänger geworden ist ;-)

      • Profilbild
        bluebell AHU

        @Markus Galla Ich hab mein Fender Rhodes geliebt. Aber irgendwann war ich die Schlepperei so leid, dass ich mir was Leichteres gekauft hab. Erst ein klanglich unterirdisches, aber leichtes Korg LP10, dann endlich das Yamaha DX-7, das für mich persönlich ein hinreichend guter Ersatz war.

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